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Jeanne,die Kamikaze-Diebin

von

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Jeanne = Maron, Maron = Jeanne !
 

„Maron, du?“

Maron stand unter einem der Bäume am Eingang zum Momokuri Park. Es war dunkel, nur eine entfernte Straßenlaterne beleuchtet sie beide schwach. In der linken Hand hielt Maron noch das Band für eine Haarschleife.

Miyako blickte Maron an, schaute ihr ins Gesicht und konnte Überraschung und Entsetzen in den Augen ihrer Freundin lesen.

„Miyako...“ wollte Maron ansetzen... Doch diese lief einfach los in den Park hinein.

Heiße Tränen stiegen in ihr hoch und traten in ihre Augen. Hinter sich hörte sie die Rufe Marons: „Miyako warte... ich kann das erklären...“

Doch Marons Stimme wurde schwächer und schwächer, leiser und leiser.

Immer weiter rannte Miyako in den Dunklen Park hinein. Ihr Hals schmerzte beim schlucken und immer neue Tränen stiegen in ihr hoch. Sie wusste nicht mal genau warum sie weinte: Weil Maron eine Diebin ist? Weil sie, ihre Freundin, ihr nicht anvertraut hat, dass sie Jeanne ist? Oder wollte sie es einfach nicht wahr haben?

Das einzigste was Sie genau wusste und fühlte war der Schmerz tief in ihr.

Plötzlich stolperte Miyako und schlug hart auf dem Boden auf. Sie fühlte wie sich die kleinen Steinchen, mit denen die Wege im Park bedeckt waren, in ihre Haut drückten.

Und jetzt fühlte sie auch noch einen Schmerz in ihrer Hand, mit der sie sich beim Sturz abfangen wollte.

Vor ihr lag ein Platz mit einem schönen Springbrunnen auf den sie nun zustolperte. Sie setzte sich auf den Rand und tauchte ihre schmerzende Hand ins Kühle Nass.

Es war still um sie herum, still und dunkel... Die einzigste Laterne war kaputt und so schickte nur der Mond sein kaltes Licht zu ihr um den Platz zu erhellen. Langsam spürte sie wie die Kälte, die vom Wasser ausging ihre Hand durchdrang und der Schmerz mehr und mehr verschwand. Doch je schwächer der Schmerz in ihrer Hand wurde um so größer wurde wieder der Schmerz tief in ihr.

Plötzlich zog sie ihre Hand aus dem Wasser und schlug dann gleich wieder mit der Faust hinein, so dass es wild umher spritze.

„Verdammt!“ murmelte sie ärgerlich ohne zu spüren, dass ihre Kleidung ziemlich nass geworden war. Wasser lief ihr aus den Haaren und tropfte zu Boden, oder lief ihr in die Augen und vermischte sich mit den Tränen, die erneut in ihr aufstiegen.

„Verdammt!“ murmelte sie noch einmal. Sie wollte nicht mehr nur denken, die Stille um sie herum wäre sonst unerträglich gewesen. Leise murmelte, flüsterte sie jetzt, immer wieder von Schluchzern unterbrochen vor sich hin: „In der Schule machten alle Bemerkungen über die Ähnlichkeit von Maron und Jeanne. Sie flüsterten hinter vorgehaltener Hand, spekulierten, rätselten ob es einen Zusammenhang zwischen Maron und Jeanne gibt. Sie nahmen sogar an Maron wäre Jeanne, ich weiß das sie es dachten, ich habe es gehört, gehört wie sie darüber redeten. Ich war wütend, zornig weil ich immer und immer wieder hören musste wie sie Maron, meine Freundin Maron, anklagten!“ Inzwischen kniete Miyako vor dem Springbrunnen, die Stirn an den Rand gelegt blickte sie zu Boden. Wieder strömten ihr Tränen übers Gesicht bei dem schmerzlichen Gedanken an damals. „Damals... damals habe ich mir geschworen Jeanne zu fangen... ich wollte allen zeigen das sie unrecht hatten... das sie Maron zu unrecht beschuldigt haben... ...Maron...“

Eine ganze Weil saß sie noch dort ohne etwas zu sagen und im Grunde genommen auch ohne etwas zu denken die Zeit verstrich einfach so ohne das sie ein Gefühl hatte es wäre lang oder kurz gewesen.

Als sie aufstand regnete es. Sie wusste nicht wann es angefangen hatte, sie hatte nicht mal gespürt das ihre ohnehin schon nasse Kleidung noch nasser geworden war.

Sie taumelte die Wege des Parks entlang ohne zu wissen wohin. Alles um sie herum erschien ihr fremd, unbekannt und sie wusste nicht mehr welcher Weg nach hause führte... Wollte sie überhaupt nach hause?

Sie irrte die verlassenen Straßen entlang vorbei an unbeleuchteten Schaufenstern und schwach leuchtenden Straßenlaternen. Ab und an sah man kurz die Scheinwerfer eines Autos vorbeihuschen aber ansonsten waren die Straßen leer und verlassen. Noch immer regnete es und lies das Licht noch schwächer wirken als es ohnehin schon war.

Miyako ging an einem Schaufenster vorbei und starrte wie gebannt auf die grünlich leuchtenden Ziffern einer Funk-Uhr ohne genau wahr zu nehmen das sie halb zwei anzeigten. Sie blickte auf die Uhr aber keiner ihrer wirren Gedanken konnte die zeit richtig erfassen. Sie schloss die Augen um ihren Blick abwenden zu können und lies sich dann an der wand neben dem Schaufenster niedersinken.

Die Augen noch immer geschlossen legte sie ihren Kopf in den Nacken und lies sich den Regen aufs Gesicht prasseln.

Nach einer Weile kam sie wieder ein wenig zu sich, stand auf und lief weiter die Straße entlang. Ohne einem bestimmten Weg folgend lief und lief sie bis sie dann ohne zu wissen das sie den Weg genommen hatte vor ihrem Haus stand. Erschöpft drückte sie gegen die Tür und zum Glück war sie unverschlossen denn ansonsten wäre sie wohl nicht hinein gekommen weil ihr die Kräfte gefehlt hätten. Sie schleppte sich noch ein Stück weiter zum Fahrstuhl und fuhr in ihre Etage. Ihre Füße bewegten sich nicht mehr nach ihrem Willen, sie setzte Fuß um Fuß vor ohne die Geringste Kontrolle. Dann stand sie vor ihrer Wohnungstür sie hob ihren Arm und sah und spürte das er zitterte als sie auf den Klingelknopf drückte. Sie hörte Schritte im Inneren, dann wurde die Tür geöffnet. Miyako tat einen Schritt in die Wohnung hinein und brach dann in den Armen ihrer Mutter zusammen.
 

Am nächsten Morgen wachte Miyako auf als es an der Tür klingelte. Sie lag in ihrem Nachthemd im Bett. An das was in der letzten Nacht passiert war erinnerte sie sich nur schwach. Sie hatte Kopfschmerzen und ihr Körper fühlte sich heiß an. Auch verspürte sie eine Mattigkeit wie sie bei hohem Fieber auftritt, wahrscheinlich hatte sie auch Fieber.

Doch im nächsten Moment wurde sie von den Schritten im Flur abgelenkt und sie hörte die Stimme ihrer Mutter als sie die Tür öffnete und ausrief: „Oh, hallo Maron wie geht’s dir denn?“ Miyako seufzte als sie ihre Freundin antworten hörte: „Oh na ja, mir geht es gut... aber als Miyako heute nicht in die Schule gekommen ist hab ich mir Sorgen gemacht und da wollte ich mich mal erkundigen wie es ihr geht.“ „Oh das ist aber nett von dir. Na ja Miyako hat ziemlich hohes Fieber und im Moment schläft sie... Sie kam gestern sehr spät nach Hause und ihre Kleider waren völlig durchnässt, es hat gestern wohl ziemlich stark geregnet. Nun ja da ist es eigentlich nicht verwunderlich das sie jetzt krank geworden ist.“ Sie hörte noch wie Maron erwiderte: „Oh ja ich verstehen, wenn sie jetzt schläft störe ich sie wohl lieber nicht. Ich hoffe es geht ihr bald besser. Auf Wiedersehen!“ Dann schloss sich die Tür wieder.

Miyako drehte sich auf den Bauch und vergrub ihr Gesicht in ihrem Kissen. Ihr waren wieder Tränen in die Augen gestiegen als sie Marons Stimme gehört hatte die sie an die Ereignisse der letzten Nacht erinnerte.

Miyako drehte sich wieder zur Seite und blickte nun zur Wand. Noch immer liefen ihr ein paar Tränen über die Wange, während sie verzweifelt dachte: „Und jetzt? Bisher wollte ich immer Jeanne fangen um Marons Unschuld zu beweisen aber jetzt... Was soll ich jetzt tun? Ich kann Maron doch nicht der Polizei ausliefern... aber was dann? Einfach weiter wie vorher Jeanne jagen? Nein... das geht auch nicht. Verdammt! Ich hätte schon früher aufhören sollen. Ich habe es doch gewusst Ich weiß ich habe es immer gewusst! Immer dieses Gefühl wenn ich kurz davor war Jeanne zu schnappen... Die ganze Zeit habe ich es tief in mir gewusst. Ich wollte es nur nicht wahr haben, ich wollte es einfach nicht wahr haben!“

Von einer unbeschreiblichen Verzweiflung gepackt flossen die Tränen wieder heftiger und Miyako wälzte sich unruhig im Bett hin und her, bis sie in einen ebenso unruhigen Schlaf fiel.
 

„Ich bin dann weg, Mama.“ Rief Miyako durch die geöffnete Tür zurück in die Wohnung.

„So früh schon?“ Kam die Antwort ihrer Mutter zurück. „Ich hab noch was zu erledigen.“ Rief Miyako zurück und schloss kurzerhand die Tür. „Etwas erledigen...“ dachte sie, „eher das Gegenteil.“ Sie wollte auf keinen Fall auf Maron treffen, das würde sie nicht überstehen.

Alleine ging sie den Weg zu ihrer Schule. Noch immer war der Himmel von Regenwolken verhangen und nur spärliches Licht erhellte den Morgen. Genau das passende Wetter zu ihren Gefühlen. Miyako seufzte.

„Morgen Miyako!“ Rief ihr ein Mädchen aus ihrer Klasse entgegen sobald Miyako den Schulhof betreten hatte. „Morgen...“ murmelte sie zurück.

„Na? Wieder gesund? Hat dir Maron die Arbeitsbögen vorbeigebracht?“

Bei der Erwähnung von Marons Namen zuckte Miyako unmerklich zusammen und missmutig antwortete sie nur mit einem kurzen „Ja.“

Zum Glück blieb ihre Klassenkameradin daraufhin ruhig, sie hatte wohl gemerkt, dass Miyako nicht zu einem Gespräch aufgelegt war.

Es saßen erst wenige Schüler auf ihren Plätzen als Miyako die klasse betrat. Ein Blick auf die Uhr über der Tafel sagte ihr, dass sie wirklich um Längen zu früh da war. Sie setzte sich auf ihren Platz und starrte dann gedankenverloren aus dem Fenster und sah zu wie sich die Bäume im Wind bewegten.

Nach und nach trudelten auch die anderen Schüler ein und es wurde laut in der Klasse, doch Miyako reagierte auf keinen der Versuche mit ihr ein Gespräch anzuknüpfen und war froh als endlich der Lehrer hereinkam und es zur Stunde klingelte.

Zehn Minuten nachdem die Stunde begonnen hatte klopfte es an der Tür und während sich alle Blicke zur Tür wandten kamen Maron und Chiaki in die Klasse. „Tut uns leid.“ Murmelten sie einstimmig und setzten sich schnell auf ihre Plätze. Von der Unterbrechung seines Unterrichtest leicht gestört, setzte der Lehrer den Unterricht fort.
 

Es klingelte zum Ende der letzten Stunde vor der Mittagspause. Alle Schüler sprangen sofort auf packten ihre Sachen zusammen und stürmten aus der Klasse. Miyako blieb jedoch sitzen, warf einen Blick zu Maron und sah wie sie lachend mit einer Gruppe von Mädchen den Klassenraum verließ.

Müde und deprimiert ließ sie den Kopf auf den Tisch sinken. Einige zeit blieb sie so liegen, dann holte sie ihr Essen heraus und legte es auf den Tisch. Wortlos saß sie dort und starrte auf das Essen. Sie hatte absolut keinen Hunger.

Sie saß noch immer so an ihrem Platz, als die anderen zurückkamen und der Unterricht weiterging

Endlich, nach einer grauenhaft langen Zeit war die Schule endlich zuende. In Windeseile packte Miyako ihre Sachen zusammen und verschwand aus dem Klassenzimmer.

Zuhause angekommen verschwand sie in ihr Zimmer, warf die Schultasche in die Ecke und legte sich aufs Bett.

„Miyako!“ Ihr Vater betrat das Zimmer einen Zettel in der Hand haltend. „Jeanne hat eine neue Nachricht geschickt.“

„Ich komme nicht mit.“ Murmelte Miyako, ohne ihren Vater anzusehen. „Ich bin Krank.“

„Aber...“ versuchte ihr Vater es. „Ich komme nicht mit!“ fiel ihm Miyako ins Wort.

Resigniert verließ ihr Vater das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.

Es dauerte nicht lange und Miyako kamen wieder die Tränen. Schluchzend dachte sie erneut über ihre missliche Lage nach. Und erneut kam sie zu keinem Ergebnis...

„Piep, piep, piep! Piep, piep, piep!” genervt setze sich Miyako auf und stellte den Wecker aus. Verschlafen und übelgelaunt kletterte sie aus ihrem Bett. Sie hatte Kopfschmerzen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie zuhause bleiben sollte, dann aber ging sie zu ihrem Schrank und zog sich an.

Die letzten 3 Tage waren grauenhaft gewesen. Sie war Maron so weit wie möglich aus dem Weg gegangen und hatte sich immer vor einer Begegnung mit ihr gefürchtet. Doch sie war zu dem Entschluss gekommen, dass sie Maron zur Rede stellen musste, anders konnte es nicht weitergehen.
 

*
 

Maron saß auf der Bank auf dem Schulhof und seufzte. Sie hatte immer noch Angst, dass jeden Moment in der Zeitung stehen könnte wer Jeanne wirklich ist. Aber bisher war es nicht geschehen, zum Glück. Sie wüsste nicht was sie dann tun sollte. Wenn plötzlich die Polizei vor der Tür steht und sie verhaften will. Sie schauderte trotz des Sonnenscheins, der auf ihre Haut fiel. Warum sollte Miyako ihr Wissen nicht weitergeben, nachdem sie so lange versucht hatte Jeanne zu fangen? Ein Stich fuhr ihr durchs Herz wenn sie daran dachte. Allerdings war Miyako bei ihrem letzten Auftritt nicht dort gewesen und in der Schule ging sie ihr aus dem Weg. Vielleicht würde Miyako sie nicht verraten, weil sie Freundinnen waren, aber wollte jetzt nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie blinzelte und unterdrückte damit die hochsteigenden Tränen. Vielleicht sollte sie mit Miyako reden, aber wenn diese wirklich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte? Sie wollte sich nicht aufdrängen, besonders nicht nachdem Miyako über Jeanne schwieg.

Es klingelte, die Pause war zu Ende und alles strömte wieder hinein. Maron stand auf und schloss sich dem Strom an, kurz darauf scharten sich einige ihrer Klassenkameradinnen um sie.

„Maron hast du schon gehört...“

„Weißt du das...“

„Kannst du mir vielleicht helfen bei...“

Sie setzte wieder ein fröhliches Lächeln auf, so wie es von ihr erwartet wurde und antwortete während ihre Gedanken in Trübsinn versanken.

Sie betrat den Klassenraum mit den anderen zusammen, die gerade über etwas lachten, das Maron nicht mitbekommen hatte. Ihr Blick wanderte kurz hinüber wo Miyako saß, doch diese blickte in eine andere Richtung. Nichts mit ihr zu tun haben wollen. Es versetzte ihr einen neuerlichen Stich das zu sehen.

Die Stunde begann.
 

Erleichtert atmete Maron auf, als der Schultag endlich zuende war. Sie packte ihre Sachen und sah aus dem Augenwinkel wie Miyako an ihr vorbei nach draußen rauschte.

„Maron, Maron! Kommst du mit ins Schwimmbad?“

Sie brauchte eine Weile um aus ihren Gedanken hervorzukommen und aufzusehen, einige ihrer Freundinnen hatten sich bei ihr versammelt und sahen sie fragend an.

Schwimmen, wenn Miyako nichts weiter mit ihr zu tun haben wollte, sollte sie sich mehr um ihre anderen Freundinnen kümmern, obwohl sie fürchtete, dass Miyako nicht ersetzt werden konnte. „Ja sicher, warum nicht.“ Sie setzte ein freundliches Lächeln auf.

Zusammen gingen sie die Treppe hinunter und Maron gab sich Mühe bei dem lockeren Geplauder der anderen mitzumachen und zu lachen. Immer wieder drifteten ihre Gedanken jedoch zu Miyako hin ab. Aber es war nett mit diesen Freundinnen und irgendwo hatte sie ein wenig das Gefühl das richtige zu tun indem sie Miyako ihre Freiheit ließ ihren weiteren Weg ohne sie zu gehen. Ein wenig fiel ihre Spannung von ihr ab.

Sie traten hinaus auf den Hof und gingen in Richtung zum Tor unterhielt sich darüber, wie schön das Wetter war, was man in den baldigen Ferien machen würde und ähnliches belangloses Zeug. Trotzdem lachte Maron wirklich ein wenig über den letzten Scherz der anderen und wandte ihren Blick vom Gesicht der Sprecherin kurz zum Tor hin. Erschrocken blieb sie stehen und starrte mit gefrorenem Lachen zum Tor. Miyako, die jedoch am Tor wartend stand, drehte sich bei dem Blickkontakt um und verschwand.

„Sie hat gewartet.“ Dachte Maron wütend auf sich selbst und rannte auf das Tor zu. „Sie hat gewartet, vielleicht hätten wir reden können. Verdammt. Warum musste sie weglaufen, vielleicht erreiche ich sie noch.“ Sie erreichte keuchend das Tor und blickte die Straße nach links und recht hinunter, konnte Miyako jedoch nicht mehr sehen. Wütend biss sie sich auf die Lippe. Sie hatte doch gewartet? Vielleicht wollte sie doch noch etwas mit ihr zu tun haben. Aber weshalb war sie dann weggelaufen? Maron hatte das Gefühl in ihrem Kopf drehe sich alles bei diesem Hin und Her ihrer Gedanken.

„Maron? Was ist?“ Sie sah die fragenden Blicke der anderen Mädchen.

Sie lachte und meinte nur: „Ist nicht so wichtig.“ Am liebsten hätte sie geheult.
 

*
 

Miyako warf die Tür ihres Zimmers hinter sich zu und schmiss sich auf ihr Bett. Sie drückte ihr Gesicht in ihr Kopfkissen und schluchzte lautlos. Es war so schwer. So verdammt schwer mit Maron zu reden. Überall lief sie mit ihren Freundinnen rum und lachte. Es schien ihr so vollkommen egal, sie lebte normal weiter. Es war Maron egal, dass sie von Jeanne wusste. Und es war ihr wohl auch egal, dass sie nicht mehr zusammensaßen und all das. Sie suchte sich einfach die nächsten Freundinnen. Miyako fühlte sich so vollkommen überflüssig.

Und wie sollte sie mal mit Maron alleine sprechen? All die Tage seit sie sich zu einem Gespräch entschlossen hatte, hatte sie Maron nicht alleine angetroffen. Und sie vor allen auffordern konnte sie nicht, sie hätte keinen Ton herausgebracht. Und Maron schien ohnehin kein Gespräch zu wollen. Seit zwei ein halb Woche versuchte sie nun immer wieder mit Maron alleine zu reden doch bisher ohne Erfolg und jetzt war ersteinmal wieder Wochenende.
 

Miyako wachte am nächsten Morgen zerschlagen von einer schlechten Nacht auf und ging schleppend in die Küche um sich ihr Frühstück zu holen, obwohl sie seit einer Weile kaum noch Hunger hatte und das Essen auch jeglichen Geschmack verloren zu haben schien.

Während sie noch an einem Toast knabberte kam ihr Vater in die Küche

„Miyako, du solltest langsam anfangen zu packen.“

„Hmm?“ brummelte diese, wobei sie kaum hingehört hatte.

„Hast du etwa vergessen, dass wir Morgen zu deiner Tante aufbrechen? Sie hat uns über die Ferien eingeladen.“

Miyako riss die Augen auf. Sie hatte wirklich vergessen, dass sie dort hin wollten. Und sie extra für die letzte Woche beurlaubt worden war. Sie hatte weiß Gott die letzten Tage anderes im Kopf.

Sie schwieg vor sich hin und hielt das angebissene Toast vergessen in der Hand.Vielleicht war ein Umgebungswechsel aber gar nicht mal schlecht... Sie könnte sich von dem Schock mit Maron erholen und hinterher mit etwas Abstand zu der Sache versuchen ein Gespräch mit Maron anzufangen. Sie fühlte sich unglaublich erleichtert über diese Idee. Es schien ihr, dass das wirklich etwas helfen würde.
 

*
 

Maron hatte sich zu etwas entschlossen. Es zeigte sich, dass sie keine Möglichkeit fand mit Miyako zu reden. Die Male, wo sie auf sie getroffen war, war Miyako weggegangen nachdem sie sich erblickt hatten. Es schien wirklich so, als wenn Miyako kein Gespräch und nur in Ruhe gelassen werden wollte. Sie hatte wirklich so ein Gefühl. Und es bestand noch immer die Möglichkeit das alles über Jeanne herauskäme. Also hatte sie sich zu etwas entschlossen.
 

*
 

Miyako stand nervös am Fahrtsuhl. Immer wieder veränderte sie ihre Stellung oder strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Langsam hätte Maron kommen müssen. Sie hatte beschlossen gleich heute Morgen, am ersten Tag nach den Ferien, wieder mit Maron zu reden. Und jetzt wartete sie.

Ein blick auf ihre Uhr zeigte ihr, dass es schon wirklich spät war. Selbst Maron brauchte morgens nicht so lange. Sie machte ein paar Schritte auf Marons Tür zu. Sie könnte ja auch klingeln, so wie immer. Sie blieb stehen und ging zurück zur Fahrstuhltür. Nein, so weit traute sie sich und ihren Nerven nicht zu. Sie schaute wieder auf die Uhr, die Zeiger hatten sich kaum bewegt. Ob sie nicht doch einfach gehen sollte? Vielleicht war Maron schon weg. Allerdings glaube sie es selbst nicht, sie war so früh aufgestanden um Maron auf keinen Fall zu verpassen.

Sie blickte ein weiteres Mal auf die Uhr, drehte sich dann um und ging. Die Stunde hätte gerade angefangen.

Maron war nicht in der Schule. Vielleicht war sie krank, oder noch nicht aus dem Urlaub zurück. Miyako fand viele Begründungen, doch ein unbehagliches Gefühl nagte weiter an ihr. Trotzdem, sie beschloss zu warten.
 

Die Woche verstrich, und Maron blieb weg. Schließlich entschloss sich Miyako bei ihrem Klassenlehrer nachzufragen, auch wenn sie sich doof dabei vorkam, wo sie doch eigentlich beste Freundinnen waren.
 

Nach dem Unterricht ging Miyako nach vorne um mit dem Lehrer zu reden.

„Ähm, ich habe eine Frage.“

„Oh, Miyako. Natürlich, was willst du wissen.“

„Also, es geht um Maron... Können sie mir sagen warum sie nicht in der Schule ist?“

Sie erntete einen erstaunten Blick ihres Lehrers, wie sie es schon vermutet hatte.

„Ok, ich habe ja vermutet, dass etwas zwischen euch vorgefallen ist, aber ich dachte das hätte sie dir zumindest gesagt.“

„Was?“ Miyako bekam ein wirklich ungutes Gefühl.

„Naja, sie hat sich entschlossen nach Frankreich zu ziehen.“

Miyako klappte der Mund auf und sprachlos starrte sie den Lehrer an.

Maron... Frankreich... Oh Gott.

„Da.. Danke.“ Stammelte sie und verließ den Klassenraum.

Wie in Trance verließ sie die Schule und ging durch die Straßen. In Frankreich! Wie sollte sie noch mit Maron reden können, wenn sie in Frankreich war?

Unbewusst erreichte war sie in den Momokuri Park gegangen. Plötzlich stand sie dort wo alles angefangen hatte, dort wo sie gesehen hatte, wie Jeanne sich in Maron verwandelte.

Vor ihren Augen sah sie noch einmal die Szene vor sich und mit den Bildern wallten auch die schmerzlichen Gefühle wieder auf, die Tränen liefen ihr über die Wange. Sie merkte nichts von den Passanten die an ihr vorbeigingen und sahen, wie sie regungslos da stand und weinte.

So hatte Maron dem Stress also ein Ende gesetzt. Aus den Augen aus dem Sinn, wie es so schön heißt. Vielleicht hätte sie sich dazu durchringen sollen mit Maron zu reden, sie um ein Gespräch zu bitten. Jetzt lag das Ganze ungelöst dar. Auf ewig.
 

*

Viele Jahre später
 

Miyako stand in der Küche und goss sich eine Tasse Tee ein, bevor sie sich wieder an ihre Arbeit setzten würde. Sie stellte die Kanne zur Seite, nahm die Tasse und trank einen Schluck. Anschließend verließ sie die Küche in Richtung Arbeitszimmer.

Es klingelte an der Tür. Die Tasse noch in der Hand ging sie zur Tür und drückte auf den Knopf für die Sprechanlage: „Ja bitte, wer ist da?“

„Ich bin es, Maron.“

Miyako hörte nur das klirren, als die Teetasse auf den Boden fiel und zersprang. Tee schwappte gegen ihre Füße. Sie brachte keinen Ton heraus, drückte nur auf den Knopf zum Tür öffnen.

Kurz darauf öffnete sich die angelehnte Wohnungstür und Maron trat in die Wohnung. Unsicher sahen sich die einstigen Freundinnen an. Nach einem Moment schweigender Musterung fragte Miyako, während starke Unsicherheit in ihrer Stimme lag: „Willst du Tee?“

Maron nickte kurz und sagte schlicht: „Ja.“

Miyako ging zurück in die Küche und nahm mechanisch zwei Tassen aus dem Schrank und füllte sie mit Tee.

Als sie wieder aus der Küche trat, konnte sie Maron nicht mehr entdecken. Sie blickte sich suchend um und sah dann, dass die Tür zu ihrem Arbeitszimmer offen stand.

Sie trat in den Türrahmen zum Zimmer und erblickte Maron vor einer Pinnwand stehend. Einer Pinnwand, auf die sie all die Zeitungsartikel über Jeanne der letzten Jahre gepinnt hatte.

„Tja, ganz vergessen konnte ich dich nie, Maron.“

Ein leises Lächeln huschte über Miyakos Gesicht, wurde von Maron aufgefangen und erwiedert.
 

-Ende-



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  stefanie22
2008-12-08T03:20:26+00:00 08.12.2008 04:20
ich kann nur sagen sehr schon freue mich jetzt schon mehr geschichten von dir zulesen vo jeanne

lg stefanie22


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