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Crackpairing Oneshots

Ich denke, eine weitere Beschreibung ist unnötig...
von

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Zexion x Naminé

Okay... Zuerst einmal...:

Es tut mir echt Leid, dass ich diesmal so unglaublich lahm war...

Aber, die Rechtfertigung: Da Handofblood etwas von ZexiNami meinte, hab ich mir in den Kopf gesetzt, dass auch zu schreiben! Aber das war echt schwierig, weil ich nie Chain of Memorys gespielt habe und ihn deswegen so GAR nicht kannte... Und das Internet hat auch nix ausgespuckt, außer dass er der Zweitjüngste(nach Roxas) der Orga ist und Leute manipulieren kann...

Naja, ich hab es trotzdem bersucht. Manchmal wirkt es zweideutig, aber ich bin nicht versaut XD

(Irgendwie kommt Vexen bei mir immer recht schlecht weg... Vielleichht schreib ich irgendwann was positives über ihn...)

Naja, ich hab mir dennoch sehr viel Mühe gegeben. Diesmal ist es so lang geworden, dass man es kaum noch One Shot nennen kann XD Okay, genug geschwafelt, ich hoffe es gefällt ^_^

lg,

Himeka
 


 

Pure Heartless Angel
 

Zexion mochte die Stille. Die absolute Abwesenheit von Geräuschen. Keine Stimme, der man zuhören, der man antworten musste.

Einfach für sich die Zeichen deuten, den Anderen zu verstehen, darin war die Nummer sechs der Organisation XIII ungewöhnlich gut.

Und wenn dann doch eine Konversation stattfand, konnte er zwischen den Zeilen lesen.

Deshalb verstand er viele Menschen und deren Verhaltensmuster besser als die Betreffenden sich selbst und so sicherlich auch mehr, als ihnen lieb war.

Zexion wusste auch, wie er sich dies zu Nutze machen konnte. Er wusste, wie er Leute dazu bringen konnte, das zu machen, was er wollte.

Wahrscheinlich hatte er in seinem früheren Leben ein Talent für Psychologie gehabt; er wusste es nicht, so wie die meisten Niemande nicht genau wussten, was in ihrem früheren Leben vor sich gegangen war. Die meisten Momente, in denen man ein starkes Gefühl -sei es positiv oder negativ- empfunden hatte, waren in Vergessenheit geraten.

Auch die Erinnerung an die Gefühle verblassten auf diese Art schnell.

Auf jeden Fall war seine Liebe für die Stille geblieben.
 

Schade nur, dass es gerade alles Andere als still war. Ein lautes Krachen nach dem Anderen zeriss die Luft. Neben der schlanken Gestalt, die in eine schwarze Kutte gehüllt war, wurde ein Baum zertrümmert und er wich zur Seite aus. Vom friedlichen Wald, der hier einst gestanden hatte, war nicht mehr viel übrig. Die meisten Bäume waren völlig zerstört und auch Zexion selbst war nicht ganz unversehrt geblieben. Zahllose Kratzer zierten sein junges Gesicht, doch er war nicht ernsthaft verletzt, denn seine Bewegungen verloren nicht nennenswert an Eleganz, während er dem riesigen graufarbenen Wesen auswich, dass allgemein als 'Niemand' bekannt war.

Es war ein riesiges Exemplar, das total außer Kontrolle geraten war. Da die Untergrundorga es 'verbockt' hatte, war es die Aufgabe deren Anführers, den Niemand wieder unter Kontrolle zu kriegen. Besagte (Opfer)rolle hatte das Jüngste Organisationsmitglied inne, dessen graue Augen fahrig den Bewegungen des Monsters folgten, während er in seiner Tasche nach einem kleinen gläsernen Gefäß suchte und es schnell fand.

Die Nummer Vier, deren Schuld es gewesen war, dass dieser Niemand überhaupt derartig außer Kontrolle geraten war, hatte eine Flüssigkeit entwickelt, die ihn angeblich wieder bannen sollte. Zexion konnte nur hoffen, dass es funktionierte. Könnte ja auch sein, dass Vexen ihn so in den sicheren Tod schicken wollte.

Schließlich war allgemein bekannt, dass er sehr ungern kämpfte und deshalb galt er als eher schwach.

Naja, er hatte keine andere Wahl, als dem etwas irren Forscher zu vertrauen. Die grell grüne Flüssigkeit musste ihn berühren. Er griff nach dem Korken, der als Verschluss diente, als er plötzlich den hohen Aufschrei eines Mädchens hörte.

Automatisch fuhr er herum, um die Verursacherin links von sich auszumachen. Eine weiß gekleidete blonde Gestalt rannte vor dem Niemand weg. Seltsam, er dachte, hier wären weit und breit keine Bürger des nächsten Dorfes unterwegs gewesen...

Er näherte sich ihr langsam, allerdings eher um dem Niemand zu folgen, als ihr zu helfen. Denn Dieser schien plötzlich ziemlich an ihr interessiert zu sein.

Plötzlich stolperte sie über einen Ast und fiel hin. Stumm und gleichgültig sah Zexion ihr zu. Wie sie sich hastig aufzurichten versuchte und der Niemand ihr zielstrebig näher kam. Wie sie rückwärts von ihm wegkroch, bis sie an mit dem Rücken an einen Baum stieß und sich ihre Augen vor Schreck weiteten. Und plötzlich, als er diesen Ausdruck in den (wie er feststellte) tiefblauen Augen sah und der Niemand mit seiner Klaue ausholte war es ihm nicht mehr egal.

Schlagartig durchzuckte ihn das Bedürfnis, dies zu verhindern. Und ohne nachzudenken stellte er sich vor sie und errichtete eine Schattenbarriere. Das erste, was ihm instinktiv eingefallen war.

Aus dem Augenwinkel vernahm er, wie das geschockte Mädchen in mit einer Mischung aus Furcht und Überraschung ansah, am ganzen Körper zitternd.

Als der Niemand heftig gegen die Barriere schlug, zuckte sie zusammen. Auf einmal, als wäre ihr etwas eingefallen, holte sie einen Block hinter ihrem Rücken hervor, klappte ihn mit zittrigen Fingern auf und zog einen Stift.

Ihr eher unbewusster Retter versuchte sich momentan auf die Situation vor ihm zu konzentrieren. Ohne Unterbrechung hämmerte der monströse Niemand auf die Barriere ein. Schnell weitete das Organisationsmitglied die Schattenbarriere zu beiden Seiten aus. Nun musste er auf einen Moment der Blöße warten, um ihn mit dieser Flüssigkeit übergießen zu können. Die Flüssigkeit...! Ohne den Blick von der Schattenwand abzulassen suchte er seine Taschen ab. Wo war sie?! Vorhin hatte er sie doch noch in der Hand gehalten... Er ließ den Blick schweifen und entdeckte sie ein paar Meter entfernt im Gras liegend. Verdammt! Was war heute nur los?! Wenn er sich beeilen würde, konnte er sie kriegen, doch dann wäre die Barriere nicht mehr stark genug und der Niemand würde das Mädchen erwischen, welches (wie die weiße Gestalt im Augenwinkel verriet) noch immer da war. Zexion unterbrach seinen Gedankengang.

Was kümmerte ihn das überhaupt...? Ihn hatte so etwas nie interessiert... Also warum jetzt? Er hatte ein seltsames Gefühl bei dem Mädchen...

Der junge Mann mit den rauchblauen Haaren schüttelte kurz den Kopf, um sich etwas sammeln zu können. Jetzt war keine Zeit für so etwas. Keine Zeit für seltsame Gefühle. Er würde es riskieren müssen. Mit einem weiteren Schattenzauber versuchte er die Aufmerksamkeit des Monsters auf sich zu lenken, rannte los und langte im laufen nach der kleinen Flasche. Als er das kühle Glas zwischen den Fingern fühlte blickte er auf und sah, wie sich der Niemand erneut Anstalten machte, sich auf das Mädchen zu stürzen. Innerlich fluchend hastete er zurück, doch es war unmöglich, noch einen weiteren Schattenzauber zu wirken. Es ging alles so schnell.

Ohne nachzudenken, sprang er zu der Blonden, stützte die linke Hand an dem Baumstamm ab und wand sich dem Monster mit entschlossenem Blick und erhobener rechter Hand zu. Im selben Moment blickte die Blonde von ihrem Zeichenblock auf und sah den Niemand aus furchtsamen, doch nicht minder entschlossenen Augen an.

Das graue Monster hielt mitten im Schlag inne, als plötzlich aus dem Nichts gleißend helle Ketten erschienen, die ihn in Sekundenbruchteilen fesselten und zurückhielten. Es rüttelte sichtlich wütend an ihnen, doch sie ließen nicht nach.

Völlig verwirrt betrachtete Zexion die Ketten, dann wanderte sein Blick nach unten, zu dem Mädchen welches dort am Boden kauerte und auf den Zeichenblock, auf dem ein eingekettetes graues Monster abgebildet war.

Er verstand sofort. Es schien unglaublich, doch sie war es gewesen. Sie war kein normaler Mensch, sondern-

Ihre Blicke trafen sich. Für Zexion schien sich plötzlich eine Art Stille im Kopf auszubreiten. Wie in Trance hatte er das Gefühl, die Zeit stünde einen Moment still. In dem Moment meldete sich die Realität, als die Ketten plötzlich lautstark zerbarsten. Plötzlich wusste er, was er zu tun hatte, holte aus und warf dem Niemand die Glasflasche entgegen. Diese zersprang an seinem Körper, alles wurde in wenigen Sekunden in Rauch gehüllt und ein ohrenbetäubendes Geräusch, wie der Schrei des verendenden Niemands, hallte in der Gegend regelrecht wieder und verursachte ihm Kopfschmerzen.

Der 'Schrei' verklang und der Rauch legte sich langsam. Der Niemand war in der Tat weg, auch wenn das nicht nach 'Bannen' ausgesehen hatte. Eher nach 'aus der Welt schaffen'. Typisch Vexen. Was, wenn diese Höllenflüssigkeit ihn berührt hätte?! Mit dem würde er noch einmal reden.

Doch zuerst... Er wandte sich dem Mädchen zu. Zum ersten Mal konnte er sie richtig betrachten. Sie schien ungefähr 15, 16 Jahre alt zu sein. Ihre glatten, schulterlangen Haare waren kaum zerzaust und von einem strahlenden Blond. Ihre tiefblauen Augen gaben einen schönen Kontrast dazu und dort, wo sie keine Kratzer hatte konnte er erkennen, dass ihre Haut eher blass war.

Ihr kurzes weißes Kleid unterstützte den Eindruck, ein kleiner Engel säße dort am Boden.

Ein kleiner unschuldiger Engel mit einem Skizzenblock. Doch es war ein herzloser Engel, dass wusste Zexion.

"Danke...", durchbrach ihre helle Stimme die Stille. Sie klang noch etwas unsicher, immerhin wusste sie noch nicht so recht, was sie von dem jungen Mann mit den rauchblauen Haaren halten sollte, der noch immer vor ihr stand und sie schweigend musterte. War er ein Freund oder ein Feind?

Die Stille war es, die sie so verunsicherte. Warum fragte er nicht? Immerhin hatte sie gerade dieses Monster gezeichnet und so gefesselt. Wunderte er sich gar nicht?

"Bist du vielleicht auch... Wie... Wie ich...?", fragte sie leise, als habe sie Angst zuviel zu sagen und ein wenig Hoffnung erwachte in ihr.

Würde sie nun nicht mehr allein sein...?

Zexion wich ihrem Blick aus, nahm endlich die Hand von dem Baumstamm und stellte sich gerader hin.

Dann nickte er. "Ich... weiß wie du dich fühlst...", sagte er mit seiner üblich leisen Stimme, ihr ruhig in die Augen blickend. Dann hielt er ihr die Hand hin.

"Komm mit. Ich bringe dich... Zu den Anderen..." Noch immer flackerte Unsicherheit in ihren Augen, doch sie beschloss, dem Fremden zu vertrauen. Schließlich hatte er sie gerettet und irgendwie fühlte sie sich ein wenig zu ihm hingezogen. Also ergriff sie seine Hand.

Zexion zuckte etwas überrascht zusammen. Ihre Hand war ganz warm. Nicht, dass das unangenehm wäre...
 

Das Geräusch gleichmäßiger Schritte hallte von den Wänden wieder, als Zexion langsam eine der vielen Treppen im Schloss Oblivion hinaufstieg. Es war bald Zeit für die angekündigte Versammlung und da er vor kurzem erst von einer Mission zurückgekehrt war lohnte es nicht irgendetwas anzufangen. Also hatte er beschlossen sich schon einmal auf den Weg zu machen.

Zwei Tage war es nun her, dass er Naminé zur Organisation XIII geführt hatte.

Seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen. Es war ihm zwar durchaus bekannt, in welchem Zimmer sie untergebracht worden war, doch er hatte keine Zeit gehabt um dort vorbeizusehen. Xemnas hatte sich sehr für sie interessiert. Die Nummer eins meinte, ihre Fähigkeiten könnten ungemein nützlich sein.

Bald würde er anordern ihre Fähigkeiten und deren Grenzen genauer zu untersuchen und Zexion sah dem nicht glücklich entgegen. Vexens Experimente konnten grausam sein und die junge Nummer sechs verabscheute es, unnötige Gewalt mitanzusehen. Vor allem bei einem so jungen Niemand, der erst vor kurzem zu existieren begonnen hatte. Naminé hatte erzählt sie sei einen Tag zuvor aufgewacht und völlig verwirrt durch die Gegend geirrt, als sie von ihm entdeckt worden war.

Das erklärte auch, warum ihre Hand so warm war... Am Anfang war man noch am menschlichsten. Das ließ relativ schnell doch gleichzeitig unbewusst ab. Bis man einige Tage später aufwacht und sich fragt, wie sich Freude anfühlt. Und ob man das überhaupt schonmal verspürt hat.

Zexion unterdrückte ein Seufzen. Wenn man sie so ansah wurde einem schmerzlich bewusst wieviel einem selbst fehlte. Als er ihr in die Augen gesehen hatte hatte er so viel gesehen. So viele Emotionen, so viel... Lebendigkeit.

Nachdenklich blickte Zexion vor sich hin, durch die rauchblauen Strähnen hindurch. Spontan beschloss er, ihr etwas zu Essen vorbeizubringen. So wie er die Anderen kannte, bekam sie höchstens ein oder zweimal etwas zu Essen am Tag und auch Niemande hatten schließlich Hunger. Natürlich waren Zexions psychologische Fähigkeiten ausgeprägt genug um zu erkennen, dass das eine eher schlechte Ausrede war, um bei ihr vorbeisehen zu können. Heute sah er mal getrost darüber hinweg. Immerhin hatte er noch Zeit und diese Ausrede beruhigte sein Gewissen, dass sich eher unterbewusst bereits fragte, warum er sich so für sie interessierte(außerdem wolte er Naminé nicht denken lassen, er sei grundlos gekommen).

Keine zwei Minuten später stand er also mit einem Tablett vor ihrer Zimmertür. Auf dem weißen Tablett befand sich ein Teller mit Eintopf, dazu Baguette. Nach kurzem Zögern öffnete er die Tür und trat ein. Ruckartig hob die Blonde den Kopf und wand sich zu ihm. Sie hatte scheinbar an dem großen Fenster gestanden, doch nun kam sie etwas unsicher auf ihn zu. "Ich bring dir was zu Essen...", meinte er so leise, dass es schon fast einem Murmeln glich.

Auf ihrem Gesicht breitete sich gleich ein glückliches Lächeln aus. "Danke!"

Die Nummer sechs trat in die Mitte des Zimmers und stellte das Tablett auf den Tisch. Sofort setzte sich Naminé hin und begann zu essen.

Der Blick seiner grauen Augen huschte derzeitig durch den Raum. Das riesige Fenster mit den langen, leichten Vorhängen vor dem sie bis vorhin noch gestanden hatte, ließ eine lebendigere Atmosphäre entstehen. Anders als in anderen Räumen befand sich hier ein großer Tisch in der Mitte des Zimmers und eine kaum sichtbare Tür führte wahrscheinlich in ihr Schlafzimmer. Natürlich war alles weiß. Zexion mochte dieses weiß überall nicht. Es unterstützte das Gefühl der Leere. Weiß. Wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Doch zu Naminé schien es zu passen. Das Weiß gab schien bei ihr für eine gewisse Reinheit zu stehen...

Die Blonde beobachtete ihn währenddessen, indem sie hin und wieder kurz aufblickte. Er war einer der wenigen, bei dem sie das Gefühl hatte, sie stünden auf ihrer Seite, wollten ihr nicht schaden. Bei diesem Anführer mit den stechend gelben Augen und dem unheimlichen Lachen zum Beispiel hatte sie berechtigte Bedenken.

Zexion besann sich wieder. Allmählich sollte er gehen, immerhin konnte er nicht ewig hier rumstehen. Da fiel sein Blick auf den Skizzenblock, der zugeklappt auf dem Tisch lag. Interessiert besah er ihn und streckte die Hand danach aus. Bevor er ihn berührte, warf er Naminé einen Blick zu. "Darf ich?"

Mit einem leichten Lächeln im Gesicht nickte sie.

Seine schlanken Finger klappten das erste Bild auf. Es war das Bild des gefesselten Niemands.

Er blätterte weiter. Eine Skizze ihres Raumes. Ihr Zeichenstil wirkte manchmal etwas kindlich, manchmal sehr realistisch doch immer schien er die Atmosphäre wiederzugeben, wie sie sie wohl beim Zeichnen empfunden hatte.

Die fahrigen Striche, mit denen sie den Niemand schnell gezeichnet hatte ließen dennoch genug Details zu, um zu erkennen wie furchteinflößend sie ihn wahrgenommen hatte, während sie ihren Raum sehr ordentlich gezeichnet hatte, forschend auf jedes kleine Detail achtend. Natürlich kam hinzu, dass sie damals keine Zeit gehabt hatte um sehr ordentlich zu zeichnen...

Das dritte Bild zeigte 13 Gestalten, in schwarze Kutten gehüllt. Sie waren nach Nummern sortiert und nicht sehr ordentlich angefertigt worden. Offensichtlich ein Überblick über die Organisation XIII. Manche hatten ihre Kapuzen auf. Wohl diejenigen, die sie noch nicht kannte. Er erkannte Xemnas, Marluxia, Larxene und noch einige Andere.

"Vor Manchen habe ich ein wenig Angst...", flüsterte sie plötzlich. Sie hatte sich unauffällig links neben ihn gestellt, um besser beobachten zu können, welches der Bilder er sich gerade ansah. "Die Nummer zwei ist unheimlich..."

Der Blauhaarige wand sich ihr zu. Xigbar. Ja, der dürfte in der Tat ein wenig verschreckend wirken, am ersten oder zweiten Tag. Auch noch am Dritten.

"Er ist sehr... rau und unsensibel, aber er wird sich nach einiger Zeit an dich gewöhnen. Er wird dir nichts antun.", erklärte Zexion, der das Verhalten der meisten Organisationsmitglieder recht gut durchschaut hatte.

"Mit der Nummer neun wirst du dich wahrscheinlich gut verstehen. Du kannst ihm vertrauen, er tut keiner Fliege etwas zu Leide.", riet er der Blonden.

"Marluxia... Ich... traue ihm nicht... Er wird aber keine Gewalt anwenden, ich bin mir sicher...

Die Nummer zwölf dagegen, Larxene, ist ziemlich aggressiv. Ich würde mich eher fernhalten..." Naminé nickte. "Hab ich bemerkt...", meinte sie ein wenig geknickt.

"Mit den Nummern fünf und zehn kannst du sicher auch gut auskommen und Axel hier-", er wies mit dem Finger auf den Rothaarigen im Bild, "ist auch recht umgänglich. Er wird sicher gut zu dir sein." Damit war er alle Personen durchgegangen, die sie bereits einmal gesehen hatte. Naja, Xemnas ausgenommen, aber dem begegnete man ohnehin eher selten und sie würde ihn wahrscheinlich noch seltener zu Gesicht bekommen als der Blauhaarige selbst.

"Okay, Verstanden.", verkündete Naminé plötzlich mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck. Dann lächelte sie ihn an.

"Danke, dass du... da bist", meinte sie etwas zögerlich.

Etwas verlegen blätterte Zexion schweigend weiter zum letzten Bild. Er selbst war darauf abgebildet, wie er in Naminés Zimmer das Bild der Organisation XIII auf dem Skizzenblock betrachtete. Naminé stand neben ihm. Überrascht sah er das Bild an. Ohne sie anzusehen fragte er langsam: "Wird alles... was du zeichnest... wahr...?"

Die Blonde schüttelte den Kopf. "Nein, nicht alles..."

Eine Weile schwiegen sie(zumindest für Zexion war das nichts ungewöhnliches).

Dann klappte er den Block vorsichtig zu und wandte sich zum Gehen. Immerhin würde er sonst zu spät zur Versammlung sein und auch wenn man Xemnas selten sah... In den wenigen Momenten in denen man es tat, sollte man sich nicht seinen Zorn zuziehen... Er war früher schon so herrisch gewesen, als...

Plötzlich durchzuckten ihn ein paar einzelne Bilder. Einzelne Szenen, bekannte Personen und Orte...

So schnell es kam, so schnell war es auch wieder vorbei. Zexion kniff sich die schmerzenden Augen zusammen und fasste sich an den Kopf. Im Nachhinein konnte er sich nur noch an ein Labor erinnern. Wie die Erinnerung an einen Traum war sie augenblicklich verwischt.

"Alles in Ordnung?", fragte Naminé besorgt, vorsichtig an seinen Arm fassend. Als sie sich der Berührung bewusst wurde, zog sie die Hand schnell zurück.

"Ja... Alles Okay." Er schüttelte den Kopf. Was war das gewesen...?! Seltsam... Zexion beschloss, nach der Versammlung genauer darüber nachzudenken und ging zur Tür. "M... Moment...!", hielt ihn die Stimme der Blonden plötzlich zurück. Er hatte die Hand am Türknauf, hielt aber inne. "Hm?"

"Wie heißt du?", fragte sie direkt. Etwas überrascht wandte er sich ihr zu. Hatte er das denn nicht erwähnt...? "Zexion.", antwortete er sachlich.

"Okay... Und...", Ihr Blick senkte sich kurz, bevor sie ihm wieder in die Augen sah, "Wirst du... Nochmal wiederkommen?" Er sah den bittenden, fast flehenden Ausdurck in ihren Augen und war ehrlich. Zu ihr und zu sich selbst.

Er nickte. Erleichtert atmete sie aus und schon lächelte sie wieder. "Das ist schön..."

Und die Nummer sechs verließ ihr Zimmer. Schon stand sie wieder allein in dem weißen Raum. Mutterseelenallein. Und ihr Lächeln erstarb langsam.
 

Als Zexion die Tür hinter sich geschlossen hatte wusste er bereits, dass er ihr noch heute einen weiteren Besuch abstatten würde. Auch wusste er, dass sie sich unbeschreiblich allein und verloren fühlte. Sie hatte ihn daran erinnert, wie man sich in den ersten Tagen fühlte. Da er die Nummer sechs war wusste er, dass viele die nach ihm kamen die ersten Nächte zusammengekauert in ihrem Zimmer verbracht hatten. Zexion konnte nicht umhin zu bemerken, wenn sich andere schlecht fühlten oder deprimiert waren. Selbst Larxene, die so stark und selbstbewusst wirkte, hatte er deutlich angesehen, wie angespannt und einsam sie sich an den ersten Tagen im Schloss Oblivion gefühlt hatte. Ihm selbst war auch sterbenselend zumute gewesen. Man begriff, dass man ein Niemand war und verlor nach und nach das Meiste, was einen bis dahin ausgemacht hatte. Es war schwierig und bei vielen blieb ein Ungleichgewicht zurück. Ihr Verhalten setzte neue Schwerpunkte, meist im negativen Bereich, da für den positiven die benötigten Erinnerungen fehlten. Vielleicht war Larxene früher nicht so aggressiv gewesen (eine gewisse Zickigkeit konnte Zexion ihr allerdings nicht absprechen...), vielleicht war Vexen nicht immer so grausam gewesen... Obwohl...

Die junge Nummer sechs mit den grauen Augen unterbrach den Gedanken. Er schweifte ab und war außerdem am Versammlungsraum angekommen.

Erneut meldeten sich die Kopfschmerzen von vorhin. Sprungartig kamen und gingen sie... Der Blauhaarige riss sich zusammen (schließlich sollte man ihm nichts ansehen...) und betrat den Raum, sich auf eine Versammlung voll von Demyx Gejammer und Vexens Bitten, irgendwelche kranken Experimente durchführen zu dürfen einstellend. Manchmal dachte er echt, er wäre im falschen Film...
 

Warum?

Verzweifelt ließ sie den Blick zum Fenster schweifen. Ein aussichtsloser Versuch, denn draußen war es so finster, dass sie nur sich selbst sah, in der Fensterscheibe gespiegelt, auf dem Boden sitzend, an die Wand angelehnt. Sie sah in das Gesicht eines blassen, übermüdeten Mädchens. Auf ihren Knien der aufgeschlagene Skizzenblock, daneben der kürzlich verwendete blaue Buntstift. Er zeigte Zexion, der lächelte. Nur ganz leicht.

Der Raum war so leer. Eine kleine rote Kerze würde ihn mehr füllen als die ganzen weißen Möbel zusammen.

Warum war er gegangen? Sie hatte sich so unglaublich gefreut, dass er gekommen war. Sie hatte nur mit seltsamen und unheimlichen Leuten zu tun gehabt, wie dieser Xemnas, oder Xigbar. Und das Einzige weibliche Mitglied war fürchterlich unfreundlich zu ihr, obwohl sie nichts getan hatte. Zexion war ihre einzige Bezugsperson und nun war er weg. Wer weiß, vielleicht würde er erst wieder in zwei Tagen kommen...? Oder überhaupt nicht mehr?

Eine Träne tropfte auf den Bildrand.

Wird alles wahr was du zeichnest...?

Nein, nicht alles...

Aber fast alles, was sie sich wirklich wünschte...
 

Die Nummer sechs schüttelte resignierend den Kopf. Eigentlich hatte er es bereits kommen sehen.

Naminés Kräfte sollten untersucht werden und natürlich von keinem geringeren als der Nummer vier, Vexen. Das war nicht gut.

Er wollte nicht, dass ihr jemand etwas antat. Der Grund dafür... war ihm nicht ganz bewusst. Eigentlich selten. Wahrscheinlich lag das an seiner Abscheu unnötige Gewalt mitanzusehen. Oder gar Blut. Ohne zu wissen warum wurde ihm meist unwohl zumute, wenn er Blut sah. Man konnte es nicht als Ekel bezeichnen, eher als eine Art innere Unruhe. Naja, musste mit der Vergangenheit zu tun haben. Schließlich hatten alle Niemande irgendeine 'Macke', also hatte er sich damit abgefunden.

Nein, es lag auf keinen Fall an der hübschen Blonden. Völlig abwegig. Moment... Hübsch?

Zexion sah skeptisch vor sich hin, während er durch das Gebäude schritt. Na und, dann war sie eben hübsch. Was war dabei? Es war... nur eine Meinung.

Das dachten sicher viele. Immerhin hatte sie dieses strahlend blonde Haar, dass ihr immer glatt und ordentlich so gerade bis über die Schulter fiel und diese schönen blauen Augen, in denen man sich verlieren konnte...

Er blickte auf. Mittlerweile war er vor ihrer Tür angekommen. Es war schon ziemlich spät, wahrscheinlich würde sie schon schlafen. Oder es versuchen...

Leise betrat er den dunklen Raum. Ein schmaler Spalt Licht zwischen Tür und Boden verriet ihm, dass sie sich in ihrem Schlafzimmer befand. Auch wenn es natürlich etwas unverschämt war, einfach reinzukommen, er nahm nicht an, dass sie wütend sein würde (oder halbnackt).

Genauso leise wie zuvor öffnete er auch diese Tür. Der kleine quadratische Raum wurde fast gänzlich von dem großen Bett ausgefüllt, welches mit dem Kopfende an die Wand links von ihm gestellt worden war. Zwischen Wand und Bett befand sich noch je ein kleiner Nachttisch und an der gegenüberliegenden Wand war noch ein klenies Fenster. Naminé saß auf dem Bett an die Wand angelehnt. Sie hatte die Beine angezogen und die Knie mit ihren Armen umschlungen. Als Zexion eintrat blickte ruckartig auf und er erhaschte einen Blick auf ihr tränenverschmiertes Gesicht. Erschrocken wandte sie sich von ihm ab und versuchte, sich mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht zu wischen und unterdrückte ein Schluchzen. Etwas mitleidig betrachtete die junge Nummer sechs sie, dann tastete er nach dem Lichtschalter und hüllte das Zimmer in Dunkelheit. Langsam schritt er zu ihrem Bett und setzte sich auf die Kante. Es war so dunkel, dass er bloß ihre Konturen erkennen konnte und nur gerade eben ausmachen konnte, dass sie ihn ansah. Doch ohne Licht war es für beide... einfacher.

Langsam strich er ihr über die Haare, bevor er sie sanft aber bestimmt zu sich zog. Sie wehrte sich nicht, war aber deutlich angespannt.

Zexion legte seinen anderen Arm auch um sie. Lange her, dass er jemanden umarmt hatte. Schade eigentlich, immerhin war es doch etwas Schönes...

Er beugte sich zu ihrem Ohr, um ihr etwas zuzuflüstern.

"Es wird alles gut. Du bist nicht allein."

Simpel und wie immer wenig Worte verschwendend, doch gutmütig und sanft.

Die Anspannung wich aus ihr und sie begann laut zu schluchzen.

Weinend schmiegte sie sich an ihn, die körperliche Nähe genießend. Und auch, wenn sein Körper meist kalt war, sie empfand ihn in diesem Moment als angenehm warm.

Sie war nicht allein...

Zexion streichelte ihr beruhigend über den Kopf. Nach und nach wurde ihr Schluchzen leiser, bis es schließlich verebbte. Er fand es schön, dass es ihr besser ging. Auch wenn es ungewohnt für ihn war, dass irgendjemand seine Nähe suchte. Immerhin war er selbst nach Maßstäben der Niemande besonders berührungsscheu.

Allerdings musste ein leiser Teil in ihm zugeben, dass er es schön fand, ihr nahe zu sein. So angenehm, dass er selbst ohne es zu merken irgendwann einschlief.
 

Die Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen und den Raum erhellten, weckten Naminé schließlich. Ihre Augen noch geschlossen, war das erste was sie wahrnahm, das Kitzeln von Haarsträhnen in ihrem Gesicht. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und bekam einen Schock, als sie merkte, dass sie sich noch immer in Zexions Umarmung befand, ihren Kopf an seinem warmen Hals. Er hatte sich scheinbar irgendwann die Schuhe ausgezogen, denn seine Beine lagen inzwischen auch auf dem Bett. Es fiel ihr schwer, sich an den gestrigen Abend zu erinnern. Sie wusste noch, dass sie sich wieder furchtbar gefühlt hatte, aber diesmal war er gekommen und bei ihr geblieben. Ja, und irgendwann war sie dann eingeschlafen. Sie war nicht allein. Das war hängen geblieben.

Wow, sie hatte wahnsinnig viel Glück gehabt, dass Zexion sie gefunden hatte und niemand unheimliches. Ein wenig scheu sah sie an ihm hoch. Während er schlief, sah er immer noch ein wenig ernst aus, doch eine gewisse Entspannung ließ sich nicht leugnen. Die Blauäugige nutzte die Gelegenheit, ihn einfach einmal betrachten zu können und ließ ihren Blick über sein Gesicht schweifen, als wolle sie sich jede Einzelheit genau einprägen. Sie liebte diese schönen, rauchblauen Haare, die ihm in einzelnen Strähnen ins Gesicht hingen. Für sie strahlte dieser Farbton eine angenehme Ruhe aus, die seinen Charakter gut wiedergab. Schade eigentlich... Wenn er schlief konnte sie natürlich nicht seine grauen Augen mit dem schönen silbrigen Schimmer betrachten... Im Vergleich zu den anderen Organisationsmitgliedern schien er recht jung, wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als sie selbst. Sein ruhiges Wesen, das nur manchmal etwas von seinen Gefühlen durchschimmern ließ faszinierte sie. Ja, er war gutaussehend und freundlich zu ihr. Ein schönes Gefühl. Und doch wusste sie so wenig über ihn. Sie wollte mehr über ihn wissen, sie wollte, dass Zexion ihr so viel Vertrauen entgegenbrachte wie sie ihm. Das war wahrscheinlich ziemlich viel verlangt...

Etwas traurig blickte sie ihn an, bevor sie ihm ganz vorsichtig einen Kuss an den Hals hauchte.

Da sie die Situation so lange wie möglich genießen wollte, lehnte sie sich noch einmal an ihn und sah vor sich hin, hoffend, dass die Zeit einfach stehen bleiben würde.
 

Blieb sie natürlich nicht. Vor allem nicht für Zexion, der plötzlich irgendwo zwischen Halbschlaf und Wachsein Naminés Lippen an seinem Hals spürte.

Fast wäre er zusammengezuckt, aber das hätte natürlich gezeigt, dass er wach war. Also wartete er noch ein wenig, die Augen geschlossen haltend.

Das kam... überraschend. Und das war auch so ziemlich das Einzige, was ihm dazu einfiel. Innerlich war er nun ziemlich aufgewühlt.

Sanfte Berührungen oder sogar Küsse waren nicht die Bereiche, in denen er sich auskannte.

Wenn er mit ihr zusammen war, erkannte er immer mehr neue... Gefühle, die ihm bis dahin unbekannt gewesen waren...

Plötzlich fiel ihm etwas ein. Relativ hastig fuhr er hoch, bereute es aber sogleich wieder, als die Blonde einen Schock bekam.

Zexion schwang die Beine über die Bettkante, um in seine Schuhe zu schlüpfen.

"W... Was ist denn?", erkundigte sich die Blauäugige besorgt.

"Du muss heute mit ins Labor. Das hatte ich ganz vergessen...", teilte ihr die leicht zerstreute Nummer sechs mit.

"Eh...? Aber... Warum?"

Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf und stand dann auf.

"Später. Wir sind schon zu spät. Ich mach mich eben fertig. In einer halben Stunde hol ich dich ab."

"Oh nein, ich hoffe, man wird nicht wütend auf dich sein... Wegen mir..."

Zexion winkte bloß ab. "Mach dir keine Gedanken. Vexen hat da nichts zu sagen. Denn der Anführer der Untergrundtruppe... bin immer noch ich."

Und mit diesen Worten verließ die Nummer sechs den Raum, doch diesmal fürchtete sie sich nicht, denn seine Worte vom Vorabend blieben immernoch in ihrem Gedächtnis erhalten...

Wie vereinbart befanden sie sich eine halbe Stunde später auf dem Weg zum Labor. Zexion war beunruhigt, ließ sich allerdings nichts anmerken.

Er öffnete die schwere Tür zu den spärlich beleuchteten Laboren Vexens und betrat es mit Naminé, die immer einen halben Schritt hinter ihm herlief, als habe sie Angst, verloren zu gehen. Ihren Zeichenblock hielt sie fest umklammert. Das Bild, welches sie von Zexion gemalt hatte, hatte sie allerdings herausgerissen und in die Tasche ihres Kleides gesteckt.

"Du kommst eine Stunde zu spät, Zexion!", schnarrte Vexen sobald er die Beiden sah.

Der feinfühlige Grauäugige bemerkte an seiner Anrede direkt, dass er Naminé gar nicht als Wesen mit einrechnete. Die Nummer vier sah sie wahrscheinlich eher als eines seiner Versuchsobjekte an. Doch das würde er zu verhindern wissen...

"Klappe Vexen, ich hatte meine Gründe. Hättest die Wartezeit ja mit etwas Nützlichem wie Haarewaschen verbringen können.", meinte er nur kühl und rauschte an ihm vorbei, ohne ihm einen Blick zu schenken.

Der Forscher schnaubte abwertend, wusste aber, dass er unter Zexion stand und schwieg.

Die Nummer sechs blieb in der Mitte des Raumes stehen und wies auf einen Stuhl. "Setz dich Naminé..."

Sie leistete Folge, auch wenn sie ein wenig Angst vor dem hatte, was folgen würde. Immerhin sah der komische Forscher sie fast... gierig aus seinen grünen Augen an. Als er dann ein Klemmbrett herausholte und ein Fläschchen mit stechend gelber Flüssigkeit aus dem Regal fischte, fühlte sich die Blonde nicht besser.

"Dann wollen wir doch mal anfangen...", meinte Vexen mit einem geradezu genüsslichen Unterton.

Und Zexions Kopfschmerzen wurden immer schlimmer.
 

Die Wochen vergingen und Zexions Wachsamkeit ließ nicht nach. Er achtete genau auf jeden Schritt Vexens und versuchte es Naminé so angenehm wie möglich zu machen. Bis jetzt lief es besser als erwartet. Die meisten Experimente liefen schmerzfrei ab. Sollte es mal nicht der Fall sein, schritt er sehr schnell ein und gebot Vexen Einhalt. Auch privat war er oft mit ihr zusammen. Manchmal las er bloß ein Buch und sie zeichnete so vor sich hin, doch das Zusammensein zählte. Und ehe er sich versah, hatte sich das jüngste Mitglied der Organisation XIII bereits an die Nähe gewöhnt. Hin und wieder ertappte er sich sogar dabei, auf das Zusammentreffen mit der Blonden ungeduldig zu warten. Allzu oft konnten sie sich ohnehin nicht sehen, da er ja auch viel zu tun hatte und Naminé meist bei Marluxia war. Die Nummer elf war praktisch ihr Vorgesetzter und sie musste auf seine Anweisung handeln. Zexion erkundigte sich immer, wie es gelaufen war und ob er ihr etwas getan hätte doch die Blonde schüttelte jedes Mal lächelnd den Kopf. Sie müsse lediglich viele Bilder zeichnen und oft Gedächtnisse löschen(eine neu entdeckte Fähigkeit von ihr). Manchmal gewann die Nummer sechs den Eindruck, Marluxia würde Naminés Fähigkeiten nicht nur für die Organisation nutzen. Dem galanten Rosahaarigen konnte er einfach nicht vertrauen. Lag vielleicht daran, dass sie so gegensätzlich waren...

Alles lief also gut. Zexion wurde zutraulicher und Naminé konnte beginnen, ihr fröhliches Wesen mehr und mehr zu entfalten.

Bis etwas Unvorhergesehenes passierte.
 

Mal wieder ein Experiment. Man könnte meinen, sie hätten aus Naminé mittlerweile jede kleine Fähigkeit herausgepresst, aber nein... Laut Vexen ließen sich die Fähigkeiten 'entwickeln'. Na schön, Zexion musste zugeben, die Fähigkeit, Gedächtnisse zu löschen hätte sie von allein wohl nie herausgefunden... Aber wozu auch?

Naminé hätte diese Fähigkeit nie gebraucht... Nur die Organisation wusste das zu verwenden...

Ihm missfiel einfach der Gedanke, sie wie ein Forschungsobjekt betachtet zu sehen...

Und das Schlimmste war, dass er heute partout keine Zeit hatte, dabei zu sein. Bisher hatte er es immer irgendwie geschafft, doch heute... Keine Chance.

"Okay, ich muss jetzt los..." Der junge Mann mit den rauchblauen Haaren blieb im Eingang des Labors stehen. Naminé, die bereits einen Schritt vor ihm stand, drehte sich noch einmal um. "Okay.", sagte sie lächelnd. Zexion wollte schon den Mund aufmachen, doch sie unterbrach ihn. "Keine Sorge, ich passe schon auf. Bisher habe ich es immer überstanden. Du machst dir aber auch immer Sorgen...!", meinte sie etwas neckisch.

Die Nummer sechs seufzte. "Wahrscheinlich hast du Recht..." Er fuhr ihr sanft durch die Haare und lächelte leicht.

In letzter Zeit tat er das immer öfter. Musste ansteckend sein...

"Nun gut, aber dann pass auch wirklich auf... Ich hol dich pünktlich ab, versprochen."

Mit diesen Worten wandte er sich um und ging. Naminé setzte sich erst einmal und wartete auf Vexens Anweisungen. Sie hatte schon so viele Experimente hinter sich gebrachte, dass sie nicht davon ausging diesmal etwas groß Anderes zu machen.
 

Die funkelnden grünen Augen beobachteten jede von Naminés Bewegungen, sobald sie das Labor betreten hatte. Wie sie sich von Zexion verabschiedete, der heute ja leider nicht dabei sein konnte... Wie er gelächelt hatte...

Abfällig schnaubte Larxene, die sich an einen der Labortische gelehnt hatte. Diese Hexe! Sie machte irgendetwas komisches mit den Leuten... Oh, wie sie sie hasste!

Die Nummer zwölf sah mit an, wie Vexen ihr einen Trank und anschließend einige Anweisungen gab. Sie fing brav zu zeichnen an und Vexen trat ein wenig zurück. Bald schon widmete er sich solange anderen Projekten und wuselte zwischen den Tischen hin und her.

Indes sah sie sich ziellos im Regal um, neugierig die Plaketten der vielen Glasgefäße durchlesend. Schließlich zog sie ein größeres, Kannenähnliches Gefäß ohne Beschriftung aus einem Regal, um hineinsehen zu können.Es enthielt eine dunkelrote Flüssigkeit, die Blut nicht unähnlich war. Sofort spürte sie Vexens sichtlich genervten und stechenden Blick von der Seite, der genau beobachtete, was sie da mit seinen Tränken tat.

"Wofür... Ist der?", erkundigte sie sich, während sie die Flüssigkeit, in der es ein wenig zu glitzern schien betrachtete.

"Es ist mein Experiment zur Hervorrufung der Erinnerungen...", gab er widerwillig preis, "Es ist noch nicht ausgereift und birgt viele Nebenwirkungen. Einige Versuchsobjekte sind gestorben." "Oh, wirklich?", entgegnete Larxene spielerisch überrascht, "Dürfte ich also nicht da reinfassen?"

"Wenn du sehr an deiner Existenz hängst: Nein. Und jetzt stell es zurück!", fauchte er sie an.

Larxene tat, wie ihr befohlen. "Solche Nebenwirkungen?", meinte sie gefährlich lächelnd, während sie das Gefäß vorsichtig zurück ins Regal stellte,

"Nein, wie schrecklich..."
 

"Das reicht für heute. Du kannst gehen."

Etwas erschöpft klappte Naminé ihren Skizzenblock zu und verstaute die handlichen kleinen Buntstifte, die sie einmal von Zexion geschenkt bekommen hatte, in ihrer Tasche. Dieses Mal war es etwas anstrengend gewesen. Voll Vorfreude sah sie zur Labortür, doch Zexion war noch nicht da. Er würde sicher gleich kommen. Sie konnte ja schon einmal zur Tür gehen und vielleicht auch schon einmal die Treppe hoch...

"Hey, Naminé!"

Überrascht drehte sich die Angesprochene um. Noch nie hatte sie Larxene ihren Namen sagen hören. Sie trat zu ihr. "Was ist denn?", fragte sie vorsichtig.

Die ebenfalls blonde Nummer zwölf hielt ihr einen Becher hin. "Du sollst das trinken. Laut Vexen eine Vorbereitung für morgen."

Naminé nahm ihr den Becher langsam ab und betrachtete Larxene misstrauisch. "...Warum hat er mir das dann nicht gesagt...?"

"Was weiß ich?! Hat er wohl vergessen!" Naminé sah sie schweigend an, dann wieder in den Becher und wand sich dann ohne ein Wort um, um zu Vexen zu gehen und noch einmal nachzufragen. Sie tapste zwischen den Regalen hindurch um Vexen zu suchen. Larxene geriet in Panik. Sie würde auffliegen und, was das Schlimme war: So würde sie es nicht trinken... Entschlossen griff sie nach der Kanne, die noch immer gut gefüllt war und hastete der jüngeren Blonden hinterher.

"Du sollst das trinken du Hexe!" schrie sie außer sich. Naminé drehte sich erschrocken nach ihr um und sah sie nur noch mit der Kanne ausholen. Es ging zu schnell, sie hatte nicht einmal Zeit, die Augen zu schließen, da war ein Schemen auch schon vor sie gehuscht und fing beinahe die gesamte rote Flüssigkeit ab.

Larxene sah ihn erschrocken an.

"Zexion... Was...?"

"Ich hab gesagt, ich hol sie ab.", brachte dieser ruhig und entschlossen hervor. Die rote Flüssigkeit tropfte von seinen Haarsträhnen herab, als er einen Schritt auf Larxene zumachte. "Du-" Doch in dem Moment brach er plötzlich ab. Geschockt starrte er vor sich hin, dann fasste er sich an den Kopf, taumelte und ging zu Boden.

"Was ist hier los?!", fauchte Vexen, wütend um die Ecke kommend. Als er Zexion am Boden kniend sah und all die rote Flüssigkeit auf ihm verstand er schnell.

Er fluchte und hastete zurück zwischen die Regale, um nach einem möglichst helfenden Trank zu suchen(ob er derartiges überhaupt im Repertoire hatte, war bisher immer fragwürdig gewesen).

Zexion hielt sich noch immer den Kopf und er begann leicht zu zittern. Naminé stellte hastig ihren Becher in ein Regal neben ihr und rannte zu Zexion hin.

Ihm entwich ein unterdrückter Schmerzenschrei.

Sie kniete sich zu ihm herunter und fasste ihn an der Schulter. "Zexion... Zexion...!"

Plötzlich sah dieser auf, starrte auf Augenhöhe völlig schockiert ins Leere und nach einiger Zeit konnte die Blonde eine einzelne Träne über seine Wange laufen sehen.

Sie sah Larxene an, mehr verzweifelt als wütend. "Warum hast du das getan?! ...Warum...?"

Larxene sah selbst ziemlich schockiert aus. Das hatte sie nicht gewollt. Zexion hatte doch überhaupt nichts damit zu tun gehabt...

Naminé packte ihn inzwischen an beiden Schultern.

"Zexion... Bitte... Komm zu dir...!", bat sie verzweifelt.

"Nein...", flüsterte er plötzlich leise und flehend. Etwas erschrocken sah die Jüngere ihn an.

"Nein! Hört auf..."
 

Das Labor, was er bereits zuvor einmal gesehen hatte. Klar, wie konnte er es nur vergessen? Schließlich hatte er Jahre lang hier gearbeitet. Für Ansem, den Weisen.

Mit Xehanort, Braig, Even und den Anderen... Eigentlich hatte er hier nur angefangen, weil er eine Arbeit brauchte, um sich und seine kleine Schwester versorgen zu können. Als Waisen hatte man es nicht leicht. Und seine kleine Schwester hatte weiter die Schule besuchen sollen, um später gute Chancen zu haben. Er selbst hatte in der Mitte eines Psychologiestudiums gesteckt, als seine Eltern an einer Krankheit verstorben waren. Durch Zufall landete er in dem Labor, da Ansem der Weise von seinem natürlichen Talent in der Psychologie fasziniert war. Am Anfang wirkte es, als wäre es die richtige Arbeit für ihn, doch mit der Zeit wurde es immer gefährlicher und bald kam er nicht mehr aus der Sache heraus.

Zexion sah sich im Labor um. Alles um ihn herum verschwamm, wenn er sich schnell bewegte, wie durch eine schlechte Kamera betrachtet. Da stand Even, vor einem durch eine Glaswand abgetrennten Raum, mit seinem Klemmbrett...

Es kam ihm alles so bekannt vor. Trotzdem wusste er nicht, was passieren würde... Doch da war dieses ungute Gefühl...

In dem Raum den Even gerade studierte war ein Niemand, grau und schlüpfrig huschte er durch den Raum. Und plötzlich hörte er eine hohe Stimme.

"Ienzo? Ienzo, wo bist du...?"

Und als er seine kleine, 14-jährige Schwester sah, wie sie in den Raum mit dem Niemand tapste und ihn hinter der Glaswand entdeckte, durchzuckte es ihn wie ein Blitz.

Zoey winkte ihm fröhlich zu, ihre dunkelblauen Augen leuchteten wie immer. Diesmal hatte sie ihrem großen Bruder etwas ganz Besonderes zum Mittagessen mitgebracht, er würde sich sicher freuen. "Heeey, Ienzo! Da bist du ja...!"

"Nein!! Geh raus da!" "Hm?"

Da stürzte sich der Niemand schon auf sie.

Zexion, nein... Ienzo versuchte zu ihr zu gelangen, doch Braig hielt ihn fest. "Sorry, aber das muss sein...", meinte er nur, während Ienzo versuchte sich aus seinem Griff zu winden. Sie hatten es geplant...!

"Nein! Hört auf! Zoey!!" Der Niemand verletzte sie mit seinen scharfen Krallen am ganzen Körper und ihre hohen Schreie hallten überall wieder, am meisten in seinem Kopf. Das ganze Blut überall... Er schaffte es irgendwie sich loszureißen und rannte los, um in den Raum zu gelangen.

Der packte der Niemand derweil zu und etwas Schimmerndes verließ den Körper Zoeys. Ihre Schreie hörten abrupt auf und sie sah aus, als hätte sie Atemnot, bevor sie in sich zusammensank. Ienzo stürmte in den Raum und der Niemand nutzte die Gelegenheit zur Flucht. Er kniete sich neben seine Schwester. Ihre langen, zu zwei hohen Zöpfen gebundenen rauchblauen Haare waren blutverklebt. Sofort setzte er sie auf. Einige Sekunden sah sie ihn noch glasig an, dann lächelte sie einmal kurz, bevor jegliches Leben aus ihren Augen wich.

Sie war tot.

Nun war er allein.

Alles verschwamm. Er wusste nicht, ob es an den Tränen lag.

Er sah nur noch seine blutende Schwester, seinen weißen Kittel, der ebenfalls mit Blut durchtränkt war, er hörte ihren Schrei...
 

Und dann schlug Zexion die Augen auf. Heiße Tränen verschleierten ihm die Sicht und dann sah er das Blut, dass überall an seinen Händen klebte.

"Nein...!" Der Wunsch, sich zu übergeben, wuchs. Er... konnte sie noch immer hören... Ihren Schrei... Und Blut... Überall Blut...

Dann wurde alles schwarz...
 

Zexion wurde wach. Er lebte. Er war ein Niemand. Er lag auf einem Bett.

Die ersten wesentlichen Fakten wurden zur Kenntnis genommen. Das nächste Wichtige, was zu überprüfen galt...

Die Nummer sechs hob die Hand langsam über sein Gesicht und zwang sich, die Augen zu öffnen. Kein Blut. Er fühlte sich trotzdem schmutzig.

Ein Seufzen und die Hand wurde wieder aufs Bett fallen gelassen, die Augen wieder geschlossen.

Nebenbei hatte er zur Kenntnis genommen, dass er in ein Weiß gekleidet war. Nun war er selbst so ein... unbeschriebenes Blatt. Wenn er doch nur nicht dieses ganze Rot auf der Kleidung sehen würde...

Jetzt machte alles Sinn... Diese Unruhe bei Blut, das Bedürfnis ein Mädchen vor einem Niemand zu retten...

Diese ganzen Kopfschmerzen... Sie waren ein Vorzeichen der Vergangenheit gewesen... Wahrscheinlich hatte Naminé sie hervorgerufen, da ihre Fähigkeiten so stark an die Erinnerungen anderer Leute geknüpft waren...

Naminé... War sie hier...?

Langsam öffnete er die schmerzenden Augen erneut und zwang sich, den Kopf ein wenig anzuheben. Ja, da saß sie. Auf einem Hocker, den Kopf auf den Armen liegend schlief sie an seinem Bett. Ein wenig lächelte er. Sie war so... rein und unschuldig. Er hatte es gar nicht verdient, dass sie so nett und warm zu ihm war...

Diesen wundervollen Engel hatte er nicht verdient...

Vorsichtig richtete er sich auf, die stechenden Schmerzen in der Rippengegend ignorierend.Sofort wurde die Blonde wach. "Hm... Zexion! Du bist wach!" Sie fiel ihm um den Hals. "Ich bin so froh...!" Plötzlich hörte er sie leise schluchzen. Besorgt drehte er den Kopf zu ihr, doch sie ließ ihn nicht ihr Gesicht sehen.

"Ich hatte so eine Angst... Dass du... Dass du..." Der Blick seiner grauen Augen wurde leer. Sie weinte. Um ihn. Warum...? Warum lag ihr etwas an ihm?

"Es tut mir Leid.", brachte er mit heiserer Stimme zögerlich hervor.

"Sei bloß ruhig!" Doch ihre verheulte Stimme verbannte jeden Vorwurf aus der Stimme, "Mir muss es Leid tun...! Das... war für mich bestimmt..."

Sie löste die Umarmung, zog die weißen Ballerinas aus und setzte sich neben ihm aufs Bett

Es kehrte eine lange Stille ein, die Naminé schließlich durchbrach.

"Warum... hat sie das getan...?", fragte sie whispernd, "Warum hasst Larxene mich so sehr...?"

Zexion schüttelte lächelnd den Kopf. "Es ist nicht, wie du denkst... Larxene war bloß tödlich eifersüchtig."

"Auf mich?", Naminé machte große Augen, "Warum denn das?"

"Weil du so viel Zeit mit Marluxia verbracht hast. Sie hatte Angst, er würde sich nur noch für dich interessieren, und dass, wo sie... schon so lange in ihn verliebt ist."

Der Überraschte Ausdruck in den blauen Augen wurde größer. "Du hast es gewusst?"

Zexion schnaubte leise. "Natürlich. Es war so auffällig, mich wundert es, dass es keinem der Anderen aufgefallen ist. Am wenigsten Marluxia selbst.

Letztens erst hab ich ihm gesagt, er solle Larxene ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken, sie mal von irgendwo abholen oder so... Aber... Das kam wohl etwas spät...", stellte Zexion bitter lächelnd fest.

Eigentlich erstaunlich, was 'Niemande' alles fühlen konnten, so ohne Herz...

"Marluxia... Er war aufgetaucht, kurz nachdem du bewusstlos geworden warst...", gab Naminé zu Bedenken.

"Welch Ironie..." Zexion sah auf die Uhr, da sein Zimmer im ersten Untergeschoss war, was die Abwesenheit von Fenstern rechtfertigte. Halb sechs abends.

Langsam lehnte er sich zurück.

Der emotionslose Gesichtsausdruck kehrte zurück. Erneute Stille.

"Bei lebendigem Leib...", flüsterte er plötzlich, "Bei lebendigem Leib hat er ihr das Herz genommen..."

Die Blonde sah ihn an und verstand schnell. "Wem...?", fragte sie leise flüsternd.

"Meiner Schwester..."

Sie schlug die Hände vor den Mund. "Oh Gott...", whisperte sie, "Das ist... grausam..."

Erneut umarmte sie ihn. Fester diesmal.

"Und da war dieses Blut... Überall..."

Sie strich dem aphatischen Zexion über die Haare, und flüsterte ihm ins Ohr.

"Schlaf ruhig. Es wird alles gut. Ich bin bei dir... Du bist nicht allein..."

Zexion reagierte nicht, er schien noch immer abwesend, hielt aber Naminés Hand fest umklammert, als wolle er sie nie wieder loslassen.
 

Mitten in der Nacht wurde Naminé wach. Zexion war nicht da. Noch etwas verschlafen richtete sie sich auf. Die Uhr auf dem Nachttisch verriet ihr, dass es halb drei Uhr morgens war. Sie tapste aus dem Bett, um nach Zexion zu suchen. Gerade rechtzeitig wurde ihr bewusst, dass sie sich in seinem und nicht in ihrem Zimmer befand, weswegen sie die Tür auf der anderen Seite des Raumes öffnete und seinen Wohnraum betrat. Die ganzen Bücherregale waren im Dunkeln kaum zu sehen, obwohl das Licht aus dem kleinen Badezimmer, welches offen war, den Raum in ein Dämmerlicht hüllte. Gezielt ging sie zum Badezimmer, wo Zexion stand, die Hände auf das Waschbecken gestützt, verzweifelt in den Spiegel sehend. Dann, wie in Trance, griff er nach der Seife und begann sich die Hände zu waschen. Er schrubbte die bereits stark gerötete Haut verbissen weiter und Naminé, die das unheimliche Bild aus der Ferne eine Weile betrachtet hatte, verstand und trat schnell näher.

So bestimmt wie sie nur konnte, machte sie das Wasser aus und zog ihn vom Waschbecken weg.

"Hör auf Zexion, bitte...!" Sie hob seine Hand, und verflocht sie in die Eigene.

"Siehst du? Kein Blut. Alles ist... in Ordnung...", meinte sie sanft.

Er schien sie wahrzunehmen und blinzelte ein paar Mal. Unsicher sah er auf ihre verflochtenen Finger, dann wieder zu ihr und ganz langsam nickte er.

"Schön.", meinte sie, gutmütig lächelnd, "Dann gehen wir jetzt wieder schlafen, okay?"

Erneut zog sie ihn bestimmt zurück ins Schlafzimmer.

Kurz vor dem Bett blieb er allerdings stehen. Zitternd sank er langsam auf die Knie.

"Ich kann nicht mehr...", flüsterte er leise, "Ich... Hab Angst... Sie zu sehen..."

Sie wollte ihn erneut umarmen, doch er stieß sie hektisch von sich. "Hör auf! ...Komm mir nicht zu nahe!"

Die Blonde wusste nicht ganz, wie sie reagieren sollte und saß da vor ihm am Boden wie eingefroren, den Tränen nahe.

"Ich... bin so... unrein, so erbärmlich, bitte... Bleib weg... Bitte..."

"So ein Unsinn, du-", begann Naminé, doch da sah er ihr plötzlich in die Augen. Sein Blick war klar und der Wille fest.

"Bitte, Naminé...", flüsterte er, "Lösch meine Erinnerung."

"Was?! Warum?", fuhr sie ihn geschockt an. "Ich... Ich halt das nicht mehr aus... Ich kann das nicht... Bitte..."

"N-Nein!", entgegnete sie, "Du... Du kannst deine Schwester doch noch wiedersehen! Wenn sie einen starken Charakter hatte... Ist sie doch bestimmt ein Niemand geworden, oder?"

"Wie könnte ich ihr in die Augen sehen? Ich... Habe sie sterben lassen-"

"Red keinen Unsinn! Lauf nicht weg!", flehte sie ihn an und rüttelte leicht an seinen Schulter.

"Bitte...", ihr Rütteln wurde schwächer und ließ schließlich nach, "Gib nicht auf...!"

Zexion warf ihr einen verzweifelten Blick zu. "Bitte, ich bitte dich doch Naminé...! Warum lässt du mich weiter leiden? Bin ich dir so zuwider...?!"

"Nein du Idiot...!", schniefte sie, "Aber ich... Ich kann deine Erinnerung nicht löschen..." "Was? Warum nicht?", fragte er verständnislos.

"Na weil... Na weil du mich dann auch vergessen würdest! Und... Den Gedanken ertrag ich nicht... Es... geht nicht...", brachte sie noch hervor, bevor sie in lautes Schluchzen ausbrach. Entgeistert sah Zexion sie an. Daran lag es...? Er bedeutete ihr wirklich... so viel?

"Tut mir Leid... Ich bin so egoistisch...! Aber... Es geht einfach nicht... Weil..." Sie hob den Blick und sah ihn aus verweinten Augen an.

"Weil ich dich doch liebe!"

Völlig verblüfft sah Zexion sie an. Sie hatte es gerade heraus gesagt. Und er hatte sich nie getraut, ihr zu sagen, was er empfand. Zu unsicher war er sich über seine eigenen Gefühle gewesen. Ihm wurde sein eigenes egoistisches Verhalten bewusst. Wie konnte er sie nur allein lassen wollen...? Immerhin hatte er sie bis hierhin beschützt...

Der Grauäugige zog die hemmungslos weinende Blonde an sich und diesmal küsste er sie. Leckte ihr die salzigen Tränen von den Wangen und sah sie dann wieder an.

"Ich liebe dich auch. Ich liebe dich..." Dann umarmte er sie wieder fest. Er würde versuchen... Es zu verarbeiten. Und wer weiß...? Vielleicht konnte er seine Schwester tatsächlich wiedersehen...

Die Nummer sechs der Organisation XIII würde klarkommen.

Mit diesem blonden, herzlosen Engel an seiner Seite, der wärmer zu ihm war, als jedes Wesen mit Herz es jemals gewesen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  TheBlackBloodsxx
2009-01-26T21:12:03+00:00 26.01.2009 22:12
WOOOOOOOOOOOOOOOOWWWWWWW so ein TOLLES Kapitel =D =D
Respekt man =) =) =) =). Woooowwww das ist sooo toll geschrieben, ich musste es einfach nochmal durchlesen. =) =)
Tut mir Leid, dass es so verspätet kam... <---mein Kommi meine ich...
Mein Gott... ENDLICH eine Deutsche Namizeku FF =) =) Halleluja... und dazu noch eine sooo schöne =) =) Die Charaktere waren sogar sehr gut "gemacht", dafür das du sie noch nicht kanntest :D
Solltest du noch Vorschläge brauchen.... handofblood is stets zu Diensten =) =)
LG
Von:  Freia
2009-01-04T12:23:35+00:00 04.01.2009 13:23
Q____Q
Wahh ich hab grade diese FF entdeckt und nur Zexion x Namine gelesen und in mir brach eine Welt zusammen!Q_Q Ich hätte niemals geglaubt irgendwas deutsches darüber zu lesen und dann auch noch sowas schönes Q__Q Doch im Ernst! Und das mit Ienzos Schwester war am traurigsten.. Respekt vor dir du kannst wirklich prima schreiben, ich mag deinen Schreibstil~ Normalerweise lese ich nicht ein Kapitel das über 4 Seiten geht aber das hat mich ttoal gepackt. Dafür das du die Charaktere nicht wirklich kennst hast du sie super zum Ausdruck gebracht
*smile*
Mach weiter so^^
Ich freu mich auf das nächste ungewöhnliche Pairing ^^


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