Zum Inhalt der Seite

Ich komm dich holen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gib niemals auf!

Joe öffnet die Augen. Sie findet sich in einem Bett wieder, um sich herum viele Leute in Weiß gekleidet. David sitzt auf ihrem Bett. Sie bemerkt, dass ihre Mutter mit einem der in Weiß gekleideten Männer redet. Sie versteht aber nicht, was sie besprechen.

Als David ein lautes „Mama!“ von sich gibt, sind plötzlich alle Augen auf sie gerichtet. Die Gespräche verstummen.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragt sie einer der Männer. Er stellt sich als Chefarzt Doktor Müller vor. Sie ist in einem Krankenhaus, erklärt er ihr. Sie sei zusammengebrochen, wahrscheinlich sei die Anstrengung und Aufregung der letzten Monate daran Schuld. Sie solle sich ein wenig schonen. Sie wollen sie noch eine Woche da behalten, damit sie wieder ein wenig zur Ruhe kommen kann.

„Nein“, presst sie daraufhin hervor. „Nein, das geht nicht. Ich muss meinen Verlobten finden!“ Joe versucht, sich aufzurappeln. Sie will nur noch weg.

Ihre Mutter hält sie zurück: „Nein, Johanna, du bleibst jetzt verdammt noch mal hier! Komm zur Vernunft, dieser Kerl ist doch schon seit Jahren tot!“

„Nein, ist er nicht…“ Joe´s Stimme wird brüchig. Sie kann nicht glauben, dass ihre Mutter sie hintergeht. Sie versucht noch einmal, sich aufzurappeln. „Und ich verschwinde jetzt aus diesem Scheißschuppen.“ Sie steht auf, läuft ein paar Schritte. Alles für ihren Geschmack viel zu langsam. Sie versucht, schneller zu laufen, doch es funktioniert nicht. Stattdessen wird ihr schwindlig. Sie versucht, es zu ignorieren, doch das Schwindelgefühl wird immer stärker. Nach ein paar Schritten kippt sie um.
 

Als sie wieder aufwacht, findet sie sich wieder einmal in dem Krankenhausbett wieder. Sie seufzt leise. Sie ist erschöpft. Vielleicht hätte sie vorhin doch liegen bleiben sollen. Das hätte ihr wahrscheinlich besser getan. Vielleicht hätte sie dann jetzt nicht dieses wahnsinnige Schwindelgefühl, vielleicht würde es ihr dann besser gehen.

Sie blickt sich um. Sie ist allein. Alle sind gegangen. Am liebsten würde sie jetzt aufspringen, von hier abhauen, Engel suchen und finden. Ja, Engel finden! Ihren Engel… Joe steigen die Tränen in die Augen. Fragt sich, ob das alles eigentlich noch Sinn hat. Stellt sich dieselben Fragen immer und immer wieder.

Joe merkt, wie ihre Blase drückt. Schwerfällig erhebt sie sich aus dem Bett, schlürft aus dem Zimmer in Richtung Toilette. Kurz vor ihrem Ziel sieht sie – IHN! Sie erkennt ihn sofort. Er ist es. Die Statur, die Haare, der Gang. Auch wenn sie sein Gesicht nicht sieht, weil er ein paar Meter vor ihr läuft, doch sie ist sich sicher. Das ist ihr Engel!

„Engel!“, will sie ihm hinterher schreien, doch sie bekommt keinen Ton heraus. Nur ein Keuchen entrinnt ihrer Kehle. Sie kann das nicht glauben, dass sie so schwach ist – ausgerechnet JETZT! Ausgerechnet jetzt, wo sie ihn endlich gefunden hat. Sie nimmt noch mal alle ihre Kraft zusammen, schreit aus vollem Halse: „Engel! Engel! Bitte dreh dich um! Ich bin´s, Joe!“ Doch auch wieder kommt nichts weiter als ein leiser Laut aus ihr heraus. Sie spürt, wie ihre Tränen ihr den Blick nehmen. Jetzt hat sie ihn endlich gefunden und dann kann sie ihn nicht mal auf sich aufmerksam machen. Joe resigniert. Sie sinkt in sich zusammen.
 

„Was machen Sie denn hier draußen?“, holt sie eine Stimme aus ihrer Trance. Joe blickt auf. Vor ihr steht der Arzt, der bei ihr im Zimmer war, als sie im Krankenhaus aufgewacht ist. Doktor Müller oder so. Sie kann sich nicht mehr daran erinnern. Es ist ihr auch herzlich egal.

„Ich habe Ihnen doch strenge Bettruhe erteilt“, spricht er weiter.

„Ich musste mal auf´s Klo“, erwidert Joe kleinlaut. Kann er sie nicht in Ruhe lassen?

Der Arzt reicht ihr die Hand, zieht sie wieder auf die Beine, schafft sie wieder in das Zimmer, zurück ins Bett. Dann wendet er sich ab, geht aus dem Zimmer. „Und ab jetzt bleiben Sie hier drin, bis ich etwas anderes angeordnet habe, in Ordnung?“, meint er abschließend, als er zur Tür heraus geht. Dann ist er weg. Joe ist wieder allein. Denkt nach. Also lebt er doch noch, denkt sie lächelnd. Endlich hat sie Gewissheit. Das gibt ihr wieder Mut. Sie wird ihn finden! Sobald sie hier endlich wieder draußen ist, wird sie ihn weiter suchen und endlich finden. Jawoll! Und dann werden sie endlich wieder vereint sein.

Joe fallen die Augen zu. Sie sieht Engel vor ihrem inneren Auge. Sie lächelt. Bald darauf schläft sie ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück