Zum Inhalt der Seite

Das Blut der Lasair

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

(Zwie-)Gespräch

(Zwie-)Gespräch
 


 

Catherine stand knöcheltief im Blut und konnte nicht glauben, was sie sah. Tod. Verderben. Untergang.

„Nein.“ flüsterte sie und schüttelte den Kopf.

Das war nicht wahr. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht sein.

„Warum bist du jetzt nicht hier?“ fragte sie.

Sie brauchte jemanden, mit dem sie sprechen konnte. Warum war Margaret Barcley jetzt nicht da? Warum war die Stimme nun nicht da? Warum war sie vorher da gewesen? Vorher…

Catherine schüttelte wieder den Kopf und ging die verlassene Straße entlang. Das Blut schlug kleine Wellen und sie versuchte, es zu ignorieren. Es war nicht real. Es war nicht real. Und wenn, dann war es nur Regen. Wasser. Kein Blut.

Sie versagte. Sie konnte sich nicht selbst belügen. Sie konnte sich nichts vormachen. Und sie konnte nicht sagen, dass das der Untergang war. Das Ende… Nein, es war nicht das Ende. Es war die Zukunft.

Das hier… Dieses Bild, das sich ihr erbarmungslos und schonungslos offenbarte, war ein Bild der Zukunft, die in nicht allzu ferner Zeit über die Menschheit hereinbrechen würde. Leere Straßen Grauen. Schrecken. Todesangst. Tod.

Das Blut würde fließen wie der Regen. Das Feuer würde lodern. Niemand konnte helfen. Niemand war dem gewachsen – auch Lestat, Marius, Armand, David und Louis nicht. Es waren zu viele. Die Bruderschaft hatte Recht gehabt…

Nur in einem nicht. In einem hatte die Bruderschaft nicht Recht gehabt: Catherines Tod änderte nichts. Catherines Tod half ihnen nicht bei der Erfüllung ihres Plans. Sie hatten sich getäuscht. Ein Fehler, der keine Verbesserung mehr zuließ, denn auch sie waren ihrer Schöpfung nicht gewachsen. Sie hatten Gott gespielt und verloren. Sie hatten verloren und Verderben gebracht, das auch sie nicht verschont hatte.

‚Es ist noch nicht geschehen.’ klang plötzlich Margaret Barcleys Stimme in ihrem Kopf.

„Du bist nicht hier.“ flüsterte Catherine und ging unbeirrt weiter.

‚Ich werde gehen, wenn du willst.’

„Ist das die Zukunft? Ist es das, was mein Tod bewirkt?“ fragte Catherine und hoffte, dass sie bleiben würde, wenn sie ihr eine Frage stellte.

‚Es ist die Zukunft, aber dein Tod bewirkt sie nicht. Diese Zukunft hat nichts mir dir zu tun.’

„Sie hat nur mit mir zu tun.“ widersprach Catherine und blieb nun stehen.

Sie wollte nicht weitergehen. Sie hatte eh kein Ziel, das sie erreichen wollte. Es gab kein Ziel.

‚Der Tag ist gekommen, Lasair.’

„Mein Name ist Catherine.“ entgegnete Catherine und die Stimme in ihrem Kopf lachte.

‚Du kannst dich nicht gegen dein Erbe auflehnen. Du magst viel Kraft haben, aber das kannst du nicht.’

„Richtig, das kann ich nicht, aber ich bin nicht Lasair.“

‚Lasair ist Catherine. Catherine ist Lasair. Du bist beides.’ beharrte die Stimme und Catherine drehte den Kopf, um ihren Blick in den Himmel zu heben, aus dem noch immer das Blut floss.

„Wird das irgendwann aufhören?“ fragte sie die Stimme, als müsste sie es wissen.

‚Es hört auf, wenn der Bann gebrochen ist.’

„Was kann ich tun?“

‚Dein Tod lässt die Lebenskraft der gedankenlosen Vampire schwinden.’

„Das heißt, dass sie sterben! Das wird doch geschehen! Oder?“

‚Nein, das heißt nur, dass sie das Leben nicht mehr weitergeben können. Sie können keine Menschen mehr wandeln.“

„Es war alles umsonst… Es war alles umsonst! Ich sterbe umsonst!“ rief Catherine verzweifelt.

‚Du musst sterben, aber dein Blut darf nicht gleich bleiben. Es muss sich verändern.’

„Wie soll das gehen? Was soll ich tun?“

‚Du kennst die Antwort.’

„Nein, hilf’ mir!“ rief Catherine und wartete ab, ob die Stimme noch etwas sagte.

‚Dein Traum, Lasair. In ihm findest du die Antwort.’

„Der Traum war niemals vollständig!“ rief sie zurück, doch die Stimme erklang nicht noch einmal „Margaret!“ rief sie noch einmal, doch Margaret blieb stumm.
 

Lestat hatte Marius zu sich gerufen, als Catherine angefangen hatte, unruhig zu werden. Sie hatte ‚Nein’ geflüstert und sich wild herumgeworfen. ‚Warum bist du jetzt nicht hier?’ hatte sie gefragt, was ihn zutiefst erschrocken hatte. Sie fühlte sich allein gelassen, und so sehr er auch versucht hatte, ihr klar zu machen, dass er hier war, so glaubte sie ihm nicht. Er konnte sie nicht beruhigen. Er konnte sie nicht aufwecken. Er konnte ihr nicht helfen, sondern nur dafür sorgen, dass sie sich nicht aus Versehen selbst verletzte.

„Was ist mir ihr?“ rief Lea, die ins Zimmer gestürmt kam und natürlich auch Louis mitbrachte.

„Wir wissen es nicht.“ meinte Marius ruhig, während Lestat Catherine an den Schultern zurück auf das Bett sinken ließ.

„Hat sie Schmerzen?“ fragte Lea weiter, die erst Catherine und dann Marius und Lestat prüfend anblickte.

„Ich denke nicht. Sie scheint zu träumen…. Nur dieses Mal ist sie unruhig. Sie hat schon einmal geträumt, doch dieses Mal ist sie so unruhig… Ich weiß nicht.“ murmelte Lestat und streichelte Catherines Gesicht.

„Sie hat nur mit mir zu tun.“ murmelte Catherine, doch keiner von denen, die nun in ihrem Zimmer standen, konnten mit ihren Worten etwas anfangen.

„Was sagt sie? Wie lange redet sie schon?“ wollte Lea wissen, doch Lestat schüttelte den Kopf.

„Noch nicht sehr lange. Bisher konnte ich auch… Bisher gab es nicht viel Sinn, was sie gesagt hat.“ fügte er hinzu.

„Mein Name ist Catherine.“ sagte Catherine und alle blickten sie an, doch konnten mit ihren Worten nichts anfangen.

Lea schüttelte den Kopf und blickte zu Louis, der genau wie Marius und Lestat recht unschlüssig und hilflos aussah.

„Richtig, das kann ich nicht, aber ich bin nicht Lasair.“ verkündete Catherine wieder, doch recht bald danach fragte sie: „Wird das irgendwann aufhören?“

„Was meinst du, Lea? Was hat das zu bedeuten?“ fragte Marius, da Lea angestrengt nachdachte und offenbar die einzige war, die eine Antwort haben konnte.

„Das heißt, dass sie sterben! Das wird doch geschehen! Oder?“ rief Catherine.

„Es klingt so, als würde sie sich mit jemandem unterhalten. In ihrem Traum, meine ich.“ antwortete Lea und versuchte, aus Catherines Worten eine sinnvolle Aussage zu erhalten.

„Dann sollten wir also…“ begann Marius, doch Catherine unterbrach ihn.

„Es war alles umsonst… Es war alles umsonst! Ich sterbe umsonst!“ rief Catherine verzweifelt und Lestat musste seinen Griff um sie etwas verstärken, um sie ruhig zu halten. „Wie soll das gehen? Was soll ich tun?“

Lea blickte entsetzt zu Lestat, Marius und Louis, dann setzte sie Marius’ Satz fort:

„Ja, ich denke auch, dass wir sehr genau darauf achten sollten, was Catherine sagt.

„Nein, hilf’ mir!“ bat Catherine verzweifelt, worauf Lestat tief durchatmete.

Er konnte ihr wieder nicht helfen. Er wusste ja nicht einmal, was sie sah und mit wem sie sprach, wobei er die Vermutung hatte, dass es Margaret Barcley war, da sie ihr auch in ihrem letzten Traum erschienen war.

„Der Traum war niemals vollständig!“ rief Catherine noch, dann war sie eine ganze Weile still, in der Lea versuchte, sich einen Reim auf das Ganze zu machen.

„Mit wem könnte sie sprechen?“ fragte sie deshalb und blickte zu Lestat, der gebannt auf Catherine blickte.

„Offenbar mit niemandem mehr.“ stellte Armand fest, der an der Tür stand und offenbar durch Catherines rufende Stimme angelockt worden war.

„Es gefällt mir nicht, dass sie so lange nichts mehr gesagt hat. In der Tat scheint es, als ob Catherine ruhiger ist…“ meinte Marius, doch Lestat schüttelte den Kopf.

„Du hast keine Ahnung, mit wie viel Kraft sie gegen mich ankämpft.“ murmelte er, während Louis fragte:

„Lea, kannst du nicht in ihr Unterbewusstsein eindringen?“

„Nein, das ist unmöglich. Sie würde mir keinen Zugang gewähren. Das geht nicht.“ entgegnete Lea und rieb sich die Stirn, ehe sie fort fuhr: „Ergeben die Worte, die sie gesagt hat, für irgendjemanden einen Sinn?“

„Sie klang verzweifelt.“ überlegte David, der leise und gleich nach Armand eingetreten war.

„Ja, am Anfang meinte sie, sie sei ganz allein. Warum bist du nicht hier? Das hat sie gefragt.“ erwähnte Lestat, glaubte aber nicht, dass das schon eine wichtige Aussage war. „Dann…. Sie sei nicht Lasair, sondern Catherine.“

„Vermutlich sprach ihr Gesprächspartner Catherine mit Lasair an.“ vermutete Lea und Lestat nickte.

„Margaret Barcley würde das tun, oder nicht?“ fragte er, worauf nun Lea nickte.

„Wahrscheinlich. Also hat sie mit Margaret Barcley gesprochen… Worüber?“ wollte Lea wissen, doch erwartete keine Antwort, den diese hatte niemand außer Catherine.

„Die Zukunft.“ entgegnete Lestat tonlos. „Sie stirbt umsonst. Ihr Tod nützt nichts…“

„Tatsächlich?“ verunsicherte Marius Lestat. „Wir wissen nicht, was sie sieht und mit wem sie redet. Wir vermuten nur.“

„Ich weiß, aber sie hat um Hilfe gebeten!“ rief Lestat und Lea schüttelte den Kopf.

„Sie hat nicht uns um Hilfe gebeten! Wenn sie mit Margaret Barcley gesprochen hat, dann hat sie nach ihr gerufen.“ widersprach sie und sah plötzlich in ganzer Klarheit, was getan werden musste und nicht getan werden durfte. „Wir dürfen diese zwei Bereiche nicht vermischen. Sie hat sich in einem Gespräch befunden, von dem wir nur eine Seite kennen – nämlich ihre. Wir dürfen uns nicht angesprochen fühlen, aber wir müssen genau hinhören.“

„Nun, sie sagt ja nichts mehr…“ warf Armand ein, worauf Lea ihm einen wütenden Blick zuwarf.

„Der Traum war niemals vollständig. Der Traum ist der Schlüssel.“ fuhr Lea fort und überlegte einen Moment, ehe sie sagte: „Ich nehme an, dass sie träumt.“

„Und worauf warten wir?“ fragte Marius, dessen Bewunderung für Lea und ihre Sicherheit und ihr Wissen sprunghaft anstieg.

„Ich hoffe, dass sie dieses Mal den Traum vollständig träumt… und entweder aufwacht und uns selbst sagt, was Sache ist oder wir aus ihren Worten erschließen müssen, was zu tun ist.“

„Wie viel Zeit haben wir noch?“ fragte Armand und Lestat blickte fragend zu Lea, die jedoch nur mit den Schultern zucken konnte, da sie es auch nicht wusste.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück