Princess
Titel: Dance With Me
Part: 4 / 6 (+2)
Autor: Liniya
Fandom: Detektiv Conan
Pairing: Shiho x Shinichi
Genre: Drama, Romantik
Disclaimer: Alle Figuren gehören Gosho Aoyama und ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte
Kommentar: Herzlich Willkommen zum vierten Kapitel ^--^
Es freut mich sehr, dass ihr alle so mit den beiden mit leidet und mit ihnen mitfühlt ^.^ Wie es mit den zweien weitergehen wird, müsst ihr aber selber lesen ^.~
In diesem Sinne viel Spaß mit dem neuen Kapitel und ich würde mich wie immer sehr über Kommentare und Feedback freuen ^-^
04 - Princess
Nervös blickte Shinichi ein weiteres Mal in den großen Spiegel im Zimmer seiner Mutter und zupfte sich die dunkle Krawatte zurecht, die er zu seinem schwarzen Anzug und dem weißen Hemd trug. In Europa, das wusste er aus seinen ganzen englischen Krimis, galt schwarz als Trauerfarbe und in seinem jetzigen Aufzug hätte er vermutlich Teilnehmer einer Beerdigung sein können.
Shinichi seufzte leise.
So falsch war dieser Gedanke eigentlich gar nicht. Immerhin würde er heute wirklich einer Art Begräbnis beiwohnen.
Dem Begräbnis seiner gemeinsamen Zukunft mit Ran.
Vor wenigen Tagen erst hatte er ihr am Telefon erklärt, dass er eine Freundin habe. Dass er mit ihr zum Ball kommen würde.
Und dass es zwischen ihnen aus wäre.
Nein, dass zwischen ihnen nie etwas gewesen sei.
Er habe sie nur informieren wollen.
Nicht dass sie falsche Hoffnungen bezüglich des Balls hegen würde.
Sie solle sich doch bitte ebenfalls eine andere Begleitung suchen.
Er selbst wäre jedenfalls bereits vergeben.
Shinichi lachte bitter als er an das Telefonat dachte, seine Augen für einen Moment wieder von Kummer gezeichnet.
Er wusste immer noch nicht, was ihm eigentlich schwerer gefallen war.
Ran vorzugaukeln, dass sein Herz einer anderen gehörte oder ihr zu raten, sich eine andere Begleitung zu suchen.
Er wusste es wirklich nicht.
Und dennoch hatte er es getan.
Hatte alles eingeleitet um die endgültige Zerstörung am heutigen Abend zu ihrem Finale zu bringen.
Auf dass das Leid danach zumindest für Ran ein Ende finden würde.
Und ein neuer Anfang möglich wurde.
Ein weiterer Blick in den Spiegel, ein weiteres nervöses Zupfen an der Krawatte, dann ein Blick auf seine Armbanduhr. Ein edles, silbernes Modell, nicht das getarnte Narkosechronometer, das er als Conan immer bei sich trug.
Es war kurz vor neunzehn Uhr, Zeit Shiho nebenan abzuholen.
Den Wagen hatte er bereits am Morgen gemietet und den Chauffeur mit Hilfe der Datenbank seines Vaters genau überprüft. Man konnte schließlich nie sicher genug sein. Und ein Taxi bot einfach zu viele Risiken für ein potentielles Verbrechen.
Sei es nun die Organisation, ein überdrehter Fan oder jemand der es auf den Reichtum oder Ruhm seiner Eltern abgesehen hatte.
Nein, ein Chauffeur war da die eindeutig bessere Variante und dieser würde sie pünktlich um halb acht vor der Villa Kudô abholen und zum Anwesen der Suzukis bringen.
Am Liebsten wäre es ihm ja gewesen, einen seiner Bekannten darum zu bitten, doch dem Professor mutete er in Sachen Herumfahrerei eh schon immer genug zu und Hattori besaß nur einen Führerschein für sein Motorrad.
Zumal er Hattori bisher noch gar nicht in das ganze Szenario eingeweiht hatte...
Nein, das würde er seinem Freund irgendwann einmal in einer ruhigen Minute erklären.
Irgendwann.
In ferner Zukunft.
Sofern er es nicht zuvor schon über Kazuha von Ran selbst erfuhr.
Shinichi seufzte.
Nein, alles konnte er nun wirklich nicht absehen und in gewissem Maße würde er wohl einfach auf sein Glück vertrauen müssen.
Aber wenigstens heute Abend war geschlossene Gesellschaft und die größte Gefahr ging wohl von Rans Eltern aus, wenn sie damit konfrontiert werden würden.
Denn so sehr alle beide ihn immer als schlechten Umgang für ihre Tochter verteufelt hatten, das was er heute vorhatte ihr anzutun, würden sie ihm noch viel weniger verzeihen.
Shinichi strich sich unruhig durch die ohnehin wie immer leicht zerzausten Haare.
Kogoros Wutattacke würde er wohl irgendwie über sich ergehen lassen, aber Eri machte ihm wirklich Sorgen.
Er schluckte schwer.
Allein die Blicke mit denen sie ihn früher schon immer bedacht hatte...
Shinichi schauderte.
Wenigstens wären alle beide klug genug um die Schuld bei ihm zu suchen und nicht Shiho dafür verantwortlich zu machen. Das war aber auch wirklich der einzige Lichtblick.
Denn dass sie noch Ärger bekam nur weil sie bei seiner Scharade mitspielte, das wollte er nun wirklich nicht.
‚In dieser Hinsicht hat es doch gewisse Vorteile wenn man als arroganter und egoistischer Bastard bekannt ist, was?‘, lächelte er zynisch.
Doch nun war es wirklich höchste Zeit hinüber ins Nebenhaus zu gehen.
Shiho würde alles andere als begeistert sein, wenn er sie warten ließe und ihm selbst würde es auch nicht weiterhelfen, wenn er hier noch lange vor dem Spiegel hin und her tigerte, ab und zu an sich herumzupfte und versuchte, sich innerlich auf das vorzubereiten, was ihn heute Abend erwarten würde.
Dennoch konnte er es nicht vermeiden einen allerletzten flüchtigen Blick in den Spiegel zu werfen und seine Jacket-Jacke zurecht zu ziehen, bevor er schließlich den Raum verließ.
Sorgsam überprüfte er beim Verlassen des Hauses die Fenster und Türen auf seinem Weg und verschloss die Haustür gleich zweimal.
Sicher war sicher.
Shiho war gerade dabei ihrem Make-up den letzten Schliff zu verpassen, als es unten an der Haustür klingelte.
Sie lächelte leicht.
‚Du bist also wirklich pünktlich, Shinichi...‘
Sie war einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und nickte zufrieden. Ja, sie war bereit.
Unten hatte Professor Agasa derweil Shinichi die Tür geöffnet und ihn hereingebeten.
„Am Besten wartest du hier, Ai... ich meine Shiho, sollte gleich kommen. Sie macht sie oben gerade noch fertig.“
Der Professor schien immer noch ein bisschen Probleme damit zu haben, dass das kleine Mädchen momentan im Körper einer erwachsenen Frau steckte, wenngleich er ja stets gewusst hatte, dass auch sie nur geschrumpft war.
Aber es war eben doch ein Unterschied etwas zu wissen und es mit eigenen Augen zu sehen.
Shinichi nickte daher nur und lehnte sich an die Wand. Sitzen wollte er momentan nicht, dazu war er innerlich zu aufgewühlt und nervös ob der Dinge, die ihn erwarten würden.
Er konnte den Professor zudem auf eine gewisse Art durchaus verstehen.
Auch er selbst war heute morgen ziemlich überrascht gewesen, als ihn nicht die kleine Ai sondern die erwachsene Shiho Miyano im Wohnzimmer begrüßt hatte.
Sie hatte das Gegengift anscheinend kurz vor seiner Ankunft eingenommen und ihm ebenfalls seine Kapseln gegeben. Eine hatte er sofort genommen, die andere war sicher in der Innentasche seines Jackets verstaut. Sobald die Wirkung der ersten Kapsel nachließ, würde er die zweite schlucken.
Eigentlich hielt die Wirkung für vierundzwanzig Stunden an, doch sicher war sicher. Und vielleicht war es von Nöten, dass sie auch morgen Abend, nach dem Schulball gemeinsam gesehen wurden. Und wenn es nur war um zu beweisen, dass sie wirklich zusammen waren.
Denn er war sich nicht sicher, ob nicht zumindest Eri das Ganze anzweifeln und es am nächsten Tag persönlich in der Villa Kudô überprüfen wollte.
Doch auch dafür hatten sie sich bereits einen Plan ersonnen und sollte tatsächlich jemand klingeln, so würde er sie beide bei ihm zu Hause antreffen. Zumindest so lange, bis Shinichi am darauf folgenden Tag mit seiner neuen Liebe in den Flieger nach L.A. steigen würde um dort von nun an bei seinen Eltern zu wohnen und nebenbei an der FBI-Akademie Kriminologie zu studieren.
Und Conan?
Conan würde am Montag nachmittag freudestrahlend von seinem spannenden Abenteuer-Urlaub mit seinen Eltern zurückkehren und jedem der es wissen wollte oder nicht davon vorschwärmen, bevor er dann am Dienstag wie immer zum Unterricht gehen würde.
Mithilfe des Stimmenverzerrers, einigen Anrufen und der Hilfe von Professor Agasa hatten sie dieses Ablenkungsmanöver erfolgreich in die Tat umgesetzt und Ran, die nach Shinichis Anruf mehr als nur durch den Wind gewesen war, hatte geistesabwesend und vielleicht sogar ein wenig erleichtert, den kleinen Jungen während des Abschlussballs versorgt zu wissen, zugestimmt.
Ja, es war alles für das große Finale vorbereitet und nun wartete er nur noch darauf, dass die zweite Hauptperson dieses Abends sich zu ihm gesellte.
Heute Morgen waren sie, wie bereits von Ai angekündigt, zunächst einmal in die Innenstadt gefahren und hatten dort die Boutiquen nach einem passenden Abendgewand für Shiho abgesucht. Und das war beileibe nicht einfach gewesen.
Er hatte Shiho bisher für eine äußerst nüchterne Person gehalten, doch während der Suche nach einem Abendkleid hatte sie eine kritische und perfektionistische Ader an den Tag gelegt, die ihn fast schon erschreckt hatte. Kaum ein Kleid vermochte ihren Ansprüchen zu genügen und die Verkäuferinnen merkten meist sehr schnell, dass diese junge Kundin keineswegs unbedarft war und etwas absolut Exquisites verlangte.
Shinichi schluckte jetzt noch, als er daran dachte, was für ein Marathon es gewesen war, bis Shiho endlich gefunden hatte, was sie sich vorgestellt hatte - inklusive dem passenden Schmuck, verstand sich.
Er selbst hatte dann einfach nur noch mit der American Express Karte seines Vaters bezahlt und war glücklich aus dem Geschäftekomplex gestolpert, froh dem Martyrium endlich entgangen zu sein.
Und dabei wusste er nicht einmal mehr, welches der gefühlten eintausend Kleider sie letzten Endes erwählt hatte....
Wenigstens der Kauf eines Handy hatte sich als problemlos erwiesen. Hier hatte sie wieder ihre gewohnte nüchterne und pragmatische Art an den Tag gelegt und ihm lediglich gesagt, dass es klein, handlich und praktisch sein sollte. Den Rest hatte sie ihm überlassen.
Das Geräusch einer zufallenden Tür ließ Shinichi aufhorchen und er hob den Kopf um in Richtung Treppe zu blicken. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann war das die Tür von Shihos Zimmer gewesen und sie würde nun jeden Moment auf der Treppe erscheinen.
Als Shiho dann aber tatsächlich die Stufen betrat stockte Shinichi der Atem.
Das dunkelrote Abendkleid war schlicht, aber elegant geschnitten, umschmeichelte sanft ihre wohlgeformten Beine, während sie langsam herabstieg, und betonte geschickt ihre weiblichen Rundungen, ohne dabei unnötig aufzutragen. Ihre Haare harmonierten perfekt mit der Farbe des Kleids und ließen im Zusammenspiel der beiden Shihos blaue Augen regelrecht leuchten und funkeln. Der dezente Silberschmuck und die schmalen, hochhackigen Sandaletten unterstrichen das Ganze noch und rundeten das Bild perfekt ab.
Shiho sah einfach umwerfend aus.
Erst als sie am Fuße der Treppe angekommen war, konnte sich Shinichi aus seiner Starre lösen und ging auf sie zu.
„Wow... Das steht dir wirklich gut...“, murmelte er leicht unbeholfen und blickte sie weiter bewundernd an. Er hätte nie gedacht, dass sie so schön aussehen könnte.
„Danke“, erwiderte Shiho leicht verlegen und versuchte den aufkommenden Rotschimmer ob seines bewundernden Blickes mit einer scherzhaften Bemerkung zu überspielen, „Bin ich also gut genug, als deine Partnerin für den heutigen Abend?“
Shinichi nickte nur.
„Auf jeden Fall! Ich wette, jeder wird mich um meine wunderschöne Begleiterin beneiden...“
Shihos Wangen färbten sich nun doch rot und sie blickte beiseite.
„Idiot...“, flüsterte sie leise, doch ihr Herz klopfte freudig ob dieser Worte.
„Hey, ich meine es ernst!“, protestierte Shinichi, nun ebenfalls mit leicht geröteten Wangen, „Du siehst wirklich umwerfend aus.“
Er lächelte leicht.
„Ich könnte mir wirklich keine bessere Begleitung vorstellen.“
Shiho erwiderte das Lächeln und nickte stumm.
„Danke...“
Und während Shiho neben Shinichi in Richtung Wohnzimmer ging, um sich noch kurz vom Professor zu verabschieden, lächelte sie auch innerlich.
Sie hatte es geschafft, Shinichi zu beeindrucken. Allein sein Blick, als sie die Treppen hinab gekommen war, hatte mehr als tausend Worte gesagt...
Seine Bewunderung eben war echt gewesen und ein warmes, wohliges Gefühl durchströmte sie ob dieser Gewissheit.
Und vielleicht...
Nur vielleicht, konnte sie heute Abend ihre Chance ergreifen.
In jenem Moment, als sie ihr Handy genommen und Shinichi angerufen hatte, hatte sie es sich geschworen.
Dieser Abend war ihre Chance.
Vielleicht ihre letzte und einzige Chance.
Die Chance, Shinichi so nahe zu sein, wie sonst nie.
Wie vielleicht nie wieder.
Sie wusste, sie konnte sein Herz nicht gewinnen.
Sie wusste, dieser Abend war nur eine einzige gigantische Farce, ein Theaterspiel um all jene zu täuschen, die daran teilnahmen.
Egal was er zu ihr sagte, egal was er tat, es würde nur Schauspiel sein.
Und dennoch...
Für sie würde jener Abend Realität werden.
Sie würde ihn dazu machen.
Es war ihre Chance, für einen Abend Shinichis Geliebte zu sein.
Zumindest in den Augen der anderen jenen Platz in Shinichis Herzen zu besitzen, den sie sich so sehr herbeisehnte.
Für ihn würde es nur Schauspiel sein, doch für sie wäre es Realität.
Für diesen einen Abend würde sie ihren wahren Gefühlen freien Lauf lassen, ohne dass Shinichi jemals erfahren würde, dass es von ihrer Seite aus kein Spiel war.
Dass es für sie bitterer Ernst war.
Ja, im Zauber jener Nacht würde sie ihr wahres Ich zeigen und doch gleichzeitig besser getarnt sein, als jemals zuvor.
Er würde es nie erfahren.
Und dennoch würde sie für einen Abend das Glück erleben, an seiner Seite zu stehen.
Für diesen einen Abend würde sie die Prinzessin sein.
Seine Prinzessin.
Und allein das zählte.