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Contrasts

The difference between us
von

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Fehler

„RAPUNZEL?“ Der Neue und Daisuke schrieen mich an. Ups... Das war mir einfach so rausgerutscht. Eigentlich hatte ich das nicht sagen wollen. Jetzt waren sie wütend. Irgendwie musste ich das augenblicklich wieder geradebiegen. Aber entschuldigen kam nicht in Frage, nicht nach der Aktion eben im Klassenzimmer. Also streckte ich beiden die Zunge raus. „Lass dir die Haare schneiden, dann nenn ich dich wieder beim Vornamen!“ Die beiden warfen mir immer noch Killerblicke zu. Endlich klingelte es. Die Deutschlehrerin kam heraus. „Ihr drei meldet euch jetzt bitte im Büro des Schulleiters.“ Meiner Meinung nach übertrieb sie da ein bisschen. Wir hatten nur Briefchen geschrieben, im Unterricht gequatscht, uns fast geprügelt und vor der Tür rumgeschrieen. Das war nun wirklich nicht nötig.“
 

Fünf Minuten und ein Stockwerk später standen wir vor der Tür vom Zimmer des Direktors. Ich seufzte, bevor ich vorsichtig an die Tür klopfte. Jetzt würden wir sicher nachsitzen müssen oder eine andere Strafe bekommen. Prüfend und gespielt streng sah uns der etwas ältere Herr mit Schnurrbart und Toupet an. „Ihr werdet auf der Stelle eure Sachen packen und nach Hause gehen. Ihr habt eine Woche Schulverbot. Außerdem werde ich eure Erziehungsberechtigten benachrichtigen müssen.“ Innerlich atmete ich erleichtert aus. Es hätte weitaus schlimmer kommen können. Meine Eltern waren seit gestern Nachmittag auf einer Geschäftsreise und wie immer aufgebrochen, ohne mir etwas zu sagen. Dort konnte sie die Schulleitung wirklich nicht erreichen. Und die Telefonnummern meiner anderen Verwandten hatten sie ebenfalls nicht. Also könnten sie schlimmstenfalls bei mir Zuhause anrufen. Dann würde Saya ans Telefon gehen und sie in Grund und Boden diskutieren. Mir würde also nichts passieren. Im Gegenteil: Ich bekam sogar noch eine ganze Woche lang Schulfrei. Wieder in der Realität verließen wir gerade mit einem weißen Zettel auf dem in schwarzen Buchstaben das Wort ‚Verweis’ geschrieben stand wieder das Büro. Ich ging ins Klassenzimmer zu meinem Platz. Azarni und Yayoi lachten feindselig. Isamu und Naoki warfen mir fragende Blicke zu. Ich grinste. „Nichts passiert, nur ein Elternanruf und einen Verweis, für eine Woche Schulverbot.“ Ich packte meine Sachen in den Ranzen. „Bekommst du keinen Ärger von deinen Eltern?“ „Die sind seit gestern Nachmittag auf Geschäftsreise. Momentan sind sie in Tokio, glaube ich, oder war das doch Paris? Vielleicht auch in New York oder Hongkong, ach, keine Ahnung. Sie kommen jedenfalls frühestens in zwei Wochen wieder.“ „Aha!“ Ich verließ das Zimmer und schlenderte den Flur entlang. Vor dem Schultor lief ich unserem Mathelehrer über den Weg, der sich gerade lautstark mit der Deutschlehrerin unterhielt. Einige brocken konnte ich aufschnappen. „Das muss ein Missverständnis sein, Ren würde doch nie so etwas tun.“ „Ich war von Seira sehr enttäuscht. Um ehrlich zu sein, habe ich ihr so etwas auch nie zugetraut. Da sieht man mal wieder, wie man sich in Menschen täuschen kann.“ „Trotzdem wäre das nicht nötig gewesen. Diese Strafe war zu streng.“ Ich ging an den beiden vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, weil ich es nun einmal hasste, wenn man mich bei meinem ersten Vornamen nannte: Seira.
 

An der Bushaltestelle traf ich die anderen beiden wieder. Sie redeten gerade fröhlich über alte Zeiten, so kam es mir wenigstens vor. Ich lehnte mich in einigem Abstand gegen eine Hausmauer und wartete auf den Bus, welcher in knapp zwanzig Minuten kommen würde. Tora setzte sich neben meine Füße. Im ort war nicht besonders viel los, oder wie Saya sagen würde: ,tote Hose’. Ab und zu sah man eine ältere Frau, die gerade zum Bäcker ging oder aus dem Gemüseladen mir gegenüber kam. Das war eben typisch für kleinere Dörfer. Nach einer Weile bemerkte ich, dass der Neue und Daisuke Tora genau musterten. Anscheinend schienen sie zu wissen, dass er kein gewöhnlicher Kater war, wobei ich mir bei Daisuke nicht ganz sicher war. Das war mir jetzt aber eigentlich egal, weshalb ich nicht weiter darauf achtete. Als die Bus nach einer halben Ewigkeit endlich kam, stieg ich wortlos ein, Tora huschte wie am Morgen schnell unter den erstbesten Sitz. Die Busfahrt war langweilig. Es war ungewohnt leer in dem Fahrzeug. Nach etwa zehn Minuten war ich in meinem Heimatort angekommen und stieg an der nächstbesten Haltestelle aus. Zwar musste ich jetzt noch eine Viertelstunde laufen, aber das war ok. Immerhin hatte ich ja genügend Zeit. Zu meiner Überraschung war Saya schon zuhause. Als ich die Küche betrat saß sie am Tisch und verschlang gerade eine Fertigpizza. Seufzend ließ ich mich ihr gegenüber auf einen Stuhl singen. „Was machst du schon so früh hier?“ Das wollte ich sie fragen. „Verweis. Schulverbot für eine Woche.“ „Warum?“ „Hab im Deutschunterricht Briefchen geschrieben, gequatscht und mich fast geprügelt und wo ich vor der Tür stand rumgeschrieen.“ Jetzt lachte meine kleine Schwester. „Und was machst du so zeitig hier?“ Ich wechselte lieber das Thema, um mich von den beiden Idioten abzulenken, bevor ich noch auf dumme Gedanken kam. „Ich fahr in einer Stunde mit dem Kendoclub in ein Ferienlager, schon vergessen?“ „Ach ja, stimmt ja.....“ Das hatte ich völlig vergessen. Saya ging in Kendo und weil sie die letzte Meisterschaft gewonnen hatte, bekam ihr Club einen elftägigen Aufenthalt in einem Ferienlager an der Ostsee spendiert. So viel Glück musste man erst einmal haben. Sie hatte einfach so eine Schulfreistellung für die ganzen Tage bekommen, von unseren Eltern. Mist, jetzt konnte sie den Direktor ja nicht mehr in Grund und Boden diskutieren. Am besten ging ich gar nicht erst ans Telefon. „Apropos... Kann ich mir Tora so lange ausleihen?“ Saya sah mich mit ihrem berühmten Dackelblick an. „Für was brauchst du bei einem Ostseeurlaub einen Kater?“ „Wenn das Essen nicht schmeckt, komm ich wieder nach Hause.“ Ich seufzte. Saya war einfach nur verfressen. „Musst du ihn schon selber fragen...“
 

‚Bamm’ Die Tür fiel ins Schloss. Jetzt war ich für elf Tage allein in diesem großen Haus. Tora war mit Saya mitgegangen, nachdem sie ihn mit lecker Steak jeden Abend bestochen hatte. Ob sie das auch einhielt? Na ja, mein Problem war es nicht. „Miau!“ Mein Kater lief mir maunzend um die Beine. Wahrscheinlich hatte er Hunger, also kramte ich die erstbeste Dose Katzenfutter aus dem Schrank und gab ihm den Inhalt. Wie immer schlang er gleich alles auf einmal hinter. Hatte ich früh vergessen, ich zu füttern? Vermutlich, sonst hätte er nicht solchen Hunger. Erschöpft ging ich in mein Zimmer und ließ mich auf das Bett fallen. Ich kramte mir aus meinem Nachttisch ein Buch hervor und begann, es zu lesen. Am Nachmittag hatte ich es dann durchgelesen, weswegen ich einfach nur noch an die Decke starrte. Jetzt hatte ich den Kerl, den ich wegen der komischen Kräfte befragen wollte gefunden, aber das gab mir ein Dutzend neue Rätsel auf. Woher kannten er und Daisuke sich? Es war möglich, dass sie früher im gleichen Ort gewohnt hatten, Daisuke war erst vor reichlich einem Jahr hierher umgezogen, zusammen mit seiner Muter. Soweit ich wusste, hatte sein Vater die beiden sitzen gelassen, als er noch kleiner war. Was hatte Daisukes komische Antwort zu bedeuten? Sie muss eine versteckte Nachricht enthalten haben. So etwas sagte man nicht jemandem, den man lange nicht mehr gesehen hatte. Warum war der Neue heute früh so plötzlich abgehauen? Wieso benahm er sich so eingebildet, als sei er König oder Prinz? Wer oder was waren die fünf Kaiser? Ich hatte bis nächsten Mittwoch Schulfrei. Was sollte ich am besten unternehmen? Mir fiel nichts ein, weshalb ich aufstand und aus dem Fenster schaute. Draußen dämmerte es, außerdem schneite es schon wieder. „Frau Holle verliert die Kontrolle!“ Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Es schien aus dem Garten zu kommen. Ohne groß zu überlegen, zog ich mir meinen alten Wintermantel über, den neuen wollte ich schonen, und verließ das Haus. Natürlich hatte ich vorher einen Schlüssel in die Hosentasche gesteckt. Draußen sah ich mich um. Dabei musste ich aufpassen, immer in der Mitte der von Schnee befreiten Bahn zu laufen. Sonst würden nur meine Klamotten voll Schnee. Irgendwie bekam ich Angst. Wäre doch nur Tora hier. Entschlossen schüttelte ich den Kopf. So ein kleines bisschen Dunkelheit konnte mir doch nichts anhaben. Nichts ungewöhnliches war zu sehen. Ich konnte nur die Umrisse der Bäume und Sträucher, die in unserem Garten waren erkennen. Auch vor dem Dojo, welches schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde, außer von Saya, war nichts abnormes zu wahrzunehmen. Das Geräusch war wohl nur Einbildung gewesen. Immer noch mehr als nur vorsichtig schlich ich zurück zur Haustür. Vor dem Haus blieb ich stehen und sah noch einmal genau in den Garten. Hier hatte Saya erst gestern Schnee geschippt, der ganze Platz vor dem Haus war von dem Weißen Zeug befreit. Das war eine gute Idee von ihr gewesen. Ich klopfte mir den Schnee von den Schuhen. Einmal war ich doch an der Schneewand am Rand des Ganges angeeckt.Gerade wollte ich in die Hosentasche greifen, um den Schlüssel heraus zu holen, als ich das Geräusch wieder hörte. Dann hörte ich Schritte, direkt hinter mir.

Ruckartig drehte ich mich um und sah in die Gesichter von drei mir unbekannter Männer. Erschrocken stolperte ich einen Schritt rückwärts. Wie kamen sie hier her? Ich hätte sie doch schon aus einiger Entfernung hören oder sehen müssen. Außerdem waren nirgends Fußspuren gewesen. Doch dann bemerkte ich, dass ihre Augen seltsam leuchteten, also hatten sie auch diese komischen Kräfte. Was wollten sie von mir? „W- wer-“ Ich wurde unterbrochen. „Gib uns das Auge der Katze und wir lassen dich vielleicht gehen!“ „Hä?“ Das Auge der Katze.... Was war das gleich noch mal? Ich musste eine Weile überlegen, doch dann fiel es mir wieder ein. Kaito hatte die Kette mit dem Stein so genannt. Unter anderen Umständen hätte ich ihnen die Kette ins Gesicht gepfeffert, aber irgendwas sagte mir, ich solle diese Kette niemandem geben. Wieder einmal verließ ich mich auf ein Gefühl, von dem ich noch nicht einmal wusste, ob es überhaupt existierte oder nur Einbildung war. „Was meint ihr? Ich habe keine Katze.“ Wenn ich mich dumm stellte, gingen sie vielleicht wieder.

Fehlanzeige! Einer der Männer kam in enormer Geschwindigkeit auf mich zugestürmt. Gerade noch so konnte ich einem Schwerthieb ausweichen. Wie schon am Morgen konzentrierte ich mich auf die seltsame Kraft, die ich in mir spürte. Zwar gelang es mir, sie halbwegs gleichmäßig in meinem Körper zu verteilen, aber es erforderte eine Menge Konzentration. Heute Morgen war es einfacher gewesen, diese Kraft einzusetzen. Wieso? Mit dem Rücken stand ich an der Hauswand. Vor mir standen drei Gegner, die mir wahrscheinlich deutlich überlegen waren. Das glaubte ich wenigstens, denn ich beherrschte weder irgendeinen Kampfsport, noch Selbstverteidigungstechniken. Am sichersten wäre es, zu fliehen. Nur leider wusste ich, dass mir eine Flucht niemals gelingen würde. Es war aussichtslos. Hier kam ich nicht mehr lebend raus, wenigstens nicht, ohne dass mir jemand half. Ich zitterte am ganzen Körper, teilweise, weil es saukalt war, aber größtenteils aus Angst. Trotzdem ging ich einige Schritte auf die Fremden zu, die inzwischen im Halbkreis in einigen Metern Entfernung um mich standen. Wenn sie die Kette wollten, mussten sie schon darum kämpfen! Freiwillig würde ich sie ihnen nicht geben! Mit gespielter Entschlossenheit sah ich ihnen ins Gesicht und wünschte mir gleichzeitig auch nur halb so entschlossen zu sein, wie ich gerade vorgab. Alle drei kamen gleichzeitig auf mich zugestürmt. Alles was ich tun konnte, war, den Angriffen so gut es ging auszuweichen. Zum Gegenangriff kam ich gar nicht erst. Auch hatte ich keine Zeit, mir die Waffen meiner Gegner genauer anzusehen. Ich wusste nur, dass es sich um zwei Schwerter und einen Speer handelte. Plötzlich kam der Speer in enormer Geschwindigkeit auf mich zu. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es, hochzuspringen und hinter meinen Gegnern wieder auf dem Boden zu landen. Keine Zehntelsekunde später musste ich einem Angriff mit dem Schwert von links ausweichen. Lange würde ich das nicht mehr durchhalten. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Ich wollte nicht streben. Es gab so viel, was ich noch erleben wollte, also kämpfte ich diesen Hoffnungslosen Kampf weiter. Ich wurde immer schwächer. Es wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer, die enorme Kraft in mir zu kontrollieren. Warum kam keiner, um mir zu helfen? Momentan würde ich jede Hilfe annehmen, wirklich jede! Irgendein netter Mensch musste doch gerade in der nähe sein! Schwert von links, Speer on rechts, Schwert von oben, Schwert von vorn, Speer von hinten! Das alles ging viel zu schell. Da konnte ich nicht mithalten. Blitzschnell kam ein Schwert auf mich zu. Ruckartig sprang ich zur Seite. Plötzlich spürte ich einen heftigen Schmerz in meinem linken Arm. Nur mit Mühe konnte ich einen Schrei unterdrücken. Zitternd sah ich zu der schmerzenden Stelle. Der helle Wintermantel färbte sich am Oberarm langsam rötlich. Das Schwert hatte mich getroffen. Ich war zu langsam gewesen!

Die Sicht verschwamm vor meinen Augen und ein leichtes Schwindelgefühl kam auf. Ich konnte kein Blut sehen! Jedes mal, wenn ich diese rote Flüssigkeit zu Gesicht bekam, klappte ich zusammen. Wahrscheinlich verdankte ich es meinem starken Überlebenswillen, dass ich damals nicht das Bewusstsein verlor. Allerdings nahm ich die Angriffe der Feinde nur noch verzerrt war, als wäre alles um mich herum nicht echt gewesen. Immer wieder bekam ich einen Schwerthieb oder einem Angriff mit dem Speer ab. Der Schmerz war kaum noch auszuhalten. Plötzlich spürte ich eine Wand an meinem Rücken. Die Kraft in meinem Körper verschwand sich im Bruchteil einer Sekunde. Erschrocken riss ich die Augen auf. Das Schwert von einem meiner Gegner kam auf mich zu, stoppte aber kurz vor meinem Hals. „Das war’s, Kleine. Hättest du und brav das Auge der Katze gegeben, würden wir dich nicht töten.“ Er holte aus. Krampfhaft kniff ich die Augen zusammen und wartete auf den Schmerz. Doch dieser kam nicht, auch nicht einige Sekunden später. Statt dessen hörte ich, wie einer meiner Gegner Schmerzhaft aufschrie und kurz darauf einen dumpfen Schlag. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Mehr als den Rücken einer anderen Person konnte ich nicht erkennen. Diese Person sprang auf die anderen beiden meiner Gegner zu und hatte diese in wenigen Sekunden erledigt. Wer war das? Diese Frage wurde mir schneller beantwortet, als erwartet. Keine zehn Sekunden später drehte er sich zu mir um. Fassungslos starrte ich meinen ehemals besten Freund an. „Kaito?“ „Alles ok? Bist du verletzt?“ Hätten meine Wunden nicht so geschmerzt, wäre ich wahrscheinlich aufgesprungen, um ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen. So ließ ich mich einfach an der Wand auf den boden sinken. „Hast du keine Augen im Kopf?“ Vielleicht wäre ein Danke an dieser Stelle angebrachter gewesen, aber dazu müsste er sich erst einmal dafür entschuldigen, was er mir vor drei Jahren angetan hatte. Kaito seufzte. Dann kam er auf mich zugelaufen und hielt mir seine Hand hin. Wütend sah ich ihn an. Erst stellte er mich vor der ganzen Schule bloß und jetzt? Jetzt war er auf einmal wieder der nette beste Freund. Aber sie schienen Nicht mit mir! Wütend schlug ich seine Hand zur Seite, zwang mich, den Schmerz zu ignorieren und zog mich an der Hausmauer wieder auf die Beine. Aufgebracht starrte ich ihm in die Augen. „Schau nicht so wütend! Immerhin hab ich dir gerade das Leben gerettet.“ „Und wer ist Schuld daran, dass mich diese Leute überhaupt verfolgen?“ Mein ehemals bester Freund seufzte. Langsam schwand meine Sicht von neuem. Alles um mich herum verschwamm. Wenige Sekunden später gaben meine Beine nach. Hätte Kaito mich nicht aufgefangen, wäre ich im kalten Schnee gelanget. „Hast du einen Schlüssel dabei?“ „In meiner Hosentasche.“ Ganz weit entfernt hörte ich noch, wie jemand eine Tür aufschloss.

Kaito grinste mich frech an. Wir waren schon seit der Grundschule beste Freunde und wussten so gut wie alles übereinander. Aber inzwischen war einiges komplizierter geworden. Er war der Mädchenschwarm der ganzen Schule und ich war eine eher durchschnittliche Schülerin der siebten Klasse. In einem Jahr würde er die Schule verlassen. Vielleicht ging es dann wieder besser mit unserer Freundschaft. „Warst du schon mal verliebt“ Ohre es zu wissen, hatte er einen wunden Punkt getroffen. Ich liebte ihn! Aber würde ich das sagen, wäre unsere Freundschaft ruiniert. Deshalb lachte ich. „Ja, aber das ist eine alte Geschichte. Daraus ist nie etwas geworden.“ „Ach so?“ „Ja.“ „Und du bist momentan nicht verliebt?“ Langsam fiel es mir immer schwerer, zu lachen. „Auf was willst du hinaus?“ Plötzlich verstummte sein Lachen. Auch ich hörte auf, zu lachen. Irritiert sah ich ihn an. Sein Blick war auf einmal todernst. Noch immer verstand ich nicht, was er auf einmal von mir wollte. Er konnte unmöglich wissen, dass seit zwei Monaten in ihn verliebt war. Das wussten nur ich und Hikari, eine gute Freundin von mir, die aber eine andere Schule besuchte. Kaito sah mich weiterhin todernst an. „Hör auf, mich so bitterernst anzustarren. Du siehst schon aus, wie meine Mutter.“ Auch das schien keine Wirkung zu heben. Langsam wurde ich nervös. Wollte er nicht mehr mit mir befreundet sein? Ich senkte meinen Blick und starrte auf den Boden. Eine Weile sagte keiner von uns ein Wort. Plötzlich packte Kaito mich an den Schultern. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte ihn an. Nach einer Weile hatte ich mich wieder etwas beruhig. „Du bist also nicht in mich verliebt.“ Wieder riss ich meine Augen weit auf. „W- was?“ „Liebst du mich?” Mein Herz fing an, zu rasen. Ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen, hatte angst, meinen besten Freund zu verlieren. „Nein... ...ich... ...eh-“ „Dann ist es also wahr! Warum hast du es nicht gesagt?!“ Kaito schrie mich an. Nur mit Mühe konnte ich meine Tränen noch zurückhalten. „Ich- ich...“ „Sag endlich.“ „Ich wollte die Freundschaft nicht ruinieren.“ „Zu spät! Das hast du schon gemacht.“ Mit diesen Worten drehte er sich weg und ging. „Warte!“ Ich schrie ihm hinterher. „Und ich dachte, du würdest mir vertrauen.“ Plötzlich begriff ich. Hikari, eine meiner besten Freundinnen, hatte es ihm gesagt, hatte mich verraten. Die Tränen, die ich vorher noch geradeso zurückhalten konnte, liefen mir jetzt über das Gesicht.

Azarni kam auf mich zugelaufen und grinste mich höhnisch an. Hatte sie mich und Kaito beobachtet. Hoffentlich nicht. „Das war ja eine peinliche Vorstellung. Hab mich schon gewundert, wie Kaito es so lange mit dir ausgehalten hat. Na ja, ist jetzt eh egal.“ Innerlich kochte ich vor Wut, konnte mich nicht mehr beherrschen. Azarni wickelte ihr kurzes blondes Haar um einen ihrer Finger. „Viele sind in Kaito verliebt. Er ist einfach cool. Aber von dir hätte ich das nicht erwartet.“ Jetzt hatte ich vollständig die Beherrschung verloren. Alles war mir egal, ich wollte einfach nur noch meine Ruhe, wollte einfach nur noch allein sein. „HAU AB! LASS MICH ENDLICH IN RUHE!“

Ich schreckte auf. „Ren!“ Kaito hatte sich besorgt über mich gebeugt. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich in meinem Bett lag. Jetzt erinnerte ich mich wieder an die Details, weswegen ich Kaito nicht mehr sehen wollte. Damals hatte Azarni es in der ganzen Schule herumerzählt. Drei Wochen lang hatten sich meine Klassenkameraden über mich lustig gemacht, wie blöd ich doch war, vor allem die Mädchen. Wahrscheinlich hatte ich deshalb auch mehr Jungs zum Freund, als Mädchen. Zu dieser Zeit hatte ich mich dann mit Isamu und Naoki angefreundet. Seitdem hatte ich weder Kaito noch Hikari jemals wieder getroffen. Immer war ich ihnen aus dem Weg gegangen. „Geht es dir nicht gut? Hast du schmerzen? Soll ich einen Arzt holen.“ Kaitos besorgte Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Nein, geht schon.“ Ich wollte mich aufrichten. Nur leider hatte ich inzwischen vergessen, wie stark meine Verletzungen schmerzten. Kurz keuchte ich auf, bevor ich Kaito direkt in die Arme fiel. Zu meiner Überraschung trug er mich zurück ins Bett und deckte mich wieder zu, ohne ein Wort zu verlieren. Fragend sah ich ihn an. „Die Verletzung an deinem Arm hab ich behandelt. Ich hoffe du bist nicht böse, dass ich dir den Ärmel von deinem Pullover abschneiden musste. Um die restlichen musst du dich selbst kümmern, da hab ich mich nicht rangetraut.“ Schwach lächelte ich. Irgendwie erinnerte mich das an alte Zeiten. Kaito beugte sich über mich und sah mir noch einmal kurz in die Augen. „Ich muss wieder gehen. Ich hoffe, du kommst allein zurecht.“ Ich lächelte. „Wird schon schief gehen.“ Plötzlich spürte ich seine Lippen auf den meinen. Geschockt riss ich meine Augen auf. Mein Herz raste bis zum Hals. Aber noch bevor ich irgendetwas dagegen unternehmen konnte, was er auch schon verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  chrono87
2009-12-14T18:06:27+00:00 14.12.2009 19:06
toll, eine woche schulverbot.
kein wunder, dass ihre schwester es lustig findet, immerhin hat ren bisher nichts weltbewegendes in der schule angestellt und nun das...
das tora einfach so mitgeht... nun ja er wurde ja bestochen
und dann der kampf.
ich hab echt gedacht, dass ist ihr ende, doch zum glück kam kaito dazwischen.
ich frag mich nur, wie man diesen kuss interpretieren soll.
erst will er nichts von ihr und kündigt ihr sozusagen die freundschaft und dann das...
ich bin gespannt, was weiter passiert.
lg chrono87
Von:  mayu-saya
2009-10-04T11:48:25+00:00 04.10.2009 13:48
tolles kapi!! so einen verweiß möcht ich ah mol ham^^ eine woche schulfrei das ist ja mal was geiles^^ freu mich schon wies weiter geht un hoff dis saya mal öffters auftaucht^^
Von:  Binechan
2009-09-04T17:18:08+00:00 04.09.2009 19:18
das war ein super kapi
ich will wissen wie es weiter geht *nachdenkend schauen*
ich hofffe du schreibst schnell weiter!!!!!
einfach tolles kapi

P.S.: das war nich einfach 0 8 15.:-)


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