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Lincs Ohnmacht

Michael & Lincoln
von

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Lincolns POV
 


 

Hier steh ich nun. Ich der Herbstkälte Chicagos, vor diesem schäbigen kleinen Diner und warte auf die Dinge, die da kommen. Allen voran auf Michael, aber ich frage mich, ob ich nicht manchmal auf ein bisschen Selbstachtung warte. Denn, wem mache ich etwas vor? Selbst mein kleiner Bruder hat nur Verachtung für mich übrig. Soll ich es ihm verübeln? Er ist gerade mal in der Highschool und benimmt sich erwachsener als ich. Er ist 17. Und ich?

Ich habe einen kleinen Sohn, kann kaum für die Alimente aufkommen, geschweige denn für ihn sorgen. Stets hangle ich mich von einem miesen Job zum nächsten, von einem miesen FICK zum nächsten. Verantwortung? Die ist irgendwo verloren gegangen. Ich glaube es war als ich Lisa schwängerte. Nein, vermutlich eher.

Wenn ich völlig dicht war und Michael an schrie – schlimmer noch: schlug – damit er aufhörte Fragen zu stellen, damit er keinen Mist baute. Nicht so wie ich.

Ich war andauernd wütend und unzufrieden.

Die Unzufriedenheit zumindest blieb.

Und Mike? Er hat es hingenommen. Klar. Ich bin die einzige Familie, die er hat, die einzige, die er kennt. Das stimmt nicht, da war Mom. Ich weiß nicht, was er von ihr hielt. Sie war schwach.

Liebevoll, ja, aber schwach. Und viel zu früh gestorben.

„Linc.“, eine freundlichere Begrüßung kann ich von Michael nicht mehr erwarten. Und dieser Blick! Wenn er wenigstens aufhören würde mich so anzusehen. Von oben herab.

Ich habe mich hier mit ihm verabredet um zu Abend zu essen. Solche Einladungen von mir kommen nicht oft und es ist jedes mal eine Menge Überwindung dazu nötig.

Michael glaubt, weil ich so gut wie nie flüssig bin und bringt stets sein eigenes Geld mit für den Fall ich bin nicht zahlungsfähig. Reizend, sein Vertrauen. Ja, wahrscheinlich glaubt er nicht mehr an meine Rolle als großer Bruder (als reiferen, für Rat offenen, Unrecht von ihm abwehrenden, fest im Leben stehenden, älteren Bruder). Die Wahrheit ist... ich war nie diese Person und ich glaube nicht, dass ich es jemals werden kann. Nicht, weil ich ihn nicht liebe, das sicher nicht.

Warum es mich allerdings dennoch diese Überwindung kostet hat einen anderen Grund. Einen, der wirklich weh tut.

„Wollen wir jetzt weiter hier draußen herum stehen? Linc?“, er schnippt mit zwei Fingern vor meinem Gesicht. „Jetzt starr mich nicht so leer an. Hast du getrunken?“ Da ist keine Besorgnis in seiner Stimme, nur eine unausgesprochene Anklage.

Ich hatte ein Bier, ja. EINES. Dumm nur, dass an meinem Atem nicht deren Anzahl erkennbar ist und Michael kommt nahe genug heran um es zu riechen.

Genau da beginnt es weh zu tun.

„Michael...“, hauche ich.

Ganz prima, falls er die Bierflasche doch noch nicht mitbekommen hatte, dann jetzt.
 

Michael erzählt im Diner bei einem Toast Hawaii und lauem Kaffee ein wenig von der Schule. Ich versuche zuzuhören, aber mein Blick driftet immer wieder nervös auf seine Lippen, dann auf die Uhr hinter ihm und zurück. Hin und wieder erhasche ich flüchtig einen Blick auf seine Zunge, wie sie beim Sprechen an die Zähne stößt.

Ich sollte die Uhr an der Wand ignorieren, das ständige fixieren der Zeit verlangsamt nur den Minutenzeiger. Allerdings, mich ausschließlich auf Michael zu konzentrieren tut mir nicht gut.

Ich kann mir nicht helfen.

Und dann seine Augen, darin schimmert eine Intelligenz, eine Wachsamkeit, die in mir Unbehagen auslöst. Ich fühle mich ertappt, durchschaut... aber eigentlich glaube ich, dass mein Bruder in Wahrheit nichts mit mir anzufangen weiß. Ich bin nicht sicher, ob das besser ist. Ich blicke trotzdem in das kühle Blau und könnte mich trotz allen Unbehagens darin verlieren. Warum? Weil ich auf perverse Art verdreht bin.

Ich überlege die ganze Zeit, wie perfekt meine Hände um seinen Kopf passen würden und ob sich diese Zunge so sanft an fühlt wie sie es verspricht.

Ja. So erbärmlich bin ich wirklich.

Während ich in Gedanken Michaels unerhört weiche Haut erkunde überhöre ich sein unnötig lautes Räuspern. Das heißt, das LETZTE Räuspern lässt mich aus meinen Gedanken schrecken, aber es muss einige mehr gegeben haben.

„Linc!“, sagt er tadelnd ohne zu fragen, wovon er gesprochen hatte, denn wir wissen beide, dass ich Außerstande bin es wiederzugeben. Stattdessen seufzt er nur. „Hast du gar keinen Hunger?“

Ohne auf meine kaum angerührte Chickenwings zu schauen erwidere ich ein kleines: Doch.

„Dann iss. Ich muss nachher noch an einem Projekt für Chemie arbeiten.“

„Es ist Freitag?“, es ist mehr eine Frage als eine Aussage, zu sicher kann ich mir nie sein. Nicht nach der Episode letzten Montag den ich für einen Sonntag gehalten hatte – was keinen Unterschied gemacht hätte, denn ich hätte Sonntag auch arbeiten gehen sollen.

„Wenn du mir zugehört hättest – was du natürlich nicht getan hast – hättest du sicherlich mitbekommen, dass ich für diesen lächerlichen „Jugend forscht Preis“ nominiert wurde und mich morgen gegen die Konkurrenz der Besten anderer Schulen durchsetzen muss.“

Ich lächle aufgesetzt und führe eine Gabel voll kalten Essens zum Mund. „Das ist ja großartig.“

Michael schaut skeptisch zu mir. „Ja, ganz toll. Wenn du jetzt weniger trödeln würdest wäre ich dir sehr verbunden.“
 

Ein kalter Wind pfeift durch die Gassen und so ungern ich in Letzter Zeit in Michaels Nähe sein will (seinen Herablassungen, seiner Eitelkeit, seiner stillen Anklagen, seines im Grunde dennoch wunderbaren Wesens) fühle ich mich doch innerlich genauso frierend bei dem Gedanken, dass ich ihn jetzt verabschieden muss.

„Hey Mike...“, ich kratze nervös über meinen Hinterkopf. „Du weißt, dass ich dich liebe und dass ich sehr stolz auf dich bin.“ Dieser Satz ging mir leichter von den Lippen als ich erwartet hatte.

Er schaut mich beinahe liebevoll an.

„Lincoln...“, er reibt sich über seine rechte Schläfe und seufzt. „Du weißt, dass... dass ich ganz und gar nicht stolz auf dich bin...“, er schaut ernst zu mir. „Aber dass die Liebe überwiegt. Das tut sie immer.“

Das ist das netteste was er seit langer Zeit zu mir gesagt hat, nur irgendwie blicke ich wahrscheinlich eher ziemlich ungelenk drein. Mein Bruder schaut in beide Richtungen zur Straße hin, packt mich mit einem Ruck am Kragen und schiebt mich nach hinten an die Häuserwand, während er seine Stirn sanft gegen meine lehnt.

Mein Bruder. Ganz nahe. Seine Stirn an meiner. Sein Atem auf meinen Lippen. Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig.

„Weißt du, was ich am meisten hasse?“, fragt er mich. „Das du nie etwas zu Ende bringst. Und dann siehst du mich so an. Und ich weiß, dass du auch das nie zu Ende bringen würdest.“

Ich glaube ich BIN schon ohnmächtig.

Ich kann gar nicht antworten, ich vermute ich habe vergessen wie das überhaupt geht und bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen kann ist Michael auch schon wieder auf einem Schritt Abstand.

Hatte ich gerade die Erlaubnis ihn zu küssen? Könnte ich mal aufhören ihn so völlig Intelligenzlos an zu starren?

Er gibt ein wissendes Schnauben von sich und bevor er mich hier stehen lässt ziehe ich ihn wieder zu mir heran. Mein Blick hat sich verändert und plötzlich fallen die Dinge an den richtigen Platz. Das heißt, meine Lippen auf Michaels Mund und meine Zunge darin, während meine Hände sich unter seinen Pulli wühlen. Es fühlt sich an als gehörten sie dahin – also was?

„Michael.“, flüstere ich ihm rau zwischen zwei Küssen zu. „Es gibt Dinge bei denen ich gar nicht will, dass sie enden.“

Da. Er lächelt mich an, verträumt, voller Hingabe. So befreiend, dass es mein Herz noch ein kleines bisschen höher schlagen lässt.

Ich glaube ich habe gerade ein bisschen Selbstachtung wieder gefunden. Ich glaube, in diesem Lächeln könnte jeder ALLES finden.

In Ordnung, die Verantwortung bleibt verloren. Aber niemand verlangt von mir mich völlig zu ändern – am wenigsten Michael.

Er küsst meine Mundwinkel und legt seine Hände an meinen Hosenbund. „Linc?“

„Hmm?“

„Ich habe mich schon immer gefragt wie perfekt deine Hände um meinen Kopf passen würden, wenn ich zwischen deinen Beinen beschäftigt bin.“

Okay. Definitiv, so wenig Blut im Kopf kann kein Mann überstehen. JETZT bin ich ohnmächtig geworden.
 


 


 

Endeeeeee.
 

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Aaaaaaalso, ich hab versucht alle Klischees zu umschiffen. Versucht. ;-) Ich weiß, die Geschichte hat einen heftigen Stimmungsumschwung, aber es ist Zeit für ein paar kleine Happy Endings. :-)

Feedback is love.
 

Sho_co



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-03-03T12:58:41+00:00 03.03.2009 13:58
Muhaa.... nur 3 Kommis??? deine Story ist genial!!! Hach... ich kanns vollkommen nachvollziehen...lincs gefühle.. michaels... und dann das Ende!!! herrlich!!!
Ich kann nichts anderes sagen!!!


Von:  xXGareasXx
2009-01-16T09:52:17+00:00 16.01.2009 10:52
Du bekommst in allen Punkten von mir ein Lob!
Super Story, nachvollziehbar und gut geschrieben!
Mach weiter so :) !!!!!
Von: abgemeldet
2009-01-08T08:26:52+00:00 08.01.2009 09:26
also süße, es hat etwas länger gedauert, aber ich habe es endlich geschafft deine geschichte zu lesen. verzeih dass du so lange warten musstest.

also: ich liebe deinen schreibstil nach wie vor. ich mag den verlauf der gedanken von linc. sie sind nachvollziehbar. es ist ein regelmäßiges tempo. kein verwirrendes gespringe.

dass es mal ein happy end hat finde ich gut. sehr gut ^^

nur das wort intelligenzlos. irgendwie habe ich es mehrfach gelesen. irgendwie stört es mich. es klingt komisch. auf jeden fall hat es mein lesefluss gestockt.

aber ansonsten lob meine kleine.

Von: abgemeldet
2008-11-12T16:08:27+00:00 12.11.2008 17:08
das "JETZT bin ich ohnmächtig geworden" ist ein richtig geile schlus hahaha^^ ... finsch gut ;)

LG da monsta


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