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Esmes Geschichte

CarlislexEsme
von

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Blutdurst

Kapitel 5 Blutdurst
 

Irgendjemand mochte mich heute definitiv nicht, davon war ich überzeugt. Ich wusste nicht, ob es Gott gab, aber wenn ja, würde ich ihm am liebsten in den Hintern treten, verdient hätte er es!

Das konnte doch nicht wahr sein!

Von allen Lebewesen der Nacht, die in dieser Gegend lebten, und bedachte man darauf, dass es nur zwei gab, machte sich ausgerechnet Carlisle, der vorhin vor Überraschung zurückgeblieben war, als ich das Haus fluchtartig verlassen hatte, auf die Suche nach mir, obwohl Edward dies schon übernommen hatte, der die besseren Fähigkeiten dazu hatte, da er meine Spur mit Hilfe des Gedankenlesens nachvollziehen konnte.

Mein Kiefer presste sich zusammen, zusätzlich hörte ich auf zu atmen, irgendetwas musste ich zur Linderung dieses Verlangens unternehmen, da ich die Luft nicht mehr zum Leben brachte, um diesem unstillbaren, brennenden Verlangen wenigstens etwas entgegenzusetzen, indem ich jetzt die Kontrolle über mich behielt. Ich musste einfach diesem Drang einfach nachzugeben, sich auf ihn zu stürzen und ihm irgendetwas anzutun, widerstehen.

Niemandem würde es jetzt etwas bringen, wenn ich austickte, wobei ich mir mehr Sorgen um Carlisle machte, auch wenn er es verdient hatte, es lag einfach nicht in meiner Natur einem anderen Wesen zu schaden, selbst wenn es sich hierbei um einen Vampir handelte, der mich zu seines Gleichen gemacht hatte, nur um seine Einsamkeit zu überwinden, eine andere Person außer Edward wieder in seiner Nähe zu haben, die vom anderem Geschlecht war. Für mich war das keine Lösung.

Natürlich, ich hatte keine Ahnung wie alt Carlisle war oder wie lange er schon allein mit Edward an seiner herumirrte, aber war es trotzdem ein Grund ein anderes Wesen aus seiner Lebenskette zu reißen, um es in eine neue Kategorie einzuteilen? Okay, ich hatte eh kurz vor dem Tod gestanden, aber ich hatte es so gewollt, hatte mich selbst die Klippe hinunterstürzen lassen, mit freiem Willen in die reißenden Fluten gestürzt, die mich sofort unter Wasser gespült hatten und mich tief unten in ihren Fängen umherwirbelten, damit ich dem Ertrinken gefährlich nahe kam, doch so hatte ich es doch auch gewollt.

Der Schmerz über den Verlust meines Babys hatte mich gleichzeitig rasend und traurig gemacht, ich wollte nicht mehr leben, konnte nicht so weiter leben, also hatte ich das logischste gemacht, was mir in dieser aussichtslosen Situation übrig blieb: Selbstmord.

Familie, die wurde mir genommen, Verlobter, hatte mich betrogen, mich erniedrigt, nur um seinen Spaß mit mir zu haben, meine Schwester…

Einen Moment hielt ich in dem Wirr Warr meiner Gedanken inne. Meine Schwester…Hätte ich mehr Zeit über unsere gemeinsame Zeit nachzudenken, hätte ich wahrscheinlich angefangen zu heulen, wenn ich denn noch weinen konnte. Einmal waren wir die dicksten Freundinnen gewesen. Einmal, aber das war schon eine lange Zeit her. Kontakt hatten wir schon Jahre nicht mehr. Nun lebte sie mit ihrer kleinen Tochter und ihrem Mann, sehr wohl, sie hatte vor einem halben Jahr geheiratet, doch ich konnte trotz ihrer Einladung nicht hingehen, da mein Verlobter mich im Haus eingesperrt hatte. Ich hatte den schönsten Tag in ihrem Leben verpasst und ich bedauerte es immer noch. Ich hatte dabei sein wollen, sowohl als Brautjungfer, als auch als ihre Schwester, denn ich liebte sie noch immer und ich hoffte dieses innige Band, das uns nach all der Zeit noch verband, nie erlöschen mochte, denn dann würde ich ganz alleine sein.

Über ihre kleine Tochter wusste ich nicht viel, nur dass sie wohl gerade ins Grundschulalter kam, wie gesagt, meine Familie hatte mehr Pläne mit mir gehabt, als mit ihr. Sie hatten sie eines Tages einfach vor die Tür geschmissen, ohne ein Dach über den Kopf und für mich keine Hoffnung, sie je wieder zu sehen.

Ich schwor es mir: Sollte ich irgendwo noch einmal ein Lebenszeichen von ihr bekommen, ich würde mich sofort auf den Weg machen, die Koffer packen und mich in ihre Arme schmeißen, wenn ich denn willkommen war. Mit angehaltenem Atem versteckte ich meinen Kopf zwischen meinem Kinn, verkrampfte meine Finger in den blaufarbenen Jeansstoff, der ein Knirschen von sich gab, da meine Finger den Stoff gefährlich stark auseinander zu reißen drohten, wann ich wohl meine Kräfte unter Kontrolle bekam? Ich wagte zu bezweifeln, dass es allzu weit war, nachdem was ich schon alles in Carlisles Haus zerstört hatte.

Geh weg, geh weg, geh weg…Ich wiederholte diese Worte wie ein Carma, dass mich beruhigen sollte, damit ich nicht vollends das rationale Denken ausschaltete und mich einfach wie von Sinnen trieben ließ, nur noch diesen exotischen Duft in mich aufsog, der alle meine Nerven nur auf sich zu konzentrieren schien. Von meinen eigenen Gedanken angeekelt wie noch nie, kauerte ich mich weiter in die kleine Kuhle, die mich hoffentlich ein wenig vor dem blonden, überaus gut aussehenden Vampir am Höhleneingang versteckte. Irgendwo musste doch auch mal ein klein bisschen Glück für mich übrig bleiben, bei dem was Gott heute da oben verschwendete, bei allen anderen Menschen, nur nicht bei mir, wobei ich momentan selbst einen kleinen Schubs in die richtige Richtung für eine großartige Unterstützung hielt. Innerlich fluchte ich.

Gott, wenn es dich denn gab, würdest du dann bitte einmal zusehen und einfach das tun, was du immer gemacht hast? Leben retten!!!

Wenn nicht gleich etwas passierte und ich hörte schon die präzis gesetzten Schritte, damit sie nicht auf den Boden ausglitten, näher kamen, würde dieser Arzt dran glauben. Für diese Situation konnte ich ihn erwürgen, er war Arzt, ein Vampir und das schon länger als ich, verdammt, kannte er denn die Reaktionen des vampirischen Körpers auf betörende Duftstoffe nicht?! Schließlich hatte er sie doch selbst einmal durchgemacht, auch wenn das bestimmt schon eine Ecke länger her war, das musste einem doch im Geist bleiben!

Als dann aber der Klang von den widerhallenden Schritten an den Wänden beinahe vor mir war, konnte ich nicht anders, als erschrocken aufzusehen, als sich eine weiche, geschmeidige Hand auf meinen Kopf legte und wohl eben anfangen wollte, darüber zu streichelnd, hätte ich den Kopf nicht schlagartig gehoben.

Da stand er vor mir: Sein blondes Haar klebte dunkel, nass und tropfend in seinem Gesicht, welches von einer angespannten, aber auch besänftigenden Miene eingenommen wurde, die jedoch nicht seine Augen erreichte, warum auch immer. Seine honigfarbenen Augen sprachen eine andere Sprache, die ich weder schon einmal gesehen noch wirklich zuordnen konnte. Ich vermochte nicht einmal sie genau zu definieren, da ich Angst hatte ihr einen Begriff zu geben. Etwas stimmte hier nicht, doch was? Eigentlich sollte er Angst vor mir haben und nicht ich, ich war gefährlicher, stärker als er, er war vielleicht schlauer, erfahrener und gerissener, doch war ich der Wolf im Schafspelz, da ich auch noch eine Frau war.

Wer traute es einer Frau schon zu, Türen zerbersten zu können oder etwas durch die Gegend zu schleudern? Genau, niemand würde darauf kommen, dass ich eine Gefahr darstellen könnte, sobald ich meine Beherrschung verlor. Ich zuckte unweigerlich zurück, als er sich zu mir herunterkniete, damit wir auf einer Augenhöhe waren. Um nicht zu sprechen, biss ich mir auf die Unterlippe, massakrierte sie geradezu mit meinen Zähnen, damit ich eine Beschäftigung hatte, mit der ich mich auseinandersetzen konnte, ohne ihn wirklich beachten zu müssen.

„Esme.“, mein Name hörte sich aus seinem Mund wie der eines kostbaren Schatzes an, den er wieder gefunden hatte, doch das wollte ich nicht glauben. Vielleicht versuchte er mich auch nur einzulullen, damit ich mich ihm anschloss. Stur und gepeinigt seinen Geruch noch intensiver wahrzunehmen, dass ich selbst beinahe versucht war, mir den Kopf gegen die Wand zu schlagen, wandte ich das Gesicht ab und kniff die Augen zusammen. Meine Gedanken rasten, als ich irgendwie versuchte einen Ausweg aus dieser ganzen Misere zu finden.

„Verschwinde.“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich glaube ich habe dir bereits vorhin unmissverständlich klar gemacht, was ich von dir halte.“ Autsch! Ich hätte mich selbst unter diesen psychischen Schlag krümmen können, wenn nicht gerade ich selbst ihn ausgeteilt hätte. Der ging eindeutig unter die Gürtellinie, weit unter die Gerüttellinie, aber das musste ich ihm ja nicht auf die Nase binden.

Fahrig strich sich Carlisle eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht, welche ihm unweigerlich dorthin gerutscht war. „Du machst es einem nicht gerade einfach.“, sprach er halb belustigt, halb ernst aus. Wahrscheinlich wollte er sich selbst Mut machen. Wütend drehte ich mich zu ihm um, sein Duft traf mich überraschend hart in der Nase, doch meine restliche Geduld hielt an dem einzelnen Faden, den ich mir mühsam aufgebaut hatte, wobei ich spürte, dass dieser bereits zu fransen begann fest, ich musste zusehen, damit ich hier endlich wegkam, wenn keiner mehr hinter mir her war, konnte ich auch weg von hier, vielleicht in das alte Elternhaus, indem ich meine halbe Kindheit verbracht hatte, ehe wir umgezogen waren.

„Weder habe ich dir erlaubt mich zu duzen, noch mir in irgendeiner Weise zu folgen!“, spuckte ich ihm regelrecht ins Gesicht und ich konnte deutlich sehen, dass er ein klein wenig zurückzuckte. Gut, ich hatte ihn verletzt, auch wenn s mir keine Selbstbefriedigung verschaffte, ich war nicht dieser Typ von Mensch.

Er fing sich erstaunlich schnell, typisch Mann halt.

Dieser Kerl ließ sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, wie ich es mir selbst erhoffte, bedachte man, dass ich kurz vor dem Ausraster des Jahrtausends stand. Seine Hand wollte nach meiner greifen, die immer noch die Jeanshose umfasste, aber ich sah dies kommen und entzog mich ihr, indem ich ruckartig aufstand, um an seiner Seite an ihm vorbei zu huschen. Obwohl ich wusste, dass mein Herz mit Sicherheit nicht mehr schlug, tat es einen Satz, als er meine Flucht vorhersah und mir durch einen Schritt zur Seite einen Strich durch die Rechnung machte.

Anstatt halbwegs an ihm vorbeizukommen, landete ich an seiner Brust, spürte nur einen Augenblick später die Arme um meinen Rumpf, die mich mit ihrem starken Muskelspiel zu einer Umarmung an ihn drückte. Mein Kopf, vergraben an seiner Schulter, dem Hals viel zu nah, war mit einem Mal leer gefegt. Sein Duft überrollte mich wie eine Welle und ich ließ mich fallen, sprengte die Mauer meines Verstandes und fühlte einfach nur noch mit meinen sechs Sinnen, die komplett auf die Person vor mir gerichtet waren, zum Zerreißen gespannt. Sie wollten sich austoben, an ihm laben, ihn besitzen und für diese eine Minute gönnte ich es ihnen.

Mein Bewusstsein schaltete ab. Eine Hand streichelte mir über den Rücken, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich angefangen hatte zu zittern. Doch weshalb zitterte ich? Ich kannte keine Antwort auf diese Frage, zu gefangen von diesem Mann, der mich um den Verstand brachte. Ich schmiegte mich näher an ihn, wie eine Raubkatze, bereit ihr Opfer anzufallen. Meine Gedanken waren wie von einem dichten, undurchdringbaren Nebel, der mich die Situation erfassen ließ, als stünde ich ganz weit weg, als würde ich gar nicht aktiv teilnehmen, wie ein Zuschauer, der sich gerade ein Fußballspiel ansah und dabei bequem auf einem Plastikstuhl in einer Menschenmenge saß, die bei jedem Tor die Arme jubelnd wie eine Welle in die Luft hoben, die einmal durch das ganze Stadion fegte.

Carlisle stockte in seinem Streicheln, als ich mich in seine Halsbeuge kuschelte. Ob er etwas ahnte? Ob er wusste, wie sehr er mir gerade ausgeliefert war? Nur noch ein paar Zentimeter und ich wäre an dem Ort angelangt, die meine Nase magisch anzog.

Der Ort, an dem sich diese herrliche Blütenduft sammelte und mich noch einmal zusätzlich reizte. Hätte ich einen Herzschlag gehabt, hätte er mir bestimmt bis zum Hals geschlagen. Genießerisch sog ich die Luft ein, wäre dieser Geruch nicht so angenehm in meiner Nase, ich hätte ihn als ätzend bezeichnet. Dieser Geruch konnte bestimmt jede festgelegte Entscheidung von mir ins Wanken bringen.

Dann spürte ich innerlich das, wovor ich am meisten Angst hatte, da ich in meiner neuen Gestalt noch nicht über diese Hemmschwelle getreten war: Der Geduldsfaden riss mit einem lauten, innerlichen Knall, der mich zusammenzucken ließ. Ich riss meine Augen auf, die ich entspannt geschlossen hatte, als ich mich gegen ihn sinken ließ. Selbst ein Außenstehender, ein Mensch, hätte in der Dunkelheit gesehen, wie ihr Rotton sich in die Farbe des Blutes umgewandelt hatte, der bedrohlicher nicht hätte wirken können.

Ich konnte es mir gut denken, sahen sie doch schon im Badezimmer mehr als erschreckend aus. Ein mir unbekanntes Gefühl stieg in mir auf, dass ich noch nie gefühlt hatte. Ich ließ mich davon treiben, umhüllen, während ich darauf wartete, was der Vampir in mir tun würde, jetzt wo ich ihm jede Freiheit ließ, die er gebraucht hatte.

Mit einem Schlag nahm das Brennen in meiner Kehle ab, schlagartig, als hätte jemand einen Knopf gedrückt, der jedes Empfinden abstellte, doch dann erkannte ich warum. Ohne mein zutun beugte ich mich nach vorne, ließ meine Nase über die Haut von Carlisles Hals wandern, wo ich das Blut darunter deutlich riechen konnte. Mit einem angenehmen Schauder, der mir über den Rücken lief, nahm ich zur Kenntnis, dass der Arzt auf mich reagierte. Er zog mich noch enger an seinen Körper, der in keiner Weise zu kalt war, da wir dieselben Temperaturen innehatten, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte. Finger berührten meinen Hinterkopf und führten mich noch näher an seine Kehle.

War es eine Bestätigung?

Gab er mir hiermit die Erlaubnis etwas zu tun, was ich später bestimmt bereuen würde?

Auch wenn der Gedanke sehr verlockend war, ihm die messerscharfen Zähne ins Fleisch zu schlagen und etwas von diesem betörendem Blut zu kosten, bei welchem mir schon der Magen anfing zu knurren, meldete sich mein schlechtes Gewissen, der menschlichte Teil, der trotz meiner weit ausgeprägten Vampirsinne noch immer stark genug vorhanden war, um dem Vampir in mir Parollie zu bieten.

Ich bekam mich wieder in den Griff, kam von dem Tripp runter, der beinahe einen Blutrausch bei mir ausgelöst hätte. Beschämt wollte ich mich von Carlisle entfernen, stemmte sogar die Hände zum Protest gegen seine breite Brust, doch er ließ sich nicht beirren. Weiterhin hielt er mich an sich gepresst, mein Mund seiner Halsschlagader gefährlich nahe. Erneut wurde mir schwindlig. Ich musste weg hier, wenn ich keinen Rückfall erleiden wollte.

„Trink.“, raunte er mir zu. „Dann wird es dir besser gehen.“ Protestierend öffnete ich den Mund, aber es war zu spät. Mein Fehler und der Arzt würde dafür bezahlen, auch wenn er sich über meinen Protest hinweg gesetzt hatte. Seine Hand grub sich in meine Naturlocken, als er mich dazu brachte ihn zu beißen. Meine Zähne glitten durch seine Haut, wie ein Messer durch Butter. Es war viel zu leicht gewesen!

Das köstlichste Blut floss in meinen Mund, umspülte meine Zunge, ehe es in meinen Rachen lief. Auch wenn ich wusste, dass ich nicht ersticken oder mich verschlucken konnte, zwang ich mich widerstrebend zu schlucken. Und danach war alles anderes. Kein Schmerz mehr da, nur noch der Hunger, der übermenschlich zu sein schien, als hätte ich seit Wochen nichts gegessen.

Meine Hemmungen über Bord werfend, schlang ich meine Arme um ihn, um mich an ihm festzuhalten, da ich Angst hatte mit meinen wackligen Beinen jeden Moment umzufallen. Leise stöhnend tat ich es ihm gleich meine Hände durch sein Haar zu wühlen, um ihn zu fixieren, damit er mir nicht mehr entkam. Er tat es ohne zu murren ab, hielt still, damit ich sein Blut trinken konnte, damit dieser körperliche Schmerz und die Mattheit endlich ein Ende fand. Aber warum tat er das für mich?

Ich hatte ihm so viele Gemeinheiten an den Kopf geschmissen, so viel Schmerz angetan, dass er mich eigentlich hassen müsste, aber er tat es nicht, machte mir keine Vorwürfe, gar nichts! Und ich hatte wirklich mein bestes gegeben ihn so wenig zu mögen und auf Distanz zu halten, doch dieser unbeschreibliche Duft machte alles zu nicht, was ich mir vorgenommen hatte. In solchen Momenten hasste ich mich selbst für diese Schwäche, die mich zu ihm zurückkommen ließ, wie ein verlorenes Kätzchen, was seinem Besitzer ausgebüchst war. Der Hunger wurde erträglicher, besser als ich es mir erträumt hatte, obwohl der metallische Geschmack auf meiner überaus sensiblen Zunge irritierend war.

Ob ich jemals wieder etwas Normales essen konnte oder nur noch Blut vertrug, damit mein Magen nicht rebellierte? Oder ob die alten Vampirgeschichten aus alten Zeiten stimmten? Vertrugen Vampire kein Sonnenlicht, waren sie gegen Kruzifixe allergisch und hassten Gott? Ich wusste es nicht, aber ich würde, sobald sich die Situation aufgelöst hatte Fragen stellen, auf die ich ein Recht hatte sie beantwortet zu bekommen, dass war mir Carlisle schuldig. Nach dem nächsten Schluck hörte ich auf zu trinken, auch wenn ich noch nicht vollends befriedigt war.

Der Mensch kam wieder in mir hoch, der sich gewaltsam, wie ein aufheulender Wolf, gegen das andere Wesen in mir auflehnte, sich dagegen stemmte, um die Kontrolle wieder unter meine Fittiche zu bringen, die mir entglitten war wie Sand.

Meinem Instinkt folgend leckte ich über die Bisswunde, wie eine Entschuldigung, die sich danach wieder schloss, ob es nun von meinen Heilkräften abhing oder seinen vermochte ich nicht zu sagen. Das Blut, welches angenehm warm in meinem Magen pochte, frischte meinen Lebensgeist auf, gab mir neue Kraft, die meine angespannten Muskeln lockerte.

Vorsichtig löste ich meine Hände von seinem Rücken, trat einen kleinen Schritt zurück, um mich und meine Gedanken sammeln zu können. Merkwürdiger Weise stellte ich fest, dass Carlisles Duft nachgelassen hatte, er übte nun keine so starke Wirkung auf mich aus, dass ich nicht mehr wusste wo oben und unten war.

Mit gefurchter Stirn traute ich mich aufzusehen, direkt in Carlisles ebenmäßiges Gesicht, welches einem Engel hätte ähneln können, da es nicht von dieser Welt schien. Überhaupt zählte alles an diesem Mann dazu. Er schien nirgendwo richtig hinzupassen. Er sah mich ruhig an, als wäre das normalste der Welt passiert, doch gerade das war es nicht. Ich hätte ihn dafür erwürgen können, mit allem wäre ich besser fertig geworden, als mit dieser neutralen, ruhigen Maske.

Er sollte anfangen mich anzuschreien, zu toben!

Aber nein, er tat nichts, außer mir dieses leichte Lächeln zuzuwerfen, wie ein Erwachsener ein Kind, das kurz vor eine Tobsuchtsanfall stand, wahrscheinlich machte ich auch den Eindruck, als würde ich gleich an die Decke gehen.

Schnaubend drehte ich den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wusste, dass dies die Bestätigung für ihn sein würde, dass ich mich wie ein Kind benah, aber das machte mir gerade am wenigsten etwas aus. Innerlich musste ich meine Gefühle und Gedanken ordnen, die mich zu übermannen drohten. Zarte Fingerspitzen strichen mein Kinn entlang, ehe sie mit etwas mehr Druck meine Mundwinkel abwischten, wo anscheinend noch ein wenig Rest von seinem Blut kleben musste, welch Ironie.

Meine Hände zitterten an meinen Armbeugen. Ich hatte Angst vor mir selbst, alles war so neu und so anders. Sachte wurde mein Kopf umfasst, zurückgedreht, sodass ich diesem blonden Engel erneut in die Augen sehen musste, die eine Nuance dunkler waren als flüssiger Honig, obwohl ich mir sicher war, dass sie vor ein paar Stunden, denn die waren unweigerlich schon vergangen, noch heller wirkten. Warum waren sie jetzt dunkler?

Mit dem Daumen fuhr Carlisle meine durch das Blut rosige Wange nach, diese Berührung setzte tausend Stromstöße in mir frei, die ich mir nicht eingestehen wollte. Wie konnte ich diesem Typen nur so verfallen sein? Mein Blick heftete sich an seinen. „Esme.“, wieder diese sanfte Liebkosung meines Namens. „Komm bitte mit zurück. Ich weiß, dass das alles momentan alles andere als einfach ist, aber du bist hier draußen nicht sicher. Ich werde dir alles Zuhause erklären, aber bitte gib mir die Möglichkeiten dazu.“, bat er mich, sah mich eindringlich an. Ich überlegte hin und her welche Möglichkeiten ich hatte und ich wusste, es waren nicht viele.

Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Wie konnte ich in die Wohnung des Mannes zurückkehren, der mir dies alles eingebrockt hatte?! Mein Kopf wurde fester gepackt, aber so, dass es mir nicht wehtat. „Esme bitte!“, eindringlich wurde ich von ihm angesehen, in dessen Stimme so viele Emotionen angestaut waren, die ich dem neutralen Arzt gar nicht zugetraut hätte. Und ich nickte. Ich wusste selbst nicht warum, aber ich nickte. Ich brauchte endlich Antworten und wie sollte ich besser an diese kommen, als noch einmal in das Schlangennest zurückzukehren?
 

Kapitel Ende
 


 


 

Hallo^^

Da bin ich wieder und dieses Mal sogar früher als erwartet, normaler Weise hätte ich länger gebraucht, aber zu diesem Kapitel hatte ich erstaunlich schnell eine Idee und ich hoffe es gefällt euch^^

Ich hab so ne Szene noch nie geschrieben, meine erste Vampir-FF und ich hoffe ich habe es einigermaßen hinbekommen^^

Es bleibt spannend zwischen Edward, Carlisle und Esme und so wie ich mich einschätze, wird diese FF noch sehr lange weitergehen^^

Mit dem nächsten Kapitel kann es etwas dauern, da ich momentan in Schulstress bin, jetzt kommen alle Arbeiten auf einmal und Quartalsende bei der Arbeit ist auch noch in drei Wochen -_- Alle möglichen Patienten werden noch vor Weihnachten eintrudeln und uns förmlich die Bude einrennen-_-

Also seit mir bitte nicht böse, wenn es nicht so schnell weitergeht >-<

Habe mich extra schon mit diesem Kapitel beeielt>-<

Man sieht sich^^

Und weiterhin viel Spaß^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jennalynn
2011-10-24T21:00:25+00:00 24.10.2011 23:00
MMHHHHH Carlisle schmeckt bestimmt lecker *grins*
Ich finde das Kapitel richtig gut.
Ich finde das die Situation etwas inniges hat.
Also das Carlisle sie von sich trinken lässt, das hat hat was.
Ich kann nicht in Worte ausdrücken was, aber es hat was *lach*


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