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Blood and Desire: Bittersweet

von

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Ohnmacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Erkenntnis

Langsam schlug er seine Augen auf, doch als er merkte, dass er nur verschwommen sah, schloss er sie wieder. Er fühlte sich seltsam erschöpft und ausgelaugt. Hatte er es mit dem Training wiedermal übertrieben? Es wäre nicht das erste Mal gewesen.

Erneut öffnete er seine schwarzen Augen und diesmal gelang es ihm, etwas zu erkennen.

Ruckartig setzte er sich auf.

Wo war er?
 

Er lag auf einem Bett in einem ihm unbekannten Zimmer. Es war nicht besonders groß, neben dem Bett stand ein Schreibtisch und an der Wand neben der Tür ein Kleiderschrank.

Im ersten Moment hätte er es für einen Raum im Versteck Orochimarus gehalten, doch das war Schwachsinn. Er selbst hatte die Schlange vor zwei Jahren getötet.

Wo also war er?
 

Als er sich aufsetzte, zog sich ein blitzartiger Schmerz durch seinen Körper, ausgehend von seinem Hintern. Nun kam es ihm in den Sinn, weswegen er sich so erledigt fühlte. Nachdem, was der Kerl mit ihm gemacht hatte, war es nicht verwunderlich.

Hatte dieser ihn hier hergebracht?

Er kannte diesen Typen nicht, aber zu zutrauen wäre es ihm.

Das Protestieren seiner Muskeln ignorierend, kroch Sasuke aus dem Bett und schlich lautlos zur Tür. Er hielt sein Ohr an das schwere Holz, konnte aber kein Geräusch vernehmen. Dafür fühlte er etwas.

Eine Barriere lag über der Tür und der Genin war sich sicher, dass sie dazu diente, ihn gefangen zu halten. Sein Instinkt riet ihm davon ab, sie zu öffnen oder gar einen Fluchtversuch zu unternehmen. Die Barriere würde ihn davon abhalten, im schlimmsten Fall denjenigen anlocken, der ihn hergebracht hatte.

Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und entdeckte ein Fenster über dem Bett. Der Dunkelhaarige hegte kaum Hoffnung, ging jedoch zu diesem und betrachtete es genauer. Hinter einem kleinen, schwarzen Vorhang fand er ein Siegel, das er fast erwartet hatte. Er wusste, dass man diese Siegel nur unbemerkt entfernen konnte, wenn man die richtigen Fingerzeichen kannte. Soviel hatte er über Techniken dieser Art bereits gelernt.

Seufzend ließ er sich auf das Bett sinken.

Wenigstens wurde ihm neue Kleidung zur Verfügung gestellt, eine schwarze, weiche Hose und ein dunkelblaues Oberteil. Seine alte war rücksichtslos entfernt worden, so viel hatte er noch mitbekommen.

Sein Blick wanderte zu dem Fenster.

Die Sonne war dabei unterzugehen.

Er musste demnach einige Stunden geschlafen haben.
 

Ein Klicken aus Richtung Tür ließ Sasuke aufblicken. Reflexartig griff er zu seiner Tasche, in der er seine Ninjawerkzeuge aufbewahrte, und er hätte beinahe aufgelacht. Natürlich war sie ihm abgenommen worden.

Aufmerksam beobachtete er, wie die Tür geöffnet wurde.

Der Schlaf hatte ihm gut getan, wenigstens fühlte er sich kampfbereit.

Wer auch immer ihn hier hergebracht hatte, er würde es bereuen.
 

Als die groß gewachsene Gestalt den Raum betrat, konnte der Uchiha seinen Augen nicht trauen.

Die schwarzen Haare waren zusammengebunden, aus seinen Augen leuchtete bedrohlich das Sharingan und sein Körper lag unter einem schwarzen Mantel verborgen, den roten Wolken zierte.

Vor dem 18-Jährigen stand niemand anderes als sein verhasster Bruder.

Itachi Uchiha.
 

Sasukes schwarze Augen schauten erst verwundert zu dem anderen, dann verständnislos und schließlich flammte das blutrote Erbe ihres Clans in seinem Blick auf.

Augenblicklich war er auf den Beinen.

Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit!

Itachi wirkte alles andere als beeindruckt, ruhig schloss er die Tür hinter sich und blickte zu seinem jüngeren Bruder, der jeden Moment auf ihn losgehen konnte.
 

»Was wird hier gespielt?« wollte Sasuke wissen, seine Stimme ließ den Hass erahnen, den er all die Jahre angesammelt hatte. Seit Itachi ihre Familie, ihren ganzen Clan ermordet hatte.
 

»Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte dieser, blieb bei der Tür stehen, sein Kekkei Genkai auf den anderen gerichtet, nahm so jede Bewegung, jedes Zucken wahr. Er war bereit sich zu verteidigen.
 

»Spiel hier nicht den Dummen! Wieso hast du mich hier hergebracht?« Der jüngere Uchiha war sich sicher, dass er es dem Älteren zu verdanken hatte, dass er sich hier befand, vermutlich in einem Versteck Akatsukis. Das Einzige, was ihm von einem Angriff abhielt, war das Wissen, dass er mit einer offensichtlichen Attacke nicht weit käme. Es hätte ihm auch nicht mehr gebracht, wenn er sein Schwert gehabt hätte.
 

Statt darauf zu antworten, fragte Itachi, ob er ihm im Wald hätte liegen lassen sollen.

Fassungslos starrte der Dunkelhaarige zu dem 23-Jährigen.

Sollte das heißen, er hatte ihn auf der Lichtung gefunden?

Nachdem ihm das wiederfahren war?

Entblößt, wie er gewesen war?

Wie viel von dem Ganzen hatte er noch mitbekommen?
 

Ohne länger darüber nachzudenken, führte Sasuke die Fingerzeichen Ushi, U, Saru für Chidori aus. Doch statt sich mit der Raiton-Kugel auf seinen Gegenüber zu stürzen, streckte er seinen linken Arm aus und nutzte die Möglichkeit der Gestaltmanipulation, um die Technik in eine Art Strahl zu verwandeln, den er wie ein Schwert führen konnte.

Itachi hatte es Sharingan sei Dank erkennen und zur Seite ausweichen können.

Das war Sasuke nicht verborgen geblieben, der sich auf seinen Bruder stürzte und ihm einen Schlag verpasste. Der Ältere hatte den Angriff nicht nur abwehren, sondern gleichzeitig einen Doppelgänger erschaffen können. Mit diesem lenkte er den Jüngeren ab und versuchte einen Angriff von hinten.

Der Uchiha-Sprössling konnte den Tritt abblocken, dessen Wucht schleuderte ihn allerdings gegen die nächste Wand. Kaum, dass er sich wieder aufgerappelt hatte, führte er wieder Fingerzeichen aus.

Ne, Tora, Inu, Ushi, U, Tora.

Itachi waren die Fingerzeichen für Katon: Hosenka no Jutsu* nur zu bekannt und trotz des kleinen Zimmers gelang es ihm, den Feuerbällen auszuweichen. Die Technik hatte ausgereicht, um das Zimmer in Schutt und Asche zu legen. Er nutzte die aufgewirbelten Staubwolken, um einen Gegenangriff auszuführen.

Er konnte das Chakra seines kleinen Bruders spüren und was das anging, war er ihm eindeutig überlegen. Ohne ihm eine Reaktionsmöglichkeit zu lassen, warf er den Kleineren unsanft zu Boden. Seine Handgelenke hatte er mit einer Hand gefasst und presste seine Arme so über seinen Kopf auf den kühlen Steinboden. Seine Beine hielt er unter Kontrolle, indem er sich auf seine Oberschenkel setzte.

Sasuke hatte seinen Kopf zur Seite gewandt und konnte seinen Bruder aus den Augenwinkeln erkennen.

Ruhig erwiderte dieser den Blick.
 

»Du hast nicht wirklich vor ein Genjutsu gegen mich anzuwenden«, meinte der 23-Jährige und ein warnender Unterton lag in seiner Stimme. Er hatte gespürt, dass sein jüngerer Bruder eine Illusion vorbereitete, ohne bereits in dieser gefangen zu werden.
 

»Lass mich los!« verlangte der 18-Jährige, der die Warnung durchaus ernst nahm, da Itachi den Druck auf seine Handgelenke verstärkte. Er wusste nur zu gut, dass er nicht davor zurückschreckte, ihm das Handgelenk zu brechen.
 

»Wenn du aufhörst, das Versteck zu zerstören«, bot der Ältere an, doch konnte er am Blick des anderen erkennen, dass dieser es nur ungern machte, denn das hieße, seine gesamten Angriffe einzustellen. »Du befindest dich in keiner Situation, um zu diskutieren«, wies er ihn noch drauf hin.
 

Es war nicht zu übersehen, dass dem Jungen mit den sonst schwarzen Augen die Position gar nicht gefiel. Er war wehrlos und dem einstigen Genie des Clans schutzlos ausgeliefert. Genauso wie dem Kerl vorhin. Und doch zeigte Itachi keine Gnade.
 

»Wieso? Mangelt es deiner Organisation an Verstecken?«
 

Sasuke hingegen war zu stur, um jetzt nachzugeben, seinem großen Bruder den Sieg zu gönnen. Er versuchte sich aus dem eisernen Griff zu befreien, wand sich unter dem muskulösen Körper so gut es ging.
 

»Das hier ist kein Versteck Akatsukis«, machte der Chunin ihn aufmerksam und deutete nach rechts. Mühsam drehte der jüngere Uchiha seinen Kopf zur anderen Seite und erblickte auf einer Wand das Symbol eines weiß-roten Fächers.

Das Symbol ihrer Familie.
 

»Was für ein krankes Spiel spielst du hier?« griff er seine Frage vom Anfang wieder auf.
 

»Ich spiele überhaupt kein Spiel. Es war einfach näher als ein anderer Unterschlupf«, erklärte Itachi, als wäre es die logischste Schlussfolgerung, sich in einer solchen Situation um das einzige Familienmitglied zu kümmern, das man nicht umgebracht hatte.
 

Sasuke fehlte dafür jegliches Verständnis und so begann er wieder, sich gegen den jungen Mann zu wehren, der ihn dominierte. Problemlos gelang es ihm, den Jungen in Schach zu halten. Er lockerte den Griff nicht, auch auf die Gefahr hin, dass er ihm wirklich das Handgelenk brechen konnte. Er hatte ihn immerhin gewarnt.

Seufzend stellte der Schwarzhaarige seine Versuche, sich zu wehren, bald wieder ein.
 

»Lass mich los«, wiederholte er, diesmal leiser, untergebener. Scheinbar hatte er verstanden, dass er keine Wahl hatte, als sich einsichtig zu zeigen. Selbst das Sharingan hatte er deaktiviert.

Diesmal kam Itachi dem Wunsch nach, hielt ihn aber genau im Auge. Als hätte er es vorher gesehen, wehrte er den nächsten Angriff ab, den der Genin ausgeführt hatte, sobald er sich aufgerappelt hatte. Umstandslos schleuderte er ihn gegen die Wand, hielt ihn genauso fest, wie zuvor auf dem Boden. Emotionslos erwiderte er den Blick des hasserfüllten, erneut aktivierten Sharingan.
 

»Wieso verschwindest du nicht einfach?!« fauchte Sasuke und fluchte innerlich, dass er mehrmals am Tag in eine solche Lage kommen musste, in der er sich gegen einen Angreifer nicht wehren konnte.

Hatte das harte Training als die Jahre nichts gebracht?
 

»Es war nicht das erste Mal, dass du so was erlebt hast«, stellte Itachi fest, der den Gedanken des anderen fast hätte lesen können.

~~~

Feuerversteck: Jutsu der Phönixblume

~~~
 

Wer meine anderen Naruto-Geschichten kennt, hätte sich denken können, dass die FF auf ein "ItaSasu-Pairing" hinaus läuft ^-^ Wobei ich noch nicht mal sicher bin, ob die beiden im Laufe der Geschichte wirklich zusammen kommen.

Ich weiß, ihr wollt bestimmt erfahren, wer der Unbekannte aus Kapitel 1 war und ihr könnt euch sicher sein, dass wir noch ein bisschen mehr über den Typen erfahren werden. Aber alles zu seiner Zeit, die Geschichte soll ja nicht so schnell abgeschlossen sein. Wäre doch langweilig, oder? Jedenfalls werde ich mir Mühe geben auch die nächsten Kapitel spannend zu gestalten und ich hoffe, ihr hattet bisher Spaß mit der FF.

Mir ist bewusst, dass ItaSasu ein Balance-Akt ist, und einige von euch haben bestimmt Naruto oder jemand ganz anderen erwartet. Und ich muss zugeben, dass die Grundidee sich auch gut eine SasuNaru/ NaruSasu-Story eignen würde. Von daher würde ich, wenn Interesse eurerseits besteht, einen alternativen Handlungsverlauf schreiben und hochladen. Ihr müsst mir nur sagen, ob ihr das wollt oder nicht ^^ Und natürlich könnt ihr mir auch eure Meinung über das Kapitel mitteilen ^.^

Bis zum nächsten Kapitel hoffentlich ^.^

Flucht

Die Sekunden verstrichen, während Sasuke seinen Bruder schockiert anstarrte. Er fragte sich, wie er auf diesen Gedanken gekommen war und was es ihn überhaupt anging. Selbst wenn es so wäre, wäre es doch seine eigene Sache und hatte niemanden zu interessieren, den er eigentlich umbringen wollte. Was sollte Itachis Besorgnis jetzt eigentlich?

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, befreite er sich aus dem Griff und diesmal ließ der Ältere ihn gewähren. Immerhin machte er nicht den Eindruck, als bestünde er weiter auf einen Kampf. Stattdessen wandte der Schwarzhaarige sich ab und schritt den langen Gang entlang. Er hatte keine Ahnung, wohin er ging und es war ihm auch egal, solange er von seinem älteren Bruder wegkam. Solange er seine Ruhe haben konnte.

Wieso kümmerte er sich plötzlich um ihn? All die Jahre hatte er für sich selbst sorgen müssen und war gut zu recht gekommen. Und nun, wo er keine Hilfe brauchte und wollte, sollte er sie bekommen? Irgendwas stimmte doch nicht.

Schlimm genug, dass er das durchmachen musste, jetzt wurde er auch noch bemitleidet.

War das der Grund? Konnte Itachi einfach nicht mit ansehen, wie er den stolzen Namen des Clans in den Dreck zog? Schließlich hatte er alles über sich ergehen lassen. Hatte ab einem bestimmten Punkt einfach nachgegeben. Hatte nicht mehr den Sinn darin gesehen, sich zu wehren ...
 

Immer weiter führte ihn sein Weg durch das Versteck, bog an Kreuzungen mal in diese, mal in jene Richtung ab. Es war ein typisches Versteck ihrer Familie, mit endlos verzweigten Fluren, die an unzähligen Zimmern vorbei führten, die seit einer Ewigkeit nicht mehr benutzt wurden.

Was ihr Vater wohl davon gehalten hätte, wenn er wüsste, was geschehen war?

Irgendwie zweifelte der 18-Jährige nicht daran, dass er es erfahren hätte, selbst wenn er versucht hätte, es geheim zu halten. Vielleicht hätte Itachi es ihm gesagt. Oder Fugaku hätte es irgendwann von selbst herausgefunden. Er wäre enttäuscht gewesen, hätte ihm einen nicht enden wollenden Vortrag über die Würde und Stärke ihrer Familie gehalten und ihn gewarnt, dass das ja nicht an die Öffentlichkeit kommen sollte.

Und was wäre mit seiner Mutter gewesen?

Sie hätte sich bestimmt gesorgt, wie er das verkraften würde, hätte Mitleid mit ihm gehabt, dass ihm so etwas angetan worden ist. Vermutlich hätte sie ständig Angst gehabt, dass ihm das wieder passieren könnte, wenn er abends zu lange trainierte, dass es bereits dunkel wurde oder das er auf einer Mission unachtsam war. Mikoto hätte ihn nur noch ungern aus den Augen gelassen.
 

Hätte er selbst eine andere Einstellung, wenn sie davon wüssten?

Wahrscheinlich nicht.

Er verstand nicht mal die Aufregung des anderen Uchihas. Es war passiert und es ließ sich nicht mehr ändern. Was machte es also für einen Unterschied? Genauso gut hätte ihm das widerfahren können und keiner hätte es bemerkt. Dann bräuchte er sich nicht zu rechtfertigen.

Um was anderes ging es doch gar nicht, Itachi machte nur einen Aufstand darum, weil er als Uchiha das nicht hätte zulassen dürfen. Ein Shinobi hatte darauf zu achten sich nicht in Situationen zu bringen, in denen er leicht überwältigt werden konnte.

Ihm selbst war es egal, er sah keinen Sinn darin, sich großartig Gedanken deswegen zu machen. Er musste damit leben und zu Recht kommen, also brauchte sich niemand sonst einzumischen.

Jetzt musste er nur noch dafür Sorgen, dass der 23-Jährige das verstand. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass der Ältere nicht nachgab, wenn er sich eine Sache in den Kopf gesetzt hatte. Und so seltsam es klang, es hatte den Anschein erweckt, als wollte er ihm beistehen.

Oder sah er darin nur eine weitere Möglichkeit, ihn zu quälen? Wollte er ihn weiter anstacheln, weil er befürchtete, Sasuke könnte sein Ziel aus den Augen verlieren und schwächer statt stärker werden? Anderenfalls hätte er ihn einfach in Ruhe lassen können.
 

Desinteressiert warf er einen Blick in die Räume, an denen er vorbei kam, wenn die Tür geöffnet war. Dennoch hielt er inne, als er ein Bad entdeckte. Die weißen Fliesen lockten gerade zu, es zu betreten und die Dusche glänzte einladend. Wenigsten schien sich irgendwer zu bemühen, die sanitären Anlagen sauber zu halten. Und da er eh nichts Besseres zu tun hatte, konnte er genauso gut duschen gehen.

Sorgsam verriegelte er die Tür, unangemeldete Besucher brauchte er beim besten Willen nicht. Schlimm genug, dass der Erbe des Sharingan ihn einmal nackt gesehen hatte.

Er entledigte sich seiner Kleidung und warf sie unachtsam in eine Ecke, stellte sich in die Duschkabine und ließ das Wasser angenehm warm über seinen Körper laufen.

In seiner Auseinandersetzung mit Itachi hatte er die Schmerzen verdrängt, doch nun, wo er seinen Körper entspannte, konnte er sie wieder deutlicher fühlen. Als Ninja war er es gewöhnt, solche zu empfinden und sie zu ignorieren, aber sie waren mit gewöhnlichen Wunden nicht zu vergleichen. Was anfangs ein Stechen war, war jetzt nur noch ein dumpfes Pochen, das nicht viel angenehmer war. Am liebsten würde er sich wieder ins Bett legen und einfach schlafen, an nichts mehr denken und alles vergessen.

Obwohl er das Zimmer, in dem er aufgewacht war, in seine Einzelteile zerlegt hatte, bot das Gebäude noch mehrere Möglichkeiten, um sich zu erholen. Gäbe es nicht dieses Problem namens Itachi Uchiha.

Wie sollte er abschalten, wenn er der Person so nahe war, die er umbringen wollte?
 

Mit geschlossenen Augen stand er unter dem Wasserstrahl und hatte das Gesicht zum Duschkopf erhoben. Es wäre das Beste, wenn er einfach gehen würde, es gab nichts, was ihn hier hielt. Und sein Bruder hatte keinen Grund ihn zurückzuhalten. Selbst wenn er es versuchen sollte, musste er nicht auf ihn hören.

Während er sich seufzend durch die schwarzen Haare strich, fiel sein Blick auf seine Handgelenke. Nicht nur blaue Flecke von Itachis erbarmungslosem Griff kennzeichneten seine weiße Haut, sondern auch rötliche Abschürfungen, die von den Fesseln stammten, mit dem der Typ ihn am Boden gehalten hatte.

Sein Blick wanderte hinab und an seinen Fußgelenken bemerkte er ähnliche Wunden. Sorgsam betrachtete er den Rest seines Körpers, doch sonst wies nichts auf den Vorfall hin. Abgesehen von dem stumpfen Schmerz.
 

Kopfschüttelnd stellte er das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Während er die Gedanken aus seinem Kopf verbannte, trocknete er sich ab und zog die Sache wieder über, die Itachi ihm gegeben hatte. Immer noch besser, als nackt durch die Gegend zu laufen.

Als er das Bad verließ, bemerkte er den anderen Uchiha, der neben der Badtür an der Wand lehnte und scheinbar auf ihn gewartet hatte. Wenigstens hatte er so viel Anstand besessen, ihn in Ruhe duschen zu lassen. Den Älteren ignorierend, schlug Sasuke die entgegengesetzte Richtung ein und wollte dem Gang folgen, als ihn eine Stimme zurückhielt.
 

»Du läufst wieder davon?«
 

»Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst.« Der 18-Jährige blieb stehen und drehte sich zu der ruhigen Person um, die ihn still musterte. Seine Augen zeigten puren Hass.
 

»Du merkst nicht mal, wie sehr dich das beschäftigt«, stellte der junge Mann mit den längeren Haaren fest.
 

Gerade wollte Sasuke diese Behauptung anfechten, als ihn eine schwache Stimme in seinem Kopf davon abhielt.

Er hat Recht.
 

»Du spinnst.« Der junge Shinobi drehte sich um und setzte seinen Weg fort.
 

Wie kam sein Bruder auf diese dämliche Idee? Ihn interessierte nicht, was passiert war, er hatte das Erlebnis verdrängt.

Du belügst dich selbst.

Wieder hörte er diese leise Stimme, die ihm die Wahrheit zu flüsterte. Der Junge konnte es abstreiten so sehr er es wollte, aber es stimmte. Er hatte die ganze Zeit an nichts anderes gedacht. So sehr er jetzt auch versuchte sich einzureden, dass es anders war, seine Gedanken wurden nur noch von einer Erinnerung beherrscht.

Wie konnte es auch anders sein, wenn Itachi ständig davon anfing?

Er hatte selbst gemeint, dass es nicht sein erstes Mal gewesen war, also wieso schnitt er dieses Thema immer wieder an? Er war schon mal damit fertig geworden, er würde es wieder schaffen.

Er musste sich nur ablenken.

Und obwohl es schon dunkel war, ging das am leichtesten, wenn er trainierte.

~~~
 

Ich glaube fast, ich bin zu schnell mit dem Hochladen, aber die nächsten Kapitel könnten etwas dauern, kommt ganz drauf an, wie viel Zeit ich zum Schreiben finde. Aber das gibt euch die Möglichkeit mehr Kommis zu hinterlassen ^.^

Wie auch immer, in dem Kapitel ist nicht sonderlich viel passiert, aber wir dürfen gespannt sein, wie es weiter geht. Itachi scheint ja nicht locker zu lassen.

Wie immer sind Fragen, Wünsche, Kritik, Anregungen jeglicher Art gerne gesehen ^.^
 

An dieser Stelle möchte ich meinen Dank zum Ausdruck bringen:
 

Mira1990

Vielen lieben Dank für deinen Kommi, ich hab mich wahnsinnig gefreut ^.^

Was Itachis Motivation ist, wissen wir zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht, aber wir werden es erfahren. Die Frage ist nur, wann. Auf alle Fälle bin ich bemüht, jede Frage meiner Fans irgendwann im Laufe der Geschichte zu beantworten ^.^

Absicht

Genervt verdrehte Sasuke die Augen, als er nach einigem hin- und herirren den Ausgang des Verstecks gefunden hatte. Natürlich hätte er eine Wand zerstören und so nach draußen gelangen können, damit hätte er sich abgelenkt und gleichzeitig die Stimme in seinem zum Schweigen gebracht. Die Stimme, auf dir er nicht hören wollte. Und doch konnte er nicht das zerstören, was noch an seinen Clan erinnerte. So wenig es auch war.

Hätte er gewusst, dass Itachi bereits am Ausgang auf ihn wartete, hätte er darauf wohl keine Rücksicht genommen. Jetzt war es zu spät, um sich erneut zurück zu ziehen.
 

»Was ist daran so schwer zu verstehen, dass du mich in Ruhe lassen sollst?« fragte der junge Ninja angriffslustig und stemmte einen Arm in die Hüfte.
 

Ihm war klar, dass sein Bruder auf solche Provokationen reagierte und auch jetzt begnügte dieser sich damit, ihn schweigend zu mustern. Es störte den Schwarzhaarigen nicht, wenn er auf diese Weise zu seiner Zerstreuung kam. Seltsam, was man bereit war dafür zu tun. Selbst ein Gespräch mit seiner Beute nahm er dafür ihn kauf, die Chance auf einen Kampf, auch wenn man unterlegen war. Und ihre Auseinandersetzung hatte das bewiesen.

Nur war er diesmal im Vorteil.
 

»Wenn du jetzt trainierst, erkältest du dich nur«, überging Itachi die Frage und seine blutroten Augen waren auf einzelne Haarsträhnen gerichtet, die nass an der Stirn klebten. Hinter seinen Ohren liefen durchsichtige Wassertropfen den weißen Hals entlang und verschwanden in dem dunklen Stoff, wobei sie eine feine Spur hinterließen, die ihm Licht der Deckenlampen schwach leuchtete.
 

Es wunderte ihn nicht, dass sein kleiner Bruder sich mit solchen Problemen auseinandersetzen musste. Er war wie eine anmutige Blume auf einer langweiligen Wiese, deren unheilvollen Dornen besonders auffielen. Schon früher hatten ihn Verehrerinnen geplagt, die nicht nur von seiner äußeren Erscheinung angezogen wurden, sondern auch von seiner kühlen und unnahbaren Art.

Natürlich waren sie beeindruckt von seiner blassen Haut gewesen, die seine nachtgleichen Augen betonten und perfekt mit seinen dunklen Haaren harmonierte. Viele von ihnen mussten davon geträumt haben, die weichen Lippen zu berühren, die seine feinen Gesichtszüge ergänzten. Sein Körper zeugte von dem harten Training, das seinen Leben geprägt hatte, auch wenn er nicht übermäßig muskulös war. Eher geschmeidig wie eine Raubkatze. Und mittlerweile umgab ihn eine Eleganz, die so bezaubernd wie natürlich war.

Seinem wachsamen Blick entging keine Bewegung, keine Präsenz blieb seinem Instinkt verborgen. Somit wirkte immer bereit sich andere vom Leib zu halten, egal ob Freund oder Feind. Seine ablehnende Körperhaltung unterstrich diesen Eindruck noch. Gleichzeitig gingen von ihm eine Arroganz und ein Stolz aus, die für die Uchiha so typisch waren.

Eine Blume ließ an etwas Sanftes, Unschuldiges denken und tief im Inneren, versteckt unter der kühlen Maske, waren die Eigenschaften in dem Jungen verborgen. So gut kannte er den Genin.

Viele würden versuchen an die zarte Pflanze heranzukommen, sie zu berühren, doch kaum jemanden würde dies gelingen. Noch weniger würden versuchen sie zu brechen, sie ganz allein für sich besitzen wollen, dennoch war er ausgerechnet an jene geraten, die dazu in der Lage waren. In ihrem Egoismus störte es sie noch nicht mal, wenn sie in ihren Händen zu welken anfing und wohl möglich ihre Blüten verlor. Irgendwann schmissen sie sie weg und suchten sich etwas Neues, Unverbrauchtes.
 

»Was interessiert es dich, ob ich mich erkälte.«
 

Die übertrieben Fürsorge Itachis ließ den 18-Jährigen langsam misstrauisch werden. Früher hatte er sich immer gefreut, wenn sein Vorbild sich Sorgen um ihn gemacht hatte, und hatte seine Ratschläge dankbar angenommen. Jetzt fasste er es als Spott auf. Als er ihre Eltern umgebracht und ihn mit Tsukiyomi gequält hatte, hatte er sich auch nicht darum gekümmert, wie es ihm ergangen war. Wie er das alles verkraften würde. Und dabei war er für sein Unglück verantwortlich gewesen, anders als heute.

Er konnte nicht grausam genug sein, um all das geplant zu haben.

Das würde selbst er nicht wagen.

Das wäre unter seiner Würde.

Oder?
 

»Einer muss für dich denken. Du kannst jetzt trainieren gehen und Gefahr laufen dich zu erkälten, oder du lässt es bleiben und nutzt die nächsten Tage. Natürlich kannst du auch trainieren, wenn du krank bist, aber dann würde es an Effektivität mangeln.«
 

Die Aussage des 23-Jährigen war logisch, nicht besorgt oder liebevoll. Im Endeffekt war es das, was Sasuke überzeugte, seine Warnung wenigstens zu bedenken. Er gestand es sich nur ungern ein, aber wie immer trafen die Worte ins Schwarze. Vor Ewigkeiten hatte er sich geschworen, nicht mehr das zu tun, was der Ältere von ihm verlangte und dieser Vorsatz wäre Grund genug, es dennoch zu tun.

Wie sollte man in Ruhe nachdenken, wenn man das Gefühl hatte, dass das Erbe ihres Blutes selbst seine Gedanken erkennen konnte?
 

»Wo sind meine Waffen?« fragte der Schwarzhaarige lieber und zögerte eine Entscheidung auf die Art und Weise hinaus. Wenn seine Wahl auf weitere Übungsstunden fiel, wäre es sinnvoller, wenn er sie dabei hatte. So wäre es- wie Itachi meinte- effektiver. Sonst bliebe ihm nur Ninjutsu und ein wenig Taijutsu, was auf Dauer langweilig und ermüdend wäre.
 

»In meinem Zimmer.«
 

Wieder eine klare, eindeutige Bemerkung Itachis. Vielleicht verwirrte sie den einzigen Überlebenden des Massakers deswegen so sehr. Man konnte nicht erkennen, was seine wahren Absichten waren, alles, was er sagte, wurde von einer emotionslosen Stimme begleitet, seine Äußerungen waren nie abschweifend, sondern immer treffend formuliert. Es war unmöglich zu sagen, welche Gedanken sich hinter den Augen versteckten, die ständig das Sharingan zeigten.

Wenn Sasuke seine Überlegung weiterverfolgte, dass sein Bruder etwas mit der Schandtat zu tun hatte, dann würde er ihm mit Sicherheit nicht in sein Zimmer folgen.

Auf der anderen Seite waren Übergriffe ständig zu erwarten, sicherlich wäre es ihm in einem solchen Fall egal, ob er es auf einem Bett bequem hatte oder sie mit einem harten Boden vorlieb nehmen mussten. Und mit seinen Waffen stiegen, seine Chancen sich verteidigen zu können.

Ergeben seufzte er.
 

»Und wo ist dein Zimmer?«
 

Mit einer flüssigen Bewegung stieß sich Itachi von der Wand ab, an die er sich gelehnt hatte, und führte den Dunkelhaarigen in seinen Zimmer. Er selbst blieb im Türrahmen stehen, während der Jüngere eintrat.

Es war ihm anzusehen, dass er sich unwohl fühlte, aber wie konnte er auch nicht, wenn er seinen Erzfeind im Rücken wusste, wo man seine Gegner doch immer im Auge behalten sollte. Vor allem, wenn man nicht wusste, woran man war.

Der Raum war ähnlich eingerichtet, wie der, in dem er geschlafen hatte, und auf dem Schreibtisch sah er seine Tasche mit den Ninjawerkzeugen, daneben an einer Wand lehnte sein Kusanagi. Er hatte dieses noch nicht mal erreicht, da drang die ruhige Stimme des Älteren an sein Ohr.
 

»Nicht jeder würde eine Vergewaltigung so leicht wegstecken.«
 

Für die Dauer eines Wimpernschlages zuckte Sasuke zusammen, blieb mitten im Raum stehen, verzichtete jedoch darauf sich zu dem anderen umzudrehen.

»Vermutlich ist es nicht verwunderlich, immerhin bist du ein Uchiha. Da sollte man mit so etwas umgehen können, es gibt Schlimmeres. Ich hab nicht alles mitbekommen, vielleicht hast du die Beine auch freiwillig für ihn breit gemacht.«
 

Kaum, dass Itachi ausgesprochen hatte, wirbelte Sasuke herum, schnellte auf ihn zu und drückte ihn mit unerwarteter Kraft gegen die Wand.
 

»Du hast doch keine Ahnung!« schrie er aufgebracht. Seine Augen schimmerten verdächtig in dem künstlichen Licht des Verstecks.

~~~
 

Es gibt seltsame Motivationen, die einen dazu bewegen, um Halb 12 ein neues Kapitel zu schreiben, aber so lange es sie gibt, sollte man sich nicht beschweren. Wobei ich gerne wüsste, ob euch die Geschichte überhaupt gefällt. Bis jetzt sind wir immer noch in dem bitteren Teil, aber der süße kommt noch, da braucht ihr euch keine Sorgen zu machen ^.^

Abgrund

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Erinnerung

>

Er bemerkte kaum, wie sich der Unbekannte aus ihm entfernte, seine Kleidung richtete und mit einem ekel erregenden Grinsen verschwand. Auch, dass er ihn vorher von den Tüchern befreite, merkte er kaum. Alle Wahrnehmung wurde von einem unerträglich brennenden Schmerzen unterdrückt, den er verspürte, seit der Kerl in ihn eingedrungen war. Es fühlte sich an, als würde er unter Flammen zerrissen werden. Als Shinobi hatte er schon einige Qualen ertragen müssen, aber das war etwas, worauf er nicht vorbereitet worden war. Ihm blieb nichts anderes übrig, als auf dem Futon zu liegen und mit geschlossenen Augen darauf zu warten, dass der Schmerz nachließ.

Noch hatte er nicht realisiert, was mit ihm gemacht worden war.

Noch war der Schmerz alles, was sein Bewusstsein beherrschte.
 

Wie lange er so lag, vermochte er nicht zu sagen. Als er seine Augen öffnete, tauchte die aufgehende Sonne sein Zimmer in ein angenehmes, warmes Licht, das zu seiner Stimmung gar nicht zu passen schien. Den Schmerz hatte soweit verdrängen können, dass er sich zu traute, sich langsam aufsetzten zu können. Sofort durchfuhr ihn ein stechender Blitz. Er presste seine Hände auf seinen Unterleib und versuchte seinen zitternden Körper mit ruhigem Atem zu beruhigen. Seine Augen einen Spalt öffnend, bemerkte er rote und weiße Substanzen, die von seinem Körper auf die Matratze tropfen.

Blut und ...

Bei dem Gedanken daran, was wobei es sich bei der anderen Flüssigkeit handelte, überkam ihm eine Übelkeit, die er nicht unterbinden konnte. Trotz aller Pein taumelte er ins Bad und gab dem Gefühl nach. Es fühlte sich an, als würde seine letzte verbleibende Kraft die Toilette runter gespült werden. Erledigt lehnte er sich gegen die kalten Fliesen der Wand.
 

Er war am Ende.

Sein Körper zitterte unkontrolliert und kalter Schweiß lief über seine Stirn. Seine Atmung war schwach und unregelmäßig.

Seine schwarzen Augen wanderten zur Dusche.

Dann würden wenigstens der Geruch von dem Typen und dessen Tat von ihm verschwinden.

Kraftlos richtete er sich auf und wankte zur Duschkabine, wobei sein Blick zum Spiegel wanderte. Er war blässer als sonst und in seinen Augen lag ein verschleierter Ausdruck, den er nicht zu deuten vermochte.
 

»Erbärmlich«, murmelte er und stellte sich unter die Dusche, ließ warmes Wasser über seinen geschundenen Körper laufen.
 

Woher er die Kraft nahm, sich aufrecht zu halten, wusste er nicht.

Ob es sein Wille war, sich nicht noch weiter erniedrigen zu lassen?

Er konnte froh sein, wenn ihn so niemand sah.

Ihn, den Erben eines stolzen und mächtigen Namens,

Der Schmerz reichte nicht mehr aus, um die Gedanken zu betäuben, die langsam aus den Schatten seiner Seele krochen.
 

In einer solchen Lage hatte er sich noch nie befunden.

Er hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen sollte.

Öfter schon war er in einer Situation gewesen, die ihn überforderte, doch hatte er immer einen Ansatz gehabt, dem er folgen konnte. Er hatte immer gewusst, was er tun konnte.
 

Als Itachi ihre Familie umgebracht hatte, hatte er nicht verstanden, was eigentlich vor sich ging, aber er hatte ein Ziel gehabt, die Rache für seine Eltern und Verwandten. Eine Rache, die er bisher nicht nach gekommen war.

Den Kampf gegen Haku hatte er trotz Bluterbe nicht gewonnen, doch er hatte seinen besten Freund beschützen können.

Während der Chunin-Auswahl-Prüfung hatte er Orochimaru nicht bezwingen können, hatte ihn nicht davon abhalten können, ihm das Juin zu vermachen. Nur hatte er sich auf eine Prüfung konzentrieren müssen.

Im Kampf gegen Gaara hatte er Sakura nicht beschützen können, hatte dieses Ungeheuer nicht besiegen können, aber in diesem Kampf erkannt, was Freundschaft für eine starke Bande war.

Gegen die vier Oto-Nin hatte er keine Chance gehabt, aber sie hatten zu seinem Entschluss beigetragen, zu Orochimaru zu gehen, um wenigstens sein Lebensziel erreichen zu können.
 

Ihn traf eine Erkenntnis, die ihm mehr zusetzte als der Schmerz aus seiner unteren Körperhälfte.

Er hatte er versagt.

Wie schon so oft war es ihm nicht gelungen, die Ehre seines Clans zu verteidigen.

Ein Schwindelgefühl überkam ihm, dass nicht von dem Medikament kam, das ihm eingeflösst worden war. Die Wirkung hatte längst nachgelassen. Schwer atmend stützte er sich an der Wand ab, versuchte sich zu beruhigen. Wenn er der Schwäche jetzt nachgab, hatte sein Peiniger gewonnen. Dann hätte er nicht nur seinen Körper bekommen, sondern seine Seele zerstört. Dann hätte er ihm alles genommen, dass noch eine Bedeutung für ihn hatte.

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Sasuke war nie jemand gewesen, der sich seine Schwächen und Probleme hatte anmerken lassen, und er hatte nicht vorgehabt, daran etwas zu ändern. Solange die Schmerzen angehalten hatten, hatte er einen Ausweg gesucht, eine Alternative, die ihn davor bewahrte zu zerbrechen.

Er hatte sich ein neues Gasthaus in dem Dorf gesucht, hatte es in dem anderen einfach nicht ausgehalten. Am liebsten hätte er das Dorf verlassen, doch lange Reisen hatte sein physischer Zustand nicht ausgehalten. Seine Zeit hatte er damit verbracht, zu kräften zu kommen und sich zu erholen, wobei ihm seine Erfahrungen als Ninja, gerade die harte Ausbildung unter Orochimaru, geholfen hatten. Die ganze Zeit über hatte er sich geweigert darüber nachzudenken.

Kaum, dass er sich ohne Probleme auf den Beinen halten konnte, hatte er sich auf den Weg gemacht. Wenn die Erinnerungen ihn einzuholen drohten, hatte er sich in ein intensives Training gesteigert und so war es ihm nach einigen Wochen gelungen das Ereignis zu verdrängen.

Es war geschehen, daran konnte er nichts ändern, doch wenn er nicht wusste, wie er damit Leben sollte, wieso sollte er es ein Teil seines Lebens werden lassen? Überhaupt hatte es nichts mit seinem Ziel zu tun, seinen älteren Bruder umbringen zu wollen, also gab es keinen Grund, sich damit zu belasten.
 

Diese Einstellung sollte sich nicht so lange halten, wie er gehofft hatte. Denn dem Jungen hatte der Schock geholfen, auf diese Weise mit dem Geschehen fertig zu werden. Doch ein Schock hielt nicht ewig ein.

Spätestens beim zweiten Mal hatte er realisiert, was mit ihm gemacht wurde. Wie die Tat sich wie ein dunkler Nebel über seine Seele legte und begann sie zu verzehren. Er hatte gemerkt, dass er das Problem so nicht lösen konnte.

Er war wieder an die selbe Stelle gelangt, wie die Monate zuvor, dass er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte.
 

Aus Angst, dass sein Körper ihm erneut nicht gehorchte, hatte er sich erstaunlich schnell gefügt. Der Schwäche, nicht mal Herr über sich selbst zu sein, hatte ihn gelähmt. Da war es doch besser, er ließ es einfach über sich ergehen und wusste, dass es bald vorbei sein würde, als das er alles unnötig in die Länge zog und sich seiner Ohnmacht erst recht bewusst wurde.
 

Itachi war aufgestanden und hatte die Teeschalen vom Schreibtisch genommen, eine seinem kleineren Bruder gegeben. Schweigend hatte er den Ausführungen gelauscht, hatte ihm einfach den Beistand gegeben, nachdem er sich sicherlich sehnte. Sasuke trank einen Schluck des abgekühlten, grünen Tees und merkte, wie er seine Nerven beruhigte.

Er hatte mit leiser, aber ruhiger Stimme gesprochen und im Gegensatz zu heute Morgen, seinen Tränen nicht nachgegeben.
 

»Du solltest versuchen zu schlafen«, meinte der ältere Uchiha, der davon überzeugt war, dass die Ruhe dem Kleinen gut tun würde.
 

Der 18-Jährige trank den Rest seines Tees und nickte zustimmend. Es würde nichts bringen zu diskutieren, also musste er seine seine Kräfte dafür nicht verschwenden. Seufzend legte er sich ins Bett, kuschelte sich unter die warme Decke und schloss seine Augen.
 

Itachi blieb noch für einen Augenblick neben ihm sitzen, versicherte sich, dass er wirklich eingeschlafen war, dann stand er auf, nahm sich einen neuen Mantel aus seinem Schrank und zog diesen über. Es störte ihn nicht, dass Sasuke in seinem Bett schlief, er musste gehen.

Er war schon zu lange geblieben.

~~~
 

Das wars.

Wir sind am Ende.
 

Des Kapitels ^.^

Ich hoffe, ihr verzeiht mir den kleinen Schreck, aber es wäre so fies an der Stelle der Fanfic aufzuhören, nicht? Eben, deswegen mach ich es nicht. Da gibts doch noch mehrere Fragen zu lösen und ich bin kein Freund von ungelösten Problemen.

Ja, ich weiß, das Kapitel kommt (für die Verhältnisse der Geschichte) reichlich spät und es tut mir wirklich leid, aber ich hatte eine kreative Pause gebraucht. Dafür lade ich das Kapitel mitten in einer Vorlesung hoch. Falls ihr mehr Fehler als gewöhnlich findet, bitte ich das zu entschuldigen, dass kommt davon, wenn man während einer Vorlesung schreibt. Aber ich konnte nicht anders. Nicht, dass ihr euch daran ein Beispiel nehmen sollt.

Entdeckung

Der Wind ließ die Nacht kälter wirken, als es eigentlich der Fall war. Unablässig wehte er durch die Landschaft, die Blätter an den Bäumen raschelten unruhig. Vielleicht kam es Itachi aber auch nur so vor, als er durch den dunklen Wald ging, äußerlich waren ihm seine Gedanken jedoch nicht anzumerken. Gemächlichen Schrittes streifte er wie ein Schatten durch den Forst. Das dichte Blätterdach hinderte das Licht des Mondes daran, es vollständig zu durchdringen, aber seine blutroten Augen hatten keine Probleme, seine Umgebung zu erkennen. Seine ausdruckslose Miene ließ nicht erahnen, dass ihn etwas beschäftigte. Dennoch drehten sich seine Gedanken nur um ein Thema.

Sasuke.
 

Seit er seinen kleinen Bruder auf einer Lichtung unweit von hier entdeckt hatte, überkamen ihn Fragen, auf die er einfach keine Antwort fand.

Sollte er ihm einfach fern bleiben?

Sasuke hatte sich gegen Hilfe gesträubt, doch mehr aus peinlicher Berührung als aus Überzeugung. Und er hatte bemerkt, dass ihn das Geschehen mehr quälte, als der Kleine sich selbst eingestand.

War es ein Fehler gewesen, sich um ihn zu kümmern?

Als wenn er ihn, geschunden wie er war, einfach dort hätte liegen lassen können.

Für einen Moment wurden seine Überlegungen von dem überschattet, was er am Morgen gesehen hatte.
 

>

Kurz nach Sonnenaufgang hatte er sich von Kisame verabschiedet. Er wollte etwas aus einem Versteck seines Clans holen, das sich in der Nähe befand. Sein Partner respektierte seinen Wunsch, alleine dort hingehen zu wollen, denn das war für Itachi nichts Seltenes. Tatsächlich hatte er es sich schon früh angewöhnt, die Zufluchten der Uchiha alleine aufzusuchen, wenn er eine besondere Schriftrolle oder ähnliches brauchte. Jedes von ihnen verbarg Geheimnisse, die Unbeteiligte nicht zu Gesicht bekommen sollten. Aufzeichnungen über Jutsu, über ihr Kekkei Genkai, über die Geschichte des Clans ...

Der Fischmensch hatte genug Respekt vor dem Jüngeren, um ihm nicht hinter herzuschleichen, überhaupt konnte er sich Gemetzel anrichten, für die sich der Dunkelhaarige nicht begeistern konnte. Auf der anderen Seite sagte Itachi nichts darüber, wenn er zurückkehrte und leblose Körper um den Shinobi aus Kirigakure lagen oder sein Samehada vom Blut der vielen Opfer rot gefärbt war. Trotz seiner eigenen Vergangenheit war der Konoha-Nin kein Freund von diesen Gräueltaten, was den Älteren verwunderte, aber er sprach ihn nie darauf an. Ihre Partnerschaft funktionierte wohl deswegen so gut, weil sie klare Regeln hatten, über die sie nie gesprochen hatten, an die sie sich dennoch hielten. Und eine davon lautete, dass Itachi, der zweifelsohne Intelligentere, das Sagen hatte.

Ohne große Eile war er an diesem Morgen zu einem Versteck aufgebrochen, hatte Kisame in der Nähe eines Dorfes zurück gelassen, dass es gegen Abend wohl nicht mehr geben würde. Er belastete sich nicht unnötig mit dem Gedanken, während er nahezu lautlos von Ast zu Ast zu sprang, sein Sharingan wie so häufig aktiviert und seine sämtlichen Sinne geschärft. Gerade wenn er alleine unterwegs war, befürchtete er Angriffe, besonders von Ninja aus seinem ehemaligen Heimatdorf. Die Chance, ein Akatsuki-Mitglied alleine anzutreffen, musste für die meisten zu verlockend sein. So drang ein Geräusch an seine Ohren, das ihn auf einem Ast innehalten ließ. Es klang nicht wie etwas, das in den Wald gehörte.

Angestrengt lauschte er.
 

Es war zu leise und undefinierbar, als das er daraus schlau geworden wäre, doch er hatte eine Richtung ausmachen können, in die er sich nun bewegte. Er hätte es ignorieren können, aber er wusste, dass er nicht entdeckt werden würde und bevor es sich um Feinde handelte, die eine Falle vorbereiteten, wollte er wissen, was das Geräusch verursachte. Umso näher er der Quelle kam, umso deutlich klang es ... nach einem Stöhnen?

Ihm waren die Laute der Lust nicht unbekannt, aber etwas zog ihn weiter in die Richtung, eine Neugier, obwohl er fast wusste, was für ein Bild sich ihm bieten würde. Zwei Menschen, die die Ruhe des Gehölzes für sich nutzen wollten. Eigentlich war er nicht so pervers, dass er sie dabei beobachten wollte, aber irgendetwas stimmte nicht. Das sagte ihm sein Instinkt. Und je näher er kam, umso mehr wusste er, was es war.

Die Lautere der beiden Stimmen klang lustvoll und genießerisch, die andere hingehen war leise, fast unterdrückt und wirkte gequält. Noch bevor er in Sichtweite der zwei Gestalten war, wusste er, wen er dort sehen würde. Er spürte die Präsenzen und eine davon kannte er besser als jede andere. Sie war ihm vertrauter, als alles andere auf der Welt.

Es war sein jüngerer Bruder.
 

Als er, hinter einem dicken Baumstamm verborgen, einen Blick auf die Lichtung erhaschen konnte, traute er seinen Augen kaum. Das Bild, das sich ihm bot, brannte sich mit ungeheurer Intensität in sein Gedächtnis. Auf dem saftig grünen Gras lag Sasuke, an Händen und Füßen gefesselt, seine Kleider achtlos vom Leib geschält und über ihm- in ihm- vergnügte sich ein älterer Mann, den Itachi nicht kannte. Doch das spielte keine Rolle. Er sah, dass sein kleiner Bruder das nicht freiwillig über sich ergehen ließ, erkannte salzige Tränen, die in der Sonne unschuldig glitzerten.

Und er konnte nichts tun.

Er war zum Abwarten verdammt.

Ein erster Impuls wollte ihn auf den Unbekannten los gehen lassen, ihn von dem hellen Körper zerren und ihn für das Büßen lassen, was er tat. Aber er besann sich eines Besseren.

Auf die Weise könnte er den 18-Jährigen nur noch mehr verletzten, körperlich, wie seelisch. Es war unmöglich zu sagen, wie er reagieren würde, wenn sein großer Bruder ihn aus der Situation befreien würde, so schmerzhaft, wie es hätte werden können.

Noch bevor er einen wirklichen Entschluss hatte fassen können, bemerkte er, wie der Brünette sich entfernte und den gequälten Uchiha zurück ließ. Itachi hätte ihm folgen können, doch gab es Wichtigeres, um das er sich zu kümmern hatte. Im Schatten des Baumes beobachtete er eine Reaktion Sasukes, die jedoch ausblieb. Er hatte die Augen geschlossen, dennoch rannen die Tränen unbeirrt über sein gerötetes Gesicht. Seine Atmung beruhigte sich und seine Muskeln entspannten sich. Er machte nicht den Eindruck, als würde er etwas um sich herum wahrnehmen.
 

Langsam schritt der Ältere auf den Schwarzhaarigen zu und hockte sich neben ihn. Sanft strich er die warmen Tränen aus dem hübschen Gesicht und anschließend beruhigend über die Wange. Kurzer Hand entschlossen, zog er sich seinen schwarzen Mantel mit den roten Wolken aus, und hüllte die wehrlose Gestalt in diesen ein, nahm ihn auf die Arme und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Der Kleine würde Ruhe brauchen und in einem Gebäude würde er diese eher finden als in der freien Natur.
 

Ob er den Jungen in seinen Armen allein lassen würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch so wenig, wie er mitbekommen hatte, wusste er genug, dass er Antworten haben würde. Sasuke war ein Kämpfer, er hätte sich nie so leicht unterkriegen lassen und noch weniger hätte er sich seinen Schmerz anmerken lassen. Er hatte mehr Probleme, als er in seinen jungen Jahren alleine bewältigen konnte. Und Itachi hatte nicht vor ihn im Stich zu lassen, unabhängig dessen, was zwischen ihnen vorgefallen war. Nur war ihm allzu bewusst, dass ihm die Zeit im Nacken saß. Wenigstens ein bisschen würde er sich für seinen Bruder nehmen können.

<
 

Er hasste es.

Er hasste es, wenn er der Person nicht helfen konnte, die ihm am wichtigstens war.

Er hasste es, wenn ihn Fragen quälten, auf die er einfach keine Antwort finden konnte.

Er hasste es, wenn er sich nicht um das kümmern konnte, was ihm am meisten am Herzen lag.
 

Wäre es nach ihm gegangen, wäre er länger bei seinem kleinen Bruder gewesen, der seine Nähe zugelassen hatte, trotz allem, was zwischen ihnen stand. Kisame hätte sich Gedanken gemacht, wo er denn bliebe, aber er wusste einerseits nicht, wo sich das Versteck befand und hätte andererseits genug Möglichkeiten gefunden, seine Langweilige zu vertreiben.

Das Problem war Akatsuki.

Ihr Anführer wäre sicher nicht begeistert, wenn er wüsste, dass die beiden zu lange getrennt wären, immerhin waren sie ein Team und agierten immer zusammen. Auf Dauer würde das zu unangenehmen Fragen führen, die Itachi nicht hätte beantworten wollen. Gerade, wenn es um diese Situation ging. Er brauchte eine Ausrede, wenn er sich länger um Sasuke kümmern wollte und mit der Überlegung einer solchen, sollte er sich nicht zu viel Zeit lassen.

~~~
 

Mal ein Kapitel aus Itachis Sicht. Es ist jetzt nicht so viel neues passiert, aber ich dachte, ein wenig Ruhe tut uns allen ganz gut. Und immerhin ist das hier eine ItaSasu-FF und keine Sasuke-Fanfiction, da müssen Itachis Gedanken auch mal beschrieben werden. Und jetzt dürfte auch klar sein, wohin er geht ^.^ Jedenfalls nicht zu einer Freundin, aber läuft möglicherweise etwas zwischen ihm und Kisame? Na, lasst euch überraschen ^.^

Eine Frage, die sich jetzt aufwirft, ist natürlich: Sehen sich Ita und Sasu noch mal wieder? Kisame und Itachi können sich ja nicht ewig in der selben Gegend aufhalten, nicht? Und Sasuke hält es sicher auch nicht lange an einem Ort. Und dann bleibt die Frage, ob die beiden mehr Zeit für einander haben.

Ganz ehrlich: Ich hab keine Ahnung. Mein Kenntnisstand der FF ist vermutlich ein Kapitel weiter als eurer, jedenfalls hab ich ne ungefähre Vorstellung. was im nächsten passiert, aber wie es im Großen und Ganzen abläuft, kann ich euch beim besten Willen nicht sagen. Natürlich hab ich ne Grundidee, aber so bleibt es spannend und ich hab Lust weiter zu schreiben. Sonst erfahr ich nie, wie das alles endet! Und ihr auch nicht, also, genug der langen Nachrede, ich hoffe, die Kapitel dauern nicht zu lange, auch wenn sie nicht mehr täglich hochgeladen werden ^.^'
 

Selten, aber doch gerne geschrieben, die Danksagung (hier jedenfalls sehr selten):

Tara-San

Das war ne Überraschung ^.^

Natürlich möchte ich mich auch hier ganz herzlich für deinen Kommentar bedanken, gerade, da es bei Mexx ja noch reichlich ruhig diesbezüglich ist. Aber dafür lesen wir uns an anderer Stelle ja häufig ^.^ Ansonsten, ja, es ist wohl von Vorteil, wenn man die Adult-Szenen lesen kann, aber soll man machen? Ich kann sie ungekennzeichnet ja nicht hochladen und ich hoffe, dass ich bei dem Kap kein Adult angeben muss. Sonst kannst du den Kommi ja nicht lesen XD

Empfindung

Leises Gezwitscher der Vögel drang an seine Ohren und kündigten den neuen Tag an. Die Sonnenstrahlen wurden von einem dunklen, kurzen Vorhang davon abgehalten, die Ruhe des Jungen zu stören. Auch wenn Sasuke nicht mehr schlief, genoss er diesen Moment einfach. Die Wärme des gemütlichen Bettes hüllte seine Gedanken in eine Wolke, die sie davon abhielt, in sein Bewusstsein zu dringen. Mit einem zufriedenen Seufzen drehte er sich auf die andere Seite. Ein wohl bekannter Geruch kitzelte seine Nase und verstärkte die Geborgenheit noch.

Itachis Geruch.
 

Vergangenheit und Gegenwart vermischten sich, Traum und Realität wurden eins und seine Vorstellung führte ihn für einen Moment in eine Zeit, in der alles in Ordnung gewesen war.

Bestimmt hatte ihn ein Albtraum wie so häufig in das Bett seines Bruders geführt, wo dessen starke Arme sich beschützend um ihn gelegt hatten und ihm nicht sanfter Stimme ins Ohr geflüstert wurde, dass alles gut war. Jetzt am frühen Morgen war er sicherlich duschen, bereits beim Hokage, um eine neue Mission entgegen zu nehmen oder saß unten in der Küche und unterhielt sich mit seinen Eltern über wichtige Dinge, während Mikoto das Frühstück vorbereitete. Nur konnte er außer dem Gesang der Vögel nichts hören. Es fehlten Geräusche, die sein Aufwachen sonst immer begleiteten.

Hatte er etwa verschlafen?

Aber spätestens zum Frühstück hätte man ihn doch geweckt. Es kam selten vor, dass sie alle zusammen aßen, sodass seine Mutter darauf Wert darauf legte.
 

Verschlafen und diesmal ergeben seufzend richtete er sich auf und öffnete träge seine schwarzen Augen. Als Erstes stellte er fest, dass er nicht in Itachis Zimmer lag. Besser gesagt nicht dem, das er erwartet hätte. Die Erinnerung der letzten Tage kroch langsam durch seinen Kopf und Kopf schüttelnd bemerkte er, dass er nicht mehr das Kind war, dass nach einem schlechten Traum bei seinem älteren Bruder Schutz suchte.

Der Geruch kam von dem Mantel, den alle Akatsuki-Mitglieder trugen, und der ihm gestern um die Schulter gelegt worden war. Gedankenlos strich er über den weichen Stoff, während er aufstand und sich unschlüssig im Raum umschaute. Seine Gedanken waren noch nicht vollständig in der Wirklichkeit angekommen und er war sich nicht sicher, was er tun sollte. Wenigstens erinnerte ihn sein Magen daran, dass er seit Stunden nichts gegessen hatte, so beschloss er, sich auf die Suche nach einer Küche zu machen. Wenn er etwas zu sich genommen hatte, würde sein Gehirn hoffentlich wieder vernünftig arbeiten.
 

Kurzer Hand verließ er den kleinen Raum und machte sich auf folgten den langen Gängen, hielt Ausschau nach der Küche. Es war eines der Uchiha-Verstecke, in denen er sich nicht auskannte und doch hatte seine Suche bald ein Ende. Als er den Raum gefunden hatte, warf er zu erst einen Blick in den Kühlschrank, musste aber feststellen, dass dieser alles andere als reich gefüllt war. Ein paar Früchte konnte er entdecken, außerdem ein bisschen gebratenes Fleisch in einer Aufbewahrungsbox, das von einem Kaninchen stammte. Jedenfalls besagte das die ordentlich geschriebene Handschrift.

Itachis Handschrift.
 

Der 18-Jährige begnügte sich mit den Früchten, da er leichte Speisen für den Start in den Tag bevorzugte. Mit zwei Äpfeln und verschiedenen Beeren setzte er sich an den Küchentisch und verputzte ungefragt seinen Fund, gönnte sich nebenbei noch etwas Wasser aus der Leitung. Das Essen regte seine Gedanken an, und nachdem er sich den gestrigen Tag vollständig in Erinnerung gerufen hatte, jedenfalls den Teil, den er nicht verschlafen hatte, überlegte er, was er heute tun konnte.

Er wusste nicht, ob sein Bruder zurückkommen würde und ein Teil von ihm wollte das gar nicht wissen. Seine plötzliche Fürsorge hatte den Schwarzhaarigen verwirrt und er wusste, dass er ihm jetzt nicht als Feind gegenüberstehen wollte. Er hatte genug andere Probleme, die ihn belasteten und denen er sich entledigen musste. In der Regel brachte es ihm nichts, wenn er über die Hintergründe von Itachis Taten nachdachte, sie waren zu verworren, als das man sie nachvollziehen konnte. Und er wollte die leise Hoffnung nicht begraben, dass er sich nur um ihn gekümmert hatte, damit er seine alte Stärke zurück erlangte. Er wollte die Zuversicht nicht aufgeben, dass er ihm doch etwas bedeutete. Dass er möglicherweise einen anderen Grund gehabt hatte, ihre Eltern umzubringen und ihm am Leben zu lassen, als er damals gesagt hatte ...
 

Ruckartig stand Sasuke auf, riss sich den Mantel von den Schultern und verließ schnellen Schrittes die Küche. Er durfte solche Gedanken nicht zu lassen, er musste sich auf den Hass konzentriere und sein Ziel konzentrieren. Der 23-Jährige war sein Feind und er musste ihn umbringen, wenn er sich für das Rächen wollte, was er ihm angetan hatte.

Auch wenn er sich am Abend fast liebevoll um ihn gekümmert hatte ...

Nachdem er ihn überwältigt und ihm schmerzhaft bewiesen hatte, dass Genin immer noch keine Chance gegen ihn hatte. Wobei er es war, der ihn zu erst angegriffen hatte ...

Gerade schonend hatte er ihm dennoch nicht unterstellt, dass er sich dem Typen freiwillig hingegeben hatte. Anders hätte er den Kleinen aber auch nicht dazu gebracht, darüber zu reden ...
 

Seine Schritte führten den Uchiha in das Schlafzimmer zurück, in dem immer noch seine Waffen lagen. Er musste sich von den Gedanken befreien, die seinen Hass mindern konnten und das ging am besten, wenn er trainierte. Oder sollte er diesen Ort gleich verlassen, der ihm Schande und Verwirrung bereitete? Vermutlich wäre es das beste.

Er steckte sein Schwert in einen einfachen Gürtel, den er im Schrank gefunden hatte und auch die Tasche mit seinen Ninjawerkzeugen wurde so an ihrem Bestimmungsort befestigt. Da er mehr nicht hatte, konnte er sich gleich auf den Weg in das nächste Dorf machen. Eine oder mehrere Nächte im Wald verbringen, wollte er doch lieber vermeiden.
 

Von Ast zu Ast springend, machte er sich in Richtung eines Dorfes auf, das nördlich von dem Wald lag. Während seines letzten Aufenthaltes in einem Gasthaus hatte er sich auf einer Karte die Umgebung angesehen und den Wald nach Trainingsmöglichkeiten und einer weiteren Unterkunft gewählt.

Eigentlich hatte er üben wollen, aber die Gefahr auf Itachi, einem abtrünnigen Ninja, in einem Dorf zu treffen war geringer als im Versteck. Und er wusste nicht, was er tun sollte, wenn ihm die Möglichkeit gegeben wäre, nochmal mit dem Älteren zu reden. Ihn zu fragen, warum er sich um ihn gekümmert hatte, warum er ihm geholfen und was er in dem Wald überhaupt zu suchen hatte. Ganz davon abgesehen, dass ihn Dinge beschäftigten, die mit dieser einen Nacht zu tun hatte, die sie mehr als alles andere voneinander getrennt hatte.

Sasuke wusste nicht warum, aber plötzlich fiel ihm etwas ein, dass Kakashi während ihres ersten Trainings gesagt hatte.

Ein Ninja muss eine Täuschung erkennen können ...
 

Wieder weigerte sich der Junge, einen Gedanken zu Ende zu denken, der ihn Itachi als zärtlichen, besorgten großen Bruder darstellen konnte. Vermutlich war es ganz normal, dass er sich nach dieser Seite sehnte, wo er doch der Einzige war, der von seiner Peinigung wusste und der für ihn da gewesen war.

Dass er sich nach dieser Seite sehnte?
 

Der Heranwachsende mit den schwarzen Augen zog ein Kunai aus seiner Tasche, sprang vom Ast und warf das Messer noch in der Luft gegen einen anderen Baum. Seine Gedanken gingen wirklich zu weit. Mit einer flüssigen Bewegung zog er sein Katana, aktivierte dabei sein Sharingan und führte elegante Bewegungen aus, während um die dicht stehenden Bäume herum wirbelte und versuchte sie nicht mit der scharfen Klinge zu treffen. Wenn sein Weg ihn nicht vom Denken abhielt, dann hoffentlich das Training. Nur achtete er darauf, dass er sich nicht wieder so verausgabte. Immerhin befand er sich immer noch in dem Wald, in dem das Unglück geschehen war und der Unbekannte hatte ihn beobachten können, ohne dass er es gemerkt hatte.

Instinktiv beobachtete Sasuke seine genauer als gewöhnlich, ließ sich keine verräterische Bewegung entgehen. Sein Körper war nach der kargen Mahlzeit und der Anstrengung des vergangenen Tages noch nicht vollständig erholt, doch es reichte, dass er seine Übungen so weit intensivieren konnte, dass für Nachdenken kein Platz blieb.
 

Er hatte sich vor langer Zeit entschieden, dass Hass auf seinen Bruder alles war, was er brauchte, dass andere Bindungen einen nur behinderten und verwirrten. Deswegen hatte er sich gegen das Dorf und gegen seine Freunde entschieden und jetzt wusste er, dass es stimmte. Selbst wenn es immer noch um seinen Bruder ging, die Gefühle, die tief in seiner Seele keimten, verminderten seinen Hass. Diese Empfindungen konnten ihn entweder aus dem Schmerz der Schmach befreien, oder ihn endgültig zerbrechen lassen.

~~~
 

Zurück zu Sasuke ^.^

Kennt ihr das, wenn sie die Kapitel von selbst schreiben? Man fängt an, fragt sich noch, ob man mit dem Gedanken auf die nötige Länge kommt und schon ist man am Ende des Kapitels. Im Laufe der Geschichte haben sich so viele Fragen aufgeworfen, dass ich langsam anfangen sollte, diese zu beantworten, nicht?

Es bleibt immer noch die Frage aus Kapitel 1, wer denn der Unbekannte war. Einfach zu sagen, dass es irgendwer ist, der die Geschichte in Gang bringen soll, ist ein wenig zu einfach, nicht?

Itachi hat den Typen ja auch gesehen und wir erinnern uns, kurz hatte er den Gedanken gehabt, ihm zu folgen statt seinem Bruder zu helfen. Ob ich ihm die Rache gönnen soll?

Dann bleibt die Frage, warum er sich um Sasuke gekümmert hat?

In dem Kapitel sind zwei Ansätze zur Sprache gekommen: Entweder, weil sein Kleiner Bruder ihm etwas bedeutet, oder weil er wirklich nur sicher gehen will, dass Sasuke sein Ziel nicht aus den Augen verliert. Kapitel 7 dürfte Antwort genug sein, aber wir kennen Itachi, er ist niemand, der Gefühle zu lässt und sich noch weniger von ihnen beherrschen lässt. Und Sasuke will seine Rachegefühle ja auch nicht aufgeben. Ob sich die Brüder beim nächsten Treffen doch als Feinde gegenüber stehen?

Oder ob sie gar zueinander finden?

Drama oder Happy End, dazu hab ich mich bisher ja noch nicht geäußert.

Und sollten die beiden zusammenfinden, müssen sie sicherlich Itachis Ermordung des Clans aufarbeiten (was zu einer Spoilerwarnung führen könnte).

Abgesehen davon, ob die beiden überhaupt Zeit finden, um einander näher zu kommen und ob sie sich überhaupt nochmal treffen, ist bis jetzt ja auch nicht sicher.

Sollten die beiden sich doch bekommen, bleibt die Frage, wie nahe Sasuke Itachi an sich ran lässt. Intimität ist ja doch kein leichtes Thema für ihn.

Es bleibt also (hoffentlich) spannend ^.^ In der Aufzählung hab ich hoffentlich nichts vergessen, aber wenn es Dinge gibt, die euch noch brennend interessieren und die ihr unbedingt erfahren wollt, lasst es mich wissen, ich werd versuchen jede Frage im Laufe der FF zu beantworten ^.^

Lüge

Schweigend hatten Itachi und Kisame das ausgelöschte Dorf hinter sich gelassen. Der Fischmensch hatte sich nicht zurückgehalten, als er sich die Zeit vertrieben hatte. Die Akatsuki-Mitglieder hatten sich nach Norden gewandt, waren auf dem Weg zu einem Unterschlupf ihrer Organisation. Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, als sie den Weg verließen, dem sie folgten, um am Wegesrand eine Pause einzulegen.
 

»Kann es sein, dass du über etwas nachdenkst, Itachi-San?« erkundigte sich die hünenhafte Gestalt, während er sein Samehada mit einem Grinsen in den Boden rammte.
 

Der Uchiha hatte sich nicht anders verhalten als sonst, seine ausdruckslose Miene verriet seinen Gemütszustand nicht und seine Körperhaltung war wachsam, aber ruhig. Sein blutroter Blick verbarg seine Gedanken, doch konnte Kisame eine gewisse Spannung um den Jüngeren spüren. Sie waren lange genug Partner, dass er Itachis nicht nach dem beurteilte, was er zeigte, sondern nach dem, was ihm umgab.
 

»Ich habe Aufzeichnungen über ein Jutsu gefunden, das hilfreich werden könnte. Allerdings sind sie unvollständig, sowohl die Anwendung als auch die Wirkung ließen sich in der kurzen Zeit nicht entschlüsseln. Dennoch halte ich es nicht für unmöglich«, kam die Antwort und der Blick seines Sharingan wanderte zu dem Blauhäutigen.
 

»Wieso hast du sie nicht einfach mitgebracht?«
 

»Es geht um ein geheimes Jutsu der Uchiha.«
 

Mehr brauchte Itachi nicht sagen, denn der Kiri-Nin wusste, wie wichtig ihm der Clan und gerade dessen Geheimnisse waren. Wieso sonst würde er die Verstecke immer alleine aufsuchen? Mehr noch, er kannte den anderen gut genug, um zu wissen, dass er keine Problematiken ansprach, für die er keine Lösung hatte. Neugierig funkelten seine kleinen Augen den anderen an, ohne dabei seinen Blick direkt zu erwidern. Auch wenn der 23-Jährige seine Fähigkeiten gut unter Kontrolle hatte, schaute man ihm besser nicht zu lange in die Augen. Es konnte doch vorkommen, dass man etwas Falsches sagte.
 

»Die Gegend ist ruhig, wir sind weit weg von versteckten Dörfern, es stellt kein Risiko dar, wenn du alleine weiter gehst und ich mich mit den Aufzeichnungen befasse. Im Kampf gegen die Konoha-Nin könnte es von Vorteil sein. Es sollte nicht zu lange dauern«, erklärte Itachi seine Idee kurz, musste jedoch nicht erwähnen, dass er währenddessen lieber ungestört war. Wie sollte er sich auf seine Arbeit konzentrieren, wenn sein Partner gelangweilt in dem Versteck lungerte?
 

Während er den Älteren davon in Kenntnis setzte, hatten sich seine Gedanken mit denen ihres Anführers verbunden, um nicht alles wiederholen zu müssen. Prüfend wanderte sein Blick gen Himmel. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Sie waren schon eine Weile unterwegs gewesen und vor Einbruch der Dunkelheit würde er es nicht bis zum Versteck schaffen. Allerdings war er niemand der sich davor fürchten brauchte, in einem dunklen Wald umherzuspazieren.

Es dauerte eine Weile, eher er eine Antwort bekam, doch fiel sie positiv aus. Wenn sie dadurch ihre Chancen im Kampf gegen Konoha, die schon einige empfindliche Treffer gelandet hatten, verbessern konnten, würde er nicht ablehnen, auch wenn es für Akatsuki ungewöhnlich war, alleine zu agieren.
 

Zufrieden damit löste er die Verbindung und erhob sich von dem Gras, auf dem sie sich niedergelassen hatten. Ohne viele Worte verabschiedeten sich die beiden, denn je schneller der Dunkelhaarige mit seinen Nachforschungen begann, umso besser war es. Da er auch nicht wusste, wie viel Zeit ihm gelassen wurde, wollte er diese auch nicht verschwenden.
 

Es gab keinen Wald, in dem er sich unbemerkt fortbewegen konnte, so war er gezwungen, der Straße zu folgen, was sich auf seine Geschwindigkeit auswirkte. Gemächlichen Schrittes folgte er dem Weg, nutzte die Gelegenheit, um seine Gedanken zu ordnen.
 

Sein Entschluss war töricht, er hatte Akatsuki belogen, weil er sich lieber um seinen jüngeren Bruder kümmern wollte. Ihn ließen die Ereignisse nicht los, Sasukes Erzählung über sein erstes Mal, die Ereignisse auf der Lichtung, die alles wieder zum Vorschein gebracht hatte. Seine aufgewühlten Gefühle.

Für Itachis Verhältnisse war es unlogisch, er riskierte alles zu zerstören, woran er zehn Jahre gearbeitet hatte. Und doch erinnerte er sich überdeutlich an den Schmerz, den Sasuke quälte und den er für kurze Zeit gezeigt hatte.
 

Er hatte den 18-Jährigen in das Versteck gebracht, ihn in neue Kleidung gehüllt und ihn auf dem Bett ausruhen lassen. Vorsichtshalber hatte er die Tür und das Fenster versiegelt, damit er nicht fliehen konnte. Stundenlang hatte er darüber nachgedacht, wie er sich am besten verhalten sollte. Wäre es ein Kampf gewesen, den der junge Shinobi schwer verletzt überstanden hätte, hätte er sich nicht darum gekümmert. Doch ihm war etwas geschehen, dass mehr die Seele als den Körper zerstörte und wer wusste besser, als er selbst, wie sensibel der Junge sein konnte?

Er hatte ihm helfen müssen, ein innerer Drang hatte sich dagegen gewehrt, ihn einfach in Ruhe zu lasen. Er hatte eine Antwort haben wollen.

Hatte er deswegen so schnell aufgegeben, weil ihm das Erlebnis nicht unbekannt war?

Das Sasuke es ihm nicht einfach machen würde, war abzusehen gewesen, doch Itachi konnte nicht weniger stur sein und er wusste, dass er ihn in eine Ecke drängen musste, wenn er wissen wollte, wie der Jüngere wirklich damit umging. Mit der Provokation, dass er es gewollt hatte, war es ihm gelungen und er hatte bemerkt, dass den jungen Uchiha das nicht so kalt ließ, wie er sich selbst vielleicht eingeredet hatte.
 

Der Chunin hatte gemerkt, wie wichtig seinem jüngeren Bruder die Nähe gewesen war, einfach aufgefangen zu werden. Nicht alleine mit der Verwirrung zu sein, wieso ihm das schon wieder passieren musste. Sich jemanden anvertrauen zu können, ohne den anklagenden Blick auf sich spüren zu müssen, dass er über sich ergehen ließ.
 

Die Sonne war gerade untergegangen, als Itachi ein Dorf nördlich des Waldes erreichte, in dem sein Ziel lag. Da er nicht davon ausging, dass Sasuke sich dort immer noch aufhielt, konnte er die Nacht auch hier verbringen und in Erfahrung bringen, ob er nicht sogar hier vorbei gekommen war. Als ehemaliger ANBU-Truppenführer wusste er, wie er Personen aufspüren konnte. Wenn sein Bruder seinen unbestimmten Weg weiter folgen würde, einfach durchs Land reisen, um zu trainieren, dann würde er Proviant und Dinge des täglichen Bedarfs brauchen, die ihm der Wald nicht bieten konnte. Soweit er wusste, lag dieses Dorf am nähsten, also war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der 18-Jährige hier vorbei gekommen war.
 

Der Dunkelhaarige folgte der Hauptstraße, bis er ein Gasthaus fand, in dem er Nacht verbringen konnte. Von der Hausherrin bekam er ein freies Zimmer zur Verfügung gestellt, das er sich kurz ansah, seinen Mantel an einem Kleiderhaken hängte und wieder zurück in den Schankraum ging. Er war unauffälliger, wenn er nicht das Erkennungszeichen der Akatsuki trug. Auf den Ring würde kaum jemand achten. Während er sich etwas zum Essen bringen ließ, dachte er über seine nächsten Schritte nach.

In Sasukes Zustand würde er nicht weit kommen, ihm war bewusst, dass der Kleine sich durch Training ablenkte und davon ausgehend, dass ihn die jüngsten Ereignisse noch beschäftigten, würde er eine Weile trainieren müssen. Das erhöhte die Chancen, dass er vielleicht doch noch in dem Versteck war. Oder er hatte sich wieder auf den Weg gemacht, dann würde er hier im Dorf vielleicht an Informationen kommen, danach würde es mühsam werden seine Spuren zu finden. Auf alle Fälle würde er morgen ein paar Leute befragen und in dem Versteck nach Anhaltspunkten suchen. Etwas in ihm weigerte sich, den Jungen jetzt im Stich zu lassen.

Das Essen kam und Itachi schob die Gedanken beiseite, betrachtete lieber die Gäste im Schankraum. Soweit er erkennen konnte, hielten sich keine Shinobi hier auf, was die Sache leichter machte. Er konnte sich freier bewegen und lief nicht Gefahr gleich angegriffen zu werden. Die Tür ging auf, und noch bevor der 23-Jährige aufsah, wusste er bereits, dass seine Suche ein Ende hatte, bevor sie überhaupt angefangen hatte.

Der Blick seiner schwarzen Augen wanderte zu dem 18-Jährigen, der das Gasthaus betreten hatte, und in dessen Augen spiegelte sich erst Verwunderung, dann Verwirrung. Unschlüssig blieb er in der Tür stehen.

~~~
 

Bisher waren die Kapitel eigentlich nur Vorspiel, jetzt kommen wir zum Hauptteil. Jedenfalls kann man das Kapitel als eine Art Prolog zum Hauptteil sehen. Immerhin haben wir ein Problem gelöst, Sasuke und Itachi hätten Zeit für einander, wenn sie denn wollen.

Wie schnell die nächsten Kapitel kommen, kann ich nicht sagen, mir ist ein neues Buch in die Hände gefallen und das will auch gelesen werden ^^' Ich werd mir aber Mühe geben, die Geschichte nicht zu vernachlässigen und die nächsten Kapitel werden besser, versprochen.

*von dem Kapitel nicht ganz überzeugt bin*
 

An dieser Stelle gilt mein ganz herzlicher Dank:

Tara-San

Ich freu mich, dass du auch hier etwas Leben in die Review-Welt bringst ^.^ Ich lese deine Kommis immer gerne ^.^

Gespräch

Bis das goldene Licht der untergehenden Sonne den Wald in angenehme Farben tauchte, war Sasuke darum bemüht, seine Gedanken mittels Training zu verscheuchen. Erst als ihm dies gelungen war, seine Atmung einem schweren Keuchen glich und seine Haut von seinem Schweiß gekühlt wurde, sammelte er seine Wurfwaffen ein und steckte das Schwert zurück in die Scheide. Er war erschöpft, aber ruhiger, wenn auch noch nicht entspannt. Hinter jedem Baum rechnete er mit einem versteckten Angreifer, weswegen er sich beeilte, aus dem Wald zu kommen und zum nächsten Dorf zu gelangen. Eine Nacht in der Herberge würde ihm gut tun, danach konnte er sich wieder auf das konzentrieren, was vor ihm lag.

Normalerweise half ihm der Gedanke an sein großes Ziel, der Rache an seinem Bruder, die Erschöpfung und das nagende Hungergefühl zu verdrängen, doch heute Abend wollte sich der Hass nicht so recht einstellen.

Wie auch, wenn die jüngsten Taten Itachis alles andere als verachtenswert waren?

Ein ironisch Lächeln legte sich auf seine Lippen, als ihm in den Sinn kam, warum sein Bruder das getan hatte. Vielleicht befürchtete er, Sasuke könnte zu stark werden und wollte ihn verwirren, möglicherweise dazu bringen, ihm zu verzeihen?

Der Gedanke war so absurd, dass ich ein leises Lachen aus seiner Kehle schlich. Itachi hatte eindrucksvoll bewiesen, dass der junge Uchiha keine Gefahr für ihn darstellte.
 

Seine Atmung hatte sich wieder normalisiert, als er das Dorf erreichte, nur seine nassen Haare und die klamme Kleidung erinnerten an die Anstrengung der letzten Stunden. Eine warme Mahlzeit, eine heiße Dusche, ein kuschliges Bett und ein traumloser Schlaf war alles, was er brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Gedanken an perverse Shinobi und verräterische Brüder schob er zur Seite, als ein Gasthaus in Sicht kam, das recht einladend wirkte. Letztere Gedanken schoben sich augenblicklich in den Vordergrund, als er die Tür aufmachte und sein Blick wachsam, wie immer durch den Raum streifte, sich ein Eindruck von den Leuten verschaffte, die hier untergekommen waren. Gerade die Erlebnisse von vor einem halben Jahr hatten ihn vorsichtig werden lassen.

Als seine Augen jedoch auf einen ruhigen Blick trafen, wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte. Tatsächlich musste er zwei Mal hinsehen, um sicher zu gehen, dass Itachi derjenige war, der seinen Blick erwiderte, denn die Male hatte er ihn nur mit Sharingan gesehen. Überhaupt musste er sehr lange überlegen, bis ihm einfiel, wann er das Kekkei Genkai nicht aktiviert hatte.

Damals, als Sasuke sein Vorbild gefragt hatte, ob er ihm beim Shuriken-Training helfen könne, der Ältere jedoch abgelehnt hatte und ihm zum Schluss gegen die Stirn getippt hatte. Wie so häufig.

Er musste den Drang unterdrücken, sich über die Stirn zu streichen, während er seiner Verwunderung einer Verwirrung wich.

Was machte Itachi hier?

Wieso musste er überhaupt hier sein?

Warum mussten sie sich schon wieder treffen?
 

Die Fragen und Gedanken, die er mit dem Training unterdrücken wollte, brachen mit solcher Wucht auf ihn ein, dass er das Gefühl hatte, seine Beine würden nachgeben. Itachis auffordernde Geste, sich zu ihm zu setzten, machte die Sache nicht besser. Er war unentschlossen, ob er gehen sollte, ihn ignorieren oder ihm Gesellschaft leisten. Das Knurren seines Magens erinnerte ihn daran, dass er die letzten zwei Tage nicht viel gegessen hatte und der Wunsch, mit seinem Bruder zu reden, waren starke Überzeugungen der Aufforderung nachzukommen. Ihm Nahe zu sein ...
 

Langsam schritt er zu dem Tisch, während er sich fragte, wie er gerade auf den letzten Gedanken gekommen war. Itachis Nähe war das Letzte, wonach er sich sehnte.

Du lügst.

Da war sie wieder, die kleine, nervige Stimme, die ihm die Wahrheit zu vermitteln versuchte. Sasuke hatte nur nicht vor, auf sie zu hören.
 

»Was machst du hier?« erkundigte sich der 18-Jährige bemüht unfreundlich, während er sich dem anderen Gegenübersetzte und sein Schwert griffbereit neben sich legte.
 

»Das Gasthaus machte einen einladenden Eindruck, um hier eine Nacht zu verbringen«, antwortete der 23-Jährige nur und bat eine vorbeikommende Kellnerin, noch eine Portion zu bringen.
 

Bei der Antwort rollte der Jüngere mit den Augen, sparte sich jedoch einen Kommentar, dass er etwas anderes gemeint hatte. Mehr würde er aus seinem Gegenüber doch nicht rausbekommen. Und er war zu nervös, um sich mit solchen Belanglosigkeiten auseinander zu setzten.

Er saß hier, mit seinem verhassten Bruder an einem Tisch, in einem unbekannten Gasthaus und auf seiner Zunge brannten Fragen, die er sich nicht traute zu stellen. Einerseits, weil er nicht wusste, wie, er sie formulieren sollte, andererseits, weil er zweifelte, darauf überhaupt eine Antwort zu bekommen. Zwischen ihnen herrschte eine eigenartige Atmosphäre, Sasuke meinte fast, ein wenig des Vertrauens zu spüren, dass er dem Chunin früher entgegengebracht hatte. Allerdings war dieses Gefühl zu zaghaft, zu unscheinbar, dass er sich dessen sicher war. Mit einer Frage konnte er dieses Band unwiderruflich trennen und etwas ihn wollte das nicht riskieren.
 

Das Essen kam und er verdrängte das Gefühl, welches nur stärker zurückkehrte, als Itachi ihm das Tablett mit den Speisen zuschob.
 

»Was wird das jetzt?« fragte er, versuchte seiner Stimmung einen misstrauischen Klang zu verleihen. Diese Ungewissheit, woran er bei dem Älteren war, irritierte und quälte ihn gleichermaßen.
 

»Du hast nach dem Training bestimmt hunger. Würdest du nur wegen der Möglichkeit des Schlafens herkommen, hättest du auch im Versteck bleiben können.« Natürlich waren den schwarzen Augen den Uchiha- Genies die Anzeichen von Sasukes Training nicht entgangen.
 

Genauso wenig wie die Nervosität. Die dunklen Augen des 18-Jährigen blickten zögerlich auf das angebotene Essen, während sie immer wieder verunsichert durch den Raum wanderten. Es ging zu schnell, dass ein unaufmerksamer Beobachter es bemerkt hätte und dem Jungen selbst schien es auch kaum aufzufallen. Mit leiser Stimme erkundigte sich der ältere Uchiha, ob etwas nicht stimmte.
 

»Ich hab lange nicht mehr in einem Gasthaus gegessen«, erwiderte der Schwarzhaarige ehrlich und war sich sicher, dass Itachi sich denken konnte, woran es lag. Das letzte Mal war es vor einem halben Jahr gewesen und diesen Moment hatte irgendein Typ ein Aphrodisiakum in sein Essen oder den Tee getan. Allein bei der Erinnerung daran verging ihm der Appetit.
 

Sein Bruder entging der tiefere Sinn der Aussage nicht und schlug vor, dass sie sich auf sein Zimmer zurückziehen konnten. Im Normalfall hätte Sasuke lautstark abgelehnt, wäre auf, wie er es genannt hätte, so einen schwachsinnigen Vorschlag nie eingegangen. Doch so sehr er sich auch versuchte etwas anderes einzureden, normal war momentan gar nichts. Also nahm er an, mit dem Kommentar, dass er eh noch mit ihm reden wollte.

Er brauchte eine Gewissheit, so schmerzlich sie auch war.
 

Die beiden Brüder zogen sich auf Itachis Zimmer zurück, das wie viele Gasthäuser schlicht, aber gemütlich eingerichtet war. Der Raum war in zwei Teile aufgeteilt, die durch eine Schiebetür getrennt wurden. Im vorderen Bereich befand sich ein runder Kotatsu, an dem sie sich niederließen und der hintere Teil war abgesehen von einem Wandschrank leer. Später konnten dort Futons ausgerollt werden.
 

Der Ältere wartete, bis sein kleiner Bruder das Thema anschnitt, das ihm scheinbar auf der Seele brannte. Dieser beschäftigte sich lieber mit seinem Essen und überlegte, wie er am besten beginnen sollte.

Eigentlich würde er es gar nicht wagen näher auf darauf einzugehen, wenn er seit gestern Abend nicht das Gefühl hätte, dass man durchaus mit dem anderen reden konnte. Er wusste, dass es nahezu unmöglich war, alleine aus dem Abgrund heraus zu kommen und momentan war Itachi der Einzige, der ihm Hilfe anbot. Der ihn aufgefangen hatte. Der für ihn da gewesen war. Der ihm Verborgenheit vermittelte. Der ihn davor beschützt hatte, an den gestrigen Ereignissen zu zerbrechen.
 

»Wieso tust du alles? Wieso ... hilfst du mir?« fragte er leise und bedächtig, nachdem er sein Essen aufgegessen hatte und seine Stäbchen langsam auf das Tablett legte.
 

»Du bist mein Bruder«, kam die ruhige Antwort, doch mehr schien der Ältere dazu nicht sagen zu wollen.
 

»Dann geht es dir nur um den Namen unserer Familie? Der Familie, die du umgebracht hast?« Forschend betrachtete Sasuke den jungen Mann, der ihm gegenüber saß, der keine Gefühlsregung zeigte. Die Antwort hatte seine Gedanken mehr durcheinander gebracht, als sie geklärt hätten.
 

»Darum geht es also? Ich kann verstehen, dass du nach allem, was passiert ist, nur schwer vertrauen kannst, aber die Ereignisse von damals und die von heute haben nichts miteinander zu tun.«
 

Sollte es so einfach sein? Sollte der Junge einfach eine Trennlinie ziehen und so tun, als hätte Itachi ihre Familie nie verraten, nur, damit er jemand hat, bei dem er sich festhalten konnte?
 

»Damals scheint es dich weniger interessiert zu haben, wie es mir geht! Du kannst unmöglich sagen, dass die Dinge jetzt anders liegen!« Allein der Gedanke daran brachte den Jungen in Rage und langsam spürte er wieder den lodernden Hass in sich.
 

»Sie sind anders. Ich hatte dir ein Ziel gegeben, von dem ich wusste, dass du ihm folgen würdest und das es dich davor bewahrte dich in einen Kummer zu steigern.«
 

»Das ist doch lächerlich! Erst bringst du unsere Familie um und jetzt versuchst du mir zu sagen, dass du dir sorgen um mich machst? Hast du Angst, dass es sich nachher nicht mehr lohnt, deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen?«
 

»Bei jedem Menschen ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem er nicht mehr weiter kommt. Man wird vor eine Wahl gestellt, bei der man nicht nach richtig oder falsch handeln kann. Manchmal bleibt einem Nichts anderes übrig, als das kleinere Opfer zu bringen. Du warst selbst an diesem Punkt. Du hast die Peinigung über dich ergehen lassen, weil es dir weniger schmerzhaft erschien, als dich zu wehren.«
 

Die Sekunden verstrichen, während Sasuke über die Worte nachdachte. Itachi hatte das nicht ohne Grund gesagt und er hatte es nicht nötig, das Thema zu wechseln, indem er etwas ansprach, dass der 18-Jährige lieber vergessen würde. Er hätte andere Argumente gefunden. Aber er verstand nicht, was der Ältere damit sagen wollte. In seinem Kopf tauchte nur eine Stimme auf, die verdächtig nach Kakashi klang und sagte, dass ein Ninja eine Täuschung erkennen müsse.

Sollte es das sein?

Hatte er damals gelogen, als er meinte, er habe ihren Clan umgebracht, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen?
 

»Glaube, was du glauben willst, aber ich habe nichts weiter dazu zu sagen.«

Für Itachi war das Gespräch beendet und der andere Uchiha hätte sicher weiter auf Antworten bestanden, wenn ihn diese Überlegung nicht den Verstand vernebeln würde. All die Jahre hatte er das geglaubt, was sein Bruder ihm gesagt hatte, er hatte es hingenommen, ohne es infrage zu stellen. Und das, wo er sonst die einzige Person im Clan gewesen war, die sich wirklich um ihn gekümmert hatte.
 

»War der Grund, den du mir damals genannt hast, wirklich der Grund, wieso du es getan hast?«
 

Itachis Schweigen war Antwort genug.

Albtraum

Nachdenklich starrte Sasuke an die Decke, fast kein Geräusch drang an seine Ohren. Neben ihm lag Itachi so still, dass sich der Junge nicht sicher war, ob er schlief oder sich in einem meditativen Zustand versetzt hatte, wie viele Shinobi es taten, wenn ihnen der Schlaf zu gefährlich erschien.

Seltsamerweise war Gefahr das einzige, was der Junge nicht verspürte, dafür eine Verwirrung, die seine Gedanken quer durcheinander im Kreis springen ließ.
 

Nachdem sein Bruder deutlich gemacht hatte, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte, hatte er zwei Futons ausrollen lassen und dem 18-Jährigen angeboten, die Nacht über hier bleiben zu können. Da der Schwarzhaarige vorgehabt hatte, in dem Gasthaus zu nächtigen und er auf die Weise etwas Geld sparen konnte, hatte er zugestimmt.

Im Nachhinein bezweifelte, ob das eine gute Idee gewesen war. Er rechnete nicht damit, dass er hinterhältig im Schlaf ermordet wurde. Dazu müsste er erst einmal seine Gedanken ordnen und einschlafen. Aber Itachis Worte hielten ihn davon ab.
 

»Bei jedem Menschen ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem er nicht mehr weiter kommt. Man wird vor eine Wahl gestellt, bei der man nicht nach richtig oder falsch handeln kann. Manchmal bleibt einem Nichts anderes übrig, als das kleinere Opfer zu bringen. Du warst selbst an diesem Punkt. Du hast die Peinigung über dich ergehen lassen, weil es dir weniger schmerzhaft erschien, als dich zu wehren.«
 

Stundenlang hatte er versucht hinter dem Sinn der Wörter zu kommen und langsam beschlich ihn das Gefühl, dass er sie entschlüsseln konnte. Erst hatte er gedacht, dass er das Thema wechseln wollte, indem er auf dieses schmerzhafte Ereignis zu sprechen kam, aber allmählich hatte es den Jungen gedämmert, dass es mehr ein Vergleich gewesen war.

Es stimmte, er war vor eine Wahl gestellt gewesen: Kämpfen oder Aufgeben.

Er hatte sich für letzteres entschieden, weil er wusste, dass etwas unausweichliches folgen würde und er es sich nicht schlimmer machen wollte, als es schon war.

Dieses Wissen versuchte er irgendwie mit der Ermordung des Clans in Verbindung bringen.

Hatte Itachi andeuten wollen, dass er vor einer Entscheidung gestellt worden war und der Verrat an seine eigene Familie das einzig Sinnvolle gewesen war? Hätte sonst etwas schlimmeres passieren können?
 

Sasuke wusste es nicht und er war sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte. Was sollte grausamer sein, als für den Mord an der ganzen Familie verantwortlich zu sein? Wenn er die Wahl hatte, sich gegen den Clan zu stellen, gegen wen hätte er sich andererseits stellen müssen?

Wenn es wirklich so war, wenn der Chunin wirklich keine andere Wahl gehabt hatte, konnte er ihm dann verzeihen? Wenn er sich einredete, dass er edle Motive gehabt hatte, war es ihm möglich, seinen Hass loszulassen?
 

Lautlos seufzend schloss er seine Augen und versuchte tief in sich zu horchen. Irgendwo unter seinem ganzen Gefühlschaos musste das Feuer des Hasses lodern, er suchte dieses Licht, dass ihm bisher immer weiter geholfen hatte. Es hatte ihm geholfen, sich gegen das Dorf zu wenden, es hatte ihm geholfen, Orochimarus Training durchzustehen. Es hatte ihm geholfen, den Verlust seiner Familie zu verkraften und es hatte ihn angetrieben, immer besser zu werden. Konnte er das Feuer jetzt nicht nutzen, um all die störenden Empfindung nieder zu brennen und Ordnung in die Verwirrung zu bringen?

Er öffnete seine Augen wieder und wandte den Blick zur Seite, wo Itachi unbewegt lag.

Was, wenn er versuchte seinen Gefühlen so her zu werden?

Was, wenn der 23-Jährige den Clan ausgelöscht hatte, weil er es musste und nicht, weil er es wollte?

Es war einfacher sich mit dem Rachegefühl auseinander zu setzten, denn er wusste, was er erreichen würde, wenn er die Wut aufgab. Er würde sich mit all den Emotionen auseinander setzten müssen, die er sonst verborgen hielt. Auch mit dem Wunsch, der schwachen Hoffnung, seinen liebevollen Bruder zurück zu bekommen, die letzte Verbindung zu seiner verlorenen Familie.
 

Sasuke drehte sich unruhig zu anderen Seite und schloss seine Augen, versuchte wenigstens ein bisschen Schlaf zu finden. Lange brauchte er darauf nicht zu warten.
 

Er saß in der Küche seines Elternhauses, seine Mutter stand mit dem Rücken zu ihm und kümmerte wie so häufig um den Abwasch. Sein Vater, grimmig wie immer, betrat den Raum und setzte sich an den Tisch. Mikoto und er unterhielten sich über etwas, dass der junge Ninja nicht verstand. Als sie sich umdrehte, starrte ihm leere Augen entgegen und aus einer Wunde ihres Overkörpers, quoll rotes Blut. Mit einem dumpfen Aufprall fiel sie zu Boden. Geschockt sprang der Schwarzhaarige auf und blickte zu seinem Vater. Auch auf seinem Oberkörper hatte sich diese Wunde, zugefügt von einem Schwert, gebildet und als er umkippte, veränderte sich der Raum, schien sich mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit zu drehen und als es abrupt endete, lagen seine Eltern tot übereinander. Unfähig sich zu bewegen, konnte Sasuke den Blick von den Körpern nicht abwenden, deren Blut den Boden in ein warmes rot tauchte.

Plötzlich schien sich das Blut aufzurichten und ein nahm die Form eines Mannes man. Sonst kalte Augen schimmerten lüstern, während er auf den 18-Jährigen zuschritt. Als er seine Hand an die Wange des Uchiha legte, stellte dieser fest, warum er nicht fliehen konnte. Er stand nicht, wie er gedacht hatte, in einem Raum, sondern lag auf einem harten Waldboden. Wieder hatte sich ihre Umgebung geändert.

Der Unbekannte drängte ihm seine Zunge in die Mundhöhle und auch wenn der Jüngere versuchte sich zu wehren, er konnte sich nicht bewegen. Das schleimige Etwas legte über seine Lippen, nur um im nächsten Moment wieder in die warme Umgebung einzutauchen. Währenddessen strichen seine Hände über die helle Haut seines Oberkörpers und begangen seine Brustwarzen zu bearbeiten. Schockiert musste der Junge mit den schwarzen Augen feststellen, dass er nackt war. Mit einem triumphierenden Grinsen richtete der Fremde sich auf, auch er war nackt, und winkelte die Beine des Liegenden an. Rücksichtslos drang er mit seiner Erregung in den Kleineren ein.
 

Schweißgebadet schreckte Sasuke hoch, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf eine Wand, während sich sein Brustkorb schnell und unregelmäßig hob und senkte. Unkontrollierte Schauer ließen seinen Körper erzittern, während seine Hände sich in das weiße, weiche Futon gekrallt hatten.

Als er einen anderen Körper spürte, der sich an seinen Rücken schmiegte und seine Arme fest um ihn schloss, zuckte der Junge zusammen und blickte in die dunklen Augen Itachis. Beruhigend strich er ihm einige klebrige Haarsträhnen aus der Stirn, während er ihn sanft an sich drückte.
 

»Alles in Ordnung, es war nur ein Traum«, flüsterte er mit leiser Stimme in das Ohr des von Alpträumen geplagten.
 

Sasuke ließ die Nähe zu, kuschelte sich schutzsuchend an den Älteren, wagte es jedoch nicht, seine Augen zu schließen, aus Angst, dass die Erinnerungen ihn wieder einholten. Zärtlich strichen ihm die langen Finger durch das schwarze Haar und hauchte ihm liebevolle Worte ins Ohr.

Überwältigt von dem Traum, der grausame Erlebnisse in sein Bewusstsein beschworen hatte, den unzähligen Gefühlen, die er noch nicht mal benennen konnte und der unverhofften und ungewohnten Nähe seines Bruders, der ihm den Schutz gab, nachdem sich sein Unterbewusstsein sehnte, vergrub er seine Fingernägel in die unbedeckte linke Schulter des Älteren und lehnte mit seinem Kopf an der rechten.

Warme Tränen rannen über sein Gesicht und den trainierten Körper Itachis, er war unfähig, sie länger zurück zu halten. Viel zu lange quälte er sich mit schmerzhaften Erinnerungen. Dem Tod seiner Eltern, dem ungewollten Verlust seiner Jungfräulichkeit, dem Übergriff eines weiteren Perversen.

Und viel zu selten war er in Situationen wie diesen geraten, in denen er sich einfach fallen lassen konnte, in denen er sich jemanden anvertrauen konnte. Wie zuvor war Itachi einfach für ihn da, gab ihm Nähe und er wusste, dass er mit ihm darüber reden konnte, wenn er es wollte. Doch er wollte nicht reden, wollte nichts weiter, als in dessen starken, schützenden Armen zu liegen und für einen Moment der Schwäche nachzugeben.

Trost

Itachi hatte Sasuke zu sich gezogen, einen Arm um dessen Hüfte gelegt, und strich mit der anderen Hand durch seine Haare oder über seinen zitternden Rücken. Leise sagte er ihm, dass alles wieder gut werden würde, dass er bei ihm war und ihm nichts passieren konnte. Er versuchte den Jungen zu beruhigen und für ihn da zu sein, ihm den Halt zu geben, den er suchte. Es war abzusehen gewesen, dass der 18-Jährige den Druck nicht ewig standhalten konnte, der auf ihm lastete. Es hatte den Chunin schon gewundert, dass er vergleichsweise ruhig geblieben war, als er von dem ersten Mal erzählt hatte, als ein Unbekannter seine Lust an ihm befriedigt hatte.
 

Sasuke war stark, ohne Zweifel, stärker als die meisten, aber schwächer als viele annahmen. Schon als kleines Kind war erwartet worden, dass er dem Clan keine Schande bereitete, dass er besser war als seine Mitschüler, mindestens so gut wie sein großer Bruder. Trotz seines harten Trainings und vieler Entbehrungen hatte er nie die Anerkennung von seinem Vater bekommen, für die er all das auf sich genommen hatte. Und er hatte es sich nie offen anmerken lassen.

Wenn sie jedoch allein waren und unbeobachtet, hatte der ihm Schwarzhaarige seinen Kummer mitgeteilt, hatte Rat gesucht und tröstende Worte bekommen. Er hatte gewusst, dass er sich dem Älteren anvertrauen konnte, dass dieser ihn nicht zu Recht wies, weil er mit einem Problem nicht allein fertig wurde und ihn nicht rügte, weil er Hilfe suchte. Wie viele Nächte hatte er den Kleinen bei sich im Bett schlafen lassen, wenn er einfach keine Ruhe fand oder ihn Albträume plagten? Wie oft hatte er sich überreden lassen mit ihm zu spielen, obwohl seine Eltern darauf bestanden, dass er seine Fertigkeiten als Shinobi verbessern sollte, nur damit er das fröhliche Lachen hören und das helle Strahlen in seinen großen, dunklen Augen sehen konnte?
 

Und jetzt?

Das glückliche Kindergesicht war nur eine blasse Erinnerung im Vergleich du zu dem Jungen, der hilflos in seinen Armen lag. Der Hauch von Stolz, der ihn sonst immer umgab, war verflogen und zurück blieb eine verwirrte Seele, die überfordert war mit dem, was ihr geschehen war. Das Leid, das er hatte ertragen müssen, hatte ihn gebrochen, ihn in eine Welt eingeführt, die er einfach nicht verstehen konnte.

Ob er sich fragte, wieso ihm das passieren musste?

Was er getan hatte, um dieses schwere Schicksal zu ertragen?

Er hatte es nie leicht gehabt, war in eine Familie geboren worden, die zu viel von ihm verlangte, hatte alles verloren, was ihm etwas bedeutet hatte, Clan, Freunde, seine Heimat. Ihm war seine Unschuld geraubt worden, bevor er überhaupt wusste, wie wertvoll dieser Besitz war und das man ihn jemanden gab, dem man vertraute und der einem wichtiger sein sollte als alles andere auf der Welt.
 

Itachi wusste, dass er mit Schuld an dem Leid trug, das ihm widerfahren war, dass er es war, der ihm die Familie und in gewisserweise seine Freunde und sein Dorf genommen hatte. Aber er hatte mit dem Wissen leben können, hatte die Schuld auf sich genommen, weil er die Alternative kannte. Eine Hölle aus nie enden wollendem Hass und Tod, die eine so empfindliche Seele für immer zerstören konnte.

Er wusste, wie es war, wenn man als Kind in einer Welt aufwuchs, die außer Krieg und Gewalt nichts zu bieten hatte, wie verstören es war, wenn man viel zu früh mit der Gewissheit konfrontiert wurde, dass das Leben ein kostbarer Besitz ist, den man allzu leicht verlieren konnte.

Als er vor die Wahl gestellt wurde, sich für das Dorf oder den Clan zu entscheiden, brauchte er nicht lange überlegen. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er immer gewollt, dass es Sasuke gut ging, dass er ein halbwegs friedliches Leben führen konnte. Als Ninja wurden sie immer von dem Ende des Lebens begleitet, doch wenigstens würde er darauf vorbereitet werden. Ihm war bewusst, was er dem Kleinen antat, wenn er all ihre Verwandten umbrachte, aber er wusste auch, dass der Junge das überstehen würde. Er hatte ihm ein Ziel gegeben, an das er sich festklammern konnte, das ihm half, den Schmerz zu überwinden.

Er hatte etwas gehabt, für das es sich lohnte, den Schmerz zu ertragen.
 

Und jetzt?

Ihm war nichts geblieben, nicht einmal sein Stolz, nur das Wissen, dass er sich nicht mal auf seinen eigenen Körper verlassen konnte. Dass es Mittel und Wege gab, ihn anders handeln zu lassen, als er wollte.

Diese Männer hatten ihm etwas geraubt, ohne ihm etwas dafür zu geben, kein Ziel, keine Stärke. Nur endlose Schwärze und Qualen.

Während die warmen Tränen über seine Brust liefen und er traurig das Geschöpf betrachtete, das sich verzweifelt an ihn klammerte, fragte er sich, wie man einem so unschuldigen Wesen etwas derartiges antun konnte.

Die Blume hatte den Kopf geneigt, verlor ihre Blüten und trieb ausgesetzt auf dem Ozean der Unwissenheit, wie es weitergehen sollte.
 

Wie lange sie einander so nahe waren, wusste Itachi nicht und es interessierte ihn auch nicht. Zeit spielte keine Rolle, solange er Sasuke Nähe gab, die er brauchte. Trotz aller Verzweiflung und Verwirrung schien der 18-Jährige eine Quelle in sich zu tragen, aus der er Kraft, Mut und Hoffnung zu schöpfen schien, denn nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, die Tränen versiegt waren, und ihn nur noch ab und zu ein Schluchzen erschaudern ließ, wollte er sich von den kräftigen Armen lösen, die ihn festhielten. Und nur noch enger an sich drückten, als er es versuchte.
 

Tränennasse Augen blickten fragend zu in seine schwarzen, die einen beruhigenden, zärtlichen Ausdruck angenommen hatten. Er wusste, das Mitleid das Letzte war, was er in dem Blick lesen wollte.
 

»Lass dir Zeit«, flüsterte Itachi sanft in die Dunkelheit, während er die salzigen Spuren von den Wangen wischte.
 

Tief in den dunklen Iriden konnte er eine leise Furcht erkennen, die ihn nicht weiter wunderte. Davon abgehalten zu werden sich von dem anderen zu lösen- zu befreien- musste in seiner geschundenen Seele einen Stich der Angst verursachen. Er wollte ihn nicht Drängen, ihm nicht das Gefühl geben, dass ihm die Situation noch weiter aus den Händen glitt, doch er spürte, dass die Trennung nur widerwillig von seinem Wunsch angenommen wurde, diese Nähe noch weiter zu genießen. Ein anderer Teil, zweifelsohne die Stimme seines Vaters, sagte ihm bestimmt, dass er nicht noch mehr Schwäche zu lassen sollte.

Doch der 23-Jährige wollte den Moment, der wie so viele Augenblicke in ihrer Vergangenheit erinnerte, nicht verstreichen lassen. Vor allem, da er nicht davon überzeugt war, dass Sasuke sich so weit beruhigt hatte, wie der glaubhaft machen wollte.

Er legte sich wieder auf seinen Futon, wobei er den schmalen Körper nicht los ließ. Auf der weichen Matratze zog er die Decke über ihre Schultern und den Jungen noch etwas weiter an sich, genoss die kühle Haut nah an seiner. Das Zimmer war kühl, daher war er sich nicht sicher, ob das anhaltende Zittern und die Gänsehaut des Schwarzhaarigen von der Temperatur kamen, oder eine Folge seines Zusammenbruchs war.
 

Selbst in dem dunklen Zimmer, das nur schwach von dem fahlen Licht des Mondes erhellt wurde, das durch die Vorhänge drang, konnte er erkennen, dass Sasuke seinen Mund öffnete, um etwas sagen zu wollen. Mit der Andeutung eines Kopfschüttelns legte er die Hand auf die warmen, zarten Lippen und meinte, dass ein weiteres Gespräch auf morgen warten könne. Jetzt sei es erst mal wichtiger, dass sie- und vor allem der junge Uchiha- Ruhe fanden. Diesem schien die Lust und Kraft für einen Streit zu fehlen, sodass er sich seinem Schicksal ergab. Diesmal jedoch weitaus wohlwollender als sonst.
 

Langsam, fast als befürchtete er, die Träume könnten ihn wieder einholen, schloss er die Augen und deutete mit einem kaum hörbaren Seufzen an, dass es ihm gefiel, wie Itachi über seine Schulter strich und ihn enger an sich zog.

Der Dunkelhaarige betrachtete seinen kleinen Bruder, bis sich seine Muskeln völlig entspannten und er ruhig und gleichmäßig atmete. Er war eingeschlafen und diesmal schien es ein traumloser Schlaf zu sein.

Itachi gab dem Kleineren einen liebevollen Kuss auf die Stirn und wünschte ihm eine gute Nacht, wie er es früher immer getan hatte, wenn Sasuke von einem Albtraum aufgeschreckt in sein Bett gekrabbelt war. In dieser Nacht wirkte alles so friedlich, wie es beide Brüder gewöhnt waren. Und wie es, wenn es nach ihnen ginge, gerne wieder sein dürfte.

Vermutung

Sasuke lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, die Arme hatte er unter dem Kopf verschränkt. Nur am Rande hörte er das muntere Pfeifen der Vögel draußen und das Rauschen des Wassers. Itachi gönnte sich eine Dusche, während er selbst immer noch auf dem Futon lag und sich entspannte. Keine Gedanken schwirrten wirr durch seinen Kopf, keine Gefühle kämpften in ihm um Vorherrschaft. Der 18-Jährige konnte nicht sagen, wann er sich das letzte Mal eine solche Entspannung gegönnt hatte. Bis jetzt hatte es in seinem Leben nur wenige Momente gegeben, in denen er hatte abschalten können und meistens war sein älterer Bruder nicht unbeteiligt gewesen. Und ihm war nur allzu bewusst, dass er sich diesem Stress selbst ausgesetzt hatte.

Als Kind war er besessen von dem Gedanken, dass sein Vater stolz auf ihn sein sollte und er hatte alles daran gesetzt, um dieses Ziel zu erreichen. Das hatte ihn auch in der Akademie angetrieben, er hatte der Beste sein wollen und dafür hatte er mehr trainiert und gelernt als manch anderer in seinem Alter. Sein späterer Antrieb, der blinde Hass auf seinen Bruder, hatte ihn auch nicht zur Ruhe kommen lassen, im Gegenteil, verbissen hatte er sich in sein Training gestürzt und war bereit alles zu opfern, dass eine Bedeutung für ihn haben könnte. Freundschaft und Anerkennung hatten für ihn nicht mehr gezählt, seine Rache war alles, was er sehen wollte.

Wann immer er Probleme hatte, hatte er sich ganz der Verbesserung seiner Fähigkeiten verschrieben, hatte wenn möglich noch mehr trainiert. Nach seinen Begegnungen mit den fremden, lüsternen Shinobi war es ihm nicht anders ergangen.
 

Im Nachhinein betrachtet, und es fiel dem Schwarzhaarigen schwer sich das einzugestehen, war er vor seinen Gefühlen und Problemen davon gerannt, statt sich ihnen zu stellen. Auf der anderen Seite, was sonst hätte er tun können? Keiner in Konoha hatte ihm ein Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit vermittelt, dass er das Gefühl hatte, sich anvertrauen zu können. Über Orochimaru brauchte er gar nicht erst nachzudenken.

Gestern Abend war es anders gewesen. Er hatte die beruhigende Nähe eines anderen gebraucht und sie bekommen. Für seine geschundene Seele war es Balsam gewesen sich einfach in die starken Arme zu kuscheln und seine Empfindungen raus zu lassen, statt sie zu unterdrücken.
 

Der junge Uchiha konnte nicht leugnen, dass es ihm gut getan hatte, heute Morgen in jenen Armen zu erwachen, die ihn aufgefangen hatten. Schon nach dem Aufwachen hatte er eine seltsame Leere festgestellt, eine Leichtigkeit, die seinen Geist erfüllte. Schützend hatte Itachi seine Arme um den schmalen Körper geschlungen, hatte zärtlich über den hellen Rücken gestrichen, während er selbst sich näher an ihn geschmiegt hatte. Ob es an dem Dämmerzustand oder seiner inneren Ruhe gelegen hatte, die seine Gedanken und Gefühle eindämmte, konnte er nicht sagen. Auf alle Fälle hatte er keine Kraft verspürt, dagegen ankämpfen zu können. Überhaupt hätte der Sinn gefehlt. So hatte er es einfach zugelassen.
 

Seufzend öffnete er seine schwarzen Augen, die einen nachdenklichen Ausdruck angenommen hatten. Sasuke verstand sich selbst nicht mehr. Es war ohne Frage ein schönes, angenehmes Gefühl sich einfach mal entspannen zu können und nicht darüber nachdenken zu müssen, wie man das Training gestalten sollte, um seinem Ziel ein Stück näher zu kommen. Aber wieso fiel es ihm so leicht, sich auf Itachi einzulassen?

Wo war all der Hass, alle seine Rachegedanken?

Einfach so verschwunden?

Sollten all seine Bemühungen, all seine Entbehrungen umsonst gewesen sein?

Wozu nützte sein ganzes Training, wenn er nicht mehr die Person umbringen wollte, die ihm so viel Leid zugefügt hatte? Die ihm in letzter Zeit so viel geholfen hatte.
 

Der junge Ninja schloss seine Augen erneut und versuchte tief in sich zu gehen. Irgendwo, gut verborgen unter dieser ruhigen Wolke, mussten die Gefühle zu finden sein, die die alte Flamme des Zorns wieder entfachen würde. Wenn er eine Emotion kannte und wusste, mit ihr umzugehen, dann war es Wut. Sobald er sie gefunden hatte, würden seine Lebensgeister erwachen, er würde sich anziehen und verschwinden, bevor Itachi einen Fuß in das Zimmer setzten würde. Und wenn sie sich das nächste Mal gegenüberstanden, würden sie wieder Feinde sein, deren einzige Verbindung ein unausweichlicher Kampf auf Leben und Tod wäre.

Vielleicht war es nicht fair und er musste die Erinnerung zum Schweigen bringen, dass der Ältere doch einen vernünftigen Grund gehabt hatte, um ihre Eltern zu töten, aber das wäre es Wert, wenn er das Feuer nur wieder zum Lodern bringen könnte.
 

Doch da war nichts.

So sehr sich Sasuke auch bemühte, er konnte nicht das ausfindig machen, das er suchte. Das Erste, das ihm endgekommen war, war eine tiefe Dankbarkeit, dass der andere Uchiha ihn nicht im Stich gelassen hatte, dass er wenigstens dann für ihn da gewesen war, als er ihn am dringendsten brauchte. Bei seinem Vorhaben war das nicht gerade hilfreich, weswegen er beschloss, das Gefühl zu ignorieren und seine Suche fortzusetzen. So einfach konnte sein Hass doch nicht verschwunden sein.

Er hatte sein Leben der Rache an seinem Bruder verschrieben, wenn er das nicht mehr erreichen wollte, was sollte dann aus ihm werden? Was sollte er dann tun? Er konnte nicht zurück nach Konoha, nach so vielen Jahren hatte sich eine zu tiefe Kluft zwischen ihm und seinem Heimatdorf gebildet.

Suchte er deswegen so verzweifelt nach den bekannten Empfindungen?
 

Er vernahm noch ein anderes Gefühl, das ihm gleichzeitig vertraut und fremd war, das er nicht einzuordnen vermochte. Von ihm ging eine wohlige Wärme aus, die seinen ganzen Körper erfüllen könnte und doch waren Anzeichen von Angst vorhanden. Als wenn er auf ein Territorium stieß, das er nicht kannte. Er musste vorsichtig sein, als könnte es jeden Moment zerbrechen und im selben Augenblick bemerkte er die stützenden Fundamente, die es alles auszuhalten schienen.
 

»Schläfst du wieder?«
 

Itachis Stimme holte ihn ruckartig in die Realität zurück, bewahrte ihn davor, sich mit der seltsamen Empfindung näher auseinander zu setzten. Er wollte etwas erwidern, doch kaum, dass er seine schwarzen Augen geöffnet hatte und zu dem anderen schaute, verschwanden die Worte aus seinem Kopf.
 

Der Anblick seines großen Bruders war nicht neu für den 18-Jährigen, er hatte ihn schon öfter gesehen, auch weniger oder gar nicht bekleidet. Gerade als er noch Jünger war, waren sie oft zusammen baden oder schwimmen gewesen, aber das hatte ihn nicht auf diesen Moment vorbereitet.

Vor ihm stand Itachi, sein muskulöser Körper wurde von nichts anderem als einem weißen Handtuch verdeckt, das um seine Hüfte gebunden war. Auf seinen Armen und seinem Oberkörper glitzerten durchsichtige Wassertropfen. Seine dunklen Haare waren ausnahmsweise nicht zusammengebunden und von einigen der längeren Haarsträhnen tropfte noch etwas dieser unscheinbaren Flüssigkeit auf seine Haut. Sasukes Blick wurde von einem Tropfen in seinen Bann gezogen, der sich von den Haarspitzen löste und über die Brust des Älteren lief, an den dunkleren Stellen vorbei, immer tiefer. Noch bevor er halb den Bauch passiert hatte, auf dem die Muskeln ansehnlich hervortraten, riss der 23-Jährige seinen jüngeren Bruder wieder aus seinen Gedanken.
 

»Sasuke?«
 

Der Jüngere schüttelte den Kopf und setzte sich richtig auf. Während er den Tropfen verfolgt hatte, er wollte gar nicht wissen, wo sich dieser mittlerweile befand, hatte er sich auf seinen Ellbogen gestützt.

Wieso brachte ihn die Situation so aus der Fassung? Es wäre nicht so, dass er nicht schon öfter nackte Männer gesehen hatte, als er in einer heißen Quelle war.
 

»Mir geht‘s gut«, beteuerte der Junge, als Itachi sich zu ihm runterbeugte und eine Hand auf dessen Stirn legte.
 

Während er in die dunklen Augen seines Gegenübers blickte, stürzte ein Gedanke auf ihn ein, wie eine Welle eiskalten Wassers. Es dämmerte ihm, welches Gefühl er vorhin gespürt hatte, das ihn so verwirrt hatte. Und dieses würde sein Leben nicht einfacher machen.

Gewissheit

Sasuke brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, welches warme Gefühl sich in ihm ausbreitete, ihn komplett auszufüllen schien. Er hatte kaum Erfahrung damit, dennoch konnte er es eindeutig benennen.

Liebe.

Es war genauso angenehm wie verwirrend, immerhin war es nicht irgendjemand, der dieses Gefühl in ihn ausgelöst hatte, kein junges Mädchen, das sein Herz erobert hatte, sondern der junge Mann, der ihm so viel genommen und gegeben hatte.

Sein Bruder.

Itachi Uchiha.

Die Empfindung vernebelte seine Gedanken und er nahm nichts anderes wahr, als diese dunklen Augen, schwarz wie die Nacht, in deren intensiven Blick er zu versinken drohte. Sonst bar jeglicher Emotionen leuchteten sie einfühlsam, besorgt und fragend. Oder bildete er es sich nur ein?
 

Erst jetzt, Sekunden oder gar Minuten später, bemerkte er, wie er in die tiefen Augen starrte, wie nahe sie einander waren und wich fast fluchtartig zurück. Um sich aus dem Bann zu befreien, der ihn gefangen genommen hatte, wandte er seinen Blick ab und versuchte sich auf seine Kleidung zu konzentrieren, die er ordentlich neben den Futon zusammen gelegt hatte.
 

»Mir hältst du immer einen Vortrag, wenn ich so freizügig durch die Gegend laufe, und sagst, dass ich mich anziehen soll«, sagte der 18-Jährige und war froh, dass seine Stimme ruhig, fast gleichgültig klang. Die jahrelange Übung sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen, zahlte sich aus. Auch wenn er nie erwartet hätte, dass es ihm in solch einer Situation helfen konnte.
 

Er gab seinem Bruder keine Chance darauf zu antworten, sondern nahm seine Sachen und huschte ins Bad, wo er die Tür abschloss und sich seufzend gegen sie lehnte. Sein Herz raste, als wenn er vor jemanden auf der Flucht wäre.

Was sollte er tun?

Was konnte er tun?

Es erschien ihm unmöglich, dass er Itachi nahe war und gleichzeitig wusste er nicht, ob er wollte, dass er weg war. Dann würde sich zu der unerträglichen Liebe noch eine quälende Sehnsucht mischen.

Der Junge schüttelte den Kopf, an so etwas durfte er noch nicht mal denken. Itachi war ein Verräter, sein Feind, er hatte all die Jahre nichts anderes im Sinn gehabt, als ihn zu vernichten. Dass aus einem Gegner ein Geliebter werden konnte, kam allerhöchstens in Geschichten vor, aber doch nicht im wahren Leben!
 

Ein Rivale?

Die leise Stimme, die er in letzter Zeit so oft vernommen hatte, meldete sich wieder zu Wort und brachte das letzte Fundament seiner Überzeugungen zum Einsturz. Es war ein kurzer Gedanke, ein kleiner Zweifel, der ihm so viel von der Wahrheit offenbarte.

Er hatte Itachi nie gehasst.

Er hatte ihn nie als seinen Feind sehen wollen.

Er hatte sich in seine Rachegefühle hineingesteigert, weil er damit das andere Gefühl verbergen konnte, das tief in ihm am Keimen war. Es war keine Hoffnung darauf, seinen liebevollen großen Bruder zurück zu bekommen, kein Wunsch, dass alles so werden konnte wie früher. Es war die Liebe gewesen, vor der er geflüchtet war, in dem er stundenlang, tagelang trainiert hatte.

Sasuke traute sich zurück zudenken, sich daran zu erinnern, was früher gewesen war. Wann diese Empfindung in ihm Wurzeln geschlagen hatte. Doch er kam zu keinem Ergebnis. An irgendeinem Punkt, den er nicht zu benennen vermochte, war aus der Bewunderung für den starken, talentierten Shinobi Liebe geworden.
 

Und er hatte ihn immer schon bewundert. Schon als kleines Kind war er von ihm fasziniert gewesen, von dem jungen Kämpfer, dem alles gelingen wollte und dem nichts zu schwierig war. Während seines Trainings schien er sich in so tiefe Konzentration versetzen zu können, wie es dem Genin heute noch nicht gelang. Immer schon war es unmöglich gewesen, sagen zu können, was er dachte und fühlte. Und doch hatte er ihm immer eine Wärme vermittelt, eine Geborgenheit, wie es selbst seine Mutter nicht gelungen war. Itachi war für ihn schon immer am wichtigsten gewesen.

Der Schwarzhaarige musste sich eingestehen, dass er ihn selbst für die Ermordung ihres Clans bewundert hatte. Dass es ihm scheinbar mühelos gelungen war, ihre Familienangehörigen umzubringen, die über so viel mehr Erfahrung verfügt hatten. Bis heute war es ihm ein Rätsel, wie er das hatte schaffen können und doch passte es zu ihm. Itachi war niemand, der scheiterte.
 

Er selbst war nicht unbegabt, viele seiner Mitschüler waren von seinen Leistungen begeistert gewesen, auch wenn sie ihn schon früh für arrogant hielten. Natürlich, er hatte sich nie groß bemüht Freundschaften zu schließen, sein Bruder, sein großes Vorbild, hatte auch darauf verzichten können. Gerade das beeindruckte vor allem die Mädchen in der Akademie, die miteinander wetteiferten, wer mehr Aufmerksamkeit von ihm erhielt. In Wahrheit hatte er keiner viel Beachtung entgegen gebracht, er war zu sehr auf sein Training fixiert gewesen. Am meisten Zeit hatte er mit Sakura verbracht, und auch wenn sie eine freundschaftliche Verbindung zueinander aufgebaut hatten, hatte er sich nie von ihr angezogen gefühlt.

Hatte es daran gelegen, dass er sein Herz damals schon an Itachi verloren hatte?

Oder konnte er mit Mädchen im Allgemeinen nicht viel Anfangen?

Als er in dem Alter war, dass er sich für das andere Geschlecht interessierte, war kaum ein anziehendes Geschöpf in der Nähe gewesen und Orochimaru hatte ihn genug gefordert, dass er sich um solche pubertären Dinge keine Gedanken gemacht hatte. Sein Herz hatte nur die Rache an den anderen Uchiha gekannt und ihn so davor bewahrt, es einer anderen Person zu schenken.

Es war seltsam sich eingestehen zu müssen, dass man mehr Gefallen an dem gleichen Geschlecht fand, auch wenn seine Erfahrungen selbst da gering waren und keines Wegs positiv. Trotzdem hatten Männer in seinem Leben schon immer dominiert.
 

Wie ging es Itachi eigentlich?

Verständlicherweise hatten die beiden nie darüber gesprochen und Sasuke wusste nicht, wie sein Bruder über das Thema dachte. Soweit er mitbekommen hatte, hatte Itachi eine Freundin gehabt, dunkel konnte er sich erinnern, dass die beiden mit Mikoto und Fugaku in der Küche gesessen und sich unterhalten hatten.

Er selbst hatte nicht anwesend sein dürfen, da sie über Dinge gesprochen hatten, für die er noch zu jung gewesen sei. Also hatte er nachgegeben und die Zeit lieber für sein Training genutzt. Nachdem er ein bisschen gelauscht hatte. Es fiel ihm schwer, sich nach so langer Zeit noch an ein Gespräch zu erinnern, dass er damals kaum verstanden hatte. Ihm war bewusst, dass arrangierte Ehen innerhalb eines großen Clans nicht selten waren und vielleicht hatten sie sich darüber unterhalten. Das verriet ihm also nicht, wofür sich Itachi interessierte.
 

Und es machte seine Situation nicht leichter. Vielleicht würde er das Gefühl überkommen können, wenn er wüsste, dass es Auswegslos war, dass sich der 23-Jährige nicht für männliche Wesen begeisterte. So konnte er sich wenigstens noch einreden, dass der Hauch eine Chance bestand.

Aber worauf?

Auf eine Beziehung?

Was würde es ihnen bringen?

Konnte sie überhaupt bestehen?
 

Sasuke schüttelte seinen schwarzen Schopf und schlüpfte in seine Kleidung. Möglicherweise hätte er mit dem Älteren darüber reden können, wenn Itachi ihn nicht so leicht durchschauen könnte. Er wollte gar nicht wissen, wie schnell er darauf kam, wieso der jüngere Uchiha plötzlich mit diesem Thema ankam. Nach allem, was er erlebt hatte, wäre es auf der anderen Seite kein großes Wunder, wenn er sich für diesbezügliche Erfahrungen seines Bruders interessierte. Aber sie waren gerade sich näher zu kommen, wieder vertrauen zueinander aufzubauen und Sasuke hatte Angst davor, es zu zerstören, wenn der andere von seinen Gefühlen erfuhr.

Es war zum verrückt werden!
 

Ein paar Mal atmete der Jüngere durch, dann verließ er das Bad wieder. Der Grund seiner rasenden, verwirrenden Gedanken, stand am Fenster und blickte nach draußen, während das helle Sonnenlicht einen sanften Schleier um ihn bildete. Er hatte sich angezogen, trotzdem war der Anblick berauschend genug für den 18-Jährigen. Konnte es sein, dass Itachi es ihm unnötig schwer machen wollte?
 

»Wir sollten zum Versteck zurückgehen. Dort ist es ungefährlicher«, schlug der Chunin vor, während er sich umdrehte und zu seinem kleinen Bruder schaute.
 

Sasuke stimmte zu, denn dort hatte er mehr Platz, um ihm aus dem Weg zu gehen. So gern er auch die Zeit mit dem Dunkelhaarigen genoss, er brauchte Abstand, um sich der Tragweite seiner Gefühle völlig bewusst zu werden und zu überlegen, wie es weiter gehen sollte. Denn dieses neue Gefühl, diese unerträgliche Zuneigung, würde sein Leben für immer verändern. Und Itachis.

Liebe

Zwei Tage war es her, dass Sasuke und Itachi in das Versteck ihres Clans zurück gekehrt waren. Nachdem sie noch einige Einkäufe erledigt hatten, damit sie nicht so häufig in das Dorf gehen mussten, hatten sie sich hier her zurückgezogen. Beide hegten die leichte Hoffnung, dass die gemeinsame Zeit eine Brücke über den Abgrund schlagen konnte, der sich zwischen ihnen gebildet hatte. Langsam begann Itachi jedoch, daran zu zweifeln.
 

Seit diesen zwei Tagen verhielt der Jüngere sich ihm gegenüber seltsam, er war schweigsamer, als er es von ihm kannte, zog sich immer mehr zurück und ging ihm aus dem Weg. Dem Dunkelhaarigen blieb so genug Zeit, über das Verhalten seines kleinen Bruders nachzudenken.

Woran seine schweigsame Art lag, konnte der 23-Jährige nicht genau fest machen, vielleicht verhielt er sich immer so, seit ihrer letzten Begegnung waren einige Jahre vergangen. Sonst kannte er ihn sehr impulsiv, aktiv und alles andere als zurückhaltend. Er selbst war nicht gerade von der umgänglichsten Sorte und es würde ihn nicht wundern, wenn Sasuke das übernommen hatte. Auch wenn er sich die Tage zuvor anders benommen hatte.

Eine andere Erklärung, die ihm weitaus einleuchtender erschien, hing mit den jüngsten Erlebnissen zusammen. Es war verständlich, wenn der Kleinere sich unwohl in Gegenwart anderer fühlte und zu wissen, dass der Chunin einen seiner schrecklichsten Momente mit angesehen hatte, musste ihm peinlich sein.
 

Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf seine Züge, als er an den Morgen im Gasthaus zurück dachte. Es war schon niedlich gewesen, wie nervös der Kleine gewesen war, als er aus der Dusche getreten war. An jenem Morgen hatte sein merkwürdiges Verhalten angefangen und nicht zum ersten Mal in den zwei Tagen ging es ihm durch den Kopf, ob er unüberlegt gehandelt hatte. Verständlich, dass der Schwarzhaarige verlangt hatte, dass er sich doch etwas anziehen solle. Es musste ihn ziemlich überfordert haben mit jemandem in einem Raum zu sein, der kaum bekleidet war.
 

Seufzend ließ der Nukenin seinen Blick aus dem Fenster schweifen, unter dem sein Schreibtisch stand, an dem er saß. Er hatte sich mit einer Schriftrolle beschäftigen wollen, doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu dem anderen Uchiha. Sein Verhalten machte ihm sorgen, er fand einfach keine zufrieden stellende Erklärung.

Als Ninja konnte er sich auf seine Intuition verlassen und diese sagte ihm, dass keine der beiden Möglichkeiten der Wahrheit entsprach. Wenn er wissen wollte, was hinter dem Verhalten steckte, musste er mit seinen Überlegungen an dem Morgen im Gasthaus beginnen. Als ehemaliger Truppenführer der ANBU sollte es ihm nicht schwer fallen, die einzelnen Puzzleteile richtig zusammen zu setzten. Er hatte die Intelligenz, die Erfahrung und das richtige Gespür dafür. Und es war ein seltsamer Gedanke, dass er, der Stolz des einst so mächtigen Uchiha-Clans, unüberlegt gehandelt haben sollte. Nicht, dass es nicht schon vorgekommen war, aber dafür musste man ihn schon sehr reizen.
 

Der 23-Jährige rollte die Schriftrolle zusammen und verließ das Zimmer, seine Schritte führten ihn zielsicher in die Küche. Er brauchte etwas zum Trinken, danach konnte er sich weiter mit der Problematik beschäftigen, die seine Gedanken beherrschte. Die Ursache seiner Überlegungen befand sich in seinem Zimmer, wie so häufig in den zwei Tagen. Er hatte vermutet, dass Sasuke sich in sein Training stürzen würde, wenn sie hier waren, doch die meiste Zeit hielt er sich in seinem Zimmer auf. Und das wollte gar nicht in das Bild passen, dass er von dem Jungen hatte.

Am Abend ihrer Ankunft hatte er seine Übungen durchaus wahrgenommen und Itachi hatte ihn dabei beobachtet. Es bedurfte keiner großen Ausbildung, um zu erkennen, dass er unkonzentriert und unmotiviert war. So hatte er sein Training auch recht schnell wieder abgebrochen. Etwas beschäftigte ihn und der Ältere wüsste gerne, was es denn war. Nach den letzten Tagen hatte er gedacht, dass der Kleine wüsste, dass er mit ihm über alles reden konnte, aber natürlich ließen sich Gewohnheiten nicht leicht abschütteln und der Genin war jemand, der seine Probleme gerne alleine löste. Vielleicht wäre es das beste, wenn er einfach das Gespräch suchte, statt darauf zu warten, dass er auf ihn zu kam. Das hatte schon ein Mal funktioniert.
 

Während er sich ein Glas Wasser gönnte und an der Küchentheke lehnte, wanderten seine Gedanken zurück an dem Morgen im Gasthaus.

Sasuke war nervös gewesen, das hatte man erkennen können, aber nicht verängstigt, wie man es hätte erwarten können. Die Erinnerungen die beiden Unbekannten, die sich an ihm vergnügt hatten, schienen keinen Schatten auf die Situation geworfen zu haben. Der Blick seiner schwarzen Augen hatte gerade zu an ihm geklebt, hatten eine Verwunderung ausgestrahlt, die er selbst wohl nicht mitbekommen hatte. Als wenn sein Körper den Blick magnetisch angezogen hatte.

Mit einer Bewunderung seines Aussehens konnte es nicht viel zu tun haben, der junge Shinobi war niemand, der sich hinter anderen verstecken brauchte. Es war auch nicht das erste Mal gewesen, dass er ihn unbekleidet gesehen hatte, als sie jünger waren, hatten sie öfter Zeit miteinander verbracht, wo sie beide nackt waren. Damals hatte er immer davon gesprochen, dass er eines Tages auch so durchtrainiert aussehen wollte. Wann hatte Sasuke ihn nicht als Vorbild gesehen?
 

Bei dem Gedanken daran schlich sich ein Lächeln auf seine Züge, das schnell wieder verschwand. Es war eine schöne Erinnerung, die ihn nicht weiter brachte. Seit dem waren einige Jahre vergangen, sie waren beide herangewachsen und sein jüngerer Bruder hatte es wohl aufgegeben, ihm hinter her zueifern. Sie waren erwachsen geworden und keine Kinder mehr ...
 

Das Öffnen der Küchentür hielt ihn davon ab, den Gedanken zu Ende zu verfolgen. Auf Sasukes Gesicht zeichnete sich Verwunderung ab, er hatte scheinbar nicht damit gerechnet, seinen Bruder hier anzutreffen. Sein Blick schweifte er ziellos durch den Raum, als wenn er sich davon abhalten wollte, zu seinem Bruder zu blicken. Eine Weile stand er in dem Türrahmen, eher er sich besann, weswegen er eigentlich hergekommen war. Auch wenn er sich betont ruhig gab, während er sich ein Glas nahm und dieses mit Wasser füllte, bemerkte Itachi eine gewisse Anspannung. Er selbst stellte sein leeres Glas auf die Arbeitsfläche und betrachtete dem anderen in seinem Treiben. Die Vermutung, die ihm kurz zuvor in den Sinn gekommen war, schien sich zu bewahrheiten.
 

»Wir sollten reden«, sagte er ruhig, während er seinen sanften Blick nicht von dem anderen abwandte.
 

»Ich wüsste nicht, worüber. Außerdem wollte ich trainieren«, erwiderte der Jüngere, der lieber den Boden anstarrte, als Gefahr zu laufen, sich wieder in den dunklen Augen seines Bruders zu verlieren.
 

Kurzer Hand stellte er das Glas auf den Küchentisch und verließ den Raum wieder. Der ältere Uchiha seufzte, der Junge machte es sich unnötig schwer, wenn er sich mit der Ungewissheit quälte.

Er folgte dem anderen, der sich entgegen seiner Worte auf den Weg in sein Zimmer befand. Bevor er dieses jedoch erreichte, hielt Itachi ihm am Handgelenk fest und hinderte ihn so daran, die letzten Meter zurückzulegen.
 

»Wieso sagst du mir nicht, was los ist?« Trotz aller Gegenwehr hatte er nicht vor, den Kleineren loszulassen.
 

»Weil ich keine Ahnung hab, was du meinst. Und jetzt lass mich los!«
 

Innerlich seufzte der Dunkelhaarige. Was hatte er anderes erwartet? Der 18-Jährige kannte sich zu wenig mit den Gefühlen wie Liebe, Leidenschaft und Sehnsucht aus, als das er sie während eines Gespräches klar in Worte fassen konnte. Es war auch schwer zu sagen, wohin es führen konnte. Sie konnten so viel änder, sowohl negativ, als auch positiv. Das Schlimmste war jedoch, dass sie einen handeln ließen, bevor man darüber nachdenken konnte. Und manchmal musste man handeln, weil Worte zu keinem Erfolg führten.

Itachi dachte nicht daran seine Hand frei zu geben, stattdessen drückte er den Jüngeren gegen die Wand, zog mit der anderen Hand das Kinn des Kleineren in seine Richtung und legte seine Lippen sanft auf seine. Ihre warmen, weichen Lippen waren durch einen leidenschaftlichen Kuss miteinander verbunden.

Leidenschaft

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Entschluss

Ein glückliches Lächeln erhellte die Züge des erledigten Jungen, der sich an seinen Bruder kuschelte. Die Nachwirkung ihrer Zweisamkeit hüllte ihn ein und entführte ihn langsam ins Reich der Träume, wie Itachi zufrieden zur Kenntnis nahm.
 

»Das sollten wir wiederholen«, nuschelte der 18-Jährige schon halb im Schlaf.
 

Der ältere Uchiha erwiderte nichts, beobachtete den Kleinen noch eine Weile und strich ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus seiner Stirn. Ein entschuldigender Ausdruck hatte sich in seine schwarzen Augen geschlichen.
 

»Es tut mir leid, Sasuke. Es wird kein nächstes Mal geben«, flüsterte er dem Jungen in seinen Armen zu, der die Worte nicht mehr wahrnahm.
 

Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, stieg Itachi aus dem Bett, deckte den Schlafenden ordentlich zu und verließ das Zimmer, steuerte ein kleines Badezimmer an, wo er sich eine Dusche gönnte, um die verräterischen Spuren von seinem Körper zu waschen.
 

Es war ein Fehler gewesen.

Er hätte sich nie darauf einlassen dürfen.

Das war dem 23-Jährigen von Anfang an klar gewesen und doch hatte er nicht widerstehen können. Seine Gefühle zu dem jungen Ninja waren zu stark gewesen, hatten ihn übermannt. Ihn, der sonst die Selbstbeherrschung in Person war und dennoch gegen die Kraft der Liebe nichts ausrichten konnte.
 

Liebe machte blind und vermutlich war es das Gefühl, dass Shinobi am ehesten zu meiden hatten. Eine der ersten Regeln, die man lernte, besagte, dass man Gefühle nicht zulassen durfte und genau diese Regel hatte das Genie des Uchiha-Clans zu seiner Natur gemacht. Nie war es jemanden gelungen hinter die emotionslose Fassade zu blicken, die er wie eine Mauer um sich aufgebaut hatte.

Nicht seine Eltern, sein Vater, der sich sicher war, den Clan im Griff zu haben, der nie bemerkt hatte, dass sein eigener Sohn mehr für das Dorf arbeitete. Seine Mutter hatte sich liebevoll um die kleine Familie und den Haushalt gekümmert, hatte ihrem Mann den Rücken gestärkt, damit er sich auf die Clan-Politik konzentrieren konnte und die Grenzen akzeptiert, die ihr ältester Sohn gezogen hatte.

Seine Kameraden hatten ihn als arrogant empfunden, hatten neidisch und beeindruckt zugleich seine Fähigkeiten gesehen. Die Lehrer auf der Akademie waren stolz darauf gewesen ihn ihren Schüler nennen zu können, der alles, was ihm beigebracht wurde, sofort hatte umsetzen können.

In der ANBU hatte er sich schnell einen Namen gemacht, sein Aufstieg zum ANBU-Truppenführer war von Anfang an nur eine Frage der Zeit gewesen. Nicht nur durch die Vorteile, die sich der Rat Konohas davon versprochen hatte, sondern auch durch sein Talent.

Als Uchiha hatte er früh das Sharingan zu beherrschen gelernt, später war es ihm sogar gelungen, das Mangekyo Sharingan zu erhalten und es hatte kaum einen Plan gegeben, den er nicht perfekt hatte ausführen können. Er wusste, dass viele sich fragten, ob er überhaupt eine Schwäche hatte.

Und dabei war sie so offensichtlich gewesen.
 

Es hatte jemanden gegeben, der ihm wichtiger war, als sein eigenes Leben.

Jemanden, der die kalte Mauer mühelos hatte einreißen konnte.

Jemand, der die fürsorgliche und freundliche Seite an ihm kennen gelernt hatte.

Sasuke Uchiha.
 

Es hatte ihn nicht gewundert, dass er gewesen war, der über all die Jahre hinweg sein Herz erobert hatte. Nicht, dass der Jüngere Versuche unternommen hatte, seine Liebe zu gewinnen, sie war all die Zeit über wie eine Pflanze gewachsen, um die man sich nicht kümmern brauchte. Und es war Itachi immer gelungen, diese Pflanze als Geheimnis in sich zu hüten, nie wäre jemand auf die Idee gekommen, was für starke Gefühle er für seinen Bruder hegte. Er hatte sie immer gut ignorieren können, bis zu dem Tag, an dem er beobachtet hatte, wie sich ein anderer an Sasuke vergriffen hatte.
 

In diesem Moment hatte die Pflanze ihre Ranken ausgesandt, hatte ihn völlig in ihre Gewalt genommen und ihm zu einem Handeln verleitet, das nicht seinem Wesen entsprach.

Er hatte Akatsuki belogen, um sich um den Kleinen zu kümmern, auch wenn es nicht ganz ungefährlich war. Und er hatte dem Impuls nachgegeben, dem Schwarzhaarigen zu zeigen, was er für ihn empfand, in dem er mit ihm schlief.

Wenn er so weiter machte, wenn er sich wohlmöglich sogar auf eine Beziehung mit dem Jungen einließ, dann würde er seine Schwäche offen zeigen. Egal, ob sie versuchten ihre Beziehung geheim zu halten, früher oder später würde es jemand herausfinden. Und das würde Sasuke in Gefahr bringen. Es gab Gegner, die dem jüngeren Ninja durchaus gefährlich werden konnten, trotz seiner Fähigkeiten und Itachi konnte nicht immer auf ihn Acht geben.
 

Das heiße Wasser lief prasselnd über seinen muskulösen Körper, während der Chunin nach dem Shampoo griff, und begann seinen Körper einzuseifen. Der Sex hatte ihn erschöpft, wenn auch nicht so ausgelaugt, wie den Jüngeren.

Nach allem, was Sasuke erlebt hatte, konnte er ihn nicht enttäuschen und heimlich verschwinden, noch eine Enttäuschung in Verbindung mit dem Beischlaf konnte er ihm nicht antun. Er war froh gewesen, dass sie so weit gekommen waren, dass der 18-Jährige sich nicht von seinen Erinnerungen hatte beeinflussen lassen. Er selbst war bemüht gewesen, ihm keine Zeit zum Nachdenken zu lassen. Hätte er sich nicht fallen gelassen, hätte der Dunkelhaarige ihn zu nichts gezwungen, doch jetzt konnte er sich vorstellen, dass der Genin die Schatten seiner Vergangenheit bewältigen konnte. Nicht verdrängen, denn das würde ihn über kurz oder lang nur innerlich auffressen, sondern wirklich verarbeiten. Leicht würde es nicht werden, aber sie konnten es schaffen.

Und nebenbei konnten sie trainieren, es gab sicherlich noch den ein oder anderen Trick, den er dem Jüngeren beibringen konnte. Auf alle Fälle würden sie an seiner Ausdauer arbeiten müssen.
 

Itachi spülte den weißen Schaum, der ihn bedeckte, sorgsam ab und stieg aus der Dusche, trocknete sich ab, während er in Gedanken schon einen Trainingsplan erstellte. Je eher sie zu einem normalen Alltag fanden, umso besser war es für sie beide.

Nur mit einem Handtuch um die Hüfte durchquerte der Uchiha zielstrebig die verwirrenden Gänge und gelangte zu seinem Zimmer. Dort schlüpfte er in eine bequeme Kleidung und setzte sich im Schneidersitz auf sein Bett. Er schloss die Augen und atmete konzentriert ein und aus. Durch die Meditation konnte er die Müdigkeit bekämpfen, die in seine Glieder kroch wie ein kalter Nebel. Er hätte schlafen können, aber es gab zu viel, um das er sich noch kümmern musste.
 

Wenn Sasuke aufwachte, würde er sicherlich Hunger haben, außerdem durfte er sein eigenes Training nicht vernachlässigen und die Schriftrolle auf seinem Schreibtisch verlangte ebenfalls nach Aufmerksamkeit. Er hatte tatsächlich Aufzeichnungen über ein Jutsu gefunden, das er noch nicht beherrschte und so hatte er Akatsuki nicht völlig belogen.

Die Meditation gab ihm zusätzlich die Gelegenheit seine Gedanken zu ordnen und die Organisation war noch ein Punkt, der gegen eine feste Beziehung sprach. Er konnte ihr nicht ewig fernbleiben und sich nur ab und zu heimlich treffen zu können bedeutete eine ziemliche Belastungsprobe.

Auf alle Fälle würden sie darüber reden müssen, denn eine endgültige Entscheidung konnte er nicht über Sasukes Kopf hinweg treffen. Die jüngsten Ereignisse hatten ihn gelehrt, dass es einen Fehler war, einen Plan auszuarbeiten, wenn es zu viele Faktoren gab, die man nicht berücksichtigten konnte.
 

Eine halbe Stunde verhaarte er regungslos auf dem Bett, konnte fühlen, wie neue Energie ihn ausfüllte und die Müdigkeit vollständig verdrängte. Er erhob sich von dem Bett und ging in die Küche, wo er etwas zum Abendessen vorbereitete. Sasuke würde schon alleine wach werden und ihn zu wecken war schon immer ein Fehler gewesen.

Rückschlag

Sasuke saß mit dem Rücken an der Wand und aß nachdenklich eine Schale Reis. Er hatte sie zusammen mit einer Suppe und einem Tomatensalat auf seinem Nachttisch entdeckt, nachdem er aufgewacht war. Sein grummelnder Magen hatte ihn schließlich dazu gebracht, sich aufzusetzen und die Idee einer erneuten Runde Schlaf zu vergessen. Dabei fühlte er sich alles andere als erholt. Zweifelsohne hatte er Itachi die Verpflegung zu verdanken, auch wenn er nicht im Zimmer gewesen war. Der 18-Jährige störte sich nicht daran, es passte zu dem Älteren irgendwie. Im Gegenteil, er war sogar froh darüber, dass er alleine war und seine Gedanken ordnen konnte.
 

Er fühlte sich seltsam unwohl in seiner Haut, als wenn das alles nur ein schöner Traum wäre, aus dem er bald erwachen würde und er sich dann der kalten Realität stellen musste. Nicht, dass er an dem Sex zweifeln würde, aber ihm erschien das Aufwachen unwirklich. Ohne größere Qualen, ohne das Gefühl, benutzt worden zu sein. Nur mit der Gewissheit, dass er sich freiwillig jemanden hingegeben hatte.

Freiwillig.

Noch vor ein oder zwei Tagen hätte er es nie in Erwägung gezogen, aus freien Stücken mit jemandem zu schlafen, am wenigsten mit seinem Bruder. Die Person, die er erst bewundert, dann gehasst und schließlich geliebt hatte.
 

Sex schien für ihn immer einen bitteren Beigeschmack zu haben, jetzt hatte er ihn jedenfalls ernüchtert. Die Liebe, die er für Itachi empfand, war immer noch da, aber nicht mehr so überwältigend. Es war nicht mehr diese starke Emotion, die ihn dazu zwang, ihm aus dem Weg zu gehen, weil er keine Ahnung hatte, wie er sich verhalten sollte.

Ob es daran lag, dass er nun wusste, dass der Chunin dasselbe für ihn fühlte?

Davon ging der Junge jedenfalls aus, wieso sonst hätten sie miteinander schlafen sollen?

Sicherlich wusste er gut genug, dass Liebe und Sex nicht in Relation miteinander stehen mussten. Selbst diese Erkenntnis war ihm nicht erspart geblieben.
 

Aber mit Itachi war es anders gewesen, als die anderen beiden Male. Sein Bruder war liebevoll gewesen, zärtlich und hatte Rücksicht genommen. Er hätte immer abbrechen können, wenn es ihm zu viel geworden wäre. Aber er hatte es durchgezogen. Irgendwie war es dem Dunkelhaarigen gelungen, ihn so um den Verstand zu bringen, dass er sich fallen lassen konnte. Dass die düsteren Erinnerungen nur flüchtig aufgetaucht waren.

Tatsächlich hatte er es genossen.

Er war sich nicht wie ein Spielzeug vorgekommen, dass man nach dem Gebrauch in eine Ecke warf und nicht mehr betrachtete. Die Küsse und die Berührungen waren nicht aufdringlich gewesen und ihm zu wider.

Dennoch ...
 

Dennoch konnte er nicht unbeschwert daran zurück denken. Zu oft schon war er enttäuscht worden, zu sehr hatten ihn die Taten der Unbekannten geprägt. Es konnte nicht so einfach sein. Er konnte nicht mit jemandem schlafen und dann glücklich sein. Die Einstellung passte nicht in sein Weltbild. Dabei war es noch nicht mal das Schlimmste, dass er sich dabei erwischte, wie er seine Erfahrungen miteinander verglich.

Das Schlimmste war die Angst.

Die Angst, dem anderen gegenüber treten zu müssen.

Bisher hatte er die Personen, denen er sich hingeben musste, nie wieder gesehen, wusste nicht, wie er das Vergangene mit dem Gegenwärtigem in Einklang bringen konnte.
 

Sex veränderte einen Menschen, eine Beziehung unweigerlich und er fürchtete sich vor der Veränderung zwischen ihm und seinem Bruder, gerade jetzt, wo sie sich wieder näher gekommen waren. Wo sich das Vertrauen zwischen ihnen langsam wieder aufbaute.

Nach seinem ersten Mal hatte es ein halbes Jahr gedauert, bis er sich wieder in ein Gasthaus gewagt hatte und dann hatte er darauf geachtet, dass sich niemand in seiner Nähe aufhielt, der seinem Peiniger ähnlich sah. Was an und für sich reichlich sinnlos gewesen war, da er sich nicht mal mehr an dessen Aussehen erinnern konnte. Erst hatte er ihn nicht wahrgenommen und hinterher waren seine Sinne von dem Aphrodisiakum vernebelt gewesen. An die Augenbinde, die ihm umgelegt worden war, wollte er lieber nicht denken.

Den anderen Shinobi hatte er sehen können, hatte seine Begierde in seinem Gesicht erkannt. Damals hatte er nicht mal wirklich versucht, sich zu wehren. Dazu war ihm das Geschehen zu vertraut gewesen.

Wie häufig hatte er sich mittlerweile gefragt, ob die Täter nicht ein und dieselbe Person waren?

Den einzigen Anhaltspunkt, den er hatte, war die Stimme des Ersten gewesen, der seine Unschuld geraubt hatte. Aber selbst die hallte nur verzerrt in seinem Kopf wider. Eine Stimme, die er sofort ausblendete, wenn er sie vernahm. Er wollte die Worte nicht noch einmal hören, die wie aus weiter Ferne an seine Ohren gedrungen waren.
 

Unruhig klapperten die Ess-Stäbchen, mit denen er den Reis gegessen hatte, auf den Rand der Schale und rissen ihn aus seinen Gedanken.

Seine Hand zitterte.

Sein ganzer Körper erschauderte bei der Erinnerung an damals.

Er stellte das Geschirr zurück auf das Tablett, auf dem Itachi die Speisen wohl hergebracht hatte, und versuchte sich zu beruhigen.

Tief ein- und wieder ausatmen.

Sasuke schlang die Decke um seinen Körper, er hatte das Gefühl, dass die Temperaturen in dem Raum schlagartig gesunken waren.

Tief ein- und wieder ausatmen.
 

Eine Zeit lang saß er nur auf dem Bett, sein Blick verlief sich in der Ferne, während er versuchte, die Gedanken an seine erste Tortur zu unterdrücken. Die Erinnerung war so plötzlich über ihn herein gebrochen, dass er nichts dagegen tun konnte. Lange hatte ihn die Bilder nicht mehr gequält, er hatte mehr mit dem brünetten Shinobi zu kämpfen gehabt. Und eigentlich hatte er gedacht, den ersten Vorfall hinter sich gelassen zu haben. Es irgendwie überwunden zu haben.

Doch das war ein Trugschluss gewesen.

Der Schatten hatte sich so lange in seiner Seele versteckt, bis es einen unachtsamen Moment gab, den er hatte nutzen können. Um sicher zu gehen, dass die Schmerzen dem 18-Jährigen erneut entgegen schlugen und das mit voller Wucht.
 

War es das schlechte Gewisse, dass ihm den Zwischenfall ins Gedächtnis rief?

Das schlechte Gewissen, etwas so kostbares wie seine Jungfräulichkeit nicht für jemanden aufheben zu können, den er wirklich liebte?

Das schlechte Gewissen, das er sie nicht hatte beschützen können?

Oder war es das Gefühl genau in diesem Punkt versagt zu haben?

Und das, wo ein Versagen für einen Ninja tödlich sein konnte?

Wo er, der Erbe eines so stolzen Clans, sich kein Versagen leisten durfte?

Wo es seine Eltern nicht geduldet hätten?
 

Sasuke schlug sich die Hände gegen die Stirn, hatte das Gefühl, dass ihm die Luft abgeschnürt wurde. Seine schnelle Atmung kam stoßweise und war unregelmäßig. Nicht nur, dass die Erinnerung ihn eingeholt hatte, auch die Vorwürfe, mit denen er sich konfrontiert sah, waren wieder an die Oberfläche getreten.

Übelkeit stieg in ihm auf.

Eilig stand er auf, wankte ins nächste Badezimmer und übergab das wenige Frühstück, dass er bis jetzt zu sich genommen hatte der Toilette.

Immer noch zitternd lehnte er sich an die kühle Kachelwand, wischte sich mit einer Hand über die Stirn, die von kaltem Schweiß bedeckt wurde. Der Blick seiner schwarzen Augen wanderte zur Decke, während er sich langsam wieder beruhigte.

Seine Kraft schien seinen Körper zusammen mit dem Essen verlassen zu haben.

Ein leises Seufzen entfloh seinen Lippen.

Ob er Itachi davon erzählen sollte? Immer hin war er die letzten Male auch für ihn da gewesen, hatte ihm zugehört und tröstend beigestanden. Aber er wollte nicht darüber reden, er wollte nicht mal mehr daran denken. Wenn es nach ihm ginge, wollte er das alles nur hinter sich lassen, die Gedanken tief genug vergraben, dass sie nicht mehr an die Oberfläche dringen konnte.

Er wusste, dass er es schaffen würde.

Es war ihm schon einmal gelungen.

Es würde wieder klappen.

Training

Nach einer heißen Dusche, um seinen kühlen Körper zu wärmen, und ein paar Löffeln der Suppe, um seinen Magen zu beruhigen, war Sasuke in ein weißes, kurzärmliges Shirt geschlüpft, trug dazu eine schwarze Hose samt Gürtel, an dem er sowohl sein Katana als auch seine Tasche mit den Ninjawerkzeugen befestigte. Er wollte seinen Kopf von unnötigen Gedanken befreien und das ging am einfachsten, wenn er trainierte. Die letzten Tage hatte er es ziemlich schleifen lassen und er musste seinen Rückstand aufholen, wenn er besser werden wollte. Auch wenn seine Rachegefühle schwiegen, wollte er Itachi übertrumpfen. Das hatte ihn schon als Kind angespornt.

Zielstrebig schritt er die langen, verzweigten Gänge entlang, als eine Bewegung zu seiner linken ihn innehalten ließ. Sein älterer Bruder war aus seinem Zimmer getreten und musterte den Jungen, dessen schwarze Augen den Blick entschlossen erwiderten. Der 18-Jährige hatte sich hinter einer Mauer zurückgezogen, die dem anderen nicht unähnlich war. Seine Gefühle und Gedanken verbarg er hinter einer kalten Maske, die sie vor seinen Mitmenschen, wie vor ihm selbst verstecken sollten. Äußerlich ließ nichts auf den Zusammenbruch schließen, den er erlitten hatte.
 

Es war ein Schein, den der Junge mühsam aufrecht zu erhalten schien. Leicht fiel es ihm nicht, und wenn er ehrlich war, wäre es ihm lieber gewesen, nicht auf den Chunin zu treffen. Es kostete ihn genug Mühe sich seine Schwäche nicht selbst einzugestehen, da brauchte er niemanden, der ihn problemlos durchschauen konnte. Auch ohne Sharingan schien Itachi das immer zu gelingen und das verunsicherte ihn mehr, als er sich selbst eingestehen wollte. Doch es war nur eine weitere Empfindung, die er tief in sich einschloss. Er hatte Erfahrung damit, wusste, dass er kalt und emotionslos auf andere wirken konnte. Sich selbst zu belügen, viel ihm schon schwerer, und wenn es ihm gelang, hieß es nicht, dass der 23-Jährige ebenfalls darauf rein fiel.

Seit seinem Zusammenbruch war er bemüht gewesen etwas zu tun zu haben, das ihn ablenken konnte. Erst hatte er geduscht, hatte dabei einige Lockerungsübungen gemacht, die seine Muskeln aufwärmen sollten. Während er ein bisschen von der Suppe gegessen hatte, hatte er sich einen Trainingsplan überlegt und jetzt war er mit seinem Ziel vor den Augen durch das Versteck gegangen. Stehen zu bleiben und diesen Blick über sich ergehen zu lassen, wirkte wie Gift, ließ seine Gedanken wie fauligen Nebel in seinen Kopf steigen. Die letzten zwei Tage hatte er Erinnerungen mit Gefühlen bekämpft, was nur mäßigen Erfolg gebracht hatte. Jetzt wollte er auf ein Mittel zurückgreifen, das ihm schon immer geholfen hatte.
 

»Wenn es nichts zu besprechen gibt, würde ich gerne trainieren gehen«, meinte der Schwarzhaarige ungeduldig, wollte mit seinen Übungen begonnen haben, bevor seine Entschlusskraft ins Wanken geriet.
 

Dabei wusste er selbst genau, dass es Dinge gab, über die sie reden mussten, über die er aber nicht reden wollte. Seine Gefühle, Itachis Gefühle, ihre Beziehung zueinander, der Sex, was sich dadurch zwischen ihnen geändert hatte, wenn sich etwas geändert hatte. Früher oder später musste er sich damit auseinandersetzen, ewig würde sein Bruder diese Ungewissheit nicht zwischen sich stehen lassen. Dazu hatte er schon immer zu viel Wert auf klare Verhältnisse gelegt. Er, der seinen Clan betrogen hatte, den perfekten Sohn gespielt hatte, den verständnisvollen Bruder gegeben hatte. Der die Illusion einer heilen Welt erzeugt hatte, in der Sasuke naiv aufgewachsen war.
 

Nicht noch weiter ablenken lassen, ermahnte sich der Genin selbst, lenkte seine Gedanken auf seinen Trainingsplan. Zum Aufwärmen ein bisschen Taijutsu, ein paar Shuriken-Techniken, dann Chidori ausarbeiten ...
 

»Zu zweit lässt es sich besser trainieren.«
 

Die Aussage des jungen Mannes fegte seine Pläne hinweg wie ein Wirbelsturm. Versteckte sich hinter dieser Feststellung das Angebot mit ihm zusammen zu trainieren?
 

In der Regel war Sasuke dabei immer allein gewesen, hatte keine Rücksicht auf andere nehmen müssen und war strikt seinen Vorgaben gefolgt. Vor allem hatte ihm keiner reingeredet, hatte keine Ratschläge erteilt oder ihn darauf hingewiesen, dass er etwas falsch machte.

Am Anfang war das der Fall gewesen, als er mit seiner Ausbildung bei Orochimaru begonnen hatte. Und er hatte immer etwas an dem Jungen auszusetzen gehabt. Sein zu hoher Chakraverbrauch, seine Reizbarkeit, die fehlerhafte Handhabung seines Schwertes, als er es gerade erhalten hatte, seine mangelnde Rücksichtslosigkeit ...

Die Liste schien unendlich lang gewesen zu sein und gerade den letzten Punkt hatte die Schlange immer kritisiert, wenn er einen Gegner am Leben gelassen hatte. Der junge Uchiha hatte niemanden mit einem Schwert umbringen wollen, wenn es keinen ersichtlichen Grund dafür gegeben hatte. Immer waren die Bilder Itachis vor seinem geistigen Auge aufgetaucht, wie er ihre Eltern mit nur einem Hieb erledigt hatte. Wie das Blut den dunklen Fußboden um sie herum rot gefärbt hatte.

Und er hatte sich schnell angewöhnt, sein Kusanagi zu nutzen, hatte es zu seiner zweiten Natur gemacht. Vielleicht deswegen, weil Orochimaru häufig dafür gesorgt hatte, dass er ohne Schwert einfach unterlegen war, weil seine Gegner scharfe Waffen benutzt hatten, denen er trotz Sharingan und Geschwindigkeit irgendwann unterlegen gewesen wäre. Vielleicht deswegen, weil er befürchtete, sein Bruder könnte ihn auf dieselbe Weise niederstrecken wollen, wie Mikoto und Fugaku. Sicher war sich der Shinobi heute noch nicht.
 

Der jüngere Uchiha zuckte nur mit den Schultern und verließ das Versteck. Hinter sich konnte er seinen Bruder spüren. Er hatte ihm zeigen wollen, dass es ihm egal sei, was er tat. Tatsächlich sah er Vorteile in einem Zweikampf, denn dann konnte er es sich nicht leisten, unachtsam zu sein. Itachi würde sich sicher nicht zurückhalten.
 

Gerade drehte sich der Schwarzhaarige zu seinem Opponenten um, wollte einen Angriff starten, als er einen harten Schlag in seinem Nacken spürte, der ihn ein Stück weiter weg zu Boden warf. Scheinbar hatte für den Älteren das Training begonnen, kaum, dass sie das Gebäude verlassen hatten.

Mühsam kam der Junge wieder auf die Beine, hatte sein Sharingan aktiviert, das ihm die Bewegungen seines Angreifers verraten sollte, als einige Wurfwaffen an ihm vorbeischossen. Zu seiner rechten konnte er einen Schatten ausmachen, begriff, dass die Shuriken nur zur Ablenkung gedacht waren, und riss im letzten Moment seinen Arm hoch, um einen erneuten Schlag gegen seinen Kopf abwehren zu können. Herzlos und berechnend starrte er in das andere Bluterbe, in die Augen, die ihm nie ähnlicher gewesen waren. Außer, dass Itachis von vollen, dunklen Wimpern umrahmt wurden, die er sicherlich von ihrer Mutter geerbt hatte. Doch ihm fehlte die Zeit, um sich damit näher auseinander zu setzen, sein Bruder vollführte eine Drehung, nutze den Schwung, um dem Jüngeren einen Tritt in die Seite zu versetzen. Sasuke hatte sich mittlerweile sammeln können, brachte sich mit einem Sprung nach hinten in Sicherheit und führte Fingerzeichen aus, die der Ältere nur dank seines Sharingans erkennen konnte. Für normale Augen währe die Geschwindigkeit zu schnell gewesen, als das man überhaupt gesehen hätte, dass er sie einsetzte.

Mi, Hitsuji, Saru, I, Uma, Tora

Der 18-Jährige wandte die klassische Technik der Uchiha an: Katon: Gōkakyū no Jutsu.*

Ein gewaltiger Feuerball schoss auf Itachi zu, der geschickt auswich. Das hatte der Junge mit den blutroten Augen geplant, war bereits an der Stelle, wo sich der andere in Sicherheit gebracht hatte, und wollte ihm einen Schlag ins Gesicht verpassen. Dass dieser abgeblockt wurde, entsprach ebenfalls seinen Vorstellungen, er hatte nur Körperkontakt gesucht. Während er den Größeren von sich stieß, setzte er Chidori Nagashi ein, eine Raiton-Technik, die seinen Körper völlig einhüllte. Doch statt den Dunkelhaarigen betäubt zu haben, löste er sich in einen Schwarm Raben auf, die auf ihn zu stürzten und sich in Wurfsterne verwandelten. Mit gekreuzten Armen schützte Sasuke sein Gesicht, spürte, wie die Klingen seine Kleidung und seine Haut aufritzten. Vor allem nahmen sie ihm die Sicht.

Ein heftiger Schmerz explodierte in seinem Rücken. Itachi hatte den Moment eiskalt ausgenutzt und dem Jüngeren in den Rücken getreten. Wieder schlug er hart auf dem Boden auf, zog sich einige Schürfwunden zu, die er allerdings ignorieren konnte. Blitzschnell sprang er wieder auf und griff selbst an.
 

Das Training der beiden endete erst, als Sasuke völlig erschöpft in eine Dunkelheit gezogen wurde, die er nur allzu gut kannte.

Vergangenheit

Itachi trug seinen bewusstlosen Bruder in dessen Zimmer und legte ihn aufs Bett. Trotz aller Umstände hatte er den Kleinen nicht geschont und erbarmungslos angegriffen. Hätte er sich zurück gehalten, hätte Sasuke sich hinter her nur aufgeregt. Das Training war genauso so verlaufen, wie er es von dem impulsiven Jungen erwartet hatte und doch so völlig anders.

Als sie sich in Konoha nach dem Massaker zum ersten Mal wieder gegenüber gestanden hatten, hatte der Schwarzhaarige ihn ohne zu zögern mit Chidori angegriffen. Seine Angriffe während des Trainings waren strategisch besser ausgearbeitet gewesen, dennoch zu leicht vorher zu sehen und ohne Raffinesse, was er von dem Kleineren mittlerweile erwartet hatte. Er wusste, dass er sich verbessert hatte, sich nicht mehr von seinen Gefühlen leiten ließ. Das spiegelte sich in seiner ganzen Art wider, er konnte sich im Kampf nicht so grundlegend anders verhalten.

Während der Erbe des Sharingan die schlafende Gestalt betrachtete, drifteten seine Gedanken in längst vergangene Zeiten ab.
 

»

Es war ein sonniger Tag, an dem die Uchiha-Brüder durch die Straßen ihres Heimatdorfes schlenderten. Eigentlich hatte Itachi nur ein paar neue Wurfwaffen kaufen wollen, um für die nächste Mission gut vorbereitet zu sein, aber Sasuke hatte darauf bestanden, ihn zu begleiten. Mit seinen großen, strahlenden Augen hatte er ihn angeschaut, sodass der Ältere nicht ablehnen konnte. Viel Zeit hatten sie die vergangenen Tage nicht gehabt, seit er zum Chunin ernannt worden war und das schlechte Gewissen hatte sein übriges getan. Er wusste doch, wie sehr der Junge an ihm hing.

Das hatte zur Folge, dass der Einkauf sich in die Länge zog, denn es gab kein Schaufenster, das den 6-Jährigen nicht anlockte, dessen Auslagen er sich nicht näher betrachten musste. Nicht selten führte der Wirbelwind ihn in die verschiedensten Läden, eine Buchhandlung, ein Süßigkeitengeschäft, ein Spielzeugladen, einfach, weil ihn die Angebote ansprachen. Bisher hatte er jedoch nicht den Wunsch geäußert, etwas kaufen zu wollen. Der Dunkelhaarige hatte genug Geld dabei, er konnte seinem kleinen Bruder den einen oder anderen Wunsch erfüllen, aber bisher war dieser ausgeblieben.

Nicht, dass es das Genie des Uchiha-Clans anders erwartet hätte. Da Sasuke bald auf die Akademie gehen würde, konnte er sich nicht mehr wie ein kleines Kind benehmen. Direkt gesagt hatte er es noch nicht, aber der Junge mit den schwarzen Augen erweckte den Eindruck, dass er sich wie ein Erwachsener zu benehmen hatte. Das war gleichermaßen süß wie traurig, denn dem 11-Jährigen war bewusst, dass Fugakus Erziehung nicht unschuldig an der Ansicht war.

Wenn es nach ihm ginge, sollte der Uchiha-Sprössling seine Kindheit genießen, solange er konnte, bevor die er die harte Realität des Ninja-Daseins kennen lernte. Auf der anderen Seite war er derjenige, der ihm jetzt schon ein paar Tricks zeigte, bevor er mit seiner Ausbildung überhaupt begonnen hatte. Sasuke war einfach zu neugierig und eiferte seinem großen Vorbild zu sehr nach, als das er hätte warten können. Es war nichts Kompliziertes, was er dem Kleinen beibrachte, ein paar Techniken, um Shuriken und Kunai geschickt einsetzen zu können. Die Gefahr, dass der Jüngere sich dabei verletzte, war gering und Itachi achtete darauf, dass ihm keine fatalen Fehler unterliefen.

Ihm war nicht entgangen, dass sein Bruder ein besonderes Interesse an den Katon-Jutsu hatte, dass diese ihn mehr reizen würden, aber soweit war er noch nicht. Den Umgang mit seinem Chakra sollte er lieber in der Akademie erlernen. Immerhin wusste der Chunin, dass er auch trainierte, wenn keiner auf ihn achtete und bei Techniken, die auf Chakra basierten, war das Risiko zu groß, dass doch etwas schief ging. Aber hatte ihm versprochen das nachzuholen, wenn der Kleine so weit war.
 

Endlich, nach über einer Stunde, später als geplant, waren sie bei dem Geschäft angekommen, das Zubehör für Shinobi verkaufte. Die Brüder betraten den Laden und sofort eilte der Verkäufer freudestrahlend auf sie zu und begrüßte den Älteren überschwänglich. Itachi war ein äußerst guter Kunde, trotz seines zarten Alters von 11 Jahren, wo die meisten noch nicht mal die Akademie abgeschlossen hatten. Gerade durch sein intensives Training mit den Wurfwaffen führte ihn regelmäßig hier her, denn nicht selten beanspruchte er die Klingen mehr, als sie aushielten.
 

»Itachi-San! Ich hatte schon darauf gewartet, dass Sie bald wieder vorbeikommen würden. Jetzt haben Sie sicherlich mehr zu tun, von Ihrer Ernennung zum Chunin haben wir natürlich gehört. Gefährliche Missionen, die Sie jetzt zu erledigen haben, da brauchen Sie die beste Ausrüstung, die Sie finden können. Und bei mir sind Sie genau an der richtigen Adresse!«
 

Angesprochener ließ den Verkäufer reden, er kannte die Begrüßung zu genüge. Es stimmte, in Konoha gab es keinen besseren Laden, wenn man eine neue Ausrüstung brauchte. Und auch, dass der Mann ihn so förmlich ansprach, obwohl er um einiges größer war als der Junge, war nichts ungewohntes. Viele begegneten ihm respektvoll, als wenn sie einen erfahrenen Ninja vor sich hatten, beeindruckt von seinem Talent und der kühlen Ausstrahlung, die nicht an ein Kind erinnerte. Tatsächlich entsprach sein Verhalten, die arrogante Art, die er sich angewöhnt hatte, eher die eines Erwachsenen, aber anders konnte er in der Welt, die ihn umgab, nicht überleben. Nicht wenige Feinde unterschätzten ihn trotzdem, was bei seinen Aufträgen von Vorteil war.
 

»Ihrem Vater habe ich letztens auch ein paar sehr schöne Kunai verkauft, gut ausbalanciert und erstaunlich scharf. Ihr Vater hat ein gutes Auge für Qualität, aber ich kenne keinen Uchiha, bei dem es anders war. Muss wohl im Blut liegen«, lachte der Verkäufer, der seinen Scherz über ihr Kekkei Genkai für komisch hielt. »Und wie ich sehe, sind Sie diesmal in Begleitung. Ihr jüngerer Bruder, nehm ich an? Vermutlich genauso talentiert, wie Sie es sind, hab ich recht? Suchen Sie eine erste Ausrüstung für die Akademie? Wissen Sie, gestern erst habe ich eine neue Lieferung Übungs-Shuriken bekommen, die ...«
 

Itachi hob seine Hand und unterbrach den Redeschwall des Mannes mit den braunen Augen.
 

»Wir wollten uns einfach nur etwas umsehen«, sagte der junge Konoha-Nin mit kühler Stimme und sein Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er dabei nicht beraten werden wollte. Verstehend nickte der Mann und verzog sich zurück hinter seinen Tresen, wo er eine Kundin bediente, die schon darauf wartete, bezahlen zu können.

Innerlich seufzte der Junge mit den schwarzen Augen, diese Oberflächlichkeit der Leute war manchmal nicht zu ertragen. Er wusste, dass Sasuke im Clan schon genug unter Druck stand, auf die Erwartung fremder Menschen konnte er mit Sicherheit verzichten. Seit sie das Geschäft betreten hatten, war der Kleine stiller geworden, der Verkäufer hatte auch kaum aufgehört zu reden. Seine Lebensgeister wurden erst wieder geweckt, als Itachi ihn mit sanftem Druck zu den Regalen schob, wo die Wurfmesser ausgestellt waren. In Anbetracht des dunklen Metalls fingen die schwarzen Augen des kleinen Jungen an, zu strahlen.

Sie ließen sich Zeit bei ihrer Auswahl, nahmen die ein oder andere Waffe zu Hand, prüften ihr Gewicht und die Lage in der Hand, besahen sich den Glanz der Klingen. Dabei wies der Chunin seinen kleinen Bruder gleich darauf hin, worauf er zu achten hatte, wenn er die Waffen selbst eines Tages kaufen würde. Wissbegierig nahm der Schwarzhaarige jedes Wort auf und nickte enthusiastisch.

Gerade betrachtete der Beherrscher des Sharingan ein paar Ninjadrähte, die er auch gebrauchen könnte, als er ein Tappeln hinter sich hören konnte. Ohne frage sein Bruder, weswegen er sich umdrehte und ihn schweigend musterte, als ihm einige Kunai entgegen gehalten wurden. Mit hoffnungsvollen, flehenden Augen trafen sich ihre Blicke.
 

»Nii-San, kaufst du mir die?«
 

Itachi antwortete nicht sofort. Wenn seine Mutter raus bekam, dass er seinem kleinen Bruder Ninjawerkzeuge gekauft hatte, konnte er sich auf ein gewaltiges Donnerwetter gefasst machen. Sie war dagegen, dass er echte Waffen bekam, bevor er mit der Ausbildung angefangen hatte. Auf der anderen Seite waren die Übungswaffen nicht so scharf und verhielten sich in der Luft anders. Unrecht hatte der Verkäufer nicht gehabt, bald würden sie über eine erste Ausrüstung für den Kleinen nachdenken müssen. Und was das anging, konnte er auf die Unterstützung seines Vaters zählen, der auch nicht viel von diesen Spielzeugen hielt, wie er sie öfter bezeichnete. Und das Sasuke sonst keine Wünsche geäußert hatte, nickte er nur zustimmend.

Wie hätte er bei dem Blick auch Nein sagen können?

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Abschied

Sasukes ganzer Rücken fühlte sich an, wie ein einziger Schmerz. Er wusste nicht mehr, wie oft er Itachis hinterhältige Schläge hatte einstecken müssen oder wie oft er auf dem Boden aufgeschlagen war. Aber es störte ihn nicht, auch wenn seine Bewegungen steif waren, als er sich aufsetzte. Der Schmerz würde bald abklingen, er durfte es nur nicht gleich übertreiben. Auch wenn er allein trainierte, blieben Verletzungen nicht aus, dazu forderte er zu viel von sich selbst. Und das war der Grund, wieso er bei seinen Übungen am liebsten alleine war. Es gab kaum jemanden, der nahe genug an ihn ran kam, niemanden, der es schaffte, ihm so zu zusetzen.
 

Als er seine Ausbildung bei Orochimaru angefangen hatte, war es anders gewesen, nicht wenige seiner Gefolgsleute, die das Juin beherrschten, waren ihm überlegen gewesen, weil ihm die Kontrolle darüber gefehlt hatte.

Es war zu sehr von seinen Gefühlen und seinem Chakraverbrauch abhängig gewesen. Doch je länger er dort war, umso besser wurde. Im Vergleich zu den anderen Versuchskaninchen hatte er schnell gelernt, das Mal zu handhaben, es zu benutzen und sich nicht ausnutzen zu lassen. Wobei er versuchte, dessen Einsatz zu vermeiden, er wusste, dass es den Verstand und die Seele des Trägers förmlich auffraß. Er wollte keine hirnlose Kampfmaschine werden, die sich auf alles und jeden stürzte, der in seiner Nähe war. Das und die Tatsache, dass er zu den Lieblingen der Schlange gehört, dass er sein neuer Wirt werden sollte, hatte ihm bald Respekt eingebracht.
 

Es war eine völlig neue Erfahrung für den Jungen gewesen, zu wissen, dass er eine gewisse Macht über andere ausüben konnte, dass sie ihn achteten und gleichermaßen fürchteten. Die Tatsache, dass er leicht reizbar war und auch nicht zögerte, ein Versteck ohne Kraftaufwand zu zerstören, tat ihr Übriges.

In Konoha hatte er Bewunderung kennen gelernt, kaum ein Mädchen in seinem Jahrgang hatte ihn nicht angehimmelt, doch das, was er in den drei Jahren bei dem Sannin gelernt hatte, war anders gewesen. Natürlich war er einer gewissen Erwartungshaltung ausgesetzt gewesen, die Diener des ehemaligen Akatsuki-Mitglieds hatten hohe Ansprüche in das neue Traumgefäß ihres Meisters gesteckt, doch es waren Ansprüche, denen er leicht gerecht werden konnte.

Sein vollausgebildetes Sharingan hatte den meisten schon Furcht eingeflößt, sie fanden diese blutroten Augen, in denen sich keine Emotionen widerspiegelten unheimlich. Und nachdem er den Gebrauch von Genjutsu erlernt hatte, hatte es kaum noch jemand gewagt, ihm direkt in die Augen zu sehen. Meistens hatte er nur mit Orochimaru selbst und Kabuto zu tun gehabt, die anderen waren eher dazu da gewesen, um seine Kräfte zu testen. Es hatte ihn nicht viel Überredungskunst gekostet, dass er entweder allein trainieren wollte oder mit seinem Sensei zusammen. Er war der einzige, der ihm das Gefühl gab, noch etwas lernen zu können. Solange seine Kräfte nicht nachließen, danach hatte er das getan, was er in seiner Heimat immer schon getan hatte: Sein Training allein in die Hand genommen.

Kabuto hatte ihn ebenfalls unterweisen sollen, doch da die beiden sich vom ersten Moment an nicht ausstehen konnten und Sasukes gefürchtete schlechte Laune leichter zu Tage trat, hatte dieser Teil der Ausbildung nicht lang angehalten.
 

Diese Erlebnisse hatten ihm auch geholfen, die unnahbare Fassade aufzubauen, an der er seit dem Tod seiner Eltern gearbeitet hatte. Der 18-Jährige hatte niemanden an sich ranlassen wollen, hatte sich einzig auf sein Ziel fixiert. Doch dann hatte er etwas kennen gelernt, dass ihm unbekannt gewesen war: Freundschaft. Er war aufgetaut, hatte sich in sein Team integriert und sowohl Sakura als auch Naruto akzeptiert. Umso schwieriger war der Abschied von ihnen gewesen, denn mit ihnen, hatte er all seine glücklichen Erlebnisse zurück gelassen. Seine Missionen mit Team 7, die fröhlichen Momente mit seinem großen Bruder.

Die schmerzhaften Erinnerungen hatte er in seinem Herzen bei sich getragen, hatte den Hass so immer wieder angefacht, der ihn selbst das härteste Training hatte durchstehen lassen. Eine Wut, die scheinbar völlig verschwunden war.
 

Sasuke stand auf und zog sich neue Sachen über, bevor er den Raum verließ und durch das Versteck streifte. Ein bestimmtes Ziel hatte er nicht, doch er wollte sich ablenken, bevor seine Gedanken wieder auf ein anderes Thema kamen, mit dem er sich nicht weiter auseinandersetzen wollte. Es war die Begegnung mit Itachi, die schließlich dafür sorgte.
 

»Wir sollten reden«, sagte der Ältere gewohnt kurz und deutete auf das Zimmer, vor dem sie standen.
 

Als die Brüder eintraten, stellte Sasuke fest, dass es eine Art Aufenthaltsraum war, neben einer Vitrine mit Büchern und Porzellan, standen in der Mitte zwei Sofas und dazwischen ein kleiner Tisch. Die zwei Uchiha nahmen einander gegenüber Platz und sahen sich in die Augen.

Ruhig und kühl.

Wie vier tiefe, schwarze Seen.
 

»Ich wollte nicht gehen, ohne dir etwas zu sagen, aber ich kann nicht länger hier bleiben. Akatsuki wird schnell misstrauisch.«
 

Sasuke nickte nur.

Was hatte er anderes erwartet?

Das Itachi ewig hier blieb?

Es gab sicherlich Verpflichtungen, die der junge Mann in der Organisation zu erfüllen hatte.
 

»Geht es um Naruto?« wollte der Jüngere schließlich wissen. Die Frage war ihm spontan in den Sinn gekommen, denn als Itachi in Konoha aufgetaucht war, war er mehr an dem blonden Ninja interessiert gewesen, als an seinen eigenen Bruder.
 

»Akatsuki will ihn haben, ja, aber mehr kann ich dir darüber nicht erzählen. Und versuch erst gar nicht mehr darüber erfahren zu wollen.«
 

Dachte der 23-Jährige, dass vor ihm immer noch das kleine Kind saß, dass unbedingt Zeit mit seinem großen Bruder verbringen wollte?

Der Genin war viele Jahre, wichtige Jahre seines Lebens alleine zu Recht gekommen. Wie schon zu beginn, machte sich der Gedanke in seinem Kopf breit, dass es seltsam anmutete, dass der Dunkelhaarige sich ausgerechnet jetzt so viele Sorgen um ihn machte.
 

In Wahrheit war Sasuke ganz froh darüber, denn so konnte er sich ganz auf sich konzentrieren, Gedanken aus seinem Kopf verbannen, die er dort nicht haben wollte, ohne, dass er befürchten müsse, dass der Ältere auf das Thema zu sprechen kam. Auch wenn das Training sein Ziel alles andere als verfehlt hatte. Vor allem hatte er Zeit sich darüber im Klaren zu werden, was genau er für den anderen empfand und ob es überhaupt Sinn machte, die Empfindungen zu zulassen.
 

»Für den Fall, dass etwas sein sollte, lasse ich einen Raben in der Nähe.«
 

Wieder nickte der Schwarzhaarige, dann war er auch nicht gezwungen in dem Versteck zu hocken, sondern konnte sich frei bewegen. Sicherlich würde das den aufmerksamen Augen der Vögel nicht entgehen.
 

Elegant erhob sich der ältere Uchiha und schritt auf die Tür zu, wurde jedoch kurz zurück gehalten.
 

»Dabei hatte ich gehofft, du würdest mir diesen Krähen-Doppelgänger beibringen, den du vorhin im Training verwendet hast.«
 

Als der Chunin seinen kleinen Bruder zu sich winkte, stand dieser wie in Trance auf und schritt auf den Größeren zu. Bevor er die Situation überhaupt registriert hatte, spürte er schon zwei Finger, die ihm gegen die Stirn tippten.
 

»Vergib mir, Sasuke. Ein anderes Mal, versprochen.«

Begegnung

Wie erstarrt hatte Sasuke vor ihm gestanden, seine Augen hatten pure Verwunderung widergespiegelt. Itachi wusste nicht, was ihn dazu bewegt hatte, seinem kleinen Bruder gegen die Stirn zu tippen, immerhin war er kein Kleinkind mehr. Doch wie oft hatte er ihn früher mit dieser Geste vertröstet?

Gab es etwas, dass ihnen beiden vertrauter war?

Gab es ein stärkeres Zeichen dafür, dass sie eine Brücke zu der Verbindung geschlagen hatten, wie sie früher zwischen ihnen geherrscht hatte?

Konnte er ihm anders glaubhaft machen, dass sie sich wiedersehen würden?

Sicher nicht.
 

Das letzte Mal, als er das getan hatte, war es an dem Tag gewesen, an dem er den Clan umgebracht hatte. Als der Schwarzhaarige ihm zum letzten Mal gebeten hatte, ihm bei seinem Shuriken-Training zu helfen. Er hatte abgelehnt, wie so häufig, weil er sich auf eine Mission vorbereiten musste, die ihr beider Leben verändern sollte. Fugaku war nie das gewesen, was man gemeinhin als liebevollen Vater bezeichnen würde, dennoch hatte er dem Jüngeren vorgeschlagen, dass er ihn fragen sollte.

Als wenn das ein Ausgleich gewesen wäre!

Im ganzen Clan hatte es niemanden gegeben, der die Wurfwaffen so gut beherrscht hatte wie er selbst. Und doch wäre es für die beiden eine Möglichkeit gewesen, Zeit miteinander zu verbringen.

Nicht, dass er erwartet hatte, dass Sasuke ihn bitten würde oder gar, dass Fugaku zugestimmt hätte. Wäre es so gekommen, wäre sein Auftrag unnötig komplizierter gewesen. Nach wie vor war er erstaunt, wie gut sein Plan damals funktioniert hatte.
 

>

Es war ein Abend wie jeder andere im Uchiha-Viertel gewesen. Sasuke war noch in der Akademie mit seinen Übungen beschäftigt gewesen, seine Mutter wartete darauf, dass sie mit dem Abendessen beginnen konnte, während sie und Fugaku sich unterhielten. Eine Szene, wie sie sich in vielen Häusern abgespielt hatte, wenn Männer und Frauen von ihrer Arbeit nach Hause gekommen waren.

Der Clan hatte ihm misstraut, nach der Ermordung Shisuis und seiner ablehnenden Haltung gegenüber seiner Familie kein Wunder. Zwar konnte ihm nicht nachgewiesen werden, dass er mit dem Tod seines besten Freundes etwas zu tun hatte, doch zweifelte niemand daran. Alles nur, weil sie beide nicht zu einer Versammlung gekommen waren.

Weil es niemanden gelungen wäre Shisui zu erledigen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen.
 

Sie hatten sich beide gekannt, waren fast wie Brüder gewesen und zusammen aufgewachsen. Der andere Uchiha war selbst nicht untalentiert gewesen, ein Meister des Shunshin no Jutsu . Und obwohl er gewusst hatte, dass Itachi die Kunst der Genjutsu perfekt beherrschte, hatte er sich nie gescheut, ihm direkt in die Augen zu sehen. Selbst wenn er mit Verrat gerechnet hatte, war er überheblich genug gewesen zu denken, dass er dem Dunkelhaarigen gewachsen wie.

Wie sehr er sich doch geirrt hatte.
 

Zu diesem Zeitpunkt, als sie einander gegenüberstanden, hatte der Dreizehnjährige das Mangekyo Sharingan nicht besessen, doch das sollte sich an dieser Stelle ändern.

Er hatte den anderen auf dem Weg zur Versammlung abgepasst, hatte gemeint, dass er ihm etwas erzählen müsste, etwas, dass niemand anderer erfahren durfte. Neugierig geworden war sein Cousin ihm in einen sicheren Tod gefolgt. Im Gegensatz zu dem jungen ANBU-Mitglied hatte er sein Sharingan noch nicht aktiviert, was ein Fehler gewesen war. Kaum, dass er dem Blick der blutroten Augen begegnet war, wurde er in ein quälendes Genjutsu gezogen, eine Welt aus Flammen, die seinen Körper zu verbrennen drohten, und eiskalten Klingen, die wie aus dem Nichts auf ihn zu geschossen kamen und sich in sein Fleisch bohrten.
 

Es hatte nicht lange gedauert, bis er das Bewusstsein verloren hatte. Mit einem Katana hatte er den Anschein eines Selbstmordes erzeugt und ihn anschließend der reißenden Strömung des Flusses überlassen.

Auf diese Weise hatte er eine Form des Kekkei Genkai erhalten, über das nur wenige Mitglieder des Clans verfügten. Eine Form, die außer ihm nur noch ein anderer Uchiha erhalten sollte.
 

Das Mangekyo Sharingan hatte er in jener Nacht, wo er wie ein Schatten durch die Straßen und Gassen gehuscht war, nur zwei Mal gebraucht und nie, um jemanden zu töten.

Kurz, nachdem er die ersten Bewohner des Viertels umgebracht hatte, hatten die panischen Schreie andere Uchiha aufgeschreckt und in Alarmbereitschaft versetzt.

Es war zu spät gewesen.

Keiner von ihnen hatte es auch nur ansatzweise geschafft, ihm das Wasser zu reichen, keiner hatte ihn von seiner abscheulichen Tat abhalten können. Wie ein Schwarm Insekten flogen Kunai und Shuriken durch die Gegend, trafen ihre Ziele mit absoluter Präzision. Itachi hatte seinen Verstand ausgeschaltet, handelte nur noch so, wie es von ihm verlangt wurde.

Wie er es gelernt hatte.

Selbst die wenigen, die sich zur Wehr setzen konnten, hatten keine Chance gegen seine Überlegenheit anzukommen.

Er war ein Uchiha.

Fehler während einer Mission wurden nicht geduldet.

Gefühle durften einen nicht behindern.
 

Bei seinem Elternhaus angekommen, hatte er sich bemerkbar gemacht, hatte nicht versucht, Geräusche oder seine Präsenz zu verbergen. Sie waren seiner Falle gefolgt, waren ihn im einen Raum gefolgt, wo er sie mittels eines Genjutsu ruhig hielt.

Die letzte und vermutlich grausamste Phase seines Planes war kurz davor, ausgeführt zu werden. Alles, was fehlte, war sein kleiner Bruder.

Auf einem Strommast hatte er gewartet, ihn beobachtet, wie er die Straßen entlang gehetzt kam, weil er zu lange trainiert hatte. Wenn er gewusst hätte, welches schockierende Erlebnis ihn erwartete ...
 

Itachi hatte sich zurück gezogen, in das Haus ihrer Eltern und abgewartet, bis er die eiligen Schritte Sasukes vernehmen konnte. Erst dann hatte er ihren Eltern den Gnadenstoß versetzt und ihr dumpfer Aufschlag auf den Boden hatte seinen Bruder zu ihm geführt. Erst jetzt hatte er das Mangekyo Sharingan benutzt, hatte ihm mit Tsukiyomi seine Taten vor Augen geführt.

Eiskalt.

Ohne Emotionen.

Dieses Bild hatte er dem Kleinen vermittelt.

Und doch war er keineswegs so ruhig gewesen, wie es den Anschein gemacht hatte.

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Die Tatsache, dass es zum Wohle des Dorfes gewesen war, dass er damit eine weitaus größere Katastrophe hatte verhindern können, linderte nicht den Schmerz, den Itachi fühlte, wenn er an jene Nacht zurück dachte.

Trauer, Wut und Verzweiflung nährte sein schlechtes Gewissen, doch er wusste, dass er diese Entscheidung immer und immer wieder treffen würde.

Sein Plan war aufgegangen, er hatte die Mission erfüllt, die der Rat des Dorfes ihm aufgetragen hatte. Nur schien der letzte Teil seines Planes nicht mehr in Erfüllung gehen zu wollen, dass Sasuke seine Rache durchsetzte, um seinerseits das Mangekyo Sharingan zu erlangen und in Konoha die Anerkennung zu bekommen, denjenigen umgebracht zu haben, der einen ganzen Clan ausgelöscht hatte.
 

Die Erinnerung hatte ihn verfolgt, seitdem er das Versteck verlassen hatte. Noch bevor sich Sasuke aus seiner Starre lösen konnte, war er verschwunden.

Der 23-Jährige war auf dem Weg zu dem Unterschlupf Akatsukis, als eine kleine Stadt seine Aufmerksamkeit erregte. Der Abend war noch jung, sodass sich der ehemalige Konoha-Nin ein Teehaus suchte, um etwas zu essen und zu trinken. Lange würde er nicht mehr brauchen, also konnte er eine Rast einlegen. Während er die kleinen Reisklößchen aß, die zu dem grünen Tee serviert worden war, ließ er seinen Blick durch das Teehaus wandern, bis er einen Mann entdeckte, den er seinen Lebtag wohl nicht mehr vergessen würde. Er konnte nur den Rücken sehen, doch seine brünetten Haare, seine Statur und sein angeheitertes Lachen waren für ihn Beweis genug, wen er vor sich hatte. Wenn der Kerl sich umdrehen würde, zweifelte der Chunin nicht daran, in kalte, grüne Augen zu sehen. Und er würde dafür Sorgen, dass er das Letzte war, was sie sehen sollten.

Ziel

Seine schwarzen Augen schauten über die gewaltige grüne Fläche, die sich unter ihm erstreckte. Sasuke hatte sich auf das Dach des Verstecks zurück gezogen, von wo aus er einen guten Ausblick über den Wald hatte, der sich um das Gebäude herum erstreckte. Die Sonne war dabei unterzugehen und tauchte den Horizont in ein rotes Licht, dass sich bald über die gesamte Landschaft erstrecken würde. Ein kühler Wind wehte durch seine schwarzen Haare, doch er empfand ihn eher als angenehm. Seufzend wanderte seine Hand zu seiner Stirn.

Es war lange her, dass Itachi ihm gegen die Stirn getippt hatte, zehn Jahre.

Genauso lange war es her, dass er eine Familie gehabt hatte.
 

Früher hatte es ihn immer gestört, sein Bruder hatte doch nie das gehalten, was er gesagt hatte, und gleichzeitig hatte er sich danach gesehnt. Es war ein Moment der Zuneigung, die der Junge sonst kaum erfahren hatte. Ein Moment der körperlichen Nähe.

Er ließ sich nach hinten fallen, verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und betrachtete den abendlichen Himmel. Seine Mutter hatte ihn in den Arm genommen, als er noch jünger gewesen war, bevor er sein Training als Ninja begonnen hatte. Er war jünger als die anderen gewesen, als sein großer Bruder ihn den Gebrauch von Shuriken und Kunai unterwiesen hatte. Danach hatte sicherlich sein Vater dafür gesorgt, dass er nicht verweichlichte.
 

Kein Wunder, dass sein Herz für die Person schlug, die immer für ihn da gewesen war. Der ihm auch in dieser Zeit half, über die Erlebnisse hinweg zu kommen, als er anderen näher gewesen war, als er es zugelassen hätte, wenn er sich hätte wehren können.

NEIN, ermahnte sich der 18-Jährige selbst, wollte die Gedanken nicht zulassen, die sich ihm aufdrängten.

Die letzten Tage war es einfacher gewesen, nicht daran zu denken, als die Gefühle für Itachi ihn abgelenkt hatten. Oder hatte er sich so sehr in die Liebe hineingesteigert, damit er an die Vorfälle nicht dachte? Normalweise versuchte er, seine Emotionen zu beherrschen, sich nur auf die wesentlichen zu konzentrieren. In den vergangenen Jahren war es der Hass gewesen.

Doch wie hätte er das gewohnte Feuer entfachen sollen, wenn er längst stärkere Empfindungen hatte? Konnte man jemanden gleichzeitig lieben, den man umbringen wollte?

Als wenn er es versucht hätte.
 

So oft hatte sich ihm mittlerweile die Gelegenheit geboten den anderen umzubringen, es wenigstens zu versuchen, aber er hatte nichts unternommen. Indem er sich auf die Liebe konzentriert hatte, dieses ungewohnte Gefühl, hatte er nicht nur seine Gedanken in Keim erstickt, sondern auch seine düsteren Erinnerungen.

Sollte er als Ninja nicht an andere Dinge denken? Regel 25 besagte, dass man keine Gefühle zulassen durfte und bisher hatte er sie vorbildlich befolgt. Seit dieser Sache auf der Lichtung kreisten seine Gedanken aber entweder um diesen Typen oder um Itachi. Und Letzteres wurde eindeutig von der Zuneigung hervorgerufen. Als sie zusammen waren, wollte er nicht an eine Beziehung denken, doch jetzt, wo sie getrennt waren, konnte er an nichts anderes mehr denken.

Es war zum verrückt werden!
 

Ruckartig setzte der junge Uchiha sich auf und blickte wieder auf den Wald. In einem Baum unweit von ihm konnte er schwarze Vögel ausfindig machen.

Raben.

Itachis Raben.

Selbst wenn sie nicht an einem Ort waren, so waren ihre Herzen doch immer vereint.

Früher durch Hass, heute durch Liebe.

Nur wieso war der Ältere gegangen, so kurz, nachdem sie miteinander geschlafen hatten?

Brauchten sie beide Zeit, um sich im Klaren darüber zu werden, wie es mit ihnen weiter gehen sollte?
 

War nicht die Tatsache, dass er an nichts anderes mehr denken konnte, Indiz genug, dass er in seiner Nähe sein wollte? Sofern es die Verpflichtungen des dunkelhaarigen Abtrünnigen zu ließen. Sasuke sah ein, dass Akatsuki Probleme darstellten, doch sie waren Uchiha, von solchen Kleinigkeiten konnten sie sich nicht abhalten lassen.

Neue Energie durchströmte seinen Körper, er fühlte einen neuen Antrieb. Vielleicht war das ein Weg mit der Vergangenheit abzuschließen. Indem er sich auf etwas einließ, dass er sonst vermied. Solange Itachi ihm keinen Strich durch die Rechnung machte.
 

Der Genin stand auf und ging ins Versteck zurück, wobei er als Eingang das Zimmer nutzte, dass er am ersten Tag so meisterhaft zerlegt hatte. Von dort aus führte ihn sein Weg in sein neues Zimmer, in dem er neben seinem Schwert auch seine Tasche für die Wurfwaffen untergebracht hatte. Sorgsam befestigte er alles an seiner Kleidung und verließ das Versteck anschließend. Er hatte keine Ahnung, wohin Itachi gegangen sein könnte, immerhin wusste er nicht, wo sich die Organisation verbarg und ob sein Bruder dort bereits angekommen war, doch besser als hier rumzusitzen und Däumchen zu drehen, war es alle Mal.

Aber er wollte etwas ausprobieren.
 

Zielsicher schritt er auf den Baum zu, auf dem sich die Vögel niedergelassen hatten, die ihn aufmerksam musterten.

»Wo ist Itachi?«
 

Sasuke kam sich seltsam vor mit den Tieren zu reden, nicht mal mit Orochimarus Schlangen hatte er ein Gespräch angefangen, doch waren sie sein einziger Anhaltspunkt. Nur blieb eine Reaktion aus. Die Krähen blickten weiter hin auf ihn hinab, ohne zu erkennen zu geben, ob sie ihn überhaupt verstanden hatten.

Sie gehörten eindeutig zu dem Chunin. Stur und mit einem Verhalten, das man nicht durchschauen konnte.
 

Das letzte Mal, als sie sich getroffen hatten, war der Ältere in ein Gasthaus in einem Dorf nicht weit von hier gewesen. Konnte es sein, dass er sich wieder dort befand? Oder das ihn wenigstens jemand gesehen hatte?

Da er nicht ewig hier stehen bleiben und warten wollte, ob doch noch eine Reaktion von den Tieren kam, beschloss der Schwarzhaarige es einfach zu versuchen. Was hatte er zu verlieren?
 

Er sprang auf einen nah gelegenen Baum und wandte sich Richtung Norden, wo das Dorf lag. Leichtfüßig nutzte er die Äste, kam so schneller voran, als wenn er einfach gelaufen wäre. Flügelschläge erregten seine Aufmerksamkeit, und als er aufsah, konnte er die schwarzen Wesen erkennen, die elegant durch die Lüfte flogen. Hatte er doch recht gehabt.

Der Junge beeilte sich, wollte vor Anbruch der Dunkelheit in dem Dorf sein und in Erfahrung bringen, ob jemand den anderen Uchiha gesehen hatte. In seinem schwarzen Mantel mit den roten Wolken war er nicht unauffällig gekleidet, auch wenn er es durchaus verstand, sich unbemerkt durch ein Dorf zu bewegen. Als Ninja konnte man das von ihm erwarten.
 

Wenn er glück hatte, brauchte er sich nicht zu lange dort aufhalten, wenn möglich wollte er nicht in einem Gasthaus übernachten müssen. Es würde ihn nur unnötig Zeit kosten. Nicht umsonst hatte er gelernt, auch mehrere Tage kampfbereit zu sein, nur wenige Stunden zu schlafen und selbst dann nicht so tief, dass man ihn überraschen könnte. Solange er sich in diesem Wald befand, würde er sich eh nicht ausruhen können. Unbewusst aktivierte der Ninja sein Kekkei Genkai, wollte nicht noch eine böse Überraschung erleben. Es verbrauchte Chakra, aber daran hatte er sich mittlerweile gewöhnt, viel machte es ihm nicht mehr aus. Itachi hatte das Sharingan selbst die meiste Zeit aktiviert.

Vielleicht konnte er deswegen so gut damit umgehen.

Seine Furcht einflößende Wirkung so gut einsetzen.

Macht und Illusion

Unbemerkt beobachtete Itachi den brünetten Shinobi, zweifelte nicht, dass er derjenige war, der Sasuke vergewaltigt hatte. Der ihm solche Qual bereitete. Ausgelassen und gut gelaunt schwatzte er mit den Männern um sich herum, genoss eine Flasche Sake und machte nicht den leisesten Anschein von Reue. Er vergnügte sich, während sein Bruder mit der Schmach der Peinigung zu kämpfen hatte. Lautstark, zweifelsfrei angetrunken, verkündete der Fremde, dass er rausgehen wolle, um einen klaren Kopf zu bekommen. Und in diesem Moment hatte der Chunin einen Plan entwickelt.
 

Es war ungewöhnlich für ihn, sich von Rache leiten zu lassen, jemand anderen für seine Taten büßen zu lassen, aber die Situation verlangte geradezu danach. Man hatte seinem kleinen Bruder misshandelt, hatte ihn entwürdigt und sich an ihm ergötzt. Vielleicht wäre es Sasukes Aufgabe, diesen Typen gleichermaßen leiden zu lassen, doch hatte ihn der Vorfall nicht weniger getroffen.

Er war immer bemüht gewesen, dass es dem Kleinen gut ging, hatte sich immer um seinen Schutz gesorgt und er hatte versagt, hatte nichts dagegen tun können, obwohl er in der Nähe gewesen war. Wenn er nur ein wenig früher da gewesen wäre, hätte er es verhindern können. Der 23-Jährige war niemand, der sich lange mit seinen Fehlern beschäftigte, er versuchte aus ihnen zu lernen, und sie beim nächsten Mal zu vermeiden. Nur diesmal würde jemand anderes lernen und er selbst würde dafür sorgen, dass er sich nie wieder an anderen vergreifen konnte.
 

Nachdem seine Zielperson das Teehaus verlassen hatte, folgte Itachi ihm unauffällig, hatte zum Glück schon für sein Essen bezahlt. Jedoch schlug er einen anderen Weg ein, kaum das sie draußen waren, huschte in eine Seitengasse und zog seinen Mantel aus, nahm ebenfalls das Stirnband ab. Nichts sollte ihn verraten und er trug keine Kleidung, auf der das Symbol seines Clans prangte, was durchaus von Vorteil war.

Ein Rabe kam angeflattert und setzte sich auf den Deckel einer Mülltonne, starrte den Dunkelhaarigen regelrecht an. Es war einer seiner Raben, daran gab es keinen Zweifel, und während er seine Sachen sorgsam in einer dunklen Ecke verbarg, blickte er zu ihm. Er wusste, was er ihm sagen wollte, es konnte nur ein Grund für sein Verhalten geben und das setzte ihn unter Zeitdruck. Dabei war es genau das, was er für die Erfüllung seiner Idee brauchte.

Ohne den Vogel noch eines Blickes zu würden, schritt er aus der Gasse, doch als er an ihm vorbei kam, flüsterte er ihm zu: »Lenkt ihn ab.«

Die Krähe flog davon. Zwischenzeitlich war eine Zweite erschien und achtete darauf, dass niemand seine Kleidung entdeckte.

Kluge Tiere, so konnte er sich voll und ganz auf den Ninja konzentrieren.
 

Es dauerte nicht lange, bis er ihn gefunden hatte. Der Brünette hatte sich in einen Park verzogen, lehnte lässig an einem Baum und rauchte eine Zigarette. Nichts mehr ließ darauf schließen, dass er von Alkohol beeinträchtigt wurde. Wahre Kämpfer wussten, wie viel sie trinken konnten, ohne völlig umnebelt zu werden. Noch hatte er den Uchiha nicht entdeckt und das nutzte Itachi, atmete tief durch und ließ sich seine Hintergedanken nicht anmerken, als er den Weg entlang schlenderte.

Seine Mimik war völlig untypisch für ihn, er wirkte verträumt, fast unschuldig. Und er spürte den neugierigen Blick der grünen Augen auf sich. Natürlich, seine Kleidung betonte seinen trainierten Körper, nicht zuletzt sein Netzoberteil musste anreizend wirken. Welch Kontrast zu seinem Auftreten, doch sein Plan schien zu funktionieren, als er nah an seinem Zielobjekt vorbei ging und am Handgelenk festgehalten wurde.
 

Erschreckt wirbelte er herum, seine schwarzen Augen sahen alarmiert in die seines Gegenübers. Alles musste danach aussehen, dass er eine leichte Beute für eine Nacht sein würde. Und er wusste, dass es funktionierte, wenn er sich auf etwas verlassen konnte, dann auf sein schauspielerisches Talent. An dem Grinsen des anderen konnte er ablesen, dass er nicht abgeneigt war.
 

»So spät allein unterwegs? Machen sich deine Freunde keine Sorgen? In der Dunkelheit können einige böse Kerle lauern, die nur darauf aus sind, jemanden wie dich in ihre Hände zu bekommen.«
 

»Ich bin schon eine Weile alleine unterwegs, um die Welt zu entdecken. In dem kleinen Dorf, aus dem ich komme, passiert selten etwas Spannendes«, antwortete Itachi ahnungslos und zuckte mit den Schultern.

Keine Freunde und Verwandten, die sich Gedanken machten, das musste doch verlockend klingen. Der Jüngere beschloss, ihn etwas herauszufordern: »Wobei Sie wie jemand aussehen, vor dem mich meine Eltern immer gewarnt hatten.«
 

Ein tiefes, lautes Lachen erfüllte die Nacht. Immer noch hielt der Shinobi sein Handgelenk umschlossen und der Dunkelhaarige wehrte sich nicht gegen den Griff.

»Nicht bei einem Engel wie dir. Aber was hältst du davon, wenn ich dir beweise, wie einfühlsam ich sein kann?«
 

Die Falle hatte zugeschnappt!

Itachi tat, als überlegte er noch einen Moment, aber dann nickte er zustimmend. Endlich ließ der andere sein Handgelenk los und deutete ihm, mitzukommen. Immer noch unwissend folgte er ihm, ihr Weg führte sie geradewegs zurück in ein Gasthaus, wo der Mann mit den grünen Augen ihn zu seinem Zimmer leitete. Die anderen Gäste beobachteten sie interessiert, besonders ein Blick schien auf ihnen zu haften. Aber er ignorierte es, konzentrierte sich ganz auf seinen Plan.

Der Dunkelhaarige trat in den Raum ein, seine Beute folgte ihm und ein leises Klicken sagte ihm, dass die Tür verriegelt wurde.

Nicht, dass er vorhätte, zu fliehen.
 

»Setz dich doch. Möchtest du was trinken«, erkundigte sich der Ältere und deutete auf das Bett, das in dem Raum stand.
 

»Nein, danke. Aber dürfte ich Ihren Namen erfahren?«

Itachi musste sich bemühen, seine Stimme naiv klingen zu lassen, während er sich auf das Bett setzte und den anderen betrachtete. Noch war seine Zeit nicht gekommen, noch musste er so tun, als wäre er leicht für eine Nacht ins Bett zu kriegen.
 

»Masaru«, kam die kurze Antwort, als Angesprochener sich neben den jungen Mann setzte und ihn aufforderte, es sich gemütlich zu machen.
 

Damit schien er zu meinen, dass der Chunin sich hinlegen sollte, denn er drückte ihn sanft, aber unnachgiebig an den Schultern auf die Matratze, wobei er mit der freien rechten Hand den Haargummi entfernte, der seine rabenschwarzen Haare zusammenhielt. Während er das über sich ergehen ließ, bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass er auf den Nachttisch gelegt wurde.
 

»Entspann dich«, hauchte ihm Masaru ins Ohr, knabberte an seinem Ohrläppchen und küsste sich den Hals entlang.

Itachi drehte sich fast der Magen um.
 

»Verführst du viele Leute auf diese Weise?« fragte er, ließ sich nicht anmerken, dass er den Kerl am liebsten mit voller Wucht von sich gestoßen hätte.
 

»Wieso fragst du?« hauchte er gegen den Hals des Jüngeren, leckte genüsslich darüber und biss leicht hinein.
 

»Weil ich nicht nur ein Name auf einer langen Liste derer sein will, die du schon gehabt hast.«
 

Ein ungeduldiges Seufzen ertönte, nicht wegen der Antwort, sondern wegen der Anspannung des Dunkelhaarigen, der somit verhinderte, dass ihm ein Knutschfleck gemacht wurde.

»Du denkst zu viel nach, Kleiner ...«
 

Masaru stoppte, hatte gerade vorschlagen wollen, dass er ihn auch knebeln könne, wenn er lieber sprach, als zu genießen, aber als er in die schwarzen Augen schaute, konnte man nicht mehr den unschuldigen, vielleicht verlegenen Blick erkennen, sondern nur noch kalte Berechnung.
 

Itachi nutzte die Verwirrung, wunderte sich immer wieder, dass erfahrene Shinobi sich eine solche anmerken ließen, und drehte sich zur Seite, wobei er den Größeren mit sich zog und nun ihre Positionen tauschten. Mit einer Kraft, die der Mann mit den grünen Augen ihm niemals zugetraut hätte, hielt er dessen Hände auf die Matratze gepresst. Sein Gewicht hatte der abtrünnige Ninja so verlagert, dass der unter ihm Liegende seine Beine nicht bewegen konnte. Dunkle Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, doch er beachtete es gar nicht.
 

»Vielleicht denkst du einfach zu wenig nach. Wieso sonst hättest du dich an einem Jungen vergriffen, der völlig erschöpft vom Training war?« Itachis Stimme klang ruhig, aber kalt, zornig, wenn man genau hinhörte. Eine gefährliche Mischung.
 

»Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst!«
 

»Sasuke Uchiha«, half der 23-Jährige dem anderen auf die Sprünge, war sich ziemlich sicher, dass er sich dumm stellte.

Überlegenheit leuchtete in den grünen Augen auf, und die Erkenntnis ... gesiegt zu haben?
 

»Soso, hat der ach so große Sasuke Uchiha es tatsächlich nötig jemanden anzuheuern, um mich umzubringen? Hat er nicht den Mut, mir selbst gegenüber zutreten? Oder hat er Angst, dass ich ihn nochmal durchnehmen könnte?«

Das eine Wort betont er besonders genüsslich, als konnte er es gerade zu auf seiner Zunge schmecken. Ein hässliches Knacken ertönte, als Itachi den Griff seiner rechten Hand um das Handgelenk des anderen versteckte und es brach.

Ein kurzer Schmerzensschrei ertönte und Masaru biss sich auf die Lippen, um ihn zu unterdrücken.
 

»Wieso?« zischte der Uchiha bedrohlich, aber immer noch wirkte der Brünette unbeeindruckt, es schien fast so, als würde er etwas auskosten.

Seinen Sieg über den Jungen, wie der Dunkelhaarige nach der Erzählung feststellte.
 

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Masaru war vielleicht ein Gefangener Orochimarus, aber er genoss in dem Gefängnis, in dem er sich befand, gewisse Privilegien. Er war ohne Frage der Stärkste hier und niemand hatte es bisher geschafft, ihm auch nur das Wasser zu reichen. Er war einer der wenigen, die in der Lage waren, das Juin zu beherrschen, sich nicht in eine blutrünstige Bestie verwandeln lassen. Nicht, dass es ihn gestört hätte, er war schon immer jemand gewesen, der es liebte, Macht zu haben. Für ihn zählte einzig und allein, andere zu unterwerfen und selbst die Wärter hatten Respekt, wenn nicht sogar Angst vor ihm.

An jenem Tag kam sein Meister persönlich in die Basis, wo sie untergebracht waren, wie immer begleitet von seinem Speichellecker Kabuto und seinem neusten Traumgefäß.

Sasuke Uchiha.
 

Orochimaru war der Einzige, den er wirklich anerkannte, denn er sorgte dafür, dass er seine Vorliebe regelmäßig auskosten konnte. Nicht Wenige, die die Schlange störten, wurden von ihm niedergemetzelt. Kabuto war einfach nur ein treues Hündchen, das ohne sein Herrchen nicht viel tun konnte und Sasuke ... der war noch ein Kind!

Es hatte ihn nie interessiert, selbst von dem Sannin als neuen Körper erwählt zu werden, er war ganz zufrieden mit seiner Situation. Und ein treuer Diener, solange man ihn nicht an die Leine legte, was ihn fast wertvoll machte.
 

Er hatte den jungen Uchiha schon gehasst, als er ihn das erste Mal gesehen hatte, er war arrogant und überheblich, nur weil er über ein Kekkei Genkai verfügte und aus einem großen Clan kam. Wenn dem nicht so wäre, wäre er ein ganz kleines Licht, das niemand beachten würde.

Masaru selbst kam aus einem kleinen Ninjadorf und hatte sich seinen Respekt erarbeitet. Und jetzt bekam er die Gelegenheit allen zu zeigen, was für ein Schwächling dieser hoch gelobte Shinobi doch war, denn sie sollten gegeneinander kämpfen.
 

In der Arena, die einen Großteil des Bauwerkes einnahm, in dem sie untergebracht waren, hatten sie sich einander gegenüber aufgestellt und er hatte nicht gezögert, das Mal des Fluches auf der zweiten Stufe freizusetzen. Sofort hatte er sich auf den Jüngeren gestürzt, der es seinem Bluterbe verdankt hatte, die Bewegung vorher zu sehen. Der Schwarzhaarige war herum gewirbelt und hatte mit seinem Schwert gekontert, ihm am Rücken getroffen, wo ein heftiger Schmerz explodiert war. Der Angriff hatte den Kampf beendet, bevor er überhaupt begonnen hatte, aber er war nicht tödlich gewesen. Er hatte auf den finalen Stoß gewartet, doch er war ausgeblieben.

Gedämpft war die Stimme Orochimarus an sein Ohr gedrungen, dass er nie in der Lage sein würde, Itachi zu töten, wenn er ständig zögerte, seine Feinde zu vernichten.

Nicht nur, dass er von einem Bengel vorgeführt worden war, er war noch zusätzlich erniedrigt worden, indem man ihm am Leben gelassen hatte. Und dafür würde er teuer bezahlen.

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»Ich wollte dem Kleinen einfach mal zeigen, was es heißt, Macht über andere zu haben.«

Itachi konnte es kaum glauben. Das war der einzige Grund, weswegen sein kleiner Bruder das alles durchmachen musste? Damit jemand anderes seine Machtgelüste spüren konnte? Er ließ sich seinen Schock nicht anmerken, sein Blick war ausdrucklos wie immer.

Und blutrot.
 

Kaum, dass der Ältere ausgesprochen hatte, hatte er sein Sharingan aktiviert. Masaru wollte noch etwas sagen, wollte sein Erstaunen zum Ausdruck bringen, dass sein Gegenüber ebenfalls ein Uchiha war, als eine Veränderung des Kekkei Genkai ihn vorab verstummen ließ.

Die drei schwarzen Tomoe fügten sich zusammen und bildeten ein neues Muster, das an Krähenfüße erinnerte, Waffen, die die Ninja auf den Boden fallen ließen, damit sie sich in die Füße ihrer Gegner bohrten. Itachi hatte nicht vorgehabt, das Mangekyo Sharingan einzusetzen, hatte es nicht für nötig erachtet, doch nach der Erzählung hatte er dem Impuls nachgegeben. Er würde ihm zeigen, was es hieß, Macht über andere zu haben.

Der junge Mann schloss seine Augen, und als er sie wieder öffnete, nutzte er die Macht seines linken Auges. Die Macht, des wohl stärksten Genjutsu.

Tsukiyomi.
 

Masaru befand sich in einer Welt aus totaler Finsternis. Kein Licht, nicht mal Schattierungen waren zu erkennen. Nur Schwärze. Er versuchte einen Schritt zu machen, war sich aber nicht sicher, ob es ihm gelungen war. Es schien, als würde er schweben. Er sah sich um, doch konnten seine Augen die Dunkelheit nicht durchdringen.
 

Ist es das, was du wolltest?

Er hatte eine Stimme gehört, die Stimme des Uchiha, der ihn reingelegt hatte. Doch er wusste nicht, woher sie gekommen war. Er drehte seinen Kopf von rechts nach links, schaute über seine Schulter, doch er war allein.

Oder?
 

Angestrengt schaute er hinter sich, war der Meinung, etwas gesehen zu haben, eine Unregelmäßigkeit in dieser unwirklichen Welt. Überrascht schrie er auf, als ein Rabe auf ihn zugeschossen kam, sich kurz vor ihm in ein Shuriken verwandelte und sich tief in seine linke Seite gebohrt hatte. Weitere Raben schossen auf ihn zu, verwandelten sich in Wurfwaffen und führten ihm weitere tiefe Wunden zu. Schützend hatte er seine Arme über seinen Kopf

erhoben.
 

Ist es die Art von Macht, die du dir vorgestellt hast?

Der Shinobi sackte zu Boden, atmete ein paar Mal tief ein und aus. Kalter Schweiß lief über seine Stirn, aber so leicht würde er es diesem verfluchtem Uchiha nicht machen. Er rappelte sich wieder auf, die Wunden waren verschwunden und auch die Schmerzen hatten nachgelassen. Wenn das alles drauf war, zu dem er im Stande war ...
 

Weiter kam er mit seinen Überlegungen nicht, denn ohne Vorwarnung schnellten Flammen aus dem Nichts empor, schlängelten sich an seinen Beinen hoch, umschlossen seinen Oberkörper, seinen Hals und seine Arme. Die Hitze war unerträglich, auch wenn sie seinen Körper scheinbar nicht verbrannten, sandten sie doch solche Schmerzen auf. Schreiend warf er den Kopf in den Nacken, blickte nach oben und stellte fest, dass die Welt nicht mehr nur Schwarz war. Über ihm schwebte ein riesiger roter Mond, gefärbt von dem Blut der Opfer, die ihn dieser Welt gefangen gewesen waren. Sein Licht hüllte die dunkle Welt in ein Rot, das nicht weniger Furcht erregend war.
 

Die Macht, mit der über Leben und Tod gebieten willst?

Wieder hörte er die Stimme, nur diesmal war sie ganz deutlich, sie klang weniger wie ein Echo, das von allen Seiten kam. Er richtete seinen Blick wieder nach vorne und was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
 

Vor ihm stand der Dunkelhaarige, sein Blick war eiskalt, seine ganze Haltung würdevoll. Er war umgeben von Raben, die alle in seine Richtung blickten. Als wäre der junge Mann ihr Gebieter, als warteten sie nur auf seinen Befehl. Langsam schritt er auf seinen Gefangenen zu und mit jedem Schritt erschienen mehr Raben um ihn herum. Nur wenige Meter trennten sie beide noch, er konnte die gefühlstoten Augen deutlich sehen. Augen, die seinen Untergang bedeuten wollten, aber so leicht würde er sich nicht geschlagen geben. Masaru wollte sich befreien, doch die Flammen hielten ihn gefangen, brennende Fesseln, die nicht nachgaben, so sehr er es auch versuchte. Und dann sah er es.
 

Die Reaktion, die er befürchtet hatte.

Das Zeichen, worauf die Raben gewartet hatten.

Sein Gegenüber hob den rechten Arm und deutete auf ihn.

Die Vögel zögerten keine Sekunde, stürzten sich auf ihn und verwandelten sich in Shuriken, die ungewöhnlich tief in ihn eindrangen.

Zeit und Raum lagen in dieser Welt in Itachis Hand und er nutzte es aus, machte aus den Minuten, die Masaru Sasuke gequält hatte, Tage, in denen seine Raben nur ein Opfer

kannten.
 

In der Wirklichkeit vergingen nur Sekunden, und als er seinen Blick von dem Shinobi löste, in dessen gebrochene Augen sah, wusste er, dass er sich nie wieder nach Macht sehnen würde.
 

Er nahm sein Haargummi vom Nachttisch und band seine Haare wieder ordentlich zusammen, hatte das Mangekyo Sharingan schon längst wieder deaktiviert.

In diesem Moment hatte er die Macht über Leben und Tod in der Hand und er wusste nicht, wie er sich entscheiden würde.

~~~
 

Da hätten wir ihn, den Höhepunkt der Geschichte ^^ Deswegen gibt es zwei Kapitel in einem, wie man an dem Titel vielleicht erraten kann.
 

Mein Dank an dieser Stelle gilt Neko_Kitty_Me und Blacklucien für ihre lieben und süßen Kommentare ^^

Ende

Sasuke hatte den Wald hinter sich gelassen und legte eine Pause am Wegesrand ein. Mit geschlossenen Augen saß er im Schneidersitz und atmete tief und gleichmäßig. Die Meditation half ihm die Müdigkeit zu bekämpfen, die ihn gefangen hielt. Es war zu erwarten gewesen, dass diesen Punkt der Erschöpfung erreichen würde, Pausen hatte sich der Schwarzhaarige bisher nicht gegönnt, dafür war er ständig wachsam gewesen und hatte das Sharingan aktiviert. Er wollte auf alles vorbereitet gewesen sein. Nicht, dass er sich hier auf freiem Feld sicherer fühlte, doch es dürfte nicht leicht sein, seinen scharfen Sinnen zu entgehen.

Außerdem hatte er die Raben bei sich, die im Boden nach Würmern pickten und beim kleinsten Geräusch aufschrecken würden. Sie hatten ihn aufgehalten, eigentlich hatte der 18-Jährige schneller voran kommen wollen, aber die Tiere hatten sich von seiner Eile nicht anstecken lassen und waren eher gemächlich geflogen. Was ihn davon abgehalten hatte sich zu beeilen und die Vögel zu zwingen schneller zu fliegen, wenn sie ihm im Auge behalten wollten, wusste er nicht. Vielleicht die Hoffnung, dass sie ihn wirklich zu seinem Bruder führten?
 

Der Uchiha öffnete seine schwarzen Augen und musterte seine Begleitung. Nichts ließ darauf schließen, dass sie keine gewöhnlichen Tiere waren, wenn sie nicht seltsam intelligent wirken und den Anschein erwecken würden, dass sie genau wüssten, was er von ihnen wollte. Es war ein beklemmendes Gefühl nicht zu wissen, woran man bei ihnen war, sie sogar zu unterschätzen. Allein, dass Itachi sie als vertraute Geister gewählt hatte, fast als Symbol, musste bedeuten, dass mehr in ihnen steckte, als man auf den ersten Blick vermutete. Umso weniger er mit ihnen zu tun hatte, umso besser.

Da sich der Genin erholt und ausgeruht fühlte, stand er auf, lockerte seine Muskeln und blickte abwartend zu den Raben. Entweder spürten sie nicht, dass er aufbrechen wollte, oder sie ignorierten es gekonnt. Aber ein Sasuke Uchiha ließ sich nicht zum Sklaven von irgendwelchen Krähen machen, Intelligenz hin oder her. Er machte ein paar Schritte auf die Straße zu, als er aus den Augenwinkeln einen Schatten wahrnahm und eines der schwarzen Tiere knapp an ihm vorbei schoss. Einen Flügel hatte ihn an der Schulter gestreift.

Irritiert blickte er zu dem Wesen, das ihm mit einem seltsamen Blick anschaute.

Vorwurfsvoll?
 

Der Junge schüttelte seinen Kopf, die Reise durch den Wald musste anstrengender gewesen sein, als er gedacht hatte, wenn er sich so etwas schon einbildete. Vermutlich spielten seine Augen ihm einen Streich, waren von dem Sharingan überanstrengt.

Entschlossen wollte er wieder dem Weg folgen, als ein weiterer Rabe an ihm vorbei flog und ihn innehalten ließ.

Was sollte dieses Spielchen?
 

Es war fast so, als wollten sie ihn davon abhalten, weiter zu gehen. Der Abend war bereits angebrochen und der Schwarzhaarige wollte die Nacht nicht ungeschützt in der Natur verbringen. Lange Pausen waren nicht vorhergesehen, er wusste nicht, wie groß der Vorsprung war, den sein Bruder hatte, aber durch dieses merkwürdige Verhalten der Vögel verlor er unnötig Zeit.

Wieder wollte er seinen Weg fortsetzen, doch diesmal wurde er nicht daran gehindert, in dem ein Tier an ihm vorbei flog.

Diesmal flog es genau auf ihn zu!
 

Im letzten Moment gelang es dem Ninja, nach hinten zu springen, sich abzurollen und aus seiner Tasche ein Kunai zu ziehen. Seine blutroten Augen visierten die Krähen an, die ihn angegriffen hatten und zielsicher warf er es genau zwischen sie.

Aufgeschreckt stoben sie davon, ließen sich bei ihren anderen Artgenossen wieder und musterten ihn aufmerksam.

Zufrieden, seine Position verteidigt zu haben, deaktivierte der einzige Überlebende des Uchiha-Massakers sein Bluterbe und setzte seinen Weg endlich fort. Das sollte ihnen gelehrt haben, wer von ihnen das Sagen hatte.

Die Raben spreizten ihre Flügel und flogen voraus, kannten das Ziel des jungen Shinobi. Sie hatten ihren Auftrag erledigt.
 

Lange waren Sasuke und Itachis vertraute Geister nicht mehr unterwegs, bis sie das Dorf erreichten. Der 18-Jährige ging die Hauptstraße entlang, die von Gast- und Teehäusern, kleineren Geschäften und Ständen gesäumt waren. Aufmerksam blickte er sich um, die Raben hatten sich auf die Dächer gesetzt und beobachteten das Treiben unter sich.

Trotz fortgeschrittener Stunde war noch einiges los, doch der ehemalige Konoha-Nin achtete auf die Leute um sich herum nicht.
 

Seine Nackenhärchen hatten sich aufgerichtet und er fühlte, dass etwas in der Luft lag. Dasa irgendwas nicht stimmte. Ein seltsames Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus.

Nervosität.

Die Zeit bei Orochimaru hatte seine Instinkte geschärft und er zweifelte nicht daran, dass er seinen Bruder hier finden würde.

Das Kreischen eines Raben erregte seine Aufmerksamkeit, und als er aufblickte, sah er einen Vogel, der über ihn hinweg schwebte und sich auf dem Dach eines Gasthauses niederließ.
 

Der Schwarzhaarige unterband den Gedanken, wieso es schon wieder ein Gasthaus sein musste, und trat ein. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich, wie man es eben erwartete. Trotzdem nahm das Kribbeln zu und ein neues Gefühl breitete sich in dem trainierten Körper aus.

Erwartung.

Doch was erwartete er?

Was ließ ihn fast vor Spannung erzittern?
 

Äußerlich kühl und unnahbar schritt er auf den Tresen zu, ignorierte die Blicke der angetrunkenen Männer um ihn herum.

Blicke, die die Lust und den Wunsch nach Befriedigen widerspiegelten.

Blicke, die ihn am liebsten wegrennen ließen.

Blicke, die er mittlerweile nur zu gut kannte.
 

Er hatte den Raum noch nicht mal zur Hälfte durchquert, als ihn ein Typ am Handgelenk festhielt und sich näher zu ihm zog. Kalt blickte er dem Kerl ins Gesicht, der sich mit der wulstigen Zunge über die Lippen leckte.

Wie gut er diese Blicke kannte.
 

»Na mein Täubchen, so ganz allein? Was hältst du davon, wenn du mir ein wenig Gesellschaft leistet?«
 

Sasuke hatte nicht vor darauf einzugehen, wollte seinen Gegenüber nur ignorieren, so gut es bei der Alkoholfahne ging, die ihm entgegenschlug. Doch als er eine Hand fühlte, die unaufgefordert seinen Hintern begrabschte, wurde es ihm zu viel.

Blutrot flammte das Erbe seines Clans in seinem Blick auf, mit einer geschickten Drehung befreite er sich aus den Griffen des anderen und zog in derselben Bewegung sein Kusanagi. Jetzt stand er hinter dem Stuhl des Angetrunkenen und hielt ihm die schlanke Klinge direkt an seinen Hals. Um zu verdeutlichen, dass er keine Scherze machte, ritzte er leicht in die Haut, sodass ein kleines Rinnsal über die Klinge lief.
 

»Was hältst du davon, wenn du mir meine Frage beantwortest. Ich suche jemanden, einen jungen Mann mit rabenschwarzen, zusammengebunden Haaren und schwarzen Augen. Hast du ihn gesehen?« Die Stimme des Jüngeren war kaum mehr als ein Flüstern, doch war es in dem Schankraum still geworden, sodass man deutlich die Drohung vernahm.
 

»Er ist mit Masaru nach oben gegangen, Zimmer 11, zweite Etage«, antwortete ein anderer Mann, und als das Sharingan in die Richtung wanderte, erkannte der 18-Jährige den Wirt.

Kaum merklich nickte Sasuke, ließ den Aufdringlichen frei. Bevor er sich zur Treppe wandte, stieß er ihn so kraftvoll zu Boden, dass er mit dem Kopf hart auf dem Holz aufschlug. Eine Blutlache bildete sich, die wohl aus einer Wunde am Kopf kam. Desinteressiert ging er die Stufen hinauf, das sollte den anderen Anwesenden zeigen, dass man sich an ihm nicht vergreifen brauchte. Er spürte den intensiven Blick eines Anwesenden in seinem Nacken, beachtete ihn aber nicht weiter.

Wieso geriet er eigentlich ständig an solche Typen?
 

Das Schwert hatte er immer noch in der Hand, als er die Tür fand, über der mit schwarzen Lettern eine 11 angebracht war. Er war so leise den Gang entlang geschlichen, wie es die knarrenden Dielen ermöglicht hatten und als er sein Ohr an die Tür legte, hörte er kaum etwas. Der Wirt hatte ihm gesagt, dass sein Bruder nicht alleine hoch gegangen war.

Hatte er sich einen neuen Bettgefährten gesucht?

Aber irgendwie passte das nicht zu dem Älteren.

Und noch weniger zu dem Kribbeln, das sich weiter verstärkt hatte.

Probehalber versuchte er, die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen.

Irgendwas stimmte hier nicht.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, leitete er Raiton-Energie in die Klinge seines Schwertes und zertrümmerte sie mühelos.

Ein Blick reichte aus, um sich ein Bild von dem Geschehen zu machen. Vor ihm stand Itachi, der gerade die Tür hatte öffnen wollen und sah ihn ausdrucklos wie immer an. Doch Sasuke beschäftigte mehr die Person, die auf dem Bett lag.
 

Er konnte nur ein Stück an dem älteren Uchiha vorbei sehen, doch auch so erkannte der die brünetten Haare und die vor schock geweiteten Augen. Sah die leicht geöffneten Lippen, die sich ihm aufgedrängt hatten, die Hände, die ohne jede Erlaubnis seinen Körper berührt hatten.

Sein Sharingan hatte die Person entdeckt, die ihm so viel Leid zugefügt hatte, die sich an ihm ergötzt und ihn gedemütigt hatte.

Die sein Leben hatte zerstören wollen.

Blinde Wut wallte in ihm auf, Hass, den er sonst nur verspürt hatte, wenn er an die Ermordung seiner Eltern gedacht hatte.
 

Ohne ein Wort zu sagen, huschte er an dem anderen vorbei, stand neben dem Bett und starrte zornig auf den gebrochenen Mann, dessen grüne Augen nicht lüstern sondern ausdrucklos waren.

Geschockt.

Ohne weiter darüber nachzudenken, hob Sasuke sein Kusanagi und ließ die Klinge über den Brustkorb seines Peinigers fahren.

~~~
 

Nein, die Geschichte ist noch nicht zu Ende ^^ Auch wenn der Titel des Kapitels darauf schließen lässt. Aber an so einer Stelle kann man schlecht aufhören, oder?

Entscheidung

Die Klinge verfehlte den Körper des Mannes um haaresbreite, schnitt problemlos durch die Matratze und ein Stück in das Holzgestell. Es bestand kein Zweifel, dass das Schwert, vielleicht noch gestärkt durch Raiton, die Haut und Knochen des Shinobi ebenso durchtrennt hätte. Und doch hatte Sasuke im letzten Moment seinen Arm zurück gezogen, sodass die Waffe sein eigentliches Ziel verfehlt hatte.

Er hatte es nicht tun können.
 

Er hatte nicht denjenigen umbringen können, der ihm so viel Leid zugefügt hatte.

In einem Kampf hätte er nicht gezögert, hätte den finalen Schlag ausgeführt, doch die Person, die vor ihm lag, war nicht mehr der Kämpfer, der seinen Spaß an ihm ausgelassen hatte.

Seine grünen Augen waren vor Schock geweitet, starrten in eine ferne Welt, die nur er zu kennen schien. Auf seiner Stirn glänzte kalter Schweiß und die Hände waren verkrampft. Was auch immer ihm widerfahren war, es war schlimmer als der Tod. Vermutlich würde er sich von dem Schrecken, den er erlebt hatte, nie wieder erholen. Sein Geist und sein Verstand waren gebrochen, unfähig das Geschehene als Illusion zu verarbeiten. Selbst wenn er wieder zu sich kommen sollte, würde er dem Wahnsinn erliegen.

Jemanden wie ihn zu töten, befriedigte seine Rachegedanken nicht.

Er hatte Schlimmeres als den Tod gefunden und Sasuke wollte nicht derjenige sein, der ihn daraus befreite.
 

»Tsukiyomi?« fragte er leise, wollte einfach nur eine Bestätigung für seinen Verdacht. Das Nicken seines Bruders, den er aus den Augenwinkeln sah, reichte aus.
 

Immer noch lagen seine schwarzen Augen auf dem Ninja, es fiel ihm schwer zu glauben, dass dieser gebrochene Mann in der Lage gewesen war, ihn zu überfallen und seine Lust zu stillen.

Wie lange hatte Itachi ihm vorgemacht, in dem Genjutsu gefangen zu sein?

Ein Tag?

Zwei Tage?

Drei Tage?
 

Eigentlich wollte der 18-Jährige es nicht wissen, ihm lief schon ein Schauer über den Rücken, wenn er an diese Kunst nur dachte. Wenn jemand wusste, wie es war von den grausamen Bildern und Erinnerungen gequält zu werden, dann er. Zwei Mal hatte er es über sich ergehen lassen müssen, war beim ersten Mal noch ein Kind gewesen. Und trotzdem hatte das Doujutsu ihm nicht so zugesetzt, wie der Person auf dem Bett.
 

Hatte Itachi ihn damals absichtlich geschont?

Es war ihm brutal erschienen, den Tod ihrer Verwandten, ihrer Eltern mit ansehen zu müssen, aber hatte der Chunin sich noch zurück gehalten?

War das die wahre Macht des Mangekyo Sharingan?

Hätte er ihn ohne Weiteres auch so brechen können?

Mit einem Mal wurde dem Schwarzhaarigen bewusst, über welche Macht der Ältere verfügte, welche Waffe das Bluterbe werden konnte, wenn es richtig eingesetzt wurde. Wenn Itachi sich nicht zurückhielt.
 

Eine Hand auf seiner Schulter riss ihn aus seinen Überlegungen, und als er seinen Kopf zur Seite wandte, sah er in die schwarzen Augen des 23-Jährigen. Ruhig und emotionslos blickten sie zu ihm, still hielten sie das Geheimnis ihrer Macht verborgen. Fast schien es ihm, als würde er die Kraft finden können, wenn er nur lange genug tief in die Augen schaute und doch war es, als hielte ihn etwas ab. Um sich abzulenken und diesem Blick zu entgehen, wandte er sich wieder seinem Schwert zu, zog es mühelos aus dem Bett und steckte es elegant in die Scheide zurück.
 

»Wir sollten gehen«, schlug Itachi vor und ging zum Fenster.
 

Sasuke hatte nichts dagegen einzuwenden, ihn hielt hier nichts mehr und er es gab einige Fragen, die er dem anderen stellen wollte. Wenn sie unterwegs waren, würde ihm ein Gespräch leichter fallen, als hier in diesem Raum, in dem sich die beiden Männer befanden, die auf ihre Weise ihre Stärke demonstriert hatten.
 

Leise öffnete der Dunkelhaarige der Fenster und sprang elegant zu Boden. Tief durchatmend folgte ihm der Genin, sprang leichtfüßig wie eine Katze aus dem Zimmer und landete kaum hörbar auf der Erde neben dem anderen Uchiha.

Der Ältere führte ihn um das Gebäude herum in eine kleine Gasse und beim Anblick der Raben, die ein dunkles Bündel hüteten, seufzte der junge Erbe des Sharingan genervt. Für heute hatte er genug von diesen Vögeln gehabt, eigentlich für den Rest seines Lebens. Kaum, dass Itachi seinen Mantel mit den roten Wolken übergezogen und seine Waffen angelegt hatte, flog das Tier davon. Schweigend trat der Größere wieder auf die Straße und machte sich auf den Weg, das Dorf zu verlassen. Da er nichts anderes gesagt hatte, folgte Sasuke ihm, beobachtete, wie er aus einer Tasche seines Mantels einen kleinen, glänzenden Gegenstand herausholte. Einen Ring, den er sich an den rechten Ringfinger steckte. Im Mondschein glänzte er blutrot auf.
 

»Suzaku«, sagte der ehemalige ANBU leise, als er den neugierigen Blick Sasukes bemerkt hatte.

Im Gehen zeigte er dem Kleineren den Ring, auf dessen roter Oberfläche das schwarze Zeichen für zinnoberroter Vogel eingraviert war. Dieses Schmuckstück hatte er vorher schon bemerkt, sich dafür bisher aber noch nie interessiert.
 

»Hat es mit Akatsuki zu tun?«
 

Wieder ein Nicken, und der Ninja mit den schwarzen Augen wusste, dass er nicht weiter nachfragen brauchte. Über die Organisation würde sein Bruder keine Fragen beantworten.

Sie hatten das Dorf hinter sich gelassen und nach Norden gewandt, jeder hing seinen Gedanken nach. Das Versteck ihres Clans lag in der anderen Richtung und der 18-Jährige vermutete, dass sie sich zu einem anderen Unterschlupf begaben. Schließlich war er es, der die Stille unterbrach.
 

»Wieso warst du eigentlich bei ihm?«
 

»Ich hatte eine Pause gemacht und dabei habe ich ihn entdeckt. Es war nicht schwer ihn zu täuschen und mit ihm auf sein Zimmer zu gehen. Bei dem, was ich mit ihm vorhatte, brauchte ich keine Zuschauer.«
 

»Wieso hast du ihn nicht umgebracht?«

Die Frage stellte Sasuke nach erneutem Schweigen, konnte den Zweifel seiner eigenen Entscheidung nicht verbergen. Wie hätte er wissen sollen, dass Itachi selbst gezögert und mit sich gerungen hatte, den fatalen Schlag auszuführen.
 

»Es erschien mir nicht richtig. Abgesehen davon, dass er unbewaffnet war, hatte er sich nicht wehren können. Hätten wir ihn umgebracht, wären wir kaum besser gewesen als er. Du kennst das Jutsu, du weißt, wie es wirkt. Es ist ein schweres Laster, das er von nun an zu tragen hat.«
 

Diesmal war es an dem Jüngeren zu nicken und sich die Worte durch den Kopf gehen zu lassen. Orochimaru hatte ihm immer gesagt, dass er zu weich sei, aber diese Schwäche schien er mit seinem Bruder zu teilen.
 

Ohne großartig auf dem Weg zu achten, folgte der Schwarzhaarige Itachi, hing seinen Gedanken nach. Nie hätte er erwartet, seinen Peiniger wiederzusehen und noch weniger ihn am Leben zu lassen. Er, der sich sein Leben lang von Rache leiten ließ, hatte zwei Mal auf diese verzichtet und beide Fälle hatte irgendwie mit seinem Bruder zu tun. Seit jedem Tag auf der Lichtung schien sein Leben sich komplett gewandelt zu haben. Seit der Ältere wieder in sein Leben getreten war ...
 

Überrascht hielt er inne, als Itachi den Weg verließ, den sie nun schon seit einigen Stunden folgten und in einen kleinen Wald ging. Unschlüssig folgte er dem Dunkelhaarigen, der zielstrebig eine versteckte Höhle ansteuerte.
 

»Wir sollten uns etwas ausruhen, wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
 

»Von mir aus können wir noch weiter gehen«, bemerkte Sasuke, dem es beim Laufen leichter fiel, seine Gedanken zu ordnen. Außerdem stimmten ihn die Raben in den Baumkronen auch nicht fröhlich.
 

»Wir kommen schneller voran, wenn wir uns eine Pause gönnen. Und keine Sorge, sie werden dich nicht angreifen.«
 

Den misstrauischen Blick seines jüngeren Bruders ignorierend, ging er in die Höhle. Und den 18-Jährigen beschlich das Gefühl, dass das Verhalten der Vögel kein Zufall gewesen war. Ob es etwas mit dem Plan zu tun gehabt hatte, diesen Kerl eine Lektion zu erteilen?

Seufzend gab er nach und folgte ihm in ihr vorübergehendes Versteck.

Überlegung

»Itachi?«
 

Der Angesprochene blickte von seinem Fisch auf. Während sein Bruder auf das Feuer geachtet hatte, war er selbst zu einem nahegelegenen Fluss gegangen und hatte vier Fische gefangen, die ihr Abendessen darstellten. Er hatte öfter an dieser Stelle eine Rast eingelegt, wenn er mit Kisame zum Versteck Akatsukis unterwegs gewesen war. Dann hatte sein Partner sich um die Fische gekümmert, während er mit Hilfe seiner Katon-Jutsu ein Lagerfeuer entfacht hatte. Die beiden Uchiha saßen sich gegenüber und hatten sich schweigend ihrem Abendbrot gewidmet. Das Sasuke etwas beschäftigte, war ihm anzusehen gewesen und scheinbar hatte er sich entschieden, seine Gedanken mitzuteilen.
 

»Du hast vorhin gesagt, dass wir nicht besser als er wären, wenn wir den Kerl umgebracht hätten. Aber meinst du nicht, dass es einen Unterschied gibt, jemanden umzubringen und ihn ...« Der 18-Jährige brach ab, brachte nicht das Wort über die Lippen, dass das beschrieb, was der Shinobi ihm angetan hatte.
 

»Zu vergewaltigen?«
 

Während er diese zwei Worte aussprach, hatte der Ältere den anderen genau beobachtet, hatte das leichte Zucken vernommen, dass dieser hatte unterdrücken wollen. Kein Wunder, das Problem musste ihn immer noch belasten, das Erlebnis lag nur ein paar Tage zurück. Jetzt, wo die Anstrengung des Weges und der Schock Masaru wieder gesehen zu haben, vorüber war, mussten die Erinnerungen wieder in dem Jungen hochgekrochen sein. Deswegen hatte er wohl auch auf eine Pause verzichten wollen, wenn sie sich bewegten, wenn er sich verausgabte, konnte er seine Gedanken unterdrücken.
 

Er versuchte seine seelischen Schmerzen mit körperlichen Leiden zu lindern und sei es nur der Verzicht auf Schlaf. Dabei hatte der 23-Jährige den müden Blick schon vor einer Weile bemerkt, dazu das häufige Blinzeln durch die brennenden, übermüdeten Augen.

Das Feuer warf ein warmes, rotes Licht auf die helle Haut und Sasukes Blick war zu Boden gewandert, konnte so die Helligkeit mit zusammengekniffenen Augen ertragen. Trotz allem hatte der Dunkelhaarige auf die Diskussion verzichtet ihn ins Bett zu schicken, es wäre ein Wunder gewesen, wenn er gehorcht hätte. Und ein Uchiha verließ sich nicht auf Wunder.
 

»Die Taten mögen unterschiedlich sein, aber die Ausführung wäre dieselbe. Masaru hatte gewartet, bis du vom Training völlig erschöpft bist, bis deine Konzentration und Aufmerksamkeit nachgelassen hatte. Somit hatte er eine direkte Konfrontation vermieden und einen schwachen Moment von dir abgewartet. Du hattest keine Chance dich irgendwie gegen ihn zu wehren.

Hättest du ihn jetzt umgebracht, hättest du das gleiche getan, du hättest es ausgenutzt, dass er dir schutzlos ausgeliefert ist. Selbst wenn du das Gefühl hast, das Falsche getan zu haben, war es doch die richtige Entscheidung. Du wärest nicht glücklich damit geworden, ihn in diesem Zustand getötet zu haben, wahrscheinlich hätte dein schlechtes Gewissen es nur schlimmer für dich gemacht. Es ist unwahrscheinlich, dass er sich nach dem Jutsu noch einmal erholt und seine perversen Gedanken weiter ausleben kann.«
 

»Was ist mit den Ninja-Missionen? Wie oft bestand der Auftrag darin, dass man jemanden umbringen sollte, der nicht weniger wehrlos war?«
 

»Das ist etwas anderes. Es hat einen anderen Grund. Wir erhalten die Missionen nicht, weil irgendwer den Tod eines anderen wünscht. Wenn wir einen solchen Auftrag erhalten, dann geht es meistens um das Wohl eines Dorfes oder des ganzen Reiches. Indem wir eine Gefahr ausschalten, sorgen wir dafür, dass die normale Bevölkerung in Frieden ihr Leben leben kann. Unsere Aufgabe als Ninja besteht nicht nur darin, unserem Dorf Ehre zu machen, viel mehr geht es darum, unsere Heimat vor der Zerstörung zu bewahren. Wir töten nicht, weil es uns gefällt, sondern weil es unsere Pflicht ist. Wir nehmen Leben, um das derjenigen zu beschützen, die uns etwas bedeuten.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, du hast genug von ihnen kennen gelernt. Als Shinobi haben wir die Fähigkeit erlangt andere umzubringen, wir werden mit diesem Ziel ausgebildet, aber genauso wichtig ist es erkennen zu können, wann wir von unserem Wissen gebrauch machen können. Masaru zum Beispiel hättest du mit dem Tod noch einen Gefallen getan.«
 

Itachi wusste nicht, ob er der Richtige war, der Sasuke das erklären sollte, immerhin hatte er ihre Familie ermordet. Doch auch das war eine Mission gewesen, ein Auftrag des Rates, um Konoha vor einer drohenden Rebellion zu schützen. Hätte er es nicht getan, hätte es nicht nur das Dorf geschwächt, es wäre für rivalisierende Großmächte eine Einladung gewesen, dem Feuerreich den Krieg zu erklären. Jetzt, unter dem hellen Schein des Mondes, am wärmenden Feuer, hätte er dem Kleinen die Wahrheit sagen können und doch wollte er nicht, dass er ein Hass gegen seine Heimat entwickelte.

Aber es wunderte ihn nicht, dass der Schwarzhaarige ihm die Frage gestellt hatte, viele Kinder beschäftigten sich im Laufe ihrer Ausbildung damit. Sein Bruder war kein Kind mehr, aber entweder hatte er es nie für nötig gehalten, sich näher damit auseinander zu setzen, oder er hatte niemanden gehabt, an den er sich hatte wenden können.

Der Chunin tippte auf Letzteres.
 

Während der ersten Jahre auf der Akademie hätte ihm der Gedanken durchaus kommen können, auch wenn es den Schülern noch nicht so deutlich vermittelt wurde, was es wirklich bedeutete bei jeder Mission sein Leben aufs Spiel setzen zu müssen. Fugaku hätte er nie gefragt, vermutlich hatte er dessen Reaktion befürchtet. Als sein Sohn hatte er keinen Grund zu zögern, was auch immer seine Aufgabe war. Man hatte als Uchiha eine Mission erfolgreich zu beenden, um den Clan Ehre und Ansehen zu bescheren. Wenn man auch nur daran dachte, dass man jemanden verschonen könnte, würde es dem Ruhm ihrer Familie schaden. Der Dunkelhaarige kannte die Predigt selbst zu genüge.

Mikoto hätte er fragen können, sie war immer gut darin gewesen, ihrem jüngsten Sohn Dinge so zu erklären, dass er es verstand. Nur hatte er sie nie als Kämpferin erlebt und als Frau des Clanoberhauptes, hatte sie dafür zu sorgen, dass ihre Kinder nicht verweichlicht wurden.

Itachi selbst war immer bemüht gewesen, seine kaltherzige und erbarmungslose Seite vor dem Jungen zu verbergen, hatte nicht als skrupelloser Mörder dastehen wollen. Jedenfalls nicht, solange es sich vermeiden ließ. Sasuke hatte auch nie Anstalten gemacht diese Seite kennen zu lernen, war mit dem großen, liebevollen Bruder durchaus zufrieden gewesen. Immerhin war er der Einzige gewesen, an den der jüngste Uchiha sich hatte wenden können.

Nach dem Massaker hatte er noch weniger Bezugspersonen gehabt, Kakashi Hatake, sein Sensei, wäre durchaus dazu da gewesen, um solche Fragen zu klären, doch hatte der Genin das Ziel vor Augen gehabt, sein einstiges Vorbild umbringen zu können. Überlegungen, ob man als Ninja jemanden verschonen sollte oder konnte, hatten an seinem Vorhaben zweifeln lassen können.

Und Orochimaru war bei Weitem der falsche Ansprechpartner, wenn jemand nicht gezögert hatte, mit dem Leben eines anderen Menschen zu spielen, dann die Schlange.
 

»Wir können morgen weiter reden, jetzt sollten wir uns ein wenig Schlaf gönnen.«

Mit diesen Worten erhob sich Itachi, warf die Kreten des Fisches in die Flammen und blickte zu seinem kleinen Bruder, der den Mund aufmachte, um protestieren zu wollen. Ein strenger Blick reichte aus, um ihm zu verdeutlichen, dass er es gar nicht erst versuchen brauchte. Ihre schwarzen Augen trafen sich und eine Weile trugen sie einen stillen Machtkampf aus. Seufzend stand Sasuke ebenfalls auf und trottete missmutig in die Höhle, gefolgt von dem älteren Uchiha.
 

»Und wenn jemand auf die Idee kommt, uns angreifen zu wollen?« versuchte der junge, ehemalige Konoha-Nin sein Glück nun doch.
 

»Dann werden die Raben uns schon vorwarnen, sie halten wache.«
 

»Na toll.«

Es war dem Schwarzhaarigen anzuhören, dass ihm diese Vorstellung gar nicht gefiel, sich auf Gefieder verlassen zu müssen, das ihn selbst schon angegriffen hatte.
 

Da Kisame und der Erbe des Sharingan öfter hier nächtigten, hatten sie immer ein paar Decken und zwei Kissen hier verstaut, mussten so nicht unnötig Gepäck mit sich schleppen und ein Siegel verhinderte, dass sie gestohlen oder von Tieren zerstört werden konnten. Ihr Nachtlager hatten sie bereits vorbereitet, sodass sie sich nur noch in unter eine Decke kuscheln mussten. Der Ältere legte seinen Arm um seinen Bruder und zog ihn dichter an sich heran, strich sanft über dessen Wirbelsäule. Nach dem heutigen Tag würde etwas Geborgenheit ihnen beiden nicht schaden.

Fähigkeit

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Sasuke konnte nicht verhindern, dass sein Blick immer wieder zur Uhr streifte, die in dem Raum hing und deren Zeiger sich monoton bewegten. Es waren nur noch ein paar Minuten, bis er die letzte Unterrichtsstunde hinter sich gebracht hatte. Nur noch ein paar Minuten, bis er endlich nach Hause gehen konnte!

Sich selbst ermahnend richtete er seine Augen wieder auf die Seiten des Buches, in denen Chakrakontrolle erklärt wurde.

Wie langweilig!
 

Im Gegensatz zu den meisten seiner Mitschüler beherrschte er bereits ein Jutsu, da brauchte man ihm doch nichts über die richtige Kontrolle des Chakra erzählen. Dass er ein Feuerjutsu erlernt hatte, wussten bisher nur seine Eltern und sein Vater hatte ihn endlich als seinen Sohn akzeptiert! Itachi würde bestimmt auch stolz auf ihn sein, wenn er ihm heute Nachmittag das Jutsu zeigte.

Sein Bruder war auf einer Mission, aber der Achtjährige war sich sicher, dass er heute zurück kommen würde. Vielleicht war er schon zu Hause, dann konnten sie gleich nach dem Essen trainieren. Sie hatten lange nichts mehr zusammen unternommen, den Wunsch konnte er ihm einfach nicht abschlagen!
 

Der Schwarzhaarige hatte sich so in seine Vorfreude gesteigert, dass er das Klingeln fast überhört hätte, dass das Ende der Schule ankündigte. Schnell notierte er sich noch die Hausaufgaben, dann packte er betont ruhig und ordentlich seine Tasche ein. Sein Vater hatte ihm oft erklärt, dass man vor allem in der Öffentlichkeit nicht hetzte, man nahm sich Zeit, damit man in der Eile nichts übersah, das von Bedeutung sein konnte. Das erweckte auch den Anschein einer gewissen Überheblichkeit, wie der Kleine fand, aber sein Vater war ein ausgebildeter Ninja, es würde schon seine Richtigkeit haben. Mit solchen Kleinigkeiten wollte er sich auch gar nicht beschäftigen, er wollte nur endlich nach Hause und schauen, ob Itachi da war.

Gerade hatte er sich die Tasche umgehangen und wollte zur Tür gehen, als zwei Mitschüler vor ihm auftauchten.
 

»Hey, hast du nicht Lust mit uns Ball zu spielen?«
 

Überrascht sah der junge Uchiha die beiden an. Was sollte das denn jetzt?

Bisher hatten sie ihn auch nie zum Spielen eingeladen und er hatte nie Anstalten gemacht, dass er mitspielen wollte. Im Gegenteil, an seinem ersten Schultag hatte er mitbekommen, wie hinter seinem Rücken getuschelt wurde, ob er genauso ein Genie war wie sein Bruder.

Die Antwort war ebenso deutlich wie frustrierend.

Nein.

Aber genau das erwarteten sie von ihm, sodass er es sich angewöhnt hatte, selbst in den Pausen zu trainieren.
 

Außerdem war er kein Kind mehr, man wurde im Clan respektiert und als Erwachsener angesehen, wenn man Katon: Gōkakyū no Jutsu einsetzen konnte. Und er wollte die Aufmerksamkeit seines Vaters nicht wieder verlieren, indem er sich wie ein Kleinkind benahm. Er wollte ihn nicht enttäuschen.
 

»Nein, ich muss trainieren.«
 

Mit diesen Worten schritt der Junge an seinen Mitschülern vorbei und machte sich auf den Weg nach Hause.

Vielleicht war es ein Fehler gewesen, vielleicht hätte er sich besser mit ihnen verstanden und sich sogar angefreundet, wenn er das Angebot angenommen hätte, aber mussten sie ihn gerade dann fragen, wenn er seinem großen Bruder unbedingt zeigen wollte, was für Fortschritte er gemacht hatte?
 

Kaum, dass er sein Elternhaus betreten hatte, verschwanden die Gedanken an seine Mitschüler. Im Flur standen Itachis Schuhe. Er war also tatsächlich wieder zurück!

Schnell zog der junge Uchiha seine Schuhe aus, stellte sie ordnungsgemäß neben die seines Bruders und brachte seine Tasche in sein Zimmer, wobei er sich doch mehr beeilte, als Fugaku es gut geheißen hätte. Nur der war noch auf Arbeit, also würde er es nicht mitbekommen.
 

Er hatte die Stimme seiner Mutter aus der Küche vernommen, sie unterhielt sich mit jemandem und dieser jemand konnte niemand anderer als sein älterer Bruder sein. Strahlend folgte er dem Duft köstlichen Essens in die Küche und tatsächlich saß der Dunkelhaarige mit einer Tasse Tee vor sich an dem Tisch und blickte zu Sasuke, der sich sofort neben ihn gesetzt hatte und mit großen, dunklen Augen anstarrte.

Dieser Blick konnte nur eines bedeuten.
 

»Nii-San, trainieren wir zusammen? Ich muss dir unbedingt etwas zeigen« fragte er hoffnungsvoll und ohne Umschweife.
 

»Sasuke, dein Bruder ist gerade erst von seiner Mission zurück gekommen, lass ihn doch erst einmal ausruhen. Und ich bin mir sicher, dass du Hausaufgaben zu machen hast«, bemerkte Mikoto nicht unfreundlich, die sich umgedreht hatte und das Bild mit einem sanften Lächeln beobachtete. Sie hasste es, wenn sie die beiden Brüder davon abhalten musste, Zeit miteinander zu verbringen, wo sie doch so wenig voneinander hatten, seit ihr ältester Sohn bei der ANBU war. Sie wusste, wie wichtig er als Bezugsperson für den Jüngeren war und es war süß, wie sehr er nach seinem Bruder kam. Früher hatte sie Itachi immer ermahnt, dass er an die Hausaufgaben denken musste, wenn er mit solch unschuldigen Augen angesehen worden war. Selbst ein Uchiha konnte diesem Blick kaum widerstehen.

Mit einer Ausnahme ...
 

Als Antwort bekam sie nur ein undeutliches, zustimmendes Murmeln und das Leuchten in den Kinderaugen legte sich. Bis dem Schüler durch das dichte, schwarze Haar gewuschelt wurde.
 

»Bis zum Essen dauert es noch eine Weile, wieso zeigst du es mir in der Zeit nicht?«
 

Sofort kehrte das Strahlen in die schwarzen Augen zurück und mit einem heftigen Nicken sprang Sasuke auf die Beine und zog seinen Bruder fast mit sich in den Flur, wo sie ihre Schuhe anzogen.

Zielstrebig wurde der ANBU zu dem Steg geführt, wo der Kleine die Kunst erlernt hatte. Er stellte sich an den Rand und führte die Handzeichen aus, holte tief Luft und spie einen beachtlichen Feuerball aus. Für ein paar Sekunden hielt er ihn aufrecht, dann stoppte er die Anwendung und drehte sich zu seinem Bruder um.
 

»Und? Was sagst du?«
 

»Ich bin beeindruckt. Das hast du wirklich toll gemacht.«
 

Es war dem Jungen anzusehen, wie sehr er sich über die Worte freute. Itachi verschwieg, dass Mikoto ihm bereits erzählt hatte, dass Sasuke sich beim Erlernen des Jutsu geschunden hatte, dass er bei jedem Wetter stundenlang hier gestanden und die Technik geübt hatte. Dass er sich dabei sogar kleine Verbrennungen zugezogen hatte.

Tatsächlich war es diese Beharrlichkeit, die den Chunin am meisten faszinierte.

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Der 18-Jährige wusste nicht, wieso er ausgerechnet an diesen Moment dachte, während er sich bei Sonnenaufgang aus der gemütlichen Umarmung befreite, seine Waffen an sich nahm, die er die Nacht über neben sich gelegt hatte und zum Höhlenausgang ging. Er war innerlich zu unruhig, um länger schlafen zu können und hatte beschlossen, die Zeit auch fürs Training nutzen zu können. Kaum, dass er den Unterschlupf verlassen hatte, begrüßten ihn die Raben mit einem lauten Krächzen und sahen auf ihn hinab.

Warnend starrte er zurück, befürchtete einen erneuten Angriff der Tiere und zog vorsichtshalber ein Kunai.
 

»Hatte ich dir nicht gestern gesagt, dass sie dir nichts tun werden?«

Unbemerkt war Itachi neben ihn getreten und blickte ebenfalls zu seinen Gefährten.
 

»Gestern haben sie auch nicht vor einen Angriff zurück geschreckt.«
 

»Weil sie wollten, dass du dich ausruhst. Du hast den ganzen Weg nur mit einer kurzen Pause zurück gelegt. Sie wollten sicher gehen, dass du dich nicht übernimmst.« Das Akatsuki-Mitglied verschwieg einen Teil der Wahrheit, nämlich, dass er ihnen den Auftrag gegeben hatte, seinen kleinen Bruder abzulenken, während er mit Masaru beschäftigt war. Wie hätte er ahnen können, dass er so eine Feindschaft zwischen dem Jüngeren und den Vögeln herauf beschwor? »Du willst trainieren?«
 

»Ich bin im Rückstand«, kam nur die Antwort, während Sasuke Ausschau nach einem möglichen Trainingsfeld hielt.
 

»Wieso lässt du uns nicht weiter gehen, gegen Mittag sollten wir eine Anhöhe erreichen, wo wir ungestört trainieren können. Wenn ich mich nicht irre, hattest du Interesse an Karasu Bunshin no Jutsu.«
 

Verwundert wandte der Angesprochene sein Blick von den schwarzen Tieren ab.

Schlug Itachi ihm tatsächlich vor ihm eine Technik beizubringen?

Es wäre das erste Mal, dass er ihm eine Kunst zeigte, die nichts mit Shuriken zu tun hatte.

Bei dem Gedanken konnte er ein leichtes Lächeln nicht verhindern, dieses Angebot konnte er einfach nicht ausschlagen.

Sein Bruder wusste, wie er ihn auf andere Gedanken bringen konnte.

Ablenkung

Nach einem vitaminreichen Frühstück folgten die Uchiha-Brüder schweigend einem unscheinbaren Pfad durch den Wald. Die Bäume standen zu dicht aneinander, sodass sie gezwungen wurden hintereinander zu laufen. Sasuke war das nur recht, auf diese Weise konnte er in Ruhe nachdenken, ohne sich beobachtet zu fühlen. Ihr gemächliches Voranschreiten gab ihm die Möglichkeit seine Gedanken zu sortieren, was er nach den vergangenen Tagen nötig hatte.

Bisher hatte er sich damit zufrieden gegeben seine Gedanken und aufkeimende Erinnerungen zu verdrängen, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Das war auch der Grund gewesen, weswegen er Itachi gesucht hatte, er wollte etwas zu tun haben, etwas, das ihn mehr ablenkte als ein Training.

Wie hätte er ahnen sollen, dass er den Älteren so schnell fand?
 

Selbst jetzt folgte er ihm, obwohl er nicht wusste, was ihr Ziel war. Früher oder später würde der andere ihm an Herz legen, dass sie sich trennen mussten, da er das Versteck der Organisation sicherlich nicht kennen durfte. Orochimaru hatte immer viel Aufwand betrieben, um sich bedeckt zu halten, hatte wöchentlich den Unterschlupf gewechselt. Akatsuki würde nicht weniger Aufwand betreiben, um im Verborgenen zu bleiben.

Der 18-Jährige selbst verspürte keine Lust eine Mitgliedschaft auch nur in Erwägung zu ziehen, es gefiel ihm frei und unabhängig zu sein, das tun zu können, was er wollte.

Es tat ihm gut in der Nähe des Dunkelhaarigen zu sein, ohne Frage. Er hatte sich nie gegen die Zärtlichkeiten gesträubt, hatte die Umarmungen zugelassen und sich sogar auf den Sex mit ihm eingelassen, weil er gespürt hatte, dass ein gewisses Vertrauen zurückgekehrt war. Obwohl sie nie wirklich darüber gesprochen hatten, hatte er gespürt, wie ihre Liebe sie verbunden hatte, sie wieder zusammenführte. Und dennoch wusste er nicht, wo sie standen, welches Verhältnis sie zueinander hatten.
 

Abgesehen von dem abendlichen Kuscheln waren sie sich nach ihrer gemeinsamen Nacht nicht näher gekommen, es hatte keine Romantik mehr zwischen ihnen gegeben. Im Gegenteil, kurz danach war Itachi verschwunden, hatte sich wenigstens noch von ihm verabschiedet.

Unweigerlich wanderte sein Blick zu dem rabenschwarzen Haar und Sasuke wünschte sich, dass er wusste, welche Gedanken sich in dem Kopf des anderen verbargen. Welche Gefühle von dem schwarzen Mantel mit den roten Wolken verdeckt wurden.
 

Nicht, dass er davon ausgegangen war, dass sich nach dem Beischlaf etwas zum Positiven gewandelt hätte, er war schon froh, dass es eine angenehme, schöne Erinnerung war, auf die er zurückblicken konnte.

War das der eigentliche Grund, weswegen er dem anderen Uchiha folgte?

Weil er eine Antwort auf die Frage haben wollte?

Sie beide redeten nicht über ihre Gefühle, zeigten sie normalerweise auch nicht offen.

War das eine gute Voraussetzung für eine Beziehung?

Wenn es jemals zu einer kommen sollte?
 

Ein lautloses Seufzen entfloh seinen Lippen, er war an einem Punkt angelangt, an dem er nicht weiter kam. Eine Lösung konnte darin bestehen, dass sie vergaßen, was hinter ihnen lag und als Brüder neu anfingen. Das Training, von dem der Chunin gesprochen hatte, wäre ein guter Anfang dafür.

Die beiden Uchiha blieben stehen, als einer von Itachis Raben, die die Gegend erkundeten, auf einem Ast landete und einen kurzen Schrei ausstieß.
 

»Versteck dich«, kam die kurze Anweisung des Dunkelhaarigen, bevor der Jüngere auch nur fragen konnte, was los sei.
 

Sie sprangen hinter einen Busch, dessen dichtes Blätterwerk sie vor feindlichen Blicken schützen würde. Lange brauchte der Schwarzhaarige nicht warten, bis er feststellte, was die Aufregung verursachte, denn dort, wo sie eben noch gestanden hatten, sprangen vier Shinobi von den Bäumen und sahen sich aufmerksam um. Ihre Gesichter wurden von Tiermasken bedeckt und auf ihren linken Oberarmen war ein rotes, wirbelähnliches Symbol zu erkennen. Auch ohne Stirnband wussten beide, dass Mitglieder der ANBU aus Konoha vor ihnen standen. Kein Wunder, dass sie ihre Präsenz nicht gespürt hatten.
 

»Bist du sicher, dass sie hier sind?« fragte eine Kunoichi, ihr Blick wanderte genau zu dem Busch, hinter dem sie sich versteckten.
 

»Auf alle Fäller wurde ein Akatsuki hier in der Nähe gesichtet. Die Zeugen haben von einem großen Mann gesprochen, der mehr wie ein Fisch aussah, ein gewaltiges Schwert auf seinem Rücken trug und in einen schwarzen Mantel mit roten Wolken gehüllt war«, kam die Antwort, während die Frau ein paar Schritte auf das Gewächs zuging.
 

»Aber ich dachte, dass Akatsuki immer in Zweier-Teams arbeitet«, mischte sich ein Dritter in die Diskussion ein.
 

Sasuke und Itachi verhielten sich still, atmeten kaum merklich und bewegten sich keinen Millimeter. Ihr Kekkei Genkai war auf die weibliche ANBU gerichtet, die immer näher kam.
 

»Wir können froh sein, wenn wir es nur mit einem zu tun haben und dann hoffentlich mit dem Fischmenschen. Wenn die Zeugenaussagen stimmen, dann war es Kisame Hoshigaki, der das Dorf ausgelöscht hat und drei Mal dürft ihr raten, wer sein Partner ist. Itachi Uchiha.« Der vierte Ninja klang alles andere als begeistert, schien zu hoffen, dass sie nicht in einen Kampf verwickelt wurden. Und seine Partnerin kam den zwei abtrünnigen Shinobi noch näher.
 

Sie war zu nah, konnte die blutroten Augen durch die Blätter hindurch erkennen. Sie öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, doch vorher richtete der erste männliche ANBU das Wort an sie: »Neko, was ist los? Hast du was entdeckt?«
 

Die Frau mit dem Spitznamen Neko blickte noch einen Moment in die Richtung der ehemaligen Konoha-Nin, dann schüttelte sie ihre blonde Haarpracht und drehte sich zu den anderen um. »Nein, nur ein Wiesel, dass sich hier eine Ruhepause gönnt.«
 

Die Männer grummelten etwas, das nach »typisch Frau« klang, doch dann machten sie sich wieder auf die Suche nach den Verbrechern, die die Bewohner eines ganzen Dorfes ausgelöscht hatten. Eine Weile blieben die Erben des Sharingan noch angespannt hinter dem Busch sitzen, bevor sie langsam aufstanden und ihren Weg fortsetzten, diesmal blieben sie jedoch im Schutz der Bäume.
 

»Du hast sie mit einem Genjutsu belegt«, bemerkte Sasuke, der seinen großen Bruder von der Seite anschaute.
 

»Ich wollte keinen Kampf riskieren.« Mehr brauchte der ehemalige ANBU-Truppenführer nicht sagen, er hatte sein Verhältnis zu Kämpfen und Töten deutlich gemacht, und wenn sie auf ein Team feindlicher Ninja trafen, würden sie sie umbringen müssen.
 

Der 18-Jährige hatte immer gezögert, wenn er seine Feinde hatte erledigen sollen, wenn sie schon bewusstlos oder kampfunfähig am Boden gelegen hatten. Wenn ihre Augen die Angst widergespiegelt hatten, dass ihr Leben schneller enden sollte, als sie es wirklich gedacht hatten. Vor allem, wenn der Körperbau und die Stimmen seiner Gegner darauf schließen ließen, dass sie kaum älter als er waren, wie es bei den ANBU der Fall gewesen war. Vermutlich waren sie auf einer anderen Mission gewesen, als sie von Kisames Tat erfahren hatten, und wollten dem nachgehen. Zielstrebig waren sie, wollten sich beweisen, doch war Akatsuki mehrere Nummern zu groß für sie. Der Uchiha, der seinen Clan ausgelöscht hatte, auf alle Fälle.
 

Sie waren deutlich schneller unterwegs, Itachi wollte einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die ANBU bringen, bevor sie ins Dorf kamen und feststellten, dass sie wirklich in der Nähe gewesen waren. Den Jüngeren sollte das nicht stören, es war genau die Art von Ablenkung, die er gebraucht hatte. Nur befürchtete er, dass der 23-Jährige ihm nicht das Jutsu beibringen würde, wenn Verfolger hinter ihnen her waren. Immerhin bedeutete das auch, dass sie weniger Pausen einlegten und das kam dem Jungen definitiv zugute.

Verfolgung

Am späten Nachmittag hatten sie die Anhöhe längst hinter sich gelassen, die Itachi erwähnt hatte. Sasuke beschwerte sich nicht, dass sie eigentlich hatten trainieren wollen, beide wussten, dass die ANBU bald ihre Verfolgung aufnehmen würde.

Schwarze Vögel flogen über ihre Köpfe hinweg.

Die Landschaft war hügelig geworden, was ihren Weg nicht weiter behinderte, aber es gab kaum Sträucher oder Bäume, die ihnen Schutz boten. Umso überraschender, dass der ältere Uchiha innehielt und in die Richtung blickte, aus der sie gekommen waren. Das Sharingan hatte er seit dem Treffen mit der Spezialeinheit Konohas nicht deaktiviert, aber nichts deutete darauf hin, dass es ihn erschöpfte. Vielmehr schimmerte Wachsamkeit in dem Blick.
 

»Versteck dich«, wies er seinen kleinen Bruder kurz an.
 

»Als wenn ein paar ANBU ein Problem darstellen.«

Der Schwarzhaarige verstand nicht, wieso er sich aus einem möglichen Kampf raushalten sollte. War es überhaupt möglich, dass sie ihnen schon so dicht auf den Fersen waren? Eine Hand in die Hüfte gestemmt, sah er genervt zu dem Älteren. Seine blutroten Augen verrieten, dass er kein Kind mehr war, dass man aus gefährlichen Situationen heraushalten musste.
 

»Darum geht es nicht. Konoha hat es noch nicht aufgegeben dich zurück zu holen, das heißt, dass du offiziell noch nicht als Nukenin angesehen wirst. Wenn es auch nur einem ANBU gelingt, Tsunade mitzuteilen, dass du mit einem Mitglied Akatsukis gesehen wurdest, kann sich das ändern. Noch steht es dir offen zurück zu gehen, mit deinen Freunden ein halbwegs normales Leben zu führen. Willst du das wirklich aufgeben?«
 

Der 23-Jährige wusste, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Der Kleine hatte sein Dorf verlassen, seine Freunde im Stich gelassen, sein Leben aufgegeben, um sich ganz seiner Rache zu widmen, um die Stärke zu erlangen ihn zu töten. Jetzt hatte er dieses Ziel verloren, eigentlich gab es nichts mehr, das ihn davon abhielt zurück zu gehen. Abgesehen von den Gefühlen, die den Hass abgelöst hatten.

Es war kein leichtes Thema, früher oder später musste der 18-Jährige entscheiden, ob er seinem Herzen folgen und bei seinem Bruder bleiben oder bei seinen Freunden sein wollte. Vermutlich hatte er selbst noch keinen Gedanken daran verschwendet, doch den Dunkelhaarigen beschäftigte das schon eine Weile. Er hatte nie gewollt, dass Sasuke sich zwischen seinem Dorf und ihm entscheide musste.

Zwischen seinen Freunden und seiner Liebe.

Zwischen seiner Heimat und seiner Familie.

Zwischen Konoha und dem Uchiha-Clan.
 

Es war ein schmerzhafter Entschluss, er würde etwas Wichtiges verlieren, um das behalten zu können, was ihm etwas bedeutete. Diese Wahl würde sein Leben für immer verändern, denn wenn er sie getroffen hatte, gab es nur wenig Möglichkeiten, sie wieder rückgängig zu machen.
 

Der ehemalige Konoha-Nin konnte einen gewissen Einfluss ausüben, er konnte dafür sorgen, dass sie beide wieder in dem Dorf leben könnten, in dem sie aufgewachsen waren. Doch der Preis dafür war hoch, und ob sie dann eine gemeinsame Zukunft hatten, war fraglich. Ihre Beziehung würde trotzdem im Verborgenen bleiben, die Gefahr, dass jemand ihre Liebe zueinander ausnutzen konnte, war zu groß, denn auch in Konohagakure hatten sie nicht wenige Feinde und Neider.

Selbst, wenn er die wahren Gründe für seine Taten offen legte, würde es kein leichtes Leben werden.

Bevor er überhaupt an etwas derartiges Denken konnte, gab es ein anderes Hindernis, das aus der Welt geschafft werden musste.

Akatsuki.
 

Es war unsinnig an ein friedliches Leben zu denken, wenn die Organisation eine Gefahr darstellte.

Der Dunkelhaarige konnte erkennen, dass den Jüngeren ähnliche Gedanken durch den Kopf schossen und es war vermutlich der schlechteste Zeitpunkt, um ihn mit solchen Fragen zu verwirren, aber er wollte ihm keinen Weg aufzwingen, den er nicht gehen wollte. Noch hatte er eine Alternative, aber dafür musste er sich aus dem Kampf heraushalten.

»Sasuke.«
 

Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, ihr Kekkei Genkai war sich selten so ähnlich gewesen. Itachi wusste, dass seine Worte ihr Ziel nicht verfehlt hatten, denn mit einem kurzen Nicken sprang der junge Shinobi auf einen Baum und versteckte sich hinter den dichten Blättern.
 

Still stand er da, seine Augen waren in die Ferne gerichtet, als konnten sie trotz der Entfernung das Dorf erkennen, in dem er das Jutsu eingesetzt hatte, weswegen ihn die meisten fürchteten.

Tsukiyomi.
 

Sein Blick änderte sich auch nicht, als aus dem Nichts vier Gestalten erschienen und sich um ihn herum aufbauten. Ihre Gesichter waren unter Tiermasken verborgen und vor sich konnte er die Kunoichi erkennen, die ihre Kollegen Neko genannt hatten. Diesmal war sie schlau genug nicht in seine Augen zu sehen.

Das Geräusch raschelnden Grases drang an seine Ohren und er wusste, dass der ANBU, der hinter ihm Stellung bezogen hatte, sich langsam auf ihn zu bewegte.

Wäre es nicht schlauer gewesen, eine Wurfwaffe aus dem Hinterhalt zu nutzen?
 

»Wir wissen, wer du bist, Itachi Uchiha. Du bist ein abtrünniger Ninja, der seinen Clan ermordet, und das Dorf verraten hat. Wir werden dich nach Konoha bringen, wo du dich für seine Taten verantworten musst, solltest du dich wehren, werden wir nicht zögern, dich umzubringen«, sprach der Shinobi und blieb ein paar Schritte hinter ihm stehen.

Ein metallisches Geräusch war zu hören und der Angesprochene wusste, auch ohne hinzusehen, dass er sein Katana gezogen hatte. Die Stimme des Ninja hatte fest und ruhig geklungen, ein leichtes Zittern hatte jedoch verraten, dass er nicht so selbstsicher war, wie er es vorgab.
 

»Das hört sich bei dir ziemlich leicht an, Okami«, sagte der ANBU zu Itachis rechten und machte den Anschein, als wollte er sich am liebsten unter seiner Bettdecke verkriechen.

Aber der Schein trog.
 

Der Uchiha hatte ihr kleines Schauspiel durchschaut, sie wollten ihn in Sicherheit wiegen, indem sie ihm vormachten, dass sie Angst hatten. Auf diese Weise erhofften sie einen Fehler, den sie zu ihrem Gunsten ausnutzen konnten. Sie mussten damit schon angefangen haben, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Eine dauerhafte Täuschung, weil man nie wissen konnte, ob ein Feind zu hörte.

Das Genjutsu, mit dem er Neko belegt hatte, mussten sie durchschaut haben, bevor sie das Dorf erreicht hatten, was erklärte, wieso sie ihn so schnell gefunden hatten.

Gute Idee, aber gegen einen Itachi Uchiha nicht gut genug.
 

Eine Bewegung von Links zog seine Aufmerksamkeit auf sich und aus seinen Augenwinkeln konnte er die kleine Rauchbombe erkennen, die auf ihn zu flog, und vor seinen Füßen explodierte. Den Moment der Ablenkung ausnutzend, schlug Okami mit dem Schwert zu, hatte sich in Reichweite befunden, sodass die Klinge problemlos tief in den Rücken des Opfers eindrang und mindestens die Lunge verletzte.

Doch statt zu Boden zu sinken, löste sich der Körper in einen Schwarm Raben auf, die in den Himmel davon stoben. Verwirrt starrte der ANBU auf die Stelle, wo sich sein Gegner eigentlich befunden haben musste. Es waren keine Fingerzeichen zu erkennen gewesen.

Hatten sie die ganze Zeit nur einen Doppelgänger vor sich gehabt?
 

Die schmerzhafte Antwort bekam er, als aus der dichten Rauchwolke ein Arm vor ihm auftauchte und sein Handgelenk umfasste.

Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte sich Itachi um den ANBU, drehte dessen Arm auf seinen Rücken und übte genug Druck aus, dass dieser das Schwert losließ. Mit der rechten Hand griff er nach der Waffe und ließ die Klinge durch den Hals des Kämpfers gleiten. Röchelnd sackte er zur Erde.

Anders als bei Masaru war das ein Kampf auf Leben und Tod, er konnte sich nicht zurückhalten, wenn er siegreich hervorgehen wollte. Und Tsukiyomi gegen vier Gegner einzusetzen, wäre ein törichter Plan gewesen.
 

Durch die Rauchwolke hindurch, die sich langsam lichtete, flogen mehrere Kunai auf ihn zu, die er dank seines Bluterbes nicht nur rechtzeitig erkennen, sondern sie auch abwehren konnte. Während der Körper des toten Okami in blauen Flammen aufging, stand Itachi schon vor der überraschten Neko. Das Schwert traf ihre rechte Schulter, und während der Chunin es nach unten zog, hinterließ es eine klaffende Wunde. Noch bevor ihr Körper die Erde berührte, wurde auch er in blaue Flammen gehüllt.
 

Aus dem Boden schossen Speere geschaffen aus Erde in die Höhe und hätten ihn aufgespießt, hätte er sich nicht mit einem anmutigen Sprung zur Seite gerettet. Sein Sharingan fixierte einen Gegner mit einer Nagetier-Maske, der die Hände zu dem Fingerzeichen Mi geballt hatte.

Ein Doton-Nutzer.

Kaum, dass er gelandet war, warf der Uchiha mehrere Shuriken auf den Jutsu-Anwender, der rechtzeitig eine Erdmauer vor sich erschaffen konnte, indem die Wurfgeschosse stecken blieben. Das Akatsuki-Mitglied sprang in die Luft, sodass er kopfüber in der Luft zu schweben schien, während er mehrere Kunai warf. Einige davon hielten den vierten ANBU von einem Angriff ab, eines flog über die Erdmauer und wurde von einem Zweiten getroffen, das die Flugbahn ablenkte und auf den Nagetier-ANBU zu raste. Mit einem Sprung konnte sich dieser in Sicherheit bringen. Sein Kamerad hatte weniger Glück gehabt, eines der Wurfgeschosse hatte ihn tödlich getroffen. Davon war auszugehen, da auch sein Körper von blauen Flammen verzehrt wurde.
 

»Dann hast du es wohl doch nicht Papi zu verdanken, dass du mit 14 Jahren ANBU-Truppenführer geworden bist«, bemerkte der letzte Konoha-Nin.
 

»Ich war 13«, korrigierte Itachi, während er sich beiläufig eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
 

Eine Bewegung, die von seinem Gegenüber misstrauisch beäugt wurde. Zu Recht, denn plötzlich erschienen Pfähle und bohrten sich in seinen Körper, die ihn daran hinderten, sich zu bewegen. So konnte er dem Kunai auch nicht ausweichen, der auf ihn zuflog und seinen Hals genau an der Stelle traf, wo sich die Hauptschlagader befand. Es war das gleiche Genjutsu, mit dem der Dunkelhaarige Orochimaru gefangen hatte, als dieser versucht hatte, an sein Sharingan zu kommen. Die Illusion verschwand, kaum dass die blauen Flammen auch den letzten Körper verbrannten.
 

ANBU waren beschworen, nichts zu hinterlassen, was gegen ihre Heimat verwendet werden konnte, also auch keine Körper, die mögliche Geheimnisse in sich trugen. So erinnerten nur noch an die verstreuten Waffen an den Kampf, der bis eben hier getobt hatte.

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Mein Dank an dieser Stelle richtet sich an Neko_Kitty_Me für ihre lieben und zahlreichen Kommentare ^^

Zweifel

Leichtfüßig sprang Sasuke von dem Baum und ging zu dem älteren Uchiha, der wortlos auf die verkohlten Stellen schaute, an denen die ANBU-Mitglieder gefallen waren. Die ganze Zeit über hatte der Schwarzhaarige den Kampf aufmerksam beobachtet, dank seines Kekkei Genkai war ihm nichts verborgen geblieben. Itachi hatte die Auseinandersetzung vom ersten Moment an dominiert, genauso, wie es zu erwarten gewesen war. Er selbst hätte mit den Vieren keine Probleme gehabt, wieso sollte es bei seinem Bruder anders gewesen sein?

Nur eine Sache hatte ihn irritiert.
 

»Hast du die Körper in Flammen aufgehen lassen?«

Der 18-Jährige wusste, das er mit Amaterasu über die Fähigkeit verfügte auch ohne Handzeichen ein Feuer zu entfachen. Nur waren die Flammen seines Wissens nach schwarz und nicht blau, und hätte er das Mangekyo Sharingan eingesetzt, hätte er den Kampf beenden können, bevor er überhaupt begonnen hatte. So wunderte ihn die Antwort auch nur mäßig.
 

»Nein. Ein ANBU hat keine Spuren zu hinterlassen, auch nicht nach seinem Tod, deswegen erlernen sie ein Jutsu, das ihre Körper verbrennt, wenn sie sterben. Für jemanden wie Orochimaru wäre es anderenfalls ein leichtes, sie gegen ihr eigenes Dorf einzusetzen oder sich durch die Geheimnisse, die sie verbergen, einen Vorteil zu verschaffen.«
 

Während der kurzen Erklärung drehte sich der Dunkelhaarige um und folgte ruhigen Schrittes dem Weg. Jetzt, da sie ihre Verfolger abgehängt hatten, gab es keinen Grund mehr, sich übermäßig zu beeilen. Es gab ihnen die Gelegenheit, sich von dem anstrengenden Teil ihrer Reise zu erholen, wenn sie schon keine Pause machten.

Den Jüngeren störte es nicht, im Laufen fiel es ihm leichter seine Gedanken zu ordnen und die Fragen zu stellen, die ihn beschäftigt. Und der Chunin hatte genug davon aufgeworfen.
 

»Wieso hast du sie eigentlich umgebracht und den Typen im Dorf nur mit einem Genjutsu belegt?«
 

»Nur mit einem Genjutsu belegt klingt für Tsukiyomi untertrieben. Du hast seine Macht am eigenen Leib zu spüren bekommen und solltest eigentlich wissen, wie qualvoll es ist. Aber der Grund ist einfach: Masaru war nur alleine, und auch wenn Tsukiyomi schnell ausgeführt werden kann, hätte ich es gegen alle vier nacheinander einsetzen müssen. Die Anstrengung wäre größer gewesen als nach dem kurzen Kampf. Abgesehen davon hatte Masaru nicht vorgehabt, mich umzubringen, die ANBU hätte sich mit weniger nicht zufrieden gegeben. Außer sie hätten mich nach Konoha gebracht.

Akatsuki spielt ebenfalls eine Rolle. Du musst bedenken, dass sie mich alleine angetroffen haben, ohne Kisame. Dabei arbeiten wir in Zweier-Teams und es hätte unnötigen Staub aufgewirbelt, wenn sie erzählt hatten, dass ich alleine unterwegs war. Dass das Dorf, dass er ausgelöscht hatte, Aufmerksamkeit erregen würde, war abzusehen gewesen, aber man hätte es nicht mit der Organisation in Verbindung gebracht.«
 

Wie angewurzelt blieb der Genin stehen und starrte verwirrt zu dem anderen, der ebenfalls angehalten hatte und sich zu dem Kleinen umgedreht hatte.
 

»Und das kannst du so ruhig hinnehmen? Dass dein Partner ein ganzes Dorf auslöscht?« stieß Sasuke aufgebracht hervor.

Wie konnte der 23-Jährige das so gefühlslos erzählen, als wenn nichts geschehen wäre? Ihm wurde übel bei dem Gedanken, wie wehrlose Kinder, Frauen und Männer abgeschlachtet worden waren. Sie hatten vermutlich nicht mal eine Chance gehabt, sich zu retten ...
 

Aber was erwartete er von jemandem, der in einer Nacht seine eigene Familie, seinen ganzen Clan ausgelöscht hatte?
 

»Ich weiß, woran du denkst, aber du kannst die beiden Situationen nicht miteinander vergleichen. Ich war nicht dabei, als Kisame in dem Dorf gewütet hat, ich war auf dem Weg zu dem Versteck. Es kommt nicht selten vor, dass unsere Wege sich trennen, weil der Clan genug geheime Dokumente in den Verstecken aufbewahrt, die Außenstehende nicht zu Gesicht bekommen dürfen. Über das, was er in der Zeit macht, habe ich keinen Einfluss. Wir haben die Abmachung getroffen, dass er sich zurückhält, wenn ich dabei bin.«
 

Es war nicht schwer zu erraten, von welcher Zeit das Uchiha-Genie sprach, wann er auf dem Weg zum Versteck gewesen war. Das erklärte, wieso der Fischmensch nicht bei ihm gewesen war und er war ganz froh darüber. In der damaligen Lage hätte er keinen Fremden gebraucht, der ihn so nackt und ausgenutzt sah. Es war schwer genug zu ertragen, dass sein Bruder ihn so gefunden hatte.
 

»Trotzdem machst du nicht den Anschein, als würde es dir leid tun«, erwiderte der Schwarzhaarige etwas ruhiger, wenn auch noch nicht besänftigt.
 

»Als Ninja lernt man genug Leid und Trauer kennen, als dass man jedes Schicksal an sich ran lassen darf. Wenn du es tust, wirst du früher oder später daran zerbrechen. Nicht umsonst wurde Regel 25 aufgestellt. Ich gehe davon aus, dass du sie kennst.«
 

»Keine Gefühle zeigen.«
 

Nicht nur, dass er in der Akademie alle Regeln auswendig gelernt hatte und heute noch jede sofort aufsagen konnte, er hatte genau diese Regel verinnerlicht. Es war eines der Dinge gewesen, die er von seinem Bruder übernommen hatte. Diese kalte, emotionslose Maske, mit denen er sogar seine Freunde hatte täuschen können. Selbst der Sannin hatte ihn nicht durchschauen können, hatte den Verrat nicht kommen sehen, der sein Ende bedeutet hatte.

Forschend blickte er in die schwarzen Augen, die so typisch für ihre Familie gewesen war, sah in diesen tiefen, stillen See und versuchte zu erkennen, was unter der Oberfläche lag. Doch sie gaben nichts von dem Preis, was sie verborgen hielten. Nichts als unendliche Schwärze, in der man gerne versinken konnte, wenn man sich einen warmen Funken vorstellte, der sie erhellen würde. Ein Funken, wie er sicherlich vorhanden gewesen war, als sie das Bett miteinander geteilt hatten.

Damals hatte Itachi ihm gezeigt, welche Gefühle er hegte, hatte es ihm jedenfalls glaubhaft machen können.
 

»Allerdings hält man sich nicht immer an die Regel«, bemerkte der Junge und ein Kopfschütteln seines Gegenübers ließ Zustimmung erahnen.
 

»Es gibt vermutlich keinen Shinobi, der sich immer daran gehalten hat. Die einen beachten sie mehr, die anderen weniger, aber jeder wird sie irgendwann missachten. Regeln schreiben vor, wie man sich zu verhalten hat, damit das Leben leichter wird, aber das heißt nicht, dass man ihnen immer folgen muss. Als Ninja muss man immer und überall mit einem Angriff rechnen, man darf sich nie zu sicher sein, weswegen die Momente, in denen man Gefühle zu lassen kann, rar und kostbar sind.«
 

Verband sie in dem Moment die gleiche Erinnerung? Das Gefühl, als sie beide vereint gewesen waren und nichts anderes gezählt hatte? Als sie die Liebe zueinander deutlich gespürt hatten?

Sollte es heißen, dass dieser seltene und wertvolle Augenblick womöglich der Einzige zwischen ihnen gewesen sein sollte?
 

Das war kein Gedanke, der dem 18-Jährigen behagte, denn es ließ wieder die Zweifel aufkommen, wo sie beide eigentlich standen. Gerne hätte er Gewissheit darüber, auch, wenn sie noch so schmerzhaft sein würde. Nur war das freie Feld, der Kampfschauplatz unweit von ihnen nicht die richtige Umgebung, um solche Dinge zu klären.

Aber würde sich ihnen die Chance bieten, wenn Itachi wieder bei Akatsuki war?

Würden sie sich dann überhaupt noch wiedersehen?
 

»Du hast vorhin nicht so geklungen, als würdest du mich mit zu deiner Organisation nehmen wollen.«
 

»Das habe ich auch nicht vor. Wie du sicherlich selbst gemerkt hast, befinden wir uns in der Nähe zum Reich der Reisfelder. Es gibt an der Grenze noch ein Versteck des Clans, in dem du bleiben könntest oder du suchst dir eines von Orochimarus Verstecken. Otogakure sollte sich in dem Land befinden. Die Situation, in der Akatsuki sich momentan befindet, ist alles andere als leicht, und du scheinst noch Fragen zu haben, die wir klären sollten. Du kannst tun, was auch immer du willst, aber es wäre von Vorteil, wenn wir einen Treffpunkt hätten, falls irgendetwas sein sollte.«
 

»Ich hatte gedacht, dass du deinen Raben den Auftrag gibst, auf mich aufzupassen.«
 

»Du bist kein kleines Kind mehr, dessen Schritte überwacht werden müssen. Außerdem will ich nicht riskieren, dass du das Versteck zerstörst, weil du dich von ihnen genervt fühlst.«

Morgendämmerung

Der Hall seiner Schritte erfüllte den langen Gang, durch den Itachi schritt. Wie viele Verstecke der Organisation wirkte auch dieses von außen wie eine Ruine, wenn sie sich nicht gerade in einer Höhle versammelten, um die Bijuu zu versiegeln. Abgesehen von dem Echo war es ruhig, kein Stimmgewirr drang von den Zimmern in den Flur. Das lag nicht daran, dass die Mitglieder Akatsukis alle ruhig und besonnen waren, sondern viel mehr daran, dass ihre Anzahl in den vergangenen Jahren stark vermindert wurde.
 

Genau genommen hatte er den Anfang gemacht, als er Orochimaru vor über 10 Jahren vertrieben hatte, als er versucht hatte, an sein Sharingan zu gelangen. Er wurde noch ersetzt, die Lücken, die Sasori, Hidan und Kakuzu hinterlassen hatten, blieben weiter hin leer. Sie waren den Konoha-Nin zum Opfer gefallen, den Shinobi aus seinem Heimatdorf. Deidara hatte ebenfalls den Tod gefunden, durch die Hand seines jüngeren Bruders.

Viele von ihnen waren nicht mehr übrig, er selbst, sein Partner Kisame, Zetsu, ihr Anführer Pain, Konan, seine Partnerin und Tobi. So gesehen gab es nur noch zwei aktive Teams, Zetsu war ein ausgezeichneter Spion, aber über seine kämpferischen Fähigkeiten ließ sich schwer urteilen. Pain galt als das stärkste Mitglied und doch war es ihm nicht gelungen den letzten Bijuu zu fangen, der ihnen noch fehlte.

Kyuubi.

Im Körper Naruto Uzumakis.

Sasukes bestem Freund.
 

Trotz seines Rinnegan, seiner sechs Körper, die er kontrolliert hatte, hatte er bei einem Überfall auf das Dorf vor zwei Jahren den Kürzeren gezogen und nur überlebt, weil eben dieser Junge, Naruto Uzumaki, sein Leben verschont hatte.

Notgedrungen hatten sich der Anführer und seine Partnerin zurück gezogen, der Kampf hatte vor allem Nagato, Pains wahre Persönlichkeit, extrem geschwächt. Nach zwei Jahren waren die Anzeichen der Anstrengung verschwunden, dennoch hatte Akatsuki in der Zeit nichts unternommen, um den neunschwänzigen Fuchs in ihre Gewalt zu bringen. Eine Tatsache, die dem 23-Jährigen zu denken gab. Es war nicht zu übersehen, dass sich in dem Kampf zwischen Nagato und Naruto etwas zugetragen hatte, was die Denkweise des Nukenin geändert hatte. Die Atmosphäre, die seitdem zwischen dem Anführer und dem eigentlichen Gründer herrschte, was angespannt und seltsam geladen. Vermutlich stellte Pain sich die gleiche Frage, die den Chunin beschäftigte: Wieso wurde das Versagen des Leiters geduldet? Der Drahtzieher hinter der Organisation war niemand, der so etwas einfach hinnahm. Eine Überlegung wäre, dass er den Schein wahren wollte, aber wieso rekrutierte er keine neuen Mitglieder?
 

Die Antwort lag auf der Hand, wenn es dem stärksten Ninja nicht gelang an den Jinchuriki heranzukommen, was brachten ihnen neue Mitglieder? Es war ein unnötiger Aufwand.

Während er in den sporadisch eingerichteten Raum ging, der sein Zimmer darstellte, dachte Itachi weiter über die Problematik Konoha nach.

Sie hatten den größten Teil des Wiederaufbaus hinter sich gebracht, wobei sie Hilfe aus Sunagakure bekommen hatten. Der ehemalige Konoha-Nin ging nicht davon aus, dass es sinnvoll war, zu warten, bis sie unachtsam wurden und die Gefahr, die die Morgendämmerung für sie darstellten, zu vergessen. In der Zeit würden sie nur stärker werden und vor allem der Träger des Fuchsgeistes schien sich unglaublich schnell zu entwickeln. Alles, was sie versuchen konnten, war keine Aufmerksamkeit zu erregen, sonst kam das Dorf wohlmöglich noch auf die Idee, zu erst zuzuschlagen.
 

Der Erbe des Sharingan hatte gerade seinen Mantel in den Schrank gehangen und sich an seinen Schreibtisch gesetzt, um sich einer Schriftrolle zuzuwenden, als er Schritte vernahm und kurz darauf ein lautes Klopfen.
 

»Komm rein«, sagte er nur, wusste, dass es sein Partner war.

Er wandte seinen Blick und sah, wie der haiähnliche Ninja mit dem gewaltigen Schwert auf dem Rücken und einem Grinsen auf den Lippen das Zimmer betrat.
 

»Wusste ich doch, dass du wieder da bist. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, weil du so lange weg geblieben bist ...«
 

»Du warst unvorsichtig«, unterbrach der Uchiha den Kiri-Nin, und auch wenn sein Blick ruhig wie immer war, durchbohrte er ihn regelrecht damit. »Auf dem Weg hier her sind mir ANBU aus Konohagakure begegnet. Sie haben davon gehört, dass das Dorf von jemandem mit einem schwarzen Mantel und roten Wolken ausgelöscht wurde.«
 

»Dann muss wohl jemand meinem Samehada entkommen sein. Schade, ich wäre zu gern bei dem Kampf dabei gewesen und hätte sie für dich umgebracht.«
 

Solange wie die beiden zusammenarbeiteten, wusste Kisame, dass der Jüngere Mord und Gewalt vermied, wenn es ging, aber nicht umsonst waren sie beide im Bingo-Buch unter der Kategorie S geführt. Nur die gefährlichsten und fähigsten Abtrünnigen erhielten den Rang. Eine Auszeichnung, auf die der Fischmensch sehr stolz war.
 

»Du weißt genau, dass unsere Situation momentan nicht die beste ist. Konoha auf unsere Fährte zu bringen ist das letzte, das wir riskieren können. Pain mag sich wieder erholt und zu seinen alten Kräften zurück gefunden haben, aber das hatte ihn damals schon nicht gegen Naruto geholfen. Der Hokage, der letzte lebende Sannin, ist auch nicht zu unterschätzen, dazu kommt Kakashi, der Kopierninja und die anderen Familien mit ihren speziellen Fähigkeiten. Es sind genug, die uns Probleme bereiten können.«
 

Itachis Analyse war deutlich und logisch, seine beherrschte Stimme unterstrich, dass er sich lange darüber Gedanken gemacht hatte. Sein Gegenüber war niemand, der sich um seine Lage große Sorgen machte, er schlug lieber zu, bevor er nachdachte. Das war der Grund, wieso ihr Team immer so gut funktioniert hatte. Wenn der Dunkelhaarige ihm freie Hand ließ, dann konnte der Blauhäutige sicher sein, dass er im Kampf nichts zu befürchten hatte. Itachi war das Gehirn, Kisame die Muskeln, auch wenn der ehemalige ANBU selbst nicht zu unterschätzen war.
 

»Was ist eigentlich mit deinem kleinen Bruder? Er hatte immer hin Orochimaru und Deidara umbringen können, vielleicht würde er sich überreden lassen bei uns mitzumachen.«
 

»Sein Ziel ist es mich zu töten, welchen Grund sollte er haben, bei Akatsuki mitzumachen? Es würde nur zu unnötigen Schwierigkeiten führen. Und wie du selbst sagtest, hat er Orochimaru erledigt, der dachte, ihn unter Kontrolle zu haben. Er ist niemand, der sich einfach jemand anderem unterwirft, weil er stärker zu sein scheint. Die Gefahr, dass er uns genauso hintergeht, ist zu groß, um sie eingehen zu können.«
 

»Aber immer hin hast du dich auch dazu entschlossen, dich uns anzuschließen. In euren Andern fließt das gleiche Blut. Und in den letzten zwei Jahren hat er weder versucht dich herauszufordern, noch ist er nach Konoha zurück gegangen.«
 

Das Schweigen des Dunkelhaarigen war das Zeichen, dass das Gespräch beendet war und Kisame verschwand wortlos. Dem Genie der Uchiha behagte die Vorstellung nicht, dass sein jüngerer Bruder vor die gleiche Wahl gestellt wurde, wie er selbst. Unabhängig von Akatsuki musste er sich zwischen dem Dorf und seinem Bruder entscheiden, den er liebte. Der 23-Jährige kannte seine eigenen Prioritäten, er wusste, wofür er sich entscheiden würde. Aber er wusste nicht, ob der Kleine mit der gleichen Entscheidung glücklich werden würde, ob es eine Zukunft hätte. Und wenn er ihn vor einer Sache bewahren wollte, dann war es in die Fänge der Organisation zu raten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, welche Konsequenzen das nach sich ziehen konnte.
 

Naruto würde ihn nicht umbringen können, er hatte bei Pain schon gezögert und seinen besten Freund könnte er erst recht nicht hinrichten. Wie weit Sasuke von Hass und Wut geblendet werden konnte, wusste er selbst, er hatte es provoziert.

So, wie die Dinge standen, war es vielleicht das beste, ihm alles zu erzählen, bevor er es von den falschen Leuten erfuhr.

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Man sollte keine Kapitel hochladen, wenn man krank ist, das führt nur dazu, dass man ihnen den falschen Titel gibt ^^'

Wie auch immer, ich weiß, dass der Kampf Pain gegen Naruto im Anime/Manga anders verlief, aber ich hab die Geschichte vor einem Jahr geschrieben, damals wussten wir noch nicht, wie das alles endet. Und ich hatte keine Lust, die Geschichte noch mal umzuschreiben, da ich Pain in anderen Kapiteln auch schon genannt hatte... Vielleicht hol ich es nach,wenn ich mit allen vier Teilen durch bin ^^

Hoffnung

Sasuke Uchiha war niemand, der wegen schlechten Wetters sein Training unterbrach. Zwar war seine Kleidung durch den Regen völlig durchnässt, aber durch die körperliche Anstrengung war ihm nicht kalt, er brauchte nicht zu befürchten, dass er unterkühlte und so machte er weiter. Wetterumschwünge waren nichts Seltenes und da man nie sagen konnte, wie lange der Regen anhielt, nützte eine Pause nichts. Außerdem trainierte er nicht unweit von dem Versteck entfernt, das seinem Clan gehört hatte, sodass er sich hinter her eine ausgiebige Dusche gönnen konnte. Nur hatte er in letzter Zeit seine Übungen vernachlässigt und die musste er aufholen, wenn er besser werden wollte. Seinem Sharingan hatte er es zu verdanken, dass er trotz des Wetters und der Dunkelheit der angebrochenen Nacht keine Probleme hatte, etwas zu erkennen. Der Schwarzhaarige erklärte das Training erst für beendet, als seine Muskeln zu protestieren anfingen und es ihm schwer fiel, das Schwert in der Hand zu halten.
 

Lange brauchte er nicht, bis er in das großzügige Gebäude zurückgekehrt war, das sich in der Nähe eines verlassenen Grenzpostens befand. Auf seinem Weg ins Badezimmer hinterließ er nasse Spuren auf dem steinigen Fußboden, von seinen dunklen Haaren tropfte Wasser auf seinen hellen Körper und seine Kleidung klebte durchnässt an diesem, betonte die gut gebaute Gestalt zusätzlich. Regen prasselte laut an die Fenster und überdeckte ein schwaches Rauschen.

Nach einigen Abbiegungen stand der 18-Jährige endlich vor dem Badezimmer, doch als er die Tür öffnen wollte, gab sie nicht nach. Wahrscheinlich klemmte sie nach all den Jahren, die sie nicht mehr benutzt worden war. Genervt seufzend bot er etwas mehr Kraft auf, doch immer noch blieb sie geschlossen.
 

Langsam verlor er die Geduld, durch die fehlende Bewegung wurde ihm doch kalt und er würde gerne aus den nassen Sachen raus, bevor er sich noch eine Erkältung zu zog. Kurzerhand entschlossen ließ er Raiton-Energie in seine rechte Hand fließen, sprengte das Schloss und trat sichtlich zufrieden in den Raum. Wäre ja noch schöner, wenn er sich von einer Tür zum Narren halten ließ.

Doch schon einen Moment später sollte er den Entschluss bereuen, die Tür so gewaltsam geöffnet zu haben, denn als seine schwarzen Augen durch den dunstigen Raum wanderten, entdeckte er eine Person und schlagartig wurde ihm bewusst, dass die Tür nicht geklemmt hatte.

Sie war abgeschlossen gewesen.
 

Und vor ihm stand niemand anderes als sein Bruder, der gerade seine Haare abtrocknete.

Er musste gerade aus der Dusche gestiegen sein, denn über seinen muskulösen Körper perlten Wassertropfen und der Blick seiner blutroten Augen war auf den Jungen gerichtet.

Die Zeit schien eingefroren zu sein, als die beiden Uchiha sich schweigend ansahen.

Der Jüngere konnte spüren, wie sein Herz schneller schlug, konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Sein Puls ging schneller.
 

Es war eine ähnliche Szene wie damals in dem Gasthaus, als Itachi aus dem Bad gekommen war, mit einem Handtuch um seine Hüfte. Nur dieses Mal bedeckte keinen Stoff seinen Körper. Dieses Mal hinderte nichts seinen Blick daran, über den nackten Körper zu wandern.

Über den Körper des jungen Mannes, mit dem er vereinigt gewesen war.

Der ihm gezeigt hatte, wie schön Sex sein konnte.

Den er liebte.

Genau diese Szene im Gasthaus war es gewesen, die ihm offenbart hatte, wie sehr er ihm verfallen war.

Und dieses Gefühl ließ ihn jetzt nervös werden, er hatte keine Ahnung, wie er mit der Situation umgehen sollte. Schließlich hatten sie immer noch nicht geklärt, wie sie beide zueinander standen, welche Gefühle sie wirklich verbanden.
 

Unter anderen Umständen, wenn sie ein normales Pärchen gewesen wären, wäre er auf den anderen zugegangen, hätte ihn vielleicht in einen sinnlichen Kuss verwickelt und den Augenblick ausgenutzt. Doch nichts in ihrer Beziehung zueinander war normal.

Und deswegen war sein Blick von dem Kekkei Genkai gefangen, dass sie als Uchiha auszeichnete, anstatt den Anblick des Körpers zu genießen. Außerdem wollte er den anderen nicht als Lustobjekt ansehen, er wusste, wie man sich fühlte, wenn die eigene Intimsphäre nicht gewahrt wurde.
 

Wie lange stand er eigentlich schon hier?

Wie lange schossen ihm die verschiedensten Gedanken durch den Kopf, ohne, dass auch nur einer von ihnen fähig war, sich zu rühren?

Waren es Sekunden?

Oder gar schon Minuten?
 

Der Nebel, der seine Gedanken umschlossen hatte, ihn davon abhielt, zu handeln, lichtete sich langsam und mit einem genuschelten »entschuldige«, wich er aus dem Bad zurück und ging planlos den Gang weiter, bis er stehen blieb, sich mit dem Rücken an die Wand lehnte und mit geschlossenen Augen tief durchatmete.

Wieso musste ihn der Anblick eines nackten Mannes auch nur so überfordern?

Wieso hatte er keine Ahnung, wie er mit solchen Momenten umgehen sollte?

Es war, als hätten die ganzen Jahre der Selbstbeherrschung versagt, wenn er in eine Lage wie diese kam.
 

Jetzt erst bemerkte der Schwarzhaarige, wie sehr seine ersten sexuellen Erlebnisse sein alltägliches Leben beeinflussten. Natürlich wäre die Situation für jeden unangenehm gewesen, aber als Uchiha hätte er sich das niemals anmerken lassen dürfen.

Wo war seine souveräne Art geblieben?

Er konnte tausenden von Feinden gegenüberstehen und zuckte noch nicht mal mit der Wimper, aber kaum, dass er jemanden sah, der unbekleidet war, wurde er nervös und war kaum in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen.

Dass er die Person auch noch liebte und nicht wusste, ob das wirklich auf Gegenseitigkeit beruhte, machte es nicht besser.
 

Sein Leben war deutlich unkomplizierter gewesen, als er seinen Bruder gehasst hatte, als er ihn einfach nur umbringen wollte. In einem unbewaffneten Augenblick wie diesem wäre er im Vorteil gewesen, hätte den Moment ausnutzen können. Und jetzt war er derjenige, der die Blöße für einen Angriff bot.
 

Das Geräusch leiser Schritte drang an sein Ohr und vorsichtig wandte er seinen Blick nach rechts, von wo ein angezogener Itachi auf ihn zu kam. Das Sharingan hatte er mittlerweile wieder deaktiviert und in seinen nachtschwarzen Augen schimmerte der sanfte Blick von Verständnis. Nicht stark, aber deutlich genug, dass der Kleine sich etwas beruhigte.
 

»Wir sollten reden«, sagte der Ältere ruhig und der Angesprochene nickte.
 

In stiller Übereinkunft gingen sie in ein Zimmer, das als Aufenthaltsraum diente. In der Mitte standen ein niedriger Tisch und zwei Sofas, gegenüber der Tür eine große Schrankwand und einige Dekoration. Die beiden Uchiha ließen sich auf dem Sofa gegenüber nieder und Sasuke konnte deutlich den Blick des anderen auf sich spüren, während er sich lieber dem Tisch zugewandt hatte. Die Begegnung eben war ihm immer noch peinlich.
 

»Ich weiß, dass ich dich sehr damit verwirrt habe, erst mit dir zu schlafen und dich dann im Unklaren zu lassen, weswegen ich es getan habe. Du kannst dich sicherlich daran erinnern, dass ich dir damals gesagt habe, dass man einem Menschen durch Handeln zeigen kann, was man für ihn empfindet, wenn man nicht die richtigen Worte findet. Wir beide wissen, welche Gefühle du mir gegenüber hegst, und mir geht es nicht viel anders.

Aber du wirst auch wissen, dass die Situation zwischen uns anders ist. Uns verbindet nicht nur ein besonderes Band, weil wir Brüder sind, sondern auch durch unsere Vergangenheit. Wären die Umstände andere, würde ich dir meine Gefühle offener darlegen, aber momentan würdest du dadurch in eine Gefahr geraten, die größer ist, als du dir vielleicht vorstellen kannst.«
 

An dieser Stelle hielt der 23-Jährige inne und der Genin hob verwundert seinen Blick.
 

»Abgesehen davon würde es dich vor eine Wahl stellen, die ich dir nicht zumuten möchte. Früher oder später müsstest du die Entscheidung treffen, ob du bei mir bleiben willst, oder ob du nach Konoha zurückkehren möchtest, zu deiner Heimat und deinen Freunden. So, wie die Dinge jetzt stehen, gibt es keine Möglichkeit, dass du beides bekommst.«
 

Sasuke wurde hellhörig, konnte den tieferen Sinn der Aussage verstehen.

»Meinst du damit, dass du ins Dorf zurück gehen könntest? Trotz dessen, was du getan hast?« fragte er vorsichtig.
 

Bisher hatte er nie darüber nachgedacht, nach Konoha zu gehen. Er hatte sich auf sein Ziel konzentrieren wollen seinen Bruder zu töten, und wenn er zurückgegangen wäre, hätte er sich von seinem Ziel ablenken lassen, sei es durch seine Freunde oder die Missionen.

Doch was hätte dagegen gesprochen, wenn er sich danach wieder für seine Freunde entschieden hätte? Sie suchten ihn immer noch, wollten ihn zurückholen.

Seit Itachis Kampf gegen die ANBU hatte er gewusst, dass er sich mit dem Problem auseinandersetzen musste, auch wenn er es in den Hintergrund gedrängt hatte. Andere Dinge waren wichtiger zu klären gewesen.
 

»Es kommt auf Tsunade und die Dorfbewohner an, mit der Alternative habe ich mich nie genauer beschäftigt. Mein Plan hatte einen anderen Verlauf der Dinge vorhergesehen. Aber nach 10 Jahren kann man nicht verlangen, dass alles so verläuft, wie man es sich vorgestellt hat.« Mit einer kurzen Handbewegung gebot der Dunkelhaarige den Jüngeren zu schweigen, als dieser etwas erwidern wollte. »Ich werde nicht näher darauf eingehen. Ich will dir nur eine Option offen lassen, denn ich bezweifle, dass du glücklich wirst, wenn du zwischen zwei Dingen entscheiden musst, die dir etwas bedeuten.«
 

»Welche Umstände hindern dich daran, es jetzt zu tun? Akatsuki?«
 

Itachis Schweigen war dem 18-Jährigen Antwort genug, und auch wenn er nicht verstand, worauf sein einstiges Vorbild hinaus wollte, hatte er das Gefühl langsam hinter den Vorhang blicken zu können, der seine Täuschung von der Realität trennte. Der Schwarzhaarige fragte nicht weiter nach, wusste, dass er mehr nicht erfahren würde.

Dennoch sprach er weiter: »Wenn ich mich für Konoha entscheiden wollte, wäre ich nicht mehr hier. In den letzten zwei Jahren, nachdem ich Orochimaru umgebracht habe, hätte es nichts mehr gegeben, dass mich davon abhält zurück zu gehen. Aber ich hatte gedacht, dass es meinem Ziel eher entgegen kommen würde, wenn ich die Zeit nutzen würde, um besser zu werden. Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst, welche Möglichkeit du siehst, dass wir beide ins Dorf zurückkehren könnten, aber es spielt keine Rolle. Die letzten Tage haben etwas zwischen uns verändert, nicht zuletzt meine Gefühle für dich. Ich ... ich bin dir dankbar dafür, dass du dich um mich gekümmert hast und mir geholfen hast mit ... mit der ... Vergewaltigung fertig zu werden.«
 

Zum Schluss hin war Sasukes Stimme zu einem Flüstern geworden und er hatte lieber wieder den Tisch angesehen als seinen Bruder. Dennoch bemerkte er, wie der andere aufstand und sich neben ihn setzte. Eine Hand führte er unter das Kinn des Kleineren und zog es zu sich, sodass er gezwungen war, den Blick zu erwidern. Beide wussten, wie viel Überwindung es den Jungen gekostet hatte, das, was ihm angetan worden war in Worte zufassen, dem Grauen einen Namen zu geben. Seine Stimme hatte es verraten und doch war es ein Zeichen dafür, dass er bereit war, die Erinnerungen zu verarbeiten, statt davor wegzulaufen.
 

»Damit fertig zu werden und es wirklich zu überwinden, sind zwei verschiedene Dinge, aber ich werde dir beistehen. Nur solltest du dir erst mal eine Dusche gönnen, bevor du noch krank wirst.«

~~~
 

Ich geb mich mal vorsichtig optimistisch, dass ich die Geschichte heute beenden kann. Immerhin ist das hier das vorletzte Kapitel ^^

Und eines der wichtigstens, ich meine, es war das erste Mal innerhalb der gesamten Geschichte, dass Sasuke das Wort "Vergewaltigung" wirklich ausgesprochen hat....

Berührung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von: abgemeldet
2010-10-24T15:14:06+00:00 24.10.2010 17:14
Q_________Q

WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS!?

Schon das vorletzte Kapitel!?

Und was soll ich machen wenn ich
dann mit dem FF durch bin?

Das hier ist doch inzwischen meine
Lebensaufgabe geworden...

*depri*

*zu neugierig auf das nächste Kapitel
um lange Depri zu sein*

*gleich mal weiter lesen*
*voerst wieder happy ^o^O*
Von: abgemeldet
2010-10-24T09:13:33+00:00 24.10.2010 11:13
*schon das nächste Kapitel sucht*
*nix findet*

*noch mal diese durchliest eben*

Ita mal wieder ganz in seinen
"ich-bin-so-emotionsvoll-wie-ein Eiszapfen"
Element - herrlich!

x3

Ich liebe dass jedes Mal aufs Neue!

o^-^o

Ach ja, da war noch was:

»Wieso hast ______ sie eigentlich umgebracht und den
Typen im Dorf nur mit einem Genjutsu belegt?«

Da fehlt was...

ö.öb

...und irgendwo dannach war noch
in >> hatte<< das sicher
>>hätte<< heißen sollen - sooooorrry,
aber wenn an es zweimal
liest, fällt es eben auf...

.___.'''''''''

...büdde nicht haun deswegen...!!!

Ich les auch brav weiter...

ö.ö

... sobald das nächste Kapitel da ist.

*daweile das Kapitel NOCH MAL sich
durchliest - weils so gut gefällt! x3*
Von: abgemeldet
2010-10-23T13:38:47+00:00 23.10.2010 15:38
Büdde sehr, gerne doch.

x3

*freutz*

Der Kampf war sau gut, ich konnte
mir alles richtig bildlich vorstellen.

*___*

Ich liebe es, wenn es spannend wird... dann
bekommt man richtig Lust gleich mit zu machen!

=^-^=

(Aber sicher nicht GEGEN Itachi! XD)

*weiter lesen will! :3*
Von: abgemeldet
2010-10-20T14:49:37+00:00 20.10.2010 16:49
Ok - ich war sichtlich grad überrascht
über den Namen des weiblichen ANBUs...

... vielleicht auch weil ich
selber blonde Haare hab und mein
Spitzname NEKO ist!

XD

Ach ja, und damit ich es nicht wieder vergesse:

»Auf alle Fäller wurde ein Akatsuki hier in der Nähe gesichtet.<<

Da ist ein Rechtschreibfehler drin!
(Fäller...)

XDDDD

Sorry, ... aber ich sollte es dir schreiben.

:3


Sonst habe ich keine Fehler oder andere
negativen Dinge zu schreiben...

außer... doch da war noch was:

Warum gehts nicht weiter!?

Q_Q

*weiterlesen will*

Von: abgemeldet
2010-10-19T18:30:29+00:00 19.10.2010 20:30
Ich schmelze bald hier dahin...

... dabei bin ich nicht der Typ
Leser, der auf sowas steht.

Aber irgendwie hab ich die zwei Caras
grade gefressen - und die Story sowie so...

Ö.Ö

... ich finde es echt toll, wie das
gesamte FF aufgebaut ist.
Wie gesagt ich hab selber einen kleinen
Bruder (und jaaaaah, auch einen großen! XD)...

... vielleicht ist dass auch der Grund, warum ich
diese FF so sehr mag, warum ich mich in die
Charas und ihre Gedanken (und deinen schreibstil)
so schnell und gut hinein versetzten kann.

Diese FF hat wirklich alles, was ich immer
bei anderen suche und teils vermisse:

.Viel Spannug (selbst bei dem Thema Liebe und Sex)

.Gefühle, die nicht sofort erkennbar sind - wesshalb
es meist auch so spannend ist und bleibt

.gegenseitiges Verständnis und Führsorge, selbst
wenns mal kritisch wird

.selbst wenn Probleme auftauchen, die keine Lösung wollen,
lässt Itachi nicht locker - alles nur um Sasuke zu helfen
(mein ganz persönlicher FETTER Pluspunkt
an die Autorin dieses FFs)

.perfekte Personen-/Chara-Beschreibungen

.auch die Umgebungen werde perfekt beschrieben

.man kann sich sofort mit beginn des FFs in
die Geschichte hinein versetzen
(deswegen machte es mich auch so süchtig)

.die Kapitel sind weder zu lang noch zu kurz

.Flashbacks und Hintergrundinformationen kommen
hier auch sehr gut zur Geltung

.es werden nicht immer die selben Worte am Satzanfang genutzt
(ja, auf sowas achte ich auch! XD)

Einfach nur geniales FF - mache auf jeden Fall
weiter so.

(Leider kann ich jetzt keinen genauen Punkt grad schreiben, aber
das einzigste was noch mal überflogen werden sollte, ist das
Thema mit der Rechtschreibung...
das ist aber auch wirklich der einzigste Markel,
den ich gefunden hatte in einigen oberen Kapiteln...)

=^-^=
Von: abgemeldet
2010-10-19T18:06:32+00:00 19.10.2010 20:06
Nein, wie süß.

Der große Bruder klährt den
kleinen Bruder auf... und dann
auch noch abends an einen Lagerfeuer.

:3

Jetzt kommen meiner Seits wieder ähnliche
Erinnerungen hoch - ich finde dieses Kapitel
richtig süß geworden.

x3

Auch das wortlose Gefecht zum Thema "Schlafen gehen",
es ist fast genauso wie bei mir und meinen kleinen
Bruder:

Er - nein, bin noch nicht müde!

Ich - wiedersprechen bringt eh nix!



Ich mag es, wie du die beiden Charas
als Brüder gegenüber stellst und immer
wieder zeigst, das der Ältere nicht
nur die schützende Hand über den
Jüngeren legt...


sondern, dass er auch insgeheime
die Führsorgepflicht über nimmt, die
Sasuke immer noch braucht.

Drotzt dass er hier schon 18 Jahre alt ist.

=^-^=
Von: abgemeldet
2010-10-19T17:29:37+00:00 19.10.2010 19:29
*und weiter gehts!*

Aaaaalso:

Ich finde es schon mal Klasse
das die beiden wieder zu einander
gefunden haben - nur, Ita sollte mit
seinen Raaben aufpassen...

... nicht das Sasuke noch mal
unter Verfolgungswahn leidet, nur
weil er mal einen RAABEN auf der
Straße sieht...

XD
Von: abgemeldet
2010-10-19T16:36:08+00:00 19.10.2010 18:36
*auf die Knie vor
dir fällt*
*am Arm zieht*

Q_Q

Bitte...

*schluchtz*

... bitte...

*schnief*

... bitte weiter
maaaacheäääääään!!!!!!

*plährt*

TwT

*Rotz und Waser flennt*

Ich versprech auch immer
schön brav weiter zu lesen...
und zu kommentieren...

Q.Qb

(eigentlich wollte ich ja noch zum Abschluß einiges
mehr hinschreiben - aber wenn schon da steht, dass das
noch nicht das Ende ist, werde ich auch damit warten. :3)
Von: abgemeldet
2010-10-19T15:46:44+00:00 19.10.2010 17:46
*vor freude im Dreieck jump*

x3

Gerne doch - ich mag einfach deinen Schreibstil
und die Storry.

*sich freutz wie ein kleines Kind*

Und nach den Abendessen werde ich mich
dem letzten Kapitel genüslich widmen...

*____*

*sich jetzt schon freutz*


Ach ja, das jetzige Kapitel ist genauso toll,
nur hatte es mich irritiert wo Masarus Rückblick
auf die Vergangenheit begonnen hatte (solltest du
vielleicht voher erwähnen oder ein Zeichen setzen! ;3),
ansonsten habe ich nichts daran aus zusetzen gehabt.

=^-^=
Von: abgemeldet
2010-10-19T15:14:46+00:00 19.10.2010 17:14
ö_ö

Ich hab Eltstern vor meinen Haus - ob
ich es versuchen sollte das nächste Mal mit
ihnen zu quatschen!?

*nachdenklich*

Ach ja, ich wollte ja weiter lesen...

XD

Kleiner Tipp am Rande:

Weniger Rechtschreibfehler nehmen die Spannung
nicht gleich raus aus den Abschnitt...

;3

*gleich sich ans nächste Kapitel setzt*


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