Zum Inhalt der Seite

Das Leben geht weiter

Empty Trash Fanfic
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Balkongeflüster

„Und schon Zeit gehabt dich einzuleben?“, fragte Benedikt ruhig und lehnte sich leicht mit dem Rücken gegen das Balkongeländer.

„Bis jetzt nicht wirklich“, meinte ich lächelnd und zog an meiner Zigarette. „Die letzten paar Tage hab ich mit einräumen verbracht, da kann man nicht wirklich von einleben sprechen. Aber ich denke das wird in den nächsten Tagen sicherlich noch passieren.“

„Schöne Wohnung muss ich sagen“, meinte er weiter und ließ seinen Blick durchs Wohnzimmer wandern. „Für euch beide fast wie geschaffen.“

„Wenn man mal außen vor lässt dass hier nur einer wohnt“, lachte ich und drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus.

„Wie jetzt?“

„Nun ich weiß auch nicht“, sagte ich schmunzelnd. „Aber jeder denkt wir würden hier zusammen wohnen, aber das stimmt so nicht ganz.“

„Nicht? Sah aber danach aus“, grinste Benedikt und trank einen Schluck von seinem Bier.

„Er wohnt vielleicht zur Hälfte hier“, meinte ich und zuckte leicht mit den Schultern. „Aber mehr auch nicht. So schnell sind wir dann doch auch wieder nicht.“

„Schade und ich habe mich schon auf eine große Hochzeit gefreut“, lachte er auf.

„Sag mal wollt ihr uns so schnell wie möglich vor den Traualtar bringen oder was habt ihr vor?“, kam es von mir mit einem Grinsen und einem zugleich fragenden Blick. Ständig redete hier jeder vom heiraten, dabei war es doch verrückt nach so kurzer Zeit schon an so einen Schritt zu denken. Besonders da weder ich noch Max großartig viel vom heiraten hielten.

„Das liegt nur daran, dass wir dich alle mal in einem Kleid sehen wollen und nicht immer nur in Hosen“, lachte Benedikt und stellte die Bierflasche auf den Tisch.

„Ach und dafür muss man gleich heiraten?“, fragte ich lachend zurück und zeigte ihm den Vogel. „Das könnt ihr, wenn es euch so wichtig ist, auch anders haben. Auf alle Fälle wäre es billiger und weniger Folgenreich.“

„Aber nur halb so schön“, warf Benedikt ein und ging vorsichtshalber in Deckung.

„Benedikt“, fing ich an und warf ihm einen gespielt ernsten Blick zu. „Wenn du noch einmal das Wort Hochzeit in meiner Anwesenheit erwähnst, dann schwöre ich dir, dass die nächsten 6 Monate für dich zum reinsten Alptraum werden.“

Mit großen Augen sah Benedikt mich an, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach. Alleine die Vorstellung hatte ihm wohl schon gereicht um zu diesem Gefühlsausbruch zu kommen.

„Du? Mir?“, kam es lachend von ihm, ehe er den Kopf schüttelte. „Wohl eher ich dir, besonders da ich ja jetzt weiß wie ich das anstellen kann.“

„Benedikt ich warne dich“, meinte ich zu ihm. „Ansonsten überlege ich mir das Ganze noch einmal oder ich lass mir irgendwas einfallen und glaub mir, mir würde etwas einfallen.“

„Wie du dich gegen die Hochzeitsplanung wehren kannst“, sagte Benedikt grinsend. „Oder wo du am schnellsten ein Hochzeitskleid her bekommst.“

„Benedikt!!!“, rief ich nur aus und hielt mir die Ohren zu. Das war ja schlimm und wenn das die nächsten 6 Monate so weitergehen würde, dann würde ich es wohl irgendwann doch noch mal tun, nur damit endlich Ruhe herrschte. Auf Dauer konnte das doch kein Mensch aushalten.

„Ich glaube dir hat die Tour eindeutig nicht gut getan“, meinte ich zu ihm und sah mich kurz suchend um, wohin ich denn mein Bier vorher gestellt hatte. „Damals warst du wesentlich ruhiger und reifer gewesen um es mal so auszudrücken. Da hattest du noch nicht nur solche Sachen im Kopf gehabt, da konnte man sich noch ernsthaft mit dir unterhalten. Aber jetzt? No Chance!“

Leicht zuckten Benedikts Augenbrauen nach oben, als ich das sagte und mit einem leicht fragenden Blick sah er mich an.

„Das ist jetzt nicht dein ernst oder?“, hakte er nach und in seinem Blick lag noch immer etwas fragendes.

„Najaaa... Ich meine überlege doch mal wie wir uns früher unterhalten haben und wie wir uns jetzt unterhalten“, sprach ich ruhig und lehnte mich neben ihm gegen das Balkongeländer. „Es ist jetzt einfach anders oder wir haben uns verändert oder das Umfeld hat sich geändert. Keine Ahnung, aber irgendwie hat sich etwas verändert.“

Es war schwer zu erklären was sich da verändert hatte. Es war wieder einmal so ein typisches Bauchgefühl von mir. Aber ich erinnerte mich an das Gespräch damals so kurz vor der Tour, an das Gespräch auf dem Dach des Busses und an die vielen andere Gespräche die ich mit ihm geführt hatte. Sie waren alle einfach anders gewesen und wenn ich mir die Gespräche jetzt so ansah, bekam ich stellenweise beinahe das Gefühl, vor mir würde ein komplett anderer Mann stehen.

„Ich denke was sich geändert hat sind einfach die Umstände“, kam es nach einer Weile von Benedikt der die Bierflasche in seinen Händen hin und her drehte. „Damals kannte man sich noch nicht, wusste nicht was der andere vorhatte oder dachte, wie er ist und da war einfach die Grundlage eine ganz andere. Aber das heißt nicht, dass es nicht mehr möglich ist, auch wenn sich vieles nun verändert hat.“

„Darf ich dir mal eine ernsthafte Frage stellen?“, fragte ich ihn und sah ihn von der Seite her an.

„Klar doch“, meinte er, wenn auch ein wenig verdutzt.

„Hast du dich eigentlich schon einmal gefragt was passiert wäre, wären die Jungs damals nicht in genau diesem Moment zurückgekommen?“, fragte ich ruhig und sah ihn aufmerksam an. Es war zwar komisch gerade jetzt nach diesem Abend zu fragen und eigentlich würde seine Frage auch nicht wirklich etwas ändern, aber da ich mich selbst gefragt hatte wollte ich einfach wissen ob er sich die Frage auch schon gestellt hatte.

„Wie kommst du jetzt auf das?“, fragte er zurück und lächelte leicht.

„Nun um ehrlich zu sein, hatte es mich damals stark gewundert dass du ausgerechnet am nächsten Tag hast verschwinden müssen“, sprach ich ruhig das aus, was mir damals durch den Kopf gegangen war. „Und ich hatte mich einfach gefragt ob es etwas mit dem zu tun hatte, was ein paar Stunden zuvor passiert war.“

Benedikt atmete leise aus, trank einen Schluck und sah ins Wohnzimmer und mein Blick folgte seinem Blick und somit wusste ich wohin er sah.

„Wenn du dich noch gut daran erinnerst, dann auch sicherlich an das, was ich dir damals gesagt hatte“, sprach er ruhig und nahm noch einen Schluck aus der Flasche. „Du wolltest es mir damals nicht glauben und hast noch versucht es zu erklären, aber vermutlich war es dir zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht klar gewesen auf was es hinauslaufen würde.“

Ich wusste genau was er mir damit sagen wollte, auf was er anspielte, aber dennoch war es keine Antwort auf die Frage die ich ihm gestellt hatte. Es war nicht so dass ich unbedingt eine Antwort haben wollte oder eine Antwort brauchte, aber es war einfach ein fehlendes Puzzlestück welches viele andere zusammenfügen würde.

„Aber ja ich hab mich gefragt“, sprach Benedikt weiter. „Allerdings habe ich mir diese Frage gestellt nicht im Bezug auf mich, sondern auf dich.“

„Auf mich?“, fragte ich verwundert, denn wie war das jetzt zu verstehen?

„Ja auf dich“, lachte Benedikt leise und wuschelte mir mit der Hand durch die Haare. „Hast du dich denn nie gefragt ob es nicht Schicksal war dass sie genau in diesem Moment zurückgekommen sind?“

Ok jetzt hatte er mich eiskalt mit seiner Frage erwischt und ich musste erst einmal darüber nachdenken, denn wenn ich ehrlich war, hatte ich mir diese Frage noch nie gestellt. Genauso wenig wie ich die ganze Sache mit dieser Sichtweise betrachtet hatte. Ich hatte mich lediglich gefragt was auf dem Dach weiter geschehen wäre, aber nicht was das Drumherum für eine Rolle gespielt hätte.

„Ich muss gestehen ich habe es mich nicht gefragt“, antwortete ich ihm dann nach einer Weile und schüttelte dabei den Kopf. „An das habe ich nicht gedacht oder besser es ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen mich das zu fragen.“

„Bist du glücklich?“, fragte Benedikt ruhig und sah mich nun wieder von der Seite her an.

„Ja das bin ich“, antwortete ich ruhig und dazu brauchte ich nicht lange zu überlegen. Ich war es einfach ohne wenn und aber. Es gab nichts wo ich das Gefühl hatte es würde etwas fehlen. Es war einfach so perfekt wie man es sich eigentlich nur träumen konnte.

„Dann solltest du aufhören dich 'Was wäre wenn' zu fragen sondern genieße dein Leben so wie es gerade ist“, sagte er ruhig und legte seinen Arm um meine Schultern. „Das Schicksal wird schon gewusst haben warum es was tut und warum es in einem bestimmten Moment passiert. Da brauchst du dir als Mensch keinen Kopf deswegen zerbrechen. Es kommt wie es kommt und meistens kommt es unverhofft, aber es bringt immer etwas positives mit sich.“

Leise lachte ich auf und lehnte mich gegen ihn. Wo er recht hatte, da hatte er wohl recht. Ich sollte mir wirklich weniger Gedanken über Dinge machen die in der Vergangenheit lagen, sondern lieber das Jetzt und Hier genießen.

„Das ist der Benedikt den ich vermisst habe“, meinte ich zu ihm und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Schön dass er noch vorhanden ist, zwischen all dem Hochzeitsgerede.“

Ja das waren die Art von Gespräche gewesen die ich bei ihm vermisst hatte. Er sah einfach Dinge die man selbst nicht sah, aber er sagte es einem nie direkt, sondern er ließ einen immer selbst darauf kommen. Er hatte einfach eine andere Sicht der Dinge, was wohl nicht nur daran lag, dass er doch ein paar Jahre älter war als ich. Er sah das Leben einfach ganz anders und ich freute mich schon darauf mit ihm zusammen zu arbeiten, vorausgesetzt natürlich es gab überhaupt eine Möglichkeit dazu.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück