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Die Taten des Ritters D.

Heldentaten mit Drachen, die es nicht gibt, und so...
von

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Der Beginn einer langen Reise

Obwohl die Mönche Damian stets als gehorsam und fähig empfunden hatten, verfügte der junge Mann über seinen eigenen Kopf. Bereits vor einigen Tagen hatte er die Karte, die ihm den genauen und sichersten Weg zum Turm der zu errettenden Jungfrau weisen sollte, in Brand gesteckt. Dann hatte er seine Augen geschlossen, sein Pferd einige male dazu gebracht sich im Kreis zu drehen, und preschte sofort in die Richtung los, in die der Kopf seines Pferdes nun zeigte. Damian hielt nicht viel von der Turmsache, soviel erwähnte ich ja nun schon. Und mit dem unerschütterlichen Glauben, dass das Schicksal ihn schon an den Ort seiner wahren Heldentat führen müsste, setzte er seinen Weg fort.
 

Die Sonne war schon lange untergegangen und die kalte Nachtluft pfiff Damian unangenehm durch das Hemd.

Er war nun schon einige Stunden unterwegs, doch bisher hatte sich nichts Aufregendes zugetan.

Um dem Pferd eine kurze Erholungspause zu gönnen, spähte Damian nach einem Gasthof oder ähnlichem in den dunklen Wald hinein, in dem er sich befand.

Entgegen aller Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Haus an einem Ort wie dem diesigem befand, entdeckte er eine kleine Hütte.

Und so ritt er dorthin und klopfte an die Tür.

Eine alte Hexe öffnete grummelnd.

„Ja?“, krächzte sie und beäugte unseren Helden.

Damian erklärte ihr sein Anliegen auf ein Quartier für sein Pferd, das sich nach der langen Reise schonen müsse.

Die alte Hexe musterte Damian noch einmal gründlich.

„Gut. Soll mir recht sein.“, krähte sie ihm entgegen und gab den Eingang frei. „Das Pferd kann bei mir schlafen. Aber du, Bursche, bleibst draußen!“ Dann schnappte sie sich die Zügel des Pferdes und zerrte es in die Hütte. Die Tür fiel ins Schloss und Damian hörte, wie die Alte sorgfältig abschloss.

„Und wo soll ich schlafen?“, rief er der Tür entgegen.

„Auf dem Dach, bei dem Raben!“, gab die Hexe durch die Tür zurück.

„Wieso lässt du mich nicht rein? Ich habe Geld!“

„Dein Geld interessiert mich nicht, was soll ich damit? Ich kann eh nicht in der Stadt einkaufen gehen, weil alle Leute mich immer sofort an einen Pfahl binden und anzünden wollen! Und wenn eine Frau wie ich ihren Frust nicht beim Shoppen loswerden kann, dann muss sie essen! Du hast ja gesehen, was dann aus einem wird! Ich bin alt, ich bin fett, und ich habe seit dreißig Jahren keinen Grund mehr gehabt mir die Beine zu rasieren! Und jetzt, wo endlich mal ein hübscher junger Kerl vor meiner Tür steht, habe ich Rheuma und Gicht und kann mir die Beine gar nicht mehr rasieren. Also, zum Teufel noch mal, was soll ich denn hier drin mit dir machen? Bin ich Masochistin, oder was, dass ich mir die Versuchung direkt vor die Nase führe und dann noch nicht einmal dran riechen darf?“

Eine kurze Pause folgte.

„Oder stehst du auf sowas?“, fragte sie mit ihrer erotischsten Stimme, die wie ein Walross mit Stimmbandentzündung klang, und schwenkte ihren klapprigen Schenkel durch einen Spalt in der Tür.

„Hallo?“

Doch Damian, der niemals langen Reden von Damen zuhörte (weil sie immer so endeten wie diese eben) war schon mittels einer Leiter neben dem Haus auf das Dach geklettert.
 

„Guten Abend, schöner Fremder.“

„Äh...“, sagte Damian und glotzte den sprechenden Raben an.

„Habe ich was im Gesicht, oder warum glotzt du so?“

Damian ließ sich auf dem Dach nieder.

„Nein, ich habe nur noch nie einen sprechenden Raben gesehen.“

„Du meinst gehört.“

„Wie?“

„Na ja, ich bin wahrscheinlich nicht der einzige sprechenden Rabe, und vielleicht hast du ja schon einige sprechende Raben gesehen, aber wenn sie gerade nicht gesprochen haben, wusstest du ja nicht, dass es sprechende Raben sind, also kannst du nicht sagen, dass du noch nie einen sprechenden Raben gesehen hast, weil du es ja gar nicht besser weißt.“

Damian hielt diese Erläuterung für einleuchtend und keiner Erwiderung wert, also machte er es sich auf dem Dach so gemütlich wie es ging.

*rülps*

„Entschuldigung.“, sagte der Rabe und versteckte beschämt den Kopf hinter einem seiner Flügel. „Das kommt von dem vielen Brot, dass die Alte mich zu essen gezwungen hat.“

„Was meinst du damit?“, fragte Damian und starrte auf dem Dach liegend in den Nachthimmel.

„Heute kamen so zwei Gören vorbei und sind auf die schlaue Idee gekommen Brotkrümel auf den Weg zu streuen, damit sie den Weg nach Hause auch wieder finden. Irgendwie hat diese Hexe das wohl geahnt und hat mich losgeschickt, um alle Spuren zu verwischen. Und dann musste ich sie, voll gefressen wie ich war, auch noch hierher locken. War’n harter Tag, ja, das kann ich dir sagen.“

„Aha. Und was will sie mit den Kindern?“

„Kochen.“, antwortete der Rabe.

„Scheint eine nette alte Frau zu sein. Ich meine, wo doch jetzt schon wieder die Steuern erhöht wurden und die Leute in diesem Teil des Landes kaum noch etwas zu essen haben. Ich habe gehört, es soll sogar schon so schlimm sein, dass manche Eltern mit dem Gedanken spielen, ihre Kinder im Wald auszusetzen, oder so. Ich finde es sehr nett, dass sie sich dazu bereit erklärt, ein paar arme Kinder übers Wochenende zu sich zu nehmen und mit ihnen zu kochen.“

Der Rabe zog verwundert die Augenbrauen hoch (zumindest würde er das, wenn er welche hätte...).

„Äh... ja. Ich meinte eigentlich... ach, egal.“, meinte der Rabe und zuckte mit den Schultern. Dann zog er die schwarzen Beinchen an, kuschelte sich neben Damian auf dem Dach zusammen und beäugte sein fein geschnittenes Gesicht im Mondlicht.

„Sag mal, wie ist eigentlich dein Name?“

„Damian. Damian von Undzu. Sehr erfreut.“

„Von und zu was?“

„Wie meinen?“

„Von und zu Wiemainen?“

„...“

„...schon gut, lassen wir das... Mein Name ist Rabea.“

„Das klingt hübsch.“

„Oh, danke.“ Rabea wurde unter dem nachtschwarzen Gefieder rot.

Plötzlich fuhr Damian hoch.

„Moment mal, Rabea ist doch ein Mädchenname!“

„Und? Bin ich ja auch.“

Damian kroch geradewegs wieder auf die Leiter zu.

„Es tut mir sehr Leid, werte Dame, aber für einen angehenden Ritter wie mich ist es nicht angemessen, das Schlafgemach mit einer Lady zu teilen. Ich werde auf dem Boden schlafen. Verzeih mir bitte das Eindringen in deine Privatsphäre.“

„Nun stell dich mal nicht so an, ich bin schließlich nur ein Rabe.“, erwiderte Rabea und unterdrückte ein leises Kichern.

„Nein, keine Ausnahmen!“, sagte Damian bestimmt. Er hielt einen Moment inne. „Sag mal, Rabea, bilde ich mir das nur ein, oder besteht dieses Haus wirklich aus Lebkuchen?“

„Ja, und aus Zucker. Und Eiscreme. Und Schokolade. Das hilft gegen den Frust, verstehst du?“



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