Der Aufbruch des kleinen Spiegels
Der Aufbruch des kleinen Spiegels
Es war einmal ein kleiner Spiegel der hatte schon so viel gesehen und erlebt. Er war schon überall gewesen, sei es auf dem Meeresgrund, immerhin war er auf der Titanic gewesen, oder im Himmel als er vom einen ins andere Land geflogen wurde. Aber auch in etlichen Ländern war der kleine Spiegel schon gewesen. Er war während des zweiten Weltkriegs der Spiegel Hitlers gewesen, im frühen Frankreich Eigentum Napoleons und vor dem zweiten Weltkrieg gehörte er eine Zeitlang Stalin. Aber er hat noch vielen, vielen anderen Leuten gehört.
Momentan gehörte der kleine Spiegel einer älteren Dame. Tante Hiltrud hieß sie. Sie lebte schon lange Zeit alleine da ihr Mann vor einigen Jahren verstorben war und so hatte sich die alte, nette Dame eines Tages auf einem Flohmarkt den kleinen Spiegel gekauft. Nun ja, so klein war er ja auch nicht mehr, immerhin war er schon über 200 Jahre alt, aber für einen Spiegel wird man erst mit 201 Jahr erwachsen. Nicht so wie bei uns wo man schon mit läppischen 18 erwachsen ist. So hatte sich Tante Hiltrud wie alle anderen zuvor jeden tag in dem großen Glaßbauch des kleinen Spiegels angesehen und hin und wieder ein wenig mit ihm gesprochen damit er nicht ganz so alleine war.
„Tante Hiltrud…“ sagte der Spiegel eines Tages als die Dame deren Haar schon ergraut war und die eine runde Hornbrille trug sich wieder einmal in ihm betrachtete.
„Ja kleiner Spiegel?“ fragte sie und hörte an der Stimme des Spiegels ganz genau, dass ihm etwas am Herzen lag, das er ein Anliegen an sie hatte.
„Wie sehe ich eigentlich aus?“ fragte er und ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen der Dame ehe sie sich anscheinend eine gute Antwort überlegte.
„Du bist ein wahrlich hübscher Spiegel!“ antwortete sie ihm somit und dennoch, das war unserem kleinen Spiegel noch viel zu wenig er wollte sich selbst sehen, wollte wissen ob er so aussah wie Tante Hiltrud, oder wie Lincoln. Allerdings fragte sich der kleine Spiegel was er wohl sehen würde und ob er überhaupt schön aussah, immerhin hatte er schon genügend Menschen gesehen die sich in ihm angeschaut hatten und gemeint hatten das sie hübsch aussähen, dabei hatten sie buschiges Haar oder einen ungesunden Teint, hatten Pickel oder gar eine krumme Nase.
Ich möchte auf Reisen gehen und mich selbst einmal ansehen können. Dachte sich der kleine Spiegel und entschloss seinen Entschluss Tante Hiltrud mitzuteilen. Er räusperte sich und sagte dann:
„Tante Hiltrud darf ich bitte, bitte die Welt erkunden und danach schauen ob ich mein Spiegelbild finde?“ fragte er und hoffte dass die Frau, die immer so nett zu ihm gewesen war, ihm diesen Wunsch nicht abschlagen würde.
Tante Hiltrud schien zu überlegen dann nickte sie bedächtig und schenkte dem Spiegel ein sanftes Lächeln.
„Ja, du kannst gerne auf reisen gehen, ich will dich davon nicht abhalten wenn es dir soviel bedeutet…aber nimm dies mit und versprich mir, das du mich nie vergisst.“ sagte sie und reichte dem kleinen Spiegel ein Bild auf den Sie abgebildet war und im Hintergrund lächelte der kleine Spiegel in das Foto.
„Ich werde dich so schnell es geht wieder besuchen kommen Tante Hiltrud und vergessen werde ich dich auch nie.“ Dabei lächelte der Spiegel noch einmal und mit Tränen in den Augen sah die alte Dame an der Haustüre stehend wie der kleine Spiegel dem Sonnenaufgang entgegenrollte.
„Ich hoffe du kommst wieder bevor ich gehen muss…“ meinte Hiltrud bei sich als sie sich wieder dem Haus zuwandte das seltsam Leer aussah ohne den kleinen Spiegel.
