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Wüstensand

Zu dem Wettbewerb Wüstensand
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Der Tempel

Kapitel 5: Der Tempel
 

Seth war todmüde, als Atemu ihn am nächsten Morgen aus den Federn schüttelte. Unsanft riss sie ihm das Laken unterm Körper weg, so dass er mit dem Gesicht zuerst im trockenen Sand landete. Hustend und spuckend richtete er sich soweit auf, dass er gerade sitzen konnte und rieb sich die vor Müdigkeit brennenden und nun auch noch mit Sand verklebten Augen.
 

„Was soll denn das?“, murrte er.

Atemu antwortet ihm nicht, sondern legte geschäftig das neu eroberte Laken zusammen und verstaute es in einer Tasche an der Seite eines Kamels.
 

Als Seth endlich seine Augen öffnen konnte, musste er verwirrt feststellen, dass außer seiner Schlafstelle bereits alles abgebaut und eingepackt war. Da hatte es wohl jemand sehr eilig.

Und er hatte es nichtmal mitbekommen, obwohl er wach gewesen war! Und Atemu konnte man in der Hinsicht nicht gerade als leise oder zurückhaltend bezeichnen... Im Gegenteil, sie war ein rücksichtsloser kleiner Trampel. Er hatte den starken Verdacht, dass es ihr Spaß machte, ihn so zu ärgern. Dieses kleine Biest!

Wenn er doch nur nicht so müde wäre...

Gähnend raffte er sich auf, als er Atemus tadelnde Blicke nicht mehr aushielt, und schwang sich auf das nächststehende Kamel.

Atemu sah es nicht gerne, wenn er auf einem der Tiere ritt, aber so müde wie er war, konnte Seth keinen Schritt gehen.

Prüfend glitt sein Blick zu dem Mädchen herüber, dass ihn mahnend ansah. Sie schien es jedoch zu tolerieren und machte sich auf den Weg. Mit einem leisen „Hathat!“ setzte sie die kleine Karawane in Bewegung. Sie selbst ging an der Spitze, die Zügel des führenden Tieres in der Hand; Seth saß auf dem Vorletzten.

So wanderten sie weiter in der zunehmenden Hitze des Vormittags.
 

Als die Sonne ihren Zenit erreicht hatte und die Mittagshitze ihren Höhepunk erreichte, sah Seth zum ersten Mal in seinem Leben grünes Land. Es war zwar nur ein winziger Streifen, weit entfernt am flimmernden Horizont, aber aufregend für Seth, so aufregend, dass er darüber hinaus sogar Durst und Müdigkeit vergaß. Wie gebannt hafteten seine Augen an den Umrissen kleiner Büsche und vereinzelter Palmen. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit – nur quälend langsam schienen sie näher zu kommen.

Er konnte die Bäume und Sträucher immer deutlicher erkennen und noch etwas konnte er in der Ferne ausmachen...Menschen. Je näher sie kamen, desto klarer wurde das Bild. Es waren Soldaten.

Seth wurde unruhig. Warum, wusste er selber nicht so genau.
 

Er stieg von seinem Reittier und lief nach vorne zu Atemu.

„Da stehen Soldaten!“, berichtete er ihr aufgebracht.

„Ich weiß.“, war die kurze Erwiderung, die er erhielt. Als Atemu Seths Beunruhigung bemerkte, baute sie ihren Satz jedoch noch etwas aus.

„Das ist ein ganz normaler Grenzposten. Die Sesshaften trauen uns nicht, deswegen stellen sie Wachen an der Grenze zur Wüste auf, um uns zu überprüfen. Wenn wir ihnen zu gefährlich erscheinen, lassen sie uns nicht durch.“

So sicher wie Atemu war sich Seth da aber nicht. In seinem Kopf ratterte es wie wild. Was an diesem Bild da vor ihm stimmte nicht?
 

Und dann viel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Zwischen den einfachenSoldaten standen Tempelkrieger! Wie hatte er die auffälligen, braunen Uniformen nur nicht erkennen können? Er kam sich ja so dumm vor.

Und noch etwas fiel ihm ein. Etwas, dass noch viel schlimmer, viel grauenhafter war.

Kemet – Ägypten – war ein Land, dass den Wüstengott anbetete. Und am Rand zu seinem Reich hatte man Seth dort einen Tempel geweiht. Er musste sich hier ganz in der Nähe befinden!

Seth war geradewegs in die Falle gerannt. Sicher hatten sie hier schon auf ihn gewartet. Dahin war die Illusion seiner Freiheit. Ein dummer Traum, zerplatzt wie eine kleine Seifenblase, ausgetrocknet von der unbarmherzigen Dürre der Wüste.

Seiner Wüste. Es war alles aus!
 

„Kehr um!“, schrie er der völlig überraschten Atemu ins Ohr und riss ihr die Zügel aus der Hand.

Vielleicht war es ja noch nicht zu spät. Vielleicht hatten sie ihn noch nicht gesehen und er konnte noch fliehen. Er klammerte sich an diese vage Hoffnung wie ein Ertrinkender. Es musste einfach so sein! Es durfte nicht aus sein.
 

Doch es war vergebens. Die Tiere scheuten und blieben stehen. Sie gehorchten nur Atemu.

„Lauft!Lauft doch ihr dummen Biester! LAUFT!“

Seth riss panisch an den Zügeln. Doch die Tiere rührten sich keinen Millimeter von der Stelle.
 

„Was ist denn los?“

Vorsichtig legte Atemu Seth die Hände auf die Schultern, suchte seinen Blick und versuchte ihn zu beruhigen.

Als Seth ihren Augen begegnete – diesen tiefen, amethystenen Augen – begann er zu zittern und Tränen bahnten sich ihren Weg aus über seine Wangen.

„Kehr um.“, fleht er mit heiserer Stimme. „Bitte.“

„Warum?“

Atemu strich ihm mit einer Hand über die Wange, nahm einige Tränen mit sich fort.

„Seth, sprich doch mit mir.“
 

„Hier steht ein Tempel!“, brachte er mühsam in seiner Hysterie hervor.

Sie nickte sanft. „Ich weiß. Dort hinten, etwa zweihundert Fuß entfernt. Er ist nicht weit. Möchtest du dorthin?“

Er ersarrte wie im Schock.

Nein!!“, kreischte er wie von Sinnen. „Nein! Nein...“
 

Seth konnte es nicht fassen. Bis gerade eben war doch alles noch so perfekt gelaufen. Seine Pläne, seine Hoffnungen waren beinahe erfüllt.

Und jetzt? Was war jetzt? Wie ein Trümmerhaufen lag das alles vor ihm, für Atemu unsichtbar. Warum nur konnte sie es nicht sehen?

Doch vielleicht gab es ja noch eine allerletzte Hoffnung...

Ein kleiner Lichzschimmer erhellte die kalte Dunkelheit, die sich um ihn zu schlingen schien, und ein Plan, gefasst in seiner Panik, nahm rasch Gestalt an.
 

„Ich...Atemu...“, stammelte er hastig, stolperte dabei über seine eigene Zunge, „Bring mich fort von hier. Weit fort. Bring mich zurück in die Wüste!“

Das verwirrte Atemu nun völlig. War es nicht eilig gewesen, die Wüste so schnell wie nur möglich zu verlassen?

„Warum?“

Auf Seths Antwort musste sie dieses Mal nicht lange warten. Sein Atem ging schnell und er sprach undeutlich, doch Atemu verstand und wurde vor Überraschung blass.
 

„Nimm mich mit dir in die Wüste und heirate mich! Mache aus mir einen Beduinenmann!“
 


 

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Ich weiß ja, dass es nicht gerade das längste und spannendste Kapitel ist.

Aber wenigstens ein kleiner Kommi wäre doch nett...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-07-24T15:48:03+00:00 24.07.2013 17:48
Hey ^_^

XD Seths letzter Satz läßt mich schmunzeln – zu schade, das es hier abgebrochen ist. Ich hätte gern gewußt was Atemu sagt und ob er offenbart, das er der Pharao ist. Die FF gefällt mir gut :D

CuCu Jyorie

Von:  Serifeen
2009-08-05T00:36:19+00:00 05.08.2009 02:36
xDDDDDDDDDD
*wegrofl*
Atmer Atemu >>''
Der hat jetzt sicher nen Schock oo'
na ja... oder er knallt Seth eine, dass er, WENN er schon einen Antrag machen muss WENIGSTENS etwas romantischer sein soll xDDDDD

Bin jedenfals schon gespannt, wies weitergeht oo

lg seri~
Von:  Kassia
2009-01-06T16:24:34+00:00 06.01.2009 17:24
Seth ist ja komisch drauf. Beharrt so stur auf seine Meinung, dass Atemu ein Mädchen ist, obwohl er ihm mehrmmals gesagt hat, dass er keines sei und geht sogar eher davon aus, dass Atemu sich über sein eigenes Geschlecht im Unklaren ist, als dass er es ist, der falsch liegt.
Und dann noch die Sache mit Seths "Schicksal". Scheint auf jeden Fall kein gutes zu sein. Vielleicht soll er geopfert werden oder so. Was ich toll finde, ist, dass Atemu hier ausnahmsweise mal wie der "stärkere" von beiden rüberkommt. Sonst ist er bei der immer eher ziemlich naiv drauf und auf fremde Hilfe angewiesen.


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