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Das Blut der Lasair

von

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Der Duke of Irvine

Der Duke of Irvine
 


 

„Was meinst du?“

„Als Lucien und ich Kinder waren, hat man uns immer erzählt, dass unsere Familie bis auf eine Schwester von Ludwig XII zurückgeht. Er hat bekanntlich von 1498 bis 1515 geherrscht und hinterließ keine männlichen Nachkommen… Wie auch immer. Dieser Stammbaum beginnt nicht bei besagter Schwester, sondern erst 1619. Das ist äußerst seltsam.“ David überlegte. „Es könnte natürlich auch sein, dass dieser hier unvollständig und das nur Zufall ist.“

„Nein, dieser müsste vollständig sein. Der stammt aus den Archiven der Talamasca.“

„Wie bist du an den herangekommen? Und wieso ist unser Familienstammbaum in den Archiven der Talamasca?“ Catherine wusste nicht, welche Frage sie zuerst beantwortet haben wollte.

„Ich war... früher… bei der Talamasca. Es war kein Problem, da hinein zu kommen.“

„Und die andere Frage?“

„Welche Frage… ach so: Das hat mehrere Gründe.“

„Erstens?“

„Deine Familie dient seit Generationen der Bruderschaft.“

„Zweitens?“

„In den Generationen davor, bevor ihr zur Bruderschaft gerufen wurdet, praktizierten verschiedene Angehörige deiner Familie… Magie.“

„Sie waren Hexen?“

„Ja, wusstest du das nicht?“ Catherine schüttelte den Kopf.

Was dachte David eigentlich? Dass man so etwas bei der Bruderschaft einfach gesagt bekam, wo sie doch Magie verachteten?

„Sie verachten Magie und fürchten sie. Sie wollen sie ausrotten… Warum sollten sie meine Familie in die Bruderschaft aufgenommen haben?“

„Das weiß ich nicht. Vielleicht … Nein, das kann nicht sein.“

„Was?“

„Nun, wenn die Angehörigen deiner Familie enormes Talent und eine starke psychische Konstellation ausweisen, dann könnte die Bruderschaft versucht haben, sie für ihre Zwecke zu gebrauchen.“

„Das erklärt zumindest einiges, aber nicht alles… Warum hat sich das Wissen um unsere Vergangenheit nicht über die Generationen erhalten?“ David lachte leise.

„Es hatten bei weitem nicht alle etwas mit Magie zu tun. Es kann gut sein, dass sich die Begabung verloren hat.“

„Ja, gut möglich. Ich hatte ja auch nie eine Ahnung, dass ich … verschiedene Dinge kann.“ Elizabeth nickte.

„Die Menschen unserer heutigen Zeit sind unsensibel und nehmen die größten Schwingungen schon gar nicht mehr wahr. Sie wurden von der Bruderschaft trainiert und ausgebildet, doch ihre Seele wurde nicht geschult.“ David nickte und fuhr an Elizabeth’ Stelle fort:

„Und das macht dich aus. Du bist nicht völlig vom Gedankengut der Bruderschaft verunreinigt. Deshalb geschieht das Ganze hier.“

„Das verstehe ich nicht.“ gab Catherine zu. David schüttelte den Kopf und winkte ab. Dann wandte er sich wieder dem Stammbaum zu.

„Jemand wollte hier bewusst deine schottische Herkunft ausblenden, denn hier sind nur französische Namen verzeichnet. 1619. Dazu müsste ich etwas finden, aber ich brauche noch ein bisschen Zeit.“

„Haben wir einen schottischen Namen? Dann könnte ich morgen nämlich in diese Richtung recherchieren…“ schlug Catherine vor. David nickte nachdenklich und meinte dann:

„Wir wissen – mysteriöser Weise – sehr wenig über deine schottischen Vorfahren. In keinen Unterlagen wird der Familienname erwähnt, sondern nur der Titel.“

„Und wie lautete der?“

„Duke of Irvine.“ Catherine nickte, obwohl sie diesen Titel noch nie gehört hatte. „Das ist der Titel des letzten Herzogs, der uns für die Jahre 1608 bis 1618 überliefert ist.“

„Das lässt darauf schließen, dass dieser Stammbaum doch korrekt ist.“ David nickte und blickte Catherine an. Irvine. Irvine. Catherine schüttelte nachdenklich den Kopf und starrte auf das Pergament.

„Was ist nicht verstehe…“ begann Elatha. Die Runde blickte auf und sie fuhr fort: „Wieso gibt uns unser Feind, Ihr Bruder, Hinweise?“ Catherine zuckte die Schultern.

„Ich weiß es nicht.“

„Vielleicht sind Sie ja… auf seiner Seite. Das wäre immerhin möglich.“ entgegnete sie.

„Ich bin nicht auf seiner Seite.“

„Wieso sollten wir Ihnen glauben? Wir kennen Sie nicht und sollen Ihnen vertrauen? Ist das nicht etwas viel verl…“

„Elatha!“ ging Elizabeth dazwischen und blickte sie wütend an. Catherine blickte zu David, der ebenfalls Elatha musterte.

„Wir müssen endlich herausfinden, was die Bruderschaft von dir will.“ meinte er zu Catherine, worauf Elatha lachte.

„Warum? Warum ist das so wichtig? Meine Tochter wäre beinahe gestorben und wir sollen uns um eine Französin kümmern? Sollen wir nicht unsere Kinder in Sicherheit bringen, bevor auch noch sie sterben? Warum ist es so wichtig, was die Bruderschaft von ihr will?“

„Ich bin ein Mensch und Menschen sind normalerweise nicht ihr Zuständigkeitsbereich.“

„Eine ziemlich vage Aussage.“ warf Elizabeth ein, worauf Catherine nickte.

„Ich weiß, wie die Bruderschaft denkt. Die oberste Priorität war immer die Geheimhaltung und der Schutz der Menschheit vor…“ Catherine blickte sich um und suchte nach anderen Worten, da sie mit einem Unsterblichen im Raum stand, von dem ihr keine Gefahr drohte. „… anderen Wesen.“ beendete sie ihren Satz und fuhr dann fort: „Diese Arbeitsweise – das Überfallen von wehrlosen Hexen, was Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte – passt einfach nicht zu ihnen. Und genau das macht es so verdächtig.“

„Nach allem, was wir wissen, verfolgte die Bruderschaft schon immer rigoros ihre Ziele, ohne auf Verluste in der Zivilbevölkerung zu achten.“ entgegnete David.

„Ich kann dazu nichts weiter sagen. Tatsache ist allerdings, dass das Oberhaupt des Rates nun Daniele ist und nicht mehr Ramirez. Vielleicht liegt die Änderung in den Methoden auch an ihm.“

„Darauf können wir uns nicht verlassen…“

„David! Ich versuche hier, mir aus diesem ganzen Mist einen Reim zu machen! Ich war jahrelang Mitglied dieser Bruderschaft und habe Nacht für Nacht mein Leben riskiert! Es fällt mir nicht unbedingt leicht, mir einzugestehen, dass ich mein ganzen Leben einer falschen Ideologie gedient habe!“ fuhr Catherine den Vampir an.

„Mitglied dieser Bruderschaft… Und trotzdem weißt du so wenig über sie?“ fragte Elatha. Catherine erhob sich und stützte sich auf den Tisch.

„Ich weiß, dass meine Eltern wegen etwas gestorben sind, was ich auch hätte wissen sollen. Und die Antwort muss hier liegen! Und ich weiß, dass ich es nie erfahren soll. Warum auch immer. Ist das vorerst nicht genug?“ David sagte nichts. Auch Catherine schwieg und blickte in die Runde, doch sie erhielt keine Reaktion. „Der Überfall auf die Hexen… was auch immer die Bruderschaft dazu veranlasst hat… war nur der Anfang, wie Sie sagten, Elizabeth. Mitglieder der Bruderschaft wurden verletzt und getötet. Und dafür werden sie sich rächen und ihre Versäumnisse ausräumen. Und deshalb gibt es für niemanden… für niemanden, der bei diesem Überfall anwesend war eine andere Möglichkeit, außer in diesen schützenden Mauern zu bleiben und außerdem dafür zu sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Es gibt kein Zurück mehr.“ schloss Catherine, blickte noch einmal in die Runde und verließ dann die Bibliothek.
 

Catherine wanderte durch das dunkle Schloss zurück in ihr Zimmer. Plötzlich glitt ein Schatten am Fenster vorbei und näherte sich ihr.

„Erschrocken?“

„Nein.“ entgegnete Catherine und ging an Lestat vorbei.

„Was war vorhin los?“

„Ich weiß nicht, warum ich mich erinnert habe. Auf einmal war es da.“ Catherine schwieg und blickte ihn an. Seine blauen Augen ruhten auf ihr, doch sie konnte unmöglich sagen, was er dachte.

„Das meinte ich nicht. Was wollte die Hexe?“ fragte er sachlich und wenig beeindruckt.

„Ach so. Nun, Elizabeth… Saerlaith wollte etwas mit mir besprechen.“ antwortete Catherine.

Wie hatte sie auch annehmen können, dass er etwas anderes gemeint hatte? Er grinste.

„Was?“ fragte sie und legte ihre Hand an den Türgriff zu ihrem Zimmer.

„Nichts. Sag’ mal… Warst du schon immer so?“

„Wie?“

„Du hast immer im Mittelpunkt gestanden. Du brauchst das, oder?“ Catherine holte Luft.

„Nein, ich brauche das nicht. Und du kennst mich nicht im Geringsten… Also, lass deine arroganten Schlüsse bleiben oder behalte sie zumindest für dich!“ entgegnete Catherine wütend.

„Du bist nichts Besonderes. Eine Hexe, mehr nicht.“

„Das ist deine Meinung…“

„Ja, richtig. Das ist meine Meinung.“ Er schaute sie direkt an.

„Nun, du…“ Er näherte sich ihr und drückte sie gegen den Türrahmen. „Ich mache mir schon reichlich wenig aus der Meinung von Sterblichen… Wieso sollte ich dann auf deine Meinung Wert legen?“

„Du findest mich sehr anziehend.“ Lestat kam näher und berührte sie mit seinen kalten Fingern an der Wange. Catherine lachte leise.

„Wenn du dich da nicht täuschst…“

„Sicher nicht.“ Lestat ließ Catherine los und verschwand den Gang entlang.

„Idiot.“ murmelte Catherine und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
 

Catherine lag noch lange wach und dachte über das nach, was Lestat gesagt hatte.

‚Du findest mich sehr anziehend.’

Mürrisch drehte sie sich auf die Seite und schloss die Augen. Er war eingebildet und arrogant, was irgendwie dasselbe war. Er kümmerte sich nicht ein bisschen um das, was hier geschah. Im einen Moment schien er an ihrem Wohl interessiert und half ihr, behandelte sie so, wie man einen Freund oder zumindest Verbündeten behandelte, im nächsten ignorierte er sie, machte bissige Bemerkungen und brachte sie auch noch zufrieden grinsend zur Weißglut. Warum hatte gerade er sie in diesem Zustand sehen müssen? Hätte nicht David oder auch Marius oder Louis in den Trainingsraum kommen können, als sie sich an ihre Tat erinnert hatte? Louis schien der menschlichste von allen. Warum also nicht er? Catherine richtete sich auf und rieb sich die Augen. Was war in sie gefahren? Und warum gelang es ihm immer wieder, dass sie sich den Kopf über ihn zerbrach? Catherine ließ sich zurück in das Kissen fallen und blickte zur Decke. Sollte er doch denken, was er wollte. Das konnte ihr eh egal sein. Lestat! Wen interessierte schon, was dieser Typ dachte? Mit diesen Gedanken im Kopf fiel Catherine in einen unruhigen Schlaf, in dem sie nach langer Zeit wieder träumte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-07-15T18:04:07+00:00 15.07.2008 20:04
aw... tolle kapis!!
Oh man.. ich hab ja immer noch die Vermutung, dass sich da zwischen den beiden was anbahnt ^^

Ich mag deine FF echt gerne!
Mach schnell weiter ..<3

Lg,

Sarah


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