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Zurück zum See

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Final Fantasy VII - Zurück zum See
 

Die Zeit schien an diesem Ort nicht zu existieren. Beinahe mochte man glauben, daß sie mit Absicht nichts von dem berührte, was den traurigen Zauber dieser Stätte hätte zerstören können. Doch in Wahrheit gab es einfach nur niemanden, der Spuren in der alten Cetra-Stadt hätte hinterlassen können. Seit Urzeiten war niemand mehr auf den schmalen, dem langsamen Verfall preisgegebenen Straßen gewandelt. Niemand, bis auf eine kleine Gruppe Menschen, und auch das war schon lange Zeit her. Die uralte Kraft, die noch immer über die Ruinen wachte, hatte damals allem Geschehenen Tribut gezollt und sich wieder schlafen gelegt. Bis heute, denn nun erwachte sie wieder.

Cloud Strife legte das letzte Stück seines Weges durch die Schlucht mit größter Vorsicht zurück. Als er diesen Ort das letzte Mal besucht hatte, waren unzählige Monster über ihn und seine Freunde hergefallen. Wer wußte schon, ob sie sich nicht immer noch irgendwo versteckten? Dieses Mal war er alleine und sein Schwert, daß er bei sich trug, würde ihm gegen eine Übermacht an Feinden nichts nützen.

Doch kein einziges feindliches Wesen zeigte sich. Und als Cloud die Stadt betrat, die in seinen Erinnerungen stets so lebendig gewesen war, da wußte er, daß ihn keine Gefahr mehr erwarten würde. Nicht hier.

Nichts hatte sich verändert. Die selben Pflanzen blühten am Rande der weißen Straßen, die Ruinen wirkten immer noch wie dahingeworfene Schneckenhäuser oder Muschelschalen. Im silbernen Licht des aufgehenden Mondes erwachte der milchige Schimmer der alten Stadt wieder zu neuem Leben. Und auch etwas anderes hatte sich nicht verändert: Unzählige Seelen schienen neugierig zu beobachten. Das leise Sirren, das beinahe an Musik erinnerte, war überall. Früher hatte Cloud seine Bedeutung nicht gekannt, doch er war ein Teil dieses Planeten gewesen und wußte nun um das Geheimnis. Er lächelte traurig, weil er sich plötzlich nicht mehr ganz so verlassen vorkam.

Am Himmel leuchteten die Sterne. Cloud dachte an den inneren Kampf, den er so lange mit sich selbst geführt hatte. Vermutlich wäre er niemals zu einem Ergebnis gekommen, wenn nicht an diesem einen Abend in Cosmo Canyon Nanaki zu ihm gekommen wäre, um mit ihm über sein merkwürdiges Verhalten zu reden.

"Aber wie kannst du jemals wirklich trauern, wenn du dich nicht mit deinen Erinnerungen auseinandersetzt?"

Cloud hatte seinen Freund nachdenklich angesehen, ihm aber keine Antwort auf seine Frage gegeben. Einige Tage später war er allerdings zu ihm gegangen und hatte seine Absicht betont, in die alte Cetra-Stadt reisen zu wollen, um einige Dinge für sich herauszufinden. Nanaki hatte nur genickt und ihm eine gute Reise gewünscht. Und seit diesem Tag war er unterwegs in den Norden.

Nun, da er sein Ziel erreicht hatte, zögerte Cloud. Er wußte nicht genau, was er jetzt tun sollte. Sein Herz raste aufgrund der Flut von Erinnerungen, die ihn durchströmten. Bilder zogen vor seinem inneren Auge vorbei. Bilder von Schlachten, von Freude und Verlust... Und immer wieder ihr Gesicht.

Während er sich auf all die vergangenen Dinge konzentriert hatte, war Cloud die weiße Straße entlang gegangen. Und ohne sein bewußtes Zutun stand er nun in jenem kleinen Wäldchen, in dem die Bäume wie aus Kristall gewachsen wirkten. Und in der Mitte dieser merkwürdigen Pflanzen lag der See still im silbernen Mondlicht vor ihm.

Cloud schluckte. Das Sirren um ihn herum verstärkte sich. Die Seelen schienen aufgeregt. Er konnte das verstehen, denn es ging um so viel. Ob sie wohl wußten, was geschehen würde?

Als Cloud die Straße verließ und seinen Fuß auf das Ufer des Sees setzte, verstummte das Sirren abrupt. Eine unheimliche und beinahe greifbare Stille entstand am See. Cloud hätte Angst oder zumindest Unbehagen empfinden sollen, doch er tat es nicht. Plötzlich war er ganz ruhig, obwohl er immer noch nicht genau wußte, was er tun sollte. Eine Sekunde lang fragte er sich sogar, weshalb er überhaupt an diesen Ort gekommen war. Aber das Gefühl verflog.

Lange Zeit hatte er auf den See geblickt. Keine einzige Welle kräuselte die Wasseroberfläche. Schließlich legte Cloud sein Schwert ab und trat in das kalte Wasser des Sees. Immer weiter schritt er vorwärts. Immer weiter und immer höher stieg das eisige Wasser. Allerdings machte ihm die Kälte nichts aus und er wunderte sich nur einen Augenblick darüber, ehe er den nächsten Schritt tat. Schon einmal war er diesen Weg gegangen. Schon einmal und das Herz tat ihm bei diesem Gedanken weh.

Als das Wasser ihm bis zur Hüfte reichte, blieb Cloud stehen. Er blickte nicht nach unten, sondern weiterhin nach vorne auf die Wasseroberfläche. Und dann hörte er die Stimme. Sie war so leise, daß er sie kaum verstehen konnte und sie schien von überall her zu kommen. Sie war in der Luft und im Wasser, in den Bäumen und in den Sternen. Und vor allem war sie in ihm, in seinen Gedanken.

"Bist du es wirklich?" flüsterte die Stimme und sie hörte sich trotz aller Neugier, die darin schwang, vor allem verängstigt an.

Cloud schnappte nach Luft. Was sollte er sagen? Konnte er überhaupt etwas sagen? Was war es, was ihm dort begegnete, an diesem Ort, an dem er sie einst durch seine Schwäche, seine eigene Unzulänglichkeit verloren hatte? Gab es Worte, die er sagen konnte, die all das ausdrücken konnten, was in seinem Herzen war?

"Bist du wegen mir gekommen?" Die Stimme war nun lauter, hoffnungsvoller. Und Cloud konnte nur nicken. Er hoffte, daß seine Gedanken genügen würden.

Das Wasser begann sich zu bewegen, kleine Wellen zu werfen. Das Licht des Mondes wirkte auf den Wellen wie geschmolzenes Silber. Der Anblick war wunderschön. Und dann tauchte sie aus den Wellen auf. Nur wenige Meter vor ihm erhob sie sich aus den Wellen, noch immer genau so schön wie in dem Augenblick, in dem er sie an diesem Platz zur ewigen Ruhe gebettet hatte. Ihre grünen Augen blickten kummervoll und sie hatte ihre Hände vor der Brust gefaltet. Cloud mußte unwillkürlich an einen Engel denken.

Lange Zeit standen die beiden sich schweigend im Wasser gegenüber. Und auch um sie herum herrschte Schweigen. Die Zeit schien stillzustehen und die Aufmerksamkeit aller großen Mächte des Planeten schien auf den beiden Gestalten zu ruhen. Selbst der Lebensstrom mochte seinen Fluß verlangsamt haben.

"Ich hätte nicht gedacht, dich jemals wiederzusehen, Cloud. Ich habe dich gespürt, damals, als du im Lebensstrom warst, aber ich konnte dich nicht erreichen. Nie konnte ich das. Du warst viel zu weit entfernt." Sie kam auf ihn zu und er wich nicht zurück. Vor langer Zeit hätte er das getan, doch er war ein anderer Mensch geworden.

"Wir haben so viel erreicht. Der Planet lebt, die Aufgabe ist erfüllt worden. Die Mächte erkennen so etwas an." Dann, vorwurfsvoll und mit leiser Stimme: "Warum bist du nicht eher gekommen?"

Die Worte schienen in seinem Hals festzustecken. Er hatte Angst, etwas Falsches zu tun oder zu sagen. Ihre Erscheinung, die Tatsache, daß sie lebendig vor ihm stand, lebendig, ließ ihn äußerlich erfrieren. Innerlich zerriß ihn ihr Anblick.

"Aerith." Nach all der Zeit, in der es ihm immer so schwer gefallen war, ihren Namen auszusprechen, war es dieses Mal ein Aufschrei, ein erleichterter Seufzer, ein Wort des Lebens und der Liebe. Und sie verstand ihn. Sie hatte ihn immer verstanden. Sie lächelte und stand nun ganz nah vor ihm und er konnte ihren Atem fühlen und dann griff er nach ihrer Hand. Sie war warm und das löste die letzte Beklemmung, die in ihm gewesen war. Er zog sie an sich und umarmte sie, als wolle er sie nie wieder loslassen. Er fühlte, daß sie weinte.

Der Mond war gewandert. Bald würde er untergehen. Noch immer standen sie im See und noch immer hielten sie sich im Arm. Schließlich löste sie sich von ihm, doch sie ließ seine Hand nicht los. Ihr Blick traf den seinen und sie hielt ihn fest, bis sie alles gesehen hatte, was sich in seinen Tiefen verbarg.

"Ich werde nicht die letzte der Cetra bleiben", flüsterte sie und lächelte. Und im Licht des untergehenden Mondes küßten sie sich zum ersten Mal und vergaßen die Welt um sich herum und sahen auch nicht das Leuchten der Mächte in der alten Stadt.
 

ENDE
 

by Yumi Miyazaki 2001
 


 

Anhang
 

Ja, ich weiß, Aerith ist tot. Zumindest im Spiel. Aber nein, das sehe ich nicht ein! Das ist unfair!!! *heul* Ich mag sie so sehr, ich hab mit ihr trainiert bis zur Vergasung und was macht Sephiroth? Schnippelt sie in Stücke! Das nehme ich nicht hin!

Und daher diese Auferstehung. Mag vielleicht etwas schmalzig sein (mit Sicherheit), aber das ist mir egal. Cloud und Aerith gehören eben einfach zusammen. ^_^
 

Ich danke:
 

- Guy Gavriel Kay, dessen wundervolle Trilogie "Die Herren von Fionavar" mich zu dieser Geschichte inspiriert hat!

- allen, die Kritik an mir übten oder mich lobten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  AsgardsRequiem
2013-05-23T18:21:37+00:00 23.05.2013 20:21
Das ist echt wirklich sehr schön geschrieben- und in Hinsicht auf die Advent Children Pseudo-Metaphysik-Psycho-Wiederauferstehung von Aeriths unsterblichem Cetrageist, blabla, auch ein wenig unheimlich muss ich sagen. Aber wirklich- unheimlich schön!
Antwort von:  Schabi
23.05.2013 20:31
Lieben Dank für den Kommentar! Aber wieso unheimlich? Muss ich mir Sorgen machen?
Von:  --Nyx--
2010-06-25T21:18:37+00:00 25.06.2010 23:18
Also ich finde die FF echt schön und super geschrieben, aber ich find(obwohl ich Aerith mag) es ist echt ok, dass sie gestorben is, das hat ff7 zu was besonderem gemacht, ich mein killt der Erzfeind einfach mal so deinen volltrainierten Chara *arghhh*

nun gut *hüstel* Ich mag Sephi und hasse ihn nicht, auch wenn er Aerith gekillt hat ^^

Ich kann mich auch ehrlich gesagt nicht mit dem Pairing anfreunden, denn ich find ja Aerith gehört zu Zack und Cloud hmm... naja der halt iwie zu Tifa *Cloud-Fähnchen schwenk*

Dennoch eine sehr,sehr schöne FF

Lg
Von:  Kendrix
2007-03-13T19:31:24+00:00 13.03.2007 20:31
*heul* Das is so romaaaaantisch...Ich mag Sephiroth ja, aber ich würde ihn mehr mögen, wenn er Aerith am Leben gelassen hätte....
Von:  Apeiron
2007-02-11T20:21:00+00:00 11.02.2007 21:21
*herzrasen hat* o.o'''
ich hab beim lesen alles bildlich gesehen...Xx alles... hab alles gespürt, was Aeris und Cloud gefühlt haben... sogar wärme, tränen, liebe, schmerz, alles O.O
das ist wahnsinnig schön geschrieben, ich bewundere dich. und das mit der auferstehung... lol, das hab ich in meiner fanfiction ja auch ^^ nur ich hab alles ein wenig ausführlicher gemacht, meine ff sollte etwas länger werden und ist nach 5 kapiteln noch immer in arbeit ^^°

bitte ließ dir das mal durch, das wäre mir so eine ehre, wenn du das machen würdest, du schreibst so perfekt und findest aeris' tot genauso unfair wie ich UND du findest auch, dass Cloudund Aeris zusammengehören *fieps*
*anflausch*
Von:  YUUTO
2005-12-04T12:35:20+00:00 04.12.2005 13:35
T____T nieder mit Sephitroth! *zustimm* Cloud und aeris gehören zusammen!
Von:  YUUTO
2005-12-04T12:35:17+00:00 04.12.2005 13:35
T____T nieder mit Sephitroth! *zustimm* Cloud und aeris gehören zusammen!
Von:  YUUTO
2005-12-04T12:35:10+00:00 04.12.2005 13:35
T____T nieder mit Sephitroth! *zustimm* Cloud und aeris gehören zusammen!
Von: abgemeldet
2005-06-14T16:41:17+00:00 14.06.2005 18:41
waah!!! genial ^^
is zwar kitschig, aber auf ne art, die ich mag ^^
eigentlich bin ich ja mehr für das tifa+cloud pairing, aber die story is echt genial! *.*
*worte fehlen*
Von: abgemeldet
2005-04-22T21:11:00+00:00 22.04.2005 23:11
oh man, ich lese deine Story bestimmt schon zu 1000mals
Q___Q
die beiden passn echt zammen wie sonst keiner
UND JA SIE LEBT EY!
WÄRE JA NOCH SCHÖNER!
*nur FF7 spiel um beweise gegen ihren tot zu finden XD*
wenn es hart auf hart kommt, mach ich selber me fortsetzung XD

Byebye Twinny
Von:  Anonchi
2004-11-04T15:54:44+00:00 04.11.2004 16:54
*les...les....* Ich hatte das Spiel noch gar nicht fertig gespielt... ich habe fest daran geglaubt, das sie wieder kommt.... *heul* Square sollte dein Ende nehmen...
*sich in die Ecke setzt und weiter heult*


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