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Weihnachten

von

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Weihnachten

Gedankenverloren blickte der Gitarrist aus seinem Fenster. Es schneite draußen, so dass sich eine kalte, weiße Decke über die Welt legte. Hätte auf dem Kalender an der Wand nicht groß „24. Dezember“ gestanden, wäre beim Anblick des Wohnzimmers niemand auf den Gedanken gekommen, es wäre Weihnachten. Weder gab es irgendwo einen Tannenbaum, noch irgendwelche Weihnachts-Dekoration. Der Raum war kahl, schmucklos. Mana fand, das passte besser zu seiner Stimmung. Schon lange wollte er an Weihnachten seine Ruhe haben. Am besten war es, man sprach in seiner Gegenwart nicht einmal davon.
 

Das Fest der Liebe. Leise schnaubte Mana bei dem Gedanken. Wer hatte sich nur einen solchen Mist einfallen lassen?

Kurz fiel sein Blick auf die Zimmerecke. Er sah ihn noch vor sich, den festlich geschmückten Baum mit den Geschenken darunter. Die Kerzen brannten, und so war der Raum in ein angenehm warmes Licht getaucht. Sie beide saßen gemeinsam davor, reichten sich gegenseitig Geschenke und knackten Nüsse. Am Ende war ein Geschenk übrig geblieben. Er hatte sich zu Anfang gewundert, warum sein Gegenüber rot wurde, als er das Geschenk entgegen nahm.

Langsam, fast schon andächtig packte er es aus, und zum Vorschein kam ein Foto-Album, vollgepackt mit gemeinsamen Bildern. Der lederne Einband schimmerte im Kerzenlicht, so dass sich ein Lächeln auf Manas Lippen schlich. Das Lächeln wurde immer glücklicher, als er durch die Seiten blätterte und die vielen Fotos betrachtete. Wo hatte er nur die ganzen Bilder her? Von den meisten wusste er nicht einmal, dass sie existierten. Aber jedes von ihnen rief Erinnerungen an kleine Momente hervor, die ihre Freundschaft so geprägt hatten.

Er blätterte ehrfürchtig weiter, bis er zur letzten Seite kam. Dort fiel sein Blick auf eine wunderschöne Karte. Er brauchte einen Moment, um zu lesen, was ihm dort golden entgegen blitze. Richtig realisieren konnte er es erst, als er eine vertraute Stimme an seinem Ohr vernahm. Es war nicht mehr als ein Flüstern. „Ich liebe dich...“

Die Worte hallten in seinem Kopf nach, und die Schriftzeichen bestätigten, dass er sich nicht verhört hatte. Er musste diese neue Information erst mal sacken lassen und bemerkte deshalb nicht, wie sich der andere verletzt abwandte als keine Antwort kam, sich seine Jacke schnappte und verschwand.
 

Auch jetzt hallten die Worte des Sängern noch in seinem Kopf. Damals war er wie aus eine Trance erwacht und hatte bemerken müssen, dass der andere nicht mehr da war. Und er sah ihn auch nicht wieder. Der andere tat so, als wäre er nicht zu hause, er ging nicht ans Telefon, wenn Mana versuchte, ihn anzurufen, und auch sonst schien es unmöglich, ihn irgendwie zu erreichen.
 

Seufzend legte Mana seine Stirn an das kühle Glas. Er feierte Weihnachten nicht mehr seit diesem Tag. Es tat zu sehr weh, daran zu denken, dass ihre Freundschaft an diesem Tag auseinanderbrach. Mühsam kämpfte er die Erinnerung zurück.

Er war so in Gedanken versunken während er den tanzenden Schneeflocken zusah, dass er nicht bemerkte, wie seine Haustür leise aufgeschlossen wurde.
 

Seltsam, dachte der vermummte Eindringling. Es war so viel Zeit vergangen, und der Schlüssel passte noch?

Vorsichtig streifte er die Schuhe ab, schüttelte seine Jacke aus und hing sie an den Haken. Es war alles genauso, wie vor 6 Jahren. Allerdings wirkte es alles etwas kälter, liebloser.

Lautlos tapste er zum Wohnzimmer und stieß vorsichtig die Tür auf. Kein Quietschen... er hatte die Scharniere also ölen lassen.

Er blickte sich kurz um, konnte den Gitarristen aber nirgends entdecken. Bei Betrachtung des Raumes traf ihn die Erkenntnis hart... in diesem Haus gab es kein Weihnachten mehr!

Noch einmal ließ er seinen Blick schweifen, wollte sich schon wieder zum Gehen wenden, als er ein leises Seufzen vom Fenster her hörte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er war also doch hier.
 

Gerade hatte er noch geseufzt, doch bevor die beißende Stille wieder über ihn hereinbrechen konnte, erreichte ein Flüstern sein Ohr. „Frohe Weihnachten...“

Erschrocken drehte Mana sich um. Dort, in der Tür, stand er mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Mana hatte das Gefühl, dass alles Blut aus seinem Gesicht wich, er starrte Klaha mit ausdruckslosem Gesicht an und murmelte „Was machst du hier?“
 

Klaha musste schlucken. Er hatte sich schon gedacht, dass die Begrüßung nicht sonderlich euphorisch ausfallen würde. Aber dieser kalte Ton... es wäre ihm lieber gewesen, Mana hätte ihn angeschrien, ihm seine geballte Wut entgegen geschleudert. Aber immerhin wurde er nicht ignoriert. Seine Stimme gehorchte ihm nicht, so dass er sich räuspern musste, bevor er einen Schritt auf Mana zu trat. „Ich weiß es nicht,“ gab er kleinlaut zu, „Ich hab an dich denken müssen, in den letzten Tagen. Und dann hatte ich auf einmal den Drang, dich zu sehen...“
 

Mana schüttelte leicht den Kopf. Klaha glaubte, Enttäuschung in seiner Stimme hören zu können. Es tat so weh. „Warum hast du dich in all den Jahren nicht gemeldet?“

Schuldbewusst biss sich auf die Unterlippe. Ja, das war ein Fehler gewesen. Aber es brachte nichts, er musste ehrlich sein.“Ich hatte Angst. Nach deiner Abweisung an unserem letzten Weihnachten...“ Weiter kam er nicht, denn Mana fiel ihm barsch ins Wort.

„Ich habe dich nicht abgewiesen. Du bist gegangen, hast mir nicht mal Zeit gelassen, zu realisieren, was du damals gesagt hast!“

Betreten blickte Klaha zu Boden. Mana schwieg wieder, hatte sich wieder zum Fenster gedreht und beobachtete den fallenden Schnee. Klaha ließ seinen Blick ein weiteres Mal durchs Zimmer streifen, blieb mit den Augen an den Stellen hängen, wo früher immer liebevoll die Dekoration angebracht gewesen war.

„Du feierst Weihnachten nicht mehr...“

Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Trotzdem nickte Mana und antwortete leise. „Ohne dich ist es kein Weihnachten.“

Klaha lächelte leicht. „Aber jetzt bin ich ja hier.“

Mana blickte durch den Raum. Auch er lächelte leicht, mit einem Anflug von Wehmut. „Leider ist es hier nicht allzu weihnachtlich.“

Nun grinste Klaha, schlenderte zum Schrank und zog eine Schublade auf. Er musste schmunzeln. Hatte er es sich doch gedacht, Mana hatte nichts verändert oder umgeräumt. Schnell nahm er ein paar Kerzen, verteilte sie auf dem Fensterbrett und zündete sie an, während Mana ihn stumm beobachtete.

Sofort wandelte sich die Atmosphäre im Raum, die Kälte und die Distanz verschwanden, und an ihre Stelle traten Gemütlichkeit und Zweisamkeit. Ein glückliches Lächeln ließ sich auf Manas feinen Lippen nieder, als er den Schnee betrachtete, der im Licht der Kerzen glitzerte. Der Anblick war atemberaubend schön.

Klaha hatte sich neben ihn gestellt und lächelte traurig. „Tut mir leid, dass ich kein Geschenk für dich habe.“ wagte er nach einigen Minuten angenehmer Stille zu sagen.

Zögerlich griff Mana nach seine Hand, drückte sie kurz, bevor er sich zu ihm drehte. Fast liebevoll raunte er „Lügner! Du hast das beste Geschenk der Welt... schließlich bist du hier.“

Ihre Blicke trafen sich, versuchten, sich gegenseitig zu deuten. Kurz schluckte Klaha bevor er seinen ganzen Mut zusammen nahm und sich zu Mana lehnte.
 

Ihre Lippen trafen sich zu einem liebevollen Kuss, dort, wo vor 6 Jahren der Mistelzweig gehangen hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Jaeba
2008-03-21T17:54:32+00:00 21.03.2008 18:54
Kawaiiiii~
*quietsch*
>____<
Soooooo schön! *____*
...Ich weiß, die Kommentare werden sich immer ähnlicher! XD
Aber ich kann dazu nichts anderes sagen! >__<
Einfach toll! ^^

LG
Kyoga
Von:  Kimochi-chan
2008-03-03T21:20:00+00:00 03.03.2008 22:20
Ohh~
Einfach toll..
Jetzt bin ich tatsächlich endlich dazu gekommen deine FF zu lesen..
Du weißt das ich deine FF's alle toll finde.. =)
Sonst wäre ich auch nicht in der Fahrschule so fasziniert gewesen.. ;)
Sehr schön geschrieben und beschrieben..
Super Idee...
Klasse umgesetzt..
Reicht das an Kritik?
MfG,
Jenny
fukuzatsu-na
ふくざつな
Von: abgemeldet
2008-03-02T13:28:21+00:00 02.03.2008 14:28
Ouuuuh, das ist furchtbar süüüß~
Vor allem das mit dem Mistelzweig **~
Und überhaupt.. so schön niedlich und auch nicht zu kitschig ~**
Ach herrjeh, ich bin ganz begeistert und eigentlich bin ich kein Kommentarschreiber, aber irgendwie musste ich jetzt doch mal~
Mein Tag ist gerettet **~
Wie wär's mit ner Fortsetzung?

Baiyabii~
Von:  QueenLuna
2008-02-14T19:43:22+00:00 14.02.2008 20:43
*seufz*
es ist so romantisch *.*
mir gefällt's total ^^
was konstruktives hab ich nicht zu bieten, da mir nicht mal Rechtschreibfehler aufgefallen sind ^^;

hast du gut gemacht ^^d


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