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Das Blut der Lasair

von

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Die innere Stimme

Die innere Stimme
 


 

Catherine schreckte aus ihrem Traum hoch und legte ihre Hand an die trockene Kehle. Das Schlucken war ihr kaum möglich. Sie hustete einige Male und richtete sich auf. Das Zimmer war düster und wurde nur durch einige wenige Kerzen erleuchtet.

„Auf Ihrem Nachttisch steht ein Glas Wasser.“ drang eine Stimme aus der Dunkelheit. Catherine fuhr zusammen und blickte zum Fenster, wo sich ein schwarzer Schatten abzeichnete.

„Wer sind Sie? Was machen Sie hier?“ fragte Catherine und wandte sich ab, um die Lampe auf dem Nachttisch anzuknipsen. Als sie sich wieder zum Fenster drehte, war er verschwunden. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie die Stimme vom Abend ihres Spaziergangs kannte. Und er hatte Französisch gesprochen. Vorsichtig griff sie nach dem Wasserglas, das wirklich neben ihr stand, und nahm einen Schluck. Müde versuchte sie sich zu erinnern, was sie geträumt hatte, doch es gelang ihr nicht, obwohl sie sich noch so sehr konzentrierte. Sie starrte auf das Glas in ihrer Hand. Plötzlich begann das Wasser zu gefrieren, was Catherine dazu verleitete, das Glas von sich weg zu schleudern. Es zerbrach in hunderte Scherben und das Wasser floss über das Parkett.

‚Du solltest vorsichtiger mit deinen Fähigkeiten umgehen.’ Catherine erschrak und blickte sich um. Wer war da? Was war da? ‚Du solltest vorsichtiger mit deinen Fähigkeiten umgehen.’ Catherine starrte auf das Wasser auf dem Boden. „Fähigkeiten?“

‚Hexenkräfte!’ Catherine starrte verwirrt vor sich hin. Sie wurde wahnsinnig! Das war die einzige Erklärung, die es gab. Sie zog die Decke über sich und presste die Augen zusammen. Das konnte alles nicht wahr sein!
 

Elizabeth sorgte sich um Catherine, als sie auch am Tag darauf nicht aufstehen wollte, und war schon dicht daran, nach einem Arzt zu schicken, doch Catherine versicherte, dass das nicht nötig sei und stand auf.

„Es war nur alles ein bisschen viel in der letzten Zeit.“ fügte sie hinzu und zwang sich zu einem Lächeln.

„Na, dann. Wir machen heute einen Ausflug mit den Mädchen. Es wird sicher Abend, bis wir wieder da sind.“ Catherine nickte und blickte sie an. Elizabeth erhob sich und musterte Catherine noch einmal, ehe sie das Zimmer verließ. Sie lächelte noch, als sie den Gang entlang ging und Catherine längst allein in ihrem Zimmer zurückgelassen hatte, doch wusste, dass irgendetwas passiert war. Sie verschwieg ihr etwas, das konnte sie deutlich spüren. Doch jetzt musste sie ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten. Sie hatte noch viel zu tun.
 

Das Schloss lag seit mehreren Stunden schon in völliger Stille inmitten der schneebedeckten Landschaft. Stille. Catherine saß am Fenster und blickte hinaus. Frieden.

‚So friedlich wie du glaubst ist es überhaupt nicht.’ Catherine verdrehte die Augen. Konnte diese Stimme in ihrem Kopf nicht einmal den Mund halten?

‚Wenn man es so sieht, dann habe ich überhaupt keinen Mund.’

„Du nervst mich trotzdem.“ meinte Catherine und wandte sich vom Fenster ab.

‚Ja, ja. Die Menschen gehen gerne den einfachsten Weg, weil sich dieser vor ihre Füße hinlegt und sie selbst nichts mehr tun müssen.’

„Soll das eine Anspielung sein?“ Nichts. „Hallo? Bist du noch da?“

‚Ich denke, ich nerve dich? Dann bin ich eben still!’

„Oh, danke! Das ist wirklich sehr großzügig!“
 

Gegen Abend wanderte Catherine ohne besonderen Grund durch das Schloss und suchte die Bibliothek auf. Sie war wahnsinnig geworden – sie redete mich sich selbst. Aber wusste man auch, dass man wahnsinnig war, wenn man es war?

‚Du bist nicht wahnsinnig. Zumindest in dieser Hinsicht nicht.’

„Oh, sie spricht wieder!“ bemerkte Catherine. Es war einfach lächerlich, sich mit einer Stimme im Kopf zu streiten.

‚Dann streite nicht mit mir!’

„Was willst du eigentlich? Seit zwei Tagen gehst du mir auf den Geist und tust sonst nichts.“

‚Um etwas zu tun fehlen mir leider Arme und Beine.’ Catherine stöhnte auf und versuchte, diesen Ausspruch zu ignorieren.

‚Du, die du dies hörst, bist noch am Leben, aber ich bin schon im Reich der Unsichtbaren. Ein Bleigewicht lastet auf mir, ein Gefühl wie das Ersticken in Macht. Nichts hält es zurück, bis die Aufgabe vollbracht’

„Wie wäre es, wenn du mir mal sagst, was du willst?“ Wieder erhielt Catherine keine Antwort. Wieder einmal meldete sich die Stimme nicht mehr, sondern hatte nur einen Vers, Spruch oder sonst etwas zurückgelassen. Catherine sog den Duft alter, lediger Einbände und trockener, staubiger Seiten in sich ein und schloss die Augen. Im Weitergehen fuhren ihre Fingern über die Buchrücken des Regals.

Plötzlich blieb sie stehen und öffnete die Augen. Sie hatte ein Geräusch gehört und wandte sich um. Ihr Blick fiel auf den leeren Gang hinter ihr. Catherine zuckte die Schultern und sah auf das Buch, auf dem immer noch ihre Finger ruhten. Corpus juris canonici. Langsam las sie die Titel der nächsten Bücher. Corpus juris civilis … Creiddylad … Cruces Anticas … Crux Nera … Crux Sancta … Crysis christiana … Cuchulain … Cyboread … Cruces Anticas … Dagon … Dana … Diktynnae … Disen … Djinismus … Druides … Dryaden … Du Bois-Reymond … Ducerceau … Dún Dealgan … Dún Laoghaire … Dún Luce … Du Ravin … Duumvirn …. – Du Ravin?
 

War das hier etwa die Familienchronik, die nicht mehr existieren sollte? Catherine zog das dicke Buch vorsichtig aus dem Regal. Sie strich mit der flachen Hand über die Prägungen auf dem Ledereinband. Das Familienwappen und Blätterornamente, die das Wappen mit anderen Wappen verbanden. Links glaubte Catherine, das französische Königswappen zu erkennen und zum ersten Mal fiel ihr auf, wie sehr sie sich glichen. Die bourbonischen Lilien säumten das Bild und …

„Die bourbonischen Lilien sind nur noch auf vier Familienwappen Frankreichs erhalten.“ erinnerte sie sich an die Worte einer früheren Geschichtslehrerin.

Sie hatte sich darüber nie wirklich Gedanken gemacht, doch nun war ihr dieses Buch nun schon einmal in die Hände gefallen, da musste man doch einfach …
 

„Cate? Bist du hier?“ Catherine fuhr herum, stellte das Buch zurück in das Regal und stellte sich an die andere Seite, als würde sie etwas suchen. „Ah, da bist du ja. Wir sind wieder da.“

„Lea. Hallo.“

„Habe ich dich erschreckt?“

„Nein, schon in Ordnung.“

„Was suchst du denn?“

„Nichts Bestimmtes. Mir ist nur aufgefallen, dass die Bücher, die hier stehen… hm…“

„Etwas Besonderes sind?“ beendete Lea den Satz.

„Was ist das hier?“ fragte Catherine, nachdem sie ihr zugestimmt hatte.

„Ein Zufluchtsort.“

„Zufluchtsort? Für wen? Wovor?“ Lea zuckte die Schultern.

„Das musst du schon meine Großmutter fragen.“

„Deine Großmutter?“

„Elizabeth.“ Catherine starrte Lea an. „Sie ist die Mutter meiner Mutter.“ erklärte sie. Catherine nickte langsam.

„Dann werde ich sie fragen.“

„Ja, tu’ das. Was machst du heute noch?“

„Ich weiß es nicht. Wieso?“

„Wir wollten uns einen Film ansehen. Falls du Lust hast…“ Catherine nickte.

„In Ordnung.“

„Cool!“ Lea grinste und ging dann wieder aus der Bibliothek. Catherine folgte ihr und bemerkte, dass manche Mädchen direkt nach dem Ausflug wieder in die Bibliothek gekommen waren, um zu lesen. Lasen sie etwa diese Art von Büchern? Catherine schüttelte den Kopf. Jetzt wollte sie tatsächlich Erklärungen für das alles.

‚Le Lion jeune le vieux surmontera en champ bellique par singulier…’ Jetzt redete die Stimme auch noch Französisch! Catherine zog die Augenbrauen zusammen und ging aus der Bibliothek. Lange machte sie das nicht mehr mit! Catherine erinnerte sich an die Bücher, die sie einmal zufällig in der heimischen Bibliothek gefunden hatte – die verbotenen Bücher, da sie sich mit Magie und Zauberei befassten. Darin hätte sie vielleicht irgendeinen Spruch gefunden, die Stimme in sich zum Schweigen zu bringen.

‚Zufallsglaube ist für die, die zu schwach für den Schicksalsglauben sind.’ Dann schwieg die Stimme wieder.
 

Catherine massierte sich kurz ihre Schläfen - sie hatte Kopfschmerzen, atmete tief durch und klopfte dann an Elizabeth’ Bürotür.

„Herein!“ Sie öffnete die Tür und erblickte Elizabeth hinter ihrem Schreibtisch.

„Wie war der Ausflug?“

„Sehr schön. Das Wetter hat gehalten.“ Catherine nickte und Elizabeth erzählte vom Ausflug. Glaubte Elizabeth wirklich, dass sie deshalb hierher gekommen war.

„Ich habe Fragen.“ meinte Catherine unvermittelt.

„Ich weiß nicht, ob ich Antworten habe.“ entgegnete Elizabeth, nahm ihre Brille ab und wies auf die Sofagruppe, auf der beide schon am Tag ihrer Ankunft gesessen hatten. Elizabeth schenkte Tee ein und stellte Gebäck auf den Tisch, während Catherine von ihrem Traum und der Stimme zu erzählen begann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-03-13T18:41:16+00:00 13.03.2008 19:41
Also die Stimme finde ich cool! XD Total nervig und immer nur so dumme Sprüche parat. Sie hätte wircklich ne Chance auf "Nevernsäge #1". X3

Mir ist aber ein kleiner Fehler aufgefallen.^^
Du hast nämlich geschrieben:
"Le Lion jeune le vieux surmontera en champ bellique par singulier…’ Jetzt
redete die Stimme auch noch Französisch!"
Aber im letzten Kapitel und am Anfang dieses Kapitels hast du geschrieben, dass sie immer französisch zu ihr redet. (Wenn ich mich nicht irre, was durchaus sein kann.^^°)



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