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Washuleins Märchenstunde

Antimärchen einer andern Ebene
von

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Das Märchen von der Liebe zum Feuer

Es waren einmal fünf Zwerge, die liebten die Wärme und suchten überall auf der Welt nach jenen Dingen, die sie heiß erfüllen würden, denn für sie war die Liebe eine Flamme und musste sie heiß packen können.

Sie liefen viele Jahre umher und eines nachts auf dem höchsten Berg der Welt sah der erste Zwerg gen Himmel und die Sterne strahlten ihr Licht aus und hüllten alles ein. Ihm gefiel dies Licht, das Wärme in sein Herz grub und es fest packte, so rief er empor:

"Ihr Sterne seid gar so herrlich! Euer Licht ist hell und warm. Ich bleibe bei euch!"

Die anderen vier Zwerge aber, die sich in diesem Licht nicht wärmen konnten, schüttelten nur das Haupt.

"Das Licht ist zwar schön, doch weder ist es besonders hell, noch besonders warm. Bleib nur, wenn es dich herzt, wir ziehen voran."

Der erste Zwerg wurde von den Sternen empor gehoben und ward silbern und glitzernd in ihrer Mitte und spürte die Wärme sein Herz packen.

Und so gingen vier Zwerge und kamen in eine fahle Steppe. Des nachts erschien der große Mond am Himmel und ward rötlich vor Scham, da ihn der zweite Zwerg beobachtete, näher trat und dem Mond zurief:

"Du Mond bist gar so herrlich! Dein Licht ist heller noch als das der Sterne und wärmer noch sogar! Ich bleibe bei dir!"

Die anderen drei Zwerge aber, denen dieses Licht nicht genügen wollte, schüttelten nur das Haupt.

"Das Licht ist zwar schön, doch weder besonders hell, noch besonders warm. Bleib nur, wenn es dich herzt, wir ziehen weiter voran."

Der zweite Zwerg wurde vom Mond in die Höhe gehoben und ward weiß, wobei ein schimmerndes Rot ihn noch dazu schmückte und er ward gepackt von der Wärme, die sein nun erfüllte.

Und so ging die drei Zwerge weiter und fanden einen Berg, der war wie ein Topf. Und darinnen brodelte eine Suppe, die war heiß und feurig und glühte in den dunklen Nacht gar himmlisch. Der dritte Zwerg beugte sich verzaubert vor, warf seine Kleidung ab und sprang hinein, wo er freudig planschte.

"Oh Lava! Du bist so heiß und hell, wie die Hölle nur sein kann! Ich bleibe bei dir!"

Die anderen zwei Zwerge aber, denen diese Hitze nicht genügen wollte, schüttelten nur das Haupt.

"Das Bad ist zwar schön, doch können wir nicht schwimmen und fänden nie unsere Freude daran. Bleib, wenn es dich herzt, wir ziehen weiter voran."

Der dritte Zwerg tauchte unter in der Lava und wurde pulsierend rot-golden und als seine Haut, sein Haar und seine Augen zergingen, ward er gepackt von der Hitze seines Herzens.

Die beiden Zwergen gingen bis zum Morgen, als die Sonne sich am Himmel zeigte. Und der vierte Zwerg ward ganz bleich vor Bewunderung der strahlenden Schönheit und er streckte die Hände aus nach dem Horizont und die Sonne drängte sich zu ihm hin.

"Oh Sonne! Du bist so heiß und hell und schön! Ich will bei dir bleiben!"

Der fünfte Zwerg aber, der plötzlich allein war, schaute hinauf zu der Hitze, die er nicht erreichen konnte und schüttelte nur das Haupt.

"Das ist alles schön und gut, aber mir nicht warm genug. Bleib, wenn es dich herzt, ich ziehe allein voran."

Der vierte Zwerg umarmte die Sonne und schmolz in ihrer Hand zu einem goldenen Ding, wobei er von der Hitze in seinem Herzen gepackt wurde.

Der letzte Zwerg war nun allein und wanderte den ganzen Frühling hindurch. Und auch bis zum Sommer hatte es es noch immer nicht gefunden, was ihn innerlich heiß packte, so heiß, dass er nicht mehr frieren mochte. In der letzten Nacht des Sommers hockte er zur heißesten Tageszeit auf einem Stein neben einem Busch und grübelte nach, wo er denn noch suchen konnte.

Der Himmel sah es und hatte Mitleid. Es zogen sich die Wolken zusammen und es ward kühler auf der Welt. Schwarze färbte sich der Himmel und es grollte der Donner laut auf und rief dem Zwerg zu:

"Ich kenne etwas, das heiß genug ist, deine Lust zu stillen. Meine Schwester, der Blitz, kann es dir bereiten."

Der Zwerg zog ein murriges Gesicht und rief mit erhobener Faust dem Donner zu:

"Willst du mich narren? Durch die Wolken, aus denen du geboren, ist mir kälter als jemals zuvor. Ich glaube dir nicht, dass etwas aus deiner Verwandtschaft mir Wärme bereiten könnte!"

Da grollte der Donner auf, was sein Lachen war und entgegnete voll Wohlwissen:

"Warte es ab, Zwerg. Du wirst es heißer bekommen, als dir beliebt."

Und der Blitz schoss sogleich vom Himmel in die erhobene Hand des Zwergs und entfachte ihn wie eine Fackel. Der Zwerg stand in Flammen; seine Haut brannte, seine Augen schmolzen, das Haar versengte und es schmerzte ihn über die Maßen, dass er schrie wie nimmer zuvor. Und doch, als er umherrannte, spürte er sich von der Hitze, dem Lodern, den Flammen so gepackt wie nie zuvor und die Liebe in ihm brannte mit.

"Oh reines Feuer! Du bist schön! Du bist heiß! Du erwärmst mich! Dass du mich nimmer mehr verlässt, will ich bestellen. So komme nun, ich bringe dir alles, dass du ewig lodern magst und mich herzen kannst!"

Und so taumelte, tanzte der Zwerg von dannen und entzündete alles, was sich ihm in den Weg stellte, um das Feuer, das er am meisten liebte, zu nähren und für immer an sich zu binden.

Und deswegen brechen oftmals zur Sommerzeit Feuer auf der Welt aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shunya
2013-10-15T18:42:22+00:00 15.10.2013 20:42
Awww~ das Märchen gefällt mir richtig gut.
Die Idee mit den Zwergen und der Hitze ist echt toll, wenn auch ein bisschen grausig. XD lol
Aber prima geschrieben und es hat mal wieder viel Spaß gemacht, das Märchen zu lesen. :D
Mit einem Blitz habe ich gar nicht gerechnet. XD


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