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Das Blut der Lasair

von

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Im Gewölbe der Vampire

Im Gewölbe der Vampire
 


 

Marius eilte zu Catherine, riss ihr den Dolch aus der Hand und packte sie. Sie war bei dem Ritual wirklich wahnsinnig geworden, schoss ihm durch den Kopf. Elizabeth hetzte nun ebenfalls zu ihr, doch sie beugte sich über Lucien und betrachtete dessen Verletzungen.

„Bring’ sie weg!“

„Und wohin soll ich sie bitte bringen?!“ Louis blickte sich um und bemerkte, dass soweit alles in Ordnung war: die Hexen kamen zurecht.

„Wir nehmen sie mit uns!“ rief er quer durch den Saal, worauf Marius vehement den Kopf schüttelte.

„Sie ist... das geht nicht... Sie…“

„Fürchtest du dich etwa vor ihr?!“

„Nein, aber…“

„Du hast mir deine Hilfe zugesichert! Genau wie David mir seine Hilfe…!“ erinnerte Elizabeth ihn und er nickte.

„Dir, aber nicht ihr! Und schon gar nicht ihm!“ Er wies verächtlich auf den Boden, wo Lucien in seinem Blut lag. Catherine machte sich in ihrer Raserei fast los und näherte sich wieder ein Stück ihrem Bruder. Marius festigte seinen Griff um sie und nickte Louis zu, der immer noch etwas abseits stand. Ohne ein weiteres Wort verließen die Vampire mit Catherine den Saal.
 

Sie hatten Thirlestane Castle kaum verlassen, da beruhigte sich Catherine und ihre unerklärbare Wut legte sich. Stattdessen fiel sie in eine tiefe Ohnmacht.

„Wenigstens etwas.“ Louis blickte zurück und sah, dass Catherine nun völlig kraftlos in Marius’ Armen hing.

„Wir sollten uns trotzdem beeilen. Wer weiß, wann sie wieder… Beeilen wir uns einfach.“ entgegnete Louis und sie setzten ihren Weg durch die schützende Nacht fort, bis sie schließlich ein kleines, verlassenes Gut mitten in einer verlassenen Landschaft erreichten.

„Hoffentlich hat David inzwischen herausgefunden, was vor sich geht.“ Marius folgte Louis die lange Treppe in die Kellerräume unter dem Gut hinunter und wartete auf eine Antwort. „Immerhin war er bei der Talamasca.“ fügte er deshalb hinzu.

„Ja, und da wäre er heute wahrscheinlich noch, wenn Lestat ihn nicht zum Vampir gemacht hätte.“ Marius zuckte die Schultern und Louis sagte nichts mehr. Immer weiter führte die Treppe sie nach unten und schließlich vor eine schwere Holztür, die Louis schwungvoll aufstieß und eintrat. Im dahinter liegenden Raum standen mehrere alte Möbel, die die Vampire aus dem Gut heruntergeschafft hatten, und viele entzündete Kerzen.

„Wieso hausen wir eigentlich in diesem Dreck? Verdammt!“ fluchte Marius leise, als er mit dem Fuß gegen einen leeren Eimer stieß, als er Catherine auf dem Tisch ablegen wollte.

„Wir sind immerhin…“ begann Daniel, ein weiterer Vampir. Marius hob die Hand.

„Das war… rhetorisch.“

„Leg’ sie hierhin.“

„Was denkst du, was ich hier gerade mache.“

„Gegen den Eimer stoßen und Krach machen.“ Marius gab nur ein undefinierbares Geräusch von sich und Louis zog die Augenbrauen hoch. „Habt ihr von ihr getrunken? Seid ihr den wahnsinnig? Ihr Blut kann euch… Geht es euch gut?“

„David! Wir haben nicht von ihr getrunken. Das waren die Hexen.“

„Die Hexen haben von ihr getrunk…“

„Nein! Die Hexen haben ihre Handgelenke für dieses barbarische Ritual aufgeschnitten!“ rief Marius ungeduldig. „Das sieht man doch … da sind ja überhaupt keine Bissspuren.“ fügte er hinzu und strich mit den Fingern über die Wunde und gab so den Blick auf den feinen Schnitt frei.

„Ah. Ja… jetzt…“ Louis fragte sich wieder einmal, warum er mit diesen beiden hier war. Diese Gestalten – Marius und David – waren manchmal wirklich zu… unglaublich. Er lachte leise.

„Was ist?“ fragte Marius und überließ Catherine nun vollständig David, der die Wunden reinigte und dann verband.

„Das barbarische Ritual… Und das aus deinem Mund…“

„Und das ist komisch?“

„Ja, es wäre aus unser aller Münder zu komisch!“ entgegnete Louis. Marius schnaubte verächtlich und reagierte nicht mehr. Mit Louis konnte man über so etwas nicht vernünftig reden.
 

Louis verließ wenig später die Kellergewölbe und ließ die anderen allein. David war noch immer abwechselnd über Catherine und seine Manuskripte gebeugt, während Marius das Ganze von einem Stuhl aus beobachtete. Daniel verließ den Keller ebenfalls, da er nichts tun konnte.

„Hast du irgendeine Ahnung, was hier vor sich geht?“ brach Marius schließlich das Schweigen.

„Ich war Jahre lang bei der Talamasca und habe so viele Dinge gesehen. Abgesehen davon, was ich mit euch – dir und Louis und Lestat – mitmachen musste… durfte...“

„Gut, also?“ „Ich habe wirklich nur eine Ahnung. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es könnte sein, dass ein Geist versucht, von ihr Besitz zu ergreifen. So etwas in der Art meinte ja auch schon Saerlaith.“ Marius nickte.

„Weißt du schon mehr?“

„Ich bin nicht sehr von dieser Geister-Theorie überzeugt.“ Marius drehte sich um und erblickte Lestat, der lässig am Türrahmen lehnte.

„Wir haben auf dich gewartet. Wolltest du nicht mit uns nach Thirlestane Castle kommen?“ meinte er scharf.

„Kurzfristige Terminänderung.“ grinste Lestat und näherte sich langsam dem Tisch, auf dem Catherine immer noch bewusstlos lag.

„Es wird wirklich Zeit, dass du dein Rockstar-Verhalten ablegst…“ Lestat lachte und drehte sich zu Marius um.

„Gab es Probleme, weil ich nicht dabei war? Hattet ihr Schwierigkeiten ohne mich?“

„Nein, wahrscheinlich war es besser so…“ Lestat nickte zufrieden und wollte Catherine eine Haarsträne aus dem Gesicht streichen, doch David packte seine Hand.

„Wag’ es nicht sie anzurühren!“ Für einen Moment blickte Lestat David an, dann wanderte sein Blick zu Marius, der seinem Blick standhielt.

„Keine Sorge. Ich habe schon getrunken.“ entgegnete er nach einer kleinen Pause und verschwand im Nebenraum.
 

David sah ihm nach.

„Er könnte trotz allem Recht haben.“

„Womit?“ fragte Marius.

„Es gibt noch eine andere Möglichkeit… aber die ist sehr, sehr weit hergeholt…“

„Und die wäre?“ Marius war es langsam leid, immer nachfragen zu müssen. Konnte David nicht einfach einen seiner Vorträge halten, bei denen er für gewöhnlich alle Informationen in den Raum warf, die ihm zur Verfügung standen, ohne darauf zu achten, ob sie die Überlegungen zuträglich waren oder nicht? David zögerte noch einen Augenblick und meinte dann:

„Es wäre möglich, dass sie erweckt werden soll.“

„Sie schläft nicht, sie ist ohnmächtig.“ David reagierte nicht, sondern fuhr fort:

„Nach allem, was wir wissen, liegen ihre Wurzeln in Schottland in einer Familie, deren Mitglieder des Öfteren Magie ausgeübt haben…“

„Mehr oder weniger erfolgreich und verdeckt…“

„Richtig. Es wäre möglich, dass eine Seele irgendeines Familienmitgliedes in ihr ist und… wie drücke ich das aus… nun ausbrechen will.“ Marius zog die Augenbrauen zusammen, dann meinte er:

„Wie soll das gehen?“

„Ich habe nur ein paar Mal darüber gelesen. Danach bräuchte es viele kleine Schlüsselreize, die langsam aber sicher die alte Seele stärken und somit…“

„Moment! Was geschieht mit der neuen… also, ihrer jetzigen Seele.“

„Es ist wahrscheinlich, dass sie vernichtet wird.“ David ließ seinen Blick noch einmal über Catherine streifen und meinte dann: „Ich muss mit Saerlaith sprechen. Ist sie verletzt worden?“

„Nein… Was machen wir mit ihr?“

„Saerlaith meinte, der Angriff würde Catherine gelten. Das war richtig, nehme ich an. Sie …“

„Du willst, dass sie hier bleibt?“

„Vorerst.“ Marius schüttelte heftig den Kopf.

„Ich verstehe nicht, warum du diesen Menschen hilfst. Was geht uns das Ganze an?“

„Mein Gefühl sagt mir, dass…“

„Dein Gefühl? Du hältst doch überhaupt nicht viel von Gefühlen. Du hast deine Bücher und deine Regeln…“

„Das galt vielleicht, als ich sterblich war! Nun ist das anders. Ich will lediglich sicher gehen, dass alles…“ Marius winkte ab.

„Geht uns das etwas an?“

„Vielleicht. Vielleicht mehr, als ich mir im Augenblick selbst vorstellen kann. Die Talamasca tut nicht schlecht daran, solche Phänomene zu beobachten…“

„Ich weiß nur eines: die Talamasca hat uns Vampiren den Krieg erklärt…“

„… Weil wir Merrick, die nun einmal unter dem Schutz der Talamasca stand, zum Vampir gemacht haben.“ erinnerte David.

„Wie auch immer. Wieso sollten wir ihnen jetzt helfen? Catherine gehört doch auch zu…“

„Sie gehört nicht zur Talamasca. Sie gehörte zu Bruderschaft. Und mit der hat sie gebrochen. Sie ist in Gefahr und…“ David sah an Marius’ Gesichtsausdruck, dass ihm das noch nicht ausreichend Argumente waren. „Marius, was willst du denn sonst tun? Wieder nur beobachten, was die Lebenden als nächstes anstellen? Es ist ja nicht so, dass du noch so viel zu tun hast und dir die Zeit davonläuft. Was macht es schon, wenn wir uns hier einige Tage aufhalten?“ fragte David und traf damit ins Schwarze.

Zeit hatten sie wirklich genug. Und wenn er ehrlich war, hatte er auch sonst nichts Wichtiges vor. Nichts, das seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Nichts, das ihn beschäftigen konnte. Nichts, das ihm nach all den Jahren noch wirklich neu und interessant war.

„In Ordnung, aber deinen Besuch bei Saerlaith solltest du bis zur nächsten Nacht verschieben.“ entgegnete Marius nur und zog sich ebenfalls in den Nebenraum zurück, in dem fünf Särge standen.
 

Lestat lag in seinem, doch er las noch.

„Was geschieht jetzt mit ihr?“

„Was interessiert dich das?“

„Ich dachte, du plädierst immer noch für Zusammenhalt?“

„Was du unter Zusammenhalt verstehst, habe ich früher in der Nacht gesehen.“ gab Marius zurück. Lestat drehte sich amüsiert zu ihm um und blickte ihn aus seinen rebellischen Augen an.

„Du hast uns doch sowieso hören können.“

„Richtig.“ Lestat legte das Buch weg und schloss grinsend den Deckel seines Sargs. Er hörte noch, dass David mit Louis sprach und dieser bei Catherine wachen sollte, dann schlief er ein. Wo Daniel so lange steckte, wusste er nicht.



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