10. teil
Unruhig zappelte der Blonde auf seinem Sitz herum. Es regnete heute, also hatte Ruki beschossen heute Bahn zu fahren. Schon einige Male hatte er versucht Kyo anzusprechen, doch jedes Mal war dieser nur zusammengezuckt und hatte am Ende doch nicht geantwortet.
Das ganze machte den Jüngeren mehr als nur misstrauisch, schon die ganze Zeit war Kyo so gewesen, auch wenn er versuchte sich einzureden das dies nur daran lag das der Blonde generell immer etwas länger brauchte bis er bereit war über seine Probleme zu reden. Aber das war es nicht. Kyo war anders, das konnte Ruki spüren, auch wenn er den anderen erst seit gestern kannte.
Als die Bahn an ihrer Station hielt, stiegen sie aus, wobei Ruki Kyo erst mit sich ziehen musste. Draußen blieb er erst einmal stehen, drückte dem Blonden eine Zigarette in die Hand und zündete sich und ihm eine an.
„Willst du mir nicht wenigstens sagen was dich jetzt grad bedrückt?“ Er sah den Blonden eindringlich an, der schon wieder den Boden fixierte.
„Nun sieh mich doch einmal an, du weißt doch das du nichts vor mir zu befürchten hast.“ Er legte zwei Finger unter das Kinn des Älteren, zwang ihn so ihn wieder anzusehen, doch zu seiner Überraschung lächelte Kyo kurz, bevor er sich dann doch entschloss zu antworten: „Ich bin nur etwas aufgeregt, das ist alles.“
Ruki war beruhigt, zumindest etwas. Wenn er sich jetzt nur verrückt macht welchen ersten Eindruck er wohl bei seiner Band hinterlassen würde, so dachte er wenigstens nicht an etwas anderes, zum Beispiel an Die. Und auch wenn er sich das ganze etwas anders vorgestellt hatte, abgelenkt war der Blonde und das war dass was erste einmal zählte.
Der Braunhaarige wuselte ihm kurz durchs Haar, blies den Rauch aus der sich in seiner Lunge gesammelt hatte.
„Keine Sorge, die sind nicht halb so vornehm und erwachsen wie du, außer vielleicht Kai. Du brauchst schon keine Angst haben.“
Nur Uruha musste er ein paar Takte flüstern nicht das er Kyo nach dem was passiert war noch großartig versuchte anzuflirten, aber das war schnell gemacht.
Kyos kurzes Lachen holte ihn jedoch aus den Gedanken und er lächelte daher ebenfalls kurz.
„Na komm, es wird alles gut werden, glaub mir.“ Ruki klopfte ihm kurz auf die Schulter, brachte ihn so dazu sich wieder in Bewegung zu setzen.
Sie redeten während des restlichen Weges nicht mehr und auch als sie von vor der Tür zum Proberaum waren, sagte Ruki noch immer keinen Ton. Sie waren extra ein paar Minuten eher angekommen, damit der neue Gast des Sängers nicht gleich mit all seinen Kollegen konfrontiert wurde.
Nur Kai würde natürlich schon da sein. Und das war er auch wie sie beim öffnen der Tür feststellten. Er war gerade fleißig damit beschäftigt die Verstärker zu verkabeln und diese einzustellen. Das lag bei weitem nicht in seinem Aufgabengebiet, aber keiner würde wohl je so recht raus finden warum ihr Schlagzeuger Ahnung von Verstärkern hatte und diese sogar etwas verstellen konnte ohne das man meinte ein kleines Kind hatte an den Knöpfen gedreht.
Ruki räusperte sich, aber ihr Leader schien sich davon nicht erschrecken zu lassen. Er drehte sich nur um und lächelte die beiden an. „Hallo Ruki-kun…oh und das muss der Gast sein den du in deiner SMS angekündigt hast…“, Er hielt Kyo freundlich die Hand hin, lächelte weiter, was Kyo mehr als misstrauisch machte, aber er hielt nun auch seine Hand hin, die der Drummer sogleich schüttelte. „Ich bin Kai. Und wer bist du?“
Ruki kam nicht umhin zu schmunzeln als er die Frage des Schwarzhaarigen hörte. Natürlich hielt er Kyo nur für ein Cosplay, na gut wer sollte auch schon ahnen das der echte Kyo von Dir en Grey zu ihrer Probe erscheint.
„Kai, der Mann ist echt und du kennst ihn.“, gab der Sänger immer noch breit grinsend zu was zumindest bei ihrem Schlagzeuger Verwirrung schuf.
Bis er begriff.
„Oh mein Gott. Du hast Kyo von Dir en Grey zu unserer Probe mitgebracht? Oh mein Gott das bedeutet ja auch das du Kyo von Dir en Grey kennst. Und warte du hast gesagt einen Freund… du bist mit Kyo von Dir en Grey befreundet???“ Kai wuselte etwas aufgeregt im Raum hin und her, vielleicht suchte er etwas, vielleicht versuchte er sich auch nur mithilfe des Bewegungsdranges wieder zu beruhigen, jedenfalls wäre er jetzt eigentlich nicht mehr anwesend gewesen, aber der Braunhaarige versuchte trotzdem sein Glück und sprach ihn wieder an.
„Wir sind uns mal zufällig im selben Gebäude begegnet und da wir beide nichts weiter zu tun hatten haben wir den Nachmittag miteinander verbracht. Seitdem sind wir Freunde. Und nur weil Kyo berühmt ist, ist er immer noch ein ganz normaler Mensch, ja Kai?“ versuchte Ruki zu erklären während er dem Blonden neben sich entschuldigende Blicke zuwarf. Er wusste nicht so recht was er von all dem halten sollte, aber es war durchaus schmeichelnd wie sehr er einen Menschen doch noch durch seine bloße Anwesenheit so aus der Fassung bringen konnte. Er genoss es sogar ein bisschen.
Irgendwann hatte sich Kai dann auch tatsächlich beruhigt, hatte Kyo noch einmal die Hand geschüttelt, weil er schon wieder völlig vergessen hatte das er den Gast schon begrüßt hatte und war dann wieder unkoordiniert zu seiner Tasche gegangen um etwas zu suchen, aber er schien dabei vergessen zu haben was er überhaupt gewollt hatte, denn die Suche blieb erfolglos.
So langsam kam auch die anderen. Reita verschaffte dem Gast die Ehre ihm ein verständlich gegrummeltes Hallo zulassen zu kommen, was keiner der anwesenden je erlebt hatte. Aber es wurde abgespeichert – so sieht es aus wenn ihr Bassist sich einmal um einen förmlichen Umgang mit seinen Mitmenschen bemüht.
Wie erwartet fiel Uruha dem anderen Sänger erst einmal vor die Knie als wollte er ihn anbeten. Kyo, der sich inzwischen gesetzt rutschte ein Stück auf der Couch nach hinten als der Gitarrist bei dieser Gelegenheit sein Knie berührte.
Das war auch der Punkt an dem Ruki einsprang, ihm bat vorerst die Finger von ihm zu lassen.
Und Aoi, der übernahm eigentlich das was sonst Kais Aufgabe gewesen war. Er grinste die ganze Zeit, wenn auch etwas unsicherer.
Aber der blonde Sänger war froh als sie endlich anfingen, denn vor allem eins hatte ihn dazu bewegt Rukis Vorschlag zuzustimmen: er wollte die Band des Kleinen hören. Gut er hatte heute bemerkt das Ruki eigentlich größer war als er, aber er schob es darauf das er die falschen Schuhe anhatte.
Als die Band erst einmal angefangen hatte vergas auch Kai langsam das der ’große’ Kyo anwesend war und dieser konnte endlich sein Hörerlebnis genießen.
Und das tat er auch. Die Musik – sie klang viel frischer und Jugendlicher als das was er momentan machte, es war härter und auch sanfter zugleich. Rukis Stimme war voller Gefühle, und sie waren nicht immer nur negativ.
Kyo konnte schon nach wenigen Minuten sagen das diese Musik ihm besser gefiel als das was seine Band momentan mit ihm veranstaltete…
