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Die Sorglospunks - Barbarossa

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Barbarossa

Die Sorglospunks – „Barbarossa“
 

Easy seufzte auf, als sie auf die letzten Kontoauszüge ihrer Bandkasse schaute. Sie waren zwar nicht pleite, aber es herrschte Ebbe.

"Easy, du starrst jetzt schon seit geschlagenen zehn Minuten auf diese Zahlen. Wie wäre es, wenn du stattdessen mal einen neuen Text fabrizieren würdest? Wir haben schon seit drei Monaten keinen neuen Hit mehr gelandet." Chris´ Stimme war mehr ein Nörgeln denn Kritik. Er wusste, dass ihre Frontfrau dieses Gehabe hasste.

Sie ließ sich dadurch jedoch nicht aus der Ruhe bringen, weiter das Blatt anzustarren.

Chris seufzte nun ebenfalls und beobachtete Kiwi, wie sie sich von ihrem Fensterschlafplatz erhob und langsam in die Küche tappste, vorbei an Jack, die gelangweilt in einer Modezeitschrift blätterte. Allgemein herrschte in der Wohnung der Sorglospunks eine ruhige, beinahe schlafende Stimmung. Selbst abranka schwebte desinteressiert auf ihrer Wolke...

„Hey Leute! Ich hab tolle-“ Nifens euphorischer Ausruf erstarb augenblicklich, als ihr die Lustlosigkeit entgegenschlug. Sie sah von einem Bandmitglied zum nächsten und stoppte dann bei Easy, die noch immer den Hefter mit den Kontoauszügen in der Hand hielt.

„Genau deswegen wollte ich zu euch kommen!“ Nifen versuchte es wieder mit ein bisschen mehr Energie, in der Hoffnung, dass auch nur der kleinste Funke auf einen der drei Musiker übersprang. „Ich habe für euch den tollsten Auftritt seit langem an Land gezogen!“

Chris und Jack sahen minimal interessiert auf, während Easy das Kontoauszugsbuch scheinbar dazu bringen wollte Tango zu tanzen oder in Staub zu zerfallen. Wahrscheinlich letzteres, um nicht mehr die Zahlen vor Augen zu haben...

„Ihr dürft am kommenden Wochenende, am Samstag, auf der ‚Barbarossa’ auftreten.“

Chris und Easy zeigten keine Reaktion, während Jacks Augen zu leuchten begannen und definitiv Begeisterung darin zu sehen war.

„Auf der ‚Barbarossa’? Wirklich?!“

Nifen nickte, glücklich darüber, dass sie durch ihre Nachricht wenigstens ein Bandmitglied erfreuen konnte.

„Wie cool!“

„Hey Jack. Würdest du uns...“ Chris´ Blick glitt zu Easy. „...ich meine mich mal aufklären?“

„Aber klar!“ Das Glitzern in Jacks Augen wurde nicht weniger. „Die ‚Barbarossa’ ist ein Schiff. Besser gesagt, ein Club in Form eines Schiffes. Und wir können uns wirklich glücklich schätzen, da einen Auftritt bekommen zu haben. Ich hab erst gestern in einer Zeitung darüber gelesen: Angeblich sollen da nur Piraten hinkommen...“ Jacks Blick glitt in die Ferne, als sie sich die tollsten und berühmtesten Meeresganoven vorstellte.

Chris winkte ab. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht...“ Ein weiterer Blick in ihr Gesicht gab ihm eine Antwort: Oh doch, sie glaubte es.

„Was ist jetzt? Nehmt ihr den Auftrag an?“, mischte sich nun Nifen wieder ein.

„Na klar!“, kam es sofort aus Jacks Mund.

„Ja,ja.“ Chris war ebenfalls bereit.

Nur Easy war stumm. Sie ging noch immer ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: Kontoauszüge anstarren.

Die beiden übrigen Bangmitglieder schüttelten nur stumm den Kopf, während Nifen sich zum Gehen wandte. „Ich muss wieder ins Büro.“ Ein sorgenvoller Blick fiel auf Easy, dann wandte sie sich an die anderen beiden.

„Vergesst nicht: Samstag 20 Uhr. Enttäuscht mich nicht!“ Und damit war sie verschwunden.

Jack und Chris winkten ihr nach und fokussierten dann Easy. Nun brauchten sie nur noch einen neuen guten Song...
 

- einen Tag später -
 

Easy saß an ihrem Schreibtisch und kritzelte wie besessen auf einem Blatt herum. Wenn sie was geschrieben hatte, las sie es sich noch einmal durch, nur um dann die Hälfte zu streichen und etwas neues zu erfinden. Abranka beobachtete sie interessiert. Selbst Kiwi vertrieb sich die Zeit zur Abwechslung einmal nicht mit putzen, schlafen und fressen, sondern besah sich den Kreativitätsausfluss Easys.

Chris und Jack schauten ähnlich dümmlich drein. Sie wussten beim besten Willen nicht, was in ihre Songwriterin gefahren war. Andererseits... Kreativität war in ihrer momentanen Situation doch nur gut, oder?

„Easy?“ Jack tastete sich vorsichtig an ein Gespräch heran.

„Ja?“ Das war das erste Wort seit beinahe einem Tag, das Easy von sich gegeben hatte. Chris grinste und Jack freute sich, dass ihr Versuch nicht ignoriert worden war.

„Wie weit bist du?“

„Noch nicht fertig. Aber fast. Die sechs magischen Worte werden uns an die Spitze der Charts katapultieren.“
 

- einen weiteren Tag später (Samstag) -
 

„Los, los! Wir müssen uns beeilen!“ Jack sprang aufgeregt durch die Wohnung, packte hier und da ein paar Sachen zusammen.

„Ja, ja.“ Chris fuhr noch ein letztes Mal mit einem Tuch über seine Gitarre, ehe er sie in einen Koffer packte und in ihren Bandbus verfrachtete. Irgendwie konnte er Jacks Begeisterung immer noch nicht nachvollziehen. Diese hatte ihre Ausrüstung schon am frühen Morgen verpackt, damit sie nicht zu spät kommen konnten, weil sie mal wieder zu langsam war.

Easy las sich noch ein letztes Mal den vollständigen Text durch und nickte ihn dann ab. Ja, der war gut! Oder besser gesagt: sorglospunkig.
 

Als sie kurz vor Beginn des Konzerts durch den Hintereingang der ‚Barbarossa’ auf den hinteren Teil Bühne geführt wurden, lief es Chris kalt den Rücken hinunter. Fröstelnd blickte er sich um.

„Sagt mal... Ist euch auch so kalt?“

Easy blickte sich ebenfalls um und nickte, während Jack strahlend den Kopf schüttelte. „Nö, ich find es toll hier.“

Chris seufzte. War ja klar... Jack würde wahrscheinlich nicht mal einen Geist komisch finden, wenn er ihr ins Gesicht lachen würde.

„Gleich geht es los...“ Easy warf noch einen schnellen Blick auf den Zettel mit dem Text in ihrer Hosentasche und legte dann jeweils einen Arm um die Schultern ihrer beiden Kollegen. „Lasst uns die Bude zum Toben bringen!“

Jack und Chris positionierten sich an ihren Instrumenten, während sich Easy zum Mikrofon bewegte und davor Stellung bezog.

Sobald der Vorhang sich hob, brach lauter Jubel los. Doch niemand war zu sehen. Einzig und allein ein matter Schein erhellte den ganzen Saal. Die Drei Bandmitglieder schauten sich einen Moment verdattert an, ehe sie einfach zu spielen begannen. In Chris´ Hinterkopf breitete sich der Gedanke aus, dass sie gelinkt worden waren. Bei den Aufträgen, die Nifen manchmal anschleppte, wäre das wirklich kein Wunder gewesen. Doch Easy und Jack’s Lippen umspielte ein Grinsen.
 

Abenteuer, Kämpfe, Schätze, Frauen, Wein und Meer

All das wollen wir!

Tag für Tag und Jahr für Jahr

All das wollen wir!
 

Jeden Tag waren wir unterwegs

Wollten bald nicht mehr nach Haus

Haben ihn gefeiert, als wenn es der letzte wär’

Und nun sind wir uns sicher:
 

Abenteuer, Kämpfe, Schätze, Frauen, Wein und Meer

All das wollen wir!

Tag für Tag und Jahr für Jahr

All das wollen wir!
 

Als der letzte Ton verklangen war, brach erneut Jubel aus. Aus jeder Ecke der Halle erklangen Rufe und Pfiffe. Easy grinste und verbeugte sich, Jack tat es ihr gleich. Chris beobachtete die beiden. Was taten sie da? Hier war doch niemand. Oder täuschte er sich etwa?

Unsicher tat er es seinen beiden Kolleginnen gleich und verschwand dann mit ihnen hinter der Bühne. Jacks Augen strahlten, als sie sich mit den Worten „Ich bin vorne beim Publikum!“ verabschiedete. Chris blickte ihr ungläubig nach.

„Wo will sie hin?“

Easy grinste nur. „Ich hab doch gesagt, wir werden an die Spitze der Charts katapultiert!“

Vor der Bühne konnte Chris einen Haufen Stimmen hören, der lauthals ‚Abenteuer, Kämpfe, Schätze, Frauen, Wein und Meer’ grölte.

Seine Miene wurde noch fragender. Easy lachte.

„Das es die Geistercharts sein würden, hätte ich jedoch auch nicht vermutet!“ Sie klopfte Chris noch einmal auf die Schulter und machte sich dann auf, ihrer Schwester zu folgen. Diese Aftershowparty würde definitiv interessant werden...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nifen
2008-05-26T12:06:30+00:00 26.05.2008 14:06
Hm, abgesehen davon, dass Easy eigentlich mit den Kontoauszügen nix zu schaffen hat (die Bandkasse fällt nämlich in Lenns und allenfalls noch Nifens Aufgabenbereich), enthielt die Geschichte wirklich alles, was eine SP-FF braucht: Finanzknappheit, ein mehr als sonderbarer Auftritt und sogar einen neuen Song. ^^
Und für ein Erstlingswerk zu diesem Fandom absolut gelungen. Vor allem eine ausnahmsweise mal begeisterte Jack hat mir gefallen.

Von:  abranka
2008-05-25T14:42:25+00:00 25.05.2008 16:42
Die Langeweile in der Sorglospunks-WG hast du wirklich klasse eingefangen. Man kann sie richtig spüren.
Faszinierend, dass Easy Zahlen interessant finden kann. *g* Aber wahrscheinlich denkt sie mehr in Form von Kaffee- und Schokoladenrationen... ^.~

Ah, verrätst du mir, wie du Easy zum Songschreiben bekommen hast? Ich muss da immer fiese Tricks anwenden oder sie ins kalte Wasser werfen. *g*

Der Songtext ist definitiv sorglospunkig. *g* Und mit dem Refrain sogar ziemlich eingängig. Ich hab sogar eine entsprechende Melodie im Kopf. ^^

Geistercharts. *g* Ich sag dir, die Sorglospunks können froh sein, dass das freundlich gesonnene Geister sind. Bei deren Erfahrungen muss man ja mit allem rechnen... ^.~

Prima gemacht. ^^ Du hast den „Geist“ der Sorglospunks-Geschichten wirklich gut einfangen.
Absurdität und Humor vermischt mit einer guten Wagenladung Skurrilität. *g* Genau das macht die Sorglospunks aus. ^-^


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