Just As Ever
"Ich hasse dich."
"Und ich hasse dich noch viel mehr!"
Die elektrisierenden Blicke der beiden trafen sich und man konnte fast die Funken sprühen sehen, wenn man genauer hingeschaut hätte.
Doch die Erwachsenen im Raum schauten nicht genauer hin, sondern unterhielten sich untereinander, ohne auf die Kinder zu achten, die nebeneinander auf dem Sofa saßen und sich im Flüsterton Gemeinheiten an den Kopf warfen.
"Du bist ein widerlicher Blödmann, Josh", murmelte Zoey leise, ihren Blick auf ihre Mutter gerichtet, damit diese auch ja nichts mitbekam. "Und hör endlich auf, mir deinen dämlichen Salat auf den Teller zu häufen!"
"Halt die Klappe! Wären unsere Eltern nicht so gut befreundet, bräuchte ich den Mist hier gar nicht zu essen, klar? Das ist alles deine Schuld."
Der Junge schenkte seiner Lieblingsfeindin einen genervten, anschuldigenden Blick.
"Niemand zwingt dich dazu, du Vollpfosten!" Zoey nahm ihren Teller, auf dem ein Haufen grüner Salat und Tomaten lag, und schüttete den Inhalt wieder zurück auf Josh's Geschirr. "Sei froh, dass ich dir das nicht über den Kopf kippe!"
"Sei DU froh, dass meine Mutter deine so gern hat, sonst wärst du längst fällig, du missratene Göre!", knurrte er und funkelte das Mädchen tödlich an, ballte vor Wut die Hände zu Fäusten, nicht wissend, wohin mit seinem ganzen Zorn, den die zwei Jahre jüngere Tochter der Freunde seiner Eltern so einfach und schnell in ihm zu entflammen vermochte. Wie schaffte sie das nur?
Mit ihren zehn Jahren war sie erstaunlich schlagfertig, aber, und was noch viel wichtiger war: erstaunlich nervig und anstrengend. Darüber hinaus verfügte sie über einen ausgeprägten Wortschatz, was Beleidigungen und Beschimpfungen anging, und war ihm, zu seinem eigenen Missmut, nicht selten ebenbürtig.
Ein berechnendes Lächeln breitete sich über Zoey's Gesicht. "Oooch, hat da einer Angst vor seiner Mami?", spottete sie. "Muttersöhnchen!"
Josh kochte vor Wut, in seinem Inneren brodelte es. Wieso konnte dieses Kind nicht einmal seine große Klappe halten?
"Du wirst ja schon sehen, was du davon hast, deinen Mund so weit aufzureißen", drohte er leise, sein Blut kochte, doch das schreckte das Mädchen nicht im Geringsten zurück. Stattdessen grinste sie nur breit, schnitt ihm eine schadenfrohe Grimasse und entschwand aus seiner Reichweite in Richtung Kinderzimmer, zu dem ihm der Eintritt natürlich strengstens verboten war.
Josh presste die Zähne zusammen und tüftelte einen Plan aus, wie er diesem Quälgeist den Garaus machen konnte. Wovor hatten Mädchen am meisten Angst? Insekten? Spinnen vielleicht?
Ein fieses Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht.
Wer zuletzt lacht, lacht immer noch am besten, ging ihm durch den Kopf, als er die Gabel, mit der er in dem mehrmals hin und her transportierten Salat herumgestochert hatte, sinken ließ und neben den Teller legte. Die Hände putze er säuberlich an einer Serviette ab, bevor er seine Eltern darüber in Kenntnis setzte, dass er kurz raus gehen wollte. Er durfte nur nicht vergessen, aus der Küche ein leeres Glas zu stibitzen.
Auf dem Tisch hatte er eins stehen sehen, als sie zur Tür hereingekommen waren...