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Obscura

Undeath Population
von

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Difficult Life

Wie eine Schulfreundin, die man nach Jahren wieder sieht, aber nicht erkennt. Als ob einem der Himmel auf die Füße fällt und man trotzdem weitergeht. So fühlte sich Yuri. Eines inneres Gefühl der Leere mit dem Wissen im Hinterkopf, das dort doch etwas ist. Nicht einmal ein Psychiater könnte die gesamte Psyche eines Menschen ergründen. Kaum einer glaubt was in einem anderen steckt. Und so dreht sich die Welt weiter.
 

„Und, was hast du jetzt vor?“ fragte Ray Yuri während er an dem Nadel seines Daumens knabberte und sich dabei mit starrem Blick auf seinem Computer starrte. „Wie?“ Yuri hob den Kopf wieder. Die Sache mit Britney und Justin hatte ihr schlichtweg den Rest gegeben. „Na, ich glaube kaum das die Vampire dich hier behalten wollen, du bist gerade mal zu 25 Prozent eine von uns, wo willst du hin?“

Einen kurzen Moment regte sich Yuri über seine Äußerung auf, dann sprach sie. „Ich darf hingehen wo auch immer ich will, Arschgeburt!“ „Was ein Wortschatz.“ „Klappe!“ sagte sie bestimmt und beendete somit das unsinnige Gespräch. Ray seufzte und tippte schließlich etwas auf seine Tastatur. „Was machst du?“ fragte Yuri genervt. Ray gab ihr keine Antwort und schrieb einfach weiter. Er nervte Yuri soeben tierisch, diese verdrehte die Augen und legte sich mit trotziger Miene in ihren Stuhl zurück.

„Nach was suchst du?“ fragte sie noch einmal, etwas sauer das er ihr einfach keine Antwort gab. „Schon wieder eine Vampir Attacke. Wenn das so weiter geht, gibt es bald gar keine Menschen mehr.“ Yuri schaute zu ihm herüber. „Du bist doch selbst einer, was stört dich?“ Plötzlich regte sich etwas in Yuri. Was hatte sie eben gesagt? Ray war ein Vampir... Das war Tatsache. Sollte sie ihn also hassen? Wie musste sie darüber denken? Schließlich kannte sie ihn gar nicht und Shivas verheißungsvolle Rede half dem gutes Bild Rays nicht gerade auf die Sprünge.
 

„Eine Frage.“ Wich Ray Yuri ein weiteres mal aus. „Nachdem was du mir erzählt hast, war der Angriff auf dich und deine Schwester ziemlich brutal.“ Yuri schaute auf. „Was bringt dich dazu uns hier unten nicht sofort umzubringen? Warum vertraust du uns?“ Yuri stutzte. Es war für sie gleichzeitig eine dumme wie auch eine dumme Frage. Außerdem, konnte Ray auch Gedanken lesen? Nein, sicher nicht. Das war wieder eine dieser Zufälle des heutiges Tages.

Sie konnte sich nicht vorstellen gegen Ray anzukommen, außerdem erinnerte er sie nicht im geringsten an einen dieser blutrünstigen, zutiefst bösen Wesen die sie und Riku angegriffen hatten.

„Ihr hier seit ganz anders als die Vampire die uns angegriffen haben. Die schienen so blutrünstig und sind nur ihrem Durst gefolgt.“ kurz schauderte es Yuri. „Aber ihr... Ihr helft mir, gebt mir essen, Klamotten, verpflegt mich und helft mit...“ bewusst hatte sie das letzte leiser ausgesprochen. Trotz allem fühlte sie sich seltsamerweise kein bisschen geholfen. Sie hatte nichts von alledem was ihr vorher das Leben versüßt hatte. Nichts war so wie es zuvor einmal war.

Jedoch die Frage, warum sie keine Angst hatte lies sie die Gedanken umherschweifen. Es lag in Yuris Natur jedem etwas gutes abverlangen zu können, in jedem etwas gutes zu sehen, vielleicht auch ein wenig zu schnell.
 

„Außerdem...“ setzte Yuri an. „Was heißt das ich euch vertraue? Weil ich mit euch rede?“ Ray grinste sarkastisch und lies so frech seine langen Fangzähne aufblitzen. Die ebenmäßig bleiche Haut, die hellen Augen, das dunkle Haar und nicht zuletzt die weißen Zähne der Vampire hier unten machten es unmöglich sie nicht schön zu finden. Sie waren düster und strahlten eine rohe Materie aus. Dieses Altertümliche was stets an ihnen heftete machte sie episch und immer wenn Yuri Ray ansah fröstelte es ihr. Es war wahr was alle ständig sagten, Vampire wirkten anziehend. Ihre ganze Art, der elegante Gang, die sanften dunkeln, klangvollen Stimmen und nicht zuletzt der unglaubliche Ausdruck in ihren Gesichtern machte sie einzigartig. Sie sahen aus wie Menschen, doch man spürte das sie es nicht waren. Sie verzauberten einen und zogen alle in ihren Bann. Und so konnte noch glauben das Yuri eine von ihnen sein konnte. Zwar nur zu Teil, aber steckte tatsächliche diese Legende in ihr. Dieses Monster in ihr.
 

Ray stand auf und zog seinen blutbefleckten Kittel aus. Yuri war aufgestanden und entfernte sich instinktiv ein paar Schritte vom Stuhl und schaute ihn etwas misstrauisch an. Was bedeutete dieses Grinsen. Rays Haare waren ihm ins Gesicht gefallen und seine Schultern hingen. „Na... Warum solltest du einem Vampir auch vertrauen? Schließlich sind wir alle böse, böse Wesen, oder nicht? War es nicht meine Rasse die deine geliebte Schwester umgebracht hat?“ Yuri schüttelte wehhemmend den Kopf. Riku war nicht tot, sie war nicht tot. Sie durfte nicht tot sein.

Rays Grinsen verflog nicht, er lies seinen Kittel nun zu Boden fallen. „Du hättest mich nicht gerettet wenn du vorhättest mich umzubringen.“ Versicherte Yuri, eher sich selbst. Doch Rays Miene änderte sich nicht. „Blut eines toten unterernährten Menschen schmeckt nicht sonderlich. Wir mussten dich aufpäppeln.“ Yuri ging noch einen Schritt zurück. Seine Stimme klang bedrohlich und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Was war los. Das machte alles keinen Sinn. „Ihr ernährt euch doch von Blutkonserven.“ Er regte sich kaum. „Notlösung. Aber eine wie dich schmeckt man nicht alle Tage.“

Noch ein Schritt. Langsam bekam Yuri Angst. Vorhin war er doch ganz anders gewesen. Okay, das er eine Macke hatte war ihr von vorneherein klar, aber so etwas...
 

‚Er ist ein Vampir!‘ durchfuhr es Yuris Kopf den sie sofort schüttelte. Die Angst durfte nicht überhand nehmen. Es war jedoch nicht absehbar was nun geschehen würde und das war es was Yuri überkam, ein Gefühl von Ungewissheit.

Warum verwirrte er sie nur so sehr? Seine giftgrünen Augen blitzten auf, was bei Yuri eine unbedachte Regung hervorrief. Sie lief noch einen, schnelleren, Schritt zurück und stolperte hinterrücks über eines der Kabel die durch den gesamten Raum verteilt waren. Schmerzhaft prallte sie auf den Boden und keuchte auf – sie war auf etwas spitzem gelandet, sehr spitz musste es sein denn es bohrte sich in den Rücken durch Yuris Brust und sie hörte etwas fleischiges ekelhaftes platzen.

In ihrer Panik versuchte Yuri vergebens aufzustehen. Es verminderte stark Yuris Wahrnehmungsvermögen, denn sie war in einen Pflog gestolpert. Und der hatte sich geradewegs durch ihr Herz gebohrt.
 

Sie schaute an sich hinunter und schrie erstickt auf. Sie spürte erst jetzt den heißen, unerträglichen Schmerz an ihrer Brust und wie sie weniger und weniger Luft bekam. Panik machte sich in ihr breit, sie war noch nicht so weit. Sie wollte nicht sterben. Doch sie würde es, ohne Frage, ihr Herz war durchlöchert. Das konnte einfach niemand überleben. Eine Träne floss an ihrer Wange hinunter und sie schloss die Augen. Vielleicht war es besser so... Was hatte sie überhaupt noch von alledem... Sicher wartete Riku schon auf sie. Und war das Leben als DNA-mäßige Missgeburt wirklich das Wahre?
 

Das heiße Blut rann an ihren neuen Klamotten hinunter und sie wusste genau das es in den nächsten Sekunden so weit sein musste... Nicht? Dann noch etwas...

Es dauerte eine Weile bis Yuri schließlich begriff das sie nicht starb. Ihre Haut brannte zwar unablässig wie Feuer und es pochte schmerzhaft in ihr. Doch kein Anzeichen ihres kurz bevorstehenden Todes machte sich bei ihr bemerkbar. Die kleinen Wunden taten weh und Yuri würde müde durch das Blut das wie in Strömen aus ihr hinausfloss doch sie lebte. Was war nur los. „Steh schon auf!“ meinte Ray schroff. Im nächsten Moment keuchte Yuri laut. Es war ein Schock als Ray sie an den Schultern packte, aufsetzte und ihr den Pflog von vorne hinauszog. Yuri sah nichts, alles war viel zu verschwommen. Durch ihre Wunde blies ein Windhauch und Yuri schrie los.

Der Schmerz war nicht auszuhalten, doch Ray hielt sie an der Schulter fest, das so viel sie rebellierte es ihr nicht vergönnt war um sich zu schlagen. Irgendwann holte Ray Verbandszeug und umwickelte es Yuri. „Warum...“ wollte Yuri sagen und spuckte dabei Blut auf den Boden. In ihrem Mund fühlte es sich so an als kaute sie auf flüssigem, rostigen Metall und ihr würde schlecht. Sie zitterte noch mehr als vorher doch sie war nicht tot. „Du kannst nicht sterben.“ Erklärte ihr Ray. „Solang man dich nicht verbrennt, in mehrere Einzelteile zersprengt, zersägt oder sonst was kann man dich nicht töten. Innereien die mit Blut konserviert werden wachsen dir wieder nach.“
 

„Ich will das nicht... Es tut so weh...“ „Geht wieder weg.“ Meinte er kurz angebunden. Einige Minuten blieben die beiden still bis Yuri aufhörte ihren Körper anzuspannen. Verwundert öffnete sie die Augen. Sie lag in Rays Armen auf dem Boden und war anscheinend kurz weggetreten. „Oh.“ Meinte sie und fasste sich an die Brust. Verblüfft stellte sie langsame Pulsschläge bei sich fest und nahm sich fest vor nicht nachzufragen.

Immer noch schmerzte ihr alles und sie sah angeekelt den blutbesudelten Boden an. „Eigene Dummheit wenn man nicht aufpasst wo man hinfällt.“ Grinste Ray, das erste mal nicht mehr sadistisch sondern ironisch. Yuri wollte gerade weg von ihm als er sie festhielt. „Hast du wirklich gedacht ich mein das ernst? Man hast du ne Auffassungsgabe.“ Meinte Ray mit dunkler Stimme. „Du hast mir tierisch Angst gemacht!“ warf sie ihm beleidigt vor und wollte wieder von ihm weg, doch er hielt sie immer noch fest.
 

Sie sah ihn an, etwas seltsames lag in seinen Augen. Er hielt sie auf einmal so seltsame fest, als er sie zu ihrem Guten festhielte und sich selbst dagegen sträubte sie zu halten. Wahrscheinlich richte er ihr Blut. Es musste schlimm für einen, scheinbar Abstinenzen, Vampir sein Blut so nah an sich zu riechen und trotzdem nichts davon kosten zu können.

„Unsre Sippe hier unten bekämpft Keil, wir wollen nicht das noch mehr Menschen sterben. Wir arbeiten gemeinsam mit einer Gemeinschaft von Menschen und anderen Vampiren die uns regelmäßig ein wenig Blut liefert. So überleben wir und müssen keine Menschen umbringen. Wir versuchen Keil auf jede Mögliche Art zu besiegen oder zumindest zu stürzen um unsre Gesetze walten zu lassen, verstanden?“ Yuri hörte zu, doch manche Worte verschwammen noch immer in ihren Ohren. „Und was mach ich jetzt? Kann ich gehen?“ Ray senkte den Kopf und sah ihr in die Augen.

Noch immer schien es schwer für ihn zu sein der Versuchung zu wiederstehen. Kurz blieben beide still. „Du kannst...“ begann Yuri, wusste jedoch nicht wie sie es sagen sollte. Stattdessen streckte sie eine blutige Hand aus und hielt sie ihm an den Mund. Kurz knurrte er und drehte sich weg. „Es ist nicht schlimm, du tust mir nichts...“ Und Ray sah sie wieder an. Diesmal erschreckte sie sich zutiefst, der Schreck durchfuhr sie und machte sie starr, doch er ging nicht brutal auf sie zu. Sein Blick gab nach und wurde weich, er legte Yuri zu Boden und beugte sich über sie.
 

Yuris Wangen verfärbten sich und das wenige restliche Blut ging in ihre Wangen. Sachte, nicht zu schnell leckte Ray ihren blutigen Hals und in Yuri regte sich wieder etwas. Es war ein seltsames Gefühl, sie sollte Angst haben, doch stattdessen fiel sie in ein Loch. Ray stellte irgendetwas mit ihr an und erst als sie im Ansatz Rays Zähne spürte keuchte sie auf und zog ihn von sich. Ray lies sie sofort los und ging erst einmal ein paar Meter zurück. Er starrte sie an und wischte sich den Mund ab. „Tut mir leid.“ Meinte er in einem erstickten Tonfall. „Alles in Ordnung.“ meinte Yuri mit einem seltsamen Gefühl, an einer Stelle an die sie einen Moment zuvor nicht gedacht hatte.

Sie fasste sich beschämt in den Schoss und starrte Ray an der kurz Luft schnappte. „Mach das nie wieder, hörst du? Wenn du mir das noch einmal erlaubst ist nachher mindestens einer von uns beiden tot!“ Sie schüttelte schnell den Kopf. „Nie wieder...“ meinte sie leise.
 

„Okay...“ meinte er um schnell auf ein anderes Thema zu kommen. „Du weißt wie man Vampire besiegt, oder? Pflog ins Herz, verbrennen... Kennst den ganzen scheiß, oder?“ Schnell nickte Yuri. Ray saß auf seinem Stuhl und schloss kurz die Augen als Yuri aufstand und zur Tür ging. „Wohin gehst du?“ fragte er kurz angebunden.

„Raus, ich suche Riku.“ Yuri machte die Tür auf . „Warte!“ sagte er verwundert, stand wieder auf und packte Yuri am Arm. Aus Reflex schüttelte sie seinen Arm sofort ab und schaute ihn kurz ängstlich an. „Du kannst nicht einfach gehen.“ „Ich wundere mich zwar selbst warum ich gehen kann...“ sie schaute kurz an ihrem zerstörten Körper herab. „Aber eben weil ich es kann werden ich es auch tun!“ „Bist du bescheuert, hör doch erst mal zu!“

In diesem Moment kam Shiva durch den Gang. „Shiva...“ seufzte Yuri erleichtert und lief zu ihr. „Du zeigst mir doch den Weg nach draußen, oder?“ „Ach, halt die Klappe. Shiva, lass sie hier.“ Verwirrt schaute Shiva auf. „Ok...“ meinte sie nur und blieb erst einmal einfach stehen und bedachte die beiden blutüberströmten Gestalten mit kritischem Blick.
 

„Ray geht mir auf die Nerven und ich will nach draußen.“ Shiva schaute auf Ray der ungewollt schuldig schaute. Irgendwann fing er sich und verzog die Augenbrauen sauer. „Sie wollte rausgehen um ganz allein auf die Suche nach ihrer Schwester zu gehen!“ sagte wie ein Kind das ein anderer verpetzte. „Kinder... Beruhigt euch.“ Ging Shiva darauf ein. „Wenn du raus willst dann gehen wir mit, aber allein lass ich dich da nicht raus!“ „Und warum?“ Einmal wieder packte Ray Yuri am Arm und zog sie mit sich. Während des gesamten Weges hob sich Yuri die Brust und versuchte so ihre Schmerzen zu mildern.

Sie fragte nicht was Ray vorhatte und sie bogen von einer der kalten metallenen Gänge in den nächsten. Bis sie schließlich in einen kamen in dem draußen ein großes Bücherregal stand. Davor stoppte Ray, nahm kurz suchend ein Buch heraus, zog Yuri in das anhängende, recht kahle Zimmer und schlug das dicke Buch auf den staubigen Tisch. Gerade während der Staub in die Luft flog und Yuri sich ein Niesen verkneifen musste blätterte Ray schon hin und her bis er schließlich gefunden zu haben schien, nach was er gesucht hatte. Doch Yuri nahm erst einmal nur kleine Tierchen wahr die in dem Buch krabbelten, sie unterdrückte einen kleinen, angewiderten Schrei während Ray sie vom Buch wischte und mit den Fingern über die nun kaum noch lesbare Schrift fuhr. „Silberfische, die lieben alte Bücher.“ Erklärte er in seiner knappen Art.
 

‚Und es ward ein Wesen voller Licht und Kraft. Nur dieses Wesen wird dazu in der Lage sein die Wesen der Dunkelheit zu besiegen. Unterstützt von Dunklen Wesen des anderen Ufers wird ihr Schicksal daraus bestehen dem grausamen Herrscher ein Dorn im Auge zu sein und ihn letztendlich zu Fall zu bringen. Als ein Wesen das zugleich das Blut der Untrünnigen wie auch das der Menschheit und nicht zuletzt der Krieger der Menschheit, wird man sie Trist nennen.‘ Ray stoppte. Vielsagend sah er Yuri an.

„Und das soll ich sein?“ fragte Yuri unwirklich. Sie sah Ray mit einem angeekeltem Blick an. „Und deswegen will ich nicht das du da raus gehst! Du bist die erste auf die diese Beschreibung passt!“ „Was in so alten Büchern steht ist mir um ehrlich zu sein scheißegal.“ Ray schlug vor ihr auf den Tisch. „Und es ist mir egal ob du daran glaubst!“ Fuhr er sie an und Yuri erstarrte. „Aber sehr viele werden allein durch die Nachricht das es jemanden gibt, auf den die Beschreibung passt, den Mut schöpfen, den sie zum leben brauchen, verstehst du?“ schuldig sah Yuri auf. Daran hatte sie nicht gedacht. „Du musst sehen was dich in nächster Zeit erwartet...“

Um Rays letztem Satz zu entgehen starrte Yuri auf das alte Buch. Sie konnte die Schrift nicht lesen. Es musste Latein oder etwas ähnliches sein, jedenfalls...
 

Yuri dachte nicht weiter. Plötzlich spürte sie etwas. Es rann ihr wie ein Schauer über den Rücken und sie erstarrte. Gleich, sie spürte es genau, jemand würde sie angreifen. Schnell drehte sie sich um und sah wie Ray sein Gesicht zu einer unterschwenglichen Fratze verzogen hatte. Die Augen starrten sie unablässig glitzernd an und seine Mundwinkel waren so weit nach oben gezogen, dass sie Falten schlugen und ein Zähnefletschendes Lächeln entblößten. Sein Gesicht sah an sich aus wie immer, die ebenmäßige Hat war wie immer blass und seine Züge gehörten ganz klar Ray, doch waren sie sehr viel Angsteinflössender.

„Hör auf damit!“ schrie sie ihn an. Das Gefühl wollte einfach nicht vergehen. „Hör auf!!“ schrie sie weiter. Doch Ray blieb reglos stehen. Irgendwann platzte ihr der Kragen. Es war als durchfuhr Strom ihren Körper und in ihre Nase kroch ein seltsamer Geruch der sie wahnsinnig machte.

Alle Muskeln in ihrem Körper spannten und erschlafften sich in kurzen Abständen wieder und wieder. Ihr Herz, das zuvor so langsam schlug pumpte sich übertrieben schnell auf und sprang ihr beinah aus der Brust. Yuri wurde heiß und sie schwitzte. Ihre Gedanken wurden vom Schmerz geblendet und so schnell wie es angefangen hatte hörte es auch wieder auf. Nach Luft ringend krachte sie zu Boden. Sie spürte keine Muskeln in ihrem Körper, sie fühlte sich schlaff und ausgebrannt. In ihrem flachen Bauch überschlug sich das Essen das sie vorhin zu sich genommen hatte und ungewollt spuckte sie einen Teil davon, als wäre er ein Fremdkörper, wieder aus.
 

Kurz darauf entspannte sie sich wieder und setzte sich wieder auf. Sie wunderte sich schon gar nicht mehr warum sie so schnell wieder fit war, doch von dem hübschen Mädchen war soeben recht wenig zu sehen.

„Das darf dir nicht noch einmal passieren. Dir ist schon klar dass das immer passiert wenn du einen bösartigen Vampir siehst?“ Ray verschränkte die Arme vor der Brust und Yuri sah ihn sauer an. „In dir ist ein Gen das dich wütend macht sobald du einen Vampir siehst, das macht dich so stark das du sie ohne weiteres besiegen kannst... Wenn du ab jetzt normal isst, schläfst und trainierst.“

Doch Yuri lag völlig erschöpft auf dem Boden. Sie war müde und fertig. Ray ging aus dem Zimmer und Yuri wollte ihm hinterher, doch ihre Beine ließen es nicht zu, das alles war einfach zu viel für einen Tag gewesen. Das dauernde ab und auf ihres Körpers, die vielen tödlichen Wunden. Irgendwann drehte Ray sich um. „Deine Kondition...“ „...ist am Arsch...“ beendete Yuri Rays Satz und lächelte schief.

Dieses erwiderte Ray, ging zu Yuri und nahm sie hoch. Kurz ächzte sie auf, bis sie schließlich der Kuhle seine Arme lag. Sie schaute auf und war froh darüber das er sie gerade nicht anstarrte. „Willst du nicht noch duschen gehen?“ fragte Ray. „Das kann ich hoffentlich noch allein...“ Ray lachte leise. „Muss ich dir nicht helfen?“ Yuri sagte nichts mehr dazu und musste kurz an vorhin denken. Sie fragte sich ob es wirklich einmal geschehen könnte das er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte.
 

Ein paar Minuten später kamen die beiden an einem Zimmer und Yuri, die kurz die Augen geschlossen hatte wurde von Ray abgesetzt. Sie versuchte aufzustehen, doch ihre Beine versagten. „Hmm...“ machte Ray und nahm Yuri schließlich seufzend und setzte sie in die Badewanne. „Hey!“ machte sie. „Du Perverser, lass das!“ Ray sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich glaube nicht das du so zu Bett gehen willst.“ meinte er und schaute geringfügig ihre fettigen Haare und den ausgemergelten, schmutzigen und blutüberströmten Körper an. „Ok...“ meinte sie meckernd. „Aber ich kann das allein.“ Meinte sie und schnappte sich einen Schwamm. Im nächsten Moment kippte Ray ihr Shampoo über und spritzte sie mit einem Wasserschlauch ab. Leicht böse schauend war es ihr schließlich egal, solang er nur das Shampoo einmassierte. Sie fühlte sich wie ein kleines Mädchen das von ihrem Vater gewaschen wird. In Ordnung, von einem überaus attraktiven, jungen Vater aber trotzdem... Im Endeffekt war es Yuri egal und sie konnte nicht verleugnen das es schön war endlich wieder gut zu riechen so unangenehm die Situation auch war.

„Umdrehen.“ Sagte sie bestimmend zu Ray, als der sich gedreht hatte zog sie sich schnell die nassen Klamotten aus und schnappte sich das Handtuch das Ray ihr gereicht hatte. „Au...“ machte sie woraufhin sich Ray umdrehte und dafür eine Ohrfeige kassierte. „Ich bin dein Arzt, ich sehe dich sowieso irgendwann nackt!“ „Dann zeig mir erst einmal deine Urkunde!“ „Oh mein... Jetzt zick nicht rum!“ Wieder kassierte er eine Ohrfeige und langsam wurde er stinkig. „Ich hab mir dich nicht ausgesucht und außerdem...“ im diesem Moment versagten wieder einmal Yuris Beine, sie sank zu Boden als Ray sie gerade noch einmal auffing. Sie war noch nass und machte somit Rays T-Shirt feucht.

Dieser seufzte, nahm sie hoch und trug sie in das benachbarte Zimmer. Dieses war recht karg mit einem kleinen Bett, einem Schrank und einem viereckigen Tisch ausgestattet. Ray setzte Yuri auf ihrem Bett ab. Diese umschlang ihr Handtusch und auf ihrer Wange hatte sich einmal wieder rosa gebildet während Ray im Schrank umherkramte und ihr schließlich ein übergroßes Hemd überstreifte.

Einmal wieder fühlte sie sich wie ein kleines Kind, und einmal wieder war ihr genau das egal. Yuri lies das Handtuch los, zog es hervor, umschlang damit ihre Hüfte und sah Ray vielsagend an. „Unterwäsche.“ Sagte sie kurz angebunden und tat ihm somit nach. Ray wurde rot und sah nach oben. „Da muss ich eine der Frauen fragen.“

„Ist im Schrank nichts?“ Ray zögerte kurz. „Nur von mir.“ Meinte er grinsend. Yuri schaute ihn jedoch gleich an. „Ist doch egal, solang alles gewaschen ist. Ist ja auch nur was zum Anziehen.“ Leicht sträubend ging er wieder zum Schrank und griff zögernd nach einer Boxershorts und warf sie Yuri auf das Bett.
 

Er schaute verdutzt und sah zu wie sie diese anzog, natürlich sah er aufgrund des übergroßen Hemd nichts, doch es war ein seltsamer Anblick wie sich ein fast fremdes Mädchen seine Unterwäsche anzog. Besonders da sie die Beine nicht richtig hochbekam und er ihr schließlich noch mal helfen musste.

„Tut mir leid...“ meinte Yuri leicht beschämt die sich völlig kraftlos fühlte und in ihr Kissen versunken war als Ray sie zudeckte. „Schon gut.“ meinte Ray und beugte sich kurz zu ihr hinunter. „Tut mir auch leid wegen vorhin, ich wollte dir nur klar machen das du ne schwere Zeit vor dir hast.“ „Mhm.“ Machte sie nur und schloss die Augen erschöpft.

Eine Weile sah Ray in Yuris müdes Gesicht. Zwar hatte sie dunkle Augenringe und es war leicht mit roten Punkten der Anstrengung verzerrt, trotzdem konnte man sehen das sie ungewöhnlich hübsch war und so verlor er sich kurz darin und streichelte kurz zärtlich ihre Wange was sie dazu brachte die müden Augen wieder zu öffnen. „Kann ich dir vertrauen?“ fragte sie schläfrig und sah ihn süß an. Doch Ray grinste nur und kam ihrem Gesicht noch ein kleines Stück näher. „Nein...“ sagte er leise und aus irgendeinem Grund musste Yuri lächeln. Sie schloss die Augen einmal wieder und atmete sachte ein und aus, so lang bis schließlich alles um sie herum verschwand und sie nicht einmal mehr das leise Summen des Nachtliedes vernahm das Ray leise vor sich her sang.



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