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Angst

von

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Kapitel 1

Zusammengekauert saß ich zitternd in der Ecke meines dunklen Schlafzimmers. Meine Arme hatte ich um meine angewinkelten Beine gelegt. Mein Kopf ruhte auf meinen Knien. Vorsichtig wippte ich vor und zurück, hoffte so mich selbst zu beruhigen. Stumme Tränen liefen mir über mein Gesicht. Immer wieder wurde ich von einer neuen Panikattacke durchgeschüttelt. Ja, ich hatte Angst, furchtbare Angst. Wovor wusste ich nicht. Mit zitternder Hand versuchte ich mein Handy zu erreichen, welches auf dem Nachttisch lag, der nur wenige Zentimeter von mir entfernt stand. Ich ließ es fallen. Müde und erschöpft wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und griff erneut nach dem Handy. Automatisch wählten meine Finger Tora´s Nummer. Wie oft in all den Jahren hatte ich mitten in der Nacht seine Nummer gewählt? Wie oft hatte ich ihn beim Schlafen gestört? Und wie oft war er durch die Unwetter zu mir gekommen? Ich wusste es nicht mehr. Ich habe irgendwann bei 27 aufgehört zu zählen. Ich legte das Handy an mein Ohr und lauschte dem Tuten.

„Mhmm?“ Müde und verschlafen erhielt ich Antwort auf mein Klingeln.

„Tora… bitte… ich brauche dich….“ Wieder liefen Tränen über mein Gesicht. Ich schniefte.

„Shou… Was ist los? Geht’s dir gut?“ Ich konnte hören das Tora sofort hellwach war.

„Bitte… Tora… Ich kann nicht mehr…“ Meine Kraft verließ mich, ich ließ das Handy fallen und begann hemmungslos zu weinen. Tora´s Rufen nahm ich nur am Rande war.
 

Als ich aufwachte, lag ich in meinem Bett. Ich blinzelte, hatte ich doch anscheinend vergessen die Rollos runterzulassen. Doch Moment mal. Ich hatte die Rollos runtergelassen. Die Erinnerungen an die vergangene Nacht kehrten zurück. Tora! Ich schlug die Decke zurück und setzte mich vorsichtig auf. Ein heftiges Schwindelgefühl packte mich, sodass ich mein Gesicht mit meinen Händen bedeckte. Das leise Klacken der Türe ließ mich jedoch aufsehen.

„Wie geht es dir?“ Tora kam auf mich zu und hockte sich direkt vor mich.

„Ich weiß nicht. Mir ist schwindlig.“ Er legte sanft seine Hand auf meine Wange und streichelte zärtlich darüber.

„Was mach ich nur mit dir? Ich hatte gehofft, dass das Ganze endlich vorbei wäre. Und nun geht das wieder los.“ Ich sah große Sorge in seinen Augen.

„Tut mir leid. Aber es kam so plötzlich.“ Ich begann wieder zu zittern. Tora erhob sich und setzte sich neben mir aufs Bett. Liebevoll zog er mich in eine Umarmung. Ich kuschelte mich an seinen warmen Körper und genoss es wie er mich berührte. Er gab mir Sicherheit und Wärme. Genau das was ich gerade so sehr gebrauchen konnte.

„Geht´s wieder?“ Ich hatte mich wieder entspannt und löste mich von meinem besten Freund.

„Ich glaub schon. Lass uns frühstücken.“ Noch etwas wacklig auf den Beinen stand ich auf und schlüpfte schnell in meinen Morgenmantel.

„Der Kaffee ist schon fertig und frische Brötchen hab ich auch geholt. Wir können also sofort anfangen.“ Tora war ebenfalls aufgestanden und verließ nun mein Zimmer um den Tisch fertig zu decken.
 

„Tora? Wie schlimm war es?“ Diese Frage schwebte die ganze Zeit zwischen uns, nachdem wir es uns beide am Frühstückstisch gemütlich gemacht hatten.

„Es ging. Sie war schlimm, aber es hat dich auch schon mal wesentlich schlimmer erwischt. Als ich bei dir ankam, lagst du auf dem Boden und hast schrecklich geweint. Ich hatte große Mühe dich ins Bett zu kriegen und noch viel größere dir die Spritze zu geben. Aber danach bist du sofort eingeschlafen.“ Tora legte sein Brötchen beiseite und sah mich eindringlich an. Ich wusste was er dachte, aber ich hatte diese Attacken einfach nicht unter Kontrolle. Ich mein, das letzte Jahr über hatte ich nicht eine Einzige. Das Jahr davor ständig. Es war nicht einfach gewesen das vor den anderen Dreien zu verheimlichen. Trotzdem wollte ich nicht, dass es irgendjemand erfuhr.

„Shou, was bedrückt dich? Ist es wegen ihm?“ Ich sah ihn an. Leugnen war in diesem Falle zwecklos. Wo gerade Tora doch nahezu alles über mich wusste.

„Was ist, wenn er mich nicht will?“ Meine Stimme fing an zu zittern.

„Shou, woher willst du wissen ob er dich nicht will. Du hast es ihm doch noch nie gesagt.“

„Ich habe Angst, Tora.“

„In Bezug auf ihn oder prinzipiell?“

„Ich habe Angst.“ Tora stand auf und kam wieder zu mir. Erneut wurde ich in seine Arme gezogen. Erneut weinte ich an seiner Schulter. Manchmal fragte ich mich, wie er das bloß mit mir aushielt. Aber er hatte sich noch nie beschwert. Und das würde er auch nicht. Dafür bedeutete ich ihm zuviel. Das hatte er mir zumindest mal so gesagt.

„Hoffen wir, dass wir die Tour ohne irgendwelche Komplikationen über die Bühne kriegen.“ Er küsste kurz meine Stirn bevor er mich ein wenig von sich schob und mein Gesicht in seine Hände nahm und mit seinen Daumen die Tränen wegwischte.

„Er darf hiervon nie etwas erfahren. Bitte versprich mir, dass du niemanden davon erzählen wirst.“ Ich sah ihn eindringlich an. Diese Schande wollte ich mir nicht geben. Und schon gar nicht ihm gegenüber.

„Wenn es hart auf hart kommt, wird er es sowieso erfahren. Und wenn er dich wirklich mag, dann wird er dich so akzeptieren. Ich verstehe eh nicht, warum du es den Anderen nicht sagen willst. Sie sind deine Freunde. Jeder einzelne von ihnen würde für dich dasselbe tun, was ich für dich tue. Jeder von ihnen würde dich auffangen wenn du fällst.“

„Ich weiß, es ist nur…. Ich will sie damit nicht belasten. Außerdem ist es mir peinlich. Ich bin 27 Jahre und heul wie ein kleines Kind.“

„Shou, du bist nicht kindisch. Das was du hast ist eine schwere Krankheit. Leider hat die Therapie bei dir nicht angeschlagen. Aber dafür kann niemand was. Es wird nur schwer, das Ganze vor den Anderen zu verheimlichen wenn wir auf Tour sind. Wir werden mit dem Bus touren und da gibt es nun mal keine Plätze wo man sich zurückziehen kann. Und wenn wieder so was passiert, dann werden es auch die Anderen mitbekommen.“ Ich wusste doch, dass er Recht hat, aber es durfte einfach nicht rauskommen.
 

„So, das wars für heute. Morgen geht der Spaß dann richtig los.“ Nao beendete die Probe, indem er einmal laut in die Hände klatschte. Er schien zufrieden zu sein. Die Probe lief aber auch ganz gut. Von dem schiefen Ton den Pon aus seiner Gitarre gequetscht hatte, mal abgesehen.

„Tja, morgen startet dann die große Tour. 14 Konzerte. Und nur wir auf der Bühne. Das ist echt genial.“ Saga packte seinen Bass weg und drehte sich zu mir um.

„Sag mal, Shou-chan ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst ein bisschen blass aus.“ Saga trat einen Schritt näher an mich und nahm mich genau unter die Lupe. Innerlich schloß ich meine Augen. Gott, ich konnte sein Parum riechen.

„Ich… ähm hab bloß schlecht geschlafen. Du weißt doch, dass die Familie unter mir ein Baby bekommen hat. Das plärrt die ganze Zeit.“

„Na dann wird’s aber Zeit, dass du da weg kommst. In der nächsten Zeit wirst du wohl bloß Nao schnarchen hören.“ Saga wich gekonnt, dem fliegenden leeren Starbucksbecher aus.

„Ich schätze du solltest erst mal zielen üben, bevor du dich mit mir misst.“

„Hallöchen!“ Erschrocken drehten wir uns um, nur um festzustellen, dass unser quietschbuntes Bonbon mal wieder einfach so bei uns reinplatzte.

„Hallo Myv. 1. klopf das nächste Mal an und 2. wäre es nett, wenn du uns nicht ständig zu Tode erschrecken würdest.“ Nao, der sich von seinem Schlagzeug löste, schien etwas angepiekt zu sein. Klar, besonders er war leicht zu erschrecken, was uns jedoch nie davon abgehalten hatte, ihm den ein oder anderen kleineren Streich zu spielen.

„Also eigentlich wollte ich euch nur viel Spaß wünschen. Bei euch startet ja morgen die große Tour. Ich beneide euch richtig. Will auch mal wieder.“ Myv zog einen Schmollmund und begann leicht geknickt mit seinen Fingern zu spielen.

„Du bist manchmal echt wie ein Kleinkind.“

„Sprach das Küken und versteckte sich hinter seiner Mutter.“ Hiro streckte ihm als Antwort jedoch nur die Zunge raus und widmete sich wieder seiner Gitarre.

„Und gibt’s heute wenigstens noch eine kleine Abschiedsfeier? Wenn ja komm ich mit.“ Er grinste breit in die Runde und wartete gespannt auf die Antwort.

„Es ist unhöflich sich selbst einzuladen.“

„Kann der eigentlich nur meckern.“ Myv bedachte Nao mit einem bösen Blick, wobei dass recht lächerlich wirkte, da er sich dabei über die Lippen leckte und anschließend mit seinem Piercing spielte.

„Bis gerade eben war Nao eigentlich ganz gut drauf. Scheint also an deiner Gegenwart zu liegen.“

„Danke Tora, genau das wollte ich jetzt hören.“ Miyavi ließ sich auf unserem Sofa nieder, direkt neben mir.

„Was ist denn mit dir, Häschen? Du bist so still.“ Er sah mich von der Seite an und legte den Arm um mich.

„Bin nur müde.“

„Ich kann dafür sorgen, dass du munter wirst.“ Er wackelte mit den Augenbrauen um seinen Vorschlag noch zu untermalen.

„Nix da. Shou muss ausgeruht sein. So eine Tour ist anstrengend genug. Und als Sänger muss er besonders auf sich achten.“ Saga verzog das Gesicht. Seit wann interessiert der sich für meine Gesundheit?

„Ahja. Sicher dass es dir darum geht, dass die Tour nicht ins Wasser fällt. Oder hör ich da etwa Eifersucht?“ Ein breites Grinsen machte sich auf Miyavis Gesicht breit. Wovon redet der denn bitte?

„Eifersucht? Weswegen denn?“ Saga wirkte leicht verwirrt. Miyavi nahm seinen Arm von meinen Schultern. Doch wenn ich gedacht hatte, dass er sich nun vollständig von mir lösen würde, dann hatte ich mich gewaltig getäuscht. Stattdessen drehte er mit einer Hand mein Gesicht zu sich und legte sanft seine Lippen auf meine. Ich riss die Augen auf und stemmte mich sofort dagegen. Nicht hier. Nicht vor seinen Augen. Mein Blick fiel auf ihn. Seine Augen waren zu Schlitzen zusammen gekniffen. Seine Hand zu einer Faust geballt. Aber er regte sich nicht. Myv schien zu merken, dass es mir mehr als unangenehm war.

„Hey, was ist? Das war doch nicht der erste Kuss.“ Wieder dieser Schmollmund.

„Ich mag es eben einfach nicht so überrumpelt zu werden.“

„Oh entschuldige. Ich wollte doch nur Saga zeigen worauf er eifersüchtig ist.“ Saga gab ein abfälliges Schnaufen von sich.

„Darf ich dich daran erinnern, dass Shou und ich in einer Band sind, die recht häufig Fanservice macht. Und darf ich dich weiterhin daran erinnern, dass ICH derjenige bin, der Shou am meisten anflirtet bzw. der von Shou angeflirtet wird.“ Er verschränkte die Arme und wartete auf das Kontra von Myv.

„Jaaaaaa. Aaaber DAS ist rein beruflich. Zwischen mir und Shou ist etwas ganz ganz anderes. Etwas viel intimeres. Etwas Privates.“ Er wandte sich mir zu.

„Nicht wahr, mein Häschen?“ Ok, dass Myv hin und wieder unter Wahnvorstellungen litt, war ja allgemein bekannt. Aber dass es so schlimm war, hat mir bis jetzt niemand gesagt.

„Den Moment hab ich dann wahrscheinlich verpasst. Ich kann mich nämlich echt nicht erinnern jemals intim mit dir geworden zu sein.“ Ich konnte ein triumphierendes Grinsen in Sagas Gesicht sehen.

„Tja mein Lieber. Das wars dann wohl mit der Romanze. Ich schlage vor du verkrümmelst dich zu unserer Grinsekatze und lässt dich von dem trösten.“

„Aber Shou, ich dachte du magst mich. Du hast mich die ganze Zeit belogen.“ Bitte, was? Gut, jetzt reicht es.

„Sag mal, nimmst du eigentlich zu viel oder zu wenig von deinen Tabletten?“ Myv schaute mich an, als hätte ich ihm gerade den Kopf eingeschlagen.

„Das fragen wir uns alle.“ Wir hatten uns so in unser Gespräch vertieft, dass wir gar nicht bemerkt hatten, wie die Tür erneut geöffnet wurde. Die Jungs von Gaze traten einer nach dem Anderen ein. Es war ja üblich, dass immer mal wieder Gruppentreffen in einem der Bandproberäumen stattfand.

Diesmal schien unserer der Auserwählte zu sein.

„Ihr seid ja alle so gemein zu mir. Kaiiiii sag mal was!“ Myv zog eine wehleidige Schnute und trabte sofort auf den Drummer zu, der unser Bonbon auch gleich in die Arme nahm.

„Ohhh, wie süüüüüüüßßßß. Gut da du ja jetzt jemanden hast der dich tröstet und Shou dir hier unter Zeugen zu verstehen gegeben hat, dass er Null Interesse an dir hat, können wir uns ja nun Gedanken wie wir den Abend ausklingen lassen.“

„Club oder Bowling?“ Ruki schaute erwartungsvoll in die Runde.

„Club.“

„Club.“

„Club.“ War ja klar, dass alle das gleiche wollten.

„Gut. Wäre das also beschlossene Sache. Wir haben es jetzt knapp 19.00 Uhr. Ich schätze wir suchen uns alle noch was zum mampfen und treffen uns dann zu gegen 20.30 Uhr in der Lobby.“
 

Damit war der Abend geplant und diejenigen, die an sich nichts in unserem Proberaum zu suchen hatten, verabschiedeten sich zum Essen.
 

Tbc.

Kapitel 2

„Hiroto, verdammt jetzt beeil dich doch mal.“ Nao stand kurz davor einen Schreikrampf zu bekommen, weil unser Jüngster, einfach nicht aus der Hüfte kam.

„Ich komme doch schon. Mach nicht so einen Stress. Wir haben heute erst abends Termine.“ Hiro wuchtete seinen großen Koffer zum Bus. Zum Glück stand einer unserer Secus in der Nähe, der sich dann auch erbarmte Pon zu helfen.

„Shou, alles klar bei dir? Hast du dein Täschchen dabei?“ Tora war neben mich getreten und hatte seine Stimme gesenkt. Ich nickte nur und beobachtete das Schauspiel interessiert weiter. Lust über dieses Thema zu sprechen hatte ich nicht die geringste. Schon gar nicht, wenn jede Sekunde einer der Anderen auftauchen und unser Gespräch belauschen konnte. Und siehe da, es vergingen nicht mal Sekunden bevor Saga aus dem Bus stieg, einen kurzen Blick auf die mittlerweile Streitenden warf und anschließend zu uns kam.

„Was geht denn bei denen? Die sollten sich lieber zusammenreißen, wir müssen immerhin ab jetzt fast 3 Wochen miteinander auf mehr als kleinen Raum leben.“

„Also, Hiro war in Naos Augen zu langsam sein Gepäck in den Bus zu packen und da Nao heute irgendwie leicht gereizt wirkt, reicht dass offensichtlich für das da.“ Toras Antwort traf so ziemlich alles. Das erste was wohl jedem von uns aufgefallen war, war Naos schlechte Laune. Unsere Vermutungen über die Gründe gingen dabei weit auseinander. Saga war der Meinung, dass Nao einfach am vergangenen Abend kein Date landen konnte, während Tora der Meinung war, dass Nao einfach nur angespannt wegen der Tour war, wogegen ich mir nur dachte, dass Nao vielleicht nur schlecht geschlafen hatte, was jedoch weder Sagas noch Toras Vermutung außer Kraft setzte.

„Na das kann ja noch sehr lustig werden.“ Saga verdrehte die Augen. Ich warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Er sah heute wieder unheimlich heiß aus. Seine Haare trug er zusammengebunden. Jahhaa ich weiß, dass kann man sich nicht wirklich vorstellen, aber es sieht echt geil aus. Dazu trug er eine enge schwarze Hose und ein buntes Shirt. Seine Gucci-Sonnenbrille hing mit einem Bügel im Kragen des Shirts.

„Du siehst immer noch müde aus, Shou-chan. Dabei warst du gestern Abend nicht mal mit.“ Saga hatte sich mir zugewandt und musterte mich eindringlich.

„Ich schlaf in letzter Zeit einfach nicht gut.“ Ich versuchte ein Lächeln zu Stande zu bringen, was mir jedoch mehr schlecht als recht gelang.

„Ich glaub, ich trenne mal die beiden bevor es noch Verletzte gibt.“ Tora ließ mich einfach mit Saga alleine stehen. Scheiße, über was red ich jetzt mit dem. Früher war das alles gar kein Problem gewesen, aber jetzt, jetzt ist alles anders. Jetzt achte ich bei ihm auf jeden Atemzug, auf jede noch so winzige Bewegung.

„Du weißt, wenn irgendwas ist, kannst du mit jedem von uns reden. Ich merke selbst, dass es zur Zeit sehr viel zu tun gibt, da kann man schon mal den Überblick verlieren.“

„Das weiß ich doch. Mach dir keine Sorgen, ich krieg das schon hin. Ich brauch wahrscheinlich einfach nur mal eine Nacht richtigen Schlaf.“

„Ich schätze das kannst du erstmal vergessen. So wie Nao schnarcht, wird dass die Hölle auf Erden. Aber ich hab zur Not Ohropax eingepackt, wenn du also Interesse hast? Ein Paar kann ich entbehren.“ Ich schaute Saga überrascht an. Daran das Nao schnarcht, hab ich nicht mehr gedacht. Klasse, wirklich super.

„Ich glaub, das Paar kannst du mir gleich auf den Nachttisch legen. Ansonsten garantier ich für nichts mehr.“ Wenn ich meinen Schlaf nicht bekam, konnte ich sehr leicht bösartig werden. Das wussten alle. Besonders Nao. Der arme Kerl hatte mal das große Glück mit mir ein Hotelzimmer zu teilen und war dann auch noch so clever mich den ganzen Abend zu zuquatschen. Das Ende vom Abend war, dass Nao in seinem quietschgelben Pyjama und seinem Kuschelhasen draußen auf dem Hotelflur landete. Selbstverständlich ohne Decke. Ich weiß bis heute nicht, bei wem er die Nacht verbracht hat.

„Erde an Häschen. Noch anwesend?“ Saga fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht.

„Entschuldige, ich hab grad an die Nacht gedacht, wo ich Nao vor die Tür gesetzt habe.“ Ich grinste.

„Jupp, das war ne klasse Aktion. Hätte ich dir nie zugetraut.“ Saga legte seine Hand auf meine Schulter.

„Na los, bevor wir die Nächsten sind, die Anpfiff kriegen. Der Rest ist schon drin. Und wir wollen doch nicht schuldig sein, wenn Nao noch einen Herzinfarkt kriegt. Auf…. “

„BEWEGT IHR EUCH AUCH MAL!!“ Da war sie wieder. Naos nervtötende Stimme. Und das auch noch in einer unmenschlichen Lautstärke. Saga und ich sahen uns an und nahmen anschließend die Beine in die Hand.
 


 

„So Jungs. Hier ist der Terminplan für die nächsten zwei Tage. Das Interview morgen Vormittag ist besonders wichtig. Ihr müsst fit sein und euch gut konzentrieren. Nur ein Patzer und ihr könnt für die nächsten Wochen eure Identität wechseln.“ Unser liebenswerter Manager drückte jedem von uns den Plan in die Hand. Ich ließ meinen Blick darüber schweifen. Na toll. Mehr ging auch nicht rein. Nix mit ruhiger Tour. Stress und nochmals Stress.

„Ich will ja nix sagen, aber sind sechs Stunden Schlaf nicht ein bisschen viel? Wir könnten doch einfach noch ein Interview oder ein Fotoshooting reinquetschen.“ Sagas Spruch kam so trocken, dass sich Tora an seinem Kaffee verschluckte und unserem Manager fast die Augen ausfielen. Und genau das war der Grund, warum ich Saga so mochte. Leider war diese Art auch dafür verantwortlich, dass Saga unter keinen Umständen von meinem Problem erfahren durfte.

„Noch so ein Spruch und ich sorg dafür, dass ihr noch weniger Schlaf habt.“

„Dafür wird Nao schon sorgen.“ Pon duckte sich um nicht das Kissen, welches Nao gerade nach ihm warf, nicht an den Kopf zu kriegen.

„Dir werd ich schon Beine machen.“ Nao streckte Pon die Zunge raus, verschränkte die Arme und schmollte.
 

Nachdem wir das Radiointerview am Abend hinter uns gebracht hatten, setzten sich die anderen Drei in den „Aufenthaltsraum“ und fingen an Karten zu spielen.

„Sorry Jungs, aber ich geh ins Bett. Jetzt hab ich wenigstens noch die Chance einzuschlafen.“ Ich verabschiedete mich und ging die kleine Treppen zu den Schlafkojen. Ich war zu müde um noch mit denen irgendwelche Spiele zu spielen. Ich schnappte meine Waschsachen und huschte in unsere recht notdürftiges Badezimmer. Ok, es war im Prinzip alles drin, von einer kleinen Dusche, einem Spiegel, einem kleinen Schränkchen zu einem Waschbecken. Es war eben nur extrem klein und das Schlimmste, ich musste es mir mit vier weiteren Herren teilen, die allesamt min. ne halbe Stunde brauchten. Und zu Zweit sich waschen war auf Grund der Größe einfach nicht drin. Egal, die nächsten Wochen musste es eben auch mal so gehen. Ich wusch mir gerade das Make up aus dem Gesicht als sich alles anfing zu drehen. Scheiße, das kann doch nicht war sein. Ich tastete mit einer Hand an der Wand entlang um zur Tür zu kommen. Ein Zittern ging durch meinen Körper. Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Ich spürte wie sich langsam Panik in mir breit machte. Mit zitternden Händen öffnete ich die Tür und versuchte zurück zu den Kojen zu kommen, bei denen mein Koffer stand. Ich stolperte und konnte mich gerade noch festhalten. Meine Kraft verließ mich. Ich ließ mich zu Boden gleiten und krabbelte auf allen vieren weiter in Richtung Koffer. Immer mehr fing sich alles an zu drehen, immer mehr kam die Panik in mir hoch. Tränen liefen über mein Gesicht. Wie ist es möglich, dass knappe 5 Meter so lang sein konnten?

„Shou? Shou?“ Von weitem hörte ich eine Stimme, die immer wieder nach mir rief. Ich streckte meine Hand in die Richtung aus der Stimme zu kommen schien.

„Shou, was ist denn los? Kann ich dir helfen? Bitte rede mit mir. Shou? “Ich spürte wie ich sanft in die Arme genommen wurde. Eine angenehme Wärme umfing mich.

“Scheiße, Toraaaa?” Vorsichtig streichelte mich eine der Hände, die auf meinem Rücken lagen.

„Was ist denn? Kannst du nicht mal alleine auf Toilette gehen?“ Ich hob kurz den Kopf und sah wie eine zweite Person die Treppe hoch kam.

„Um Himmels willen, Shou.“ Noch ein Paar weitere Hände berührten meine zitternden und schweißgebadeten Körper.

„Keine Ahnung was los ist. Ich bin hoch gekommen und Shou lag da einfach.“ Ich hörte wie sich beide Personen unterhielten. Eine von ihnen war Tora. Seine Stimme kannte ich mittlerweile. Aber die andere konnte ich nicht zuordnen.

„Saga bleib hier. Ich hol schnell die Medikamente.“ Tora erhob sich und eilte in die Richtung in die ich versucht hatte zu kommen.

„Ganz ruhig Shou. Ich bin bei dir. Hab keine Angst.“ Saga? Ich schreckte hoch. Nein, alles nur das nicht. Bitte nicht Saga.

„Shhhh, Shou ich bins doch nur.“ Wieder drückte er mich an sich ran. Ich konnte sein Parfüm riechen. Mein Verstand klärte sich wieder. Ich fühlte, wie mich weiche warme Lippen auf der Stirn liebkosten.

„So. Da bin ich wieder.“ Tora kniete sich neben mich. Mein Blick wurde klarer. Tora hatte mein kleines blaues Täschchen geholt, indem meine Medikamente verstaut waren.

„Es geht schon, danke. Ich brauch keine.“ Meine Stimme war leise und brüchig. Tora sah mich skeptisch an.

„Sicher?“ Ich nickte und versuchte aufzustehen. Saga griff nach meinem Arm und half mir.

„Komm ich bring dich ins Bett. Du brauchst jetzt erstmal Ruhe. Glaube ich zumindest.“ Saga sah hilflos zu Tora.

„Gut, dann eben nicht. Aber ich bleib heute Nacht wach und pass auf dich auf.“ Tora packte die kleine Spritze wieder weg. Ich ging mit Saga zu meiner Koje und legte mich hin.

„Tora bring mal nen Waschlappen mit. Shou ist völlig verschwitzt.“ Saga streichelte mir sanft über die Stirn. Ein liebevolles Lächeln lag auf seinem Gesicht.

„Ganz ruhig Shou. Ich bleib bei dir. Was immer dein Problem ist, ich werde für dich da sein.“ Saga nahm Tora den Lappen ab und begann mir den Schweiß vom Köper zu wischen.

„Saga, bitte denk jetzt nicht schlecht von mir.“ Mir kamen wieder Tränen. Ich hatte Angst, er könne mich auslachen.

„Ich denke gar nicht schlecht von dir. Shou ich liebe dich und da kann auch das was gerade passiert ist nichts ändern.“

„Du liebst mich?“ Ich glaub ich hab mich verhört. Ich sah in geschockt an. Sein Gesicht kam näher und dann spürte ich diese warmen weichen Lippen auf meinen. Wieder drehte sich alles, aber nicht aus Angst sondern weil alles in mir anfing zu kribbeln.

Kapitel 3

Saga bewegte seine Lippen zärtlich auf meinen. Es fühlte sich unheimlich gut an. Für meine Begriffe nach viel zu kurzer Zeit löste er den Kuss und streichelte mir vorsichtig über die Wange.

„Saga... bitte bleib bei mir.“ Meine Stimme zitterte erneut. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er sich von mir entfernen würde.

„Ich bleib schon hier, keine Angst. Ich lass dich nicht allein. Aber du solltest jetzt schlafen. Das wird dir helfen.“ Er hatte während er sprach seine Stirn an meine gelegt. Ich konnte so seinen heißen Atem auf meinem Gesicht spüren. Ein erregendes Kribbeln ging durch meinen Körper.

„Liebst du mich wirklich?“ Diese Frage brannte in mir. Sollte ich es mir nur eingebildet haben?

„Wir reden morgen, wenn du wieder klar bei Verstand bist. Ich möchte nicht mit dir über so was sprechen, wenn es dir nicht gut geht. Es ist wirklich besser wenn du erstmal schläfst.“ Wieso wich er mir jetzt aus? Hatte er es wirklich nur so lapidar dahin gesagt? Wusste er denn nicht wie weh er mir damit tat?

„Saga, wieso nicht jetzt?“ Ich blieb hartnäckig. Zu wichtig war mir das Ganze um es auf Morgen verschieben zu können.

„Shou, glaubst du wirklich, dass ich so was sagen würde, wenn ich es nicht ernst meine? Ok, meine Affären sprechen vielleicht für sich, aber von denen habe ich keiner bzw. keinem gesagt, dass ich sie bzw. ihn liebe. So und du schläfst jetzt. Über alles andere reden wir wenn es dir wieder besser geht. Du hast mir nämlich auch noch was zu erklären. Keine Widerrede.“ Saga zog die Decke über meinen Körper und gab mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen bevor er aufstand und gehen wollte.

„Du sagtest, dass du bei mir bleibst.“ Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Wie konnte er jetzt einfach gehen, nachdem er mir versprochen hatte zu bleiben? War alles doch nur eine Lüge?

„Ich wollte nur fix auf Toilette, da es langsam wirklich mehr als eng wird. Ich komm sofort wieder.“ Er lächelte mich an und verschwand aus dem „Raum“.

Mein Blick ging zu Tora, der die ganze Zeit schweigend auf dem Rand von Sagas Koje gesessen hatte.

„Scheint als würde es doch ein Happy End für dich geben.“ Er lächelte mich aufmunternd an.

„Glaubst du er meint es ernst? Außerdem wird er mich wahrscheinlich sowieso in den Wind schießen, wenn er die Wahrheit erfahren wird.“

„Ach Shou, sei nicht so pessimistisch. Saga mag zwar manchmal ein Arsch sein, aber ich glaube nicht, dass er so reagieren wird. Dafür liegt zuviel in der Luft zwischen euch beiden.“

„Wie meinst du das?“ Ich legte den Kopf schief und sah Tora fragend an.

„Naja. Du hast es wahrscheinlich nicht mitgekriegt, aber als Saga neben dir gesessen hat auf der Treppe da war er richtig besorgt. Er wirkte fast panisch als ich zu euch gekommen bin. Ich denke er liebt dich aufrichtig und wird mit Sicherheit auch über deine Krankheit hinweg sehen. Vielleicht hilft es dir sogar, wenn du in einer richtigen Beziehung bist, in der dein Partner dich liebt.“

„Hey der soll schlafen. Tora verschwinde, sonst bleibt Shou noch die ganze Nacht wach.“ Saga trat neben die Koje und funkelte Tora böse an.

„Ich sagte doch, dass ich die Nacht bei ihm bleiben werde.“ Tora zog eine Augenbraue nach oben.

„Nix da, ich bleib bei ihm. Du verschwindest und zwar schnell.“ Ich betrachtet Saga und musste feststellen, da er offensichtlich noch kurz einen Abstecher ins Bad gemacht hatte, da er kein Make-up mehr trug.

„Wenn du meinst.“ Tora erhob sich und ging einen Schritt zurück.

„Sagt mal was treibt ihr hier?“ Nao und Hiro streckten ihre Köpfe ins Schlafzimmer.

„Wir dachten wir spielen noch ne Runde oder haben wir da was falsch verstanden?“ Hiro guckte etwas verwirrt.

„Ähmm….“ Saga und Tora wechselten einen kurzen hilflosen Blick.

„Ich hatte auf dem Flur nen Schwächeanfall und bin zusammen gesackt. Saga und Tora haben mich ins Bett gebracht.“ Irgendwie musste ich den Beiden doch helfen.

„Du hattest einen Schwächeanfall? Sollen wir in ein Krankenhaus fahren? Oder brauchst du Medikamente?“ Saga verdrehte die Augen.

„Sagt mal, merkt ihr nicht, dass Shou einfach mal Ruhe braucht? Und jetzt raus hier, sonst werd ich zum Tier.“

„Aber….“

„Kein Aber. Raus hier. Kommt wieder wenn ihr auch schlafen wollt.“ Saga scheuchte den Rest der Truppe raus. Nao versuchte zwar noch einmal mit ihm zu sprechen, was jedoch nicht allzu viel brachte.

„Meine Fresse können die nerven.“

„Sie meinten es doch nur gut.“ Ich richtete mich langsam auf und sah zu Saga.

„Ich bezweifle einfach mal, dass es gut gewesen ist, Nao zu sagen, du hättest einen Schwächeanfall gehabt. Er wird dich die ganze Tour über nicht aus den Augen lassen.“ Saga drehte sich um und ging zu seinem Koffer, indem er kramte und anschließend seinen Pyjama raus zog.

„Mhmm. Was hätte ich ihm sonst sagen sollen?“ Meine Augen wurden ein wenig wacher, denn Saga zog sein Shirt über den Kopf und entblößte seinen makellosen Oberkörper.

„Die Wahrheit?“ Er drehte sich zu mir und sah mich an.

„Nein!“ Ich drehte mich von ihm weg, so schwer es mir auf fiel, schloß meine Augen und versuchte endlich einzuschlafen. Für mich war das Thema damit erledigt.

„Shou?“ Ich schreckte kurz zusammen, da ich Sagas Stimme nun dicht an meinem Ohr wahrnahm.

„Mhmm?“

„Stört es dich, wenn ich mich zu dir lege?“ Er wollte WAS? Das war doch hoffentlich nicht sein Ernst. Obwohl, wenn ich recht überlege, hat es durchaus so seine Reize neben ihm zu schlafen.

„Klar. Komm her.“ Ich drehte mich wieder in seine Richtung und schlug die Decke zurück, damit er sich zu mir legen konnte.

„Danke.“ Saga kroch unter die Decke und zog die Gardine, die vor jeder Koje angebracht war, zu.

Ich spürte wie er sanft seinen Arm um mich legte und mich näher an sich zog. Von dieser Wärme betört, kuschelte ich mich näher an seine Schulter und schloss genießend die Augen. Ja, so konnte ich einschlafen. Seine Hand bewegte sich vorsichtig über meinen Rücken, streichelte mich sanft. Seine Lippen hatte er an meine Schläfe gelegt und küsste mich dort.

Ich fühlte, wie langsam der wohltuende Schlaf mich überrannte. Mit dem Geruch und der Wärme seines Körpers schlief ich ein.
 


 

Als ich aufwachte, war der Platz neben mir leer. Ich sah auf die Uhr. 8.30 Uhr. Eigentlich noch zu früh um aufzustehen. Aber mich interessierte schon wo Saga abgeblieben war. Also stand ich auf. Ich kam am Bad vorbei und guckte kurz rein. Nein, hier war er nicht. Leise schlich ich die Treppe runter. Kaffeegeruch stieg mir in die Nase. Sollte er schon beim Frühstück sein? Ich ging in die Küche und sah wie Saga seine Arme auf dem Tisch verschränkt und seinen Kopf auf diesen gebettet hatte. Noch gab ich keinen Ton von mir. Ich wollte ihn still beobachten. So sah man ihn selten. Neben ihm stand eine Tasse und ein Aschenbecher. Selbst von weitem konnte ich erkennen, dass das Ding schon am überlaufen war. Entweder war das Teil gestern Abend nicht mehr geleert worden oder aber Saga hatte ungefähr drei Schachteln gequalmt. Letzteres schloss ich allerdings aus, da Saga eigentlich aufhören wollte und so nur noch 3 Kippen am Tag rauchte. Ein leises Schniefen drang an mein Ohr. Weinte Saga etwa? Ich versteckte mich weiter im Dunkeln und wartete auf ein weiteres sicheres Zeichen. Saga hob den Kopf und wischte sich mit den Händen übers Gesicht. Ich sah, dass seine Augen gerötet waren. Meine Kehle wurde mit einem Mal ganz trocken. Weinte er etwa wegen mir? Mein Blick lag immer noch auf ihm. Er griff nach seiner Kippenschachtel und zündete sich eine an. Sein Augenmerk fiel auf den übervollen Aschenbecher. Er verdrehte die Augen und stand auf um das Ding endlich zu entleeren. Ich fand endlich den Mut und verließ den sicheren Schatten.

„Guten Morgen.“ Ich setzte ein Lächeln auf und tat einfach so, als wäre ich gerade erst gekommen.

„Uhh, Morgen.“ Saga drehte sich um und lächelte zurück.

„Na gut geschlafen?“ Er setzte sich wieder hin und zog an seiner Kippe. Ich setzte mich neben ihn und sah ihn an.

„So gut wie schon lange nicht mehr. Und das hab ich dir zu verdanken.“ Ich beugte mich zu ihm rüber und küsste ihn kurz auf die Wange.

„Ist bei dir alles Ordnung? Du wirkst so … angespannt.“ Ich wollte einfach wissen wieso Saga weinte.

„Ich… ach scheiß… Shou was ist los? Was war das gestern Abend? Weißt du was ich mir für Sorgen gemacht habe?“ Er sah mich an und wartete auf meine Antwort. Was sollte ich ihm denn jetzt sagen? Die Wahrheit? Ich begann wieder zu zittern.

„Saga. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich wollte nicht, dass du es erfährst.“ Ich schloss die Augen. Ich wollte ihn jetzt nicht sehen.

„Wieso nicht? Shou, wir sind Freunde. Ich bin immer für dich da wenn du Probleme hast.“ Ich öffnete meine Augen wieder. Es brachte ja doch nix sie zu zumachen. Und Tora hatte Recht. Irgendwann musste ich es sagen.

„Saga? Können wir damit bitte warten bis der Rest wach ist? Ich möchte es dann allen sagen.“

„Gut. Meinetwegen.“ Er nickte und damit trat Stille ein. Ich überlegte ob ich ihn auf den Kuss und seine Worte ansprechen sollte. Aber wenn ich es jetzt nicht tat wann dann? Wir würden in ein paar Stunden keine freie Minute mehr haben und interessieren würde es mich schon.

„Saga, der Kuss gestern Abend und dein Liebesgeständnis, waren die ernst gemeint?“

„Ich kann mich ganz schwach erinnern, dass ich dir die Frage gestern bereits beantwortet habe. Im Übrigen weiß ich nicht wie du zu der Sache stehst. Ich meine… also was du für mich empfindest.“ Er zog die Augenbraue nach oben.

„Stimmt ich … ich wollte es nur noch mal hören.“ Ich senkte meinen Blick. Saga sollte nicht sehen, dass ich rot geworden bin.

„Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben.“ Er griff mit seiner Hand unter mein Kinn und zwang mich so ihn anzusehen.

„Hab ich nicht? Sag du es zuerst noch einmal.“ Ich lächelte ihn an. Er lächelte zurück.

„Du bist ein ganz schönes Schlitzohr.“ Sein Gesicht näherte sich meinem. Sein heißer Atem strich über mein Gesicht. Seine Lippen wirkten so verführerisch.

„Shou, ich …“

„Guten Morgen ihr bei….“ Erschrocken fuhren wir auseinander. Nao stand in dem Eingang und sah uns mit großen Augen an.

„Ähhhh… Stör ich?“ Saga schnaubte.

„Nein. Überhaupt nicht.“ Er setzte sich wieder normal auf seinen Platz und zündete sich die nächste Zigarette an.

„Sorry. Aber Tora und Pon kommen auch gleich runter zum frühstücken. Shou, wie geht es dir denn? Hast du gut geschlafen? Du siehst ein bisschen fiebrig aus. Bist ganz rot im Gesicht.“

„Sag mal, ist deine Dummheit eigentlich ansteckend? Wir hätten uns fast geküsst. Ist doch kein Wunder, dass Shou da ein bisschen rot im Gesicht ist.“ Saga verdrehte die Augen. Mal wieder.

„Geküsst? Wer hat sich geküsst?“ Na klasse. Jetzt kommen auch noch Tora und Hiro angewackelt.

„Niemand.“ Saga brummte immer noch.

„Ist doch auch egal. Wie stehts mit Frühstück?“ Typisch Nao. Nur das Futtern im Kopf.

„DU mein lieber kriegst nen halbes Stück Brot und ein Glas Wasser.“ Ich knuffte Saga in die Seite.

„Jetzt sei nicht so gemein. Er kann doch nichts dafür, dass du schlechte Laune hast.“ War klar das Tora Nao wieder verteidigen musste.

„Wenn du wüsstest.“

„Jetzt hört doch mal auf.“ Es reichte mir. So was am frühen Morgen konnte ich einfach nicht ertragen.

„Jungs, wenn wir mit frühstücken fertig sind, dann muss ich mit euch reden. Mit allen.“ Ich schluckte, aber ich hatte mich entschieden. Es war langsam Zeit, mein kleines Geheimnis zu lüften.
 

Tbc.

Kapitel 4

Während wir beim Frühstück saßen und genüßlich unsere Brötchen mampften, überlegte ich mir, wie ich wohl am Besten mit meinem kleinen Problem anfangen sollte. Wie konnte ich den Jungs am einfühlsamsten beibringen, dass ich ihnen die ganze Zeit über etwas sehr Wichtiges über meine Vergangenheit verheimlicht hatte? Ich wollte nicht Gefahr laufen, dass einer Jungs denken ich würde ihnen nicht vertrauen. Denn das tat ich. Wie sonst könnte ich mit ihnen befreundet sein?

„Shou? Sag mal wo bist du eigentlich mit deinen Gedanken? Du hast gerade Salz in deinen Kaffee geschüttet.“ Tora zog eine Augenbraue nach oben. Scheiße! Na den Kaffee konnte ich damit wohl in den Ausguss kippen.

„Ist noch Kaffee da? Den kann ich wohl nicht mehr trinken.“ Nao stand auf und nahm mir meine Kaffeetasse ab. Den Kaffee kippte er weg und goß mir den letzten Rest aus der Kanne ein.

„Danke Nao. Reichst du mir noch den Zucker, Pon?“ Diesmal passte ich aber auf, was ich machte.

„Sag mal Nao, wieviele Zuschauer sind heute Abend eigentlich da?“ Pon, von dem alle wussten wie aufgeregt er jedesmal vor einem Konzert war, musste immer alles ganz genau wissen. Vorallem musste alles wie immer ablaufen. Wenn auch nur die Obstschale, die für gewöhnlich in den Gaderoben rumstanden, einen Millimeter verschoben war, dann brach für ihn die Welt zusammen.

„Mhmm, so um die 7.000. Also noch recht mittelmäßig.“ Pon verschluckte sich nach dieser Anwort erstmal an seinem Wurstbrötchen.

„Mittelmäßig? Das reicht ja wohl für das erste Konzert.“ Pon, der sich nach kurzer Zeit wieder halbwegs erholt hatte, wurde kreidebleich.

„Mein Gott, jetzt stell dich doch nicht so an. Du tust ja gerade so, als wäre das dein erstes Konzert. Sei mal ein bisschen professioneller.“ War ja klar, dass Saga sich da wieder einmischen musste.

„Ach kommt schon, macht doch nicht schon am frühsten morgen so einen Stress. Die Konzerte werden bestimmt richtig klasse. Es ist schließlich schon eine Ewigkeit her, dass wir auf Oneman-Tour waren.“ Manchmal waren die Vier echt schlimm. Ich will ja nicht sagen zum wegrennen, aber wenn sie sich dann an solchen Belanglosigkeiten hochziehen, dann kann das schonmal mehr als belastend sein.

„So und wer macht nun den Abwasch?“ Tora guckte fragend in die Runde. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie sich auf Sagas Gesicht ein Grinsen breit machte.

„Ich würde ja sagen, der der fragt.“ Tora guckte Saga zwar skeptisch an, erhob sich dann jedoch und räumte das Geschirr rüber zur Abwäsche.

„Wolltest du uns nicht was erzählen?“ Nao konnte auch einfach nichts vergessen. Innerlich holte ich bereits Luft und machte mich auf das Schlimmste gefasst.

„Jetzt lass doch Tora erstmal abwaschen. Du hast doch vorhin gehört, dass Shou mit allen reden will.“ Danke Pon. Noch ein wenig Zeit bekommen.

„Erstens Pon, bin ich anwesend und kann durchaus abwaschen und zuhören und zweitens weiß ich bereits um was es geht. Es betrifft hauptsächlich euch drei. Also dich, Nao und Saga.“ Tora du Trottel. Er wusste genau, wie schwer es mir fällt darüber zu reden.

„Na wenn das so ist, dann schieß mal los Shou.“ Drei Augenpaare richteten sich wie auf Kommando auf mich.

„Ähmm ja. Ich weiß grad nicht wo ich anfangen soll. Es ist nicht unbedingt einfach für mich darüber zu sprechen.“ Hilfesuchend sah ich zu Tora, in der Hoffnung er würde mir irgendwie helfen. Doch nichts kam.

„Also es geht eigentlich um gestern Abend. Da hab ich euch doch erzählt, dass ich einen Schwächeanfall gehabt habe.“ Einstimmiges Nicken von Nao und Hiro. Saga sah mich nur schweigend an.

„Ähmm, also... ich hab euch gestern angelogen. Ich hatte keinen Schwächeanfall. Sondern... .“ Ich brach ab. Ich fühlte wie das Zittern wieder durch meinen Körper ging. Eine warme Hand legte sich auf meine Schultern. Ich sah auf. Saga! Ein aufmunterndes Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Shou, egal was es ist, wir sind alle für dich da. Aber sag uns bitte endlich die Wahrheit.“ Ich nickte.

„Also ich leider unter Panikattacken, die teilweise sehr heftig werden kann, sodass ich manchmal versuche mir selbst weh zu tun bzw. schlimmeres.“ Ich sah auf den Tisch und knetete nervös meine Finger. Schweigen. Unerträgliches Schweigen lag in der Luft. Das einzige Geräusch was zu vernehmen war, war das leise Klirren vom Geschirr. Tränen stiegen in mir hoch. Ich versuchte sie zu unterdrücken, was mir jedoch nicht richtig gelang. Vereinzelt machten sie sich auf den Weg über mein Gesicht. Immer noch schwiegen alle.

„Ok. Also ich hab ja mit viel gerechnet aber damit definitiv nicht.“ Nao war der erster der die furchtbare Stille durchbrach. Er sprach leise und ich konnte hören das er nicht richtig wusste was er sagen sollte.

„Kann man da gar nichts gegen machen? Ich meine, helfen da keine Medikamente oder ne Therapie?“

„Naja, ich hatte als Kind mal eine Therapie, aber die ist nicht angeschlagen. Deswegen muss ich jetzt, wenn wieder eine Attacke kommt, Medikamente spritzen bzw. spritzen lassen, da ich selten im Stande bin das selbst zu tun.“ Mein Blick ging zu Tora, der sich zu uns gedreht hatte. Sein Blick hing jedoch an Saga, der bis jetzt immer noch nichts gesagt hatte. Ich wurde langsam unsicher, da gerade Sagas Reaktion mich besonders interessiert hatte.

„Ich will dich jetzt nicht kritisieren, aber wieso hast du uns bis jetzt nichts gesagt? Ich will dir wirklich keine Vorwürfe machen, aber es irritiert mich nunmal. Und vorallem, weiß denn eigentlich die PSC davon?“ Nao sah ich unverwandt an.

„Es war nicht weil ich euch nicht vertraue sondern weil es mir peinlich ist.“

„Wieso peinlich? Shou, das ist eine schwere Krankheit. Nenn mir bitte einen der sich darüber lustig machen würde?“ Ich hatte es geahnt. Irgendwann kamen diese Zweifel, diese Vorwürfe.

„Ich habe nie gesagt, dass einer von euch sich darüber lustig machen würde, es ist mir nur einfach peinlich wie hilflos ich bin, wenn ich da zitternd und verängstigt auf dem Boden liege, weil ich einfach keinen Sinn mehr sehe zu leben. Wenn einfach jedes Gefühl aus meinem Körper verschwindet bis auf diese Todesangst. Wenn die Hitze in meinem Körper unerträglich wird und ich keinen einzigen klaren Gedanken fassen kann und keinen anderen Ausweg mehr sehe als mir etwas antun zu wollen nur um zu sehen ob ich überhaupt noch lebe.“ Ok, das musste jetzt einfach alles raus. Egal was die anderen von mir denken mochten. Ich wollte aufstehen und gehen doch leider saß zu meiner Rechten Saga, immer noch schweigend, und zu meiner Linken Nao. Es gab also keinen Ausweg.

„Shou, gomen so war das jetzt wirklich nicht gemeint. Ich... ich wollte doch nur wissen warum du das solange verheimlicht hast. Ich wollte dir damit wirklich nicht zu nahe treten. Ich bin im Moment etwas naja überfordert mit der ganzen Situation.“ Nao schien förmlich auf seinen Platz zusammen zu sinken.

„Tut mir leid Nao. ich wollte dir wirklich nicht so Feuer machen. Ich... es musste einfach mit raus, wenn ich schon einmal dabei bin, hier mein Herz auszuschütten.“ Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und hoffte einfach mal, dass ich damit alles überstanden hatte.

„Weiß denn nun die PSC davon oder nicht?“ Pon schien jedoch anderer Meinung zu sein.

„Nein tut sie nicht und so soll es auch bleiben. Bitte wenn das Managment davon erfährt, kann ich mich einliefern lassen und das will ich nicht.“ Bloß nicht. Die eine Therapie hat mir vollkommen gereicht.

„Wenn du meinst. Aber sag mal ehrlich, wie hast du es geschafft uns das solange zu verheimlichen?“ Mensch Hiroto, kannst du nicht einmal die Klappe halten?

„Tora.“ Mehr sagte ich nicht dazu. Was sollte ich denn auch noch sagen? Tora hat mir immer geholfen, wenn ich Probleme hatte. Nao und Hiroto warfen Tora einen vielsagenden Blick zu. Der zuckte nur mit den Schultern. Er sah immer noch zu Saga.

„Sag mal Saga, du bist auf einmal so still. Hast du gar keine Meinung dazu?“ Danke Tora. Ich hätte nicht den Mut gehabt ihn danach zu fragen.

„Mhhmm?“ Saga schreckte hoch. Er schien völlig in Gedanken zu sein.

„Tora will wissen was du über Shous Krankheit denkst.“ Hiroto half ihm etwas auf die Sprünge.

„Ich? Was soll ich davon halten?“ Saga guckte fragend zu Tora. Er musste doch irgendetwas denken.

„Ja du. Saga, ich glaub gerade deine Meinung dazu interessiert Shou am meisten.“ Tora sah ihn eindringlich an.

„Wieso ausgerechnet die von Saga? Unsere zählt wohl gar nicht?“ Hiro zog seinen berühmt berüchtigten Schmollmund.

„Pon, wäre es möglich wenn du dich ein einziges Mal mal nicht einmischen würdest? Saga weiß was ich meine.“ Tora strafte Hiroto mit einem genervten Blick.

„Ich glaube nicht, dass dich das irgendetwas angeht. Außerdem muss ich das Ganze erstmal setzen lassen. Und wenn ich darüber nachgedacht habe, werde ich schon mit Shou reden. Er ist schließlich der Einzige, den meine Meinung zu interessieren hat.“ Für Saga schien dieses Thema somit erledigt zu sein. Für mich hingegen überhaupt nicht. Wieso brauchte er so lange? Vielleicht war es doch keine so gute Idee es ihm zu erzählen. Vielleicht wäre es besser gewesen nichts zu sagen. Doch nun war es zu spät. Was ist wenn er sich wirklich von mir abwenden würde? Was ist wenn seine Liebe sich nur auf Shou bezog und nicht auf Kazamasa? Was ist wenn Saga damit nicht leben konnte, dass ich eine so verängstigte und zerbrechliche Seite hatte? Mir wurde schwindlig. Erneut stieg Panik in mir hoch. Hitze durchflutete meinen Körper. Aber die Hitze war nicht angenehm sondern unerträglich. Saga. Alles drehte sich jetzt um ihn. Alles. Mein Leben hatte keinen Sinn mehr ohne ihn. Wieso nur musste es ausgerechnet Saga sein? Wieso konnte es nicht Nao oder Pon sein? Von denen kannte ich ihre Meinung nun. Aber Saga? Wieso konnte mir niemand diese quälende Last abnehmen? Andererseits konnte Saga unheimlich zärtlich und einfühlsam sein. Das hatte er ja gestern Abend bewiesen bzw. hatte seine Tränen heute morgen mir gezeigt, dass auch ein Saga mal schwach sein konnte.

„Wenns dass dann gewesen ist, würde ich jetzt gerne meinen Kram für das Shooting zusammen packen.“ Saga war aufgestanden und verließ unsere Küche.

„Saga? Bitte, sag endlich was dazu.“ Wieder flossen Tränen über mein Gesicht. Ich hatte Angst. Angst davor allein zu sein. Momentan gab es nur Saga und mich. Und der einzige Mensch, den es gerade für mich gab, war gerade dabei mich zu verlassen. Mich in dieser schrecklichen leeren Welt allein zu lassen. Ich spürte wie die Kraft aus meinem Körper wich. Wie ich immer schwächer wurd. Und es war mir egal. Ich war allein, ganz allein.
 

Dunkelheit nahm mich gefangen und ich gab mich ihr ohne zu zögern hin.
 

tbc.

Kapitel 5

Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Grelles Licht blendete mich, sodass ich sie sofort wieder schloss. Ich seufzte.

„Shou? Bist du wach?“ Tora. Seine Stimme konnte ich mittlerweile in jeder Verfassung erkennen.

„Mhmm.“ Ich öffnete erneut meine Augen und blinzelte, bis ich mich an das Licht gewöhnt hatte.

„Wie fühlst du dich, Shou?“ Tora sah besorgt auf mich herab.

„Geht schon so. Wo bin ich hier?“ Ich setzte mich auf und sah mich um. Weiße Wände, weiße Gardienen, weiße Decken und diese alten Betten.

„Schon gut. Ich bin im Krankenhaus.“ Ich seufzte erneut. Ich hasste Krankenhäuser. Und wie ich sie hasste.

„Wieso bin ich hier?“ Ok, ich glaub, das war gerade eine ziemlich dumme Frage.

„Weil du umgekippt bist und Nao nicht mit sich hat reden lassen.“ Tora stand auf und setzte sich anschließend auf die Kante meines Bettes. Ich nickte. War klar gewesen, dass ich das Nao zu verdanken hatte. Doch moment mal. Das Shooting und das Konzert.

„Was ist mit dem Shooting und dem Gig?“ Noch hatte ich Hoffnung, dass wenigstens der Konzert stattfinden konnte.

„Das Shooting ist abgesagt. Der Gig wird heute Abend abgesagt.“ Tora sah genauso betroffen aus.

„Das geht nicht. Wir können das Konzert nicht absagen. Was ist mit den Fans? Einige von denen kommen von sonstwo her und freuen sich schon seit Wochen wenn nicht sogar seit Monaten darauf.“ Tora schüttelte den Kopf.

„Ich fürchte, dass Nao auch da nicht mit sich reden lassen wird. Du kennst ihn doch. Und ehrlich gesagt, wäre es mir auch lieber wenn du dich erstmal wenigstens heute noch ausruhen würdest. Die Gesundheit der Member geht allem vor. Das weißt du doch.“

„Aber es geht mir gut.“ Ich versuchte es noch einmal. Wobei ich wahrscheinlich lieber mit Nao reden sollte.

„Wo ist eigentlich der Rest und Saga?“ Irgendwie schien dieses Thema Tora gar nicht zugefallen.

„Was ist, hab ich was falsches gesagt?“ Er schüttelte den Kopf.

„Nein, schon gut. Die anderen Drei warten draußen auf dem Flur. Soll ich sie reinholen?“ Ich nickte und Tora stand erneut auf um zur Tür zu gehen.

„Kommt ihr rein? Shou ist aufgewacht.“ Nacheinander traten Nao, Pon und Saga ins Zimmer. Ich nahm nur am Rande war, wie sich Nao und Hiroto auf einen der Stühle setzten. Mein Blick galt einzig und allein dem Mann den ich liebte. Und eben dieser schien ziemlich mitgenommen zu sein. Er kam auch nicht näher sondern blieb hinter den Anderen stehen.

„Hey, wie geht es dir?“ Ich wandte meinen Blick von Saga ab und sah zu Pon. Jetzt nur nix falsches sagen. Vielleicht konnte ich das Konzert noch retten.

„Mir gehts eigentlich ganz gut.“ Ich konnte ja schlecht sagen, das es mir super blenden geht. Das würde mir Nao doch niemals glauben.

„Bist du sicher?“ Wieso wusste ich, dass Nao noch mal nachfragen würde?

„Ja ich bin mir sicher. Nao, ich glaub ich weiß selber wie ich mich fühle.“

„Gut, ich glaub dir das jetzt einfach mal. Außerdem hast du ja bis morgen Zeit, dich auszuruhen.“ Nao, du Mistkerl.

„Wieso bis morgen?“ Dumm stellen hilft vielleicht.

„Na weil du erst morgen aus dem Krankenhaus entlassen wirst.“ Nao guckte mich skeptisch an.

„Und das Shooting und der Gig?“ Ok, jetzt kam die bittere Wahrheit.

„Abgesagt. Ok, das Shooting ist bis jetzt abgesagt, beim Gig sind die Jungs vom Staff noch am arbeiten.“

„Aber wir können das Konzert nicht absagen. Denk doch mal an die Fans.“ Ich richtete mich weiter auf um meiner Meinung Nachdruck zu verleihen.

„Shou, bitte nicht wieder diese Diskussion.“ Nao stöhnte genervt auf.

„Bitte, ich kann es nicht mehr hören. Wieso müssen wir denn immer wieder über dieses Thema streiten? Ihr wisst alle, dass die Gesundheit eines Members höchste Priorität hat. Und jetzt ist Schluss mit dem Thema, sonst krieg ich Anfälle.“ Nao vergrub sein Gesicht hinter seine Hände.

„Aber ...“ Pon versuchte es anscheinend auch nochmal.

„Nein, Nein, NEIN!“ Nao sprang auf und stemmte seine Hände in die Hüfte.

„Es reicht jetzt. Der Nächste, der hier versucht, mich zu überzeugen, kann sich gleich in das freie Bett neben Shou legen. Grund: jede Menge Knochenbrüche.“ Oh nein, da war er wieder. Dieser einschüchternde Blick. Den bekamen wir immer, wenn Nao die Nase voll hatte. Und das war auch ein sicheres Zeichen, dass Nao keine weiteren Widerworte zu ließ. Das Konzert war damit gelaufen. Mir taten unsere Fans furchtbar leid. Zumal es der Auftakt der Tour gewesen wäre und damit immer etwas besonderes.

„Kann man dich wirklich nicht überzeugen?“ Ich setzte meinen berühmten Dackelblick auf. Wenn das nicht zog, dann wusste ich einfach keinen Rat mehr. Und tatsächlich, Nao wandte den Blick von mir ab, was mir zeigte, dass er diesem Blick nicht standhalten konnte. Doch zu seinem eigenen Pech, hatte Hiroto, den Nao jetzt anblickte, genau den selben Blick aufgesetzt. Er seufzte und sah anschließend zu Tora. Doch auch da guckten ihn nur treudoofe Augen an. Er schüttelte den Kopf.

„Nao? Wenn ich dir verspreche, dass ich mich so gut es geht schonen werde und nicht zuviel auf der Bühne rumhampel, lässt du uns dann gehen?“ Ich klimperte mit meinen langen Wimpern und hoffte, dass ihm das den Rest geben würde.

„Bitte, Nao.“ Pon.

„Geb dir nen Ruck, Nao.“ Tora und das obwohl es ihm auch lieber gewesen wäre, wenn ich noch etwas im Krankenhaus geblieben wäre.

„Denk an unsere Fans.“ Ich.

„...“ Saga schwieg mal wieder.

„Mein Gott, könnt ihr nerven.“ Nao ließ sich mit hängenden Schultern auf seinem Stuhl nieder. Ha, gewonnen.

„Ich geb auf. Ihr seid manchmal einfach unmöglich. Also gut. Aber Shou, du bleibst so lange hier im Krankhaus, bis wir dich für das Konzert abholen. Du wirst hier bleiben und dich ausruhen. Und wenn jetzt noch jemand widerspricht, dann fällt das Konzert flach.“

„Yes, Nao du bist gar nicht so schlimm.“ Hiro sprang ihm in die Arme.

„Also gut, aber jetzt wird es langsam Zeit, dass wir hier verschwinden, damit er sich ausruhen kann. Shou, ich verlass mich jetzt darauf, dass du im Bett liegen bleibst und keine Späße mehr treibst. Versuch dich ein wenig zu erholen und deine Gedanken zu ordnen.“ Ein böser Blick in Richtung Saga folgte. Saga selbst schien unter diesem Blick richtig klein zu werden. Was war passiert, nachdem ich ohnmächtig geworden bin?

„Saga?“ Allein diesen Namen auszusprechen jagte mir einen Schauer über den Rücken. Er sah auf und unsere Blicke trafen sich. Ich erschrack. Was war denn nur passiert? Er sah schrecklich aus. Seine Augen waren verquollen, als ob er eine halbe Ewigkeit geweint hätte. Die ganze Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Und die anderen Jungs schienen nicht gerade freundlich auf ihn zu sprechen zu sein.

„Kann Saga nicht hier bei mir bleiben? Mir ein bisschen Gesellschaft leisten?“ Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Saga zusammen zuckte.

„Ich weiß nicht. Mir wäre es lieber wenn Tora bei dir bleiben würde. Schließlich ist Tora mit der ganzen Situation vertraut, während Saga ... nun ja...“ Nao brach ab.

„Sag doch einfach, dass ich der Arsch bin, wegen dem Shou jetzt hier liegt. Oder traut ihr euch das jetzt nicht mehr?“ Sagas Ton war messerscharf.

„Was meinst du damit?“ Ich sah von einem zum anderen. Die hatten doch wohl Saga keine Vorwürfe wegen dem Ganzen gemacht?

„Nichts, ist nicht so wichtig.“ Tora winkte ab.

„Ich finde es schon wichtig, zu wissen was los war. Außerdem möchte ich mit Saga reden. Und zwar allein.“ Was zum Geier war hier los? Konnte mir denn nicht einer eine vernünftige Antwort geben?

„Shou, du hattest mir versprochen, dass du dich ausruhen und dir erstmal keine Gedanken über die Situation machen wirst. Also bleibt Tora hier.“

„Aber... ich will mit Saga sprechen.“ Das kann doch wohl nicht wahr sein.

„Das kannst du nach dem Konzert. So wir verschwinden jetzt. Ich muss dem Staff noch Bescheid geben, dass der Gig nun doch stattfinden wird.“ Nao erhob sich und ging zur Tür.

„Kommt ihr beiden?“ Er drehte sich noch einmal um und sah von Pon zu Saga. Während Pon sich noch von mir verabschiedete, ging Saga ohne ein Wort zu sagen.
 

„Tora? Was war los?“ Ich sah Tora eindringlich an.

„Ähmm, naja, nachdem du umgekippt bist, hat Nao erst mal dem Fahrer Bescheid gegeben, dass wir in ein Krankenhaus müssen.“ Ich verdrehte innerlich die Augen.

„Tora, ich wollte nicht wissen, wie ich im Krankenhaus gelandet bin sondern was mit Saga los ist. Und ich warne dich, wenn auch nur einer von euch Saga für irgendetwas die Schuld gegeben hat, dann werde ich richtig sauer.“

„Einer ist gut.“

„Nein, ihr habt nicht wirklich... . Sag mal spinnt ihr? Wenn Saga sich noch nicht zu meiner Krankheit äußern will, dann habt ihr das zu respektieren.“

„Es war nicht weil er nichts gesagt hat, sondern weil er einfach aufgestanden und gegangen ist. Er hat dich einfach allein gelassen und das obwohl er genau wusste wie sehr dich das treffen würde. Ich verstehe nicht wie du ihn trotzdem noch in Schutz nehmen kannst, nach allem was passiert ist.“

„Ich liebe ihn. Einen anderen Grund brauche ich nicht.“

„Shou, ich bin mir zur Zeit nicht wirklich sicher, ob du dich da nicht in was verrennst.“ Was sollte das denn jetzt?

„Ich verstehe dich nicht. Gestern abend, nachdem Saga mich erst geküsst und anschließend das Zimmer verlassen hat, da hast du gesagt, dass ich gut Chancen auf ein HappyEnd habe.“

„Da wusste ich ja auch noch nicht, was Saga für ein egoistischer Idiot ist.“

„Er ist kein egoistischer Idiot. Als ich heute morgen zum frühstück gegangen bin, da saß er in der Küche und hat geweint. Er hat geweint, weil es mir so schlecht ging. Glaubst du wirklich er würde das tun wenn ich ihm nichts bedeuten würde?“ Gut, ich geb zu der Grund weshalb Saga geweint hatte, war erfunden, schließlich wusste ich es nicht. Aber Tora wusste es auch nicht, also von daher.

„Er hat geweint?“ Tora schien tatsächlich überrascht zu sein.

„Er schien auch gerade den Eindruck zu machen, als hätte er sich die Augen ausgeheult.“ War Tora das denn gar nicht aufgefallen?

„Ich weiß. Ähmm ja, also nachdem wir ihn ziemlich zusammen gestaucht hatten, ist er vorläufig verschwunden. Ich weiß nicht, wie dass dann weiter gegangen ist, da ich ja dann hier auf dich aufgepasst habe. So wie er aussah, ist er wohl erst kurze Zeit bevor ich die Anderen reingebeten habe, wieder dazu gestoßen.“

„Tora, ich bitte dich inständig, misch dich da nicht mehr ein. Ich möchte das mit Saga allein klären. Ich will, dass er versteht, was er mir bedeutet und dass ich ihn über alles liebe. Ich will, dass er begreift, wie schwer es mir gefallen ist über meine Krankheit zu sprechen und wie weh er mir mit seiner Reaktion getan hat.“

„Ich glaub, dass weiß er bereits.“

„Nach dem Konzert will ich mit Saga reden. Und wehe jemand stört uns dann. Ich will endlich wissen, was er denkt und vorallem was er nun für mich fühlt.“ Ich hoffte inständig, dass Tora mich verstehen würde.

„Ist gut, ich werde den anderen Beiden dann Bescheid geben, dass Saga und du ungestört seid. Auch wenn ich immer noch dagegen bin. Obwohl, wenn ihr beiden euch endlich aussprecht, dann brauch ich vielleicht keine Angst mehr um dich haben. Dann kann Saga ja auf dich aufpassen. Oder du brauchst dann keinen Aufpasser mehr, weil du dann nicht mehr alleine bist und dass doch dann auch hoffentlich weißt.“

„Dann, dann, dann, dann..“ Ich lachte laut auf.

„Ich glaube, ich habe noch nie in meinem leben so viele danns in einem Satz gehört.“ Ich grinste ihn an.

„Ok, dir gehts wirklich wieder gut. Wir haben noch ca. 2 Stunden Zeit, bis wir abgeholt werden. Was machen wir jetzt?“

„Ich will raus aus diesem Zimmer. Lass uns ein wenig spazieren gehen.“ Ich schlug die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Allein der Gedanke an das Konzert in wenigen Stunden gab mir eine unheimliche Kraft. Ich mochte diese Vorfreude. Das tat ich schon immer.

„Du solltest eigentlich im Bett bleiben.“ Ich sah zu Tora und zog einen Schmollmund.

„Du klingst schon genau wie Nao. Jetzt stell dich nicht so an. Merkt doch keiner.“ Tora schüttelte nur noch mit dem Kopf, reichte mir dann jedoch meine Sachen, damit ich mich anziehen konnte.
 

Wir entschieden uns dafür in den kleinen Park zu gehen und uns, wenn wir denn einen Eiswagen finden, uns auch ein Eis zu gönnen.
 

tbc...

Kapitel 6

„Dankeschön. Ihr seid einfach großartig.“ Ich strahlte ins Publikum und genoss den Applaus. Die Anderen legten ihre Instrumente weg, Nao kam von seinem Drum-Pult vor gehüpft und wir verabschiedeten uns von unseren Fans in alter Alice Nine. Manier. Das Konzert war wirklich fantastisch gewesen. Die Band war wieder ein Herz und eine Seele, zumindest wirkte es so. Während dem Gig war alles wie immer. Hier ein kleiner Spaß dort eine verführerische Berührung. Einzig und allein Saga hielt einen gewissen Sicherheitsabstand zu mir. War für das Konzert vermutlich auch besser so. Wenn ich heute mit Saga hätte Fanservice machen müssen, wäre meine Fassung wahrscheinlich schnell flöten gewesen. Und ob ich mich so schnell hätte wieder fangen können, bezweifel ich einfach mal.
 

Erschöpft, aber glücklich und zufrieden stieg ich die kleine Treppe von der Bühne in den Backstagebereich runter. Von unten funkelten mich jedoch schon zwei mehr als verärgerte Augen an, sodass ich abrupt auf dem kleinen Treppchen stehen blieb. Saga, der zu meinem Pech oder Glück, hinter mir war, stieß dabei versehntlich gegen mich, sodass ich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte und in Naos Arme geflogen wäre, hätte Saga nicht blitzschnell reagiert und mich am Arm festgehalten. Die Stelle, an der er mich berührte brannte wie Feuer. Eine angenehme Hitze durchschoss meinen Körper. Doch leider war seine Hand schon nach wenigen Sekunden wieder verschwunden.

„Ich kann mich ganz schwach daran erinnern, dass du gesagt hast, du würdest während dem Konzert einen Gang runterschalten.“ Innerlich verdrehte ich die Augen. Typisch, Nao. Wieso konnte er nicht einmal drei gerade sein lassen. Ihn zu beschwichtigen würde nichts bringen, ebenso wenig irgendwelche Rechtfertigungen.

„Du hättest dir doch denken können, dass Shou mit Sicherheit genauso sein wird wie immer.“ Pon, der sich an Saga und mir vorbeigeschoben hatte und nun an Nao vorbei musste, bekam für dieses Kommentar einen Schlag in die Rippen.

„Aua, Mensch das tut doch weh.“ Er rieb sich die schmerzende Stelle, streckte Nao die Zunge raus und verkrümelte sich in die Gaderobe.

„Gut, dann weiß ich, dass ich das nächste Mal nicht nachgeben werde.“ Nao streckte die Nase in die Luft, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.

„Der wird auch immer schlimmer. Wer hat den eigentlich zum Leader gemacht?“ Ich drehte mich um und sah wie Saga kopfschüttelnd hinter Nao hersah. Ich musste grinsen.

„Naja, von uns wollte ja keiner und Nao war bei der Abstimmung nicht dabei gewesen. Und du weißt ja, es trifft immer den der sich nicht wehren kann.“ Sagas Blick wandte sich von unserem verärgtem Leader ab und blieb an mir hängen. Gott ich hätte sterben können. Diese Augen.

„Geht es dir wirklich wieder besser?“ Ich nickte vorsichtig.

„Shou bitte es tut mir leid. Ich ...“ Ich ging eine der Stufen wieder nach oben, sodass ich nun unmittelbar vor Saga stand und legte ihm einen Finger auf die weichen zarten Lippen.

„Wir reden später.“ Ich sah an seinem Blick, dass er verwirrt war. Trotzdem beließ ich es dabei und folgte Hiroto in die Gaderobe um mir meine Sachen zu holen und unter die Dusche zu hüpfen.
 

„ALLE SOFORT INS ESSZIMMER!!“ Ich war gerade dabei nach meinem Songbook zu kramen, als Naos Stimme zu mir durchdrang. Tora, der sein Kissen aufschüttelte, und Pon, der PSP zockte, zuckten beide zusammen.

„Hat der sie noch alle? Der kann uns doch nicht so erschrecken.“ Pons Stimme zitterte. Ach, unser kleines verschrecktes Häschen.

„Gehen wir lieber, bevor der nochmal so rumbrüllt und wir noch Tinitus kriegen.“ Tora ließ sein Kissen aufs Bett fallen und sah uns beide nacheinander an.

„Sagt mal, wo steckt eigentlich Saga?“ Pon guckte im Schlafzimmer rum und zog Sagas Gardine zurück.

„Hier ist er jedenfalls nicht.“

„Er ist vorhin bereits in der Küche gewesen.“ Ich hörte auf zu kramen und ging nach unten. Tora und Pon folgten mir. Wir ließen uns alle am Esstisch nieder und warteten darauf was Nao uns zu sagen hatte. Der stand vor dem Tisch und guckte uns einen nach dem Anderen der Reihe nach an. Dieser Blick konnte einem wirklich Angst machen. Ich ahnte bereits um was es gehen würde.

„So reden wir doch nochmal Klartext, denn anscheinend hat der ein oder andere den Ernst der Lage nicht so ganz begriffen. Shou, wenn ich dir sage, dass du dich schonen sollst, dann meine ich das auch so. Und damit meine ich nicht nur auf der Bühne, sondern auch, dass du hättest im Bett bleiben sollen und nicht draußen rumspazieren.“ Woher wusste er, dass ich mit Tora spazieren war?

„Tora, ich hatte mich darauf verlassen, dass wenigstens du mit denken und Shou von seinen Dummheiten abhalten würdest. Da hätte ich ja gleich Pon da lassen können. Dann wäre wenigstens das ganze Krankenhaus im Chaos untergegangen.“

„Was soll das denn jetzt heißen?“ Pon schien gar nicht darüber erfreut zu sein, dass Nao ihn für weniger vertrauenswürdig hielt.

„ Klappe, jetzt rede ich. Ich erwarte von jedem Einzelnen von euch, dass ihr euch ab jetzt an das haltet was ich euch sage. Wenn nicht, wenn auch nur einer von euch meint, er könne tun und lassen was er will, dann werde ich Shous Krankheit dem Management melden. Und ihr wisst alle was das bedeutet. Shou wird eine Therapie machen, während der Rest von uns vor Langerweile zu Grunde gehen wird.“

„Nao, dass kannst du nicht tun. Bitte, das Managment darf nichts davon erfahren.“ Der hat sich wohl den letzten Rest Verstand aus dem Hirn gedrummt.

„Mein Gott, Nao wir haben es begriffen. Aber uns hier zu erpressen finde ich ziemlich mies.“

„Saga hat Recht. Ich geb zu, ich hätte besser auf Shou aufpassen sollen, aber frische Luft hat ihm gut getan. Guck ihn dir doch an, der strotzt nur so vor Elan.“ Tora deutete auf mich und ich setzte mein strahlenstes Lächeln auf.

„Mag ja sein, aber ich hab keine Lust hier ständig gegen eine Wand zu reden. Versteht ihr nicht, dass Shou schwer krank ist und unter Beobachtung gehört?“

„Nao, bitte du machst dir zuviele Sorgen. Ich weiß, dass ich krank bin und das ich Hilfe brauche, aber indem du mich einspeerst hilfst du mir nicht. Im Gegenteil, soll ich auch noch Platzangst kriegen?“ Mir war klar, dass sich meine Freunde sorgen machten, aber ich wollte deswegen nicht anders behandelt werden als sonst auch.

„Ok, ok. Vielleicht übertreib ich etwas, aber weißt du wie du mich geschockt hast, als du einfach umgekippt bist? Weißt was wir für Ängste durchstehen mussten in der Zeit in der du ohnmächtig gewesen bist? Nein, tust du nicht. Ich habe den Eindruck, du nimmst das ganze auf die leichte Schulter. Aber wenn wir jetzt einmal alle hier sind. Was ist zwischen dir und Saga vorgefallen, dass du auf einmal so auf ihn reagierst? Glaubt ihr beide ich bin blind? Klärt das gefälligst und zwar schnell.“

„Nao, Schätzchen, das nennt man in der Umgangssprache Liebe.“

„Du warst auch schon mal taktischer, Tora.“ Ich konnte förmlich sehen, wie Nao und Pon die Augen aus dem Kopf fielen.

„Liebe??“ Nao war völlig perplex.

„Weißt du, Liebe ist ein starkes Gefühl der Zuneigung zwischen zwei Menschen.“ Da war er wieder, mein Saga.

„Ich weiß selber, was das Wort Liebe bedeutet. Ihr seid ein Pärchen?“ Sind wir das?

„Nao, wäre es möglich, wenn sowohl du, als auch Pon sowie Tora, sich einfach mal aus der Sache raushalten könnten?“ Bitte ich wollte doch nur mit Saga allein sein und mit ihm in Ruhe über alles sprechen.

„Wieso hören wir nicht einmal auf Nao und lassen Shou und Saga allein, damit sie alles klären können?“ Tora erhob sich.

„Aber die können doch auch alles klären, wenn wir dabei sind.“

„Sag, mal Pon, bist du so doof oder tust du nur so?“ Ich musste mir ernsthaft ein Lachen verkneifen.

„Ich bin weder doof noch tu ich so. Ich finde es nur unfair, wenn du und Shou Geheimnisse vor uns haben.“

„Raus hier, bevor ich mich vergesse!“ Muss denn ständig immer über alles diskutiert werden?

„Was denn Shou? Mit so sinnlosen Diskussionen muss ich mich jeden Tag rumschlagen. Aber Tora hat Recht. Wir lassen euch beide mal lieber alleine. Ich hoffe das ihr das miteinander klären könnt, denn auf Dauer wird das belastend für die Band.“ Endlich, Nao die Stimme der Vernunft. Unser alles geliebter Leader erhob sich damit auch und zog Pon gleich mit sich.
 

Endlich allein. Allein mit IHM. Und jetzt? Was mach ich jetzt? Ich atmete tief durch um etwas zu sagen.

„Shou, ich glaub ich hab großen Mist gebaut.“ Ok, Saga fängt an.

„Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen. Es ... es war einfach dumm. Ich wollte dir nicht weh tun. Ich wollte nicht, dass du zusammen brichst. Ich hab mir die ganze Zeit schwere Vorwürfe gemacht.“ Er rutschte näher an mich und ich näher an ihn. Ich konnte seine Wärme fühlen.

„Saga, warum bist du dann einfach gegangen? Ich hatte gehofft, dass gerade du mich dann unterstützt, nachdem was du gestern abend zu mir gesagt hast.“ Ich wollte ihm keine Vorwürfe machen, aber die Antwort interessierte mich dann doch.

„Ich weiß, ich weiß. Ich war in dem Moment einfach überfordert. Als du gesagt hast, dass es manchmal soweit geht, dass du dir selber weh tust, da ... das war einfach zu viel. Ich verstehe nicht, wie sich eine so wundervolle Person wie du sich sowas antun kann. Ich hatte furchtbare Angst um dich, Shou. Außerdem, warum hast du nicht schon viel früher was gesagt?“ Nein, bitte nicht schon wieder.

„Ich hatte Angst, du könntest dich von mir abwenden. Ich wusste doch nicht, dass du für mich dasselbe empfindest wie ich für dich. Ich wollte einfach nicht, dass du siehst wie schwach und hilflos ich bin. Ich hatte immer den Eindruck, dass du auf Männer stehst, die selbstbewusst sind.“ Er legte den Arm um mich.

„Shou, wenn ich gewusst hätte, dass du jemanden brauchst, der dir Sicherheit gibt, dann hätte ich doch viel früher was gesagt.“

„Warum hast du das eigentlich nicht? Was hat dich davon abgehalten?“ Mir war die Frage gerade in den Sinn gekommen. Und so falsch war die doch gar nicht.

„Ähmm, um ehrlich zu sein. Ich wusste nicht, wie ich dir das sagen sollte. Ich hatte nicht den Eindruck, dass du was für mich empfindest, also außer Freundschaft meine ich. Ich wollte dich durch ein unüberlegtes Liebesgeständnis nicht verlieren. Ich wusste doch nicht wie du reagieren würdest. Aus dir werd ich einfach nicht schlau. Zudem hat mich dein enges Verhältnis mit Tora abgeschreckt. Es hat auf mich den Eindruck gemacht, dass zwischen euch beiden mehr als nur Freundschaft ist. Außerdem bin ich nicht jemand, der gerne Liebesgeständnisse macht.“

„Stimmt, dein Liebesgeständnis mir gegenüber war nicht gerade romantisch. Aber ich habe nie etwas anderes als Freundschaft für Tora empfunden. Er ist aber eben nunmal derjenige, den ich am längsten kenne und vorallem, der mich am längsten kennt. Ich kann mich ihm einfach schneller öffnen.“

„Ich weiß jetzt auch, dass es dumm war, sowas zu denken. Außerdem wäre mein zweites Geständnis wesentlich angenehmer gewesen, wenn wir nicht unterbrochen worden wären.“ Auch wieder wahr. Ich erinnerte mich, dass wir dabei waren uns zu küssen. Ich blickte in seine Augen. Ein Grinsen hatte sich auf seine verlockenden Lippen geschlichen. Seine zweite Hand griff nach meinem Kinn und schob es so, dass sich meine Lippen fast auf seinen befanden.

„Ich liebe dich, Shou. Bitte verzeih mir, dass ich so ein Idiot gewesen bin. Ich werde ab jetzt immer auf dich aufpassen. Du brauchst keine Angst mehr haben, denn ab jetzt wirst du nicht mehr allein sein.“ Er kam näher. Ich schloss die Augen und zog die Luft ein. Sein Geruch war so betörend.

„Ich liebe dich doch auch, Saga. Bitte küss mich endlich.“ Und er tat es. Seine Lippen pressten sich auf meine. Ich legte meine Arme um seinen Hals und zog ihn an mich. Dieser Geschmack, diese warmen weichen Lippen. Ein Gefühl nach dem ich süchtig werden konnte und wollte. Ich zog ihn näher an mich. Seine Hände legten sich auf meinen Rücken und fingen an über diesen zu streicheln. Ich versuchte noch näher an ihn zu rutschen, was sich jedoch auf Grund des blöden Tisches und dem wenigen Platz nicht mehr bewerkstelligen ließ.

„Saga, weißt du wie lange ich mich schon danach gesehnt habe, dich so nah bei mir zu spüren?“ Wir hatten den Kuss gelöst und ich lehnte mich an seine Schulter. Meine Beine legte ich auf das Sofa, sodass ich nun mehr lag als saß.

„Weißt du ob wir noch Wein im Kühlschrank haben?“ Saga küsste meine Schläfe und sah mich dann an.

„Weiß nicht. Guckst du mal nach?“ Er grinste mich erneut an und stand auf um zum Kühlschrank zu gehen. Er holte einen Flasche Rotwein raus, stellte diese auf die Anrichte, bevor er anfing nach dem Korkenzieher zu kramen. Auch den fand er bereits nach wenigen Sekunden. Er überlegte, fing dann wieder an zu suchen bevor er zwei Kerzen aus eine der Schubladen zog und diese auf zwei kleine Teller festmachte. Ich lächelte. Er stellte die zwei Kerzen auf den Tisch und zündete sie an. Ich lächelte. Wieso war mir nie aufgefallen, dass Saga so romantisch sein konnte? Er knipste das Licht aus und kam dann mit der mittlerweile geöffneten Weinflasche und zwei Weinkelchen, die er zuvor aus dem Schrank geholt hatte, wieder zu mir und setzte sich neben mich. Ich muss gestehen, dass ich positiv überrascht war, was wir so alles im Tourbus hatten.

„So ist das Ganze doch wesentlich angenehmer.“ Er schenkte mir den Wein ein und reichte mir den Kelch. Nachdem er auch sich Wein eingeschenkt hatte, stießen wir an.

„Auf was wollen wir denn trinken?“

„Mhmm, auf uns?“ Saga lachte leise.

„Du bist einfach zu goldig.“ Wir nahmen beide einen Schluck und sahen uns dabei tief in die Augen. Ich fühlte ein erotisches Knistern. Zu gerne würde ich Saga jetzt noch näher spüren, mich meinem Verlangen nach ihm einfach hingeben. Doch es war wahrscheinlich taktisch eher unklug für eine Beziehung sofort am ersten Abend miteinander ins Bett zuhüpfen.

„Woran denkst du?“ Saga sah zu mir runter, da ich in der Zwischenzeit meinen Kopf in seinem Schoß gebettet hatte.

„An dich.“ Woran sollte ich auch sonst denken?

„Solche Sehnsucht nach mir gehabt, dass sogar jetzt noch an mich denken musst, obwohl ich hier in deiner Nähe sitze?“ Ich nickte und schloss die Augen. Saga hatte wieder begonnen meinen Körper zu streicheln. Seine starken Hände waren so zärtlich und sanft, dass sich schon nach kurzer Zeit eine Gänsehaut bei mir bildete. Es war wie im Traum. Der Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte, der Mann den ich die ganze Zeit nur von weitem angehimmelt hatte, dieser Mann hatte mir vor ca. einer halben Stunde nochmals seine Liebe gestanden und saß nun hier mit mir und wir tranken Wein und unterhielten uns, während er mir die Zärtlichkeiten gab, nach denen ich mich so lange gesehnt hatte. Ich fühlte mich unheimlich wohl in seiner Nähe und vorallem geborgen. Eine mir noch unbekannte Ruhe machte sich in mir breit. War das das Gefühl wenn man nicht ständig in Angst lebte? Ich wusste, dass jetzt alle zu mir standen und mich beschützten. Doch am wichtigstens war es mir, dass Saga auf mich aufpasste.
 

Ich wusste nicht wie lange wir beide da saßen und uns unterhielten, aber es war mit Sicherheit ziemlich lange. Saga erzählte mir viel von sich, von seiner Kindheit, von seiner Familie und von dem Rest seines Lebens an dem ich nicht teilgenommen hatte. Während dieser Zeit merkte ich, wie wenig ich eigentlich von ihm oder auch von Nao und Pon wusste. Einzig und allein Tora kannte ich sehr gut, kannte seine Vergangenheit, seine Familie, seine Vorlieben und seine kleinen sehr gut versteckten Macken.

Auch ich erzählte Saga von mir. Davon wie diese Attacken angefangen hatten, davon wie schwierig es war, es auch vor meinen Eltern zu verheimlichen und wie sie es am Ende doch rausgefunden hatten. Wie mich meine Eltern zur Therapie geschickt hatten, in der Hoffnung, dass ich geheilt wurde. Und doch versagte die Therapie. Ich erzählte, wie viel Angst meine Eltern seit diesem Tag um mich hatten. Wie meine Eltern mich auf ein spezielles Internat geschickt hatten und noch so einiges mehr.
 

„Seit ihr immer noch wach? Habt ihr denn keine Uhr?“ Nao kam rein und guckte uns beide nacheinander entsetzt an.

„Und den guten Wein habt ihr einfach ohne uns getrunken.“

„Ähmm, also zu deiner ersten Frage, jupp wir sind noch wach. Zu deiner zweiten Frage, nein, wir haben keine Uhr. Und was deine Feststellung bezüglich des Weines betrifft, da stand kein Name drauf, ergo haben wir gedacht, das sei Gemeinschaftseigentum.“ Saga zuckte mit den Schultern. Somit war dieses Thema für ihn erledigt.

„Wie spät ist es denn?“ Jetzt wo Nao es erwähnte, ich fühlte mich tatsächlich müde.

„Kurz nach Vier Uhr nachts.“ Ich schreckte hoch. Wie jetzt schon so spät?

„Ich glaube wir sollten wirklich langsam ins Bett gehen.“ Saga war also derselben Ansicht. Er stand auf, räumte die Gläser weg und machte das Licht an. Ich erhob mich ebenfalls und löschte die Kerzen.

„Ich geh noch kurz ins Bad. Dann komm ich auch ins Bett.“ Saga bog ab, während Nao und ich ins Schlafzimmer gingen, wo ich mich fix im Dunkel umzog und mich dann in Sagas Koje kuschelte. Alles hier roch nach Saga. Nach seinem Parfum und vorallem nach ihm. Ich zog einen Zipfel der Decke näher an mein Gesicht und schnupperte daran. Das war an sich zwar völlig bescheuert und trotzdem genoss ich es.

„Shou, wo steckst du? Wieso bist du noch nicht in deinem Bett?“ Saga war anscheinend auch in den Schlafraum getreten.

„Ich bin in deinem Bett. Hier ist es viel schöner.“ Ich grinste in die Dunkelheit.

„Was? Hey, dass ist nicht fair. Ich wollte mich gerade zu dir legen.“ Saga kam dann jedoch zu mir und zog mir die Decke weg.

„Hee das ist doch kalt. Gib die Decke wieder her.“ Ich fing an aus Spaß zu quengeln.

„Rutsch, doch einfach. Wir haben hier beide genug Platz.“ Ich rutschte wirklich sodass Saga sich neben mir legen konnte. Ich fühlte glatte, warme, weiche Haut. Saga trug demzufolge kein Shirt, was mich doch etwas nervös machte. Er legte den Arm um meine Hüfte und zog mich an sich. Ich sog die Luft scharf ein. Ob ich so schlafen konnte? Ich fühlte mich gerade wie ein kleines frischverliebtes Schulmädchen.

„Liegst du bequem, Shou?“

„Mhmm. Ja aber du machst mich irre.“ Ok, das war jetzt sicherlich etwas unklug. Wobei, wir beide waren doch jetzt ein Paar, da durfte man seinem Partner durchaus mal solche Komplimente machen.

„Soll ich mir was drüber ziehen?“ Ich dachte kurz nach. Wollte ich wirklich, dass er sich etwas anzog?

„Nein, lass ruhig. Es ist nur etwas ungewohnt. Aber ich hoffe, dass ich noch öfter in diesen Genuss kommen werde.“

„Keine Angst, ich werd schon dafür sorgen, dass du das hier noch öfter genießen kannst.“ Wieder ein kurzer Kuss an der Schläfe. Saga schien es zu mögen mich da zu küssen.

Ich kuschelte mich ganz dicht an ihn und gab ihm auch noch einen kurzen Kuss.

„Schlaf gut Saga.“

„Du auch Shou.“
 

Als ich wenige Stunden später aufwachte, weil irgend so ein nerviges Vieh ständig an mir rumzerrte, hatte ich natürlich entsprechende Laune.

„Herr Gott, Shou, jetzt wach endlich auf. Wir müssen uns fertig machen für das Interview.“ Ich grummelte. Welcher Trottel legte bitte ein Interview mitten in die Nacht? Das war doch unmenschlich. Ich zog die Decke weiter über meinen Körper und drehte mich weg.

„Nix da. Du stehst mit auf. Wer bis vier Uhr früh wach bleiben kann, der kann jetzt auch aufstehen.“ Naoooooo, lass mich doch einfach in Frieden. Ich krallte meine Finger in die Decke, da dieser nervtötende Kerl diese mir gerade wegziehen wollte.

„Gut, dann werd ich mal andere Geschütze auffahren.“ Ich horchte auf. Der wollte doch wohl nicht....

„Toraaaaaaaa???? Komm mal, Shou will nicht aufstehen.“ Oh doch, er wollte. Schnell schlug ich die Decke zurück und setzte mich auf. Toras Weckmethode war nämlich alles andere als angenehm zumindest für den der noch halb schlief. Wogegen ich immer noch der festen Überzeugung war, dass Tora auf diese Art seine sadistische Ader auslebte.

„Na bitte geht doch. Du bist in 15 Minuten fertig in der Küche oder ich sorge dafür, dass du morgen mehr als liebevoll geweckt wirst.“ Ich nickte langsam, zu sehr war ich noch im Schlaf gefangen, als dass ich hätte entsprechend antworten können.
 

Nachdem Nao verschwunden war, gähnte ich ausgiebig und streckte und räkelte mich gemütlich in Sagas Koje, dabei merkte ich natürlich nicht, dass ich beobachtet wurde.

„Wenn du jetzt noch anfängst zu schnurren, schenk ich dir zum Geburtstag eine schickes goldenes Halsband mit Glöckchen und Namensschild.“ Ich blickte auf und sah wie mich zwei schelmisch guckende Augen interessiert musterten. Wieder umspielte ein hinterhältiges Grinsen diese vollen Lippen.

„Du bist gemein. Außerdem, ich schnurre doch nicht für jeden.“ Ich schwang meine Beine aus dem Bett, sodass ich nun direkt an der Kante saß.

„Ich bin ja auch nicht jeder.“ Er beugte sich zu mir runter und legte sanft seine Lippen auf meine. Wieder war ich betört von diesem Gefühl. Er bewegte seine Lippen hauchzart auf meinen. Wieder überkam mich der Wunsch, mich ihm jetzt einfach hin zugeben. Ich legte meine Arme um seinen Hals, doch schon wenige Sekunden nachdem ich das getan hatte, löste sich Saga von mir. Ich gab einen missbilligenden Laut von mir.

„Wir werden schon noch mal die Gelegenheit haben, die traute Zweisamkeit zu genießen. Aber jetzt musst du dich beeilen, die Anderen warten schon unten. Ich bin mir momentan nämlich nicht sicher, zu was Nao derzeit alles in der Lage ist.“ Er strich mir noch kurz über die Wange und verließ dann ebenfalls wieder den Raum.
 

Ich grummelte still in mich rein, stand dann jedoch auf und kramte nach ein paar Klamotten, die ich für den Tag anziehen wollte, bevor ich mich ins Bad begab und mich dort kurz wusch und fertig machte. Naja so gut es eben ging, in dem kleinen Ding und in der kurzen Zeit.

„Shouuuu, komm endlich.“ Ich verdrehte die Augen. Früchstück würde demzufolge also ausfallen. Ich zupfte noch meine Haare zurecht und warf meinem Spiegelbild einen lasziven Blick zu. Das musste einfach sein.
 

„Wird ja auch langsam mal Zeit. Heute gehst du früher ins Bett.“ Wieso musster der immer mit mir reden als wäre ich ein Kleinkind?

„Können wir dann? Wir sind sowieso schon etwas zu spät.“ Unser Manager guckte kurz auf seine Uhr.

„Psss, Pon. Was ist das für ein Interview? Radio, Magazin oder Fernsehen?“ Er guckte mich verwirrt an.

„Ich hab nicht auf den Plan geguckt.“ Ich geb zu, meine Entschuldigung war mehr als lahm. Aber hey, gestern war alles andere als ein ruhiger Tag, da kann man den Terminplan schon mal links liegen lassen.

„Das ist ein Radiointerview Shou. Und ich hoffe, dass du dich zusammenreißen wirst.“ Muss Nao denn auch wirklich alles hören? Ich nickte. Vielleicht war es einfach besser, wenn ich jetzt mal den Mund hielt. Wir wurden in den Maskenraum gelotst wo wir nochmal kurz überpudert wurden bevor wir uns in den Aufnahmeraum zitiert wurden. Das Interview war an sich völlig normal. Nix besonderes. Die Fragen waren die üblichen, die immer gestellt wurden wenn man auf Tour war. Der ganze Spaß ging ungefähr eine Stunde. Anschließend durften wir oder besser ich endlich etwas essen. Wir hatten eine Stunde Zeit bevor wir zu einem weiteren Interview, diesmal für ein Magazin, mussten. Auch dieses Interview war relativ schnell zu Ende und wir fuhren zur Halle. Hier angekommen wurden wir auch direkt zum Soundcheck gejagt. Da jedoch leider die Technik nicht richtig funktionierte, war die sowieso schon angespannte Stimmung, recht schnell ganz im Keller.
 

„Wenn dieser Mist bis heute Abend nicht funktioniert, können wir das gesamte Konzert absagen. Wieso wurde das auch nicht vorher geprüft?“ Unser Manager rannte vom einen Ende der Halle zum anderen nur um jeden der ihm in die Quere kam anzumeckern. Wir warfen uns lediglich Blicke zu die allesamt an Nao haften blieben. Wenn einer wusste wie man sich jetzt am besten verhalten sollte, dann Nao. Doch dieser zuckte lediglich mit den Schultern. Danke, das ist jetzt wirklich mehr als hilfreich. Ich blickte kurz zu Saga, der war jedoch mit seinem Bass beschäftigt.

„Was ist denn nun zwischen dir und Saga?“ Hiroto hatte sich neben mich gestellt, die Gitarre lässig herunterhängend, und guckte zwischen Saga und mir hin und her.

„Wie meinst du das?“ Hatte Pon denn gestern Abend nicht richtig zu gehört?

„Naja, so richtig schien das Ganze ja noch nicht geklärt gewesen zu sein.“ Er guckte mich fragend an.

„Aber jetzt ist es geklärt. Saga und ich sind zusammen. Mehr brauchst du nun wirklich nicht zuwissen.“ Ich grinste Pon an welcher nun doch leicht schmollte. Ich wusste doch wie neugierig unser Nesthäckchen war und ihm sowas vorzuenthalten, machte ihn immer nur noch neugieriger.

„Shou, Hiro, wir fangen noch mal von vorne an. Vielleicht klappts ja jetzt.“ Ich nickte, schnappte mir mein Mikro und horchte auf die Musik die einsetzte nachdem Nao den Takt angegeben hatte. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf den Gesang. Wie von alleine begann ich zu singen. Wie sehr ich es liebte auf der Bühne zu stehen und zu singen. Es war jedes Mal aufs Neue einfach nur ein unheimlich berauschendes Gefühl. Wie in Trance brachte ich den ersten Song zu Ende.

„Na bitte, geht doch. Das einzige war noch richtig eingestellt werden muss, ist Sagas Bass. Der geht irgendwie unter. Die Gitarren sind zu stark.“ Ich steckte das Mikro in seine Halterung und drehte mich zu den Anderen um.

„Brauchen wir denn unbedingt den Bass?“ Tora hüpfte schnell nach vorne um sicher zu gehen, dass aus Sagas Richtung nicht irgendetwas geflogen kam.

„Noch so einen Spruch und du kannst heute abend beides spielen.“

„Seid doch nicht immer so gemein zueinander.“ Ich schüttelte den Kopf. Also manchmal benahmen sich die Beiden wie Kleinkinder.

„Wieso wundert mich das jetzt nicht, dass du Saga in Schutz nimmst?“ Tora grinste mich frech an.

„Kann ich dir sagen. Weil wir beide ein Pärchen sind.“ Saga streckte ihm die Zunge raus und zwinkerte mir dann zu. Ich lächelte zurück.

„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht ob ich dass so gut heißen soll.“ Nao stand auf und kam von seinem Drumpult hervor.

„Wie darf ich das denn jetzt verstehen? Gestern sagtest du noch, dass wir beide das klären sollten, jetzt ist es geklärt und du bist wieder nicht zufrieden.“ Saga zog elegant eine seiner Augenbrauen nach oben.

„Jungs, wir haben Soundcheck. Über eure Liebesprobleme könnt ihr reden, wenn wir hier fertig sind.“ Einer vom Staff scheuchte uns also wieder an die Arbeit, ohne dass wir eine Antwort von Nao bekamen.

„Der Bass ist immer noch zu schwach. Stellt doch endlich mal jemand das richtig ein.“ Ich seufzte. Das Schlimmste was bei einer Tour schiefgehen konnte, war wenn die Technik nicht richtig funktionierte. Und heute schien mal wieder der Bass dran zu sein. Meistens ging das dann leider auch Reih um. Soll heißen heute geht der Bass nicht, morgen eine der Gitarren und übermorgen mein Mirko oder mein In-Ear, welches ganz gerne mal schrill fietschende Töne von sich gab. Es dauerte noch ungefähr eine halbe Stunde bis alles so halb wegs in Ordnung war und auch unser strenger Tourmanager uns aus dem Soundcheck entließ.
 

Erschöpft ließ ich mich anschließend auf dem Sofa in unserer Gaderobe nieder. Saga setzte sich wenige Minuten später neben mich und reichte mir dabei ein Päckchen Sojamilch. Ich lächelte ihn an und nahm diese Köstlichkeit an mich.

„Danke. Genau das brauch ich jetzt.“ Ich beugte mich kurz zu ihm und küsste ihn zärtlich auf die Wange.

„Sucht euch ein Zimmer.“ Tora ließ sich auf dem Sessel uns gegenüber nieder, seine Augen blitzten richtig.

„Naooooo, kommst du mal bitte?“ Saga drehte sich suchend nach unserem Drummer um.

„Warte doch mal. Ich kann auch nicht hexen.“ Ich schaute fragend zu Saga. Was wollte er denn von Nao? Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir jedoch nicht, da Nao bereits mit einem Becher voll Kaffee in der Hand sich zu uns gesellte.

„Was gibts?“ Nao schaute uns der Reihe nach an und schlürfte genüßlich an seiner warmen Droge.

„Was meintest du vorhin mit, »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gutheißen soll«?“ Aha, das wollte er also.

„Naja, denk doch mal nach. Ihr beide seit in einer Band. Wenn ihr euch mal streitet dann hat das Konsequenzen für uns alle und nicht nur für euch. Ich habe keine Lust Alice Nine. wegen einem Liebesdrama innerhalb der Band aufzugeben.“ Ich dachte mir schon das sowas von Nao kommen würde.

„Aber gestern sagtest du noch, dass wir das klären sollen. Wir haben geklärt und nun passt es dir auch wieder nicht. Erklär mir das mal!“ Saga verschränkte die Arme vor der Brust. Das tat er immer wenn er sauer oder verärgert war.

„Um ehrlich zu sein, ich hatte irgendwie gehofft, dass sich das alles in Wohlgefallen auflösen würde. Ich mein, wir haben genug mit Shous Krankheit zu tun, da brauchen wir es nicht auch noch, dass Shou wegen Liebeskummer zusammenklappt.“

„Was macht dich so sicher, dass Shou unter Liebeskummer leiden wird, wenn ich mit ihm zusammen bin?“ Sagas Ton wurde von mal zu mal schärfer. Ich hielt mich erstmal bedeckt, da ich Naos Sorge durchaus verstehen konnte, jedenfalls zum Teil.

„Ähmm also...“ Nao wirkte mit einem Mal verunsichert. Klar, wenn Saga wütend wurde, dann konnte das zu leichten Komplikationen führen.

„Alsoooo...? Also was?“ Sagas Augen blitzten gefährlich auf.

„Ja also, wenn ich mich richtig erinnere bist du nicht der Typ Mann, der sich in Beziehungen besonders wohl fühlt.“ Nao rutschte etwas weiter nach hinten in seinem Sessel. Es machte fast den Eindruck als würde er nur so auf einen Ausbruch von Saga warten.

„Wieso in aller Welt denken alle, das ich beziehungsunfähig bin? Wenn mir jemand am Herzen liegt und diese Person auch wirklich liebe, dann kann ich durchaus eine Beziehung führen.“ Saga war etwas lauter geworden sodass ich ihm meine Hand auf den Arm legen musste um ihn halbwegs ruhig zu halten.

„Saga bitte, beruhig dich. Was Nao versucht zu sagen ist einfach, dass Shou auf Grund seiner Krankheit sowieso schon instabil ist und eine Liebeskrise mit Sicherheit nicht gerade das ist was er jetzt am meisten braucht.“ Tora mischte sich ein um wenigstens halbwegs für Ruhe zu sorgen.

„Ich glaub das jetzt alles nicht. Bin ich jetzt wieder hier der Doofe, der alle in die Verzweiflung treibt?“

„Saga, ich glaube nicht, dass es jetzt so gemeint war.“ Ich nahm meine Hand von seinem Arm und legte diese dann auf sein Bein, das ich anfing langsam zu streicheln. Ich hoffte einfach mal, dass ihn diese Zärtlichkeit etwas beruhigte.

„Toll du bist also auch auf deren Seite.“ Saga versuchte aufzustehen, was ich dann doch zu verhindern wusste.

„Saga. Bitte, ich glaub nicht, dass das hier irgendwas bringt. Und was euch beide betrifft, ich kann gut selbst entscheiden mit wem ich zusammen sein will. Und das ist Saga. Ich weiß auch, dass seine Vergangenheit gegen ihn spricht, aber wenn ich auf die Nase falle, dann will ich das alleine. Und außerdem, um mal auf unser Anfangsthema zurück zukommen, glaubt ihr beide wirklich, dass Saga so blöd ist und Alice Nine. wegen einem kleinen Abenteuer mit mir aufs Spiel setzt?“ Ich sah erwartungsvoll in die Runde. Weder Tora noch Nao sagten ein Wort. Saga saß wieder still neben mir und sah mich von der Seite an.

„Gut, wenn wir das dann also geklärt hätten, wie wäre es mit was zu Essen. Mein Frühstück und mein Mittag waren mehr als nur mager.“ Ich klappste Saga kurz aufs Bein bevor ich mich erhob und in Richtung Tür ging.

„Shou, warte noch kurz. Ich muss noch was sagen bevor ich es vergesse.“ Nao hatte sich offensichtlich wieder gefasst und sah sich in der Gaderobe um.

„Wo ist denn Pon?“ Ich war an der Tür stehen geblieben und hatte mich umgedreht. Nao hatte Recht. Pon war nicht anwesend. Ich sah wie Tora nach seinem Handy griff und wählte.

„Pon? Komm mal bitte in die Gaderobe. Sofort.“ Tora legte auf und nickte Nao dann zu.

„Er kommt.“

„Das geht auch freundlicher.“ Pon der durch die Tür geschossen kam, rannte mich fast um.

„Krieg dich wieder ein. Außerdem habe ich ´Bitte´ gesagt.“ Tora sah wieder zu Nao und nickte erneut.

„Also. Ich habe mit dem Management und dem Staff geredet. Hauptsächlich ging es darum, dass es momentan besser ist, wenn wir nicht ständig aufeinander hängen, da es leider seit dem Tourstart doch die ein oder andere Auseinandersetzung gegeben hat und es somit einfach besser wäre, wenn wir ins Hotel umziehen. So hat jeder von uns nach den Konzerten genug Abstand zu den Anderen und kann in aller Ruhe sich von dem Tag erholen.“ Nao sah uns einer nach dem Anderen an.

„Du machst Scherze?“ Hiro war mit Sicherheit mehr als nur ein wenig erfreut darüber, da er den Bus nicht sonderlich mochte. Auch ich war sehr froh darüber. Es war ein offenes Geheimnis, dass gerade ich meine Ruhe brauchte. Etwas Zeit für sich selbst hat noch niemanden geschadet. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass da noch was kommen würde.

„Nein Hiroto , ich scherze nicht. Drei von uns werden jeweils ein Einzelzimmer haben, während Shou sich ein Zimmer mit einem Member seiner Wahl, in dem Falle schätze ich mal Saga, teilen wird. Ich hoffe, dass es etwas bringen wird, da der Zusammenhalt in der Band sehr wichtig ist und wir es uns nicht leisten können in irgendeiner Art und Weise zu streiten. Und das Shou in ein Doppelzimmer muss, hat einfach den Hintergrund, dass es mir lieber ist, wenn jemand von uns bei ihm ist.“ Die Begründung weshalb gerade ich in ein Doppelzimmer musste, hätte er sich wirklich sparen können. Wobei... Was sagte Saga? Wir werden noch genügend Zeit haben unsere Zweisamkeit zu genießen. Und jetzt erst Recht. Ich lächelte Saga zu. Er grinste zurück. Gut zu wissen, dass er verstanden hatte.

„Ich nehme an, diese Regelung ist für alle in Ordnung?“ Nao blickte in die Runde. Von jedem bekam er ein Nicken.

„Gut, dann können wir ja jetzt Essen gehen, bevor Shou uns noch vor Hunger umkippt.“
 

tbc. ....

Kapitel 7

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 8

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 9

Ich vernahm ein leises Rascheln. Noch müde vergrub ich mein Gesicht im Kissen und grummelte leise.

„Hey mein kleines Kätzchen. Langsam munter werden. Sonst kriegst du kein Frühsück.“ Eine warme Hand fuhr durch meine Haare.

„Hmhmmm. Ich will nicht schon wieder aufstehen.“ Ich hörte ein leises Lachen.

„Du musst aber. Komm schon, ich hab uns extra das Frühstück aufs Zimmer bestellt. Nur für dich, damit du dich nicht aus dem Bett quälen musst.“

„Das muss ich aber trotzdem irgendwann.“ Ich lugte unter meinem Kissen hervor. Saga war bereits angezogen und saß auf der Bettkante. Sein Blick war sanft und ein liebevolles Lächeln umspielte seine wundervollen Lippen.

„Na komm schon mein zerzaustes Kätzchen. Sei nicht immer so ein Morgenmuffel.“ Saga zog an meiner Decke, doch ich hielt diese mit eiserner Hand fest.

„Ich beiß dich, wenn du nicht sofort die Decke loslässt.“ Saga lachte auf. Es klopfte an der Tür und Saga stand auf um zu öffnen. Herein kam der Zimmerservice mit einem kleinen Rollwagen. Kaffeegeruch stieg mir in die Nase. Ich richtete mich auf um zu gucken, was Saga alles so für uns bestellt hatte. Brötchen, Wurst, Käse und Marmelade. Alles was ein gutes westliches Frühstück ebenso brauchte. Offensichtlich kannte Saga meine Schwäche für diese Art von Frühstück.

„Na gefällt dir was du siehst? Alles nur für uns beide.“ Seine Hand strich über meine Wange. Ich strich mir kurz durch die Haare um sie ein wenig zu glätten, hatte ich Sagas Hinweis vorhin durchaus verstanden. Ich blickte in seine Augen. Ein Glitzern war darin zu sehen. Er beugte sich vor und versiegelte meine Lippen mit seinen. Der Kuss war sanft und zärtlich, aber nicht von langer Dauer. Das laute Knurren meines Magens ließ uns auseinanderfahren.

„Da hat aber jemand großen Hunger.“ Ich wurde leicht rot im Gesicht, schob Saga einfach zur Seite und zog den Rollwagen ans Bett.

„Willst du auch was?“ Ich grinste Saga schelmisch an und klimperte mit meinen langen Wimpern. Er schüttelte den Kopf und setzte sich dann neben mich. Genüßlich ließen wir uns das Frühstück schmecken. Wir redeten ausnahmsweise mal nicht. Wir saßen schweigend neben einander und genoßen einfach die Nähe des Anderen.

Ich nahm den letzten Schluck von meinem Kaffee und ließ mich dann nach hinten aufs Bett fallen. Ausgiebig streckte ich mich.

„Daran könnte ich mich durchaus gewöhnen.“

„Ich könnte mich an diesen Anblick gewöhnen.“ Ich spürte wie Saga über meinen Bauch streichelte. Doch bevor wir das ganze vertiefen konnten, klopfte es erneut an der Tür.

„Erwartest du jemanden?“ Saga guckte mich fragend an.

„Ich? Was weiß ich denn, wen du dir so alles aufs Zimmer bestellst.“ Ich setzte mich wieder auf.

„Willst du nicht mal gucken gehn wer da ist?“

„Mhmmm, eigentlich nicht.“ Er schüttelte wieder den Kopf, stand dann jedoch trotzdem auf und öffnete die Tür.

„Stör ich?“ Ich sah wie Tora an dem Türrahmen gelehnt dastand.

„Also wenn du mich so direkt fragst, dann ja.“ Ich sah genau wie Toras Blick sich für den Bruchteil einer Sekunde verfinsterte. Er schob Saga zur Seite und trat ein.

„Morgen Tiger“, flötete ich ihm entgegen. Er sah sich kurz um, sein Blick blieb an dem mittlerweile leeren Rollwagen hängen.

„Ich sehe ihr hattet schon Frühstück.“

„Jupp, und zwar ein ganz ausgezeichnetes. Aber klär mich lieber mal auf, warum du hier bist.“ Ich sah wie Tora eine Augenbraue nach oben zog.

„Eigentlich wollte ich dich zum frühstücken holen. Du brauchst etwas herzhaftes um den Tag durchzuhalten, erst recht in deinem momentanen Zustand.“

„Na dann kannst du ja jetzt getrost wieder gehen. Wie Shou bereits erwähnt hat, haben wir ausgiebig gefrühstückt.“ Saga schob den Rollwagen wieder vor die Tür, ließ diese jedoch offen und deutete Tora sich doch möglichst hinauszubegeben.

„Kann es sein, dass du mich los werden willst?“ Tora machte keine Anstalten Sagas Wunsch nachzugehen. Ich erhob mich vom Bett und ging zu meinem Koffer um mir ein paar Klamotten für den heutigen Tag rauszukramen.

„Macht was ihr beiden wollt, ich geh jetzt jedenfalls duschen.“ Nachdem ich alles beisammen hatte, ging ich ins Bad und schloss ab. Nicht das einer der Beiden auf die Idee kam, mich hier zu besuchen. Langsam zog ich meine Shorts aus und stellte die Dusche an. Mit der Hand fühlte ich, wann das Wasser die richtige Temperatur hatte und stieg anschließend in die kleine Kabine. Meine Gedanken kreisten. Ich kam nicht umhin permanent daran zu denken, dass das Verhältnis zwischen Saga und Tora sich ganz allmählich immer mehr anspannte. Dabei hatte ich nicht die geringste Ahnung weshalb das so war. Gut, es schien offensichtlich daran zu liegen, dass ich jetzt mit Saga eine Beziehung führte. Aber ich verstand es trotzdem nicht so ganz. Ich hatte Tora doch oft genug gesagt, dass ich mich in Saga verliebt habe. Er war es doch immerhin gewesen, der mich dazu ermutigt hat. Er war auch dabei gewesen, als Saga mir sagte, dass er mich liebt. Also warum in drei Teufels Namen reagierte er so ... so eifersüchtig? Eifersüchtig? Ich schüttelte den Kopf, sodass mir meine mittlerweile nassen Haare ins Gesicht fielen. Nein, weshalb sollte Tora eifersüchtig auf Saga sein? Tora war mein mit Abstand bester Freund. Er wusste einfach alles über mich. Und wenn er sich tatsächlich in mich verliebt hätte, dann würde er es mir doch immerhin sagen. Oder nicht? Konnte es wirklich sein? Noch einmal schüttelte ich den Kopf. Allein der Gedanke daran, dass Tora sich in mich verliebt haben soll, ist so abwegig. Ich griff nach dem Duschbad und rieb meinen Körper damit ein. Sanft massierte ich den Schaum in meine aufgeweichte Haut. Den Kopf legte ich dabei in den Nacken. Unwillkürlich gingen meine Gedanken erneut zu Saga. Aber diesmal nicht so ganz jugendfrei. Mir schossen die Bilder von letzter Nacht durch den Kopf. Ich konnte förmlich fühlen, wie seine Hände über meinen Körpter glitten, wie seine Lippen von meiner Haut kosteten. Ein Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit. Meine Hände wanderten weiter über meinen Körper. Sanft begann ich mich selbst zu streicheln. Ich lehnte mich nach hinten an die kalte Duschwand. Ein leisen Seufzen entkam meinen Lippen. Meine Augen hielt ich geschlossen. Zu schön war die Illusion hier mit Saga zu stehen und mich von diesem so berühren zu lassen.
 

Ein Klopfen ließ mich zusammenschrecken. Herr Gott, durfte man hier nicht mal alleine und vorallem in Ruhe duschen?

„Was ist?“ Das meine Stimme mehr als nur leicht belegt klang, hörte wahrscheinlich jedes Kleinkind.

„Ich wollte nur wissen, ob du schon ertrunken bist. Immerhin duschst du seit ner dreiviertel Stunde.“ Dreiviertel Stunde? Ach, echt? Hab ich gar nicht bemerkt.

„Ich brauch noch ungefähr 15 bis 30 Minuten.“ Hastig wusch ich mich sauber und entfernte somit sämtliche Spuren, die auch nur ansatzweise auf das hindeuteten, was ich hier gerade getan hatte.

„Mein Gott, was machs du da drin? Beautytag? Wenn es dir hilft, so bist auch ohne diese ganzen Beautyprodukte einfach göttlich.“ Ich musste grinsen.

„Danke für die Blumen und jetzt Klappe, sonst werd ich hier gar nicht mehr fertig.“ Schnell stieg ich aus der Dusche, griff nach dem Handtuch und trocknete mich ab. Das Handtuch schlang ich vorläufig um meine Hüfte und begann dann meine Haare trocken zu föhnen. Nachdem auch das erledigt war, schlüpfte ich in meine Sachen. So, nur noch ein wenig Haare richten und ein bisschen Make-up drauf. Das Ganze dauerte dann nochmals ca. 10 Minuten. Ein letzte Blick in den Spiegel, ein leichtes Kopfdrehen, um zu sehen ob meine Haare auch anständig sitzten und schon konnte ich mich blicken lassen.

Als ich wieder ins Zimmer kam, war Tora verschwunden und Saga saß auf dem Bett und guckte Nachrichten. Er sah mich an als ich mich neben ihn setzte.

„Sei mir nicht böse, aber dafür hast du so lange gebraucht? Ehrlich gesagt bin ich jetzt nen bissel enttäuscht. Ich hab gedacht, nach der Zeit die du da drin warst, würde ich etwas besseres geboten kriegen.“ Er grinste mich frech an und beugte sich dann zu mir um mich zu küssen. Doch ganz so läuft das nach so einem Kommentar nicht. Ich legte ihm meinen Finger auf die Lippen. Ein honigsüßes Lächeln war auf meine Lippen geschlichen.

„Wenn ich dir so nicht gefalle, dann brauchst du mich auch nicht zu küssen.“ Saga zog eine Schnute, lehnte sich jedoch tatsächlich wieder zurück.

„Ist Tora dann gleich gegangen?“ Ein kurzes Knurren war die Antwort auf meine Frage. Aber damit wollte ich mich nicht zufrieden geben.

„Das war aber keine richtige Antwort. Knurrlaute versteh ich nicht.“ Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass irgendetwas vorgefallen war bzw. noch vorfallen würde.

„Kann es sein, dass unser allseits geliebter Tiger momentan irgendein Problem hat?“ Ok, Saga schien wirklich genervt von Tora zu sein. Und ehrlich gesagt, ich konnte ihn verstehen. Tora hat noch nie, wirklich noch nie so einen Zirkus veranstaltet und ich will endlich wissen wieso.

„Ich weiß nicht was er momentan hat. So hab ich ihn noch nie erlebt.“

„Mal so ins Blaue geraten; kann es sein, dass er unsere Beziehung nicht so ganz billigt?“ Ich schaute nach unten und zuckte mit den Schultern.

„Kann schon sein.“ Ich fühlte wie Saga mit seiner Hand nach meinem Kinn griff und meinen Kopf anhob, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen.

„Shou? Du weist wirklich nichts?“ Er sah mich eindringlich an. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Schließlich hatte ich tatsächlich keine Ahnung, was Toras Verhalten zu bedeuten hatte.

„Saga glaub mir, ich bin genauso ratlos wie du oder Nao oder Pon.“

„Also Pon würde ich mal daraus lassen, der hat ja nie von irgendwas eine Ahnung.“ Ich grinste. Jaja unser kleines verpeiltes Nesthäckchen.

„Ich kann nur mal mit Tora sprechen und hoffen, dass ich etwas schlauer werd. Aber er scheint sich zur Zeit nicht mal mir zu öffnen.“

„Aber, dass er ein Problem hat, ist ja ziemlich offensichtlich. Ich bin mir nicht sicher, ob Nao da nicht bald ein Machtwort sprechen wird. Und irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich wieder einmal mehr zum Sündenbock gemacht werde. Scheint ja momentan ohnehin voll im Trend zu sein.“ Ich legte den Kopf schief. Was genau meinte Saga damit? Hatte es etwas damit zu tun, dass ich nach seinem vermeintlichen Abgang umgekippt bin?

„Guck nicht so traurig.“ Er beugte sich erneut vor. Diesmal nahm ich seine Lippen gern in Empfang. Wirklich konzentrieren konnte ich mich auf den Kuss allerdings nicht.

„Wir sollten langsam los. Nicht das Nao oder unser Manager Anfälle kriegt.“

„Ich bin mir nicht sicher ob ich vor Nao oder unserem Manager mehr Angst haben soll.“ Wieder bekam ich dafür einen kurzen Kuss.

„Ich glaub Nao ist einen kleinen Tick schlimmer.“ Saga stand auf und knipste den Fernseher aus. Auch ich erhob mich, zog meine Jacke an, nahm meine Tasche und verließ dann zusammen mit Saga das Zimmer. Aufräumen müssen wir wohl später.
 

Der Tag verlief stressig. Wir wurden von einem Termin zum nächsten förmlich gejagt. Gegen 14.00 Uhr waren wir wieder im Hotelzimmer, packten unsere Koffer um zum nächsten Ort zu düsen. Während der Fahrt herrschte eine äußerst angespannte Stimmung. Nao war genervt, dass wir nur eine Stunde für den Soundcheck hatten und diese vermutlich nicht reichen würde. Pon gähnte in einer Tour und Tora warf Saga immer wieder böse Blicke zu. Ich selbst hatte meinen IPod und lauschte angenehmer klassischer Musik. Saga tippte pausenlos auf seinem Handy rum. Wahrscheinlich mit Aoi, der ja mit Saga recht gut befreundet war, auch wenn man sich manchmal mit den beiden wie im Kindergarten fühlte. Und wenn dann noch Miyavi dabei war, war die Krabbelgruppe perfekt.

In der Halle angekommen, ging der Stress gleich weiter. Zu allererst Soundcheck. Wir waren noch nicht mal richtig da, als wir auch schon auf die Bühne gerufen wurden. Und Nao sollte natürlich recht behalten. Statt der eingeplanten Stunde wurden es eineinhalb Stunden. Ein Interview musste demzufolge im Schnelldurchlauf abgehalten werden. Essen musste innerhalb von 15 Minuten verspeist werden, nur um anschließend für ein weiteres Magazin Rede und Antwort zu stehen. Manchmal frage ich mich, weshalb man nicht gleich zwei Interviews zusammenlegte, waren es doch zu 90 % ohnehin die gleichen Fragen. Wie fühlt es sich an wieder auf Tour zu sein? Genießt ihr das Tourleben? Habt ihr Heimweh, wenn ihr auf Tour seid? Arbeitet ihr bereits an neuen Songs? Und so weiter und so fort. Aber als Musiker ist man eben nicht nur da um Musik zu machen, sondern vorallem um sich selbst so gut wie möglich zu verkaufen und gleichzeitig Gute Mine zu machen. Nachdem auch diese Journalisten befriedigt waren, mussten wir nocheinmal zum Soundcheck, nur um ein weiteres mal festzustellen, dass aber auch gar nichts funktionierte. Ich sah das Konzert bereits im Chaos versinken. Als dann so halbwegs alles funktionierte, bis auf Sagas Bass, der offensichtlich bei dieser Tour, das größte Manko war, durften wir endlich in die Gaderobe. Nicht das wir da hätten lange bleiben dürfen. Nein, wir mussten noch den endlosen Schmink-Marathon über uns ergehen lassen, bevor wir endlich daran denken durften, fünf Minuten für uns zu haben. Wobei, unsere sogenannte „Freizeit“ sich darauf belief, uns auf das bevorstehende Konzert zu konzentrieren. Soll heißen, Tora und Pon klimmperten auf ihrer Gitarre herum, Saga verfluchte einmal mehr seinen Bass und Nao trommelte mit seinen Sticks auf dem Tisch rum. Ich selbst zog mich in eine stille Ecke, in diesem Falle die Toilette, zurück, um mich noch einmal richtig einzusingen, was am heutigen Abend eindeutig zu kurz gekommen war. Es war gar nicht gut gewesen, sofort ohne einzusingen zum Soundcheck zu müssen, merkte ich doch deutlich, dass ich meine Stimme überfordert hatte.
 

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie die Tür geöffnet wurde und Tora eintrat. Ich lächelte ihm entgegen.

„Alles klar bei dir?“ Er lehnte sich an eines der Waschbecken und sah mich fragend an. Ich musterte ihn eindringlich. Er sah verspannt, erschöpft und ein bisschen geschwächt aus.

„Die Frage sollte ich wohl eher dir stellen.“ Tora legte die Stirn in Falten.

„Wieso?“

„Wie jetzt wieso? Was ist los mit dir? Ich merk doch, dass dich irgendetwas belastet. Rede endlich mit mir. Bitte Tora, ich flehe dich an. Ich mach mir wirklich Sorgen um dich.“ Ich ging auf ihn zu und schmiegte mich an ihn. Seine starke Hand legte sich auf meinen Rücken und streichelte sanft darüber.

„Es ist nichts, Shou. Wirklich nicht.“ Ich blickte von unten zu ihm hoch.

„Tora...“ Meine Stimme war nur ein leises eindringliches Flüstern. Ich sah, dass sich Tora mehr als unwohl in seiner Haut fühlte.

„Shou, bitte. Ich weiß nicht was du jetzt von mir hören willst.“ Blöde Frage.

„Die Wahrheit. Du benimmst dich so komisch, seit dem ich mit Saga zusammen bin.“ Er griff nach meinen Schultern und drückte mich von sich weg.

„Ich weiß nicht wovon du redest, Shou.“ Seine Stimmer hatte auf einmal so eine Schärfe. Diese Art kannte ich nicht von ihm und es wäre mir lieber, wenn sich diese Stimmung auch nicht weiter vertiefen würde. Aber was konnte ich denn tun? Wenn er nicht mit mir reden wollte, hatte ich keine Chance etwas aus ihn rauszukriegen.

„Tora, bitte. Ich will keine Angst um dich haben müssen, also rede.“ Ich sah ihn fest in die Augen. Er sollte merken, dass ich beharrlich war und dass er mich nicht so schnell loswerden würde.

„Shou, ich hab den Eindruck, dass ich mir Sorgen um dich machen muss. Mehr als jemals zuvor.“ Er hielt meinem Blick stand. Seine Worte verstand ich nicht. Wieso musste er sich jetzt noch mehr Sorgen um mich machen? War nicht er es gewesen, der gesagt hatte, dass ja jetzt auch die Anderen auf mich aufpassen würden? Insbesondere war ja jetzt auch Saga bei mir. Er würde mich auffangen, wenn ich jemanden brauchte.

„Tora, ich verstehe dich nicht ganz. Jetzt da alle wissen welches Problem ich habe, da passen doch alle auf mich auf. Und Saga ...“

„Ja genau, SAGA. DA ist das Problem an der Sache.“ Ich hatte Tora noch nie so aufgebracht gesehen. Er schrie mich regelrecht an, sodass ich einen kleinen Schritt nach hinten machte.

„Was ist mit Saga?“ Vorsichtig fragte ich nach. Ich wusste, dass Tora wenn er sauer war, unberechenbar sein konnte. Wobei es auf mich nicht den Eindruck machte, als sei er sauer, vielmehr ... eifersüchtig. Meine Gedanken rasten erneut.

„Er tut dir nicht gut.“ Ähhh? War das jetzt alles?

„Wie er tut mir nicht gut? Kannst du mir das konkreter definieren?“

„Was soll ich da noch definieren? Er ist der Grund, weshalb deine Attacken wieder angefangen haben. Er ist der Grund, weshalb du im Krankenhaus gewesen bist. Und er wird auch der Grund sein, weshalb dein Herz zerbricht. Und genau DAS werd ich nicht zulassen. Ich habe dir damals, als ich von deiner Krankheit erfuhr, versprochen auf dich aufzupassen. Ich habe dir versprochen alles von dir fernzuhalten, was dich in irgendeiner Art und Weise belastet und werde dafür sorgen, dass diese Last wieder von dir genommen wird. Ich war es, der durch sämtliche Gewitter zu dir gefahren ist. Ich war es, der dich immer wieder umsorgt hat. Und das ist jetzt der Dank dafür, dass ich all das für dich getan habe? Du verliebst dich in diesen Playboy und bist auch noch dumm genug um dich bereits in der zweiten Nacht auf ihn einzulassen. Meinst du ich bin blöd? Der hat doch das Frühstück nicht umsonst aufs Zimmer bestellt. Es ist doch wohl offensichtlich, was da in dieser Nacht zwischen dir und ihm gelaufen ist.“ Ich riss erschrocken die Augen auf. Wer war dieser Mann? Wo war der Tora, der immer für mich da war? Wo ist der Mann, der mich immer in die Arme genommen hatte?

„Tora, ich ... ich...“ Ich war unfähig zu sprechen. Bilder von früher schossen mir durch den Kopf. Bilder in denen alles Überhand genommen hatte. Bilder von Nächten, in denen das Küchenmesser immer anziehender gewirkt hatte. Bilder in denen Tora bei mir war. Tora! Nicht Saga, nicht Nao, nicht Hiroto. Nein, Tora! Einzig und allein Tora. Ich fühlte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Ich fühlte, wie meine Beine zu zittern begannen, wie sie unter meinem Gewicht nachgaben, wie ich langsam zu Boden ging. Und da waren sie wieder. Diese warmen starken Arme, der musklöse Körper, der mich hielt, der mich an sich drückte und mir Trost und Wärme spendete. Ich schmiegte mich an Tora und schloss die Augen. Was hatte ich getan? Wie konnte ich nur dem Mann, der mir soviel bedeutete, so einfach in den Rücken fallen? Wie konnte ich all das was er für mich getan hatte so einfach vergessen?

„Es tut mir leid. Ich wollte das nicht... Ich wusste nicht das du so denkst. Ich dachte es sei ok... Ich ... bitte halt mich fest.“ Ich schluchzte laut auf. Presste meinen Körper an Toras.

„Ich dachte doch auch, dass es ok sei. Aber das ist es nicht.“ Er hob meinen Kopf an und lehnte seine Stirn an meine. Seine beiden Hände ruhten auf meinen Wangen.

„Beende es, bevor du ganz zerbrichst. Noch kann ich dich auffangen. Noch ist es nicht zu spät.“ Er flüsterte nur noch. Mit seinen Daumen wischte er mir die Tränen vom Gesicht. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich liebte Saga. Aber nach allem was Tora für mich getan hatte, stand ich tief in seiner Schuld. Außerdem wusste Tora am Besten was gut für mich war und er wird es auch diesmal wissen. Aber meine Gefühle für Saga konnte ich nicht so einfach abstellen. Schon gar nicht nachdem, was zwischen uns in den vergangenen Tagen vorgefallen war.

„Ich hab dich so furchtbar lieb, Kaza-chan.“ Ich musste lächeln.

„Du hast mich schon ewig nicht mehr so genannt.“

„Ich weiss.“ Auch er lächelte.
 

Wir saßen noch ein paar wenige Minuten so da, sahen uns einfach an. Reden brauchten wir nicht. Allein durch den Blickkontakt wurde soviel gesagt.
 

Ich drehte mich zur Tür, als ich hörte wie diese geöffnet wurde.
 

Saga.
 

Saga stand in der Tür und sah mit versteinerter Mine zu uns. Keine einzige Regung ging von ihm aus. Er starrte uns nur an.
 

tbc...



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von: abgemeldet
2011-02-07T12:50:50+00:00 07.02.2011 13:50
Du. Musst. WEITERSCHREIBEN!
Oh bitte bitte bitte!*-* Ich finde die FF SO toll!
Ich möchte, dass du weiter schreibst! ich mag deinen Schreibstil und auch Idee!
Außerdem bin ich jetzt hibbelig. xD das ist unfair!
Schreib bitte weiter!
Von: abgemeldet
2010-06-10T19:31:45+00:00 10.06.2010 21:31
Die ganze Fanfic ist mega toll geschrieben gefällt mir wirklich sehr gut.
einziger mangel...

das ende jetzt ist arg böse und das schlimmste...
das ist seit einem jahr so weil du nciht weiterschreibst.

schade eigendlich die FF ist nämlich richtig toll hoffe das es nochmal weitergeht ^^
Von:  Vik
2009-07-31T21:28:30+00:00 31.07.2009 23:28
mensch bist du gemein!!! du verstehst es bei der spannensten stelle aufzuhören ^^ ich lieb die story, super geschrieben. mir gefallen auch deine ausführlich beschriebenen gedanken von Shou.

tust du ja bald weiter schreiben... büdde XD
Von: abgemeldet
2009-05-06T20:48:11+00:00 06.05.2009 22:48
Die trennen sich doch jetzt nicht oder???
Die dürfen sich nicht trennen;__;
Shou darf nicht auf Tora hören
AHhhhhhhh,.....bitte schreib schnell weiter
Von:  Juya
2009-05-06T18:52:13+00:00 06.05.2009 20:52
noch gar kein kommi zu dem kapitel +___+

also ich finde es toll ^^
und am ende hab ich nur darauf gewartet dass saga die beiden erwischt xD
schade das es genau da aufhört ><
ich bin echt gespannt wie es weitergeht, also bitte schnell weiterschreiben ;_;
Von:  Saga_the_Cheater_Kid
2009-01-11T17:19:14+00:00 11.01.2009 18:19
*Q*
Hyaa~
Einfach.... geil!!!
<333
Was soll man da groß zu sagen XD
Es ist super toll geschrieben und einfach... HEIß! ><
*anlieb*
Ich freue mich auf mehr!
Nur weiter so, die FF ist einfach der Hammer!!!!
<333

Saga~
Von:  Saga_the_Cheater_Kid
2008-10-21T14:32:28+00:00 21.10.2008 16:32
Waaaaaaaaaah!!!!!
Schreib weiter!!!!!!!!! *auf die Knie fall*
Ich finde die Story super toll! <3
*anluv*
Ich mag deinen Schreibstil...er ist sehr schön ^_____^
Ich hoffe es kommt bald mehr >_____<
Falls du ENS verschickst wenn ein Chp up is, schick mir auch eine >.<
Diese FF ist Liebe >////////<

Saga~
Von:  Number42
2008-10-19T14:16:13+00:00 19.10.2008 16:16
wahhhhhh, shou und saga allein in einem zimmer *quickend durch die gegend renn* (zum glück is gerade niemand zu hause^^
du musst gaaaaaaaaaaanz schnell weiter schreiben, sonst kann ich für nichts garantieren^^ und da ich ein netter erpresser bin geb ich dir auch einen ganz großen und tollen kuchen den ich selbst gebacken hab dafür
*kuchen hinstell und noch ein bissl druch die gegend renn*
Von:  Sagashii
2008-09-30T16:45:45+00:00 30.09.2008 18:45
aww das kapi is wieder voll toll geschrieben *-*

uh saga und shou auf einem zimmer....//YAOI ♥_♥//

schreib schnell weiter
*daumen drück*

LG
artifical_hell
Von: abgemeldet
2008-09-10T09:21:44+00:00 10.09.2008 11:21
ich finds toll wie immer
^^
und ich hab richtig gedacht, dass shou ohnmächtig wurde
*sich freu*
*sich schon aufs nächste kapi freu*

aber das die nich auf nao hören können...
böse böse...

naja schreib schnell weiter


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