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Das Foto im Glasrahmen

von

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Ihr schwarzes Haar spielte um ihre feinen Gesichtszüge. Es ähnelte einem Tanz um ihre dunklen Augen, die ins Nichts zu blicken schienen.

Reglos stand sie da, sprach nichts, fühlte nichts.

Erst als der Wind an ihren Armen vorbei strich, fröstelte sie ein wenig.
 

Ihr Anblick verschaffte mir ein gewisses Unwohlbefinden, doch wie zum Trotz konnte oder wollte ich meinen Blick nicht von ihr abwenden.

Dann lief ich los. Wurde schneller und dann… sie wendete sich von ihrer Starre ab und sah mir nun tief in die Augen. Gefühle brachten mein Blut in Wallung. Ich verabscheute diese junge Frau, die mich mit ihrem Blick für schuldig sprach. Schuldig sie benutzt zu haben.

„Die Liebe zu zwei Frauen hat mich zerrissen, es tut mir leid“, ich wollte meine Gedanken aussprechen aber mein Mund blieb nur leicht geöffnet.

Wie sollte so eine Beziehung enden? Wo sollte sie hinführen?

Als sie von mir absah hörten die Fragen auf. Ich trat nun etwas näher, so dass uns nun nichts mehr trennte bis auf wenige Zentimeter.

„Was für ein melancholischer Augenblick, findest du nicht auch?“, fragte sie mich plötzlich.

Ich blickte in die Ferne und sah das Abendrot, dass sich mit hunderten von anderen Farben zu vermischen schien. Die Bäume wiegten sich im Wind und hinterließen ein leises Rauschen, es ähnelte der Traurigkeit, die ihre Stimme wiedergab.

„Du musst nicht gehen! Die Anderen würden sehr darunter leiden, sie würden nach dir Fragen… und außerdem…“ ich hielt kurz Inne „ und außerdem brauche ich dir hier!“

Ihr Lächeln verriet mir zu schweigen.

„Jeder verdient ein Happy End aber nicht jeder bekommt es. Ich bin überzeugt davon, dass du es den anderen schonend beibringen wirst“, erwiderte sie mir kurz. Ihre Worte hallten in meinem Kopf wieder bis ich schließlich das Gefühl bekam, keine Luft mehr zu bekommen.
 


 

Ich blickte ihr noch lange hinter her. Immer noch darauf hoffend, dass sie zumindest ein letztes Mal sich nach mir umdrehen würde, doch sie kam meinem Wunsch nicht nach. Ihr Blick war stur nach vorne gerichtet, der Zukunft entgegen. Eine Zukunft in der ich keine Rolle mehr spielen sollte.

Als ich ihr etwas nachrufen wollte, versagte meine Stimme und die Stille schien mich mit einem Strick um den Hals erwürgen zu wollen. Ich verfolgte ihre letzten Schritte.

Dann war sie weg.

Eine Weile stand ich einfach nur so da. Wollte nicht akzeptieren was gerade geschehen war. Sicherlich würde sie bald wieder umkehren, sich eingestehen, dass es dumm war mich hier alleine zurück zu lassen. Ja, ich redete mir tatsächlich ein, sie würde mich um Vergebung bitten und alles wäre wie damals…
 

Die Wände um mich herum waren voll von unseren Erinnerungen. Sie ließ das alles hier zurück, ich dagegen war verflucht in diesem Haus auch weiterhin meine Zeit zu verbringen. Worte mögen nicht auszudrücken, was diese Frau meiner Seele damit angetan hat. Wie schrecklich ich mich fühlte, da ein jeder Gegenstand Erinnerungen an Sie widerspiegelte. Jetzt, wo ich sie für immer verloren hatte, fehlte sie mir mehr denn je.
 

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich ihr Bild in den Händen hielt. Ein Glasrahmen verzierte das Foto, auf dem eine wunderschöne Frau abgebildet war. Ein Lächeln beschlich mich, doch als ich mich besann, erstarb es eben so schnell wie es erschienen war. Ich vergrub mein Gesicht in der linken Hand und fragte mich warum es ausgerechnet Sie gewesen sein musste, die mich wieder zum leben bewegt hatte?
 

Die nächsten Tage verbrachte ich in völliger Abgeschiedenheit. Ich empfand keine Müdigkeit, keinen Hunger, keinen Durst, ich war mir fremd geworden. Das Leben schien all seinen Reiz verloren und geblieben war nichts…
 

Dann geschah, was hätte niemals passieren dürfen.

Die Wut und die Trauer über den Verlust meiner Geliebten, drängten mich dazu Ihr Bild mit dem Glasrahmen gegen die Wand zu schmeißen.

Der Splitterregen erfüllte mich für einen kurzen Moment mit tiefster Zufriedenheit. Ich hielt einige Minuten inne, dann übermannte mich der Hass von neuem. Meinen Gedanken spielten verrückt.

Ich sank auf die Knie und begann, wie im Wahn, auf das Bild und die Scherben einzuschlagen. Erst als eine kleine Blutlache sich auf dem Boden breit machte, schien ich wieder zu mir zu finden. Ein tiefer Schmerz hatte sich an meinen Knien und Handgelenken ausgebreitet.

Ich wagte kaum hinzusehen. Die Splitter hatten tiefe Schnitte hinterlassen. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Die Wunde an meiner rechten Hand begann stark zu pulsieren. Es war der Schnitt in die Pulsadern, der mir die Panik in die Augen trieb. Immer weiter strömten große Mengen an Blut meinen Arm hinunter, bis mir plötzlich schwindelig und übel wurde. Ich betrachte das Telefon, das sich wie immer auf dem Platz auf der Kommode befand. Der Gedanke einen Krankenwagen zu rufen, schaffte Erleichterung in mir. Wieso stand ich also nicht auf? Mein Körper schien sich gegen meinen Willen zu weigern, so als wäre es falsch, jetzt nach Rettung zu rufen. Mein Atem wurde unregelmäßig, würde ich jetzt nicht aufstehen, würde jede Hilfe zu spät kommen. Ich wendete meinen Blick ab. Nahm das Foto aus dem Scherbenhaufen und betrachtete es ein letztes Mal. Mit dem Ärmel wischte ich vereinzelte Blutflecke darauf weg, legte es an mein Herz und schloss die Augen. Ein tiefer, schwarzer Schlaf überkam mich und ich gab ihm willig und dankbar nach…
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-07-30T07:58:46+00:00 30.07.2008 09:58
also ich wüsste nicht was es hier zu verbessern gäbe, du hast wirklich einen sehr schönen stil(die wortwahl und schreibstil insgesamt)^^
in die geschichte ist auch eine menge gefühl gelegt worden(so scheint mir) ich find die geschichte sehr schön und gelungen^^
Von:  Pei-Pei
2008-03-31T06:59:10+00:00 31.03.2008 08:59
Schön geschrieben. Gute Wortwahl.
Warte auf das nächste Kapitel.
Grüße Inukashi
Von:  Jacare
2008-03-30T15:26:26+00:00 30.03.2008 17:26
ich habe nichts gegen verbesserungsvorschläge - würde mich sehr freuen wenn ihr ein kt da lasst


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