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Raumstation Nerima

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
"Raumstation Nerima"
Eine Ranma ½ Fanfiction
von Yalene

Disclaimer:
Die Figuren, Schauplätze sowie die der Fanfiction zu Grunde liegende Vorgeschichte sind Kreationen der fabelhaften Rumiko Takahashi.
Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen FFs sind reiner Zufall.

Kommentare der Autorin sind am Ende des Kapitels zu finden. Komplett anzeigen

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Ein erster Rundgang

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Kapitel 3: Ein erster Rundgang

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Ohh, das war so einmalig.

Nabiki konnte ihre mit Neugier gepaarte Anspannung kaum unterdrücken. Selbst das Grinsen schien aus ihr hervorbrechen zu wollen.

Sie hatte das kleine Blickgefecht zwischen ihrer Schwester und dem jungen Mann gesehen. Nie zuvor hatte Akane derart instinktiv auf das andere Geschlecht reagiert. Nabiki würde wohl bald einen neuen Wettpool eröffnen müssen, der die beiden zum Thema hatte.
 

Kasumi zeigte sich verlegen.

„Entschuldige, dass du das mit anhören musstest. Es ist nur so, dass es für uns alle eine unerwartete Situation ist.“

Wenn man sarkastisch schnauben könnte, dann hätte Ranma es in jenem Moment gern getan. Eine ‚unerwartete Situation’ war eine untertriebene Umschreibung dessen, was da gerade über die Bühne lief. Aber er sagte nichts, nickte nur zustimmend und versuchte, seinen Gesichtsausdruck weniger wütend zu gestalten. Es gelang ihm nicht wirklich.

Sein Blick glitt von Kasumi zu Nabiki.

So sehr Akane ihm auch ein Rätsel war, diese beiden Schwestern konnte er recht schnell einordnen. Die eine war die typische gute Seele, der hilfsbereite Geist der Gemeinschaft. Die andere war das Gegenteil. Sie machte keinen Hehl aus ihrer Schadenfreude. Das wölfische Grinsen in ihrem Gesicht verriet, dass sie mit der Situation einen Heidenspaß zu haben schien. Ranma erinnerte sich an Akanes Worte vom Vorabend. Sie hatte gemeint, dass ihre beiden Schwestern die Verlobung an sie abgegeben hätten, ohne sie zu fragen. Bei Nabiki verwunderte ihn das nicht. Kasumi jedoch war nicht aus diesem Holz geschnitzt.
 

Seine Augen wanderten wieder zu Akane. Sie hatte ihren Blick auf den großen schwarzen Bildschirm gerichtet, offenbar fest entschlossen, ihn weiterhin zu ignorieren. Nun denn, sie sollte ihren Willen bekommen. Ein Ranma wohl bekannter Trotz stellte sich ein.

„Ich will euren Kaffeeklatsch nicht weiter aufhalten. Darf man annehmen, dass der Verwalter Tendo in seinem Büro anzutreffen ist?“

Kasumi nickte.
 

Ranma löste sich von der Wand, an der er bisher gelehnt hatte, und durchschritt das Zimmer, tunlichst darauf bedacht, Akane ebenso zu ignorieren wie sie ihn. Doch Nabiki, die ewige Beobachterin und Konstrukteurin verzwickter Situationen, sah eine goldene Gelegenheit gekommen, ihre kleine Schwester weiter aus der Reserve zu locken.

„Also wirklich, Akane. Es zeugt von ganz schlechten Manieren, ihn einfach sich selbst zu überlassen.“

Der junge Saotome verharrte kurz vor der Tür und warf einen fragenden Blick zurück über die Schulter. „Ich komme schon allein klar.“

Die zweitälteste Tendo wollte davon nichts hören. „Das ist hier nicht das Thema. Akane ist jetzt deine Verlobte und du bist neu hier. Sie sollte dich zumindest mit der Örtlichkeit vertraut machen.“

Sie grinste wie eine Katze und Ranma erschauerte. Kasumi hingegen beobachtete wie ein Falke die Reaktion ihrer jüngsten Schwester, deren Gesichtsfarbe mittlerweile ein gesundes Rot angenommen hatte. Um des Frieden willens versuchte sie mit fast schon mütterlicher Stimme Akane zu beruhigen.

„Sieh mal, Nabiki hat nicht ganz unrecht. Du weißt, dass wir beide gleich wieder zur Arbeit müssen. Dr. Tofu hat dir frei gegeben und Ranma kennt sich hier nicht aus. Wäre es denn so schlimm, ihm die wichtigsten Orte zu zeigen und dann bei Vater abzuliefern? Ihr könntet vielleicht auch vorher was Essen gehen.“

Als hätte er nur auf dieses Stichwort gewartet, fing Ranmas Magen an laut zu knurren. Alle Blicke richteten sich auf ihn und Ranma, eigentlich nie um eine Situation verlegen, spürte deutlich, wie sich seine Wangen erwärmten.
 

„Uhm, das mit dem Essen ist vielleicht gar keine so schlechte Idee. Ich glaub, meine letzte Mahlzeit war noch an Bord der China gewesen.“

Akane seufzte resigniert. Nicht nur ihre Familie, nein auch das Universum schien sich mittlerweile gegen sie verschworen zu haben. Was konnte eine einzelne Frau dem entgegensetzen außer rechtschaffener Apathie und Akzeptanz.

Sie stemmte sich vom Sofa hoch. Sie hatte die vergangene Nacht nicht besonders viel schlafen können, von den Ereignissen überwältigt. Nun spürte sie, wie die Müdigkeit ihr zu schaffen machte.

„Also schön.“, murmelte sie. „Nabiki, Kasumi, wir sehen uns heute Abend zum Essen.“ Sie ging zu der Kommode neben der Tür, haftete ihren Kommunikator auf dem linken Handrücken an, nahm ihre Zugangskarte und ging zur Tür hinaus, dicht gefolgt von ihrem neuen Verlobten.
 

Kaum hatte sich die Tür geschlossen, brach Nabiki in schallendes Gelächter aus. Kasumi hatte den Anstand wenigstens ein bisschen verärgert zu schauen, doch auch sie konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

„Nabiki, es ist wirklich nicht nett von uns, dass wir uns darüber amüsieren.“

Die Angesprochene japste nach Luft und wischte sich eine einsame Träne aus dem Augenwinkel. „Nein, aber das macht nichts. Das ist einfach verdammt genial.“ Sie atmete noch ein paar Mal tief durch, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen.

„Hast du gesehen, wie die beiden aufeinander reagieren? Und das erst nach einem einzigen Tag Bekanntschaft. Wenn ich ihn richtig einschätze, dann ist er das perfekte Gegenstück zu unserer dickköpfigen kleinen Schwester. Wird aber auch langsam mal Zeit, dass sie jemand aus ihrer Männerisolation reißt.“
 

Kasumi blickte nachdenklich zu der nun verschlossenen Wohnungstür. „Ich hoffe nur, dem ist wirklich so und Ranma treibt sie nicht ungewollt noch tiefer hinein.“

Nabiki zuckte nur mit den Schultern, zu gut gelaunt um sich mit derlei schweren Gedanken zu belasten. „Wird sich zeigen. Ich muss jetzt jedenfalls wieder los und Geld verdienen. Bis heut Abend, Schwesterchen.“
 

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Ranma hatte nicht so recht gewusst, was er von der Station halten sollte. Immerhin hatte er noch nicht allzu viel von ihr mitbekommen. Da er aber nun, geführt von Akane, bei klarem Verstand und einigermaßen aufnahmefähig die Gänge entlang schritt und ihren Erklärungen lauschte, konnte er nicht umhin beeindruckt zu sein.

Es war wirklich eine riesige Station. Acht Kilometer lang, etwa 260.000 Lebewesen, künstliche Schwerkrafterzeugung, Wasser- und Luftrecycling, sogar ein riesiger Garten mit Sportfeldern war dabei. Quartiere für jede Art von Lebewesen stellten sicher, dass jeder, der zum Handeln oder für diplomatische Geschäfte hierherkam, untergebracht werden konnte.

Ein gigantisches Projekt, eine eigene Stadt – und er war hier jetzt für die Sicherheit verantwortlich. Ihm wurde bewusst, dass es eine weitaus größere Verantwortung werden würde als seine Arbeit an Bord der China.
 

Einigermaßen benommen folgte er Akane zu einem der Aufzüge. „Sektor Rot 5, Zocalo.“ Die Türen schlossen sich und mit einem sanften Raunen schoss die Kabine durch den Schacht. „Der Zocalo ist der Freizeit- und Einkaufssektor der Station. Geschäfte, Bars, Unterhaltung – all das findet man dort. Mir ist gerade nicht nach Kantinenessen, deswegen würde ich vorschlagen, wir suchen uns dort was.“ Ranma nickte. Man konnte nicht unbedingt behaupten, dass Akane überschwänglich erfreut war, ihm alles zu zeigen, aber die Wut schien erst einmal verflogen und auf seine Fragen hin reagierte sie mit dem Enthusiasmus einer Reiseführerin, die ihrer Heimat durchaus warme Gefühle entgegenbrachte.
 

„Computer, Zieländerung: Haltepunkt Concourse Garten-Zocalo“

Ranma sah seine Verlobte fragend an. Diese grinste nunmehr offen. „Wenn du hierher kommst, musst du auch das Herzstück der Station sehen. Endlose Gänge aus Kunststoff und Metall… das ist nicht ihr wahres Wesen.“ Ihr Gesicht hatte bei diesen Worten einen warmen Ausdruck angenommen. Mit einem Mal kam der Aufzug zum Stehen und die Tür glitt zur Seite.

Selbst wenn Ranma es gewollt hätte, er hätte sein Erstaunen nicht verbergen können. Akane lächelte neben ihm, schritt nach draußen und wartete, bis er ihr langsam folgte.

„Was ist das hier?“, murmelte Ranma fast ehrfürchtig. Sein Blick glitt über das satte Grün vor sich, an den weit entfernt liegenden Wänden zu beiden Seiten und über ihm. Es war eine gigantische grüne Anlage, die sich an der riesigen inneren Wand des innen liegenden Zylinders der Raumstation befand. Und mitten in dieser gigantischen Röhre verlief eine Schiene, an der eine Bahngondel entlang schnellte.

„Das ist der Garten, der den freiliegenden Kern umschließt. Hier wird unser Sauerstoff gewonnen, das Wasser aufbereitet, frisches Gemüse und Obst angebaut, es gibt Sport- und Freizeitplätze und auch ein Frischluftrestaurant in der Mitte, was von hier etwa einen Kilometer entfernt ist. Dort oben siehst du den Kernzug – eine Einschienenbahn, die der Länge von Nerima folgt. Hinter uns befindet sich der Teil vom Roten Sektor, in dem sich die meisten Geschäfte, Stände, Bars, Restaurants und Casinos befinden.“

Ranma nickte mechanisch. Die Dimensionen schüchterten ihn regelrecht ein. Draußen im All vergaß man oft die einfache Größe der Dinge. Man war so schnell unterwegs, bewegte sich in winzigen Gängen und Schächten, saß in einem kleinen Cockpit oder verbrachte seine Zeit in an menschliche Formen angepasste Aufenthaltsräume. Aber hier, in diesem gigantischen Zylinder, starrte er auf eine weite Ebene, die nicht nur vor ihm lag, sondern auch die Wände hinaufführte und sich über ihm schloss, dazwischen ein gewaltiger freier Raum. Er fühlte sich, als würde er am Grund einer Höhle sitzen und die weit entfernte Decke anstarren.
 

„Was für einen Durchmesser hat dieser Raum?“, fragte er, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte. Akane überlegte kurz. „Das, was du hier siehst, sind etwa 700 Meter. In den äußeren Ebenen schließen sich noch Wohnquartiere an.“

Sie schien von der Dimension gänzlich unbeeindruckt, aber sie lebte ja auch schon seit einigen Jahren in dieser Umgebung. Sie hatte jedoch Recht gehabt. Korridore und Kommandozentralen – das konnte im Angesicht des Gartens nicht das Wesen der Station sein. Ranma fragte sich, welche verborgenen Schönheiten die Station wohl noch zu bieten hatte.

Den Moment stiller Betrachtung durchbrach ein Magengrummeln. Die Blicke der Verlobten trafen sich und Akane konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
 

„Der Herr hat gesprochen. Komm, lass uns was essen gehen.“ Sie stiegen wieder in den Aufzug und fuhren einige Stationen weiter zum Zocalo.

In dem Einkaufszentrum der Station war es so, wie man es sich bei einer Raumstation vorstellte. Lange Gänge, viel Metall, dennoch schön ausgeschmückte Cafés, Restaurants, Bars. Vielfältige Geschäfte für den täglichen Gebrauch, aber auch allerlei Touristenfänger priesen in Auslagen ihre Waren an. Aus vielen Ecken hörte man geschäftiges Treiben, Musik und oftmals Lachen. Es kam einem wie eine belebte Einkaufsstraße in einer stark beleuchteten Großstadt vor.
 

Akane berührte ihn kurz am Ellenbogen, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten.

„Wir gehen ins ‚Earheart’s’. Das ist der Offiziersclub der Station.“ Sie musste ihm fast ins Ohr brüllen, da neben ihnen gerade eine besonders laute Gruppe feiernder Zerkesi vorbeitorkelte.

Ranma hatte auf seinen Reisen mit der China schon viele außerirdische Völker kennen lernen dürfen, immerhin war es ein Transportschiff gewesen und als solches weit herum gekommen. Doch hier auf der Station schienen sie alle auf einem Haufen zu sein. Zerkesi feierten ausgelassen, denn es war gerade einer ihrer heiligen Monate. Skriis standen in kleinen Grüppchen zusammen, redeten vor allem über Politik und die neuesten Ergebnisse einer Sportart, die sich ‚Hrelop’ nannte - eine Art Fußballspiel, welches mit Keulen statt Füßen ausgetragen wurde. Weiter hinten sah er einen Vendrasi, jene Art Außerirdischer mit Tentakeln und zu vielen Augenpaaren, welcher wohl erst kürzlich auf der Station war und mit einem Händler zu feilschen suchte.

Dann sah er noch einige Wrem, ihre in allen Farben schimmernden Hauttöne ein klares Zeichen ihrer Herkunft. Nebst diesen und noch einigen anderen außerirdischen Völkern fanden sich viele Menschen, die ihren täglichen Geschäften nachgingen. Es war eine interessante Mischung.
 

Während er seinen Beobachtungen nachging, hatten Ranma und Akane ein Lokal erreicht, über dem in großen leuchtenden Buchstaben ‚Earhart’s’ prangte. Ranma runzelte die Stirn. Er hatte diesen Namen schon einmal gehört, konnte sich aber nicht recht entsinnen, wo oder wann das gewesen ist.

Akane steuerte ihn zielsicher zu einem Vierertisch in einer kleinen Sitznische. Sofort kam eine Kellnerin angelaufen, begrüßte Akane mit Vornamen – offenbar kam sie öfter her – und half Ranma bei der Auswahl. Er war überrascht, dass die Speisekarte nicht nur außerirdische Gerichte enthielt, sondern auch viele von der Erde.

„Das liegt daran, dass ein Großteil der Offiziere, für die der Club hier ist, Menschen aus der alten Heimat sind. Als diese Station besetzt wurde, wollten sie ihre Lieblingsspeisen natürlich nicht missen. Das einzige Problem ist, hier an frische Zutaten zu kommen. Vieles wird synthetisch hergestellt. Es ist nicht besonders einfach, da mal an ein ordentliches Stück Fleisch oder auch nur an ein Ei heran zu kommen. Aber die Küche hier ist einigermaßen gut und die Preise erschwinglich.“
 

Während die beiden warteten, überlegte Akane laut, was sie als nächstes unternehmen könnten.

„Mh, wir könnten dann im Sicherheitsbüro vorbei schauen. Das ist auch hier im Roten Sektor und nicht allzu weit entfernt. Chief Alfons, das ist unser derzeitiger Sicherheitschef, ist vielleicht grad da und du könntest dir schon mal alles anschauen.“

„Klingt gut“, stimmte Ranma zu. Er warf einen Blick durch die einige Meter entfernte Fensterscheibe, welche das ‚Earhart’s’ vom Hauptkorridor trennte. Er wurde nachdenklich.

„Ich muss zugeben“, setzte er an und sein Blick wanderte wieder zu Akane, „dass die Station wesentlich größer ist, als ich mir das vorgestellt hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir noch nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, was dies hier für ein Arbeitsaufwand ist. Auf einem Transportschiff ist es relativ einfach. Man hat eine überschaubare Mannschaft, vielleicht ein paar zusätzliche Mitreisende. Man hat einen Startpunkt und ein Ziel und muss nur versuchen, heil von A nach B zu kommen. Das hier“, er nickte in Richtung des Zocalo, „ist eine Stadt. Hier herrschen ganz andere Gesetze. Es gibt Durchgangsverkehr, Handel, Diplomaten, Querelen zwischen den Völkern, Gaunereien, Diebstähle…“ Akane hatte das Gefühl, dass ihm die Aussicht, dieses Chaos zu bändigen, Freude bereitete. Und in der Tat stahl sich ein kleines Schmunzeln auf sein Gesicht.

„Das klingt fast so, als würdest du dich darauf freuen, hier zu arbeiten.“, bemerkte sie mit einem kleinen Lächeln.
 

Ranma sah sie überrascht an und überlegte.

Sicher, der Start war nicht ideal gewesen. Immerhin hatte er keine Entscheidungsfreiheit darüber gehabt, ob er hier arbeiten wollte oder nicht. Aber wenn er sich die Dimensionen dieser Station vor Augen führte und die vielen unbekannten Probleme, die er meistern würde müssen, konnte er eine gewisse freudige Anspannung nicht unterdrücken. „Naja, es ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Auf meinem alten Posten habe ich schon langsam angefangen, mich zu langweilen. Bis auf das Gefecht mit den Piraten war außer kleinen Vergehen, die meistens von den gleichen Leuten begangen wurden, nicht viel los gewesen.“

Akane musste lachen. Ranma fand, dass es ein wunderschöner Klang war.

„Dann wirst du hier viel zu tun haben. Ab und an bin ich mit Alfons zum Mittag- oder Abendessen gegangen. Wenn er dann anfing von seiner Arbeit zu reden, konnte er unglaublich viele Geschichten erzählen. Da kam ich mir manchmal vor, als wäre ich im Medlab total von der Außenwelt abgeschnitten.“

Sie blickte lächelnd nach draußen und erinnerte sich gewiss gerade an einige dieser Erlebnisse. Ranma beobachtete sie diskret und ertappte sich bei der Frage, wer wohl dieser Alfons war. Ein Freund? Vielleicht ein Liebhaber? Sie schienen sich sehr nah zu sein. Vielleicht war Akane ja deshalb so gegen diese Verlobung. Sie hatte bereits jemanden, in den sie verliebt war…
 

Die Verfolgung dieser Gedankengänge wurde von der Kellnerin unterbrochen, die zuvor ihre Bestellung aufgenommen hatte und nun mit dem Essen wiederkam. Sein Magen empfand, dass es keinen Augenblick zu früh kam, und gurgelte fröhlich in Aussicht baldigen Essens.

Während der Mahlzeit vermied Akane, Ranma in ein großes Gespräch verwickeln zu wollen. Zum einen wusste sie, dass er momentan von den ganzen Eindrücken überwältigt sein musste. Zum anderen hätte er bei seinem Essverhalten keine Zeit gehabt, auch nur einen einzigen Satz zu formulieren. Akane hatte während ihrer Studienzeit einige Ausfälle an Tischmanieren ihrer männlichen Kommilitonen miterleben müssen, aber das war lächerlich im Vergleich zu dem Tempo, dass Ranma an den Tag legte. Im Sekundentakt schaufelte er sich Essen auf die Gabel und stopfte es sich rein. Akane überlegte, ob es ihm in den Intervallen überhaupt physisch möglich war, zu kauen.

Während sie noch beim Hauptgericht war, bestellte er sich noch eine zweite Portion hinterher. Die Kellnerin war gerade verschwunden, da fiel Ranma Akanes Blick auf. „Was denn?“

Sie konnte darüber nur den Kopf schütteln. „Nichts, schon okay. Ich bin nur wegen deiner Essgeschwindigkeit verblüfft.“

Ranma hatte den Anstand, kurz zu erröten. Dann drehte er den Kopf fast trotzig ein bisschen zu Seite und murmelte ein „Ich hab halt Hunger:..“ vor sich hin.

Er wusste ja selbst, dass Tischmanieren nicht unbedingt zu seiner Glanzseite gehörten.
 

Die Zeit verstrich in relativer Ruhe, sowohl die junge Ärztin als auch der neue Kampfflieger in ihre Gedanken versunken. Als sich beide dem Ende des Essens näherten, blickte Akane auf ihre Uhr und nickte kurz, wie um ihren Überlegungen Nachdruck zu verleihen.

Sie sah im Aufstehen zu Ranma hinüber. „Warte kurz, ja? Wenn ich wieder komme, gehen wir zu Chief Alfons rüber.“

Ranma sah ihr fragend auf dem Weg zur Theke hinterher, wo sie offensichtlich bezahlen wollte. Sein Ego erhielt dadurch einen leichten Dämpfer. Hunderte Jahre Gleichstellung hatten dieses gelegentlich vorhandene Gedankenkonzept, dass der Mann bezahlen müsse, noch nicht ausgemerzt. Als Akane auf dem Rückweg war, fand sie den jungen Mann stehend, mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn vor sich wieder.

„Du musst nicht für mich mit bezahlen…“, brummelte er kaum hörbar vor sich hin. Die junge Ärztin zuckte nur mit den Schultern, ging demonstrativ unbeeindruckt an ihm vorbei und sagte ihm, er könne es ihr jederzeit zurückzahlen.
 

Er folgte ihr auf dem Weg zum Sicherheitsbüro. Der volle Magen und die vielen Eindrücke seiner neuen Umgebung steigerten Ranmas Laune zusehends. Hinter einem Zeitungsstand bog Akane in eine Nebenstraße. Dort konnte man nach wenigen Metern laute Stimmen aus einer geöffneten Tür ein Stück weiter vorn hören. Zwei Männerstimmen schrien sich an. Eine mit einem Repertoire an Obszönitäten, die für diese Umgebung schlicht ungeeignet waren, und eine tiefere, fast schon beruhigend wirkende, welche versuchte den fluchenden Mann wieder zur Besinnung zu rufen. Als das Geschrei des einen Mannes zunahm – Akane und Ranma waren nur noch einige Meter entfernt – und Geräusche eines Handgemenges laut wurden, schob sich Ranma innerhalb von Sekunden an Akane vorbei, zielstrebig auf die Türöffnung zugehend. Gerade als er hineingehen wollte, rannte ihn ein Mann beinahe um.

Ranmas Reflexe reagierten schlagartig. Als ihn sein Gegenüber aus dem Weg stoßen wollte, ergriff der junge Saotome dessen Arm, drehte ihn ihm auf den Rücken und zwang ihn über diesen Haltegriff auf den Boden.
 

Noch bevor er etwas sagen konnte – der Mann in seinem Haltegriff indes fluchte wieder farbenfroh – kamen zwei junge Offiziere atemlos aus dem Raum gerannt, dass Ranma nunmehr als Sicherheitsbüro erkannte. Einer der beiden legte dem Gefangenen Handfesseln an, hievte ihn hoch und führte ihn zurück durch die Tür. Dort wartete ein älterer grauhaariger Mann und nickte Ranma kurz zu, bevor er sich an die Offiziere wandte. „Hiroshi, bringen sie diesen Trunkenbold erstmal in die Ausnüchterungszelle. Sollte er nicht Ruhe geben, stellen sie ruhig die Komms zwischen der Zelle und dem Vorraum ab, bis er sich ausgebrüllt hat.“ Der angesprochene Mann grinste, salutierte kurz und folgte seinem Kollegen um den zappelnden Betrunkenen durch eine weitere Tür in den Zellentrakt zu befördern.
 

„Ah, Akane mein Kind.“ Ranmas Kopf schnellte zu dem älteren Herr und der Ärztin hinüber. Diese umarmte den Mann mit einem Lächeln. „Alfons, ich sehe schon, hier ist es nie langweilig.“ Der Alte lachte schallend, ließ Akane wieder los begab sich zu seinem Schreibtisch an der gegenüber liegenden Wand. Hinter ihm flimmerte über viele Monitore das Stationsgeschehen.

„Nein, das ist es wirklich nicht. Früher hätte ich so einen Lausebengel selbst am Schlafittchen gepackt, aber ich werde eben auch alt.“ Er bedachte Ranma mit einem kurzen Blick. „Übrigens, danke für die Hilfe, junger Mann.“

Ranma ging automatisch in Habachtstellung über. Er wusste nicht warum, aber der grauhaarige Kerl verströmte eine gewisse Autorität, die nicht zu ignorieren war.

„Kein Problem, Chief.“

Die Augen des Alten glitzerten mit einem gewissen schelmischen Glanz. Akane fiel ein, dass sie Ranma vorstellen wollte. Doch noch bevor sie dazu Luft holen konnte, ertönte Alfons tiefe Stimme.

„Du bist so gar nicht wie dein Vater, mein Junge.“

Die beiden Verlobten waren sprachlos.

Der Chief grinste nur. „Setzt euch doch!“ Er wies auf die beiden Stühle auf der anderen Seite der Schreibtischkonsole.

„Sie kennen Pops?“, platze es aus Ranma heraus, nachdem er sich wie geheißen platziert hatte.

„Jep, und es sind nicht nur gute Erinnerungen, die ich mit ihm verbinde. So kompetent er in manchen Bereichen sein mag, er ist und bleibt ein alter Tunichtgut.“

Ranma hatte Probleme, das Wort ‚kompetent’ in Zusammenhang mit seinen Vater zu bringen. Es gab Dinge in diesem Universum, die gehörten ganz einfach nicht zusammen.

„Als Soun mir sagte, wer der neue Sicherheitschef werden würde, wusste ich nicht so recht, ob ich Lachen oder Weinen sollte.“, fuhr Alfons fort. „Versteh mich nicht falsch, Genma ist ein feiner Kerl, hat mir sogar ein- oder zweimal das Leben gerettet. Das ändert aber nichts daran, dass er nicht gerade eine verantwortungsvolle Person ist.“

Der junge Saotome lachte bei diesem Satz, verschränkte die Arme trotzig vor der Brust und schnaubte abfällig durch die Nase. „Das ist eine sehr nette Umschreibung meines alten Herrn. Aber keine Sorge. Auch wenn ich hier neu bin, werde ich nicht zulassen, dass der Alte hier Blödsinn anstellt.“

Alfons sah Ranma bei diesen Worten einige Sekunden lang fest in die Augen. Dieser erwiderte den Blick unerschrocken und entschlossen. Offensichtlich sah der alte Chief dort, was er hoffte zu finden, denn nach einigen Sekunden stiller Absprache zwischen den beiden nickte er Ranma jovial zu, grinste konspirativ und wandte sich dann Akane zu.

„Und ihr beiden seid also verlobt, ja?“
 

Sofort schoss ihnen das Blut in die Wangen. Ob aus Verlegenheit oder aus Ärger konnte Chief Alfons nicht sagen, aber es war ein verdammt amüsantes Schauspiel. Er grinste sichtlich belustigt und dankte Nabiki gedanklich für die kleine Memo, die er kurz zuvor erhalten hatte.
 

Indes war Ranma und Akane das Thema zusehends unangenehm. Sie versuchten sich mit hochroten Köpfen zu erklären, stolperten dabei über ihre eigenen Worte und fingen schließlich sogar an, sich gegenseitig zu beleidigen. Es war ein Schauspiel der Sonderklasse. Alfons hatte das Gefühl, dass die Station demnächst noch aufregender werden würde als sie es ohnehin schon war und überlegte sich, wie er seine Frau überreden konnte, ihre Abreise zur Erde noch ein bisschen aufzuschieben.
 

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Ende Kapitel 3

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Langsam übertreffe ich mich selbst. Zwei Kapitel in einem Jahr? Ich werde noch zum Vielschreiber.

Ich bin jeden Formen der konstruktiven Kritk, schwärmenden wie scheltenden Kommentaren und sonstigen Meinungsäußerungen nicht abgeneigt. Sie werden meinerseits auch sicher nicht negativ aufgefasst.

So far,
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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Thomas2626
2017-11-20T12:38:00+00:00 20.11.2017 13:38
Schreibst du hier auch weiter? 😯
Antwort von:  Yalene
19.12.2017 00:38
Huhu.
Derzeit komm ich leider nicht so recht zum schreiben, aber ja, die Geschichte wird irgendwann fortgesetzt. Eine ungefähre Storyline habe ich bereits umrissen und werde sie irgendwann zu Blatt bringen.

Vielen Dank für dein Interesse. :3
Von:  Tobikun
2013-06-27T11:21:39+00:00 27.06.2013 13:21
Ich fand es schön zu lesen. Die Umgebung einer Raumstation ist zwar gewöhnungsbedürftig aber das verfliegt schnell^^. Die Charaktereigenschaften sind wie auch in der Originalstory herrlich^^.
Ich hoffe es geht bald weiter^^.

gez. Tobikun
Antwort von:  Yalene
27.06.2013 17:43
Ja, Science Fiction ist für unsere Nerima Chaostruppe ein eher ungewöhnliches Genre. Und ich hoffe, dass ich die Charaktere auch wirklich wie im Original treffe.
Das mit dem schnell schreiben ist so eine Sache bei mir. xD" Das kann teilweise mehrere Monate bis Jahre dauern, bis da Updates kommen. Aber ich versuch diesmal nicht so lange zu pausieren.
Antwort von:  Tobikun
27.06.2013 18:20
^^ naja bei meiner Fortsetzung dauerts momentan auch en bissl.Ich muss mir die weitere Story erst ausdenken, hab aber nebenbei noch mit der Arbeit zu tun^^.
Von:  Kaninchensklave
2013-06-27T10:33:04+00:00 27.06.2013 12:33
ein Tolles Kap

ja was soll man sagen Nabiki wird Ihren Spaß sicher noch haben
da bin ich mir sicher und beide ab und an ein wenig erpressen
wann immer es Ihr möglich ist

wenn nicht sogar die Halbe Raumstation bei Ihr Schulden hat
wundern würde es mich nicht xD

Ich muss Ranma in allen Punkten Recht geben Genma ist eine fehl besetzung für den Posten
und Ranma wird ne menge Arbeit haben was die vereitellung von Korruption betrifft

Du darfs dich ruhig zum Super schreiber enwickeln mit ein Kap im Monat xD

GVLG
Antwort von:  Yalene
27.06.2013 17:38
Danke für deine ganzen Kommentare! Es freut mich, dass meine Geschichten Anklang finden. ^^
Und ein Kapitel pro Monat? Das artet ja in Arbeit aus. xD
Aber mal schauen, was sich machen lässt.
Antwort von:  Kaninchensklave
27.06.2013 18:00
ja klar Arbeit wer´s glaubt ^^


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