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Dein Spiegelbild

Zwei Brüder vom gleichen Schlag (extra One-Shot von Yoh & Zeke in meiner One-Shot-Sammlung, bitte lesen^^)
von

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Balancierakt

Balancierakt
 

Ich stand unschlüssig im Eingangsbereich herum, während er bereits seine Jacke und Schuhe ausgezogen hatte. Er schaute kurz zu mir, ging dann weiter hinein ins Wohnzimmer. Zögerlich folgte ich ihm, die Aktion in der Schule noch nicht vergessen.

Im Sicherheitsabstand setzte ich mich auf das gegenüberliegende Sofa von ihm entfernt, um möglichen für mich unangenehmen Situation zu entfliehen.

Zeke trug eine schwarze, eng anliegende Hose, kombiniert mit einem braunen Hemd. Er wirkte fiel anders, als noch in der Schuluniform, die er sonst anhatte. Irgendwie noch selbstsicherer und erhabener.

Ich trug eine normale Jeanshose mit einem weißen T-Shirt, nichts besonderes oder auffälliges, wie ich halt so war.

Es herrschte Stille im Raum. Innerlich war ich angespannt, ich war nicht darauf begierig ein Gespräch mit meinem Spiegelbild an zu fangen, da ich ihn fürchtete. Ich konnte ihn so schlecht einschätzen, was seine Reaktionen auf bestimmte Fragen sein könnten. Meinen Blick hielt ich auf den Tisch gerichtet, der uns voneinander trennte.

Zeke beobachtete seinen Bruder nun schon mehrere Minuten ohne, dass dieser ein Wort sprach. Wahrscheinlich war er immer noch wegen der Sache in der Schule durcheinander. Da war Zeke zu weit gegangen, dass wusste er genau.

Es war noch zu früh seinen Bruder mit der Vergangenheit zu konfrontieren, aber dieses angespannte Schweigen gefiel ihm noch weniger. „Bist du auf den Mund gefallen?“, fragte er mich deswegen. „Oder hast du deine Stimme verloren?“, provozierte er mich weiter. Ich wandte stur den Kopf in eine andere Richtung, um ihn damit zu sagen, dass ich seine Frage gekonnt ignorierte.

Na gut, dachte sich Zeke. Dann eine andere Taktik. Elegant stand er vom Sofa auf und ging um den Tisch herum, bis er direkt vor mir stand. Ich bemerkte ihn erst, als er bereits seine Hände links und rechts von mir abstützte, damit ich nicht entkam. Na danke!, dachte ich. Irgendjemand da oben mag mich anscheinend heute nicht. Er beugte sich weiter zu mir vor. Freiwillig drückte ich mich schon in die Rückenpolster des Sofas, um Abstand zu ihm zu gewinnen.

Ich schaute in seine schwarzen, mir doch so vertrauten Augen. Wieder Mal empfand ich das beklemmende Gefühl von Angst. Ich wusste nicht wozu er fähig war, ich wollte es auch gar nicht erst erfahren.

„Was willst du eigentlich von mir?“, fragte ich mit zittriger Stimme, die mir so unvertraut vorkam, obwohl es meine eigene war. „Das“, hauchte er, „ist ein Geheimnis. Ich werde es erst lüften, wenn du dazu bereit bist. Wie ich jedoch sehe bist du das noch lange nicht.“ „Was…?“, wollte ich ansetzen zum Fragen, doch nahm er mir jede Gelegenheit dazu, da er mit Nachdruck seine Lippen auf meine legte. Noch sanft und zart. Ich war total verwirrt, konnte ihn nur noch geschockt ansehen. Zeke nahm meinen Blick nicht wahr, da er angenehm seine Augen geschlossen hatte. Was passierte hier mit mir? Warum stieß ich ihn nicht von mir?, übte ich Selbstkritik bei mir aus.

Mit Nachdruck drückte er seine Lippen fester auf meine. Seine Hände wanderten zu meinen. Bedächtig fuhren sie mit ihren Daumen über meine Handrücken, was mich erzittern ließ. Beschämt schloss ich meine Augen, mir war richtig heiß im Gesicht. Bestimmt war ich rot angelaufen. Diese Nähe war ungewohnt für mich.

Ich genoss das warme Gefühl auf meinen Lippen, bis mein Gegenüber über meine Lippen strich. Durch diese Geste erwachte ich aus meiner Starre. Angestrengt presste ich meine Lippen aufeinander, damit er keine Möglichkeit hatte sonst was an zu stellen. Er schmunzelte an meinem Mund, was ich durch seine verzogenen Lippen selbstverständlich mitbekam und ihn dafür gerne erwürgt hätte.

Endlich ließ er von mir ab, damit ich auch noch lebensnotwendige Luft einatmen konnte. Er ragte immer noch über mir, machte keine Anstalten sich von mir zu entfernen.

Interessiert studierte er meine Gesichtszüge, meine Röte war noch leicht zu sehen. Ärgerlich biss ich mir auf die Unterlippe und wandte demonstrativ mein Gesicht ab.

Eingebildeter Fatzke!, schimpfte ich in Gedanken. Mich einfach so zu überrumpeln! „Lass mich los.“, wies ich ihn leise an. Er gehorchte zur Abwechslung und entfernte sich einen Schritt. Setzte sich aber sogleich auf den Tisch, um mich weiter zu beobachteten. „Hab ich irgendwas im Gesicht?“, warf ich ihm an den Kopf.

„Nicht wirklich.“, gab Zeke zurück. „Ich amüsiere mich nur über deine Röte. Du bist noch nicht oft geküsst worden oder?“, fragte er schelmisch. Spinnt der Kerl? Mich so etwas überhaupt zu fragen! Hochrot verbarg ich meine Wangen mit meinen Händen, die ich mir ins Gesicht klatschte. So was Verfrorenes! Als wäre ich schon von einem Jungen in meinem Alter geküsst worden sein!

„Du tickst doch nicht mehr ganz richtig!“, fuhr ich ihn an. Sein Grinsen behielt er weiterhin drauf. „Raus. Sofort!“, sagte ich wütend. „Ich will dich nicht mehr sehen!“, rief ich im Zorn. Sein Kuss und seine zärtlichen Berührungen hatten mich aus der Bahn geworfen. Wie konnte ich ihm trauen, obwohl ich ihn erst seit gestern kannte? Nein! Ich lasse mich nicht noch einmal darauf ein. Abrupt stand ich auf, um mich an eine Wand des Zimmers zu verkriechen. Ich wollte ihm nur noch entkommen.

„Ich soll also gehen?“, fragte er sich selbst. Monoton nickte ich, mich weiter an die Wand mit dem Rücken drücken. „Warum sollte ich?“; fragte er. Mit Leichtigkeit erhob er sich vom Tisch und späte, wie eine Raubkatze zu mir. „Es ist mein Recht, hier zu sein. Dieses Recht besitze ich schon länger, als du überhaupt auf Erden weilst.“, erklärte er mir. „Red nicht irgendeinen Unfug.“, blaffte ich dazwischen. „Das glaubt dir doch niemand!“ „Weißt du es?“, fragte er mit Unterton in der Stimme. „Ich wäre mir da an deiner Stelle nicht so sicher.“ Er legte ruhig die ersten paar Schritte zu mir zurück. Ich rutschte an der Wand entlang, um doch noch irgendwie den Verbindungsgang zur Küche zu erreichen. Dann durch den Flur und nichts wie weg. Meine Wohnung war mir momentan egal.

Hauptsache weg von ihm und seinen komischen Worten, die ich nicht verstand. „Komm mir nicht zu nahe!“, drohte ich. Sein Lächeln vertiefte sich noch. „Ich bin dir bereits näher gekommen, als irgendjemand zuvor.“, erwiderte er und versperrte mir den Weg zur Küche. Meine Gedanken rasten. Ich sah mich nach einer anderen Fluchtmöglichkeit um, entdeckte aber keine. Zeke hatte die Situation völlig unter Kontrolle. Es erstaunte ihn, wie verschreckt sein Bruder auf einmal war. Wie ein hilfloses Kaninchen.

„Beruhige dich Yoh.“, wies er mich an. „Hör auf mit mir zu reden, als wäre ich ein kleines Kind! Lass mich einfach in Ruhe!“ Meine Stimme hatte mittlerweile etwas Schrilles angenommen, so viel hatte ich schon geschrieen. Ich war nicht mehr daran gewöhnt, als ich von meinen Eltern weggezogen war. Er trat weiter auf mich zu, dann ging alles irgendwie ganz schnell.

Ich wich aus, aber er konnte mich am Arm packen. Durch den Schwung den wir beide drauf hatten, fielen wir zu Boden. Ich schlug auf dem Rücken auf, er direkt auf mich. Erschrocken sah ich ihn an, als ich sein Gewicht auf mir spürte. Er konnte sich noch in einer sitzenden Position abfangen, seine Hände allerdings fassten nach meinen und hielten sie im eisernen Griff fest. Sein Innerstes war überhaupt nicht aufgewühlt. Er sah mich seelenruhig an, ich erkannte nur Ruhe in seinem Blick. „Lass mich los.“, wimmerte ich. Ich war einem Nervenzusammenbruch nahe.

„Shh…Yoh, beruhige dich.“, sprach er auf mich ein. Vorsichtig strich er mit einer Hand, die er zuvor von meiner löste, übers Gesicht, das Tränen nass war. „Es ist okay.“, sprach er weiter. „Du musst keine Angst haben, ich tu dir nichts.“, flüsterte er beruhigend auf mich ein. „Warum gerade ich?“, schluchzte ich. „Warum hast du mich ausgesucht? Geh irgendjemand anderem auf die Nerven.“ „Das kann ich leider nicht. Ich bin du und du bist ich. Uns verbindet das gemeinsame Schicksal, schon von klein auf. Unsere Begegnung war vorherbestimmt.“, sagte er, als spräche er von einer Prophezeiung. „Du gewöhnst dich daran.“, entgegnete er aufmunternd. „Es ist längst nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst. Es ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht unmöglich, für uns beide.“

Sein Blick wanderte von meinen geröteten Augen zu meinen Lippen. „Darf ich dich küssen?“, hauchte er mir zu.

Zuerst sah ich ihn entgeistert an, bis ich zaghaft nickte und ihn damit gewähren ließ. Sein Kuss fühlte sich noch unvertraut, aber allmählich erträglich an. Es war einfach nur ungewohnt, gerade auch noch von einem Mann.

Wir blieben zusammen einige Minuten auf dem Boden liegen. Meine vergossenen Tränen trockneten nach einer Weile und ich gab mich meinen unbekannten Gefühlen hin, die ich in Zekes Nähe verspürte. Er strich mir durchs Haar, spielte mit einer Haarsträhne und zwirbelte sie gerne um einen seiner Finger.

Ich beobachtete ihn dabei, studierte seine Gesichtszüge und bestimmte Bewegungsfaktoren. Sein langes Haar strich er sich immer wieder aus der Stirn, da es dauernd in sein Gesicht fiel und die Sicht auf mich zum Teil versperrte.

Wir gingen nicht weiter, für mehr war ich nicht bereit, ich wollte ihn erst genau kennen lernen, genau wie er mich. Wir lagen zwar zusammen auf den Boden, kuschelten aber mehr als alles andere. Wie ich körperliche Nähe doch vermisst hatte. Sie tat mir gut, fühlte sich wie Balsam an, der meine Vergangenheit und Zukunft verblassen ließ.

Er aß noch eine Kleinigkeit bei mir, bevor er zu sich nach Hause ging. Ich war etwas enttäuscht als er ging. Entschuldigend küsste er mich noch einmal, bis er sich auf den Weg machte. Ich sah ihm noch bis zur Tür des Hauses nach, ehe ich in meine Wohnung ging und abschloss, damit ich nicht nächtliche Besucher bekam.

Auf den nächsten Tag freue ich mich schon riesig! Wir hatten uns dazu verabredet nach der Schule zusammen was zu unternehmen, genau wusste ich noch nicht was, aber ich ließ mich gerne überraschen. Meine Intuition sagte mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Ich musst das nur noch meinem Kopf irgendwie beibringen, der mich daran hinderte, ihn zu akzeptieren. Mein Blick richtete sich nach draußen. Die abendliche Dämmerung setzte bereits ein und tauchte den Himmel in die verschiedensten, warmen Farbtöne.

Mit einem Lächeln setzte ich mich mit einem Stuhl an die Fensterbank und sah dem abendlichen Spiel der Farben zu, bis der Himmel in ein kaltes blau getaucht wurde, wie ein Mantel, der die Zeit der Sterne und des Mondes ankündigte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  esperanza
2009-02-06T18:18:22+00:00 06.02.2009 19:18
es ist exht komisch, dass yoh ihn schon so schnell akzeptiert Oo also deiner stelle hätte ich mir den letzten absatz gespart, wo er davon redet, wie sehr er sich schon auf den nächsten tag freuen würde Oo"
aber ich bekomme trotzdem eine gänsehaut beim lesen >///<
Von:  sumomo_hioru
2008-11-23T22:07:19+00:00 23.11.2008 23:07
hmm ich finde, dass ging etwas schnell...
hätte mich gefreut, wenn es da noch so ein großes hin und her gegeben hätte...
aber na gut^^
Von:  Lawlya
2008-09-28T10:26:40+00:00 28.09.2008 12:26
Wirklich ein schönes Kapi!! Dass Yoh Hao jetzt wenigestens ein wenig akzeptiert.
Und ein rotwerdender Yoh ist doch echt total süß!!! x3

Ich hoffe, du schreibst bald weiter!!

HDL Hoshie
Von:  Astoria00
2008-09-27T19:04:31+00:00 27.09.2008 21:04
^^hy, man ist das lustig heute habe ich auch weitergemacht und du ebenfalls
auf jedenfall ist dir dieses kappi total super gelungen und so ein rot werdender yo is doch was feines
muss dir wirklich ein kompliment aussprechen, so gut kriege ich den Hao nicht hin^^


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