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Darf ich dich lieben?

vorerst auf Eis gelegt
von

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Ankunft in Suna

Wieso ausgerechnet Suna?, überlegte Tenten missmutig. Ich mag zwar das Land wegen der Wärme und die Leute wegen ihrer oft leidenschaftlichen Art, aber ... der Sand in meinen Haaren ist mir einfach zuwider. Und außerdem noch die Rolle als Ehefrau des Fürstensohnes zu spielen, während sie sich gerade getraut hatte, Neji wieder ein Stück näher zu kommen.
 

Temari bekam von Tentens innerem Monolog nichts mit, sie war voll und ganz damit beschäftigt, Lee und auch Niji davon abzuhalten, durch die Gegend zu hetzen, als sei ein Tornado hinter ihnen her. Beide schienen Suna innerhalb von fünf Stunden erreichen zu wollen. „Ihr beiden Knallköpfe solltet endlich die Füße stillhalten!“
 

„Aber, Temari-san“, setzten die beiden Männer gleichzeitig an. „Sadako-sama ist in höchster Gefahr! Wenn ich nicht bald wieder im Anwesen angekommen bin -“
 

„Wenn du vollkommen erschöpft in Suna und bei deinem Herren ankommst, hilft es Sadako auch nicht.“ Temari seufzte und sah sich nach Tenten und Neji um. Diese beiden schienen zur Zeit nicht besonders viel zu reden. Seltsam ... sie hatte das Mädchen als eine aufgeweckte kleine Göre in Erinnerung, die selten den Mund halten konnte. „Außerdem will der Kazekage uns vorher noch mal sehen.“
 

„Wozu das denn?“, stieß Niji verständnislos aus. „Das kostet uns doch nur kostbare Zeit!“
 

„Du solltest aufpassen, was du sagst“, meinte Neji, der plötzlich aus seiner Stummheit erwacht war. „Wenn du so weiter machst, könnte man fast meinen, es geht dir nicht um das Ansehen deines Fürsten, sondern um seine Frau.“
 

„Es geht mir ja auch um Sadako-sama!“, widersprach Niji. „Wenn sie nicht zurückkommt -“
 

„Sie wird dich reichlich belohnen, dass du dich so um sie sorgst.“ Neji sah zu Tenten, deren Blick die ganze Zeit auf dem Boden haftete. „Je früher eure Leute sie finden, desto besser.“
 

„Ich komm schon damit klar.“ Tenten lächelte ihn an. „Das einzige, was mir momentan Probleme macht, sind die Regeln, die ich noch nicht kenne.“
 

„Mach dir darum keine Sorgen.“ Temari schien ganz zuversichtlich zu sein. „Wir sind erst ein paar Stunden unterwegs. Wenn es auf den Abend zugeht, machen wir vorzeitig Rast und dann weise ich dich zusammen mit Niji ein – wenn er bis dahin wieder einen klaren Kopf hat.“
 

„Ansonsten kann doch auch Neji helfen“, warf Lee ein, der sich inzwischen dem Tempo seines Teams angepasst hatte. „Ich meine, der Hyuga-Clan hat doch auch einen Benimm-Codex oder etwas in der Art. So groß wird der Unterschied von Sitte und Anstand ja nicht sein.“
 

„Das weiß ich nicht“, gab Neji zu und sah Temari an. „Du kennst dich am besten mit den Unterschieden zwischen Suna und Konoha aus. Was sagst du dazu?“
 

„Das müssen wir später noch näher besprechen. Die grundlegenden Dinge sind sich bestimmt sehr ähnlich, aber in Suna kann die kleinste Bewegung schon unsittlich sein, wenn die Frau keine Kunoichi ist.“ Temari fasste sich in den Nacken und tat so, als wollte sie ihre Muskeln entspannen. „Selbst das hier kann als Aufforderung zu – verschiedenen Dingen verstanden werden. Du kannst in Suna so gut wie kein Kleidungsstück am Leib tragen und wirst nicht schief angesehen. Aber die Bewegungen deiner Hände sind enorm wichtig. Das Schlimmste dabei ist, dass der Fürst und seine Familie etwas in der Zeit stehen geblieben sind. Manche Sachen kenne ich nur vom Beobachten, das kann Niji dir am besten erklären.“
 

„Was?“, rief dieser von vorne.
 

„Wie hoch ist der Abstand einer Frau zu einem Mann?“
 

„Beim Gehen oder Stehen?“
 

„Erst beim Gehen.“ Temari sah Tentens geschockten Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich hatte sie schon von den Richtlinien gehört, aber nicht gewusst, dass sie noch so praktiziert wurden.
 

„Beim Gehen hat eine Frau zu Ehemann, Vater und Schwiegervater einen konkreten Abstand von vier Schritten einzuhalten. Söhne dürfen bis sie selbst frei laufen können an der Hand der Mutter gehen, danach nehmen sie den direkten Platz hinter dem Vater ein.“ Niji drehte sich um. „Steht die Gesellschaft, ist die Frau dazu angehalten zu ihrem Ehemann, Vater und Schwiegervater zwei Schritte Abstand zu halten. Fremden Männern darf sie sich auf sieben Schritte nicht nähern.“
 

„Das möchte ich bitte noch mal schriftlich haben.“ Tenten überlegte kurz. „Wie viel Kleidung trage ich als Fürstin? Ich meine, kann ich da ein Mikrofon tragen? Ich muss doch Kontakt zu Gai, Lee und Neji halten.“
 

„Sadako-sama trug meistens einen roten Sari, aber der ist nicht mehr in ihren Gemächern. Er verschwand zusammen mit ihr.“ Nijis Blick senkte sich. „Ansonsten einen türkisen Sari, manchmal auch das rosafarbene Gewand, das sie von ihrer Schwiegermutter geschenkt bekommen hatte. Meistens trug sie ein Tuch über ihren Haaren, sodass man ihren Nacken nicht sah.“ Er blieb stehen und sah Tenten an. „Sie hat schon seit ihrer Kindheit eine Narbe im Nacken, für die sie sich schämt.“
 

„Trägt sie dabei die Haare offen?“
 

„Selten.“ Ein Schaudern ging durch Nijis Körper. „Ihre Zofe ist informiert. Ihr Name ist Kaori, sie wird dir die Details erklären. So etwas wie Sadako-samas Eigenheiten ... wie sie mit ihren Ringen spielt, wenn sie nervös ist.“ Sein Blick glitt über Tentens Hals. „Ein Mikrofon wirst du gut verstecken können, ihr Kragen ist ungewöhnlich hoch für einen Sari.“
 

„Also klappt zumindest das mit dem Mikrofon.“ Tenten seufzte. „Dann kannst du mich auch unauffällig auf Fehler hinweisen, die ich mache.“
 

„Von denen du hoffentlich nicht zu viele machst“, mahnte Niji sie und drehte sich wieder um. „Auch wenn Sadako-sama sich nicht großartig an die Vorschriften hielt, sie unterstellte sich immer dem Wichtigsten.“
 

„Ihrem Mann?“, hakte Lee nach.
 

„Ihrem Schwiegervater. Ihr dürft nicht vergessen, der Fürstensohn ist zwar ihr Mann, aber gegenüber dem Fürsten muss sie immer vorsichtig und höflich sein. Ansonsten kann es passieren, dass man die Ehe wieder löst.“
 

„Wer hätte etwas davon?“, fragte Neji.
 

„Der hohe Rat.“ Niji blieb stehen. „Weil meine Herrin aus gewöhnlichen Verhältnissen stammt und sie die Macht über das Fürstentum für sich beanspruchen wollen, wäre es nur gut für sie. Der Sohn ist ohne Erben nicht dazu berechtigt, das Amt seines Vaters weiter zu führen – und man geht davon aus, dass der alte Herr nicht mehr lange macht.“
 

„Niji!“, rief Temari empört aus.
 

„Es stimmt doch. Du hast ihn nicht gesehen, Temari-san. Er wird alt und stirbt – wie soll er in Ruhe sterben, wenn er doch weiß, dass sein Sohn nicht seine Prinzipien weiterhin ausführt?“
 

„Also weiß von Sadako-samas Entführung nicht nur der Sohn und ihre Zofe?“
 

„Nein, auch der Fürst selbst, aber nicht sein Rat, das wäre ja noch schöner.“ Niji ging weiter. „Wenn der Kazekage euch sprechen will, müssen wir uns beeilen. Ich will nicht, dass etwas Schlimmes in meiner Abwesenheit geschieht, das würde ich mir nie verzeihen.“
 

„Wir haben also drei weitere Verbündete, das könnte uns helfen“, murmelte Neji. „Wie war denn dann das Verhältnis zwischen dem Fürsten und der Schwiegertochter?“
 

„Erstaunlich locker. Als würden sie sich schon ewig kennen. Das war sehr angenehm für alle Beteiligten.“
 

„Du wirst zu Gaara nicht mitkommen, stimmt’s?“, fragte Temari unvermittelt. „Wie du schon bei der Anfrage auf Hilfe vor den Toren stehen geblieben bist und nicht hereinkommen wolltest.“
 

„Ja.“ Der junge Mann lächelte. „Ich will kein allzu großes Risiko eingehen. Es ist eigentlich schon zu riskant für mich, wenn ich Suna-Gakure betrete, doch in den Saal des Kazekage einzutreten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Obwohl ich seit Jahren nicht mehr als Nin arbeite, bin ich doch in jedem Bingobuch zu finden. Es wunderte mich sowieso schon, dass Baki mich nicht gleich gefangen nahm.“
 

„Weil er wusste, dass du als Botschafter kommst.“ Temari sah sich zu den Konoha-Nin um, dann blickte sie wieder zu Niji. „Wieso willst du Gaara nicht begegnen?“
 

„Er ist Kage, ich bin nicht würdig, ihn zu treffen.“ Mehr sagte er dazu nicht.
 

„Wie du meinst.“ Die Ältere zuckte mit den Schultern. „Dann bleibst du eben wieder vor den Toren stehen.“
 

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Ein paar Stunden später machte das Team Rast und Tenten wurde ein Sari umgeworfen, den Temari für besondere Anlässe immer bei sich trug – was als Schwester des Kazekage nicht ungewöhnlich war. Natürlich war er ihr um die Knöchel herum etwas zu lang, aber das tat den folgenden Übungen keinen Abbruch.
 

„Am Hof ist es üblich, barfuß zu gehen, das musst du hier in den Wäldern nicht, aber gewöhn dich schon mal an den Gedanken.“ Niji war gut in der Rolle des Lehrers. Manche Sachen konnte man sich anscheinend nicht abgewöhnen, selbst wenn es Angewohnheiten aus schlechten Zeiten, wie vor vier Jahren waren. Kumo hatte er hinter sich gelassen und jetzt lebte er in Suna. „Über Frisuren und Ähnliches wird dich Kaori unterrichten, wenn wir dort angekommen sind. Sadako-sama sieht ihrem Mann nie in die Augen, wenn sie miteinander reden – das ist ihr nicht erlaubt. Der Einzige, dem sie unter Aufsicht in die Augen blicken darf, ist der Gott in unserem Tempel. Ansonsten hat sie sich auf seine Hände und seinen Mund zu konzentrieren, falls sie nicht auf Anhieb hört, was er sagt. Anderen Frauen darf sie in die Augen sehen, sie darf mit ihnen plaudern und ein verhaltenes Kichern darf nur hinter vorgehaltener Hand zu hören sein.“
 

„Ich glaube, diese Dinge kann ich mir leicht merken: Alles was ich gewohnt bin, darf ich nicht mehr tun.“ Sie achtete auf Nejis Hände, die – wie sonst auch – im Schneidersitz auf seinen Knien lagen. Dann auf seinen Mund, der die geschwungene Form eines Lächelns trug. Bei Neji konnte sie sich auf Hände und Mund konzentrieren, das war gar kein Problem, so lange ihre Gedanken nicht abschweiften. Aber bei einem anderen Mann, den sie noch nicht mal kannte?
 

„Dir ist es nicht erlaubt, mit einem Mann zu sprechen, wenn du nicht gefragt wurdest. Deine Meinung ist unwichtig, gewöhn dich lieber dran.“ Er durchbohrte sie fast mit seinem Blick. „Halt den Mund und wage es nicht, mir zu widersprechen, denn allein das wäre schon ein Verstoß gegen deine Rechte.“
 

„Heißt das, obwohl du nur ein Diener bist, bist du schon als Mann höher gestellt als deine Fürstin?“, erkundigte sich Lee irritiert und fand diese Regelung total bescheuert. Eine Tenten, die den Mund zu halten hatte, das konnte es nicht geben.
 

„Genau.“
 

Neji gefiel dieser Gedanke nicht. Dass dieser komische Nuke-Nin aus Kumo höher gestellt war als seine Teamkameradin, sie womöglich seine Befehle zu befolgen hatte ... das war ein widerlicher Gedanke.
 

„Natürlich kannst du von mir nicht viel erwarten, weil ich nur Ratschläge und Befehle von Kugano-sama weiterleite. Ich habe keine Ansprüche, doch ich kann dich anprangern lassen, wenn du dich mir widersetzt.“ Er nahm sich zurück und setzte sich zu ihnen auf den Boden. „Das war noch nie nötig gewesen und ich hoffe nicht, dass es dazu kommt. Nicht für den Fürsten und seinen Sohn, nicht für dich und auch nicht für Sadakos Ansehen.“
 

Tenten horchte auf. Er hatte das Suffix –sama weggelassen. War das ein Beweis für ihre Intuition, die ihr sagte, dass mehr als nur Sorge um Ansehen und Ehre dahinter steckte?
 

„Es ist schon spät. Wir können alle ein paar Stunden Schlaf gebrauchen, glaube ich.“ Er sah dem Mond entgegen, dann in die andere Richtung, wo Suna lag. „Wir müssen so schnell wie möglich weiter.“
 

„Schon klar.“ Temari nickte und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm. „Gute Nacht, alle miteinander. Schlaft gut.“
 

„Ja, du auch, Temari-san.“ Lee kuschelte sich in seinen ausgebreiteten Schlafsack und fast eine Minute später konnte man ein leises Schnarchen hören, das ja so schon niedlich klang.
 

„Nacht“, sagte Niji knapp und lehnte sich selbst gegen einen Felsen, wo er mit vor der Brust verschränkten Armen die Augen schloss und einschlief.
 

Tenten dachte darüber nach, was geschehen würde. Ein Leben auf unbeschränkte Zeit als Fürstin, ihr voriges Leben verleugnen, ihre Freunde und geliebten Menschen wahrscheinlich außer Acht lassen. Sie wusste nicht, ob sie das hinbekommen würde. Zwar musste eine Kunoichi des Öfteren Rollen annehmen, aber das hier ... Sie wusste nicht, ob sie sich selbst so viel zutrauen konnte.
 

Plötzlich spürte sie etwas Warmes an ihrer Hand, das sie umfing. Es war Nejis Hand. Tenten blickte in ein lächelndes Gesicht – sie wunderte sich, warum er in letzter Zeit so viel lächelte – seine Augen leuchteten wie der Mond. „Komm“, flüsterte er ihr zu und zog sie auf die Beine. Gemeinsam sprangen sie auf den nächsten Ast, auf dem sie beide Platz nehmen konnten.
 

„Was ist?“ Tenten spürte, wie ihre Kehle trocken wurde. Seit gestern Abend verhielt er sich so seltsam und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Ob es etwas mit ihrem Tanz zu tun hatte? Zwar hatte sie genau so etwas bezweckt, dass sie beide zusammen ein wenig Zeit verbringen würden. Aber weiter hatte sie nicht gedacht. Und auch nicht damit gerechnet, dass sie wirklich so seine Aufmerksamkeit gewinnen könnte.
 

„Ich wollte nur ...“ Neji registrierte erst jetzt, dass er noch immer ihre Hand hielt und zuckte zurück. „Ich wollte nur, dass du dich ausruhst. Mir kommt es so vor, als wenn dir dieser Niji nicht geheuer wäre.“
 

„Sei ehrlich, in Wahrheit ist er dir nicht geheuer.“ Tenten bedauerte, dass er sie losgelassen hatte. Viel zu selten berührte er sie so zärtlich. Aber immer wenn er es tat, glaubte sie, beinahe dahinschmelzen zu müssen.
 

„Er war damals unser Feind, vielleicht hängt es damit zusammen.“ Er selbst lehnte sich gegen den Hauptstamm, die Beine hingen schlaff zu beiden Seiten des Astes nach unten. „Ich traue ihm nicht.“
 

„Ich glaube, ich kann ihm trauen.“ Sie lächelte Neji an. Wie er da saß, konnten sie sich auch auf einem einfachen Ausflug in Konoha befinden – locker, entspannt. Die Anspannung einer anstehenden oder bereits stattfindenden Mission spürte sie bei ihm nicht. Sie spürte Ruhe. „Meinem Gefühl nach, bin ich niemand, für den er sich interessieren würde. Ich glaube, er hat ein persönliches Interesse daran, dass Sadako zurückkehrt.“
 

„Du auch?“, stieß Neji verblüfft hervor. „Meinem Gefühl nach“, wiederholte er ihre Worte, „hat er mit seiner Herrin eine Affäre – oder ist zumindest in sie verliebt.“
 

„Das kann uns doch eigentlich egal sein.“
 

„So lange er dir nicht zu nahe kommt.“ Sein Blick wurde düster, doch Tenten lächelte immer noch.
 

„Daran ist ja gar nicht zu denken, Neji.“ Sie sah zum Mond hin, in dessen Richtung Konoha lag. „Am liebsten würde ich zurückgehen“, flüsterte sie.
 

„Nach Hause?“
 

Für sie hatte diese Frage einen anderen Klang. Ihr Zuhause war leer und still, es war tot. Nur ihr Leben mit ihrem Team und die Treffen mit ihren Freundinnen erhielten sie aufrecht. Nicht das Haus ihrer Eltern. „Nein, Konoha. Das Leben, das ich hier auf dem Weg nach Suna ablegen muss.“
 

„Es ist nicht für immer“, warf er leise ein.
 

Sie rutschte näher zu ihm, damit ihr Flüstern die anderen nicht weckte. „Aber ich bin es gewohnt, euch in meiner direkten Nähe zu haben. Wir werden uns jetzt nur zu Besprechungen sehen. Ich darf nicht mit euch trainieren, weil ich euch nicht kenne.“ Sie sah ihm direkt ins Gesicht. „Das hier darf ich auch nicht tun.“ Seine Augen waren geweitet, weil sie ihm so nahe war. „Und das bedauere ich sehr.“
 

„Tenten ...“ Er wollte etwas sagen, das sah sie ihm an, doch er traute sich nicht. Stattdessen zog er sanft an ihrem Handgelenk, sodass sie näher und zwischen seinen Beinen zum Sitzen kam. Eine seiner Hände legte er über ihre Augen und zog sanft ihren Kopf an seine Brust. „Es ist nicht für immer“, wiederholte er leise und spürte unter seinen Fingern, dass sie leicht zitterte. Sein zweiter Arm umfing ihren Oberkörper, um sie festzuhalten. „Schlaf gut und hab keine Angst.“
 

„Neji ...“, setzte sie an, doch er legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen. Diese kleine Berührung kam ihr schon seltsam intim vor.
 

„Ich passe auf dich auf“, versprach er. „Wenn du Fürstin bist, werde ich dein Leibwächter sein. Ich bin bei dir.“
 

Einen kurzen Moment sah sie nach oben in sein Gesicht. Er bemerkte das und seine Wangen bekamen eine rötliche Farbe, woraufhin Tenten kichern musste und sich wieder an seine Brust schmiegte. Zwar wusste sie nicht, warum sie in seinen Armen schlafen durfte, aber es gab ihr ein gutes Gefühl, dass er sie beschützen wollte und sie ihm anscheinend mehr bedeutete, als sie geahnt hatte.
 

Neji beobachtete eine Weile später immer noch ihr zufriedenes Gesicht, während sie schlief, und seufzte tief. Er konnte sich selbst kaum erklären, was den ganzen Tag mit ihm los war, aber er musste auch zugeben, dass es kein schlechtes Gefühl war, Tenten gut zu behandeln. Besser als er es je getan hatte.
 

Plötzlich spürte er einen stechenden Blick, wie nur ein feindlicher Nin ihn besitzen konnte. Neji sah sich um und erkannte, dass Niji die Augen offen hielt und ihn – mit Tenten in seinen Armen – beobachtete. Reflexartig zog er Tentens Körper noch näher an sich.
 

Als Reaktion des ehemaligen Kumo-Nin kam nur ein Schmunzeln und ein gemurmeltes: „Wusste ich’s doch.“ Dann schloss auch er die Augen, um auf den Morgen zu warten.
 

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Weitere zwei Tage später kamen sie am Palast des Kazekage an. Niji blieb draußen, wie er es schon vorausgesagt hatte. Temari kam zusammen mit Neji und den anderen in Gaaras Büro an, als dieser gerade am Fenster stand und hinausschaute. „Da seid ihr ja. Es freut mich, euch mal wieder zu sehen.“
 

„Kazekage-sama.“ Die Konoha-Nin verbeugten sich. „Ihr wolltet uns sprechen?“
 

Der Anflug eines Lächelns glitt über Gaaras Lippen. „Ich bin zwar Kazekage, aber ihr könnt ruhig aufrecht stehen.“ Er trug nicht mal seine Kagentracht, nur die übliche Ninja-Uniform. „Ich habe euch hergebeten, damit ich euch auf etwas sehr Wichtiges aufmerksam machen kann.“
 

„Und was wäre das?“, fragte Lee sofort.
 

Gaara schmunzelte. „Euer Sensei ist zur Zeit – verschwunden.“
 

Der Schrecken fuhr dem jungen Team in die Glieder. Gai war verschwunden? „Wo ist er? Wo können wir ihn finden?“
 

„Matsuri ist mit deinem Team schon los“, sagte der Kage zu Temari, die daraufhin nickte. „Du solltest ihnen so schnell wie möglich folgen. Sicherlich kann euch der Mann aus dem Hause Furusawa einige Hinweise geben“, sagte er dann wieder an die Verbündeten gewandt. „Temari kann ich euch leider nicht überlassen. Kankuro ist mit seinem Team los. Und ich kann hier auch nicht weg.“ Der letzte Satz klang fast wie ein Bedauern, kurz darauf sah er wieder aus dem Fenster und die grünen Augen wurden zu engen Schlitzen verzogen.
 

Neji sah, wie Gaaras Muskeln sich anspannten. Seine Arme zitterten, die Hände waren zu Fäusten geballt. Der Kage schluckte schwer und drehte sich wieder seinen Gästen entgegen. Sein Lächeln wirkte gequält. „Ihr müsst euch auf den Kerl da unten verlassen.“
 

„Wie ist dein Eindruck?“, fragte Lee wieder unverblümt.
 

„Das weiß ich nicht so genau. Er wirkt sehr ... verschlossen, als hätte er etwas zu verbergen. Aber es geht um seine Herrschaften, da wird er euch nicht in den Rücken fallen, da bin ich mir sicher.“ Er setzte sich an seinen Schreibtisch – um nicht immer aus dem Fenster sehen zu müssen? – und verschränkte die Finger ineinander. „Wollt ihr hier übernachten, oder was? Gai und auch das Mädchen brauchen eure Unterstützung!“
 

Team Gai war überrascht, Gaara so reden zu hören. So war er selbst bei ihrem Kennen lernen nicht gewesen. Sie verbeugten sich, versprachen, eine gute Arbeit zu leisten und verließen das Büro. Temari blieb einen Augenblick länger als nötig. Die Geschwister sahen sich in die Augen und Temari tat sich seit langer Zeit wieder sehr schwer damit, den Blick ihres Bruders einzuordnen. Auch sie nickte ihm zu und ging.
 

Nach einem kurzen Abstecher in der Küche, wo sie sich frisches Wasser, Früchte und dergleichen einpacken ließen, stand Team Gai im Ausgang und wartete auf Temari. „Sie braucht lange.“
 

„Sie wird kurz nach dem Rechten sehen“, erklärte Tenten und sah auf ihre Hände. Es dauerte nicht mehr lange, dann würden diese Hände nicht mehr so blass und auch nicht so ungeschmückt sein. Dann hätte sie ein anderes Leben angenommen. Ihr Blick wanderte zu Neji. Er wäre nicht mehr ihr Kamerad, sondern ein Fremder.
 

„Tut mir leid, Leute!“, rief Temari und sprang die Treppen herunter. „Ich musste nur noch was klären. Ihr hättet auch nicht auf mich warten müssen, unsere Wege trennen sich hier sowieso.“ Sie hielt eine Schriftrolle in die Höhe. „Die hat man mir zum Glück hier gelassen, damit ich mein Team leichter finden kann.“
 

„Wir dachten nur, du solltest Niji von dieser Entscheidung berichten“, meldete sich Neji wieder zu Wort. „Vielleicht würde er uns nicht vertrauen können.“
 

„Wenn ihr dieser Ansicht seid.“ Temari zuckte mit den Schultern. „Dann lasst uns rausgehen. Er steht sich sicherlich schon die Beine in den Bauch.“ Als sie durch das große Tor getreten waren, suchte ihr Blick nach Niji – und fand ihn auch.
 

Er stand da, mit dem Rücken zur Wand, die Arme um einen schlanken Körper geschlungen. Ein Mädchen umarmte ihn mit einer solchen Zärtlichkeit, dass die Suna-Kunoichi meinte, sich beinahe übergeben zu müssen. Woher kannte er ein Mädchen, das für den Kazekage arbeitete? Warum war er ihr so nah?
 

„Hey! Du da!“, ertönte Temaris harte Stimme, als befehligte sie ihre Einheit. Das Mädchen mit dem Kopftuch zuckte zurück, ihre leuchtenden Augen waren vor Schreck geweitet, denn anscheinend hatte sie nicht so schnell mit der Rückkehr des vermeintlich Geliebten gerechnet. „Du gehörst doch zu den Dienstmädchen? Natürlich, du bist Schneiderin.“
 

„Jawohl, Herrin.“ Ihre Stimme war zart, melancholisch und wohlklingend. Sofort hatte sie sich auf zwei Meter Abstand von Niji entfernt. „Ich- ich wollte nur -“
 

„Das interessiert mich nicht“, fiel ihr Temari bissig ins Wort. „Der Kazekage wartet schon seit Tagen auf die Schnitte, die deine Meisterin ihm zeigen wollte. Besorg das gefälligst so schnell wie möglich.“
 

„Selbstverständlich.“ Sie verbeugte sich und rannte durch das große Tor, nachdem sie noch einen wehmütigen Blick auf Niji geworfen hatte.
 

„Und wehe, du lässt den Kage warten!“, rief Temari ihr hinterher. Durch das labyrinthartige System, in dem der Wohnsitz des Kazekage gebaut worden war, konnte Gaara genau sehen, wer durch das Tor kam und wer ging. Er hatte genau gesehen, was hier los war. Warum hatte er so reagiert? Die große Schwester hob den Kopf und sah noch, wie ihr jüngster Bruder hinter der Mauer verschwand, als wollte er nicht, dass sie von seinen Gefühlen wüsste. Ihr kleiner Bruder hatte sich anscheinend verliebt. Das Bild, das sich ihm hier geboten hatte, musste ihn sehr geschmerzt haben.
 

„Nun gut.“ Tenten streckte Temari die Hand entgegen, wie diese es bei ihrem kleinen Wettbewerb gemacht hatte. „Wir werden weiterziehen. Danke für deine bisherige Begleitung.“
 

„Ihr helft uns ja auch damit.“ Temari schüttelte die Hand der Jüngeren und wusste nicht, ob sie das Team doch begleiten sollte. Aber andererseits musste Matsuri sich alleine mit ihren Kameraden herumschlagen. Die Jonin entschied sich für ihr eigenes Team. „Viel Erfolg.“
 

Niji sah auf den Sandboden, sein Blick war verklärt.
 

„Niji ...“ Sein Kopf schoss in die Höhe. „ ... wehe, du baust Mist.“ Im nächsten Augenblick war Temari verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  HannyBunny
2007-12-06T23:34:48+00:00 07.12.2007 00:34
ohhhh,die szene mit neji und tenten is ja voll süßßß das hast du echt super hingekriegt klasse,schreib schnell weiter und danke für die ens freu mich schon auf´s nächste kappi^^
hdl deine Jole
*knuddel*
*keks dalass*
^^
Von:  Sasuke-chan
2007-11-30T20:14:14+00:00 30.11.2007 21:14
Mist bauen??
Hmhmhm... Mal sehen was dann kommt...
Danke für die ens, ich würd mich beim nöchsten Kapp auch üba eine freuen^^
thank U^^

saku
Von:  TemariShikamaru
2007-11-21T18:24:40+00:00 21.11.2007 19:24
Hey, klasse kapi!
man wer hätte gedacht, dass Neji so lieb sein kann und Gaara sich verliebt hat?!

TemariShikamaru
Ist nicht so schlimm mit der ENS!
Von:  Katjuscha
2007-11-21T13:31:53+00:00 21.11.2007 14:31
Huhu
Super kapitel hast du da^^
Die Situationen usw. hast du echt toll beschrieben.
Was ich auch gtu fand ist, das es spezielle benimmregeln gibt.
Aber des ist echt mies, arme tenten. Hoffe mal, dass sie das packst und
wenig Fehler wie möglich macht.
Die Szene am Abend mit tenten und Neji fand ich echt romantisch^^
Das ist echt schade, dass sie eigentlich nichts mehr miteinander
zu tun haben düren. Wo sie sich doch so nah gekommen sind *seufz*
Und Gaara ist verliebt??? In seine Schneiderin?? Echt hammers^^
Ach was will die tuss denn von dem Kerl da, die soll net mit dem rumkuscheln, sondern zu Gaara gehen^^
Also ich merke, es wird bestimmt noch seehhhrrr vieles geben^^
Und ich freu mich auf jeden fall

katjuscha
Von:  Ghostmicat
2007-11-21T11:51:39+00:00 21.11.2007 12:51
Uhi*_* das Kappi war mal wieder Spitze
Mir gefällt das super gut besonders die benim Regel ob Tenten das hingriegt naja ich weiß nicht na was solls lass mich da überachen.
LG
Freue mich schon auf das nächste Kappi^^
Von: abgemeldet
2007-11-20T23:33:45+00:00 21.11.2007 00:33
Konniiii!!! *wink*
ich bin mal wieder da, um meinen senf abzugeben :P
aaaaaaalsoooo:
deine ff ist echt supi! :) dieses kappi mag ich besonders... am besten hat mir die szene gefallen, als neji und tenten auf dem baum saßen...
und sich näher kamen... und einander in den armen lagen... (naja eher sie in seinenXD)... und und und!!! >.<
I LOVE IT! >o<
du hast die situation auch richtig schön beschrieben... ich habe fast gemeinsam mit tenten eine gänsehaut bekommen^^
du schreibst allgemein sehr emotionsvoll... das gefällt mir ;)
Das Gaara-kun verliebt ist... kawaiii!! >.<
der doofe niji soll gefälligst das mädel in ruhe lassen.
und das doofe mädel soll gefälligst merken, dass gaara-kun der richtige für sie ist! *schnaub* ts ts... diese jugend-.- (hört sich an wie eine oma...-.-")
interessant fand ich, als du beschrieben hast, wie viel abstand die frau zu den ganzen familienmitgliedern und andern menschen haben muss... es hat mich... schockiert^^ g-r-a-u-e-n-v-o-l-l-!^^
beruht das auf wahrer begebenheit (aus irgendeiner sippe,religion,etc.) oder hast du dir das ausgedacht? o.o
so, ich muss jetzt schluss machen! mein kappi wird zu lang^^ (gibt es eine höchstens-längen-vorschrift-.-?)
Saio!! Deine TG-chan
PS: ich kann die B-A-L-D-I-G-E Fortsetzung kaum erwarten;)
Von: abgemeldet
2007-11-20T18:19:28+00:00 20.11.2007 19:19
Ertste.............cool.
---------
*hust*
also, ich finde das Kapi klasse,
nur was mich immer irritiertbist Neji und Niji. Ich denke dann immer, dass es ein Druckfehler ist, naja, trotzdem Klasse Kapi.
Mach schnell weiter.



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