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Das Blut der Lasair

von

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Ein Funke menschlicher Schwäche

Ein Funke menschlicher Schwäche
 


 

Lea machte ein Zeichen, dass sie gehen wollte, da Elatha und Elizabeth nur noch über irgendwelche finanziellen Dinge sprachen. Catherine nickte und folgte ihr langsam und vorsichtig den Gang entlang. Behutsam öffnete Lea den Eingang und steckte erst den Kopf heraus, um zu sehen, ob die Luft rein war, dann verließ sie den Geheimgang und wartete, bis Catherine ebenfalls wieder in der Halle unter der Treppe stand. Geräuschlos schloss Lea den Gang wieder und kroch dann unter der Treppe hervor.

„Das war aufschlussreich, findest du nicht?“ fragte Lea, da Catherine die gesamte Zeit geschwiegen hatte und auch jetzt keine Anstalten machte, etwas zu sagen. Nachdenklich nickte sie und blickte durch Lea hindurch. „Hallo? Ist irgendetwas?“

„Deine Mutter wird auf dich zukommen und dir ausrichten, dass du mich ausspionieren sollst…“

„Das werde ich natürlich ablehnen!“ entgegnete Lea heftig, doch Catherine schüttelte den Kopf. „Nicht?“ fragte Lea.

„Nein. Ich denke, wir sollten die Gelegenheit nutzen… Willst du sie nutzen?“

„Welche Gelegenheit?“ fragte Lea, da sie annahm, sie könne Catherine nicht ganz folgen.

„Wir können vielleicht noch mehr erfahren, wenn sie dich auf ihrer Seite vermuten. Meinst du nicht?“ Lea nickte zustimmend, aber zögernd.

„Ich weiß nicht, ob ich ihnen das vorspielen kann.“

„Ich verlange es nicht von dir. Du entscheidest.“ erwiderte Catherine und stieg langsam die Treppe hinauf. Lea folgte ihr und meinte:

„Ich will dir helfen. Das ist keine Frage, Cate, aber ich bin mir sicher, dass meine Mutter und meine Großmutter größere Kräfte besitzen als ich. Deshalb weiß ich nicht, ob ich ihnen glaubhaft machen kann, dass ich auf ihrer Seite bin.“ Lea machte eine kleine Pause, während sie neben Catherine die Treppe und den Gang entlang schritt. Ihr Blick fiel auf die Porträts an der Wand, dann fuhr sie fort: „Ich versuche es. Und ich gebe mein Bestes.“

„Danke.“

„Was hast du nun vor? Hast du schon etwas vor?“ fragte Lea weiter. Catherine nickte und antwortete ihr:

„Ich muss Elizabeth zumindest versuchen, von der Vernehmung zu erzählen…“

„Aber sie weiß doch schon, was du ausgesagt hast.“

„Richtig, aber davon weiß ich doch offiziell nichts.“ erklärte Catherine.

„Klar! Natürlich! Was dann?“

„Dann werde ich ein paar Tage verstreichen lassen und nach Edinburgh fahren.“

„Was willst du in Edinburgh?“ Catherine zögerte.

„Ich habe einen Hinweis von meinem Großvater. Nein, eigentlich bin ich mir nicht einmal sicher, ob es ein Hinweis ist, aber ich denke, es könnte einer sein.“ meinte sie schließlich.

„Wie bist du an den gekommen?“ fragte Lea und Catherine schwieg einen Moment. „Kannst du mir das nicht sagen?“ hakte Lea nach, worauf Catherine leicht nickte.

Dann begann sie davon zu erzählen, wie ein Brief für sie abgegeben wurde, und dass ihr Großvater darin von der Tatsache gesprochen hatte, dass ihre Familie schottische Wurzeln hatte, die Bruderschaft dies aber geheim halten wollte, und sie erzählte von dem Emblem der Royal Bank of Scotland, das wie ein Wasserzeichen durch den Briefkopf schimmerte, wenn man das Briefpapier gegen das Licht hielt. Von dem Gift und dem Aufenthalt ihres Großvaters auf Thirlestane Castle sagte sie nichts. Lea hörte aufmerksam zu und nickte hin und wieder.
 

Inzwischen waren sie in Catherines Zimmer angekommen und saßen sich auf dem Bett gegenüber. Sie kamen zu dem Entschluss, dass Lea abwarten sollte, bis Elatha auf die zukam. Dann würde sie zustimmen, Catherine auszuspionieren – oder wie sie es nannten: zu integrieren – und schließlich ihrer Großmutter und Mutter berichten, dass Catherine nach Edinburgh gehen wollte. Daraufhin würde Catherine wohl von irgendjemandem angesprochen werden, was das solle und welchem Zweck das dienen sollte, worauf Catherine antworten konnte, dass sie ihre touristische Neugier nun auch einmal nach Wochen, in denen sie nichts anderes als Thirlestane Castle gesehen hatte, in die schottische Hauptstadt trieb.

„Meinst du, das nehmen sie uns ab?“ fragte Lea immer noch skeptisch. Catherine nickte.

„Ich gehe sogar davon aus, dass ihnen einfällt, dass du ganz dringend auch etwas in Edinburgh zu tun hast und mich fragen, ob ich dich mitnehmen könnte… Wollten wir wetten?“

„Lieber nicht. Ich denke, die Wette gewinnst du. Macht es dir etwas aus, wenn ich mitkomme?“ entgegnete Lea und suchte Catherines Blick.

„Nein. Es ist mir sogar ganz recht, denn dann musst du deinen Bericht abliefern über das, was wir gemacht haben.“ meinte Catherine grinsend.

„Na, danke!“ lachte Lea. „Ich komme trotzdem gern mit.“ Catherine nickte und ergriff wieder das Wort:

„Dann würde ich sagen, wir warten bis Ostara vorbei ist… Das ist ja schon in ein paar Tagen.“ Lea nickte.

„Und ich sehe zu, dass ich meiner Mutter unauffällig Gelegenheit gebe, mit mir zu sprechen.“ Catherine nickte.

„Ich sehe, wir verstehen uns.“ bemerkte sie schmunzelnd.
 

Der Plan stand. Catherine und Lea hatten außerdem ausgemacht, sich in den nächsten Tagen nicht zu oft miteinander zu zeigen und Lea schaute sich immer fünfmal um, bevor sie an Catherines Zimmertür klopfte, ob auch wirklich niemand mit ihr auf dem Gang war. Catherine musste leider zu ihrer Überraschung noch einmal Elizabeth genau über ihre Aussage bei der Polizei Bericht erstatten, da diese so tat, als wüsste sie von nichts. Leicht genervt hatte Catherine aber auch das gleich am nächsten Tag hinter sich gebracht und wurde nun wieder in Ruhe gelassen, was ihr sehr recht war, da sie sich so wieder möglichst unauffällig im Schloss bewegen konnte. Die Mädchen begannen langsam, das Schloss für das Ostara-Fest zu schmücken und verteilten überall Kränze mit Kerzen und hängten geflochtene Girlanden aus frischem, grünen Grashalmen und den ersten Blumen – Osterglocken und Erika, sowie Krokus und die letzten der Schneeglöckchen, die sie noch fanden – auf. Elatha sprach einen Tag vor Ostara mit Lea und hieß sie an, Catherine stärker zu integrieren und ihr und Elizabeth, denen es um Catherines seelisches und körperliches Wohl ging, über alles zu informieren, was Catherine tat, vorhatte, dachte und träumte. Pro Forma zierte sich Lea zuerst, dann ließ Elatha weitere Argumente folgen, nach denen sich dann Lea dazu bereit erklärte, ihren ‚Auftrag’ auszuführen.
 

Die Hexen feierten an Ostara, einem alten keltischen Brauch, dass die Erde aus dem Winter wieder erwachte. Alles in allem schien Catherine der Ritus ähnlich wie der des Imbolc-Festes, doch sie sagte nichts darüber. Zu wem auch? Sie saß links neben Elizabeth, während Lea wenigstens zu ihrer linken saß, doch reden konnten sie nicht, ohne dass sie gehört wurden, also schwiegen sie. Wieder war mit Myrrhe und Weihrauch geräuchert worden, weshalb sich Catherine eher wie bei den katholischen Messen in ihrer Kindheit vorkam.

„Lasair, du bist so schweigsam.“ meinte Elizabeth mit besorgtem Tonfall. „Bist du krank? Fühlst du dich nicht wohl?“

„Wie kommst du darauf, Saerlaith. Es ist alles in Ordnung.“ entgegnete sie und schüttelte gleichzeitig den Kopf.

„Du wirkst nachdenklich.“ bemerkte Elizabeth weiter, die sich damit nicht zufrieden gab.

„Das könnte daran liegen, dass ich nachdenke.“ erwiderte Catherine und bemühte sich nur schwer, keine allzu sarkastischen Bemerkungen auszusprechen.

„Über was denkst du nach, Lasair. Heute solltest du feiern. Später in der Nacht gibt es Musik und wir tanzen ausgelassen.“ erklärte Elizabeth und blickte Catherine so aufmerksam an, dass diese sich genötigt fühlte, zu nicken. „Also?“

„Kurz nachdem ich mit Lestat bei den Runen in Crossbost war, lag dir und David bereits die Umschrift des Textes vor. Hast du inzwischen die Übersetzung?“ fragte Catherine gerade heraus. Sie musste den Anschein aufrechterhalten, als baute sie noch auf Elizabeth und ihr Wissen.

„Ach, Lasair… Du hast ja keine Ahnung, wie schwierig Runen zu entziffern sind…“

„Entziffert waren sie ja schon, wenn ich mich nicht irre. Wie konntest du sonst sagen, du hättest die Umschrift, die Übersetzung fehle allerdings noch?“ unterbrach Catherine sie und wartete auf eine Reaktion.

„Du stellst dir das trotzdem zu einfach vor! Lasair, vertraue meinem Urteil.“

„Und wie lautet das?“ fragte Catherine fordernd. Elizabeth seufzte und schüttelte den Kopf.

„Hab’ Geduld, Lasair. Geduld ist eine Tugend.“ meinte Elizabeth schließlich und nahm einen Schluck Rotwein zu sich. Catherine nickte bei sich und murmelte:

„Dann habe ich dich wohl überschätzt, Saerlaith.“ Elizabeth wandte den Kopf zu ihr. Für einen Moment flackerte Wut und verletzter Stolz in ihren Augen.

„Du kannst gern selbst einen Blick auf die Umschrift und die Runen werfen, wenn du meinst, du könntest mehr damit anfangen!“ schlug sie vor. Plötzlich erstarrte ihre Miene und in ihrem Blick gewannen wieder Vernunft und Ruhe die Oberhand. Catherine sah sie an und entdeckte tief in ihr Unverständnis darüber, wie sie ihr nur so etwas hatte anbieten können. Langsam nickte Catherine und meinte:

„Das würde ich sehr gern tun. Am besten ich komme morgen einfach bei dir im Büro vorbei. Was meinst du, Saerlaith? Wäre das in Ordnung für dich?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-10-29T16:01:26+00:00 29.10.2008 17:01
uh, sieht aus als käme Saerlaith langsam in Bedrängnis! hehe
Ich bin sicher, die Runen enthalten eine verschlüsselte Prophezeiung die uns ein ganzes Stück weiter bringen könnte.... Ob Saerlaith sich noch zu einer erklärten feindin entwickeln wird? Ich glaube sie unterstützt lasair, die irgendwie durch ihre ururur-enkelin catherine ins leben zurück will, aber dadurch würde catherine sterben. "spekulier, spekulier" ^^


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