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inside her.
von

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Hopeless

Wir haben Fröhlichkeit nötig und Glück,

Hoffnung und Liebe.
 

»Vincent van Gogh«
 

Langsam legte sich der Nebel über Tokio.

Kaum merklich fing der Nieselregen an, wurde immer stärker.

Ihre Augen waren trüb, als sie aus dem Fenster sah und versuchte an nichts zu denken, was jedoch einfach nicht klappen wollte.

Nach einer Weile blickte sie zurück zu dem Buch, welches aufgeschlagen auf ihrem Schoß lag. Mit einem Seufzer schloss sie es.

Es hatte keinen Sinn weiter zu lesen, die Wörter ergaben für sie keine richtigen Sätze und sie konnte sich nicht konzentrieren, was nicht zuletzt an den Kopfschmerzen lag.

Sie stand vom Sofa auf, nachdem sie das Buch beiseite gelegt hatte.

Was sollte sie nun tun? Zurück in den Keller wollte sie nicht, konnte die Dunkelheit dort nicht mehr ertragen. Das ständige Geräusch vom laufenden Computer, die Wanduhr, die unenthaltsam weiter tickte und der Geruch von Kaffee, bei dem ihr mittlerweile ständig übel wurde, wenn sie sich nur an ihn erinnerte.

Mit langsamen Schritten ging sie zur Küche, wo der Professor sich einen Tee machte. Er hatte leichte Augenringe und sah erschöpft aus als sie zu ihm trat. Seine Brille war etwas nach vorne gerutscht und es sah fast so aus, als würde sie ihm gleich von der Nase fallen.

“Ah, Haibara-kun. Bist du schon fertig mit Lesen?“, fragte er und sein Lächeln war so liebevoll, dass ihr gleich warm ums Herz wurde. Wenigstens etwas Positives an diesem Tag.

„Ja, bin ich. Sind Sie mit der Entwicklung des neuen Spieles auch fertig?“

Sie war nicht der Typ der unwichtige Fragen stellte, es interessierte sie meistens eh nicht. Aber es wäre unhöflich, immerhin hatte der alte Mann sie hier einfach so aufgenommen, versorgte sie, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, da war es verständlich, dass sie etwas Interesse an ihm zeigte.

Stumm nickte er.

„Ja, oben läuft schon das Wasser für mein heißes Bad, das habe ich mir auch wirklich verdient.“ Er lachte leicht und nahm einen Schluck von seinem Tee.

Sie kniff die Augen zusammen. Sein Lachen tat in ihrem Kopf weh und das Pochen schien zuzunehmen.

Kurz fasste sie sich an die Stirn und vergewisserte sich, dass sie kein Fieber hatte. Sie spürten seinen besorgten Blick auf sich, er war wie eine Last, die nicht abfallen wollte. Agasa öffnete den Mund und sie ahnte, was er fragen wollte, deshalb kam sie ihm zuvor.

„Es geht mir gut. Ich stelle das Wasser für Sie ab, in Ordnung?“

Ohne seine Reaktion abzuwarten ging sie schon los.

Drei Tage. Drei Tage waren seit der Busgeiselnahme vergangen und sie fühlte sich genauso wie kurz nach dem Ereignis. Ihr fiel es so schwer es zu vergessen, an sich abprallen zu lassen.

Sie wollte sterben. Keine einzige Sekunde hatte sie es verleugnen können, genau wie sie es nicht bereute, es versucht zu haben. In ihren Augen war es nichts Schlimmes. Im Gegenteil! Der Gedanke daran hatte eine Art Erleichterung in ihr ausgelöst.

Sie ließ die letzten Stufen hinter sich und steuerte auf die Badezimmertür zu, blieb vor ihr stehen und öffnete sie dann. Die Wanne war fast voll und so stellte sie das Wasser ab. Vorsichtig ließ sie einen Fingerkuppen in das heiße Wasser gleiten und merkte erst dann, wie kalt ihre Finger doch waren.

Kurz seufzte sie als sie zum kleinen Schrank rüber ging, ihn öffnete und nach einer Kopfschmerztablette suchte. Für einen Moment verschwamm ihre Sicht, nur um im nächsten Augenblick wieder schmerzhaft scharf zu werden.

Bei jedem Blinzeln wurden ihre Augenlider schwerer und sie hasste sich selbst dafür, diese Nacht wieder nicht geschlafen zu haben. Aber es ging nicht, denn immer wenn sie ihre ermüdeten Lider schloss, sah sie nur schwarz und sie konnte nicht, konnte nicht aufhören dabei an die Männer zu denken, die ihre Schwester ermordet hatten. Deshalb hatte sie wieder am Gegengift gearbeitet.

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, verschwand aber genauso schnell wie es gekommen war.

Ja, sie sollte wirklich aufhören etwas zu versuchen, was noch nicht mal für sie bestimmt war. Wenn es nach ihr ginge würde sie gar nicht daran arbeiten, sie würde am liebsten für immer Haibara Ai bleiben, die kleine Grundschülerin.

Sie hatte ja niemanden, dem sie als Miyano Shiho etwas wert war.

Aber er, ja, er hatte Menschen die ihn vermissten, ihn wieder haben wollten, sein wahres Wesen.

Niemals hätte sie sich erträumen lassen so etwas für jemanden zu tun.

Sich selbst aufzuopfern, ihren Körper zu überanstrengen, zu übermüden.

Aber das war es ihr wert. Das war es ihr wert, ihn irgendwann wieder glücklich zu sehen.

Mit einem schnellen Griff hatte sie die Packung Aspirin in der Hand und schloss die kleine Schranktür.

Ihr Blick wanderte zur vollen Badewanne, in der sie vor wenigen Minuten noch ihren rechten Zeigefinger gewärmt hatte. Es war seltsam als sie sich fragte, wie es wohl wäre, einfach unterzutauchen, nur für einen kurzen Moment alles zu vergessen.

Die Kopfschmerzen, die schwarze Organisation, ihre Schwester und ihn.

Ja, sie wollte besonders ihn vergessen und seine Worte.

Weiterhin schaute sie die Wanne an. Einfach hinein gleiten…

Was wohl passieren würde, wenn sie einfach in der Wanne liegen bleiben würde?

Einfach ohne Luft zu holen untertauchen und liegen bleiben.

Würde sie überhaupt jemand vermissen? Würde er sie vermissen?

Es wäre alles viel leichter, er hätte es leichter. Sie wusste genau, dass sie ein Problem in seinem Leben war. Sie war an allem schuld, einfach an allem…
 

Lauf nicht weg. Schau nicht weg. Nicht vor deinem eigenen Schicksal!
 

Melancholie machte sich in ihr breit als sie an seine Worte dachte.

Er war so dumm. So furchtbar dumm!

Etwas Fiktives wie „Schicksal“ gab es nicht und würde es auch nicht geben. Man alleine bestimmte wie man lebte und was man tat, mit Schicksal hatte es nichts zu tun. Oder dachte er tatsächlich, dass es Schicksal gewesen war, dass sie klein geworden waren und sich jetzt kannten? Oder das es Schicksal gewesen war, dass er sie aus dem Bus geholt hatte? Sie schüttelte den Kopf.

Hätte er sie doch einfach im Bus gelassen. Hätte er sie bloß nicht gerettet, dann würde sie jetzt nicht hier stehen sondern bei ihrer Schwester sein! Ihr wurde schwer ums Herz und ein unangenehmes Schwindelgefühl machte sich in ihr breit. Sie wollte wegrennen. Einfach nur noch weg laufen vor allem. Auch wenn er sagte, sie solle es nicht tun, im Moment war es für sie das einzig Richtige.

Sie umklammerte mit ihrer rechten Hand den Badewannenrand, so stark, dass sich ihre Knochen weiß abzeichneten. Ihr kamen die Tränen.

„O-nee-chan…“, wisperte sie. Ihr Atem wurde unregelmäßig und die Tränen konnte sie nicht mehr unterdrücken.

Sie war allein. Sie hatte niemanden und sie wurde verfolgt, brachte andere, unschuldige Menschen in Gefahr, machte ihnen unnötig viele Probleme.

Sie hatte das APTX 4869 hergestellt und somit war alles ihre Schuld.

Ein Schluchzer entwich ihrer Kehle und machte ihr Gänsehaut.

Ihr wurde erst spät bewusst, dass sie sich grade die Blöße gegeben hatte, Schwäche zu zeigen. Schwäche, die sie nicht dulden konnte.

Was tat sie da?

Mit einem Ruck wischte sie sich die Tränen weg und atmete mehrere Male kräftig durch. Sie musste das jetzt durchstehen, musste stark sein!

Schon wieder war heute so ein Tag, wo sie kurz davor war, einfach alles aufzugeben, hinter sich zu lassen. Ihr Blick fiel auf die Wanduhr. Conan würde bald da sein. Ja, er würde sicher gleich kommen, hatte sie seinen Blick doch den ganzen Schultag über gespürt. Aber er war feige, hatte sie nicht ein einziges Mal angesprochen. Eigentlich sollte sie froh sein, was sie auch war, aber im Inneren wollte sie ihn schlagen. Noch einmal schielte sie zur Badewanne.

Es wäre so leicht…
 

„Professor Agasa? Haibara?“

Fast schon wie ein Dieb öffnete Conan leise die Tür, die immer offen stand wenn jemand zu Hause war. Es war Mittagszeit und der Grundschüler hatte Angst, den Professor zu wecken, der schon öfters ein Nickerchen gemacht hatte bei dem Conan ihn dann ungewollt gestört hatte.

Mit einem dumpfen Geräusch machte Conan seinen Regenschirm zu. Dabei fielen Regentropfen lautlos zu Boden und hinterließen dunkle Flecken auf dem Teppich. Er stellte den Schirm an dem dafür vorgesehenen Ständer ab und machte die Haustür zu.

Draußen hatte es immer stärker angefangen zu regnen und man konnte hören, wie die Tropfen an den Fensterscheiben abprallten.

Kurz schaute Conan sich um und musste feststellen, dass der Professor wohl lange Zeit nicht mehr aufgeräumt hatte.

Im Wohnzimmer brannte zwar schwächliches Licht, aber er konnte niemanden erkennen.

Ein leiser Knall war zu hören und Sekunden später konnte Conan den Professor sehen. Dieser kniete auf dem Boden und war unter dem Tisch gewesen, er hatte sich wahrscheinlich aufrichten wollen als er Conan hörte, war aber sogleich gegen den Tisch über sich geknallt und hielt sich nun den Kopf.

„Alles in Ordnung?“, fragte Conan und musste sich ein Lächeln verkneifen. Agasas Gesichtsausdruck war wirklich zum Totlachen.

„Es geht schon“, hörte man ihn sagen während er sich den Kopf rieb.

Sein Blick war glasig und Conan nahm an, dass er wenig Schlaf abbekommen hatte.

„Was haben Sie denn unter dem Tisch zu suchen?“, wollte der Sechsjährige wissen und kam um das kleine Sofa herum. Es dauerte etwas bis Agasa antwortete, da er leicht verwirrt schien und selber nicht wirklich wusste was er da wollte.

„Meine Brille“, seufzte er schließlich, „Ich hab sie irgendwie verlegt.“

„Meinen Sie die auf Ihrem Kopf?“, fragte Conan und machte leichte Schlitzaugen. Er konnte die Überraschung in den Augen des Professors sehen und musste sich beherrschen, nicht schmunzelnd die Augen zu verdrehen. Er war selber leicht verwundert, dass diese bei dem Stoß mit dem Tisch nicht kaputt gegangen war.

„Ist Ai da?“, wollte er plötzlich wissen und deutete auf die Treppe die zum Keller führte. Der eigentliche Grund für sein Kommen bei so einem Wetter war Ai gewesen. Er konnte nicht bestreiten, dass er sich große Sorgen um sie machte.

Wer würde das nicht tun, nachdem dieser Mensch freiwillig hatte sterben wollen?

In der Schule war sie noch kühler als sonst gewesen und auch war sie nicht wirklich auf der Höhe der Zeit. Er konnte immer noch kaum fassen was da passiert war und egal wie stark er seine Angst verborgen hatte, sie war da.

Er hatte ihr vieles zugetraut, aber das hatte nicht dazu gehört.

„Nein.“ Agasa schüttelte den Kopf als er sich die Brille auf die Nase setzte und sich weiterhin den Kopf rieb.

„Ich habe Wasser in die Wanne laufen lassen, weil ich gleich baden wollte. Sie ist rauf gegangen um es ab zu stellen.“

Conan senkte den Kopf, seit wann tat sie denn so was? Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.

„Wie lange ist das her?“ Er musste schlucken als er merkte, wie angespannt seine Stimme auf einmal war.

Ohne zu zögern sagte der Professor: „Nicht sehr lange, vielleicht etwas mehr als zwei Minuten. Wieso? Denkst du sie…?“

Doch Conan war schon los gelaufen.

Leer. Ihre Augen waren so erschreckend leer gewesen, als hätte man ihr ihre Seele geraubt, und jetzt machte es ihn fast wahnsinnig, sie nicht darauf angesprochen zu haben. Er hätte wissen müssen, dass sie diese Sache nicht so einfach wegstecken würde. Sie wollte sterben, wie konnte er nur denken, dass nach weniger als drei Tagen alles vergessen sein würde? Nachdem er immer zwei Stufen auf einmal genommen hatte, lief er in Richtung Badezimmer und öffnete ohne anzuklopfen. Er wusste nicht, was er erwartet hatte.

Vielleicht eine leblose Ai in der Wanne, die sich ertränkt hatte?

Oder Wasser, vermischt mit Blut, weil sie sich die Pulsader aufgeschnitten hatte?

Er hatte keine Ahnung aber er musste erst einmal aufatmen, als er nichts von beidem sah. Seine Schultern senkten und hoben sich unregelmäßig.

Außer dem Wasser war die Badewanne leer und er konnte zum ersten Mal nicht beschreiben, wie erleichtert er darüber war.

„Hätte ich mich wirklich ertränkt, dann würdest du jetzt zu spät kommen.“

Ruckartig drehte er sich zur Seite, sah, wie Ai mit ausdruckslosen Augen eine Aspirin Packung anstarrte die in ihren Händen lag, während sie auf dem Wäschekorb saß und ihre Fersen im regelmäßigen Takt gegen das geflochtene Holz trafen. Ihre Stimme war so kalt, dass sich seine Nackenhaare aufstellten.

„Haibara, du…“

Doch er kam nicht weiter, da er auf einmal die Anwesenheit des Professors hinter sich spürte. Er musste ebenfalls gerannt sein, da er sich mit zusammengekniffenen Augen die Seite hielt und sich gegen den Türrahmen stützte.

„Was ist denn?“, fragte er atemlos und versuchte sich aufzurichten.

Ai jedoch sprang einfach vom Wäschekorb runter und schüttelte den Kopf.

Ihr Pony fiel dabei störend ins Gesicht.

„Das Wasser wird kalt.“, war ihre einfache Antwort und mit gemächlichen Schritten war sie aus dem Raum gegangen, die Treppe runter.

Nicht Kudo war der Dumme. Nein, sie war es. Und nur sie…
 

Es war unbeschreiblich, von ihm gerettet zu werden.

Die Sorgen in seinen Augen zu sehen, die Angst in seiner Stimme und trotzdem den Hauch von Sicherheit, die er immer ausstrahlte, es war einmalig.

Vielleicht war es das, was sie dazu verleitet hatte, darüber nachzudenken, sich etwas anzutun. Die Gewissheit, das Gefühl, welches sie vor drei Tagen gehabt hatte, noch einmal zu spüren. Oder aber sie wollte Aufmerksamkeit. Doch nicht die gewöhnliche, die er jedem schenkte der irgendwie zu seinem Leben gehörte, nein, sie wollte die Aufmerksamkeit, die nur Ran bekam. Sie wollte, dass er auf sie aufpasste, sie mit dem besonderen Ausdruck in den Augen anschaute und das sie es war, dem er immer Mut zu sprach.

Ja, das würde es wohl sein. Nur deshalb tat sie es, obwohl sie selber wusste, dass, wenn er ihr diese besondere Aufmerksamkeit schenken würde, sie es hassen würde.

Sie seufzte unhörbar auf und stellte fest, dass sie richtig gelegen hatte, er war tatsächlich gekommen. Er wusste, dass Ai nicht mit ihm reden wollte und deshalb schwieg er fürs erste, als er sich an den Küchentisch setzte.

Sie warf grade eine Aspirin-Tablette in ein Glas Wasser.

Man hörte sofort ein Zischen, als die Tablette anfing sich aufzulösen.

Weiterhin regnete es auf den Straßen von Tokio und die Wolken verstanden es, wie man die Sonnenstrahlen perfekt verdeckte.

Wie schon die Tage zuvor galt sein Blick nur ihr und er wusste genau, dass sie es merkte, doch es war ihm egal. Im Gegensatz zu ihm schien sie so entspannt und unbefangen als sie sich auf einen Stuhl setzte und darauf wartete, dass sich die Tablette komplett auflöste.

Er konnte sich schon denken, dass der Professor später eine Erklärung wollen würde, doch im Moment wusste er nicht, was er ihm sagen sollte.

„Wolltest du dich wirklich…“, er sprach nicht weiter, da ihm die Worte im Halse stecken blieben. Er war wirklich feige.

Bei seinen Fällen konnte er die grausamsten Taten so detailliert schildern, dass sich einem der Magen umdrehen würde, aber diese einfache Sache konnte und wollte er nicht über die Lippen bringen.

„Wollte ich wirklich… was? Mich ertränken?“ Sie wusste seine Frage, die er nicht ausgesprochen hatte und sie war selbst überrascht, mit was für einer teilnahmslosen Stimme sie die Tatsache aussprach.

Sie nahm ein Nicken von ihm wahr, als sie einen Schluck vom Wasser nahm.

Ihr Kopf pochte und sie war kurz davor, ihn gegen die Tischplatte zu hauen.

Doch sie riss sich zusammen und von außen starrte sie kühl das Glas in ihrer Hand an. „Wolltest du, dass wir dich so finden?“ Er konnte selbst kaum fassen wie leise er sprach, als hätte er Angst, dass es wahr werden würde, wenn er es sagte.

„Ich wollte gar nichts. Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich mich ertränken wollte?“ Sie war nicht blöd und stellte die Frage nur, weil sie die Antwort wusste. Kurz zuckte er mit den Achseln. „Die Tatsache, dass du im Bad gesagt hast ‚hätte ich mich wirklich ertränkt…’ lässt mich vermuten, dass du wenigstens darüber nachgedacht hast.“

„Ach wirklich? Es lässt dich nur vermuten? Wie kommt denn das, dass du es nicht weißt?“ Sie musste lächeln und es war nicht gerade freundlich.

Er ging jedoch nicht auf ihre Provokation ein.

„Wieso hast du Selbstmordgedanken? Ich dachte, es ginge dir wieder gut, dass das im Bus nur eine Ausnahmesituation gewesen war?“

Mir ging es nie gut, schoss es ihr durch den Kopf aber sie sagte nichts, sodass er weiter sprach.

„Wenn du erst einmal das Gegengift fertig gestellt hast und die Organisation gefangen ist, dann…“ Doch sie hörte ihn nicht mehr.

Es war, als würde er sich immer weiter von ihr entfernen.

Ohne es zu wissen machte er die ganze Sache nur noch schlimmer.

Er hatte doch keine Ahnung! Er wusste doch überhaupt nichts!

Ihr wurde schmerzlich klar, dass er sie nicht kannte und es war wieder ihre Schuld, immerhin gab sie nichts von sich preis.

„Lass es.“ Sie konnte seine Stimme nicht mehr hören, sie wollte, dass er ging, sie alleine ließ.

„Mach es nicht noch schlimmer, Kudo. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, aber mach dir keine Sorgen. Solange ich das Gegengift nicht habe, werde ich nicht von alleine sterben.“ Sie konnte ihr trauriges Lächeln nicht unterdrücken und er merkte sofort, was er falsch gemacht hatte.

Doch noch ehe er sich entschuldigen konnte kam sie ihm zuvor: „Ich muss jetzt runter.“ Sie zwang sich zu einem schiefen Lächeln und versuchte, entspannt zu wirken, als sie sich erhob.

Würde es jemals aufhören? Würde das Alles jemals ein Ende haben?

Ihre Alpträume, ihre Gedanken, die ruhelosen Nächte, die Verfolgungsangst, die Melancholie, die Wut, Traurigkeit, Eifersucht?

Würde sie je aufhören können zu lieben?

Sein Blick klebte förmlich an ihr als sie an ihm vorbei ging, als würde er ahnen, dass man ihr nicht mehr helfen konnte, dass sie schon längst zerbrochen war.

Ein Gefühl von Schwäche machte sich in ihr breit und sie wurde das Gefühl nicht los, dass er in ihren Augen wie aus einem offenen Buch lesen konnte was sie fühlte. Schnell verließ sie den Raum mit dem Glas Wasser in der Hand, bemüht, ihr ausdrucksloses Gesicht zu bewahren. In einem Zug hatte sie das Glas gelehrt und wischte sich achtlos den Mund mit dem linken Handrücken ab. Ihre Hand zitterte leicht.

Seit wann war sie nur so schwach geworden?

Sie bekam Gänsehaut als sie die Kellertreppe sah. Allein der Gedanke daran, wieder in diesem dunklen Raum zu sein, den starken Kaffeegeruch in der Nase, löste in ihr ein Panikgefühl aus.

Innerlich hoffte sie, Kudo würde ihr vielleicht folgen, aber im selben Moment hätte sie sich für den Wunsch am liebsten geohrfeigt. Er würde so etwas nicht machen, denn es war nur eine Frage der Zeit, wie lange er sich noch mit ihr herum treiben würde. Wie lange er ihr Verhalten ertragen würde.

Sie konnte sich genau vorstellen was passieren würde, wenn sie das Gegengift fertig haben würde.

Er würde sie nicht mehr brauchen, würde sie aus seinem Leben streichen und sich nur noch um Ran kümmern und sie vollkommen vergessen.

Sie war nur Mittel zum Zweck.

Nur die, die ihn wieder groß machen konnte und vielleicht noch so etwas wie eine ‚Freundin’, mehr aber auch nicht. Natürlich wusste sie das. Sie wusste alles.

Und dafür hasste sie ihn mehr als sie ihn je lieben würde. Sie ging die Treppe runter und schloss die Tür hinter sich. Im Keller war es so wie immer.

Dunkel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  shironeko4869
2010-07-31T15:58:22+00:00 31.07.2010 17:58
Oiii, das war toll!! *_*

Das war das erste Mal dass ich Tränen mal etwas nah an den Tränen war. XD

Nein, wirklich. Das ist sooo krass rübergekommen!
*richtig neidisch sei!* XD

Das ist echt eine...unbeschreibliche FF...(OS)

Ai´s Gedanken... WoW...

Mehr kann ich echt nicht sagen. Ich bin sprachlos.

XXX
Von:  Rukia-sama
2009-07-22T13:28:33+00:00 22.07.2009 15:28
Mal ganz im Ernst, kann man ihr die Selbstmordgedanken wirklich übel nehmen?
Ich denke nicht...
Shinichi redet immer davon, dass alles gut wird, dass er die Organisation besiegen wird und so weiter, doch leichter gesagt als getan
Würde er in Haibaras Situation sein, von Alpträumen und Selbstzweifel geplagt, allein und hilflos, was würde er dann machen?

Ich weiche wieder ab...
Na auf jeden fall fande ich den OS echt klasse, wirklich
Von:  Ryoko-chan
2009-06-09T19:06:39+00:00 09.06.2009 21:06
Diese FF ist total toll und beeindruckend. Bin richtig neidisch auf dich, dass ich es nicht schaffe, Ais Gedanken/Gefühle so toll rüber zu bringen, wie du. Das Meiste wurde ja schon in den anderen Kommentaren gesagt und ich kann dem auch nichts mehr hinzufügen. :)
Von:  traumherz
2008-08-07T09:12:18+00:00 07.08.2008 11:12
Wow, ich find die Kurzgeschichte wirklich voll schön. Du hast Ais Gefühle total gut beschrieben, sie kommt total authentisch rüber. Man kann sich richtig gut vorstellen, wie sie sich da fühlt und ich stelle mir ihre Gefühle auch so in etwa vor.

Besonders gut hat mir die Szene gefallen, wo Conan zum Badezimmer rennt und sich Sorgen um sie macht, dass sie es getan haben könnte. Aber die ganze Geschichte ist durchzogen von einem schönen Stil und sie gefällt mir wirklich total gut. Sehr schöne Arbeit

Liebe Grüße,
Imaginary
Von:  Ito-chan
2008-06-10T21:48:37+00:00 10.06.2008 23:48
Hi!
Also mal erst: ich bin beeindruckt davon wie sicher dein Stil ist.
Es gefällt mir sehr gut und die einseitigen Gefühle Ais sind gut rüber gebracht.
Ich finde es vor allem sehr schön, dass du den Titel nochmal aufgreifst und ihn als Schlusswort einen Rahmen bilden lässt.
Ich muss sagen die Stelle wo Ai an der Badewanne steht berührt mich, aber das hat seine Gründe.
Die ganze Szene im Bad, auch nachdem Conan aufgetaucht ist, ist sehr bewegend und man bemerkt durchgängig Ais Verzweiflung und die Beweggründe für dieses.
Es ist wirklich sehr gut geworden und ich werde dir keine stilistischen Mängel bei einer so emotionalen Geschichte aufzeigen.
Liebe Grüße
Ito ^^
Von: abgemeldet
2008-06-10T18:46:56+00:00 10.06.2008 20:46
Hi^^
also ertaml muss ich sagen, dass ich der Kritik meiner Vorredner nicht zustimmen kann, in keinster Weise, nur weiß ich nicht, ob du diesen OS überarbeitet hast, oder nicht, ist auch egal, denn ehrlich gesagt, ich hätte es nicht besser schreiben können und auch kein anderer.
Es iost genau der Stil, den ich liebe, GEdanken, Selbstmordgedanken, eine feststehende Situation, ausweglos in den Augen Ai's ...einfach perfekt, ich schreibe sowas ja selbst total gerne, da schweift man irgendwann immer total ab xDD was dir aber nicht passiert ist, schöne handlung, tolle erkenntnis zm schluss, nicht zu kurz und nicht zu lang, perfekt! weiter so, bitte^^
glg Ryoko*in favos pack*
ps: würdest du mir eine ENS schreiben, wenn du wieder was hochlädst?
Von:  Kleine_Goldie
2008-05-30T15:58:06+00:00 30.05.2008 17:58
Wow..das hasz du echt gaiL geschrieben, brauch ich ja eigentlich nich mehr sagen, haben die anderen schon getan ^^
Von: abgemeldet
2008-05-26T19:52:39+00:00 26.05.2008 21:52
Wow, die FF war wirklich gut!
Wollte eigentlich ja nur mal vorbeigucken was die "Konkurrenz" so geschrieben hat, aber dann kam ich einfach nicht mehr von los und musste es bis zum Ende lesen *lach*

Das Szenario gefiel mir wirklich sehr gut, dassdu dir ausgewählt hast und auch die Gefühle und Gedanken waren sehr schön beschrieben. Man war richtig gefangen beim Lesen und hatte die ganze Zeit ein bisschen Angst, dass sie doch noch wegkippen würde... auch wenn man ja weiß, dass sie danach weiter durchgehalten hat.
Sehr schön fand ich auch, wie du Professor Agasaals ihre einzigeBezugperson eingebaut hast ^^
allerdings hätte ich mir hier noch den ein oder anderen Gedanken gewünscht. Den der professor wäre über ihren Tod bestimmt traurig!
Conan hast du meiner Meinung nach auch sehr gut getroffen, ich denke, dass Ai ihn wirklich so sieht.

Leider waren einige Schreibfehler drin ("lies" statt "ließ" oder "das" und "dass" verwechselt), sowie einige Male die falsche Zeit oder Wörter kleingeschrieben, die groß sein müssten. Auch klngen ein paar Sätze etwas seltsam von der Satzstellung oder Wortwahö her.
Ebenso sind ein paar kleinere Logikfehler drin, die das Ganze leider etwas trüben.
So schreibst du z.B. dass es nach der Schule ist (also irgendwann Nachmittags), dann aber erklärst du dass es Mittagszeit wäre (also eher zwischen 12 und 14 Uhr). Oder Ai greift nach der Aspirn-Packung - krallt sich aber kurz darauf mit beiden Händen an der Wanne fest. Wo ist da die Packung geblieben?
Ebenso wenn du den Schirm von Conan in den Ständer stellst, er dann aber dennoch auf den Teppichboden tropft... (dabei sollen so Ständer doch genau das Verhindern indem sie eine Bodenplatte haben)

Das sind die Sachen die mir so spontan noch wieder einfallen, und es ist alles nicht soooo tragisch, aber es stört doch irgendwie den Gesamteindruck.
Ebenso fand ich das Zitat am Ende etwas unpassend, das hätte sich am Anfang besser gemacht. Am Ende zerstört es ein wenig die Endgültigkeit des letzten Wortes.

Insgesamt aber trotzdem eine sehr eindringliche und wirklich schön erzählte Geschichte, die sehr gut nachvollziehbar ist und Ai aund ihren Charakter wirklich wunderbar beschreibt.
Auch wenn ich immer noch glaube, dass sie nie endgültig den Tod wählen könnte, zumindest nicht durch eigene Hand, so lange sie noch Aufgaben hat.
Und sei es nur, dass sie sich um die dEtective Boys kümmert, wenn Conan irgendwann weg ist ^^

LG,
Nocturn
Von:  AiHaibaraChan
2008-05-25T19:25:03+00:00 25.05.2008 21:25
Toll!
Die FF war einsame Klase!

Ich hab ein wenig Gänsehaut gekrigt.
Ich denke das man das so in der OriginalGeschichte nie mitbekommen oder geschildert bekommen würde aber ich kann mir sehr gut vorstellen, das sie so denkt und handelt.
Sie ist und bleibt ein potentielle Suizid-Opfer... ein Teil den ich an ihr mag.

Du hast sie wunderbar dargestelt, auch Conan und Agasa und die Situation war authemtisch.
Das Lesen hat mir viel Spaß gemacht.

Leider gab es ein paar gravierende rechtschreib und Gramatik fehler die ein normales Rechtschreibproggi nicht finden würde, was auch bestimmt der grund ist weshalb du sie überseheh hast. ich fänd es schön wenn du die FF noch einmal beta liest, ich möchte das hier jetz nciht auseinanderpflücken.

So.
Das Ergebnis des WB erhältst du in Kürze.
Unabhängig davon wie das ergebnis ausfällt behalte ich mir vor einige FFs zu favon oder auch nicht.
Du gehörst dazu^^ die FF war sehr schön und es wert sie wieder zu lesen.
Danke für deine Telnahme^^
*favo*
xxx
Ai
Von: abgemeldet
2008-05-24T18:25:31+00:00 24.05.2008 20:25
Woow... Ich finde deine FF super ^^

Weiter so ^^

lG, Tuii ♥

P.S.: Ich persönlich bin ya ShinichixRan Fan und finde es eigentlich völlig in Ordnung, dass du Ran nicht leiden kannst ^^ Deshalb hör einfach nicht auf die, die dich damit 'fertig machen'. ;)


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