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Das Blut der Lasair

von

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Abschied auf Zeit

Abschied auf Zeit
 


 

Den gesamten nächsten Tag zeichnete Catherine an dem Plan über die verschiedene Stockwerke in den Katakomben, aber sie brauchte nicht so lange, weil es so viel war, sondern weil sie so unkonzentriert war. Immer wanderten ihr Blick und ihre Gedanken zu etwas anderem, und während Lea einige Bücher durchblätterte, ohne etwas Bestimmtes zu suchen, bemerkte sie, wie sie immer müder und müder wurde.

„Alles klar?“ fragte Lea, als sie aus den Augenwinkeln heraus sah, dass Catherine die Augen schon wieder geschlossen hatte.

„Ja, alles klar.“ entgegnete Catherine und rieb sich die Augen. „Ich bin nur schon wieder müde.“

„Dann schlaf’ eben ein bisschen.“

„Ich kann doch nicht dauernd schlafen! Ich denke, ich stelle mich langsam um… Nachts wach sein und tags schlafen.“

„Es wäre sinnvoll, wenn ich mir unsere Gesellschaft im Moment ansehe, wenn wir unseren Rhythmus umstellen.“

„Wahrscheinlich.“ stimmte Catherine zu und legte die Beine hoch.

„Bist du mit dem Plan fertig?“ fragte Lea und Catherine nickte. „Was denkst du, wann sie gehen sollten?“

„Heute noch.“

„Heute? Ich habe ein ungutes Gefühl dabei. Willst du sie möglichst schnell loswerden?“

„Nein, das nicht, aber heute ist die Aufmerksamkeit der Bruderschaft auf andere Dinge gelenkt.“

„Wieso das? Habe ich etwas verpasst?“

„In der kommenden Nacht wird Beltane gefeiert, Lea. Ich denke, du lebst inzwischen total außerhalb deines Zeitgefühls, wenn du das Fest vergessen hast.“ entgegnete Catherine mit geschlossenen Augen und Lea nickte leicht.

Beltane war das wichtigste Fest der Hexen, ein Fest der Fruchtbarkeit, bei dem gefeiert wurde, dass der Sonnengott zum Mann herangereift war, die Große Göttin begehrte und sie ein Kind von ihm erwartete. Die ganze Nacht hindurch wurde dies ausgelassen gefeiert und fröhlich getanzt und auch am nächsten Tag die Schöpfung durch Gesang und Opfer gepriesen.

„Dann sollten sie tatsächlich noch heute gehen.“ stimmte Lea zu und erhob sich von ihrem Stuhl, um hinüber zu Catherine zu gehen.

„Ich bin gespannt, wie sie sich einigen werden. Wer hier bleibt und wer nach Rom geht.“ murmelte Catherine.

„Marius und David werden sicher gehen wollen. Bei Armand bin ich mir auch fast sicher, dass er ein kleines Abenteuer dem Herumsitzen hier vorziehen wird.“ überlegte Lea scheinbar laut.

„Richtig, aber vielleicht geht gerade er nicht mit und vertreibt sich anders die Zeit.“ gab Catherine zu bedenken. „Lestat wird wohl auch eher das Abenteuer suchen.“

„Hättest du gerne, dass er hier bleibt?“

„Wozu? Ich denke, dass uns jeder einzelne, der schnell lesen kann, in den Archiven von größerem Nutzen ist.“ meinte Catherine und schlug die Augen kurz wieder auf, um sich die Decke zu greifen, die am anderen Ende des Sofas lag. „Ich muss schlafen. Ich bin so müde.“

„Vernünftig.“ grinste Lea und blickte aus dem Fenster. „Es dämmert noch nicht einmal. Einige Stunden kannst du dich sogar noch ausruhen.“ fügte sie hinzu und ließ Catherine dann etwas Schlaf nachholen.
 

Catherine erwachte, als die Sonne gerade untergegangen war, und richtete sich ausgeruht auf. Lestat saß neben ihr und betrachtete sie mit aufmerksamem Blick.

„Hast du gut geschlafen?“ fragte er und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.

Sie nickte und zog ihn zu einem flüchtigen Kuss näher heran, der nicht flüchtig blieb, sondern damit endete, dass Lestat Catherine zurück auf das Sofa niederlegte und etwas über sie gebeugt war. Sie liebte es, so aufzuwachen! Das konnte ruhig jeden Abend so sein.

„Lea meinte, dass wir heute Nacht schon gehen sollen?“ fragte Lestat und löste sich etwas von Catherine.

„Es ist ruhiger, wenn ihr heute geht.“ erklärte Catherine und zog ihn zurück auf ihre Lippen.

„Ich verstehe.“ murmelte er und küsste sie weiter, rutschte dann zu ihrem Hals hinab und setzte leichte Küsse auf ihre Halsschlagader.

Catherine legte den Kopf weiter zurück und ließ ihn machen. Sie wusste, dass sie nun eigentlich keine Zeit dafür hatte, doch… es war egal.

„Chérie?“

„Hm?“

„Louis wird hier bei dir und Lea bleiben. Wir anderen werden gehen. Ich weiß nicht, ob wir noch heute zurück sein werden oder erst morgen, also… mach’ dir keine Sorgen.“ meinte er so dicht an ihrem Hals, dass sie seinen Atem gegen ihre Haut spüren konnte.

„Hm.“ machte Catherine nur, dirigierte seinen Kopf wieder hoch und küsste ihn erneut. „Seid einfach vorsichtig.“ bat sie während des Kusses gegen seine Lippen.

Lestat rutschte ein Stück zurück und betrachtete sie eine Weile, ehe er meinte:

„Du weißt, dass ich vorsichtig bin.“

„Ich fürchte, ich weiß es nicht.“ lächelte Catherine und Lestats Gesichtszüge wurden noch erster als sie ohnehin schon waren.

„Ich liebe dich zu sehr, um das geringste Risiko einzugehen, dass ich dauerhaft von dir getrennt werden könnte – gut, wenn man davon absieht, dass ich mich bereit erklärt habe, von deinem Blut zu trinken, aber daran bist du dann selbst schuld.“

„Diese Schuld nehme ich gern auf mich.“ murmelte Catherine und strich ihm über die Wange.

Lestat lächelte flüchtig und legte seine Hand auf ihre, ehe er leise entgegnete:

„Ich werde trinken, bevor ich zurückkomme.“

„Das heißt, es dauert noch.“ erwiderte Catherine schlussfolgernd, doch er schüttelte zaghaft den Kopf. „Nicht?“

„Ich gebe es nicht gern zu, doch du könntest in dieser Hinsicht einmal mehr Recht haben. Wir sollten, wenn es nötig ist, sofort sehen, was wir aus deinem Blut erfahren. Ich will vorbereitet sein. Deshalb werde ich von nun an mehr trinken, um dich dann nicht in Gefahr zu bringen.“

Catherine schluckte und spürte, wie aufgeregt sie war. Angst verspürte sie jedoch überhaupt nicht. Eher eine Art freudige Aufregung… Gott, war es schlimm, sich darauf zu freuen? Skeptisch zog sie die Augenbrauen hoch und Lestat schmunzelte, als er fragte:

„Was geht dir nur schon wieder im Kopf herum? hast du es dir anders überlegt?“

„Nein, auf keinen Fall!“ antwortete Catherine schnell und wahrheitsgetreu.

„Was hast du dann?“ fragte er weiter.

„Das hört sich schlimm an, aber… ich freue mich. Darauf.“

Lestat blickte sie einen Moment verdutzt an, schüttelte dann den Kopf, öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder, da ihm nichts Passendes einfiel. Noch einmal öffnete er den Mund und setzte zum Sprechen an, doch ihm fiel auch nichts Unpassendes ein, also schüttelte er nur noch einmal den Kopf und seufzte.

„Es ist nicht so, dass es der Vorgang an und für sich ist, auf den ich mich freue… Es ist eher die Vorstellung, dass ich in dir sein werde und dass mein Blut dir Wärme schenken wird. Ich werde dir so nah sein, wie ich es noch niemals zuvor war. Und ich darf dir etwas schenken. Das ist eine sehr schöne Vorstellung.“ erklärte sie, doch er blieb noch eine Weile stumm, küsste sie auf die Stirn und hielt sie dann gegen seine Brust.

„Catherine, manchmal frage ich mich, ob ich dich verdient habe.“ flüsterte er und sie hob den Blick, um in seine Augen sehen zu können.

„Würdest du mir zustimmen, wenn ich darauf bestehe, dass es so ist?“

„Da ich ein liebender und ehrenhafter junger Mann bin, würde ich mich der Meinung der geliebten Dame meines Herzens selbstverständlich anschließen.“ meinte er, hob ihr Kinn mit zwei Fingern etwas an und grinste: „Wobei ich nicht mehr sooo jung bin, das gebe ich zu.“

Catherine nickte und ließ ihn erneut ihre Lippen mit seinen versiegeln.
 

„Wir wären dann soweit, Lestat. Kommst du auch oder sollen wir noch ein paar Stunden warten?“ fragte Armand, der in den Salon getreten war.

„Eine Tür ist nicht nur zum Aufmachen und Durchgehen da… Nein, man kann sogar auf sie drauf klopfen. Solltest du irgendwann einmal versuchen. Ich bin mir sicher, dass das eine ganz neue Erfahrung für dich wäre. Lass’ mich kurz überlegen, wie sich diese Erfahrung nennt… Ah, jetzt weiß ich’s: Höflichkeit!“ entgegnete Lestat ohne sich zu ihm umzudrehen.

Catherine verkniff sich ein hörbares Lachen, sondern schmunzelte nur, sodass Armand es nicht sehen konnte, da sie hinter Lestat verdeckt war. Ihr Blick traf Lestats und sie zwang sich zu einem Nicken.

„Ihr solltet wirklich gehen und keine Zeit verschwenden.“ meinte sie leise.

„Zeitverschwendung… Ich weiß nicht, ob ich dir in diesem Punkt zustimme, ma chérie.“

„Ihr werdet die Zeit brauchen. Und je schneller ihr geht, desto… früher seid ihr auch wieder hier.“

Sie wusste nicht, ob Armand sie hören konnte, doch eigentlich war es ihr auch egal. Die Tür, durch die er gekommen war, stand ja immer noch geöffnet und er konnte einfach wieder gehen. Er war schließlich nicht irgendwo angekettet.

„Das ist ein Argument.“ gab Lestat zu, küsste sie noch einmal, nahm die Zeichnungen vom Tisch und erhob sich schließlich.

Catherine sah ihm etwas verdutzt nach, als er mit schnellen Schritten auf Armand zuging, und stand ebenfalls vom Sofa auf. Wie? Das war der Abschied? Verwirrt schüttelte sie leicht den Kopf und sah dann, dass Lestat Armand aus der Tür schob und nach ihm die Tür schloss. Einen Augenblick lang blieb Lestat mit dem Rücken zu Catherine stehen, dann begegnete er ihr wieder, suchte ihren Blick und kam wieder auf sie zu. Ganz dicht vor ihr blieb er schließlich stehen und blickte auf sie hinunter.

„Louis bleibt – wie schon gesagt – hier und kümmert sich um euch.“

„Ein Babysitter. Toll.“ grinste Catherine, doch Lestat schüttelte den Kopf.

„Ernst bleiben, ma chérie. Ich will nur, dass du in Sicherheit bist.“

„Ich weiß, Lestat.“ versicherte sie und legte den Kopf schief.

„Ich bitte dich, bei Louis und Lea zu bleiben…“ Catherine holte Luft, doch Lestat legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Nein, sag’ nur nicht: Wohin soll ich denn bitte gehen? ... Ich kann dich nicht spüren, aber ihn und Lea. Ich kann spüren, wenn es ihnen gut geht. Ich muss einfach wissen, dass du auf jeden Fall bei ihnen bist.“

„Einverstanden. Ich bleibe immer an Louis’ Seite.“ versprach Catherine und bemerkte, wie sich Lestat etwas entspannte.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang ihre Arme um ihn und presste sich an ihn. Sie spürte, wie er sie sofort fest in seinen hielt, als wolle er sie ebenfalls nicht loslassen.

„Zwei Tage und Nächte. Höchstens.“ sagte er und strich ihr über den Kopf, wobei er spürte, dass sie nickte.

„Pass auf dich auf. Und auf die anderen.“ bat sie, vergrub ihr Gesicht an seinem Halsansatz und küsste seine Haut dort, was ihm ein kehliges Geräusch entlockte, ehe zum letzten Mal ihre Lippen aufeinander trafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Engel-
2009-04-12T12:52:06+00:00 12.04.2009 14:52
Du bist ja momentan echt fleißig.
Ich frage mich echt langsam wo du die ganzen Ideen her nimmst.

Schreib ruhig in dem Tempo weiter, ich muß erfahren wie es weitergeht


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