Brief
Hermine hatte in dieser Nacht gut geschlafen. Sie hatte zwar nicht lange schlafen können, aber als sie aufstand fühlte sie sich frisch und wach. Sie fühlte sich lebendig.
Sie hatte an Draco gedacht, als sie ins Bett gegangen war. Ihre Haut prickelte, wo er sie berührt hatte. Sie fühlte etwas, was für sie sehr fremd war.
Lust?
Freundschaft?
Mitgefühl?
Liebe?
Hermine war noch nie zuvor verliebt. Sie wusste nicht was es war und wie man dabei fühlte. Ja, sie hatte davon gelesen, doch es war zwecklos, da man ein Gefühl, das so intensiv, wie die Liebe ist, nicht beschreiben konnte. Es gibt kein Vergleich, kein Adjektiv, welches dieses Gefühl und seine wahre Bedeutung widerspiegeln könnte.
Hermine wusste das. Also was fühlte sie?
»Nun…« dachte sie für sich » Was auch immer es ist, mir gefällt es!«
Mit diesem Gedanken im Kopf, arbeitete sie an ihrem Alte Runen Aufsatz weiter. Sie setzte ihn mit einem Lächeln in ihrem Gesicht und einem ungewohnten Gefühl in ihrem Herzen fort.
Zur gleichen Zeit in einem anderen Teil der Schule, Draco schlenderte die Korridore entlang auf der Suche nach seinem Engel. Seit letzter Nacht setzte er ein idiotisches Lächeln auf. Seine Freunde verhöhnten und missachteten ihn deswegen, aber kümmerte ihn das?
Normalerweise würde er im ganzen Schloss nach Hermine suchen, ohne einen Hinweis wo sie sich befand. Jetzt aber wusste er, dass es drei Stellen im Schloss gab, wo er sie immer finden würde.
Die Bibliothek, wie so oft, der Gemeinschaftsraum, den er nicht betreten darf und jetzt der Astronomieturm.
Er entschied zuerst im Astronomieturm nach zuschauen. Er war überrascht, dass niemand da war, auch nicht Hermine. Also wandte er sich um und ging zur Bibliothek. Als er sie betrat, begrüßte ihn Madam Pince mit einem schockierenden Lächeln.
»Oh… Hallo Mr. Malfoy. Man trifft Sie in letzter Zeit ziemlich häufig hier an.«
Häufig? Das war sein zweiter Besuch in der Bibliothek in diesem Jahr…
»Ich hoffe Sie sind nicht da, um Probleme zu verursachen!«
Das war das letzte was er wollte, wenn Hermine in unmittelbarer Nähe war. Er war sich sicher, dass sie sich hier irgendwo in der Nähe aufhielt.
»Nein, Madam Pince. Ich bin hier, um mein…« Er entdeckte Hermine und konnte ganz klar sehen, welches Buch auf dem Tisch vor ihr lag. »Ich bin hier um an meinem Alte Runen Aufsatz zu arbeiten!«
»Na ja, viel Erfolg!« zwitscherte sie mit einem exzentrischen Blick in ihrem Gesicht. »Sie wissen, wo sie mich finden, falls sie mich brauchen!«
»Danke, ich komm schon klar.«
Als sie wegging, drehte er sich um und ging auf Hermine zu. Auf dem Weg zu ihr murmelte er vor sich hin. Er positionierte sich hinter einem Bücherregal in der Nähe ihres Tisches und beobachtete sie für eine Weile unauffällig.
Sie war so schön, wenn sie lernte.
Unterbewusst ging er langsam nach vorn. Er wollte möglichst nah bei ihr sein. Sein Ellenbogen ruhte in dem Regal neben ihm. Plötzlich rutschte er ab und sank nach vorn. Dabei stieß er seinen Kopf an dem Regal.
»Autsch…« fluchte er und rieb sich seinen pochenden Kopf. Er blickte zu Hermine, diese war aufgeschreckt durch den Lärm, den er gemacht hatte. Ihre leuchtenden Augen trafen sich zwischen einer der Lücken in dem Bücherregal. Hermine konnte spüren, wie Blut in ihre Wangen stieg und sie wusste, dass sie gleich rot anlaufen würde. Sie kicherte leise und senkte ihren Kopf, um sich wieder ihren Büchern zu widmen. Sie schaute zaghaft dorthin, wo Draco stand. Sie musste feststellen, dass er anfing sich in ihre Richtung zu bewegen.
»Oh Gott!…« sagte sie. »Er kann nicht herkommen. Alle denken doch, dass wir uns hassen.«
Sie versuchte zu lächeln, aber ihre Augen haben ihn dabei nicht angesehen. Draco hob seine Augenbrauen und Hermine zuckte mit ihrem Kopf nach links, zurück, wo er stand.
Er tat, was sie versuchte ihm mitzuteilen und ging an seine alte Stelle zurück.
Er zog ein Blatt Pergament aus seiner Tasche. Schnell und leise, schrieb er hin- und hergerissen eine Notiz darauf und faltete es gründlich zusammen. So, dass Hermine es sehen konnte, legte er es zwischen zwei Bücher in das Regal vor ihm, nickte Hermine zu und ging aus der Bibliothek. Hermine blieb für gute fünf Minuten sitzen, bevor sie ihr Buch für Alte Runen nahm und zum Bücherregal ging. Sie legte es weg und ging zu der Stelle, wo Draco den Brief versteckt hatte. Sie blickte langsam durch den Raum, um zu prüfen, dass niemand sie sah. Sie lief wieder rot an, als sie sah, dass sie wieder von einem blonden Jungen, der im Korridor stand, beobachtet wurde. Sie nickte und lächelte ihm zu, er in gleicher Weise zurück. Sicher, dass niemand sie sah, entfernte sie den Brief, der zwischen den beiden Büchern steckte, und ging auf ihren Tisch zu. Kurz trafen sich ihre und die Augen des Slytherin. Hermine begann das Pergament zu entfalten und las:
Meine liebe Hermine,
Bitte triff mich heute Abend um Mitternacht im Astronomieturm.
Komm nicht zu spät!
Ich liebe Dich,
Draco XX
Hermine konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Verzweifelt versuchte sie ihre Aufregung zu kontrollieren. Sie hob ihren Kopf und nickte Malfoy wieder zu. Dieser lächelte, wandte sich ab und ging zu den Kerkern.
Mit einen noch größeren Lächeln auf ihrem Gesicht und einem unbekannten Gefühl in ihrem Herzen, zehntausend Mal verstärkt, fuhr sie mit ihrem Alte Runen Aufsatz fort. Sie fragte sich, was wohl heute Abend alles geschehen würde…