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Close the Door

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Kapitel 17

Close the Door
 

Kapitel 17:
 

„…JOSEPH!“

Es war so weit…
 

Ich wusste, jetzt war der Augenblick gekommen, in dem mein Vater sich für das, was ich ihm angetan hatte, rächen würde.

Er trat gegen die Tür.

Ich zuckte zusammen.

„Öffne sofort diese verdammte Tür!“

Ich rührte mich nicht.

Wieder ein Lautes Poltern.

Schritte.

Etwas stieß mit gewaltiger Kraft gegen die Tür.

Sie knarrte verdächtig.

Erneut nahm er Anlauf.

Rums!

Ich schloss die Augen.

Bereitete mich innerlich darauf vor.

Ein letztes Mal rammte er die Tür mit seiner Schulter, das Holz zerbarst und die Tür krachte aus den herausgerissenen Angeln.

Schwer atmend stand er vor mir.

Ich sah ihn abwartend an.

Er lächelte boshaft.

Ein Schaudern durchlief meinen Körper.

Stumm betete ich zu Gott, bat ihn darum, dass ich diesen Abend überleben würde.

Ich war mir nicht sicher, ob er mich erhören würde…
 

--
 

Schmerz…

Überall schmerz…

Ein Messer…Blut…mein Blut…etwas blitzte auf.

Der Schlüsselbund klirrte…

Ich zuckte zusammen.

Etwas Warmes floss über meine linke Seite.

Mein Puls beschleunigte sich und mein Herz schlug spürbar gegen meine Brust.

Eine Faust.

Ein Lachen.

Er klang hysterisch.

Wieder durchzuckte mich der Schmerz, breitete sich aus und erreichte jede noch so kleine Zelle meines geschundenen Körpers.

Ich öffnete die Augen.

Sein irrer Blick. Er starrte mich an und lachte laut.

Ich schloss sie wieder.

Verlor das Bewusstsein.
 

--
 

Seto sah auf die Uhr.

Er war unruhig. Hatte ein ungutes Gefühl.

Irgendetwas war passiert. Das spürte er ganz deutlich.

Joseph war noch nicht aufgetaucht. Es klingelte gerade zur zweiten Stunde.

Das sah ihm nicht ähnlich.

Er war in letzter Zeit immer pünktlich erschienen.

Hatte er verschlafen?

Nein, das glaubte er nicht.

Energisch stand er auf und verließ, ohne den verwirrten Blick seiner Englischlehrerin zu beachten, den Raum.

Er griff nach seinem Handy und wählte eine Nummer.

Niemand nahm ab.

Keiner da?

Nein. Das war es nicht…
 

Er ging zurück ins Klassenzimmer, trat an seinen Schreibtisch und packte seine Sachen.

„Herr Kaiba, was gedenken Sie zu tun?“, fragte die Englischlehrerin verärgert.

„Dringender Termin.“, erwiderte Seto emotionslos und verschwand erneut aus dem Raum.

Schnell tippte er Rolands Nummer in das immer noch aktivierte Handy in seiner Hand.

„Ja ich bin´s. Ich muss etwas erledigen, ich erkläre es dir später.“

Damit legte er auf und verließ eilends das Gebäude.

Draußen begann er zu rennen.

Etwas stimmte nicht.

Je mehr er darüber nachdachte, desto schlimmer wurden seine Befürchtungen.

Bitte, lass es nicht das sein, was ich denke! Betete er stumm und betätigte die Zentralverriegelung seines Autos.

Schnell war die Schultasche auf die Rückbank geschmissen und der Motor angelassen.

Mit quietschenden Reifen verließ er das Schulgelände.
 

Sein Herz klopfte wie verrückt, je näher er dem Armenviertel kam.

Er versuchte auf den Verkehr zu achten, konnte sich kaum konzentrieren.

Nimm dich zusammen, Seto! Du kannst dir jetzt keinen Unfall erlauben! Wies er sich gedanklich zurecht.

Er legte vor dem Wohnkomplex eine Vollbremsung ein, stieg aus, sperrte den Wagen ab und rannte über die Straße zum Haupteingang des Hauses.

Er konzentrierte sich nicht auf die Klingeln sondern drückte wahllos eine nach der anderen, in der Hoffnung jemand würde ihm schnell öffnen. Tatsächlich, jemand drückte auf den Surrer.

Schnell stieß er die Tür auf, nahm jeweils zwei Treppenstufen auf einmal und kam wenige Sekunden später im dritten Stock an.

Er warf einen flüchtigen Blick auf die Klingelschilder und klopfte dann Lautstark bei der richtigen Haustür an.

„Machen Sie die Tür auf! Sofort!“

Es dauerte einige Minuten bis sich im Inneren etwas regte.

Jemand drehte mehrmals einen Schlüssel im Schloss herum und schließlich schwang die Tür auf.

Ein etwas übergewichtiger Mann, nur in Unterhemd und Jogginghose bekleidet stand vor ihm.

Die glasigen Augen und der unverkennbare Geruch nach abgestandenen Alkohol und Nikotin ließen Seto kurz angewidert das Gesicht verziehen. Das Hemd war fleckig und die Jogginghose war zerschlissen und alt.

Er stieß den Mann grob zur Seite und betrat die Wohnung.

„Was wollen sie?“ fragte der Herr des Hauses überrascht.

„Wo ist er?“ fragte Seto lauernd und sah sich im Flur suchend um.

Schnell entdeckte er die fehlende Tür zu einem der Zimmer. Vereinzelte Holzsplitter lagen am Boden vor dem Eingang und ließen Seto die richtigen Schlüsse ziehen.

Mit schnellen Schritten war er über die Trümmer gestiegen.
 

Was er sah ließ ihn erschaudern.

„Hey!“, schrie der Mann empört auf. Er folgte ihm in das Zimmer, legte ihm eine Hand auf die Schulter und wollte ihn mit einem Ruck zu sich herum drehen, doch Seto kam ihm zuvor.

Er schleuderte herum, holte mit aller Kraft aus und rammte dem Alkoholkranken Mann seine Faust direkt ins Gesicht.

Dieser sackte mit einem leichten ächzen auf den Lippen in sich zusammen.
 

Sofort wandte sich Seto wieder um und konzentrierte sich auf sein eigentliches Ziel.

Mit wenigen Schritten war er an der leblosen Gestalt am Boden angekommen. Er ließ sich auf die Knie fallen und streckte zitternd eine Hand nach dem Jungen aus.

„Joseph…“, flüsterte er leise und strich dem Verletzten leicht über die Stirn.

„Was hat er nur mit dir gemacht?“

Fassungslos starrte er auf die aufgeplatzte Naht an der Stirn des Jüngeren. Sein Blick wanderte weiter.

Eine immer noch leicht blutende Schnittwunde am Bauch, die Wange war geschwollen, die Lippe aufgeplatzt, überall am ganzen Leib hatte er Blessuren.

Kein Zentimeter des schmächtigen Körpers schien verschont worden zu sein.

Kurz schloss er die Augen um sich zu sammeln.

Es gelang ihm nicht.

Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln.

Er griff nach seinem Handy und wählte eine Nummer.

„Du musst sofort her kommen. Ich brauche deine Hilfe…und ruf die Polizei…“
 

--
 

Eine Welle des Schmerzes durchfuhr meinen Körper, ließ mich erzittern.

Ich spürte eine undefinierbare Wärmequelle unter meinem Kopf. Es fühlte sich gut an.

Den Geruch, den mein Kopfkissen ausstrahlte, kannte ich.

Doch woher?

Ich öffnete leicht die Augen.

Sah alles verschwommen. Spürte etwas Nasses auf meine Wange tropfen.

Kurz blinzelte ich, versuchte den Schleier vor meinen Augen loszuwerden.

Tatsächlich erkannte ich meine Umgebung nun schärfer.

Ich sah nach oben, erkannte das Gesicht über mir sofort.

War das ein Traum?

Oder hatte Gott meine Gebete erhört?
 

Wieder traf etwas Nasses meine Wange.

„Warum weinst du?“, flüstere ich leise.

Die Augen des Mannes, der sich über mich gebeugt hatte und sanft mit den Fingerspitzen über mein rechtes Ohr fuhr suchten die meinen.

„Sieh dich doch an…“ erwiderte mein Kopfkissen schluchzend.

Ich lächelte leicht und schüttelte mit dem Kopf.

„Nein…besser nicht…“

Dann schloss ich die Augen wieder.

„Ich bin so müde…“, murmelte ich.

„Dann schlaf noch ein bisschen.“, erwiderte Seto sanft und strich mir beruhigend durchs Haar.
 

--
 

Als ich das nächste Mal erwachte fühlte ich mich wesentlich besser.

Es war weich und bequem. Mir war angenehm warm.

Ich fühlte mich sicher und geborgen.

Lediglich ein dumpfer Schmerz in meinem Kopf und meinem Bauch waren geblieben.

Langsam öffnete ich die Augen. Sofort erkannte ich wo ich mich befand.

Ich wandte meinen Blick nach links und sah einen Infusionsständer. Ein durchsichtiger Beutel hing daran und langsam und stetig tropfte ein Tropfen nach dem anderen der klaren Flüssigkeit in den kleinen Regulierungsbehälter.

Vorsichtig um den Schmerz in meinem Kopf nicht zu steigern sah ich nach rechts.

Und lächelte leicht.

Seto lag neben mir und umklammerte mit beiden Händen meine Rechte.

Seine Stirn berührte meine Schulter.

Er schien zu schlafen.

Beruhigt schloss ich die Augen.

Es war alles in Ordnung.

Schließlich schlief ich wieder ein.
 

--
 

Nachdem ich die Augen erneut an diesem Tag öffnete stellte ich fest, dass die Infusion entfernt worden war.

Kurz hob ich die linke Hand in mein Blickfeld.

Keine Nadel.

„Hey…“, ertönte es leise von der anderen Seite.

Ich wandte meinen Blick nach rechts.

Seto saß neben mir und lächelte mich besorgt an.

Ich erwiderte das Lächeln.

Dann streckte ich die rechte Hand nach ihm aus und berührte ihn leicht an der Wange.

„Ohne Tränen siehst du besser aus.“, stellte ich flüsternd fest.

Das Lächeln wurde eine spur größer. Setos Augen versprühten dabei unheimlich viel Wärme.

„Wie geht’s dir?“, fragte er leise.

Leicht schüttelte ich mit dem Kopf.

„Ging mir schon besser.“

Er nickte verstehend.

„Ich werde dich dann allein lassen.“, sagte er und stand auf um aus dem Raum zu gehen.

Ich griff nach seinem Handgelenk und hielt ihn auf.

„Seto…!“, sprach ich ihn leise an.

Er sah mich fragend an.

Ich sammelte all meinen Mut zusammen und fragte unsicher: „Über was wolltest du gestern mit mir reden?“

Er lächelte leicht und schüttelte mit dem Kopf.

„Später, Joseph.. Ruh dich erst mal aus.“

Dann löste er sein Handgelenk aus meinem Griff und verließ das Zimmer.

Seufzend schloss ich die Augen.

Ich verstand den Mann einfach nicht.
 

Nach kurzer Zeit war ich erneut eingeschlafen. Erst spät, als die Sonne schon längst untergegangen war, erwachte ich wieder.

Ganz langsam, um meinem verletzten Körper nicht mehr Schmerzen zuzubereiten als unbedingt notwendig, setzte ich mich auf und schwang die Beine aus dem Bett.

Ich trug eine der schwarzen Jogginghosen, die ich mittlerweile so gut kannte und eins meiner T-Shirts. Vorsichtig verlagerte ich mein Gewicht nach vorne und stemmte mich auf die Füße.

Sicherheitshalber hielt ich mich am rechten Bettpfosten meines Himmelbettes fest um nicht zu stürzen. Kurz wurde mir schwindelig und auch leicht übel, doch das Gefühl mich übergeben zu müssen verflog recht schnell.

Ich atmete tief durch, ließ den Pfosten los und tappte mit unsicheren Schritten ins Bad.

Dort steuerte ich das Waschbecken an, wusch mir die Hände und sah kurz in mein Spiegelbild.

Ich war bleich, auf meiner linken Wange prangerte ein dunkelroter Fleck. Meine Stirn verzierte ein Pflaster über der frisch zugenähten Wunde. An meiner Lippe klebte etwas getrocknetes Blut.

Ich schöpfte mir zweimal kaltes Wasser ins Gesicht, um meine Lebensgeister zu wecken.

Danach fühlte ich mich schon wesentlich besser. Mit einem Handtuch trocknete ich mich kurz ab, dann ging ich zurück in mein Zimmer und legte mich wieder hin.

Ich schloss die Augen und schlief wieder ein.
 

--
 

Seto Kaiba war ein Feigling.

Und das überraschte ihn.

Schließlich hatte er nie ein Problem damit gehabt, zu tun, was getan werden musste.

Dass er aber gerade bei so einem Wichtigen Thema ein jämmerlicher Angsthase sein sollte, war ihm selbst unverständlich.

Verärgert über sich selbst trank er den letzten Schluck seines Kaffees aus, stellte die Tasse in die leere Spüle und ging nach oben in sein Zimmer. Er zog sich aus, legte sich ins Bett, stellte sich seinen Wecker und deckte sich zu.

Seufzend starrte er an die Decke.

Du bist ein Idiot, sagte er gedanklich zu sich selbst.
 

--
 

Fest hatte ich damit gerechnet, das Seto spätestens am nächsten Tag wieder nach mir sehen würde.

Stattdessen klopfte jemand ganz anderes an die Tür.
 

Roland trat nach meiner Aufforderung leise ein, lächelte mich besorgt an und kam zu mir.

Er setzte sich auf den Bettrand und fuhr mir kurz über die Stirn.

„Wie geht’s dir?“ fragte er mich leise.

Ich schlug die Augen nieder und spürte, wie mir die Tränen kamen.

Verdammt…mussten die Emotionen gerade jetzt über mich einbrechen?

Schluchzend setzte ich mich auf und lehnte meine Stirn gegen Rolands Brust.

„Es tut mir leid.“, flüsterte ich leise.

Meine Schultern bebten.

Er nahm mich in seine Arme und drückte mich sanft an sich.

Seine Wärme tat mir gut.

Es dauerte eine Weile bis ich mich beruhigte.

„Schon gut, du kannst ja nichts dafür…“ erwiderte Roland leise und wiegte mich sanft.



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