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Life of the Vampires

von

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Sehnsucht


 

Sehnsucht
 


 

In einer kühlen Winternacht Anfang März ging in New Orleans fast alles seinen gewohnten Gang. Ausnahme hierzu stellte ein Vampir dar, der zu Recht diese Stadt als die seine bezeichnen konnte. Hier lebte er nun schon seit längerer Zeit, würde auch immer wieder in diese Metropole zurück kehren und einfach ein Zuhause haben.
 

Lestat de Lioncourt war gewiss kein Unbekannter, aber die Menschen und Vampire hier machten es nicht mehr wie früher zu etwas derartig Besonderem. Man konnte sagen, es war normal geworden, dass er hier durch die Straßen wandelte. Ab und an wurde er von recht einflussreichen Personen mit einem Kopfnicken oder Heben der Hand gegrüßt. Alles in allem ein ruhiger Alltag, der sich für ihn seit einer Weile nicht mehr ganz so entspannt gestaltete. Schuld daran war ein unvergleichlicher Duft, der immer und immer wieder seinen Geruchsinn in neue Höhen geleitete…
 

An diesem Abend zu fortgeschrittener Stunde war er gerade unterwegs in einer der belebten Hautpstraßen. Er hatte bereits gut getrunken und sah sich nun nach einer netten Gesellschaft oder etwas anderem um, womit er die restliche Nacht verbringen konnte. Dass er zudem weiterhin seine Sinne offen hielt, um vielleicht diesen Jungen zu finden, gehörte für ihn schon seit einigen Wochen dazu.
 

Dennoch traf es ihn komplett unerwartet, als er plötzlich diesen Duft in der Nase hatte. Es war weniger, dass ihn dieser Geruch erreichte. Viel eher lag es an der Intensität, die er so noch nicht wahr genommen hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er regelrecht schon, wie der Mann, den er als Jungen gekannt hatte, hier entlang gegangen war. Zwar hatte er keinerlei Vorstellung in diesem Augenblick, wie er denn nun aussah, da er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt hatte, aber das könnte er vielleicht gleich ändern.
 

Schnell war alles über den Haufen geworfen. Sein Interesse an allen anderen, Menschen wie Vampiren, verflog komplett und er ließ sich von dieser zarten Note an Süße und Unschuld einfach leiten. Seine Schritten wurden unwillkürlich flotter, als würde er fürchten, ihn im nächsten Moment zu verpassen, oder als würde dieser noch Unbekannte gleich in ein Flugzeug steigen und seinem Leben wieder entschwinden.
 

Am Eingang zu einem Park wurde er auf einmal aus seiner Trance heraus gerissen, da ihn jemand ansprach. Leider, so dachte er darüber, war es nur ein Bekannter, den er mit einer eher flüchtigen Bewegung grüßte. Damit war diesem gleich klar, dass er an diesem Abend eine Zeit mit dem besonderen Vampir verbringen würde, weshalb er seiner Wege ging. Nur hatte Lestat so für kurze Zeit diesen Geruch verloren, was ihn mehr als ärgerte.
 

Ein paar Mal drehte er sich um seine eigene Achse, machte ein paar Schritte mal hierhin und mal dorthin, bis er den Duft aus dem Park heraus strömen spürte. Was ihm selbst so intensiv und stark vorhanden erschien, war für andere fast nicht merklich. Ob es nun daran lag, weil er diesen Jungen noch von früher kannte, oder sie beide eine eigene Art von Bestimmung verband, oder es schlicht seine vampirischen Sinne waren, war ihm vollkommen einerlei. Später einmal würde er vielleicht sogar sagen, dass es alles zusammen war. Im Augenblick konnte er zumindest die Fährte wieder wie ein Spürhund oder ein Raubtier aufnehmen. Wobei er Letzteres ja wirklich war…
 

Seine Schritte führten ihn Ziel gerichtet einen Weg entlang. Erst noch war er asphaltiert, ehe Lestat dem Duft weiter einen schmaleren Pfad auf sandigem Untergrund folgte. Jeden Weg in New Orleans kannte er, wusste somit auch, dass dieser hier zu einem kleineren Seitenausgang führte. Ob sein Fremder wohl unweit dieses Parks in einem der luxoriösen Hotels abgestiegen war? Oder hatte er sich gar eine der schicken Wohnungen gemietet, wenn nicht gar gekauft? Einen winzigen Moment tauchten diese Fragen in seinem Kopf auf, ehe er ihn leicht schüttelte und weiter dieser Spur folgte.
 

Plötzlich erstarrte er in seiner Bewegung, musste sich sogar dazu zwingen gedanklich, dass er den Schritt, den er eben hatte machen wollen, auch wirklich zu Ende brachte. Das Wieso fand sich einige Meter von ihm entfernt wie ein dunkler Schatten, der auf dem Weg wandelte und gerade unter eine der spährlich vorhandenen Laternen trat. Die Gestalt hielt inne, sodass der Vampir spüren konnte, wie sein untotes Herz ihm regelrecht bis zum Hals schlug. In seinen Ohren rauschte es, was von dem Blutkonsum zuvor sicherlich noch her rührte. Richtig gebannt sah er hinüber, wobei eine Anspannung in seinem Körper lag, die ihn ein wenig daran erinnerte, wie er zu Lebzeiten allein die Wölfe getötet hatte. Doch es war auch wieder komplett anders, so viel intensiver und überhaupt nicht darauf ausgelegt, dass er jederzeit angegriffen werden könnte. Hier war es allem voran die Neugier, was passieren würde, diese Ungewissheit, ob er nicht gleich aus einem Traum aufwachen würde…
 

Langsam realisierte er alles, was er dort im fahlen Licht fand. Goldene Haare fielen in leichten Locken hinab auf die Schultern, die eindeutig männlich waren und doch etwas graziler, femininer wirkten. Viel bekam er nicht zu sehen, denn ein langer Mantel aus schwarzem Leder schmiegte sich an die Silhouette, ehe er in etwa auf Höhe der Knöchel sein Ende fand. Die Hände waren in den Manteltaschen vergraben, sodass er nur erahnen konnte, wie sie vielleicht waren. Und doch kam es ihm so vor, als würde der Stoff allmählich vor seinen Augen noch mehr preis geben. Als würde sein Blick darunter gleiten und genau erkennen, wie sich die Schulterblätter leicht abhoben und die Muskel sich spannten, da der junge Mann sich mit dem Oberkörper etwas drehte.
 

Erst jetzt erwachte der Vampir erneut und er trat ein wenig mehr in den Schatten hinein, sodass er nicht gesehen wurde. Irgendwie konnte er ihm gerade nicht gegenüber treten. Es war wie ein Instinkt, der ihm sagte, dass er dafür noch nicht bereit war. Womöglich lag es an den wackligen Knien, die nur er spürte, aber niemand sehen konnte. Doch er erblickte diese tiefen, blauen Seelenspiegel, die in die Dunkelheit spähten und wohl versuchten ihn zu finden. Am liebsten würde er einfach hervor schnellen, den jungen Mann ergreifen und mit ihm gemeinsam im Dickicht verschwinden, wo er ihn ganz genüsslich vernaschen könnte…
 

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Und hiermit steht Kapitel 24. Damit ist der aktuelle Stand erreicht.
 

Hoffe, es hat gefallen. Bei Fragen, Risiken und Beschwerden wenden sie sich vertrauensvoll an den Autor. ^.~
 

Bis zum nächsten Mal *wink*



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