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Das Blut der Lasair

von

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Bestimmungen

Bestimmungen
 


 

Catherine spürte, dass er angespannt war, doch in seiner Stimme war nichts dergleichen zu hören, als er zu sprechen begann.

„Lea, kannst du mir noch einmal den Block geben, auf den du die Prophezeiung aufgeschrieben hast?“ fragte er und Lea erhob sich, um ihn zu holen. „In gewisser Weise erklärt die Prophezeiung die Lösung, aber auch Danieles Worte hätten uns darauf bringen können, dass nicht Catherines endgültiger Tod der Schlüssel ist.“ fügte er hinzu, als Lea ihm den Block reichte.

Er blickte in die Runde und sah, dass ihn alle gespannt anschauten. Dann senkte er den Blick und las Zeile für Zeile der Prophezeiung noch einmal durch, um dann den Inhalt zu erklären, der ja nicht ohne weiteres zu erkennen war.

„Der Tag wird kommen – und mögen Jahre vergeh’n – da jemand erscheint, der vom Schicksal auserseh’n.“ las er vor und fügte an: „Wir waren uns einig, dass es sich um Catherine handeln muss, da die folgenden Zeilen auf sie zutreffen.“

Catherine nickte und blickte ihm über die Schulter, sodass sie im richtigen Wortlaut die nächste Zeile ablesen konnte.

„Doch ihm sollen jeweils dreimal sieben gewesen sein. Das bezieht sich auf meine Kindheit, in der ich nichts über die Bruderschaft wusste, die Ausbildung und schließlich meinen Dienst im Namen der Bruderschaft, die jeweils sieben Jahre betrugen.“ erklärte sie, dann übernahm Lestat wieder.

„Als nächsten haben wir den Grund, warum der Auserwählte kommen soll oder was er tun soll, nämlich die wütende Rache des enttäuschten Herzens erfüllen und die folternde Pein der gebrochenen Seele zu beenden.“

„Diese Zeilen handeln von Margaret Barcley. Sie wurde enttäuscht und konnte keine Ruhe finden… beziehungsweise: man ließ sie nicht. Es war einerseits ihr Hass und ihre Wut, die ihr das nicht gestatteten…“

„… und andererseits meine Familie, also Elizabeth und Elatha, die versuchten, ihre Seele in dir zu erwecken.“ schloss Lea und nickte.

„Genau. Dann geht es weiter, wie das Ganze geschehen und anfangen soll. Indem schweres Blut sich ergieße und Feuer entfache.“ meinte Lestat weiter und Catherine sagte:

„Da gibt es mehrere Möglichkeiten, aber ich denke, sie sind alle richtig. Die erste Möglichkeit ist, dass damit der Beginn des neuen Jahres 2007 gemeint war. Das würde passen, denn zu diesem Zeitpunkt waren genau sieben Jahre Dienst vorbei und mein Blut ist in den Kamin geflossen – allerdings mit Wasser verdünnt, was bedeuten könnte, dass es nicht ganz den erwarteten Effekt hatte.“

„Da war ich hier. Ich habe deine Wunden versorgt.“ meinte Bruyard und Catherine nickte.

„Eine weitere Möglichkeit sind die Geschehnisse an Beltane. Das Blut der Hexen vermischte sich mit den Flammen.“ meinte Catherine und fügte hinzu: „Und es könnte das gemeint sein, was ich gesehen habe, als ich kurz davor war zu sterben. Es regnete Blut und es sah aus, als würde es die Flammen nähren und anfachen.“

„Von diesen Visionen musst du mir unbedingt mehr erzählen.“ warf David ein und war schon ganz begierig darauf, sie Wort für Wort festzuhalten und nach Parallelen zu suchen.

„Was noch geschehen sollte: Das Rad des Schicksals sollte das Sein erneut drehen.“ fuhr Lestat fort und erklärte selbst: „Darin sehe ich das Namensritual der Hexen. Einerseits wurde da aus einem Ritter der Bruderschaft eine Hexe. Andererseits wurde aus Catherine, obwohl Morair aus ihr werden sollte, Lasair.“

„Ja, das ist durchaus…“ begann David, doch die Worte fehlten ihm, da er es nicht gewohnt war, Neuigkeiten und Deutungen zu erfahren, und nicht zu erklären.
 

Lestat lächelte flüchtig, als ihm das auffiel, wandte sich aber dann den weiteren Zeilen zu.

„Die nächsten Zeilen waren ganz neu für uns. Ich muss gestehen, dass ich nicht alles verstehe und es nur deuten kann, wie ich meine, dass es richtig ist.“

„Wir werden vielleicht gemeinsam auf jede Einzelheit kommen.“ entgegnete Catherine, worauf er nickte.

„Wenn Licht und Dunkelheit sich miteinander vereinen… Darin sehe ich unsere Vereinigung, Catherine. Du bist das Licht. Ich bin die Dunkelheit.“

„Und dass ihr euch vereint habt, wissen wir ja alle.“ warf Armand ein, worauf ihm Catherine und Lestat finstere Blicke zuwarfen, und er verstummte.

„Wenn die silberne Sonne sich am Himmel offenbart…“ murmelte Lea, die hinter Lestat getreten war, um ihm über die Schulter sehen zu können.

„Sie silberne Sonne ist der Mond.“ meinte Marius und Lestat nickte.

„Catherine erzählte mir, dass sie sich verändert fühlte. Sie war nachts hellwach und konnte nicht schlafen. Ihr Rhythmus hat sich verändert – und ich denke, dass dieser Satz heißen soll, dass der Mond zu ihrer Sonne wurde.“ erwiderte Lestat.

„Das gibt auf jeden Fall Sinn. Ihr gesamtes Wesen hat sich langsam - aber sicher – gewandelt und die vampirische Seite allmählich die sterbliche dominiert.“ meinte Bruyard, was Catherine überraschte, da sie nicht erwartet hatte, dass er gemeinsam mit ihnen raten würde.

„Catherine hat also die Nacht als Tag akzeptiert…“ sagte Armand und fragte: „Wie geht es weiter?“

„Wenn der unsterbliche, lebende Fluss für einen, den reinen Augenblick in gnadenlosem Stillstand leblos verharrt.“ las Lea vor und bemerkte, dass es sie leicht schüttelte.

„Catherines Blut ist der lebende Fluss. Und er verharrte einen Augenblick in Stillstand, als ich von ihr getrunken hatte, um sie zu wandeln. Einen Augenblick lang schlug ihr Herz nicht und auch ihr Blut floss nicht.“

„Das Blut floss irgendwann weiter, doch das Herz… blieb stumm.“ murmelte Catherine leise, worauf Lestat nickte. „Und wenn unbekannter Bruder zu ewigem Vater ernannt.“ fuhr Catherine fort und blickte Lestat fragend an.

„Ja, ich denke, jetzt sind wir alle an dem Punkt, an dem Lestat uns die große Erklärung präsentieren sollte, die er bisher vor uns allen geheim gehalten hat.“ meinte Armand und blickte zu Marius, der den Kopf schüttelte.

„Ich wusste Bescheid, aber ich bin nicht so schnell darauf gekommen wie Lestat.“ meinte er und nickte Lestat zu, der sich Catherine zuwandte.

„Margaret Barcley erhielt Blut von einem Vampir.“ erklärte er, obwohl Catherine und auch jeder andere im Raum das wusste. „Dieser Vampir, Catherine, dieser Vampir mit dem schwarzen Haar und den schwarzen Augen war mein Schöpfer Magnus.“
 

Armand fluchte etwas lauter, als er es beabsichtigt hatte, und blickte Marius fragen an, als ob er Lestat seine Worte nicht glauben würde, doch Marius nickte. Louis, David und Lea blickten sich unsicher an, da sie besagten Vampir nicht kannten und Armands Verhalten nicht verstanden. Catherine sagte nichts, sondern wartete, dass Lestat weitersprach. Schließlich zuckte Lea mit den Schultern.

„Das Blut meines unsterblichen Vaters, Catherine, ist also das Erbe, das du auch in dir trägst… Ich musste daraus schließen, dass ich gemeint bin und ich dich wandeln muss.“

„Wir sind also… Geschwister – in der Hinsicht. Das ist… verwirrend.“ meinte sie kopfschüttelnd

„Das ist Inzest, Catherine, sonst gar nichts.“ meinte Armand, der sich inzwischen gefangen hatte, begegnete dann aber Lestats wütendem Blick, weshalb er meinte: „Nein, Liebes, das ist… so funktioniert das nicht bei uns. Keine Sorge.“

„Klappe!“ meinte Catherine und blickte Armand nicht einmal an, sondern behielt ihren Blick auf Lestat gerichtet, als würde sie immer noch überlegen, was sie sagen sollte.

„Catherine, ich weiß, dass dich das entsetzen muss, aber ich…“ begann Lestat, doch Catherine schüttelte den Kopf und strich ihm über die Wange.

„Es ist in Ordnung.“ versicherte sie und fragte: „Wie geht die Prophezeiung weiter?“

„Hm, bla bla bla… wird Blut durchbrechen alles, was früher gebannt.“ meinte Lea und Catherine erklärte:

„Der Bann ist gebrochen. Das bedeutet, dass die Kontrolle der Bruderschaft über die Menschen zerschlagen ist.“

„Ja, und die gedankenlosen Vampire sind vernichtet.“ meinte Louis.

„Nicht direkt, aber so gut wie.“ widersprach Catherine, schüttelte den Kopf, als Louis nachfragen wollte, und meinte: „Gleich.“

„Die letzte Zeile lautet dann noch… weil mein uns sein Erbe in mir nicht gänzlich verbrannt.“ las Lestat vor und fügte hinzu: „Das meinte George. George hat das Blut geerbt und vererbte es weiter, sodass sich die Prophezeiung in Catherine erfüllen konnte.“
 

Catherine nickte und Lestat legte den Block auf den Couchtisch. Lea setzte sich zurück auf ihren Platz und Schweigen breitete sich aus, bis Armand schließlich meinte:

„Es ist schon seltsam. Ich habe die ganze Zeit auf einen spektakulären Endkampf gewartet… und das war’s jetzt?“

„Nein, du hast nicht zugehört.“ sagte Louis, worauf Armand eine Grimasse zog. „Catherine, was meintest du damit, dass die gedankenlosen Vampire nicht vernichtet sind?“

„Mein Tod hätte nichts an der Schöpfung geändert. Daniele sagte, die Schöpfung sei an mein Blut, meine Seele und mein Leben gebunden worden. Was wäre geschehen, wenn ich gestorben wäre?“

„Du wärst jetzt tot.“ meinte Armand.

„Danke. Darauf wäre jetzt sicherlich niemand sonst gekommen.“ entgegnete Lestat und ließ Catherine fortfahren:

„Um etwas zu bewirken, hätte an allen drei Bestandteilen die Verbindung gelöst werden müssen. Mein Leben mit meinem Tod. Kein Problem, aber die anderen beiden Faktoren? Mein Blut wäre auch nach meinem Tod noch gleich geblieben – mit gleich bleiben meine ich, dass es sowohl menschliche als auch vampirische Eigenschaften aufgewiesen hätte. Und meine Seele? Nun, die ist eh unsterblich.“

„Verdammt! Dein Tod hätte tatsächlich nichts geändert!“ rief David zur Überraschung aller anderen.

„Durch die Wandlung zum Vampir änderte sich mein Blut allerdings. Es war das Blut von Lasair, das dieses gesamte Chaos verursacht hat. Das Blut, das beide Teile enthielt… und nun ist mein Blut ein anderes. Ich bin Catherine.“

„Nein, so einfach ist das nicht. Wie willst du das mit Sicherheit sagen?“ fragte Lea.

„Ich habe keine Kräfte mehr, Lea. Ich besitze keine magischen Fähigkeiten mehr. Sie sind weg.“

„Das ist furchtbar!“ rief Lea, doch Catherine schüttelte den Kopf.

„Es ist in Ordnung. Ich hatte sie nicht allzu lange und werde ihnen auch nicht hinterher trauern. Das Kapitel meines Lebens ist abgeschlossen. Lasair existiert nicht mehr.“

„Wenn Lasair aber nicht mehr existiert, dann dürften doch auch die gedankenlosen Vampire nicht mehr existieren, oder nicht?“ fragte Bruyard, der wirklich verstehen wollte, über was die anderen da sprachen.

„Nein. Daniele sagte, dass die Leben spendende Quelle der Schöpfung versiegt, und damit hat er nicht gelogen. Ich unterstelle ihm, dass er selbst nicht wusste, was genau er uns verraten hat, aber mit meinem Tod, bei dem mein Blut gewandelt und somit Lasair getilgt wurde, verloren die gedankenlosen Vampire eine entscheidende Fähigkeit.“

„Welche?“ fragte David und Lestat nickte, da er verstand, worauf Catherine hinaus wollte.

„Sie können keine Menschen mehr zu Vampiren machen. Sie können sie nur töten, aber sich nicht mehr vermehren.“ sagte er und Catherine stimmte ihm zu.

„Und darum ging es von Anfang an bei den Plänen der Bruderschaft. Die Erde mit unglaublichen Schrecken überziehen.“ fügte Catherine hinzu und blickte zu Armand, bevor sie meinte: „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde, wir sollten dem ein Ende bereiten.“

Armand nickte und blickte Catherine fest in die Augen, als wäre er noch niemals so bereit gewesen wie zu diesem Zeitpunkt.

„Wir jagen sie, spüren sie auf, wo immer sie sich verstecken mögen und wie viele es auch sind, und dann vernichten wir sie. Einen nach dem anderen.“ sagte er und die Vampire nickten einstimmig.

„Das ist der Augenblick, in dem ich mich verabschieden sollte.“ bemerkte Bruyard und erhob sich langsam von seinem Platz.
 

Catherine blickte ihn an und nickte traurig, ehe sie sich ebenfalls erhob. Sie geleitete ihn mit Lestat durch die Eingangshalle und zur Tür, nachdem er sich von seinen neuen ungewöhnlichen Bekannten verabschiedet hatte.

„Catherine, ich wünsche dir alles Gute… für deine Zukunft und euren Kampf.“

„Ich danke Ihnen, Monsieur Bruyard. Ich danke Ihnen für alles.“ meinte sie lächelnd und war überrascht, dass er ihre beiden Hände in seine nahm und sie fest drückte.

„Deine Eltern und dein Bruder… unter anderen Umständen… Nun, ich bin mir sicher, dass sie sehr stolz auf dich wären.“

„Ja, ich denke, Sie haben Recht.“ stimmte Catherine ihm zu und bemerkte das traurige Lächeln, das um Bruyards Mundwinkel spielte.

„Es ist sonderbar, welche Wege das Leben – und auch der Tod – für die Menschen bereithält. Es ist sonderbar, Catherine, und lass’ dir von einem alten Mann gesagt sein: Auch wenn du noch so sehr versuchst, die Welt zu verstehen, es wird dir nie ganz gelingen. Irgendetwas bleibt immer zurück, das du nicht lösen kannst, das du nicht erklären kannst, das dich überrascht.“

Catherine nickte. Bruyard entließ ihre Hände und verabschiedete sich von Lestat, ehe er die Villa verließ und die Stufen zu seinem Wagen hinunterging und wenig später die dunkle Einfahrt entlang fuhr.

Lestat legte den Arm um Catherines Taille, als sie ihm nachsahen, bis er um die Ecke verschwunden war, und spürte, wie Catherine den Kopf an seine Schulter bettete.

„Ich dachte, als ich das mit Magnus erzählt habe, dass du sehr verletzt bist, aber offenbar bist du das nicht. Wieso bist du nicht wütend auf mich, obwohl ich von Magnus geschaffen wurde, wo er doch so viel Unheil angerichtet hat?“

„Ich kann doch nicht… Lestat, ich hätte mir zwar gewünscht, dass du es mir vorher gesagt hättest, aber das ist mir jetzt gleichgültig.“ meinte sie und führte ihn wieder mit sich in die Villa hinein, wo sie in der Eingangshalle stehen blieben.

„Du sahst so unglücklich aus… Nein, nicht direkt unglücklich, aber…“ meinte Lestat, doch Catherine legte ihm zwei Finger über die Lippen.

„Ich war von der Tragweite einzelner Handlungen überwältigt, das ist alles. Das alles… Magnus gibt Margaret sein Blut. George ist Stammvater einer neuen Familie mit diesem Blut. Margarets Prophezeiung. Und hier sind wir beide und stellen fest, dass genau das eingetreten ist, was eintreten sollte. Verstehst du, was ich meine?“ fragte Catherine und Lestat nahm sie in die Arme.

„Ja, ich denke schon. Wir sind zusammen und offenbar füreinander bestimmt.“ sagte er und sie nickte, ehe sie an ihr Vorhaben denken musste.

Sie würden die gedankenlosen Vampire jagen und vernichten – ganz wie Armand es ausgeführt hatte. Und sie würden siegen. Da war sie sich ganz sicher. Lea würde sie wahrscheinlich begleiten, denn erstens konnte sie sonst nirgends hingehen und zweitens war sie nicht wehrlos, was auch Louis früher oder später würde einsehen müssen.

Catherine selbst musste ihre neuen Kräfte kennen lernen, doch sie war sich sicher, dass Lestat ihr helfen würde. Er würde sie unterstützen. Er würde seine Ewigkeit mit ihr teilen. Und es würde wunderbar werden. Jeder Schritt ihres Lebens und jede Entscheidung hatte sie genau hierher geführt und es war seltsam, doch zum aller ersten Mal, fühlte sich Catherine wirklich dort angekommen, wo sie sein wollte.

„Ich denke, Bruyard hat Recht.“ meinte sie leise und Lestat lächelte.

„Ja. Irgendetwas wird es immer geben, das uns noch überraschen kann.“ entgegnete er und blickte sie an. „Du hast mich überrascht.“ gestand er und sie lächelte.

„Wann?“ fragte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, doch er schüttelte den Kopf.

„Vom ersten Augenblick an und bis in alle Ewigkeit.“ antwortete er und zog sie in einen zärtlichen Kuss, aus dem er sie am liebsten nie wieder entlassen wollte.
 

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