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Verbrannte Erde

Aus dem Leben eines Soldaten
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Intermezzo.III *** Aufmarsch

Verbrannte Erde

Aus dem Leben eines Soldaten
 

Intermezzo.III *** Aufmarsch
 

Die Wärme der Sonne streichelte die Haut des jungen Feuerdrachen, der im halbhohen Gras auf dem Hügel über dem Kasernenhof lag, sorglos, entspannt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen, während er die ersten angenehmen Stunden des Frühlings genoss.

Es war eine rare Gelegenheit, die Ausbildung zum Soldaten ließ wenig Raum für Freizeit.

Purer Zufall.

Heute marschierten die Bataillone des Ostens auf, formierten sich zu Korps, Kriegvorbereitungen.

Zwar spürte er die Versuchung, irgendwo, tief in seiner Brust, den Neid, noch nicht mit seinen Genossen in die Schlacht ziehen zu dürfen, trotz seiner oftmals gelobten Leistungen, doch er wusste seine Ungeduld zu zügeln.
 

Schritte.

„Yo“, grüßte der Neuankömmling nonchalant, ehe er sich zu ihm gesellte und, ohne auf eine Aufforderung zu warten, setzte.

Er erkannte ihn an dem einzigartigen Muster seiner Feuerenergie, der behänden Leichtigkeit seiner Bewegungen.

Fönix.

„Yo“, echote er träge, blinzelte in den blauen Himmel hinauf.

„Warst du nicht beim Appell?“

Gähnend streckte der Feuerdrache seine müden Glieder und warf seinem Genossen einen skeptischen Blick zu.

„Wozu?“ fragte er verständnislos.

Fönix lächelte hintergründig, und in den pechschwarzen Iriden schwelte ein ihm wohlbekanntes Feuer, das aus dem Innersten seiner Seele rührte.

Wissend, herausfordernd, jahrhundertealt.

„Diesmal sind ein paar große Nummern dabei“, erwiderte er, und eine fremde Inbrunst schwang in seiner Stimme mit, „Eír von der Roten Heide, Herkir, das Feuergespenst und Skarði aus der Schwarzen Wüste.“

„Sag bloß.“

Desinteresse überschattete den schnippischen Kommentar, Fönix jedoch ging nicht darauf ein.

„Die sind von einem völlig anderen Schlag, Fölskvi. Ihre Präsenzen sind…“

Fölskvi schnalzte mit der Zunge und fiel ihm unverwandt ins Wort, sein Amüsement evident: „Hat da etwa jemand eine Schwäche für ältere Männer, die in einer wesentlich höheren Liga spielen?“

Schnaubend fügte sich Fönix und verwarf das Thema, „Darum geht’s nicht. Ist egal, vergiss es.“

Im Übrigen war Herkir eine Frau – obwohl ihr eindeutig männlicher Name das Gegenteil implizierte.
 

Eine unbefangene Schweigsamkeit umfing die beiden jugendlichen Feuerdrachen, bis sich die Haltung des aufrecht sitzenden Fönix sich straffte.

„Der Korps rückt aus“, sagte er sachlich, und Fölskvi legte unwillig den Arm über seine Augen.

„Und wenn schon“, murrte er gedämpft.

Fönix seufzte kaum vernehmlich, sein Blick auf das im Gleichschritt voranschreitende Heer gerichtet.

Dann schmunzelte er: „Wieso wird jemand wie du Soldat, Fölskvi?“

Keine Motivation, kein Engagement, nichts.

Auch ein Tritt in den Hintern erzielte nicht immer die gewünschte Wirkung.

„Hm…? Aus keinem besonderen Grund…“ gab der zurück und winkelte sein rechtes Bein an, seinen strapazierten Muskeln nachgebend.

Er verstand, worauf Fönix hinaus wollte; er war ein Taugenichts, faul und antriebslos, für nichts zu begeistern.

Ohne Perspektive.

Selbst nachdem sein Vater wegen Korruption exekutiert worden war, hatte seine Familie niemals Not leiden müssen, und daher hatte er seinerseits niemals das Bedürfnis verspürt, vermeintliche Talente in sich selbst zu entdecken und zu fördern.

„Du bist weder leichtgläubig noch aus schlechtem Hause. Was hat dich hergetrieben…?“

Ein bitteres Lächeln prägte Fölskvis Züge, ehe er antwortete, „Ich habe keinerlei Begabungen, und keine Tätigkeit hat mein Interesse wirklich halten können.

Das einzige, worin ich jemals gut war… ist das Töten.

Heh, und ich bin dabei geblieben, wie du siehst.“

Dem folgte ein hohles Lachen, das jedweden Humor vermisste.

„Was für eine erbärmliche Bilanz, was für eine perverse Beschäftigung, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, unseresgleichen abzuschlachten…“

Fönix schwieg dazu.

Denn hinsichtlich dessen saßen sie im selben Boot.
 

„Sieh sie dir an…“ brach Fölskvi schließlich die neuerliche Stille, als die letzten Reihen des Korps den Hügel passierten, der Kopf des Trosses am Horizont bereits zu einer verschwommenen, schwarzen Masse verschmolzen.

„Sie sind wie Schafe, die ihrem Leithammel nachgehen, wohin er sie auch führt; es fällt ihnen leichter zu sterben als selbst zu denken.“

Verwundert blickte Fönix ihn an, und der melancholische Unterton seines Kameraden entging ihm nicht.
 


 

***
 


 

Uns beiden stand eine beispiellose Karriere innerhalb des Militärs bevor, wir waren jung und ambitioniert, wir hatten das notwendige Potential.

Doch der Verlauf der Geschichte meinte es nicht gut mit uns.
 

Fönix verschwand spurlos auf dem Schlachtfeld.

Ich fiel meinem plötzlich schwächelnden Leib zum Opfer…



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