Was willst du?
Am nächsten Morgen, wachte das Mädchen beim ersten Sonnenstrahl auf und sah nach dem Verletzten. Er sah jetzt um einiges besser aus. Seine Stirn glühte nicht mehr und allmählich kehrte auch eine gesunde Hautfarbe zurück. Sie erneuerte noch einmal vorsichtig den Verband, darauf bedacht ihn nicht zu wecken und machte sich dann daran sich wieder um die Blumen zu kümmern.
Als der Vormittag schon vorbei war, ging sie wieder in die Hütte um nachzusehen, wie sein Zustand nun war.
Papavera war gerade dabei sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und stand nur in einer Hose bekleidet am Waschzuber als das Mädchen hereinkam, aber anstatt wie sonst ihn dabei heimlich zu beobachten, ging sie schnurstracks auf den verletzten Soldaten zu und sah nach seiner Schulter, leicht verärgert schaute Papavera dabei zu.
Sie schaute unter dem Verband, es sah noch immer schlimm aus, aber man sah schon Ansätze dafür das es am heilen war. „Hast du mich gerettet?“ Das Mädchen gab einen erschreckten Laut von sich, sie hatte nicht gemerkt das er wach war. „J- Ja, ich und Papavera haben dich gerettet. Was ist passiert?“ Der Soldat drehte seinen Kopf etwas zu ihr um sie besser im Blick haben zu können, seine Stimme bebte leicht, als er wieder zu sprechen begann. „Ich war einer der Soldaten des Herzogs von Amaryllis, wir waren gerade im Land der Feuerprinzessin.. .“ „Was in Rubiginosa´s Land? Was habt ihr da gemacht?“ Aufgeregt war Papavera näher gekommen, doch das Mädchen schaute zur Seite und meinte nur kleinlaut: „Sprecht weiter!“ Der Soldat, zwar etwas verwirrt von den Reaktionen, redete aber weiter. „Nun ja, unser Herr hat sich mit der Prinzessin verlobt, bis dahin war noch alles gut, aber als ein Kamerad und ich sahen wie sie es mit dem Hofnarren im Garten trieb, wollten wir das natürlich unserem Herren erzählen. Doch zu unserem Unglück wurden wir von dem Wachposten erwischt. Die Prinzessin, befahl uns zu töten, doch konnten wir entkommen. Aber bis zu den Bergen habe leider nur ich es geschafft.“
Schweigend beobachtete das Mädchen wie Papavera mit versteinerter Miene aus der Hütte ging und zwischen den Bäumen verschwand.
Der Soldat indessen beobachtete das Mädchen aus den Augenwinkeln. Wie hübsch sie war! Sie hatte langes braunes Haar das sie hinten mit einer Schleife zusammengebunden hatte. Blaugraue Augen, in denen man sich verlieren konnte und volle Lippen die sich nach einer Berührung zu sehnen schienen.
„Stimmt etwas mit eurem Gemahl nicht?“ fragte er vorsichtig. Sie schaute ihn an und es zerriss ihm fast das Herz. Ihre Augen schienen so leer und doch hatte er das Gefühl, das sie ihm so viel sagen wollten.
„Er ist nicht mein Gemahl, er ist in die Prinzessin des Feuerlandes verliebt, deswegen reagiert er so.“
Sie stand auf und legte noch ein paar Holzscheite ins Feuer und begann eine Suppe zu kochen. Der Soldat seufzte erleichtert auf. Sie waren also kein Paar!
„Wie heißen Sie eigentlich?“ fragte das Mädchen und drehte sich zu ihm um. „Ach ja ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Galanthus. Und wie heißt ihr?“
Währenddessen lief Papavera kreuz und quer durch den Wald, seine Gedanken überschlugen sich. Warum ging Rubiginosa für diesen Herzog soweit, das sie sogar morden würde? Sie war zwar aufbrausend, aber doch nicht herzlos.
Was wenn der Herzog ein furchtbarer Mensch war? Ja genau, Rubiginosa wäre bestimmt von ihm umgebracht worden, wenn das mit dem Hofnarren herausgekommen wäre. Sie brauchte jemanden der sie vor diesem grausamen Tyrannen beschützte. Und er war genau der Richtige dafür!
Nur konnte er doch nicht das Mädchen mit diesem Soldaten allein lassen. Wie er sie dauernd ansah, sie hatte es vielleicht nichts bemerkt, aber er schon. Diese Bewunderung in jedem Blick. Er wusste nicht wieso, aber in ihm kochte die Wut hoch wenn er daran dachte.
Als Papavera wieder an der Hütte ankam, hörte er denn Soldaten herzhaft lachen, dann hörte er noch jemand anderen lachen und blieb abrupt stehen. Sie lachte! Er hatte sie zwar schon des öfteren lächeln sehen, aber die ganze Zeit wo sie bei ihm gewesen war hatte er sie noch nie so lachen hören. Sein Herz machte einen Hüpfer und ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. Wie schön es klang, so rein und klar.. so unschuldig.
Doch als Papavera eintrat verfinsterte sich seine Miene wieder. Der Soldat berührte gerade das Haar des Mädchens und sie lächelte einfach. Warum schubste sie ihn nicht weg?
Als das Mädchen bemerkte das Papavera wieder da war, sprang sie hoch und distanzierte sich etwas von Galanthus. Irgendwie fühlte sie sich ertappt, obwohl sie gar nichts unrechtes getan hatte.
Ohne ein Wort an die beiden, setzte er sich wieder an den Kamin und stimmte ein trauriges Lied an, während er aus den Augenwinkeln immer wieder zu den beiden rüberschielte.
Die saßen einträchtig nebeneinander und lauschten der Musik, wie immer hatte dabei das Mädchen die Augen geschlossen und wippte zur Musik mit.
Papavera grinste zufrieden, wenigstens in der Kunst der Musik konnte niemand mit ihm mithalten.
Nachdem der letzte Ton verklungen war, wandte sich Papavera dem Mädchen und dem Soldaten zu.
„Ich werde ins Land der Feuerprinzessin reisen und mir selbst ein Bild von der Lage dort machen.“ Er sah das Mädchen fest an, doch nach kurzer Zeit konnte sie ihm nicht mehr in die Augen schauen. „Und du Soldat.“ „Mein Name ist Galanthus.“ „Du bist spätestens morgen früh verschwunden.“ Das Mädchen blickte von Papavera zu Galanthus. Was war bloß los? Warum sollte Galanthus so plötzlich verschwinden? Was sollten die finsteren Blicke die sie sich zu warfen?
es hatte Stunden gedauert, Papavera davon zu überzeugen, das die Reise in die Stadt für Galanthus viel zu anstrengend war.
Somit musste er sich wohl oder übel mit dem Gedanken abfinden das Galanthus und das Mädchen allein in der Hütte blieben.
Denn auch wenn es ihn ärgerte sie zusammen zu sehen, wollte er dennoch so schnell wie es ging abreisen.