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Kirika

Ein Schicksal zweier Lebewesen
von

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Mentoren und Rivalen

Erste Chronik: Drachenpfad
 

Wenngleich seine Eltern schliefen als Kirika nach Hause zurückkehrte, so vermutete er doch anhand derer Verhalten am nächsten Morgen, dass sie zumindest von seinem nächtlichen Ausflug vermuteten. Da sie allerdings nicht weiter danach fragten, beschloss der Jungdrache es ebenfalls einfach ruhen zu lassen und, zumindest in der nächsten Zeit, nicht wieder auf vollkommen unerlaubte Entdeckungs-reisen zu gehen. Alsbald er jedoch das nächste Mal nicht mit seinen beiden Eltern unterwegs war suchte er den Hort von Karajix auf, in der Hoffnung, dass dieser ebenfalls dort wäre. Kirika hatte Glück, und der Golddrache war äußerst überrascht über diesen Besuch. Aber diese Verwunderung wandelte sich schnell in ein mildes Lächeln, als er den Grund dafür erfuhr – Kirika wollte Geschichten aller Art von dem alten, und somit auch weißen, Drachen hören, mehr über die Welt erfahren, auch die Welt außerhalb des Sturmes, welchen er noch niemals durchflogen hatte.

Dieser Besuch blieb bei weitem nicht der letzte, den Kirika dem alten Golddrachen abstattete. Immer und immer wieder brachte sein Wissensdurst den jungen Drachen zurück zu dessen Hort, und so dauerte es auch nicht lange, bis seine Eltern von Kirika´s neuem Mentor erfuhren – etwas, dass sie keineswegs missbilligten, war Karajix doch durchaus ein auf der Insel angesehener Drache. Aber nicht nur der Lehrmeister änderte sich in diesem Lebensabschnitt für den immer noch jungen Drachen, denn auch wurde es an der Zeit, dass er sich seinen eigenen Hort zu suchen begann. Er kannte den Brauch ebenso wie die Insel selbst, und so fiel es Kirika nicht schwer einen geeigneten Unterschlupf im Nordwald ausfindig zu machen, ein fleckchen Erde, welches zu dem damaligen Zeitpunkt von niemandem beansprucht war, nahe am Wasser das er über die Jahre so sehr zu lieben gelernt hatte.

Aber schon bald sollte Kirika etwas bemerken, dass ihm nicht bewusst gewesen war, als er das kleine Territorium für sich beansprucht hatte – ein junger grüner Drache hatte sein Revier direkt neben dem seinigen angesiedelt. Es handelte sich um den selben Jungdrachen, welchen Kirika vor nicht allzu langer Zeit im Krater getroffen hatte. Kirika selbst betrachtete dies nicht zwingendermaßen als negativ, doch der junge grüne Drache reagierte sofort aggressiv, alsbald dieser bemerkte wer sein neuer Nachbar war. Kämpfe waren unvermeidlich, doch wie sich zeigte waren sich die beiden jungen Drachen in ihrer Stärke und Schläue ebenbürtig, so dass es keiner von ihnen schaffte die Oberhand zu gewinnen – ähnlich der Situation, wie sie auf ganz Lemuria herrschte. Innerhalb kürzester Zeit waren die beiden in eine beständige Rivalität verwickelt, Kirika ungewollt, der andere grüne Drache, welcher dem Bronzedrachen niemals seinen Namen verraten wollte, gewollt.

Diese konstante Rivalität erstreckte sich über Jahre, Jahrzehnte hinfort, ohne jedoch jemals einen klaren Sieger hervorzubringen. Weiterhin besuchte Kirika oft Karajix um neue Dinge und Geschichten von diesem zu lernen, welcher mit Freude einen solch wissbegierigen Schüler unterwies. Aber eines verregneten Tages kam der Zeitpunkt, da diese wundervolle Beziehung enden sollte. Kirika wusste nicht weswegen es damals dazu gekommen war, hat niemals den Grund dafür erfahren. In dieser Nacht schwamm der dem Jungdrachenalter entwachsene Drache durch das wilde Meer das die Insel Lemuria umgab, welches aufgewühlt von dem damals auf der Insel herrschendem Sturm war. Er liebte es dies zu machen, empfand es als aufregend im Wasser zu tauchen während über ihm die Wogen dahinpeitschten, doch wurde seine Freude über das Wetter an diesem Tag durch die Ereignisse an diesem zerschlagen. Denn als er an die Wasseroberfläche schoss um sich kurz den Sturm von über dem Wasser anzusehen erblickte er ganz in seiner Nähe zwei kämpfende Drachen. Unerbitterlich, ohne Rücksicht auf sich selbst oder den anderen. Natürlich trieb seine Neugierde ihn dazu das Ganze näher zu betrachten, planend unbemerkt in einer sicheren Distanz zu bleiben, aber als er näherkam und die kämpfenden Drachen erkennen konnte, wurde diese Vornahme augenblicklich von ihm verworfen.

Ein roter und ein goldener Drache kämpften dort, hoch in dem stürmischen Himmel. Kirika kannte sie, kannte sie beide. Karajix, sein Mentor, und der rote Drache, welcher vor vielen Jahren mit ebenjenem über dem Krater gekämpft hatte. Kirika wusste nicht weshalb die beiden kämpften, hier, über dem Territorium von ihm und seinem ewigen Rivalen, doch es war offensichtlich, dass der rote Drache langsam aber sicher die Oberhand gewann. Er wollte seinem Mentor helfen, eilte diesem so schnell er konnte zu Hilfe, das Wissen über den gewaltigen Stärkeunterschied zwischen ihnen ignorierend. Er hatte einen Entschluss gefasst, hatte ihn schon immer geschlossen gehabt – er würde Karajix zur Seite stehen wenn dieser ihn brauchte, würde ihm helfen wenn dieser in Not war.

War es weil er zu Hilfe gekommen war? Oder wäre es ohnehin unvermeidlich gewesen? Ist es ein Fehler gewesen helfen zu wollen? Niemals hatte Kirika eine Antwort auf diese Fragen gefunden. Nur das Wissen über die Ereignisse der Nacht war klar, war ohne Frage. Er eilte dem Golddrachen zu Hilfe, doch trotzdem, oder vielleich gerade deswegen, weil dieser durch das unerwartete Eingreifen des Bronzedrachen so überrascht war, wurde dieser von einem Angriff des roten Drachen tötlich verletzt, stürzte aus den Lüften, hinab in den Nordwald Lemurias. Und obwohl Kirika diesem sofort nacheilte, den roten Drachen ignorierend, welcher offensichtlich kein interesse an dem jüngeren Bronzedrachen hegte, alles versuchte Karajix zu helfen, ihn zu heilen, war es ihm doch nicht mehr möglich diesen zu retten. Alles was ihm blieb waren die letzten Worte des majestätischen Drachen, dass er sein Leben weiter leben sollte wie bisher, immer auf der Suche nach neuem Wissen, nach neuen Wahrheiten, auf dass er eines Tages selbst ein großer und weißer Drache werden würde. Seinen Hort, sein Territorium, seinen gesammten Schatz bat Karajix seinen Schützling zu übernehmen, weiter in Ehren zu halten und zu pflegen, auf das er ohne Reue ins Jenseits gehen könnte.

Niemals hätte sich der junge Drache träumen lassen, dass er so traurig wäre, als er seinen Hort in den Bergen beanspruchte. Die Umstände, die ihm dieses Hort gegeben haben, waren einfach vollkommen anders, als er es sich je erwartet, gewünscht, hatte. Aber nichts desto trotz folgte er dem letzten Wunsch seines Lehrmeisters, und auch wenn es teilweise durch sein doch noch recht junges Alter schwer war, so schaffte er es doch zumindest den Kern seines Territoriums über die Jahre hinweg zu halten. Den roten Drachen, welcher seinen Mentor damals getötet hatte, sah Kirika jedoch niemals wieder, obwohl er durchaus Auschau nach diesem hielt. Vielleicht hatte er die Insel verlassen, vielleicht war er seinen Verletzungen, die er im Kampf mit Karajix erlitten hatte, schlussendlich doch noch erlegen oder vielleicht wurde er einfach von einem stärkeren Farbdrachen abgelöst, getötet. Es dauerte jedoch nur wenige Jahre, bis Kirika wieder auf einen anderen altbekannten Drachen traf – den grünen Drachen, dessen Territorium vor dem schicksalshaften Kampf an das des Bronzedrachen gegrenzt hatte. Auch dieser hatte ein Territorium in den Bergen für sich beanspruchen können, und auch wenn ihre beiden Horte nun um ein gutes Stück weiter voneinander entfernt waren, tat das ihrer Rivalität keinen abbruch.



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