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Die Schwarze Hand Allahs

Assassins Creed
von

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Im Finsteren droht das Ungewisse

3. Kapitel
 

"Im Finsteren droht das Ungewisse"
 

Die letzten Sonnenstrahlen über dem arabischen Himmel quälten sich durch zerklüftete Felswege und hagere Bergspalten bis sie auf das steinerne Monument aufkamen welches man erst vor wenigen Jahren erneut aufgebaut und besiedelt hatte. Ein eiskalter Wind pfiff um die hohen Mauern der riesigen Burg und fuhren jedem durch Mark und Bein. Er blies über mächtige Dachgiebeln hinweg über steile Dächer und hohe, ausgebaute Rundbögen die herablassend auf die kleinen Menschen herabblickten die unter ihnen hindurch gingen.
 

Eine unsittliche Berglandschaft erschloss sich um die riesige Felsenburg die den Assassinen und ihren Angehörigen Unterschlupf diente. Einzig und allein ein stiller Bergsee unter den gewaltigen Felsabhängen zeugte von etwas Leben neben einer recht kargen Wucherung an den unterschiedlichsten Sträuchern und Bäumen. Hier konnte man nur überleben wenn man zusammen hielt und gemeinsam an einer Zukunft arbeitete. So war es schon immer gewesen. Das Leben hier draußen im wilden Gebirge verhieß kein glückseliges zu sein aber es sorgte dafür das die wenigen Menschen die um die Burg Masyaf sesshaft geworden waren, sich sicherer fühlen konnten.
 

Unfreundliche Zeiten waren das in denen sie liebten. Außerhalb den Mauern von Masyaf lauerten die verschiedensten Gefahren nur darauf wie ein wildes Tier nach den Dummen zu greifen die es gewagt hatten die schützende Befestigungsmauer von Masyaf zu verlassen. Hier herrschte noch immer das Gesetz der Natur, nur der Stärkere überlebte und das wurden so ziemlich allen hier bewusst die vor den Grundfesten der Burg standen. Diese Mauern konnten einem Fremden die Ehrfurcht in die Knochen jagen und einem willkommenen Freund Schutz und Wärme versprechen.
 

Von Masyaf aus hatte man vor wenigen Wochen einen der besten Assassinen losgeschickt der es sogar mit den hervorragenden fida´i aufnehmen konnte die man in Alamut vorzuweisen hatte, welches man immerhin als das Herz der sogenannten ´Haschaschyn´ und ihren Glauben, ihrer eisernen Regeln und ihres herrischen Gehorsams nennen konnten.
 

Vor wenigen Wochen hatte man also einen dieser sogenannten „Haschischraucher“ losgeschickt um den Bischof von Garuzee zu ermorden. Er hatte sich in Dinge eingemischt die ihn absolut nichts angingen und nur der Dolch eines treuen Anhängers von Al Mualim konnte dem Wissensdurst vom Bischof Einhalt gebieten. Nun war aber ein Gerücht noch viel lauter geworden das nach dem Tod des Bischofs überall in der Stadt erzählte: der Mörder des Bischofs, wohl einer jenen sagenumwobenen Assassinen, ward zuerst gefangen aber entschwand wie von Geisterhand wieder aus dem sicheren Burgverlies von Novum Regis. Niemand konnte es sich erklären und der Großmeister der ´armen Ritter vom salomonischen Tempel´, Robert de Sable tobte wie der Teufel in den Hallen und Gängen der gewaltigen Burg umher auf das man sein Geschrei noch bis vor den Straßen Akkons hören konnte. Jeder wusste wie wichtig es dem Mann war endlich die Assassinen ein für alle Mal auszurotten und wie viel wichtiger es ihm gewesen wäre diesen Assassinen persönlich zu verhören doch dieser war ihm entschwunden bevor er noch selbst Hand an ihn legen konnte. Ärgerlich so etwas, für wahr.
 

Nun waren die Gerüchte des entschwundenen Assassinen auch bis zu den Ohren des Büroleiters nach Akkon gedrungen welcher die Nachricht nach Masyaf weiterleitete. Es war eigenartig zu wissen das Altair Ibn La-Ahad, der bevorzugte, Lieblingskandidat für Al Mualim, dem Großmeister von Masyaf und Herr über die dortigen Assassinen, es irgendwie aus der Gefangenschaft geschafft hatte ohne das jemand davon etwas mitbekommen haben sollte.
 

Was man natürlich in Masyaf nicht wusste weil man es bereits in Akkon zu Tode geschwiegen hatte, war die Tatsache das ein Toter in Ketten aufgetaucht war während ein Lebender unter den Augen der Wachen entschwand. Die dortigen Wachen wollten lieber sterben als Robert de Sable die ganze Wahrheit zu erzählen. Sie konnten ihm nicht erzählen das es wohl jemand geschafft hatte aus den sonst so uneinnehmbaren Burgmauern des Löwenherzes zu entkommen.
 

Altairs Ruf eilte ihm also quasi jetzt schon wieder einmal voraus auch wenn man sich große Sorgen um den als verschwunden geltenden Assassinen machte. Es war für ihn noch nicht an der Zeit für eine ´Mission ohne Wiederkehr´, noch wurde er lebend gebraucht, dass war hier allen klar. Al Mualim verbat sich seinen ´Lieblingsschüler´ ohne sein Wissen und dann auch noch auf ´Missionen ohne Wiederkehr´ zu schicken. Das es gerade nun Altair war, in dem er so viele Hoffnungen setzte, der spurlos verschwunden war, hatte Al Mualim schwer getroffen.
 

Den meisten oberen Assassinen, den Ausbildern und den Gelehrten die engeren Kontakt zum Alten pflegten, wussten längst das er fest damit gerechnet hatte Altair eines Tages als seinen Nachfolger einzusetzen. Vorerst wollte er den jungen Mann etlichen Prüfungen unterziehen von denen er hoffte, sie würden Altair die nötige Härte, Geschick und Selbstvertrauen wie auch Weitsicht und Einsicht schenken damit er ihn eines Tages stolz initiieren konnte. Dies erwies sich nun als unmöglich und Al Mualim musste sich nach einem neuen Nachfolger für sein schweres Amt aussuchen, auch das war allen längst klar. Trotzdem weigerte sich Al Mualim Namen zu nennen und auch wenn er sich im vertrauten Kreise seiner Brüder befand schwieg er immer über die Frage welcher nun sein Amt übernehmen sollte, wenn Allah Al Mualim zu sich riefe.
 

„Wir werden sehen...“ Hatte Al Mualim dann immer gesagt während er auf seine Gebetskugeln starrte die er in seinen Händen balancierte. „Wir werden sehen wer es sein wird...“
 

Es gab einige in Masyaf die die Nennung eines neuen Namens kaum noch erwarten konnten. Al Mualim war immerhin schon Recht alt und es war nur noch eine Frage der Zeit bis Allah seinen treuen Diener zu sich rief in den ewigen Paradiesgarten. Niemand wollte wirklich das der Alte vom Berge starb aber man sah ihm jetzt schon überdeutlich an wie müde er wirklich war.
 

Al Mualim hatte die fünfzig überschritten und nun war es die Zeit die sich an ihm festkrallte zu einem seiner erbittersten Widersacher geworden. Die Nachricht das Altair nicht nach Hause zurück gekehrt war belastete den alten, gedrungenen Mann stark.
 

Er saß wie immer in seinen schwarzen langen Gewändern mit der großen Kapuze in sein Gesicht gezogen in seinem Observatorium das man eigens für ihn neu eingerichtet hatte. Hier war er für sich und schwer bewaffnete Soldaten die sich in den Ecken und dunklen Schatten des hohen Turmes, der das Observatorium inne hatte, behüteten seine Einsamkeit und ließen nur durch wenn ihr Meister jetzt gerade sehen wollte.
 

Der alte Mann hatte es sich auf einem seiner großen Sitzpolster im Schneidersitz in einer ausgeräumten Ecke bequem gemacht und starrte verdrießlich nach oben an seine Decke. Niemand der nicht wusste um was es sich bei diesem Zimmer handelte konnte wohl etwas mit der eigenartigen Zimmerdecke anfangen die einzig und allein aus Fenstern bestand die nur von einigen Dachbalken und wenigen Teilen normaler Dachziegeln gehalten wurden. Von hier aus konnte er die Sterne beobachten und durch einige Fenster die man in die dicken Mauern geschlagen hatte nun auch einen herrlichen Blick über Masyaf und das angrenzende Dorf.
 

Aber all dieser Ausblick kümmerte den alten Mann im Moment nicht. Dunkle Gedanken gingen hinter seiner von Furchen durchsetzten Stirn einher und hielten ihn gefangen wie schmiedeeiserne Ketten. Al Mualims Augen, von denen eines bereits völlig erblindet war und man die gräuliche Trübung seiner Pupillen bereits erkennen konnte, waren auf den Gegenstand in seinen alten, dürren, faltigen Händen gerichtet die noch immer mit kostbaren Ringen versehrt war. Seine langen Finger hielten etwas in ihrer Hand was er in letzter Zeit öfter zu sich heran zog damit er die Erinnerung daran nicht verlieren konnte. Al Mualims Hände, deren Haut bereits fast so dünn wie Papier waren, strichen immer wieder mit fast inniger Zärtlichkeit über das raue Holz unter ihnen. Sanft zogen sie die Maserung nach die der kleine Gegenstand aufweisen konnte den Al Mualim hütete wie einen kostbaren Schatz.
 

In seinen Händen lag ein winziges kleines Boot aus einem Stück Holz geschnitzt gerade mal so groß das man es in zwei Händen halten konnte. Das Segel war noch immer aus mehreren alten Fetzen zusammen geflickt worden. Deutlich waren die Nähte zu sehen die eindeutig von einer Hand gemacht wurden, die noch nie zuvor eine Nähnadel in der Hand gehalten hatten.
 

Al Mualims Augen mochten so gut wie blind sein aber noch immer war sein geistiges, inneres Auge so gut wie das eines Adlers. Die Einzelheiten von damals als er dieses Boot überreicht bekommen hatte lagen vor ihm als würde er Seiten in einem Buch nachschlagen. Er konnte alles genau wiedergeben wie es damals war als ein kleiner Junge mit gerade mal sechs Jahren vor ihm stand und ihm mit seinen dreckigen, verstaubten Händen dieses kleine Präsent entgegen streckte. Der Knabe reichte ihm damals gerade mal so bis zu seinem Gürtel und seine Beine waren in schmutzige Leinenhosen gesteckt aus denen dürre Beine hervorkamen die lang und sehnig in dünnen Füßen endeten. Ein notdürftig zusammen geflicktes Hemd und einer alten Jacke hatte man ihm übergezogen damit die Abendwinde ihm nicht verkühlen konnten. Das aber was Al Mualim wirklich am meisten von allen aufgefallen waren diese beiden mandelbraunen Augen die ihn fast schon flehentlich ansahen. Seine Gesichtszüge waren noch die eines Kindes aber Al Mualim konnte schon damals den Mann in ihm sehen der er mal werden würde. Seine schmalen Lippen hatte er fest aufeinandergepresst während er Al Mualim angesehen hatte mit diesen Mandelaugen die ihn bis heute manchmal verfolgten.
 

Leise seufzend legte er das Boot wieder neben sich auf den Boden und faltete dann seine Hände während er seine Augen schloss und alten Erinnerungen nachging die ihm noch von einer Zeit geblieben war, bevor er zu dem wurde, der er heute war. Viele Jahre waren seitdem vergangen und wahrscheinlich würden noch einige kommen auf die er sich vorbereiten musste aber noch war Al Mualim nicht bereit vor seinen Schöpfer zu treten. Noch nicht. Es gab noch vieles zu erledigen und bald musste er einen Antwort geben auf die Frage von der er dachte das er sie eigentlich geklärt hätte.
 

Erneut seufzte er schwer auf und öffnete seine Augen die schon deutliche Ringe hatten und aus ihren finsteren Augenhöhlen müde in die Welt blickten. Seine Stirn war in Falten gehüllt und seine Lippen hatten sich wie zu einer geraden Linie zusammen geformt während er sich mit seinen Händen über den weißgrauen Bart strichen, dabei immer und immer wieder die verschiedenen Szenarien durchging die er sich zurecht gelegt hatte.
 

Al Mualim konnte wenn er wollte ganze Wochen und Monate hier oben im Observatorium verbringen, dass war nicht die Frage. Seine Leute würden ihm auch zu Essen hinauf bringen und es wieder abholen. Sie würden für ihn sogar einen kleinen Teich in der Mitte des Saales legen wenn sie denn müssten und es zu ihren Gunsten ausfiel. Hier war er ungestört solange er es wollte oder für möglich erhielt und niemand der sich nicht seines Ranges sicher war, konnte ihn hier in seiner Ruhe stören. Die Stille hier im Observatorium hatte der alte Mann schon immer sehr geschätzt und selten pflegte er jemanden wirklich hier hinauf zu lassen. Er hütete seine Geheimnisse so gut er konnte und wusste diese auch zu verteidigen. Es gab Waffen deren Al Mualim durchaus habhaft war und sogar Giftfläschchen standen zu seiner vollen Verfügung bereit wenn es die Situation erforderte. Al Mualim aber hasste solche Mittel und würde sie nur im äußersten Notfall einsetzen. Gift war etwas das Feiglinge benutzten um ihre Gegner los zu werden.
 

Hier standen auch seine wichtigsten Bücher neben dem Koran sowie einige andere religiöse Schriften auch Dokumente über Masyaf die einzelne Ausgaben über die Ausbesserungen der alten Stadt preis gaben. Er hatte Listen von Namen seiner Anwärter und Listen von Informanten die er aber selten benutzte. Hier oben hatte er sogar Verträge gehortet die seine Spione gestohlen hatten. Normalerweise wurden Berichte, Lagepläne von Häusern und andere Ansichtspläne sofort vernichtet aber hin und wieder war ein Stück dabei dem sich Al Mualim in seinem kleinen Ort der Ruhe widmen konnte.
 

Nun war er hier oben abgeschottet vom Rest der Welt und alle wichtigen Neuigkeiten würden zu ihm hinauf getragen und eigentlich gab es keinen wirklichen Grund diesen Ort hier zu verlassen aber Al Mualim hatte von Zeit zu Zeit das Gefühl das er sich seinen fida´is zeigen musste damit diese ihren Glauben an ihn nicht verlieren konnten. So stieg er hin und wieder herab von seinem Turm und begab sich in die große Bibliothek die angefüllt mit dem ganzen Wissens Masyafs war.
 

Selbst hier hatte Al Mualim einen eigenen Platz direkt am Ende der Bibliothek in der Mitte vor einer großen Fensterfront deren mit Ornamenten verzierte Gläser hinaus in die Berge zeigten und Al Mualim hinter sich weiten Himmel hatte. Er konnte alles überblicken von seinem Platz aus und von hinten konnte ihn auch niemand überraschen, ein todsicherer Platz also. Vor allem wenn man die Tatsache bedachte das überall Soldaten zu seiner Verteidigung bereit standen. Der Alte vom Berge musste hier drinnen keine Bedrohung fürchten und seine höher Gestellten konnten jederzeit zu ihrem Oberhaupt gelangen und ihn um seinen weisen Rat bitten.
 

Dennoch wollte er im Moment nicht hinunter gehen in die Bibliothek wo er den fragenden Gesichtern der anderen ausgeliefert war. Die Soldaten würden ihre Blicke senken wenn er vorüber ging aber die anderen nicht. Es gab genug Gelehrte in Masyaf die ihn unter falschen Tatsachen nach Antworten ausfragen wollten und im Augenblick wollte Al Mualim noch keine Fragen beantworten. Selbstverständlich könnte er ihnen einfach sagen das sie zu Schweigen hätten aber auch das brachte der alte Mann im Moment noch nicht übers Herz.
 

Überhaupt war sein Herz in den letzten Wochen stark in Anspruch genommen worden. Immer und immer wieder hatte sich der alte Mann gefragt ob es wirklich so sinnvoll gewesen war seinen besten Schüler, seinen treuesten fida´i auf so eine Himmelfahrtsmission zu schicken von der er doch gewusst hatte, dass sie mehr als gefährlich war? Dann aber wiederum schalt der alte Mann sich selbst einen Dummkopf. Es ging hier nicht um seine persönlichen Eindrücke, seine persönlichen Gefühle. Er hatte eine Auftrag erteilt und Altair hatte ihn ausgeführt wie es seine Aufgabe war, genauso furchtlos und enthusiastisch wie er es sonst immer getan hatte wenn Al Mualim ihm seine Missionsziele nannte.
 

Sicher, Altair war mit den Jahren noch dickköpfiger geworden als er es zu anfangs war und wahrscheinlich war seine Überlegenheit mit ihm gewachsen. Hier auf Masyaf gab es wohl einige seiner ehemaligen Lehrer die den Assassinen gerne am Boden sehen würden, Gnade winselnd um sein Leben bettelnd aber den Gefallen würde Al Mualims ganze Hoffnung ihnen nicht geben. Vorher sprang Altair freiwillig in den Tod, dessen war sich Al Mualim sicher.
 

Altair Ibn La-Ahad hatte sich prächtig entwickelt und schon früh alle Anzeichen eines hervorragenden Assassinen gezeigt. Bald schon hatte er seine älteren Kameraden eingeholt und es dauerte auch nicht mehr lange und Altair hatte sie sogar überflügelt was Al Mualim selbst heute noch mit unglaublichen Stolz erfüllte. Altair hatte es allen gezeigt die auf ihn einmal herabgeblickt hatten und bald schon war er es, der auf seine ehemaligen Rivalen und Konkurrenten herabblicken konnte. Niemand konnte ihm seinen Sieg streitig machen und bislang hatte er seinen Widersachern kaum Möglichkeiten gegeben dies zu tun.
 

Wie gesagt, bislang.
 

Al Mualims Blick wurde wieder von Traurigkeit erfüllt und für einen winzigen Moment erlaubte er es sich den aufwallenden Gefühlen hinzugeben die in seiner Brust herangeschwommen kamen wie altes Treibgut doch genau das waren sie eigentlich im Grunde. Al Mualim musste sich davon lösen! Sein bester, fähigster Mann war also verloren und somit stand sein persönlicher Favorit um seine Erbfolge nicht mehr zur Verfügung.

Al Mualim hätte gerne Altair in dieser Rolle gesehen und wahrscheinlich wäre er auch der beste Mann dafür gewesen. Streng zu sich selbst und auch streng mit anderen hätte er eine glorreiche Zukunft an der Spitze von Masyaf vor sich gehabt. Noch wenige Aufträge und Al Mualim hätte erneut mit der persönlichen Ausbildung begonnen, dieses Mal aber nicht zum Assassinen, zum meisterhaften Morden aus dem Versteckten heraus sondern zu etwas ganz anderem: Einem Anführer, den Al Mualim wohl nun niemals mehr zu Gesicht bekommen würde. Altair war von ihnen gegangen und bald schon würde er in Vergessenheit geraten sein wie die anderen Männer deren Namen man nur in eine Mauer meißelte damit jeder der an dieser Wand vorüber ging lesen konnte wer alles für ihr hohes Ziel gestorben war und daneben der Name ihres Opfers. Dieser Gedanke allein erschreckte Al Mualim von allen am meisten. Bald schon würde Altair Ibn La-Ahad nicht mehr sein wie ein eingeritzter Name an einer Wand- traurig aber Allah wollte es so. Wer war er, dass er sich gegen den Willen des Allmächtigen erheben durfte?
 

Die Nachricht über den Verlust des jungen Elite-Assassinen hatte nicht nur zur Folge das Al Mualim sich noch weniger Blicken ließ als bisher, sie trug auch dazu bei das einige der unteren fidai´s ihre Chancen bei den hohen Gelehrten witterten die sich in der Burg aufhielten um ihr Ansehen zu steigern. Immerhin konnte es gut sein das Al Mualim bald einem von ihnen seine Aufmerksamkeit schenkte. Altair Ibn La-Ahad war schon seit je her der besondere Favorit vom Sheik gewesen aber da nun dieser wichtige Posten weggefallen war kam neue Hoffnung auf.
 

Es bedeutete mehr der „Liebling“ des Meisters zu sein als nur das man um Audienz bei ihm verlangen konnte ohne vorher den strengen Weg über seine näheren Untergebenen zu gehen wo man sein Anliegen erst einmal dort unterbreiten musste. Altair hatte dieses Recht seit langem gehabt es aber nie wirklich genutzt da es kaum Dinge gab die der Aufmerksamkeit seines Herrn, des ehrbaren Meisters verlangte- was ihm bei diesem noch höheres Ansehen einbrachte.
 

Nun streckten sich neue, herausragende Elite-Kämpfer in Masyaf der aufgehenden Sonne entgehen deren Strahlen bislang nur ihren fida´i Altair Ibn La-Ahad umhüllt hatte. Seine Stelle war frei und musste bald besetzt werden.
 

Kadar Al-Sayr gehörte nicht zu den Personen in Masyaf die behaupten konnten das diese Sonne auch für ihn strahlte. Er war zu ungestüm und außerdem fehlte es ihm an taktischem Gefühl schwer hinzu kam noch die Tatsache das Kadar zwar ein guter Schwertkämpfer und Akrobat war, er aber im Umgang mit den Wurfmessern so seine Probleme hatte.
 

Sein älterer Bruder, Malik Al-Sayr hatte oft darüber gelacht, wenn er seinen kleinen Bruder trainieren sah. „Du triffst doch keinen Templer, selbst wenn er vor dir einen Handstand macht!“ Kadar hätte ihn dafür am liebsten eines seiner Wurfmesser nachgeworfen aber das verbat ihm der strenge Kodex seines Ordens.
 

Malik Al-Sayr hatte gut lachen, er gehörte zu den wenigen auserwählten Männern auf die jetzt Masyaf blickte. Er stand mit nicht mal einer Handvoll Männer Altair in nichts nach und wahrscheinlich würde man bald durch eine schwere Mission herausfinden wen Allah und der ehrwürdige Meister Al Mualim als Nachfolger sehen wollte.
 

Dennoch waren es genau diese Gedanken die einigen fida´is hier auf Masyaf Sorge bereiteten. Sie hatten alle von dem tragischen Schicksal gehört das ihren Bruder ereilt hatte und waren bestürzt darüber das ein so herausragender Assassine sein Leben lassen musste in einer Mission die ihnen so einfach erschien. Viele hatten davon gehört das es dieser Bischof besonders auf Andersgläubige abgesehen hatte und Heiden mit äußerster Härte und Strenge verfolgt und hinrichten ließ. Es war zwar ein Glück das dieser Mann nun endlich von der Bildfläche verschwunden war aber die Lücke die er mit sich gerissen hatte klaffte schwer in den Gemütern der jungen fida´is die um Altair trauerten.
 

Kadar gehörte zu diesen wenigen die sich damit noch abfinden mussten das Altair Ibn La-Ahad nicht mehr unter ihnen weilte. Selten hatte er mit dem Älteren ein Wort gewechselt aber anders als die anderen waren die Worte die Altair zu ihm sprach nie von Spott oder Hohn versehen. Altair war damals dabei als Malik sich einen Spaß mit seinem kleinen Bruder gönnte und stand die ganze Zeit reglos neben ihm und hatte zugesehen was Kadar getan hatte. Kadar war es unangenehm das ein so brillanter Kopf mitansehen musste wie ein Niederer krampfhaft versuchte auf seine Stufe zu gelangen.
 

Kadar konnte sich noch gut daran erinnern als er mal Abseits von den anderen fida´is in einem einsamen Waldstück das Werfen geübt hatte. Die Sonne hatte durch das Blattwerk geschienen und der Duft von frischem Holz, Moschus und die staubige Erde drangen zu ihm empor während er immer wieder versuchte eine Zielscheibe zu treffen die in etwa zehn Meter Entfernung an einem Baum genagelt war. Kadar hatte immer wieder mit wilden Armgestiken versucht seine Technik zu verfeinern aber irgendwie hatte es nie so richtig klappen wollen.
 

Irgendwann hatte er dann einfach nur weit ausgeholt und warf ziellos sein Messer zur Scheibe hin. Das Messer flog sirrend aus seiner Hand und Kadar konnte wie in Zeitlupe aus seiner Position aus erkennen wie das Messer wohl am Stamm vorbeifliegen würde als ein erneutes Zischen durch die Luft drang. Danach folgte ein Geräusch das sich so anhörte als würde Eisen auf Eisen treffen und wenige Sekunden darauf steckte das von Kadar eben geworfene Messer in der Mitte der Zielscheibe.
 

Für den ersten Moment hatte er nur stumm dagestanden und einfach auf die Zielscheibe gestarrt die jetzt neben mehreren verbitterten Versuchen gänzlich durchlöchert war, ein stolzes Messer in seiner Mitte stecken sah. Es dauerte lange bis Kadar verstehen konnte was geschehen war aber langsam kehrte die Freude über diesen winzigen Sieg ein und jubelnd sprang er aus seiner Starre und rannte so schnell er konnte zu dem Baumstamm mit der Zielscheibe.
 

Voller Stolz blickte er auf das in der Sonne glänzende Metall und freute sich wie ein kleines Kind darüber das er endlich getroffen hatte. So schlimm wie sein Bruder das behauptete konnte es also gar nicht sein! Er brauchte nur mehr Übung dann würde er mit Sicherheit bald so perfekt Messer werfen wie die anderen, wenn nicht sogar so wie Meister Altair das immer tat der sogar inzwischen die Flugbahn eines....
 

Kadar stockte inmitten der Bewegung in der er die Scheibe abhängen wollte. Fassungslos blickte er auf die Mitte der rotweiß gestrichenen Holzscheibe in der noch immer sein Messer steckte. Seine dunklen Augen waren weit aufgerissen als er noch einmal im Geiste alles durchging was er in der Minute der Freude verdrängt hatte.
 

„Mein Messer...“ sagte Kadar leise durch trockene, spröde Lippen. „Es wäre vorbei geflogen... haarscharf aber es wäre vorbeigeflogen..“ Kadar blickte sich suchend um. Um ihn herum war nichts zu sehen. Niemand war der ihn bei seinen Übungen hätte belauschen oder beobachten könnten. Niemand auch im dichteren Gehölz nicht. Dennoch hatte Kadar jetzt umso mehr das Gefühl verloren allein zu sein.
 

Ein grelles Blitzen im Unterholz nicht weit vom Wurfplatz brachte dann die Antwort. Kadar bückte sich und zog ein weiteres, im Boden steckendes Wurfmesser hervor. Die Wurfmesser in Masyaf sahen eigentlich alle gleich aus bis auf wenige Unterschiede. Kadar blickte stumm auf das Messer das er nun in seinen Händen hielt. Es konnte sich aber um keines seiner Messer handeln die er zum Werfen gebraucht hatte. Noch immer steckten zwei Messer in ihren Halftern während die anderen entweder sich in den Baum gefressen hatten oder um den Stamm herum verstreut lagen.
 

Erneut kam ihm ein Gedanke auf der die einzige mögliche Lösung brachte und diese Lösung ließ ihm einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter jagen.
 

Altair Ibn La-Ahad hatte es einmal geschafft und seitdem hatte er an dieser Technik gearbeitet wenn ich m langweilig war. Eigentlich brachte sie ihm auch nichts da er sich im Kampf sowieso am Ende auf sein Schwert und seinen verborgenen Dolch verlassen konnte. Dennoch hatte man den jungen Mann immer wieder vor den Zielscheiben in Masyaf herum hüpfen sehen wie einen durchgedrehten Hahn. Die anderen hatten sich schon lange lustig darüber gemacht was Altair da mit seinen Wurfmesser veranstaltete aber bald schon, als die ersten angefangen hatten nachzufragen lüftete der sonst eher verschlossene Assassine sein Vorhaben.
 

„Ich ändere die Wurfbahn eines Wurfmessers mit einem anderem Wurfmesser.“ Hatte er mal im Vertrauen Malik und seinem Bruder erzählt.

„Ist das denn überhaupt möglicht?“ Fragte Kadar ungläubig nach der das gar nicht glauben konnte, genauso wenig wie sein Bruder das wahrhaben wollte. Dieser lachte hämisch und blickte wie immer es seine Art war, wenn Altair dabei war etwas Neues auszuprobieren, fast schon von oben auf ihn herab. „Das funktioniert doch nie! Beweis es!“

Zuerst wollte Altair aber nichts vorführen aber jetzt wo er schon davon angefangen hatte musste er es auch zu Ende bringen.
 

Sie hatten sich eines der Übungsfelder in der Unterburg von Masyaf eingefunden. Über einen Steilhang waren sie auf ein separates Plateau gegangen wo die anderen Assassinen in der Waffenkunde wie auch im Reiten unterrichtet werden konnten. Hier waren sie über die Mittagszeit ungestört da die pralle Sonne Syriens über ihnen schien und keine einzige Wolke sich ihnen erbarmen wollte dazwischen zu gehen um etwas Schatten zu spenden. Um diese Zeit waren die Felder einer der heißesten Orte in Masyaf und damit junger mustadschib aus den Stiefeln fallen konnte, wurde um diese Uhrzeit meistens der Unterricht der jungen Schüler in der kühlen Burg fortgesetzt.
 

Nun aber hatten sich die drei Assassinen auf einem Feld versammelt, in dem man fünfzehn dicke, schwere Baumstämme senkrecht in die Erde gegraben hatte, die ebenfalls mit Zielscheiben versehen wurden. Hier konnte Altair beweisen was er schon lange geübt hatte.
 

Altair hatte mehrere Wurfmesser in seinem Haft mit einem schmalen, dünnen weißen Tuch umbunden damit man sie von den anderen unterscheiden konnte die Malik bald werfen würde.
 

Malik stellte sich geradeaus vor den Baumstamm in guter Entfernung hin welchen er als sein potenzielles Ziel auserkoren hatte. Sein typisches Grinsen hatte bis zu diesem Zeitpunkt die ganze Zeit über angehalten und wahrscheinlich dachte er das es bis heute Abend und noch viel länger anhalten würde wenn er an seinen Triumph über seine Rivalen nachdachte.
 

Altair dagegen hatte sich mit seiner ewig verschlossenen Miene in einem Winkel von fast fünfundvierzig Grad zu Malik aufgestellt und prüfte den Wind indem er seinen Finger anleckte und ihn prüfend in die Luft streckte. Noch immer wehte der leichte Nordwestwind der heute Morgen angefangen hatte zu blasen und Altair konnte sich in einem noch viel engeren Gradwinkel aufstellen.
 

Das einzige Problem bei diesem Manöver war eindeutig den Wurf des anderen abzuwarten. Altair war sich dessen bewusst das seine Idee eigentlich keinen wirklichen Gebrauch für die Praxis hatte aber für Assassinen die sonst alles beherrschten was man versuchte ihnen beizubringen kam es gerade gelegen um die Langeweile zu vertreiben. Noch dazu war es eigentlich vollkommen sinnlos die Flugbahn zu verändern und Altair hatte es auch nur selten geschafft wenn ihm einer der verschwiegeneren fida´is dabei geholfen hatte. Er musste es noch einmal schaffen sonst konnte er sich schon mal auf wochenlanges Gespött seitens Malik einstellen und dann konnte sich Altair genauso gut freiwillig aufhängen!
 

„Seid ihr bereit?“ Rief Kadar zu den beiden herüber der sich in sicherem Abstand einen Zuschauerplatz ergattert hatte. Insgeheim drückte er Altair die Daumen und flehte Allah an er möge ihm beistehen. Nicht das er etwas gegen seinen Bruder hatte aber Altair dabei zuzusehen wenn er seinem älteren Bruder Malik zeigte was eine Harke ist, konnte man sich darauf verlassen das alles was der Elite-Assassine tat Hand und Fuß hatte.
 

„Von mir aus können wir! Altair?!“ Malik sah mit einem süffisantem Grinsen zu dem anderen hinüber der die ganze Zeit auf Malik und auf den Baumstamm geachtet hatte und erneut gab er kaum einen Laut von sich. „Altair! Dumm kucken wird dir in einem Kampf nicht helfen!“ Rief Malik schallend lachend zu ihm herüber, aber noch immer regte sich nichts in Altairs Miene, noch machte er Anstalten sich in Stellung zu bringen. „Wenn ich den Dolch erst einmal geworfen habe kannst du dich auch davor werfen Altair aber das wir dann schon das einzige sein was ihn an seiner Flugbahn hindern wird!“
 

Altair blieb wo er war, hielt das Wurfmesser in seiner rechten Hand und blickte starr auf die beiden wichtigsten Dinge die er im Moment zu sehen konnte. Seine Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn und er wusste das auch nur der kleinste Fehler alles zunichte machen konnte. In einem Kampf wäre er längst tot weil er so lange brauchte um seine Strategie zu überlegen aber hier ging es nicht um Schnelligkeit sondern um Präzision.
 

„Na gut! Dann werfe ich jetzt!“ War noch das letzte was Malik zu ihm geschrien hatte während er weit ausholte mit seinem Arm und dann das Messer mit seinen besten Empfehlungen und all seinen Hoffnungen über einen kleinen Sieg losschickte.
 

Kadar hatte damals mit angehaltenem Atem zugesehen als sich die wohl besten Assassinen in ganz Syrien ein stilles Duell lieferten. Um nichts in der Welt hätte er so eine Auseinandersetzung verpassen wollen. Jedes Mal wenn sein Bruder und Altair sich miteinander verglichen kam es am Ende zu solchen Wettkämpfen. In einer Mission schenkten sie sich nichts, wenn möglich halfen sie sich sogar nur in den nötigsten Fällen ansonsten war jeder auf sich allein gestellt. Fast schon wie Todfeinde kamen sie einem vor und dennoch wusste jeder das die beiden zusammen arbeiten konnten wenn es die Situation erforderte. Schließlich hatten sie schon einige Male bewiesen das sie in der Lage waren ganze Heerscharen kopflos werden zu lassen. Niemand vermochte es die beiden, wenn sie denn zusammen hielten wie Pech und Schwefel zu stoppen, jedenfalls in einem Kampf.
 

Kadar bewunderte das schon immer. Fast wie zwei Körper die von einem Geist gelenkt wurden. Diese ´innere Verbindung´ hatte dafür gesorgt das Altair fast gleichzeitig mit Malik sein Messer abschickte und mit einem klirrenden Zischen waren die beiden geschliffenen Eisen kurz vor dem Ziel aufeinander gestoßen. Maliks Messer hatte sich noch im Flug mehrere Saltos geschlagen bis es mit der Seite an das Ziel klatschte und dort einfach zu Boden fiel. Auch Altairs Messer drehte sich in der Flugbahn kurz, zischte dann aber kurz mit einem schmatzen in den Rand der Zielscheibe neben dem zuerst erwählten Baumstamm, wo die Klinge auch stecken blieb.
 

Zuerst hatten Kadar und sein Bruder an eine Fatahmorgana geglaubt die von der prallen Sonne herrührte aber auch als sie näher kamen veränderte sich das Bild nicht. Maliks Messer lag noch immer vor dem Baumstamm im staubigen Boden auf dem Plateau des Übungsfeldes während Altairs Klinge in der Zielscheibe daneben steckte, zwar im Rand aber immerhin steckte sie dort fest.
 

Kadar konnte sich noch gut daran erinnern wie Malik Altair einen „Hexer“ und „Zauberer“ genannt hatte was wiederum Altair heute nun zum Lachen brachte. Er und ein Hexer? Mitnichten!
 

Altair hatte ihnen nie genau erklärt wie er auf so eine Idee gekommen war oder wie lange er gebraucht hatte um sie wirklich zu verbessern. Altair war noch nie sonderlich gesprächig gewesen wenn es um seine eigenen Person ging und von daher behielt er auch das Geheimnis der fliegenden Dolche für sich.
 

Kadar jedenfalls hatte es nie vergessen. Weder den Wutausbruch noch das tagelangen wutentbrannte Zischen das sein großer Bruder von sich gab wenn er seinen Konkurrenten irgendwo sah oder er dessen Namen irgendwo hörte. Kadar konnte auch nicht die Miene von Altair vergessen die er gezogen hatte als er von Malik wüst beschimpft wurde wie es sonst eher der selten der Fall war. Altair hatte nur den Kopf gesenkt und so etwas wie „Wer kann, der kann.“ Gemurmelt. Danach war er zu dem Baumstamm gegangen und hatte sich sein Wurfmesser mit dem weißen Band um den Knauf zurück geholt und war von dannen gezogen, den immer noch vor Wut aufbrausenden Malik hinter sich.
 

Kadar hatte damals wie noch nie zuvor Bewunderung für Altair empfunden. Anders als sein Bruder der offenbar schon seit langem eine kleine Eifersucht gegen Altair und seine Talente hegte, hatte es sich Kadar zur Aufgabe gemacht mindestens genauso gut zu werden und wollte mit aller Kraft daran arbeiten eines Tages es mit seinem Bruder und Altair aufnehmen zu können. Dafür war er auch heute in den Wald gegangen der in der Nähe von Masyaf dichter war damit ihn niemand so leicht entdecken und stören konnte. Dennoch schien es so als habe ihn hier jemand gefunden und offenbar war ihm nicht entgangen wie Kadar langsam die Lust an allem verlor, an sich und an seinen Techniken. Kadar konnte es nur vermuten aber Altair hatte mal erwähnt das er von Zeit zu Zeit die Gegend um Masyaf erkundete wenn ihm danach war. Konnte es vielleicht sein das....?
 

Noch während Kadar durch das Tor, dass die Burg Masyaf von dem umliegenden Dorf trennte, hindurchschritt hatte er auf das Messer in seinen Händen geblickt das ihm quasi vom Himmel geschickt worden war. Er hatte kurz darauf versucht Altair zu finden aber dieser hatte keine Zeit da Al Mualim ihn sehen wollte für eine wichtige Aufgabe und danach hatte sich eigentlich nie so wirklich eine Gelegenheit ergeben für den jungen Assasinen.
 

Kadar hätte auch nicht wirklich gewusst was er dem anderen sagen sollte. Danke? Für was? Das er gesehen hatte das sich Kadar kein bisschen mehr verändert hatte? Das er noch immer genauso mies Messer warf wie ein blutiger Anfänger? Besser nicht.
 

Trotzdem hatte Kadar bei seinen nachfolgenden Aktionen und Aufgaben sich niemals von diesem einen Messer trennen können. Er hatte es immer mit sich getragen, meistens im Stiefel damit es ihn nicht behinderte wenn Kadar laufen musste. Kadar hatte in dem Messer eine Art Mahnmal gesehen das ihn immer daran erinnert wie weit er es noch hatte bis er sein Traum sich erfüllte.
 

So war es auch als Kadar davon erfuhr das Altair wohl bei einer seiner vielen Missionen gescheitert war, dass er traurig an das Messer zurück dachte, dass er nun in einer ledernen Scheide in seinem Gürtel bei sich trug und ihn an jenen Augenblick im Wald zurück erinnerte. Wenn Altair tot war, dann würden sich hier in Masyaf bald einige Dinge ändern, soviel war schon mal sicher.
 

Es gab einige Männer die schon lange gegen Altair und seinen Status bei ihrem Meister gewettert hatten und nun sahen sie sich erfolgreich in ihren Verwünschungen. Altair Ibn La-Ahad würde nie wieder zurück kehren, so konnten sie jetzt endlich damit anfangen ihre eigenen Künste zu verbessern. Der hohe Standard den die Ausbilder in die Knaben setzte war gesenkt worden weil Altair immer als glänzendes Beispiel voran gegangen war und den Kindern schon hin und wieder Unterricht geben musste wenn man mit ihm nichts anzufangen wusste und Al Mualim keine Aufgabe für ihn hatte.
 

Die meisten freuten sich förmlich das der griesgrämige fida´i endlich verschwunden war da es nun vielleicht etwas heiterer werden konnte. Sicher hatten sie alle hier eine wichtige Aufgabe zu erfüllen aber immer wenn man in Altairs Miene blickte konnte man meinen das morgen die Welt unterginge. Sogar wie er die Gelehrten, die da´i angesehen hatte, hatte meistens ausgereicht das man wütend auf ihn wurde.
 

Doch endlich konnte man sich in Sicherheit währen. Endlich konnten andere Männer an die Macht kommen und vielleicht war einer unter ihnen der es zum neuen Favoriten brachte? Immerhin wurde der nächste Sheik zwar von allen irgendwie bestimmt aber die Meinung der da´i und vor allem der Meinung und dem Einfluss von Al Mualim zählten am meisten von allen.
 

Gerüchte besagten das es auch gut sein konnte das Alamut bald einen neuen Anwärter auf diesen Posten schicken würde wenn Al Mualim zu keiner Einigung kam. Immerhin war dies ein wichtiger Posten und Masyaf gehörte mitunter zu den größten Assassinenburgen die im syrischen Reich bekannt waren. Allein schon der Gedanke das sie Führerlos zurück blieb. Die Männer würden sich untereinander die Köpfe einschlagen und so blieb Al Mualim wohl nichts anderes übrig als noch zu Lebzeiten dafür zu sorgen das ein Nachfolger bestimmt würde und das möglichst bald denn niemand wusste wann Allah einen zu sich rief.
 

Jemand der die ganze Zeit nur darauf gewartete hatte, war im Begriff einen der kleineren Türme von Masyaf zu besteigen indem er über die schweren, in Stein gehauenen Treppen hinauf ging. Immer höher stieg er in dem mächtigen Gebäude das sich wie ein Titan über die Burg erhob und doch nicht größer war als seine zwei anderen Brüder.
 

Sein schweres Gewand schliff dabei scharrend über die schweren Treppen und wurden schmutzig dabei als sie über den staubigen Boden glitten. Hier oben hatte man wohl lange nicht mehr sauber gemacht. Die unteren Stockwerke waren besser in Schuss gehalten.
 

Mit mürrischer Miene stieg der Mann, dem die hohe Stirn mit der langen, geraden Nase und den hohen Wangenknochen ein ehrwürdiges Ansehen verlieh, die Treppen immer weiter hinauf. Licht fiel nur durch winzige Finster die eigentlich mehr den Schießscharten ähnlich sahen und spärlich Sonne hinein ließen. Dennoch kannte der Mann seinen Weg dessen kaffiyeh mit einem silbernen Kettchen versehen war. Seine kantigen Hände, die ebenfalls mit schweren Siegelringen verziert waren, glitten das kalte, spröde Mauerwerk entlang während er langsam in immer weitere Höhen hinauf stieg. Fast schwarze Augen blickten erbarmungslos aus ihren Augenhöhlen heraus als ob er mit seinem Blick jemanden durchbohren wollte. Seine buschigen schwarzen Augenbrauen die ihm sogar noch über die Augen gingen sorgten dafür das er wie ein Abgesandter der Hölle wirkte wenn er so finster dreinblickte aber das war ihm persönlich einerlei.
 

Seine Lippen fest aufeinander gebissen sah man fast nur noch eine gerade Linie die sein Mund zog und wie von einem Dolch in sein Gesicht gezogen wirkte. Man konnte ihm deutlich ansehen das er einen launenhaften Charakter hatte dem so leicht kein Verfehlen durchging und der die Gesetze und Regeln in Masyaf streng verfolgte.
 

Er gehörte zu den wenigen Männern hier in Masyaf die lange darauf gewartet hatten das Altair endlich in einer Mission seinen Tod fand. Nun konnten endlich wieder die Regeln etwas geändert werden, eine Aussicht die dem strenggläubigen Mann mehr als nur gefiel.

Altair war ihm schon lange ein Dorn im Auge aber da dieser unter dem persönlichen Schutze Al Mualims Stand konnte er nie wirklich etwas gegen ihn ausrichten da die anderen Assassinen ihrem Bruder kaum ein Haar krümmen würden, dafür schätzten sie ihn entweder zu sehr, hatten zu große Angst vor ihm oder sie waren nicht vertrauensfähig.
 

Der Mann mit den starrenden Blick und dem gestutzten Bart erreichte langsam seinen Ankunftsort. Er war nun im obersten Teil des Turmes und stand vor einer Holztür mit schweren Eisenverschlägen. Hier oben war man eine Zeit lang vor Angreifern sicher da die Tür aus massivem Holz bestand und es nur diese eine Zugangsmöglichkeit von außen bestand. Die Mauer des Turmes an sich bot nur wenig Halt für die geübten Kletterer in Masyaf waren auch sie ein unüberwindbares Hindernis.
 

Ein leises Scharren hinter der Tür machte ihm deutlich das man sein Kommen schon erwartet hatte und aus der Tür löste sich ein Stück Holz welches von innen zur Seite geschoben wurde. Kleine, verengte Augen blickten argwöhnisch durch das Fenster hindurch und begutachteten den Gast.
 

„Seid ihr allein?“ Fragte die Stimme von hinten von der man bislang nur das Gesicht erkennen konnte.

Der andere Mann nickte nur stumm. Der andere Mann hinter der Tür blickte ihn weiterhin prüfend an als wartete er auf ein Zeichen oder eine Regung die ihn verriet aber er blieb stumm vor der Tür stehen.

„Na gut, dann werde ich euch mal glauben...“ krächzte der andere Mann und schloss das kleine Fenster wieder und man hörte wie ein Eisenschloss herumgedreht wurde. Danach konnte man deutlich vernehmen wie schwere Holzriegel weggeschoben wurden bis sich endlich die Tür knarrend und quietschend öffnete.
 

Der Mann der seine Gast schon erwartet hatte war hinter der Tür als er seinen Gast begrüßte.

„Ich dachte ihr kommt heute nicht mehr, ehrenwerter Salamahr.“ Krakelte das Männlein hinter der Tür. „Ich hoffe doch ihr seid wirklich allein gekommen...“ Damit schloss er schon wieder die Tür und verriegelte sie erneut.
 

Der Mann den Salamahr heute zu sehen gedachte war der Alchemist von Masyaf und einer der klügsten Köpfe hier. Sein Antlitz, welches Lepra bis fast zur Unkenntlichkeit zerfallen ließ, verbarg er hinter weiten Gewändern und einem großen kaffiyeh wie ihn Salamahr ebenfalls trug, nur das der kleinere Mann fast gar nichts mehr sehen konnte wenn er ihm so gegenüber trat. Salamahr wusste das der von seiner Krankheit gestrafte Alchemist seine ganzen Tücher immer abnahm wenn er dabei war neue Mixturen und Tränke zu mischen die er in kleinen Reagenzgläsern auf eisernen Dreifüßlern köcheln ließ. Niemand wusste so genau ihre Wirkung außer der Alchemist selbst.
 

„Umayr,“ Fing Salamahr gleich and zog einen Beutel aus seinem langen Ärmel hervor den er dem anderen hinhielt. „Wie immer...“ Damit stellte er es auf einen der Beistelltische die nahe der unzähligen Bücherregale standen die hier nicht nur mit Büchern sondern mit ganz anderen Sachen angereichert waren. Salamahr sah allerhand fremdartiger Dinge die wohl so manchen in Staunen versetzen würde, wüssten sie von den Schätzen die der von Al Mualim geduldete Alchemist Umayr angesammelt hatte während er hier oben seine Zeit absaß bis er in andere Welten überging.
 

Da standen ausgestopfte Tiere neben unzähligen Steinen von denen einige sogar recht wertvoll erschienen und Gebeine von Mensch wie Tier lagen in den Regalen verstreut neben dem unglaublichen Wissen das man dem alten Mann hier zukommen ließ. Überall in der Kammer lagen Dokumente mit wirren Krakeleien darauf herum, stapelten sich auf dem großen Tisch der vor dem einzigen großen Fenster stand welches man extra für Umayr in die Mauer geschlagen hatte und jetzt mit langen Vorhängen abgedunkelt war. Reagenzgläser stapelten sich einer Ecke und warteten darauf abgewaschen zu werden. Meistens tat das die einzige Person die man Umayr als Kammerdiener zugewiesen hatte. Ein Mohr mit Krauskopf der als Sklave nach Masyaf aus dem fernen Nubien zu ihnen gekommen war. Auch ihm hatte man irgendwann entmannt und nun fristete er ein Dasein auf der Burg und musste alle Arbeiten verrichten die der Alchemist aufgrund seiner Krankheit nicht mehr ausführen konnte. Dazu gehörte unter anderem die Beseitigung seiner Exkremente, wenn Umayr das Glück besaß ordentlichen Stuhlgang zu haben da sein Magen schon lange nicht mehr seiner gewöhnlichen Arbeit nachging. Nguhr war der Name seines Kammerdieners und war gerade unten um die Reagenzgläser zu waschen damit Umayr sie wieder mit neuen, mystischen Substanzen füllen konnte.
 

Schlafen tat der Mann nur auf einem winzigen Bett das mit einem großen Vorhang vom Rest des Zimmers getrennt wurde. Salamahr hatte noch nie gesehen wie Umayr geschlafen hatte, noch interessierte es ihn wie das dürre Kerlchen sich seinen Schlaf holte. Es interessierte ihn auch nicht das Umayr gebleichte Menschenknochen an seiner Wand hängen sah und dabei war sich ein eigenes Skelett zusammen zu setzen welches er mit Bastschnüren zusammen hielt. Salamahr kümmerte es auch nicht das Umayr von allen hier auf der Burg teils verhasst und verschrieen war. Salamahr war wohl einer der wenigen Männer die sich noch mit der gleichen Strenge in der Stimme mit dem Leprabefallenem unterhalten konnten und das hatte ihm einen hohen Platz bei dem kleinen Mann eingebracht der sich in seinen Gewändern daran machte den Inhalt des Beutels zu begutachten den Salamahr ihn wie immer wenn er ihn mal besuchen kam mitbrachte.
 

Salamahr unterdessen setzte sich auf einen der kleineren Schemel an den Tisch und blickte auf ein schon bereit gestellte Teekanne die herrlich nach frischen Kräutern und Minze duftete. Auf einer offenen Feuerstelle sah man noch reste von Glut eines nicht lange zurück liegenden Feuers. Kam jemand mal der sich wirklich für den Mann interessierte, so würde er festlich bewirtet.
 

Umayr war mehr als nur begeistert von dem was ihm gebracht wurde. Neue Steine neben den verschiedensten Wurzeln die in kleineren Beuteln gepackt waren wo ein Zettel dabei stand wo sie gefunden wurden und ob sie schon bekannt waren oder nicht. Daneben erkannte er noch weitere kleiner Flaschen die gerade mal so lang waren sie sein Daumen und genauso dick waren und sein so lang gesuchtes Schlangengift enthielten.
 

Umayr interessierte sich schon lange für die giftigen Kriechtiere und bislang hielt ihn nur davon ab eine zu halten das er seinen Kammerdiener nicht traute und dieser sie nur umstoßen würde. Umayr mochte in manchen Augen nicht mehr ganz dicht wirken, was Umayr ablehnen würde aber eines gab er offen zu: er vertraute so schnell niemandem.
 

„So-ho...“ Kicherte der Mann hinter seinen Laken und nahm den Beutel mit zu seinem Tisch. „Dann lasst hören was in Masyaf so vor sich geht und in der weiten Welt. Dreht sich die Sonne immer noch um die Erde oder glaubt endlich jemand das es die Erde ist, die um die Sonne kreist?“ Damit war ein weiterer Grund geklärt warum man dem Alchemisten nicht wirklich leiden konnte. Er stellte Dinge in Frage die eben außer Frage standen und somit über alles erhaben waren.
 

Salamahr ging deswegen schon gar nicht mehr auf diese Bemerkung ein und schob ihm nur seinen fein verzierten Keramikbecher hin damit dieser befüllt werden konnte. „Al Mualim hat noch immer keine Namen genannt.“ Sprach er leise mit einer tiefen Stimme das man meinen könnte sie käme aus einer dunklen Höhle.

„Nun, ist sein Favorit nicht erst vor einigen Tagen gestorben?“ Fragte Umayr während er die Kanne nahm und seinem Gast einschenkte. „Ist es da nicht üblich um den ersten Kandidaten zu trauern?“

„Al Mualim trauert nicht, er weigert sich nur zu glauben was allen hier längst klar ist.“ Brodelte Salamahr wütend während er den Becher wieder dankend annahm. „Altair ist tot und ich weiß nicht wie oft ich mich noch dafür beim Allmächtigen bedanken muss.“

Diese Aussage bewirkte das Umayr zu lachen anfing. Es hörte sich blechern an und schmerzte in den Ohren. Ein unwirkliches Kichern von einem kleinen Kobold wie ihn einige hier noch nannten. „Ich weiß schon,“ kicherte er vergnügt. „Ihr konntet dem Favoriten nie etwas abgewinnen... weil er als einer der wenigen Niederen keine Angst vor euch gezeigt hat, nicht wahr?“ Erraten! Das war mitunter einer der Gründe warum Salamahr Altair nicht ausstehen konnte. Altair hatte keine Angst vor dem Mann gehabt was diesen ungemein gestört hatte vor allem weil er wusste das es der Favorit von Al Mualim war den er nicht beeinflussen konnte.
 

Wütend nahm er einen Schluck aus seinem Becher und dachte weiter darüber nach. Altair Ibn La-Ahad und er hatten es nie wirklich geschafft sich anzufreunden und irgendwann war er dem Assassinen von dem es hieß, er könne eines Tages Masyaf führen, einfach aus dem Weg gegangen.
 

„Es gibt nicht viele hier die euch die Stirn bieten können, Salamahr. Das kommt davon wenn man sich so einen Charakter wie ihr ihn besitzt zurechtlegt.“ Umayr hatte schon oft von seinem Gast gehört wie sehr er Al Mualims Liebling hasste weil dieser es gewagt hatte vor den anderen seine Meinungen und seine Ansichten in Frage zu stellen. Missionen die sicher geplant wurden waren umgestoßen worden, weil ein Mann meinte es besser zu wissen als andere- allein dafür schon hätte Salamahr ihm am liebsten den Dolch in die Brust gerammt.
 

„Altair hatte ebenfalls allen Grund euch zu hassen, mein verehrter Salamahr.“ In seinem Bestreben die Gifte in einem besseren Licht zu betrachten hob der alte Mann sie an und drehte sie zwischen seine langen spindeldürren Finger deren Finger längst schwarz waren von den vielen Chemikalien die er seiner Haut ständig zuführte. „So wie es mir zugetragen wurde, habt ihr beide es nicht gerade an Uneinsicht mangeln lassen.“

„Darum geht es mir nicht Umayr! Dieser Bengel ist nichts weiter wie ein heimatloser Bengel gewesen als er zu uns kam ohne jegliche Herkunft noch das wir wussten wer seine Eltern überhaupt waren! Ein Bettelkind ohne Zugehörigkeit das man genauso gut hätte an Ort und Stelle erschlagen können aber nein! Al Mualim gewährt diesem wandelnden Flohzirkus Zuflucht und Schutz und nimmt ihn dann später sogar unter seine persönliche Fittiche! Umayr, ihr wisst genau wie ich was damals los war als der Meister dem Huddscha und den da´i verkündete das sie den Knaben fortan als einen der ihren betrachten sollten! Ein Skandal so etwas...“

Umayr wiegte seinen Kopf leicht hin und her und dachte darüber nach was Salamahr so offenkundig bestürzt hatte und noch heute an ihm knabberte. Er wusste das Salamahr eigentlich damit gerechnet hatte das man seinen eigenen Sohn, Barir Ibn Salamahr, diese Ehre zu Teil werden ließ aber mitnichten. Der kleine Altair wurde stattdessen unter Al-Mualims persönliche Pflege und Obhut genommen was für alle damals völlig unverständlich war. Niemand wusste warum sich der Alte vom Berge plötzlich persönlich um die Erziehung eines normalen Anwärters kümmern wollte aber allein schon aus Respekt wagte niemand diese Entscheidung in Frage zu stellen.
 

„Zugeben, ich weiß das damals einige empört darüber waren das Al Mualim sich auf einmal mit so etwas wie Kindererziehung beschäftigte aber nicht verwunderlich.“ Sprach dann Umayr im leisen Tonfall während sein Blick weiterhin auf die Gläser gerichtet war. „Immerhin hatte er, als ich noch mit ihm im Alamut zusammen studierte, selbst heimlich eine Frau und angeblich sogar Kinder.“

„Was?“ Salamahr wäre fast der Becher aus der Hand gefallen als er hörte was Umayr gesagt hatte. „Al Mualim hatte Kinder? Ihr beliebt zu scherzen!“

Umayr aber legte ganz ruhig seine Fläschchen wieder zurück in ihren Beutel und flinke Finger verschlossen diese dann. „Es war nur ein Gerücht, Salamahr. Ich bitte euch, legt nicht allzu viel Wert in solch dummes Gerede.“

„Aber dummes Gerede muss doch irgendwann seinen Ursprung genommen haben.“ Schlussfolgerte der Mann mit den starren Augen die jetzt ganz auf Umayr gerichtet waren. Dieser seufzte nur schwer und nahm einen Schluck aus seinem Becher während er mit geschlossenen Augen darüber nachdachte was er wohl am besten als nächstes sagte. „Niemand,“ Fing er langsam an als er abgesetzt hatte. „Wusste genaueres darüber und immerhin geht unser ehrenwerter Meister schon auf die sechzig zu, Allah möge ihn noch lange bei uns lassen aber seine Kinder müssten dann jetzt schon alle Erwachsen sein genauso wie seine Enkelkinder, wenn es denn welche gibt.“

„Und auf einmal taucht ein kleiner Bengel auf kurz nachdem wir die Burg wieder bezogen haben und Al Mualim stellt ihn unter seine persönliche Aufsicht? Haltet ihr das für Zufall? Er kannte den Jungen damals überhaupt nicht.“

„Aber den Mann der ihn mit den besten Empfehlungen dem Eunuchen der über das Paradies wacht, übergab.“ Sprach Umayr weiter der sich noch gut daran erinnern konnte denn in der Zeit als Altair auf die Burg kam, hatte er sich selbst hier oben in seinem selbstgewählten Kerker zurück gezogen. „Altair wurde von Rahib gebracht, dem damaligen Favoriten Al Mualims.“

„Rahib... Eigenartig mir sagt der Name nichts.“ Salamahr legte seine Finger an seinen Bart und strich sie glatt während er weiter über den Namen nachdachte der ihm absolut nichts sagen wollte.

„Rahib war damals ebenfalls ein bemerkenswerter fida´i. Ihr wart damals zu der Zeit auf eurer Pilgerreise mit eurem Sohn nach Mekka, wenn ihr euch daran noch erinnern könnt. Birar ist doch fast im gleichen Alter wie Altair, nicht wahr?“

„Fürwahr, das stimmt.“ Salamahr wusste noch nicht wirklich etwas mit dieser Information anzufangen nach der wohl schon längst hätte Fragen können.

„Rahib war vielleicht gerade mal fünfzehn als man ihn in den Rang eines fida´is hob. Auf Alamut hat das ganz schön für Aufregung gesorgt. Immerhin geschah die meisten Initiierungen immer in einem späteren Alter und das es jetzt ein so junger Mann geschafft hatte war damals ein großes Ereignis.“ Umayr spielte mit seiner Tasse und drehte sie verträumt hin und her als er sich noch an die guten alten Zeiten erinnerte in denen er noch nichts von seinem grausamen Schicksal wusste das ihn bald heimsuchen würde.

„Ich weiß noch wie alle gefeiert haben als Rahib gleich seine erste Mission erfolgreich zu Ende geführt hatte... Altair... wann war das noch mal.. Ich glaube, es war kurz bevor Al Mualim den Befehl erhielt hier in Masyaf wieder eine Festung zu errichten um den Einflussbereich der Assassinen zu verstärken... Ja ja... die gute alte Zeit.“

„Und was hat der Meister jemals zu euch gesagt?“ Fragte Salamahr plötzlich mit einem Argwohn in der Stimme der ihn völlig kalt wirken ließ und Umayr sah ihn skeptisch zwischen allen seinen Gewändern an.

„Warum fragt ihr mich das? Altair ist längst tot und an alle Details kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch das Rahib sehr an dem Jungen gehangen hat und das er sich immer um ihn kümmerte. Er hat ihn sogar adoptiert soweit mir bekannt ist aber der Rest...“

„Warum heißt Altair dann ´Ibn La-Ahad´ wenn er doch angeblich einen Vater hat?“ Fragte Salamahr nach dem sich hier völlig neue Welten eröffneten.

Umayr dagegen schüttelte seinen Kopf das die Bänder hin und herflogen die seine Tücher festhielten. „Wir reden nicht davon und Al Mualim hat verboten Rahibs Namen laut auszusprechen. Altair durfte sich nicht nach seinem Adoptivvater nennen weil es Al Mualim verboten hatte.“

„Dann muss Rahib ein schwerwiegendes Verbrechen begannen haben wenn er soweit verbannt wurde.“

„Richtig. Es w a r ein schreckliches Verbrechen und bis hier her werde ich euch auch nichts weiteres erzählen. Es ist immerhin schon fast über zwanzig Jahre her und an alle Kleinigkeiten kann ich mich nicht mehr so genau erinnern.“

„Aber sonst könnt ihr euch doch auch alles merken!“ spottete Salamahr wütend über den Alchemisten, dieser aber lachte über den kläglichen Versuch ihn zu reizen.

„Natürlich könnte ich euch mehr versprechen aber ich habe Al Mualim schwören müssen nie wieder darüber zu sprechen, so wahr mir Allah beistünde. Es ist ein totes Geheimnis und solange niemand darüber redet kann Rahib auch nicht mehr aus seinem Grab emporsteigen und Rache nehmen.“

„Verstehe... Ein Verbrechen das so schwerwiegend ist das sogar ihr es totschweigt.“

„Natürlich, was denkt ihr von mir? Ich sehe euch vielleicht als einen meiner wenigen Vertrauten aber Al Mualim ist mein Herr und Meister, ihm schulde ich mehr Rechenschaft als euch. Was also würdet ihr an meiner Stelle tun?“

„Sicher, mir ist klar das euch euer Schwur bindet aber interessant war es dennoch.... Selten kann jemand so gewissenhaft und ehrlich aus dem Nähkästchen plaudern wie ihr es vermögt.“

„Habt vielen Dank Salamahr... Nun aber haben wir auch schon genug getratscht! Kommen wir zum geschäftlichen, ihr habt doch sicherlich wieder etwas für mich zu tun oder?“ Er kicherte vergnügt. „Um was geht es denn diesmal oder habt ihr mir aus reiner Nächstenliebe die vielen verschiedenen Schlangengifte mitgebracht?“

„Mitnichten. Ihr sollt mir ein Gift zubereiten das ich dringend benötige.“

„Ein Gift? Nun, dass überrascht mich nicht im geringsten da ihr euch mit mir einen richtigne Experten zu Rate gezogen habt, nun lasst mal genau hören was euch vorschwebt.“
 

Selbst als Altair wieder zurück bei den anderen war spukten ihm immer noch die gleichen Bilder durch den Kopf und ohne das er etwas dagegen hätte unternehmen können musste er sich immer wieder daran zurück erinnern was er gesehen hatte.
 

Würde jemand erfahren was er da gerade gesehen hatte konnte er wohl bald sich von dieser Welt verabschieden und wahrscheinlich kannten die anderen Männer das Geheimnis der ominösen Schönheit nicht sonst müsste sie sich nicht so verkleiden.
 

In Altair reifte der Wunsch heran jemanden danach zu fragen. Herausfinden warum so ein Geschöpf es nötig hatte sich unter all diesen Bettlaken zu verbergen wo es doch mit seiner Schönheit locker die meisten Frauen ausstechen konnte die Altair bislang gesehen hatte.
 

Altair Ibn La-Ahad versuchte so gut es eben ging die Bilder aus seinem Kopf zu bekommen aber jemand wollte das er sie immer und immer wieder durchlebte wie als würde man ein Buch an einer peinlichen Stelle aufschlagen und dort immer wieder nachlesen was geschehen war. Der junge Assassine fühlte sich aber immer noch etwas unwohl weil er einer Frau dabei zugesehen hatte wie sie ihren Körper wusch. So etwas gehörte sich einfach nicht und es wiedersprach allem was man ihm an Anstand beigebracht hatte!
 

Altair schüttelte seinen Kopf als könnte er so die Bilder aus seinem Kopf besser vertreiben und immer und immer wieder fragte er sich, ob er jetzt wohl völlig den Verstand verloren hätte. Immerhin waren solche Gedanken die letzten die er gebrauchen konnte! Oberstes Ziel war es erst einmal gesund zu werden und dann musste er irgendwie von hier verschwinden, komme was da wolle! Das war das allerwichtigste überhaupt! Zurück in Masyaf würde sich schon wieder alles klären und niemals wieder wollte Altair in so eine Lage geraten! Vorher machte er freiwillig unterste Arbeiten wie Stallmausmisten oder dergleichen.
 

„Ich glaube, die Sonne hat unserem Freund nicht sonderlich gut getan.“ Hörte er plötzlich unter seiner Augenbinde durch die man ihm wieder aufgesetzt hatte.

„Wie kommst du darauf?“ Fragte eine andere dunkle Stimme die Altair inzwischen schon als den Klippenspringer Dastan kantne.

„Na, kuck ihn dir mal an! Ganz blass ist er um die Nase herum aber der Rest vom Gesicht ist knallrot! Hat er sich einen Sonnenbrand geholt oder was?“ Altair spürte eine starke, kräftige Hand die sich auf seine Stirn legte die unter einem kaffeya versteckt war. Sofort zog er seinen Kopf vor der Hand weg was die andere Person zum lachen brachte.

„Ich glaube er hat sich was eingefangen Leute. Seine Stirn ist auch total heiß!“

„Mach dir mal keine Sorgen, es geht ihm schon gut.“

„Woher willst du das wissen Rayhan?“ mischte sich plötzlich wieder die Stimme des Franzosen ein den hier alle nur „Amiz“ nannten weil sie mit seinem französischem Namen Probleme hatten und er sowieso seinen neuen Namen lieber hörte als den alten. Amiz hatte sich neben den Jungen gestellt der Altairs Stirn gefühlt hatte.

„Raouhl macht sich offenbar auch Sorgen um den Neuen.“ Sagte eine herrische Stimme von hinten. Raouhl war inzwischen wieder angezogen und trabte nun neben den anderen stillschweigend her, nicht aber Altair auch nur eine Minute aus den Augen lassend. Sie, bzw. Er hatte ihn die ganze Zeit über fest im Blick und wollten ihn keinen Moment unbeobachtet lassen.

„Raouhl, lass ihn in Ruhe!“ kam es sofort gezischt von Rayhan herüber der noch immer nichts mit Altair anfangen konnte oder wollte, das würde sich wahrscheinlich auch beizeiten nicht ändern. „Wir sollen uns nur um ihn kümmern das er gesund wieder zurück kommt, ihn aber nicht unterhalten! Wajid kann ihn sich ja mal ansehen wenn es ihm nicht besser geht.“

„Ach, ich glaube so schlimm wird es schon nicht sein, oder Altair?“ Fragte Amiz freundlich und klopfte Altair mit der Gehstütze die er für den Verletzten trug freundlich auf den Rücken. „Sagt uns nur rechtzeitig bescheid damit wir euch helfen können. Wajid ist der beste Heiler des es hier im Umkreis von 100 Meilen gibt.“

„Er sollte auch gut sein, immerhin hat er dem alten Sultan als Leibarzt zur Seite gestanden.“ Schnarrte Dastan wieder dazwischen der nun die kalten Fässer schleppen durfte was bergab fast noch schwieriger war.
 

Sie hatten die Karren umgedreht und nun gingen zwei Männer hinten und hielten die Karren vorne an ihren Führungsstangen fest während nur ein Mann vor dem Karren ging und darauf achtete das die Holzfässer nicht herabfielen. Es war eine mühselige Arbeit und wahrscheinlich durften sie das in zwei Wochen wieder tun aber so hatten sie wenigstens mal alle etwas Ausgang vom harten Leben in der Berggemeinschaft.
 

„Wajid war mal Leibarzt von Sultan Ayub?“ Fragte einer der anderen Männer unglaubwürdig. „Wieso ist er dann hier? Ich meine, er sieht nicht so aus als hätte er etwas verbrochen weswegen er hier sein müsste, findet ihr nicht?“

„Vielleicht hat er jemanden aus versehen vergiftet...“ Grollte Dastan der noch immer nicht Wajid verziehen hatte das er ihm bei seiner letzten Untersuchung auf dem Rücken herumgesprungen ist was offenbar in einigen Ländern fern dieser Welt als heilend empfunden wurde. Dastan für seinen Teil hätte heulen können vor Schmerzen.
 

„Fragt doch Raouhl, der hängt doch immer mit den Älteren zusammen wenn wir bei der Jagd sind.“ Sagte dann plötzlich Khalil und zeigte auf den jungen Mann der immer noch hinter Kutaiba und Altair herging.

„Weißt du was darüber Raouhl?“ wurde er gleich von seinem großen Bruder gefragt. Raouhl fühlte sich mehr als unsicher und unwohl wenn er so von diesen Männer angestarrt wurde und räusperte sich kurz bevor er zu sprechen begann.

„Wajid hat imr nur gesagt das er seine Nachfolger ausgebildet hatte und das es danach keinen Platz mehr für ihn gab, weswegen er den Hof verlassen hatte. Mehr weiß ich nicht.“

„Der arme Wajid... Dabei ist er doch gar nicht mal so alt... Der alte Knabe müsste jetzt so sechzig sein, oder?“ Fragte einer der Männer die zusammen mit Rayhan ein Fass nach unten schleppten.

„Ich dachte der Kerl ist schon über die sechzig drüber?“ Fragte dann Amiz laut der so etwas ähnliches mal hatte läuten hören, sich da aber nicht so ganz sicher war.

„Jedenfalls ist der alte Sack älter als alle anderen im Dorf. Kein Wunder das wir ihm alles nachtragen müssen, irgendwann klappt er noch zusammen, wollen wir wetten?“

„Das ist nicht lustig Shamal!“ Fuhr Dastan den jungen Mann wütend an. „Macht nicht solche Witze über Wajid! Wir alle können dankbar sein das er hier ist sonst müssten wir wegen jeder Kleinigkeit ins Dorf laufen oder noch schlimmer, nach Akkon!“

„Ist ja gut Rayhan.... Wann geht es eigentlich mal wieder nach Akkon?“ Fragte Amiz amüsiert was mit einem von Dastan geknurrten. „Du gehst bald an einen ganz anderen Ort wenn du nicht deine Klappe hältst!“ quittiert wurde.

„Ich dachte Mustafa will das wir in den nächsten Wochen nicht mehr verreisen sollen weil König Richard zurück nach Akkon geht und so viel mehr Soldaten sich herumtreiben.“

„Stimmt, habe ich auch gehört,“ sagte Raouhl schnell um auf ein anderes Thema zu lenken. „Immerhin kommt der König der Engländer zurück, aufregend nicht? Hat ihn eigentlich einer von euch schon mal gesehen?“

Allgemeines verneinen bist auf den einzigen Franzosen in der Gruppe.

„Du hast schon mal den König von England gesehen?“ Alle starrten auf Amiz der klein und fein seine Hand erhoben hatte.

„Natürlich habe ich das! Was denkt ihr eigentlich war ich früher für ein Mensch?“

„Bestimmt kein Intelligenter....“ „Dastan!“ „Ist doch wahr...“

„Ach, du kennst doch Dastan!“ verteidigte Amiz seinen Freund. „Mit ihm ist es wie mit Templern: die wollen nur spielen und selbst wenn sie könnten würden sie nichts tun?“

„Bist du dir da so sicher Amiz?“

„RAYHAN! Er kuckt mich schon wieder mit diesem hinterlistigen Grinsen im Gesicht an! Ich werde die nächste Zeit bei dir schlafen, ja?“

Rayhan blieb fast stehen vor Schock und sah Amiz finster an. „Das wirst du schön bleiben lassen!“

„Na gut, dann verstecke ich mich eben bei Raouhl!“

„DAS wirst du gleich drei mal bleiben lassen!“ Fauchte Rayhan wütend zurück was Raouhl aber nur zum kichern brachte. „Ich warne dich wenn du auch nur einen Schritt in ih-„ „Was Rayhan damit sagen will ist folgendes,“ Half ihm schließlich Dastan aus der Misere. „Du kannst dich nirgendwo verstecken, mein französischer Dorftrottel ICH finde ich überall selbst wenn du dich im Schosse Salah ad´ Dins verkriechen würdest würde ich dich noch finden können!“

„Aber so etwas sagt man doch nicht Dastan! Das ist Gotteslästerung!“

„Nein ist es nicht.“ Erklärte einer der Männer. „Das wäre es nur wenn er behauptet hätte, dass du dich im Schosse Allahs verkriechen würdest.“

„Außerdem glaube ich auch nicht das jemand einen französischen Floh wie dich auf seinen Schoss lassen würde, freiwillig!“ knurrte Dastan. „Bleib mir vom Hals Amiz!! Fass mich nicht an!“

„Ach Dastan! Ich weiß doch das du im Grunde deines Herzens verrückt nach mir bist!!X3“ Amiz war wohl wieder in seiner „Ich-reize-Dastan-bis-er-platzt-Phase“ Die sehr gefährlich für ihn werden konnte vor allem als er versuchte den persischen Kämpfer zu umarmen.

„FASS MICH NOCH EINMAL AN UND WIR FEIERN DEINE BESCHNEIDUNG NACH DU PENNER!!“

„Dastan! Amiz! Hört jetzt auf!“ Versuchte Raouhl zu schlichten und warf sich todesmutig zwischen die einzelnen Parteien die betroffen waren. Es fehlte nicht mehr viel und Dastan würde von seinem Platz aus Amiz direkt an die Kehle gehen, so wütend blickte er den Franzosen an.

„Er hat doch angefangen!“ Brüllte Dastan wütend zurück.

„Kein Grund so herumzuschreien!“ Gab Raouhl zurück und auch Rayhan hatte sich jetzt hinter Dastan gebracht. „Beruhig dich wieder Dastan und du Amiz geh zu Kutaiba rüber und halt bitte für den Rest des Weges den Mund sonst können wir für dein Leben nicht mehr garantieren.“

„Ist ja gut.. Ich leiste einfach meinem Zellenkumpanen etwas Gesellschaft.“ Frohlockte Amiz und hüpfte fröhlich zu Kutaiba hinüber der immer noch Altair auf seinem Rücken trug.

„Irgendwann zerlege ich diesen Kerl noch in seine Einzelteile, so wahr mir Allah helfe!“ knurrte Dastan und schon waren die Gemüter wieder beruhigt.
 

Altair aber konnte sich nicht erinnern jemals einen so merkwürdigen Haufen zusammen gewürfelter Menschen gesehen haben. Sie widersprachen eigentlich fast allen Reglen und Formen die Altair jemals erlernt hatte. Vor allem der Franzose und der Perser schienen völlig von allen guten Geistern verlassen zu sein wenn sie sich so aufführten. Auf Masyaf hätte so ein Verhalten mit Sicherheit Konsequenzen gehabt.
 

Erneut kam ihm das Bild vom Wasserfall in den Sinn und er konnte sich gut vorstellen das seine Hautfarbe wieder in ein ungesundes Rot überging. Altair konnte nur noch beten das sein Körper sich zusammenhielt solange er hier auf dem Rücken des Mohrs saß und zurück getragen wurde. Der junge Assassine schüttelte seinen Schopf und versuchte schnell seinen Kopf mit anderen Dingen zu füllen als mit dem Bild einer im Wasser badenden Schönheit.
 

Langsam nervte es ihn das er dauernd an die Frau zurück denken musste von der er doch rein gar nichts wusste. Dieser ´Raouhl´ war also nicht der für den er ihn zu Anfangs gehalten hatte? Schön! Er hatte schon von Frauen gehört die sich die Haare abschnitten um dann in die Armee einzutreten. Angeblich sollte es ja sogar bei den Templern eine Frau geben aber selbst das waren nur Gerüchte auf die Altair nichts gab.
 

Nach weit gefasster Meinung aber sollten Frauen sich nicht um die Belange der Männer kümmern. Kriegsführung war etwas das allein den Männern vorbehalten war und Frauen passten da einfach nicht hinein. Frauen hatten zu Hause zu bleiben um sich um den Hof und die Kinder zu kümmern damit der aus dem Krieg zurück gekehrte Mann ein Zuhause hatte das ihn empfing. Allein schon der Gedanke das es Frauen gab die sich als Männer tarnten nur um als solche das kämpfen zu lernen...
 

Altair schüttelte sich noch einmal. Es war wohl Zeit das er einige seiner Sichtweisen überdachte. Immerhin schien hier nichts so zu sein wie er glaubte.
 

Sie gingen noch lange scherzend nebeneinander her, lachten und amüsierten sich über dies und jenes, sangen sogar ein paar Lieder aus der Heimat. Niemand schien sich dabei wirklich um den Assassinen zu kümmern der auf dem Rücken des Mohrs mit verbundenen Augen zurück getragen wurde. Die Männer unterhielten sich auch über die nächsten Wochen die sie hier in ihrem Bergversteck verbringen konnten da die Ältesten noch keine genauen Pläne vorhatten.
 

Das einzige woran sich Altair ebenfalls erinnern konnte war der Bericht den einer der Männer vortrug, dass wohl bald eine von Salah ad ´Dins Halbschwestern heiraten würde. Mustafa al Abbas freute sich wohl auf dieses Ereignis und hatte schon Andeutungen gemacht das er sich gerne zu den Festivitäten aufmachen würde um den Sultan und seinen Angehörigen seine Glückwünsche zu überbringen. Niemand aber wusste genaueres darüber und Mustafa, der hier so etwas wie der Sheik war, schuldete niemandem Rechenschaft.

„Wenn er es wünscht begleiten wir ihn.“ Hatte Rayhan geschnauft der damit beschäftigt war die Fässer sicher den Berg hinunter zu bringen. „Alleine werden wir ihn garantiert nicht losziehen lassen.“

„Meinst du wirklich das ihm etwas passieren könnte? Ich dachte die meisten Reisewege sind sicher.“ Meinte Shamal der neben ihm herging und darauf achtete das die Fässer nicht herunter fielen.

„Überall gibt es Gauner und Ganoven, seht euch doch nur mal den da an!“ Knurrte Rayhan und alle folgten seinem Fingerzeig der offenbar auf Kutaibas ´Fracht´´ ging.

„Meinst du allen Ernstes das er ein Ganove ist? Macht doch eigentlich einen ganz netten Eindruck.“

„Ein netter Eindruck kann manche schon den Kopf kosten.“ Sprach einer der Hinteren und damit bekam er auch Recht.

„Ich trau ihm jedenfalls nicht über den Weg...“ knurrte Rayhan. „Ich bin dafür das wir ihn uns vom Hals schaffen solange wir noch können.“

„Und damit dann dem Willen des Herrn widersprechen?“ Fragte Dastan mit zynischem Unterton der sehr gute Ohren hatte. „Lass das mal lieber bleiben Rayhan sonst wirft er dich wirklich noch mal den Haien zum Fraß vor.“

„Ich meine nur das es gefährlich ist wenn wir so einem Kerl erlauben bei uns zu bleiben. Hat einer von euch eine Ahnung wer er ist? Am Ende ist er noch einer von diesen verdammten Ass-“ „Rayhan!“ Raouhl war jetzt neben ihn getreten und boxte seinem Bruder in den Oberarm. „Du sollst nicht darüber sprechen hat der Meister gesagt!“

„Über was nicht sprechen?“ Fragte ein anderer vor Raouhl.

„Geht dich doch nichts an! Der Herr hat gesagt das wir ihn in Ruhe lassen sollen und daran werden wir uns alle halten damit das klar ist!“

„Seit wann bist du eigentlich so mutig geworden Raouhl, das kennen wir ja gar nicht von dir!“ grölte ein anderer belustigt aber auch er bekam nur einen giftigen Blick von Raouhls Beschützern.
 

„Raouhl hat Recht...“ Mischte sich noch einmal Dastan an. „Wenn der Sheik sagt das wir den Fremden in Frieden lassen sollen dann tun wir das auch, verstanden? Und jetzt zieht die Fässer weiter! Wenn es geht will ich noch vor dem Abendbrot zu Hause sein!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Cayori
2010-03-30T18:33:40+00:00 30.03.2010 20:33
Deine FF ist echt super! -^.^-

es macht es spaß sie zu lesen!
ich hoffe du schreibst bald weiter! >.<
Von:  Shinito
2009-03-24T16:02:01+00:00 24.03.2009 17:02
Oh man oh man
ich liebe es >.<
diese FF is so toll !
hab heute in der Schule rum rum gehibbelt weil ich das Kapi zuende lesen wollte

bitte bitte schreib weiter
Von: abgemeldet
2009-03-05T10:20:35+00:00 05.03.2009 11:20
Hab deine FF gerade entdeckt...ich finde sie spitze...zwar noch zu wenig romantik xDD aber gut, vielleicht kommts noch! wenn nicht, auch nicht schlimm, aber ich bin gespannt wie sich das zwischen Altair und Raouhl entwickelt ^^ ob sie auffliegt?? wer weiss!!!

schreib bitte weiter ja??


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