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Das Blut der Lasair

von

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Die eigene Entscheidung

Die eigene Entscheidung
 


 

Catherine schüttelte den Kopf und blickte ihn noch einmal prüfend an. Nein, er meinte das wirklich ernst. Daran gab es keinen Zweifel. Seufzend zuckte sie die Schultern und wandte sich ab, um die Küche zu verlassen, doch Lestat hielt sie fest.

„Du verstehst das doch?“ fragte er unsicher.

„Natürlich.“ entgegnete Catherine wenig überzeugend.

„Catherine…“ begann er, doch sprach nicht weiter.

„Du hast Angst, Lestat. Du hast Angst, dass du dich nicht mehr kontrollieren kannst. Das verstehe ich.“ meinte Catherine und fuhr fort: „Ich verstehe allerdings nicht, dass du so wenig Vertrauen in dich hast. Ich glaube nicht, dass du mich ernsthaft verletzen würdest. Ist es nicht möglich, kleine Mengen meines Blutes zu trinken? Lediglich so viel, dass du sehen könntest…“

„Catherine, abgesehen davon, dass es nicht ungefährlich ist, weiß ich nicht, wie viel ich von dir trinken müsste, um ihn zu sehen. Im Blut meiner Opfer sehe ich normalerweise nur ihre eigenen Erfahrungen, Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte und Gefühle. Ich weiß nicht, wie tief ich bei dir gehen müsste. Er ist in deinem Unterbewusstsein und du kennst ihn nur aus Träumen und Visionen. Wir können überhaupt nicht sicher sein, dass es uns jemals auf diese Art gelingen könnte, seine Identität zu klären.“ erklärte Lestat und blickte Catherine flehend an.

„In Ordnung. Es ist zu gefährlich und zu unsicher. Ich hab’s verstanden.“ erwiderte sie zähneknirschend und entzog ihm ihren Arm.

Lestat nickte und ließ sie aus der Küche gehen. Vielleicht hatte sie es tatsächlich verstanden, doch einsehen wollte sie es nicht. Und Lestat war sich sicher, dass Catherine diese Möglichkeit trotzdem in Gedanken behalten würde.
 

Lea ging es bereits viel besser, als Catherine sie an diesem späten Abend besuchte. Sie war nicht mehr ganz so blaß und schien der Meinung, sie würde sehr viel verpassen, wenn sie im Bett lag, weshalb sie aufgestanden war.

„Ich weiß nicht, ob das so gut ist.“ meinte Catherine skeptisch, als Lea noch etwas wankend zu dem Stuhl ging, über den einige Kleidungsstücke hingen.

„Ich schon.“ meinte Lea und nickte noch einmal, während sie die Kleidung durchsah. „Erzähl’ schon, was es Neues gibt, Cate!“

Catherine schüttelte das Bett auf und überlegte einen Augenblick, bevor sie Lea erzählte, was sie mit Lestat besprochen hatte. Dass sie ihm ihr Blut angeboten hatte, ließ sie allerdings aus, denn das sollte zwischen Lestat und ihr bleiben.

Gerade als Catherine ihre Ausführungen beendet hatte, klopfte es an der Tür und Louis trat ein.

„Catherine, Lestat ist unten und möchte dringend mit dir sprechen.“ meinte er und Catherine blickte ihn verwundert an, dann zu Lea und schließlich nickte sie.

„Ganz etwas Neues.“ murmelte sie und wandte sich noch einmal an Lea: „Sei so gut, und schone dich trotzdem noch.“

„Ich wollte eine Liste von den Dingen machen, die ich brauche, und dann wollte ich mich noch ein bisschen die Villa erkunden – Darf ich?“

„Natürlich. Du könntest dir auch ein Zimmer aussuchen, wenn du willst.“ meinte Catherine und fügte hinzu: „Dann hätte ich meines wieder und du könntest in deinem machen, was du willst.“

Lea blickte Catherine einen Moment ungläubig an, dann nickte sie zaghaft.

„Ich fürchte, früher oder später musst du das eh tun, Lea. Du kannst nicht zurück nach Irvine. Ich nehme an, das willst du auch überhaupt nicht.“

„Natürlich nicht.“ meinte Louis an Leas Stelle und blickte zu Catherine, die ihn überrascht anblickte. „Sie kann nicht zurück.“ erklärte er schlicht.

„Ich hoffe nur, dass Elizabeth nicht versucht…“ begann Lea, doch Louis schüttelte den Kopf.

„Das wird sie nicht wagen. Was soll sie auch tun? Sie müsste schon die Polizei einschalten, um dich nach Schottland zurückzubringen.“

„Und wenn sie es tut?“

„Das ist unwahrscheinlich.“ meinte Catherine, da sie wusste, worauf Louis hinauswollte. „Wir haben viel gegen sie in der Hand. Sie wird es nicht riskieren, Thirlestane Castle den genaueren Untersuchungen der Polizei oder irgendwelcher sonstigen Behörden auszusetzen. Und Untersuchungen könnten wir anstreben, nicht wahr, Louis?“ Catherine wartete nur auf ein Nicken von seiner Seite und sprach dann weiter: „Du bist nun hier zu Hause, Lea, also such’ dir ein Zimmer aus, schreib’ eine Liste von den Dingen, die du noch brauchst und werde wieder ganz gesund. Dann sehen wir weiter, wie wir die letzten Dinge regeln – Schule, Einwohnermeldeamt und so weiter.“

Lea zog die Augenbrauen hoch, doch nickte nur stumm, ehe Catherine das Zimmer verließ.
 

Catherine ging langsam zur Treppe. Louis hatte gesagt, Lestat warte unten, und tatsächlich stand er am Fuß der Treppe in der Eingangshalle. Sie zögerte, da sie sich nicht vorstellen konnte, was er so dringend von ihr wollte. Hatte er seine Meinung vielleicht geändert? Sie sah, dass er sie Hand nach ihr ausstreckte, und setzte sich langsam in Bewegung. Catherine erreichte ihn mit langsamen Schritten, ergriff seine Hand aber nicht, sondern blickte ihn fragend an.

„Ist Louis oben?“ fragte Lestat und Catherine nickte. „Er kümmert sich sehr um Lea.“

„Ja.“

„Er fühlt sich verantwortlich.“

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass er auch aus anderen Gründen ihre Nähe sucht.“ gab Catherine zu, wollte aber nichts Weiteres darüber sagen.

„Er hat mir nichts gesagt, doch ich gebe dir Recht.“ meinte Lestat, nahm Catherines Hand und führte sie zu seinem Mund.

„Lestat…“ begann Catherine, doch brach ab, als er zärtlich ihre Handfläche küsste und seine Lippen dann an ihr Handgelenk legte.

„Hast du Angst?“ murmelte er und sog die Luft ein, um ihren Duft aufzunehmen.

„Nein.“ flüsterte sie.

„Das dachte ich mir: Du weißt wirklich nicht, was gut für dich ist.“

„Dafür habe ich doch dich.“ erinnerte sie ihn und blickte ihn an.

„Sehr richtig, ma cherie.“

„Wolltest du mir das sagen?“ fragte Catherine und Lestat schüttelte den Kopf.

„David wird morgen Abend zurück sein. Dann können wir wieder weitermachen.“ meinte Lestat und Catherine nickte.

„Wann wird er hier sein?“

„Gegen Mitternacht.“ gab Lestat Auskunft.

„Dann haben wir genug Zeit.“ meinte Catherine und Lestat lächelte.

„Du bist nicht mehr böse?“

„Ich war nie böse… etwas enttäuscht vielleicht.“ gab Catherine zu, konnte seinen Gedankensprüngen aber nicht folgen.

„Du warst enttäuscht, dass ich dich nicht einer großen Gefahr aussetze?“ fragte er nach und Catherine stöhnte auf.

„Wieso musst du dieses Thema immer wieder aufwärmen, wenn du meinen Standpunkt nicht verstehen willst?“ erwiderte sie, doch wechselte gleich wieder das Thema: „Hat David etwas herausgefunden? Kommt er mit Ergebnissen zurück?“

„Ja, er hat die Übersetzung der Runen, aber Genaueres wollte er am Telefon noch nicht sagen.“

„Natürlich nicht.“ entgegnete Catherine.

„Wie kannst du sagen, dass ich deinen Standpunkt nicht verstehen will?“

„Die Übersetzung der Runen also – endlich. Ich bin gespannt, ob uns das endlich weiterbringt. Nein, ich weiß, dass es uns weiterbringt. Ich weiß es.“ entgegnete sie, ohne auf seinen Einwurf einzugehen.

„Catherine, hörst du mir bitte zu?! Ich will dich nun einmal nicht in Gefahr bringen.“

„Darum geht es doch überhaupt nicht!“ rief Catherine aufgebracht, obwohl sie sich gleich wieder sammelte und ihn von unten anblickte.

„Worum geht es dann?“

„Ich … Lestat, was ist, wenn uns die Zeit davonläuft? Was ist, wenn nicht nur der Anfang dieses Durcheinanders an meinen Geburtstag gebunden war? Was ist, wenn auch das Ende… das Ende zu einem bestimmten Zeitpunkt eintreten wird? Und was ist, wenn das Ende von dem, was auch immer hier wirklich vor sich geht, auch mein Ende sein wird? Versteh’ mich nicht falsch: ich habe dir gesagt, dass ich den Tod nicht fürchte und das stimmt, aber wenn ich etwas tun muss… und es nicht vollenden kann? Was ist dann?“

Catherine zitterte leicht und Lestat nahm sie in seine Arme.

„Ich werde dich beschützen, Catherine.“

„Wirst du das?“ murmelte sie gegen seine Schulter.

„Ich habe dich darum gebeten, dass ich dich beschützen darf, erinnerst du dich?“ fragte er leise und wartete, bis er spürte, dass Catherine gegen seine Brust nickte. „Dann werde ich es auch tun. Ich bin selbstsüchtig. Ich kann überhaupt nicht anders.“

Catherine nickte wieder und schwieg. Sie konnte einen Moment lang nichts sagen, dann flüsterte sie:

„Könntest du mich sterben lassen?“

Lestats Körper versteifte sich, seine Arme packten fest ihre Schultern und schoben sie ein Stück von sich weg, um in ihr Gesicht zu sehen.

„Gott, Catherine!“ stieß er nur aus, als er sah, dass sie ihn ruhig anblickte.

„Wieso antwortest du nicht?“ fragte sie und strich ihm über die Wange.

„Ich weiß nicht, welche die richtige Antwort auf diese Frage ist.“

„Es muss nicht die richtige Antwort sein. Deine Antwort genügt mir, Lestat.“

„Du bist zu viel für mich, Catherine.“

„Antworte einfach.“ bat sie und hielt seinem Blick stand.

„Gut. Es ist nicht meine Art, das aufzugeben, was ich liebe. Das war niemals meine Art. Solltest du…. Gott, ich kann nicht glauben, dass wir dieses Gespräch wirklich führen müssen!“

„Ich kann nur kaum glauben, dass wir dabei in der Eingangshalle stehen.“ bemerkte Catherine und Lestat nickte, doch wusste auch, dass Catherine eine Antwort wollte und auch verdiente.

„Solltest du lebensgefährlich verletzt werden oder dein Leben sonst irgendwie… begrenzt sein, werde ich dir die Entscheidung nicht abnehmen, ob du bei mir bleiben willst.“

„Wenn ich bei dir bleiben möchte und möchte, dass du mich… wandelst. Würdest du es tun?“

„Ja, obwohl du mich hassen wirst, wenn ich es tue.“

„Glaubst du wirklich, dass ich dich jemals hassen könnte?“

„Catherine, die Ewigkeit ist lang…“ begann Lestat, doch brach ab, da sie ihm die Finger auf die Lippen legte.

„Ich denke, wir sollten erst die Gegenwart bewältigen, und dann über die Ewigkeit nachdenken.“ schlug sie vor und wartete nicht darauf, dass er nickte, sondern berührte sanft seine Lippen mit ihren.

„Du hast gesagt, wir hätten genug Zeit, bis David morgen Abend kommt… Ich hätte da eine Idee, was wir mit der Zeit anfangen können.“ meinte Lestat zwischen mehreren Küssen.

Catherine blickte in sein Gesicht und schüttelte leicht den Kopf.

„Das kann ich mir denken.“ gab sie zu und lachte leise.

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“ fragte er und küsste sie wieder zärtlich.

„Noch leichter.“ entgegnete sie und entzog sich ihm langsam, was er nur widerwillig zuließ.

„Wohin gehst du?“ fragte er, als sie an ihm vorbei und weiter in die Halle hineinschritt.

„Ich habe auch eine Idee, was wir mit der genügenden Zeit machen können.“ erklärte sie und sah, wie er verwirrt die Treppe hinaufwies. „Nein, Lestat… Recherche.“



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