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Washuleins Märchenstunde

Antimärchen einer andern Ebene
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Das Kind aus Glas

Vor langer Zeit entstieg aus dem Elfenvolk ein Kind. Das war ein so reines Geschöpf, dass sein ganzer Körper aus Glas bestand.

Es war ein fröhliches und gutwilliges Kind. Niemandem tat es etwas zu Leide und auch kein Wesen des Waldes, in welchem es lebte, wollte ihm etwas Böses.

Doch so gutherzig es auch war, es war ein sehr unbesonnenes und leichtgläubiges Kindlein gewesen und kannte gar nicht das Böse, was es in der Welt gab. Es war immerzu fest vom Guten in allen Wesen überzeugt.

Eines Tages lief es mit einigen anderen Elfen bis zum Waldrand um zu spielen. Es war ein schöner sonniger Tag. Sie tollten herum und trieben ihre Späße miteinander. Plötzlich tauchten ein paar Menschenkinder auf. Diese waren habgierig und streitsüchtig. Sie sahen die Elfen und wollten zu ihnen gehen, um sich über sie lustig zu machen und sie zu täuschen. Als die Elfen sie erblickten, flohen sie sogleich, da ihnen bewusst war, dass es keine gute Idee war, sich mit Menschen abzugeben. Alle waren sie schneller fort als wie die Menschenkinder zu blinzeln wagten, alle entschwanden bis auf das gläserne Elfchen. Es war im Gras sitzen geblieben und schaute verwundert zu den Menschenkindern auf, welche sich auf es zubewegten. Das Elfchen grüßte sie freundlich und fragte nach ihrem Begehr. Die Kinder antworteten, dass sie sich nur etwas unterhalten wollten; über Wetter und Werden, über die Tätigkeiten der Elfen und ihre Launen und sie meinten, dass sie nichts interessanter fänden als dies zu erfahren. Das Elfchen gab bereitwillig Antwort auf alle ihre Fragen und hatte sogar Freude daran mit den Kindern zu sprechen, es waren schließlich neue Gesichter. Am Ende der Unterhaltung verlangten die Kinder, dass das Elfchen mit ihnen kommen sollte, damit die Freunde und die Freundesfreunde der Kinder auch von den Wundergeschichten der Elfen hören konnten. Das Elfenkind aus Glas wusste nicht recht, was es tun sollte und weil es den Kindern schon soviel erzählt hatte und mit ihnen eine recht schöne Unterhaltung gepflegt hatte, beschloss es, ihnen zu folgen.

Noch nie hatte das Elfenkind den Wald verlassen und es bestaunte mit großen Augen den Anteil der Welt, der den Menschen Untertan war. Sie gingen eine Weile und entfernten sich immer weiter vom Wald bis sie auf den Feldern vor dem Heimatdorf der Kinder die Freunde der Kinder erspähten, welche sogleich hinzu geeilt kamen und sich das eigenartige Wesen aus Glas ansahen. Sie zupften es und kniffen, wollten es berühren und verletzen und schauten immer gleich, wie es reagierte. Das Elfchen ereilte Furcht. Lieber wäre es nun wieder im Wald gewesen bei den anderen Elfen, die nicht so grob mit ihm herumgesprungen waren. Eines der Kinder, welchem das Elfchen von sich erzählt hatte, begann plötzlich alles auszuschwatzen, was es über das Kind aus Glas erfahren hatte und stimmte dabei ein johlendes Gelächter an, das von seinen Kumpanen sogleich mitbegleitet wurde. Sie lachten und höhnten und das Kind aus Glas begann traurig zu werden je mehr sie es lächerlich machten. Und als eine kleine Träne in seinem Auge erglänzte, lachten die Kinder noch viel lauter. Die kleine Träne floss aus dem Auge des Elfchens, tropfte an dessen Wange hinab zu seinem Hals und schließlich zu seiner Brust. Dort wurde die Träne zu einem messerscharfen Ding, welches das Herz des Elfchens zerspringen ließ und mit dem Herz zerbrach auch sein Glaskörper. Es zersprang in tausend kleine, glänzende Glassplitter. Das Lachen der Kinder verstummte und sie rannten nach Haus.

Als die Elfen nun endlich das Häufchen Scherben, was von dem reinherzigen Elfchen übrig geblieben war, fanden, wurden sie sehr traurig. Sie nahmen die Splitter mit in ihren Wald und hüteten sie wie ihre Augäpfel. Und seit dem hat keine Elfe mehr einen Schritt aus ihren Wald gesetzt, weil die Splitter des Kinds aus Glas allen eine Lehre waren, dass man den Menschen nicht vertrauen sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Pamuya_
2015-12-09T18:27:21+00:00 09.12.2015 19:27
Win ganz schön trauriges Märchen.
Aber hier sieht man, dass es besser ist, nicht jedem alles über sich preis zu geben. Vertrauen ist gut, aber zu viel des Guten kann bei den falschen Leuten zu Spott und zu einem gebrochenen Herzen führen.
Traurig, traurig.
Von:  Sereg
2009-03-16T08:19:56+00:00 16.03.2009 09:19
Boah is tdas traurig gewesen
Ich weiß warum ich mich von vielen fernhalte....
Das arme Ding*schnief*
Von: abgemeldet
2008-10-05T20:23:15+00:00 05.10.2008 22:23
Menschen sind grausame Wesen. Die Elfen haben recht ihnen nicht zu trauen. Haben haben haben, ist alles was sie wollen.
Glück das nicht alle so sind. Dein "Märchen" ist wirklich schön geschrieben. Man bekommt richtig Mittleid mit dem Glaselfen.
Zersprungen an der Bosheit der Menschen.
Wenn man es so liest, zweifelt man recht an dem Guten im Menschen. Doch es ist nur ein Märchen.. auch wenn ein mehr als wahrer Kern darin steckt ^^
Von: abgemeldet
2008-03-29T14:01:01+00:00 29.03.2008 15:01
Das war auch schön. Es hat eine Moral die man sich zu Herzen nehmen sollte.



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