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Das Blut der Lasair

von

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Ermüdendes Unterfangen

Ermüdendes Unterfangen
 


 

Catherine blickte Lea einen Augenblick entsetzt an, dann meinte sie:

„Diese Worte kenne ich! Ich kenne sie!“

„Woher?“ fragte Lea und Catherine schüttelte den Kopf.

„Es scheint alles so weit weg zu sein. Ich weiß es nicht genau, aber es war noch in Paris und bei diesem Angriff auf Salieri und mich. Eines von diesen Wesen muss sie gesagt haben.“

„Wieso erinnerst du dich eigentlich nicht mehr deutlich an diesen Angriff? Hast du es aus Schock verdrängt?“ Catherine zuckte die Schultern. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du etwas aus Schock verdrängst, bei allem, was du wegen der Bruderschaft schon erlebt hast… Ist das logisch?“

Catherine antwortete nicht, sondern dachte nach. Sie hatte danach gefragt, wer diese Typen gewesen waren und Salieri hatte gemeint, es seien Wesen, die mehr wüssten. Wesen, die zweifellos mehr wusste, was sie betraf. Wieso hatte sie sich nie größere Gedanken darum gemacht, wenn… es so wichtig war und selbst ihr Großvater diesen Spruch gefunden hatte? Wer waren damals ihre Gegner gewesen? Geister-Wesen? Menschen offenbar nicht, da es keine Wirkung gezeigt hatte, wenn sie einen mit ihrem Degen getroffen hatte. Catherine sah auf und blickte in Leas Gesicht.

„Was ist? Du siehst so seltsam aus.“ meinte sie, die Catherine die gesamte Zeit beobachtet hatte.

„Ich erinnere mich langsam wieder deutlicher an vieles, was ich ignoriert hatte. Ich konnte diese Wesen nicht verletzen. Und daher kenne ich mit Sicherheit auch diese Worte. In deinen unschuldigen Augen funkelt die Glut des Unheils. Dein Leib und deine Seele gehören schon längst nicht mehr dir. Heillos ist die Botschaft vom Tag deiner Geburt, dem verfluchten, an dem es Besitz von dir ergriff. Kannst du diese Worte in irgendeinen Zusammenhang bringen?“ Lea schüttelte den Kopf.

„Auf Thirlestane Castle gibt es einige Bücher, in denen dieser Spruch stehen könnte, doch er scheint mir nicht allgemein gültig zu sein, sondern nur auf dich zu passen.“ meinte sie schließlich. „Die Glut des Unheils… Glut und Feuer liegen nicht allzu weit auseinander und offenbar hat etwas von dir Besitz ergriffen.“ fuhr sie fort. Catherine kniff die Augen zusammen und dachte weiter nach. Plötzlich meinte sie:

„Ich muss mich an alles genau erinnern, was ich getan oder gesehen oder gehört habe, Lea. Ich habe eine Zeit lang eine Stimme gehört, die mit mir gesprochen hat.“

„Wie bitte?“ fragte Lea entsetzt und starrte Catherine an.

„Was hast du?“

„Stimmen zu hören ist bei uns etwas sehr Schlechtes. Es gilt bei uns als Zeichen dafür, dass man selbst nicht mehr handeln kann, sondern die Stimme und die Macht allmählich die Kontrolle über uns übernimmt. Spricht sie noch zu dir?“ erklärte sie und Catherine schüttelte den Kopf. „Wie bist du sie losgeworden?“

„Ich weiß es nicht…. Ich habe sie ignoriert und dann ist sie irgendwann verstummt.“

„Und was hat sie gesagt?“ Catherine schüttelte den Kopf.

„Lass’ mich überlegen. Es war so viel und…“ Catherine brach ab und richtete sich ein wenig auf. „Zuerst riet sie mir, ich sollte vorsichtiger mit meinen Hexenkräften umgehen.“ begann Catherine wieder. Lea nickte. „Und dann hielt sie mir vor, dass ich mir den einfachsten Weg suche und so weiter… Wir haben uns immer so ein bisschen gestritten. Zumindest war ich genervt von ihr.“ erzählte Catherine weiter.

„Das hört sich alles nicht so besonders wichtig für unsere ganze Sache an. Vielleicht hast du es deshalb auch nicht als wichtig erachtet. Ist dir so etwas schon einmal passiert?“ Catherine schüttelte den Kopf.

„Nein, zumindest nicht in der Art…“

„Was soll das heißen?“ fragte Lea und Catherine seufzte auf.

„Ich hatte schon immer ab und zu das Gefühl, dass ich höre, was Menschen um mich herum denken. Einige Male ist es geschehen, dass ich auf ungestellte Fragen meines Bruders oder meines Vaters geantwortet habe, was die beiden dann ziemlich verwirrt hat. Daran erinnere ich mich.“ erklärte Catherine und erinnerte sich, dass sie sich am Anfang einen Spaß daraus gemacht hatte, bis ihr Vater sie einmal zu sich geholt hatte und ihr erklärt hatte, dass es gefährlich sei, solche Gaben recht öffentlich auszuleben. „Sie wussten, dass mit mir etwas nicht stimmt.“ flüsterte Catherine.

„Wie kommst du darauf?“ fragte Lea und Catherine erzählte von diesem einen Gespräch mit ihrem Vater, nach dem sie nie wieder absichtlich Gedanken gelesen hatte.

„… Und hätte sich mein Vater mit meinem Großvater über dessen Ergebnisse unterhalten, hätten sie vielleicht beide gewusst, dass mit mir nicht nur irgendetwas nicht stimmt, sondern ich diese ‚Lasair’ bin! Und dann hätte er wohl auch nicht dem Rat davon berichtet und ich hätte nicht in Unwissenheit fliehen müssen.“ endete Catherine wütend. Lea nickte zaghaft.

„Findest du nicht, dass das zu einfach ist?“

„Doch, aber ich musste meinem Ärger Luft machen. Mir ist klar, dass es nicht ganz so gewesen sein kann und das nicht die Lösung dafür gewesen wäre.“ gab Catherine zu und beruhigte sich wieder.

Nach einem Moment des Schweigens fuhr sie fort:

„Salieri war damals im Rat und war mein Mentor, Lea. Ich habe ihm viel anvertraut – vielleicht sogar so viel, dass er es wusste.“

„Dass du Lasair bist?“

„Vielleicht das, oder eben, dass ich Fähigkeiten habe, die ich nicht haben sollte. Ich bin mir sicher, er hat mich nicht grundlos nach Schottland geschickt. Ich nehme an, er wusste irgendetwas und er hat damit etwas Bestimmtes bezweckt.“

„Er könnte sich mit Elizabeth und Elatha verbündet haben.“ Catherine nickte und bemerkte, dass Lea aufgehört hatte, die beiden mit ‚Großmutter’ und ‚Mutter’ zu benennen. „Er ist in ihre Pläne eingeweiht und hat dich also hierher geschickt, um sie verwirklichen zu lassen.“ Catherine nickte.

„Möglich, doch was sind seine Pläne? Und vor allem: welche Pläne hat die Bruderschaft, wenn er unabhängig von ihr handelt?“

„Könnte es nicht sein, dass die Bruderschaft hinter Salieri steht?“ fragte Lea, worauf Catherine den Kopf schüttelte.

„Dann müsste die Bruderschaft die ‚Hilfe’ von Hexen angenommen haben und das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Darauf würde sie sich niemals einlassen - nicht unter Danieles Leitung.“

„Gut. Hier kommen wir also nicht weiter. Was hat die Stimme noch gesagt?“ fragte Lea und Catherine dachte wieder angestrengt nach. Schließlich meinte sie:

„Ich hoffe, dass ich es noch wörtlich weiß…“

„Bei deinem guten Gedächtnis habe ich da keine Bedenken.“ warf Lea ein.

„Hm. Es war ungefähr so: ‚Du, die du dies hörst, bist noch am Leben, aber ich bin schon im Reich der Unsichtbaren. Ein Bleigewicht lastet auf mir, ein Gefühl wie das Ersticken in Macht. Nichts hält es zurück, bis die Aufgabe vollbracht.’ Sagt dir das etwas?“ Lea reichte Catherine einen Zettel und etwas zu schreiben und meinte dann:

„Schreib’ alles auf, was dir wieder einfällt. Jeder Spruch, jede Wortverbindung. Dann können wir in Thirlestane Castle weiter danach suchen.“

Catherine nickte und schrieb die Worte schnell nieder.

„Deine Gesprächspartnerin ist also schon tot – und nimmt Kontakt zu dir auf, weil sie will, dass du etwas vollendest. Sie selbst konnte es vielleicht nicht vollenden, als sie noch lebte. Und sie findet keine Erlösung, bis es getan ist.“ fasste Lea zusammen, worauf Catherine nickte.

„Ja, aber sie nie eine Aufgabe genannt. Ich weiß es nicht. Elizabeth meinte, es sei eine Hexe, aber mehr konnte sie auch nicht sagen.“

„Und sie hat natürlich auch nichts Näheres dazu gefunden oder gesagt… Sie wusste trotzdem mehr, denke ich.“

„Ja, sie hat so viel Rätselhaftes gesagt und wahrscheinlich auch mehr preisgegeben, aber ich… damals habe ich ihr noch vertraut und nicht sonderlich viel darauf geachtet.“ gab Catherine zu und fuhr fort: „Und das letzte, was die Stimme noch zu mir gesagt hat, war der Beginn einer Prophezeiung von Nostradamus…“

„Woher weißt du das?“ fragte Lea, die schon damit gerechnet hatte, wieder etwas Unsicheres zu hören zu bekommen.

Catherine schüttelte den Kopf, dass das unwichtig war. Wenn sie ehrlich war, wusste sie nicht, woher sie es wusste, aber sie hatte es irgendwo wahrscheinlich schon einmal gehört.

„Le lion jeune le vieux surmontera en champ bellique par singulier…“ meinte Catherine und blickte darauf in Leas fragendes Gesicht. „Bis dahin hat es dir Stimme gesagt, aber diese Zeilen gehen weiter. „…par singulier duelle. Dans cage d’or les yeux crevera, deux classes une puis mourir mort cruelle.“

„Aha. Und was heißt das? Und wie deutest du es?“

„Der junge Löwe wird den alten überwinden, auf kriegerischem Feld im Einzelkampf. Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen, von zwei Brüchen wird ihn einer einen grausamen Tod sterben lassen.“ übersetzte Catherine etwas freier.

„Und was hat Nostradamus mit dir zu tun? Moment, von der Bruderschaft hieß es, deine Familie gäbe es seit dieser Schwester von Ludwig II. Das war dann so ungefähr 1500 bis 1515, oder?“ Catherine nickte. „Und wir haben herausgefunden, dass deine Familie erst 1619 das erste Mal in Frankreich auftaucht… oder?“ Catherine nickte wieder. „Und wo ist Nostradamus zeitlich zu setzen?“

„Von 1503 bis 1566.“ entgegnete Catherine und Lea schüttelte den Kopf. „Doch.“

„Ja, schon, aber es gibt keinen Sinn.

Ich werde noch wahnsinnig.“ meinte Lea zerknirscht. Catherine schrieb die französischen Zeilen ebenfalls auf und holte sich dann ein frisches, leeres Blatt.

„Was hast du vor?“

„Ich werde jetzt alles aufschreiben, was wir wissen und dann versuchen unsere Ergebnisse zu ordnen.“

„Das dauert ewig.“

„Ja, mein Großvater hat mit Sicherheit auch nicht nur einige Stunden mit seinen Nachforschungen verbracht.“ Lea stöhnte auf. Es interessierte sie, keine Frage, doch sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. „Es ist schon drei Uhr morgens. Schlaf’ ruhig. Ich kann jetzt sowieso nicht schlafen.“ meinte Catherine noch, worauf Lea nickte und sich umzog, während Catherine einen Teil des Bettes für sie frei räumte.



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