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Verlorene Seelen

von

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Verlorene Seelen
 

Mir ist kalt.

Es ist dunkel.

Weiß nicht wo ich herkomme.

Wo ich hin will.

Ich irre umher, ohne Ziel, ohne Verstand, ohne zu wissen wer ich bin oder wer ich war. Bin ich tot oder noch lebendig? Warum ist es so dunkel? Bin ich etwa blind? Kann nichts fühlen außer schneidender Kälte. Keine Trauer oder Hass. Und vor allem keine Liebe. Ich fühle mich leer und verlassen. Will, dass es aufhört, das es sich ändert. Es ist mir egal wohin, nur weg von HIER!
 

Es scheint, ein Tag wie jeder Andere zu werden. Jason sitzt in der Schule an seinem Platz und schreibt die Aufgaben von der Tafel ab. Er lacht mit seinen Mitschülern und ist genervt von den vielen Hausaufgaben. Als er in die Mittagspause geht, kommt ihm Ruka nachgelaufen. „Hey Jase! Hast du nachher vielleicht Zeit um mir Mathe beizubringen?“, fragt sie und lächelt ihn hoffnungsvoll an. „Tut mir leid, aber nachher gehe ich noch zu… na ja, du weißt schon, ich will…“, seine Stimme bricht und Tränen steigen in seine Augen. Er wendet den Blick ab und rennt davon. Ruka schlägt sich die Hand vor den Kopf und flucht nur: „Ach verdammt!“

Heulend rennt Jason die Flure entlang und will nur noch weg. Nach Hause, oder auf die Straße, nur raus hier, wo ihn alles an IHN erinnert, wo er immer wieder darauf hingewiesen wird. Wo er immer wieder versucht, es zu verdrängen. Doch es hat keinen Sinn. Er denkt jede Minute, jede Sekunde an IHN. Und nichts kann ihn davon ablenken. Die Tränen wollen einfach nicht aufhören zu fließen. Jason rennt immer weiter, bis ihn etwas aufhält. Er taumelt zurück, fällt hin und schaut vorsichtig nach oben. Er ist gerade gegen Tsubasa gestoßen, der sich nun aufrappelt und Jason die Hand entgegenstreckt. „Hey, alles okay Kleiner?“
 

Mir ist heiß.

Ich bekomme keine Luft.

Die Erinnerung kommt zurück.

Mein Kopf schmerzt höllisch. Fast so, als würde er jeden Moment zerspringen.

Der Unfall.

Vor zwei Wochen.

Höllische Schmerzen lassen mich aufschreien. Doch ich habe keine Stimme. Keinen Körper. Niemand hört mich schreien. Niemand sieht mich leiden.

Ich bin an einem anderen Ort, an einem wahnsinnig hellen Ort. So hell, das meine Augen brennen. Der stechende Schmerz vermischt sich mit dem, der quälenden Erinnerungen. Es ist unerträglich, doch ich muss es aushalten, Ich weiß nicht wieso. Vielleicht ist es eine Strafe? Ich weiß nur, dass ich ihn aushalten muss.

Nur noch ein wenig.
 

„Mir geht es gut!“, murmelt Jason und will schon wieder wegrennen. Doch Tsubasa hält ihn zurück. Er streicht ihm vorsichtig über die Wange. „Nein!“, schreit Jason und erneut kullern ihm dicke Tränen über die Wangen. „…bitte.“, fügt er schluchzend hinzu und entreißt sich dem stämmigen Jungen. SEIN Gesicht taucht vor Jasons innerem Auge auf. ER hat ihm immer so zärtlich über die Wange gestreichelt. ER war immer bei ihm. Nur für IHN wollte Jason leben. Die Bilder tauchen immer wieder auf. Jason fühlt sich so verloren, so allein gelassen. Er will zu IHM. Er hört Ruka hinter sich rufen und zwingt sich stehen zu bleiben. Dann wischt er sich die Tränen ab und dreht sich um. „Jason, es tut mir schrecklich leid. Ich weiß, das… ich hab nicht nachgedacht. Es tut mir leid. Ich wollte nicht…“, stammelt sie. Jason kann ihr einfach nicht böse sein. Ruka, seine beste Freundin seit… seit der Geburt. Die einzige Person, die über alles bescheid wusste. Die einzige Person, die es je verstanden hatte. Sie stand immer hinter ihm. Seine Ruka. „Ist schon okay.“, lächelt Jason. „Ich weiß doch, dass es nicht so gemeint war. Ich bin dir auch nicht böse.“

„Ach Jase!“, schluchzt sie und fällt ihm um den Hals. „Ich habe ihn doch auch geliebt… auf freundschaftliche Weise. Es ist für uns alle schwer. Bitte. Versprich mir das du nichts dummes tust!“, bittet sie ihn und schaut ihm in die Augen. Jason erwidert ihre Umarmung und drückt sie fest an sich. Dann lächelt er traurig und seufzt. Er schüttelt fast unbemerkt den Kopf und antwortet: „Ich muss gehen!“ Dann rennt er weg. Weg von der Schule, weg von allem, nur zu IHM.

Ruka ruft ihm hinterher, doch er hört sie nicht mehr: „Jason! Jason! Tu es nicht!“ Dann bricht sie zusammen und schluchzt.
 

Ich bin erneut in der Dunkelheit.

Ich spüre qualvolle Schmerzen.

Ich sehe erschrockene Menschen.

Dann ein Gesicht.

SEIN Gesicht.

Ein kurzes Gefühl der wärme breitet sich in mir aus. Doch dann wird es wieder von den Schmerzen überdeckt. Ein neuer Schwall Erinnerungen überflutet mich.

„Shinji, nicht!“ Shinji? Ein Name. Ist das meine Name?

Eine Straße.

Ein Lastwagen.

Blut.

Ich sehe soviel Blut. Alles voller Blut. Die rote Flüssigkeit hat die ganze Straße eingefärbt. ER läuft auf mich zu, nimmt mich in die Arme, spricht mit mir.

Ich sehe sein Gesicht.

Ich lächle ihn an.
 

Dieses letzte Lächeln und seine letzten Worte haben sich tief in Jasons Gedächtnis eingebrannt. Hätte Jason nicht gemeckert, er habe Durst, dann wäre Shinji nicht über die Straße gegangen um ihm etwas zu trinken zu kaufen. Dann hätte ihn der Lastwagen nicht überfahren. Dann würde Jason nun nicht an seinem Grab sitzen. Dann würden sie beide in der Schule sitzen und zusammen lachen. Oder sich über die Lehrer aufregen. Oder zusammen mit Ruka zu Mittag essen. Oder zu Hause sitzen und Unsinn machen.

Doch Shinji ist über die Straße gegangen und wurde von dem Lastwagen überfahren. Jetzt sitzt Jason an seinem Grab und weint. Und denkt an SEINE letzten Worte. „Ich liebe dich Jason!“ Ein Lächeln. Ein Satz. Jason konnte ihm nicht einmal antworten. „Ich liebe dich doch auch du Idiot!“, schreit er. „So sehr das ich nicht ohne dich leben kann! Ich habe es versucht, doch ich kann es einfach nicht.“

Dann nimmt Jason die Klinge und schneidet sich die Handgelenke auf. Während die Klinge scheppernd zu Boden fällt und es um ihn herum immer dunkler wird, flüstert er: „Jetzt werden wir für immer zusammen sein…“
 

Ganz plötzlich sind die Schmerzen verschwunden.

Ich spüre, wie die Wärme in meine körperlose Gestalt zurückkehrt.

Ich höre seine Stimme.

Ich will nichts anderes mehr hören.

Ich sehe ein Licht.

Es ist nicht grell, es ist eher warm.

Alles ist warm.

Ich sehe eine Gestalt.

Ich sehe IHN.

Jason.

Er kommt auf mich zu.

Ganz langsam.

Er lächelt mich an, sagt „Ich liebe dich Shinji!“

Nun sind wir für immer zusammen.

Unsere verlorenen Seelen sind nun nicht länger verloren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Caro-kun
2008-11-09T10:20:09+00:00 09.11.2008 11:20
Traurig T-T
Auch wenn es ja in gewisser Weise ein Happy End hat, zumindest für Shinji und Jason. Für Ruka nicht. Sie muss jetzt doppelt so viel leiden. Sie tut mir Leid.

Ich fand Shinjis Gedanken zwischendrin irgendwie toll. Wie sich da so nach und nach aufklärt, was eigentlich genau passiert ist.

Von:  zwergkaetzchen
2008-07-08T19:34:23+00:00 08.07.2008 21:34
*snief*
also irgendwie hab ich wohl nicht hanz gecheckt, das es in deiner 2ten Story auch um die 2 süßen geht sorry xDD

aber ich glaub des war n natürlicher verteidigungsmechanismus so traurig wie das ganze is =))))

echt super geschriebn .. super gefühl echt *snief*
lg
zwergkätzchen =333
Von:  L_Angel
2008-06-10T17:42:21+00:00 10.06.2008 19:42
Wow, ich wusste gar nicht das du so traurig schreiben kannst...*sniff*
Aber das war echt gut!!!!
Anfangs war es noch ein bisschen unübersichtlich, hat sich dann aber gut gelöst!!! Toll!!!!!!!!!^^
Will mehr von dir lesen *ganz doll freuz dann!!*
L_Angel


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