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Sometimes just one of us knows what’s best for us

Sidestory - kann man aber auch so lesen
von

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1. Kapitel – getting to know you

Etwas gelangweilt betrachtete ich die Landschaft, an der die Kutsche schon den ganzen Tag vorbeizog. Es war immer wieder dasselbe. Ärmliche Dörfer, einige kleiner Felder auf denen nur spärlich etwas wuchs und dann Einöde. Wir befanden uns an der westlichen Küste Honshus. Diese Region gehörte zu den Ärmsten in dem Land das mein Vater mir hinterlassen hatte. In der Stadt Matsue musste ich mich deshalb mit dem Fürsten der Präfektur treffen der mal wieder nur das eine wollte: Geld aus der kaiserlichen Schatzkammer, aber ich wusste bereits das er dieses Gold nur für eigene Zwecke verwendete und nicht um der hungernden, verarmten Bevölkerung zu helfen. Doch es war meine erste Reise, noch nie hatte ich Kyoto und damit auch den Kaiserlichen Palast verlassen, und zumindest zu beginn der Reis hatte mich die Armut, die sich in mein Blickfeld schob noch schockiert. Aber mit jeder weiteren Stunde, jedem weiteren Tag an dem sich die Kutsche durch mein Land bewegte und mir dabei unweigerlich zeigte wie viel Leid es darin gab, stumpfte ich mehr und mehr ab.

Inzwischen war es nicht einmal mehr neu für mich das die Kinder der Dörfer die wir durchfuhren auf die Kutsche zugerannt kamen, um Reis oder andere Nahrungsmittel bettelten. Hiroko, mein treuester Diener, der mich von der jüngsten Kindheit an begleitet hatte, versuchte mich in diesen Momenten abzulenken, erklärte mir das dies nun mal der Lauf der Dinge wäre und das es nun mal unumgänglich wäre das es Arme Menschen gab. Doch ich wollte damals nur eins: anhalten und unsere Rationen für die Reise an die Kinder verteilen die meist schon so gut wie verhungert wirkten. Doch wir hielten damals nicht an. Den ganzen Weg nicht. Hiroko hatte es so befohlen und ich widersprach nicht, denn ich glaubte damals dass er mehr Ahnung von der Welt hatte als ich.
 

Tief durchatmend hielt ich meine weinende Schwester im Arm. Mutter war noch in der Stadt, versuchte etwas Reis zu erbetteln, doch ich wusste das sie keinen Erfolg haben würde, den hatte sie so gut wie nie. Asami hatte den Vorschlag selbst gemacht. Lieber ließ sie sich verkaufen als das wir alle verhungerten. Sie war schon immer so aufopferungsvoll gewesen. Doch nun weinte sie. Und ich hielt sie im Arm, traute mich nicht ihr zu sagen das das Geld was wir dadurch bekommen würden nicht einmal lange reichen würde. Mutter war schon alt, für sie würde das Geld fast reichen, aber nicht für mich auch noch...
 

Als ich in Matsue auf den Fürsten der Präfektur Shimane traf, hätte ich ihn am liebsten hinrichten lassen, wenn ich mich moralisch dazu in der Lage gefühlt hätte. Aber ich hatte damals noch nie jemanden hinrichten lassen und hatte noch Ehrfurcht vor dem Leben, ganz gleich was ein Mensch damit anstellte. Er empfing uns in einem großen Palast, den er selbst sogar als Schloss bezeichnete. Er hatte es zwar nicht selbst erbaut, denn es war schon über 100 Jahre alt als er es sich einverleibte und doch verschlang die Instandhaltung des riesigen Gebäudekomplexes Unmengen an Geldern, doch mehr als seinen Etat zu kürzen konnte ich nicht tun, außerdem hätte dies nur bedeutet das die Bevölkerung noch mehr hätte leiden müssen.
 

Frustriert darüber das wir zu keinem Ergebnis gekommen waren verließ ich die Stadt wieder. Schon bald erreichten wir wieder ein kleines Dorf, oder war es schon eine Stadt? Jedenfalls herrschte auf der Straße, die durch den Ort führte ein reges treiben und wieder kamen halb verhungerte Kinder auf uns zu, und ich brauchte Hiroko nicht einmal anzusehen um zu wissen das er die Augen verdrehte. Er mochte es nicht mit dem ‚Fußvolk’ wie er es nannte, in Kontakt zu kommen und so ekelte ihn jetzt schon diese Nähe zu meinem Volk an. Doch ich sah dies anders – jedes hungernde Kind, jedes bettelnde Augenpaar war mir wie ein Messerstich ins Herz. Auf dieser Reise hatte ich wahrlich gelitten.
 

Doch, ein einer Straßenecke sah ich eine alte ausgemergelte Frau, die ihre Hände in die Schultern eines halberwachsenen Mädchens krallte. Auch sie war sehr mager. Die Frau, die wahrscheinlich ihre Mutter war, verhandelte unter Tränen mit einem Mann, der immer wieder auflachte und den Kopf schüttelte, was ihren Griff in die Schultern des Mädchens immer noch weiter verstärkte. Sie war hübsch keine Frage, aber trotzdem konnte ich ihr nicht lange Aufmerksamkeit schenken, obwohl ich bereits ahnte was ihr Schicksal sein würde. Ihre Mutter wollte, oder vielleicht besser gesagt musste, sie verkaufen um das überleben der restlichen Familie zu sichern. Die kleine schien zu wissen was ihr bevorstand, doch sie war ihrem Schicksal ergeben. Aber es gab etwas was mich noch mehr interessierte. Es war ein kleiner, ebenfalls abgemagerter Junge, vielleicht nur 3 bis 5 Jahre jünger als ich. Aber er schien fast schon noch ein Kind zu sein, er hatte eins sein dürfen, ganz im Gegensatz zu mir, der schon von klein auf an seine Rolle als zukünftiger Kaiser vorbereitet werden musste. Sein braunes Haar war ganz verschmutz, seine Kleidung hing fast nur in Fetzen an ihm und war ebenfalls alles andere als sauber. Ich konnte seine schmalen Arme sehen und auch sein restlicher Körper, der trotz seiner Unterernährung eine wundervolle Form hatte. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht, sodass nur manchmal seine großen braunen Augen darunter hervortraten. Sie hatten einen traurigen Blick. Als hätte er schon längst aufgegeben.

Er war nicht einmal auf mich aufmerksam geworden, zumindest rannte er nicht zu meiner Kutsche um für irgendetwas zu betteln. Er schien wahrlich völlig ohne Hoffnung zu sein.
 

Der Tag war gekommen. Ich hatte schon lange nicht mehr geschlafen, hatte nachts immer nur Asami in meinen Armen gehalten, denn ich wusste dass es meine letzten Momente mit ihr waren. Danach würden sich unsere Wege trennen – wahrscheinlich für immer. Aber ich versuchte nicht zu weinen, ich wollte stark sein für sie …
 

Plötzlich, als die Kutsche weiterfuhr und drohte ihn aus meinem Blickfeld zu entreißen, sprang ich auf und befahl der Kutsche anzuhalten. Hiroko war verwirrt und sicherlich auch etwas genervt von mir, aber das war mir egal, schließlich war ich der Kaiser, der mächtigste Mann des Landes und niemand, nicht einmal er, hatte das Recht mir zu widersprechen. Diesen Jungen konnte ich nicht allein lassen, nein schon sein Anblick hatte mich zu sehr gefesselt. Ich wollte ihn haben – musste ihn haben.
 

Schnell griff ich in das Schubfach unter meinem Sitz, indem wir immer etwas Gold für den Notfall aufbewahrten, nahm eine großzügige handvoll heraus und drückte es Hiroko in die Hand.

„Geh zu der Frau und kauf mir ihren Sohn ab!“, befahl ich in einem Ton der selbst Hiroko zum schweigen brachte, denn er wusste das ich nicht mit mir reden ließ wenn mein Befehl so energisch war. Ich wollte diesen Jungen, wollte dass es ihm gut ging, wollte dass er lächeln konnte. Ich hatte ihn nur wenige Momente gesehen, doch allein schon sein Anblick hatte mich süchtig nach ihm gemacht.

„Wenn sie ihn nicht verkaufen will biete ihr noch mehr an!“, rief ich ihm leise hinterher, als er aus der Kutsche getreten war, das Gold inzwischen in einem kleinen Beutel verstaut hatte und mit einer Hand die lästigen Kinder wegscheuchte, die noch immer der Kutsche folgten und nun da er ausgestiegen waren die Hände offen hielten. Am liebsten hätte ich ihnen etwas gegeben, aber das konnte ich mir nicht erlauben – genau genommen konnte ich mir nicht einmal dieses Jungen erlauben, aber auch auf ihn zu verzichten wäre wohl zu viel geworden.
 

Ich erschrak als dieser Mann mich am Arm packte, meiner Mutter aber einen großen, gefüllten Beutel zuwarf, der Randvoll mit Gold gefüllt war. Noch mehr Tränen liefen über ihre Wange, Asami weinte ebenfalls und streckte den Arm nach mir aus. Mutter hielt sie fest. Ich wollte stark sein, lächelte die beiden tapfer an. Es musste so sein. Mit diesem Geld konnte meine Mutter überleben. Ich musste gehen, noch viel dringender als Asami. Ich konnte mich kaum noch von ihnen verabschieden, der Mann zog mich weiter, in eine ungewisse Zukunft. Was würde der Mann mit mir vorhaben?
 

Kurze Zeit später konnte ich sehen wie Hiroko zurückkam, mit dem Jungen, den er grob am Arm hinter sich herzog.

„Kaiser, ich bitte um Erlaubnis ihn zu den Koffern auf den Gepäckträger zu setzen, er riecht recht streng.“, unterbreitete Hiroko förmlich, doch selbst ich hörte die Abneigung in seiner Stimme. Doch ich konnte seinem Vorschlag nicht zustimmen, obwohl ich ihn ja offiziell als Sklaven gekauft hatte und er somit eigentlich sogar hinter der Kutsche hinterherlaufen hätte müssen, ich wollte ihn bei mir haben. Und so ging ich auch nicht auf den Vorschlag meines Dieners ein, auch wenn er Recht hatte, das der Junge natürlich nicht nach teurem Parfüm roch so wie wir.

„Wenn ihr den Geruch nicht ertragen könnt so müsst ihr auf den Koffern reisen. Der Junge bleibt bei mir. Am nächsten Fluss oder See könnt ihr ihn waschen und neu einkleiden, dann wird er nicht mehr riechen.“ Auch wenn ich ihn gerne selber gewaschen hätte, da ich schon ahnte das Hiroko nicht allzu zaghaft mit ihm sein würde, selbst wenn ich ihn noch einmal darauf hinweisen würde. Aber als Kaiser war mir das nun wirklich nicht erlaubt.
 

Trotz seines Geruches setzte ich ihn neben mich, legte eine Decke über seine Schultern, da er zu zittern schien. Hiroko setzte sich mir gegenüber. Er rümpfte immer mal wieder beleidigt die Nase, aber ich ignorierte es gekonnt. Warum sollte ich ihm auch Aufmerksamkeit schenken wo ich diesen wundervollen Jungen doch neben mir sitzen hatte, der mich aus großen Augen ansah und dadurch nur noch viel wundervoller aussah. Ich konnte nicht verhindern dass ich einfach einen Arm um seinen schmalen Körper legen musste und ihn etwas näher zog. Er ließ es bereitwillig zu. Er weinte nicht, kaum ein Ausdruck war auf seinem Gesicht zu erkennen und trotzdem war er wunderschön.
 

„Wie heißt du mein Junge?“, fragte ich liebevoll, hoffte ihn so aus seiner Starre zu lösen. „Mein Name ist Jui, der Stand meiner Familie ist so niedrig das ich keinen Nachnamen habe. Seid ihr wirklich der Kaiser?“, fragte er ungläubig, woraufhin ich nur nickte und ihn näher an mich zog. Diese Tradition, der armen Bevölkerung keine Familiennamen zu teil werden zu lassen hatte mich schon immer gestört, doch zu hören wie dieser wundervolle Junge, Jui, sich so vorstellen musste, das war zu viel für mich. An dem Tag nahm ich mir vor das mein ganzes Volk Namen bekommen sollte. Ein versprechen was ich gehalten habe.

„Ja ich bin wirklich der Kaiser … und wenn wir aus erst einmal aus der Stadt heraus sind werde ich veranlassen das man dir etwas Reis macht, hai?“ Er nickte nur und schwieg. Im Moment hätte ich Hiroko wirklich gerne neben der Kutsche laufen lassen da seine Beobachtung, die stechenden Blicke die er meinem wundervollen Jui zuwarf, mich einfach nur störten, aber wir würden bald wieder in Kyoto sein, dem war ich mir sicher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hekate
2008-11-29T23:22:36+00:00 30.11.2008 00:22
Hey!
Ich kenn die andere Geschichte nicht und "Dir en grey" auch nicht wirklich, somit kann ich dazu nichts sagen.
Aber das Kapitel find ich echt interessant und ich hoffe dass du weiterschreibst.
LG, Hekate
Von:  kaburu
2008-11-03T14:53:03+00:00 03.11.2008 15:53
ERSTE!!! hihihi

es ist schön auch die vorgeschichte endlich richtig erfahren zu können. bin schon gespannt wie es weiter geht. naja, eigentlich weiß ich es ja, aber eben nur im groben^^
von daher schön weiter schreiben.

bis dann
lg


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