Begegnung
Disclaimer: Weiß Kreuz gehört mir nicht, aber wenigstens Michael Schneider. Alle Figuren, die ihr sonst nicht aus WK kennt, insbesondere Sai, gehören tough. Ich habe sie mir für diese kleine Fanfic ausgeliehen und natürlich sind sie hier in meiner eigenen Interpretation dargestellt. Weder tough noch ich machen hiermit Geld.
Challenge: Intuition (Oktober-Challenge)
Widmung: tough, weil ich das hier ohne ihr Challenge niemals geschrieben hätte
Kommentar: Nachdem ich den Beginn von toughs Version einer Begegnung unserer OCs gelesen hatte, wollte ich mich auch mal dran versuchen.
Hinweis: Die Interaktion zwischen Brad Crawford und Michael Schneider (mein OC) beruht auf ihrem Verhältnis in RftS, einer noch nicht veröffentlichten Fanfic von mir. Die Leser, die Herrn Schneider aus meinen anderen Fanfics kennen, sollten sich also nicht wundern, wenn er hier ein bisschen anders rüberkommt.
Warnung: Meine erste Fanfic, die ich in der 1. Person geschrieben hab – und dann auch noch aus der Sicht eines fremden OC ^^# Das nächste Kapitel stellt die Geschichte in der 3. Person dar.
Intuition
Die Scheiben spiegeln das Innere des Konferenzraums wider. Sich bewegende Figuren. Verzerrt. Und dahinter Dunkelheit. Ich kann auch so alles im Auge behalten, versuche gleichzeitig, einen Blick auf die Stadt zu meinen Füßen zu erhaschen. Ein Schritt bringt mich meinem Ziel näher, die Bewegung zurückhaltend, so dass sich niemand von meiner Anwesenheit gestört fühlt. Sie haben mich schon längst vergessen.
Bin zu müde, um unruhig zu sein. Langer Tag, heute. Und Kyoko lässt sich mit der Ablösung zu viel Zeit.
Michiko ist nichts von Müdigkeit anzumerken. Sie kontrolliert das Gespräch mit eiserner Faust. Sehe mein Spiegelbild lächeln. Nur ein momentanes Aufflackern. Und dann endlich die erwartete Nachricht über das Headset.
Michiko fängt mein Zeichen auf. Zuerst ändert sich nichts, dann wird der Rhythmus der Stimmen hinter mir gebrochen. Zeit für eine Pause. Ich verspüre Erleichterung.
Getränke werden gereicht. Bin schon auf dem Weg zur Tür, beobachtet von Tom und Jerry. Die beiden warten noch auf jemanden.
Die Tür fällt hinter mir zu, dumpf und schwer. Und da ist sie auch schon. Kyoko wirft mir einen langen Blick zu. Es folgt ein Lächeln, auf das ich nicht reagiere. Sie lässt es mir durchgehen, aber der Ausdruck in ihren Augen verspricht, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Weiter, einfach einen Schritt nach dem anderen. Und das Schnauben wird unterdrückt. Als würden Worte jemals etwas an der Situation ändern. Meine Sais… ja, das wäre etwas anderes. Verzerrte Lippen. Kein Lächeln. Kann Michiko nicht in Gefahr bringen.
Stehe allein vor dem Fahrstuhl und warte. Um diese Zeit sind keine der nine-to-five Lemminge mehr im Gebäude. Und natürlich ist die Kabine leer.
Türen zu und ich erlaube mir, mich gegen die Wand zu lehnen. Das erste Zeichen von Entspannung. Nur minimal, weil ich mir der Kamera bewusst bin. Der Zwischenstopp überrascht mich, richte mich wieder auf, noch bevor die Türen auseinander gleiten. Sie geben den Blick auf zwei Männer frei.
Die beiden betreten den Fahrstuhl, beachten mich gar nicht. Eine leise Stimme flüstert mir zu, dass ich schnellstens verschwinden sollte. Keine Ahnung, woher die plötzlich kommt. Hab auch nicht vor, ihr zu gehorchen. Die Türen haben sich sowieso schon wieder geschlossen.
Mustere die zwei aus den Augenwinkeln. Ausländer. Sollten sich hier nicht allein herumtreiben dürfen. Sehen aus wie Geschäftsmänner. Erfolgreiche. Maßgeschneiderte Anzüge.
Dann holt mich die Erinnerung ein. Vielleicht hätte ich meiner Intuition doch folgen sollen. Wie sie sich eben bewegt haben… Ich erkenne jemanden, der zu kämpfen weiß. Und die beiden sind so gut, dass sie es beinahe vor mir verbergen konnten. Kälte in meinen Adern und jetzt bin ich hellwach.
Der Größere von ihnen sieht mich plötzlich an. Blond und eisblaue Augen. Der stechende Blick ist unangenehm. Die Pupillen zu dunkel. Oder das Eisblau zu hell. Stechend, ja. Geradewegs in meinen Kopf hinein. Ignoriere das Pochen. Seine Haltung lässt mich innerlich eine Uniform hinzuaddieren. Und das Ergebnis ist mehr als unangenehm. Ein paar Jahrzehnte zu spät geboren, was? Stelle die Frage natürlich nicht laut. Assoziationen wollen sich melden, aber ich breche die Gedankenkette ab. Will ganz sicher nicht an ihn denken.
Mr. Offizier sagt nichts, wird von dem anderen abgelenkt. Der hat die Arme vor der Brust verschränkt, lehnt beinahe petulant gegen den blanken Spiegel. Muss ihm Punkte für seine schauspielerische Leistung geben. Die meisten hätten ihm das bestimmt abgenommen.
„Warum gleich sind wir hier?“ Kühle braune Augen fest auf Mr. Offizier gerichtet, der ihm ein amüsiertes Lächeln schenkt.
Wunderbar, ich verstehe ihn. Fuck. Wenn die beiden Japanisch sprechen, dann wollen sie, dass ich sie verstehe.
„Weil wir ein paar Fragen haben.“
Die Augen des Schwarzhaarigen werden noch ein bisschen kühler. „Das ist Zeitverschwendung. Wir könnten etwas viel Besseres machen.“
„Was Besseres? Bist du immer noch darauf aus, einen Großteil der Weltbevölkerung auszulöschen?“
Hab das dumme Gefühl, dass das mehr als ein simpler Scherz war. Ich versuche zu entziffern, was sie mir mitteilen wollen. So wie sie sich den Ball zuwerfen, muss eine Botschaft darin verborgen sein. Bin versucht, den Kopf hin und her zu wenden. Plopp-Plopp. Wie bei einem Tennismatch.
Mr. Cool funkelt seinen Begleiter an. „Ha, ha. Das lässt du mich wohl niemals vergessen.“
Das Lächeln vertieft sich. „Warum sollte ich?“
Mr. Offizier wäre normalerweise einen zweiten Blick wert. Wenn mir nicht allein dieser Anblick schon einen Schauder den Rücken herunterjagen würde.
„Weil ich schon längst eingesehen habe, dass wir sie brauchen?“
„Hm, das stimmt natürlich. Hätte mich auch gewundert, wenn du noch länger deine Augen vor ihrer… Nützlichkeit verschließt.“
Hab die Botschaft verstanden. Hätte keine Chance gegen einen von ihnen. Auch wenn ich das nicht gerne eingestehe. Gegen beide… unmöglich. Und ich kann nicht glauben, dass Michiko gerade sicher ist. Nicht, wenn die beiden hier eigentlich nichts zu suchen haben. Sie wollen Informationen? In Ordnung. Kann sie ihnen geben. Werde nützlich sein. Oder mich vorher umbringen. Hauptsache wir sind weg von Michiko.
Der Fahrstuhl hält. Steige als Erste aus. Wollen mich bestimmt nicht im Rücken haben. Vielleicht ist es ihnen auch egal. Sie haben mir nicht einmal meine Waffe abgenommen. Obwohl wir gerade keine Kamera auf uns gerichtet haben. Wenn ich hier lebend rauskomme, brauche ich einen meiner kleinen Ausflüge. Meine Hände schließen sich um unsichtbare Sais. Doch ich darf jetzt nicht an Gewalt denken. Muss konzentriert bleiben. Etwas in mir will immer noch fliehen. Zertrete das Gefühl.
Mein Wagen folgt dem von Mr. Cool und Mr. Offizier. Spare mir die Mühe, mir das Nummernschild einzuprägen. Wenn ich jetzt abhaue… Aber sie haben mich heute gefunden. Sie schaffen es zweifellos ein zweites Mal. Denke trotzdem einen Moment länger über diese Möglichkeit nach. Kann den Wagen gegen ein Hindernis fahren. Wenn ich tot bin, nutze ich ihnen nichts mehr. Führe den Gedanken weiter. Was, wenn die beiden sich die Informationen von jemand anderen holen? Vertraue Kyoko nicht, ohne mich auf Michiko aufzupassen.
Sie wenden sich nicht nach mir um, vielleicht beobachtet mich Mr. Offizier im Rückspiegel. Wo zum Teufel kommen die zwei her? Was wollen sie? Erinnere mich an ihre Anzüge. Potenzielle Geschäftspartner für Michiko, die vorher das Gelände erkunden? Möglich. Ob wahrscheinlich, weiß ich nicht. Hoffe darauf. Und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Sie haben Fragen. Fragen… habe ich noch nie gemocht. Der Nerver hat das damals gemerkt. Wollte mich wie eine Zwiebel schälen, um auf den Kern zu stoßen. Ha fucking ha! Nur hier werden mir keine Fauststöße weiterhelfen.
Mr. Cool scheint sich mit seinem Begleiter zu unterhalten. Was würde ich darum geben, eine Wanze in dem Wagen zu haben…
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„Und, hast du etwas von ihr auffangen können?“
„Noch nicht viel. Wie du dir sicher bereits denken konntest, Brad. Ich hatte nicht besonders viel Zeit, mich durch ihre Abwehr zu arbeiten.“
„Mm… Schuldig ist an ihr gescheitert.“
„Ihm fehlt manchmal das Feingefühl. Er wäre sicherlich zu ihr durchgedrungen, wenn er die richtigen Mittel eingesetzt hätte. Doch er wusste, dass wir sie nicht schädigen wollen.“
„Wie dumm, dass sie ausgerechnet Michikos Stieftochter ist. Ein normaler Bodyguard und wir könnten uns die Mühe sparen. Es ist lächerlich, dass du so einen Job übernehmen musst.“
„Ich fühle mich geschmeichelt, dass du ihn mir ersparen willst. Aber es bleibt dabei, dass Michiko uns die Tür in den hiesigen Waffenhandel öffnen kann. Ich möchte sie nicht dadurch abschrecken, dass wir vorher eine ihr nahe stehende Person töten. Sie weiß, dass einige von uns besondere Fähigkeiten haben und ihr ist Schuldigs Interesse bei den Vorverhandlungen nicht entgangen. Selbst ein Unfall würde sie misstrauisch machen.“
„Das brauchst du mir nicht erzählen. Die Info kam von mir.“
„Hätte ich fast vergessen…“
„Ich glaube dir jedes Wort. Aber jetzt im Ernst. Michiko besteht darauf, bei einem Treffen mit dir von ihren Bodyguards begleitet zu werden. Wir können es uns nicht leisten, eine Immune darunter zu haben. Wer weiß, was so jemand anstellen könnte, ohne dass wir eine Vorwarnung haben. Du bist zu wertvoll, um dich so zu riskieren.“
„Ich werde gleich rot.“
„Du wirst gleich die Nacht allein im Bett verbringen. Also was denkst du, kommst du zu ihr durch?“
„Sollte ich diese Frage nicht besser dir stellen?“
„Michael!“
„Ich werde es schaffen. Und ein Hintertürchen hinterlassen, damit sie uns in Zukunft nicht mehr so viele Probleme bereiten wird. Ich brauche nur ein bisschen Ruhe dafür und die werde ich gleich haben.“
„Sehr schön.“
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Türen zu und ich erlaube mir, mich gegen die Wand zu lehnen. Das erste Zeichen von Entspannung. Wirklich ein langer Tag heute, aber wenigstens war die Heimfahrt ereignislos. Und gleich kann ich ins Bett fallen. Der Fahrstuhl wird mich direkt aus der Tiefgarage in mein Penthaus bringen. Für einen Moment erwarte ich, dass der Fahrstuhl vorher stoppen wird. Sich jemand zu mir gesellt. Alberner Gedanke. Kopfschmerzen pochen hinter meiner Stirn. Bin müde.
~ Ende ~
Das war… eine ungewöhnliche Erfahrung. Ich glaube, ich bleibe bei meiner gewohnten Perspektive ^^°
cya, cu ^-^