Zum Inhalt der Seite

Frühlingserwachen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Frühlingsgefühle

Frühlingsgefühle
 

Es war ein milder Frühlingsmorgen: Die Sonne hatte die Schäfchenwolken durchbrochen und wärmte die Erde, die Vögel zwitscherten im Chor, und überhaupt schien jedermann, der zu so früher Morgenstunde bereits auf den Beinen war, froh und ausgelassen zu sein. Jedermann? Nein. Es gab da eine Person, eine einzige nur, der ganz und gar nicht nach Frohsinn zumute war und die sich stattdessen tief unter ihrer Bettdecke verkrochen hatte. Selbst im Schlaf lag ein bitterer Zug um Severus Lippen. Sein schwarzes Haar war ihm wirr ins Gesicht gefallen, doch er hatte es nicht einmal bemerkt. Die dicken Steinwände des Kerkers schluckten jegliches Geräusch, sodass er nicht einmal das fröhliche Lachen der Schüler mitbekamt, die diesen Samstagmorgen nutzten, um draußen herumzutollen. Stattdessen herrschte in seinem Schlafzimmer eine merkwürdige Stille. Lediglich das stete Ticken der alten Standuhr aus seinem Wohnzimmer drang langsam auch zu seinem Unterbewusstsein vor und gab schließlich den Ausschlag dafür, dass er die Augen öffnete. Einige Augenblicke lang starrte er regungslos hinauf an die Zimmerdecke, ehe er sich langsam aufrichtete. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper, als er die dunkelgrüne Bettdecke aufschlug und ein kalter Luftzug seinen nackten Oberkörper streifte Er strich sich verschlafen durch das Haar und überlegte, was er mit der freien Zeit anstellen sollte. "Vielleicht habe ich genug Zeit, um an meinen Forschungen weiterzuarbeiten - falls Dumbledore nicht schon wieder eine seiner grandiosen Ideen hat...", murmelte er und griff nach seinem Gehrock, den er am Abend zuvor über den Stuhl gehängt hatte.
 

Als er sich schließlich einige Stunden später von seinem Trank losreißen konnte, verspürte er ein ungutes Gefühl in der Magengegend, das stetig wuchs, je näher er der großen Halle kam. Fast wollte er beim Anblick der fröhlichen Schüler schon auf dem Absatz kehrt machen und das Frühstück einfach ausfallen lassen, doch da hatte Dumbledore ihn bereits in Beschlag genommen und sprach munter auf ihn ein. Na klasse. Der Tag fing ja gut an. Und dass er mit Sicherheit nicht besser werden würde, ließ Severus Laune auf einen absoluten Tiefpunkt sinken.

Nur unbewusst nahm sein Gehirn wahr, dass viele der Schüler Masken trugen, groteske Masken in bunten Farben, die, obwohl sie Teufel und Dämonen darstellen sollten, so gar nicht furchteinflößend wirkten. Er eilte förmlich am Gryffindortisch vorbei. Einige Reihen weiter vorne brachte George Weasley gerade seinen jüngeren Bruder Ron zu Fall; der Rotschopf fiel geradewegs in eine große Schale Wackelpudding. Doch anstatt sich wie sonst auch wütend auf seinen Bruder zu stürzen, fiel er, das Gesicht noch voller Pudding, in das Lachen der anderen Gryffindors mit ein.

Severus runzelte irritiert die Stirn. Jetzt erst bemerkte er die Masken. Warum spielten denn heute alle so verrückt?! In einer fließenden Bewegung ließ er sich auf seinen Platz am Lehrertisch sinken, Dumbledore ignorierend, der noch immer weitersprach. Verständnislos beobachtete er die lärmenden Schüler. Ihr fröhliches Treiben wurde durch die Ankunft der Posteulen unterbrochen. Der Flügelschlag tausender Flügel hallte an den Wänden wieder, so sehr verstärkt, dass er selbst den Lärm der jungen Leute übertönte. Ein majestätischer Uhu umkreiste in weiter Höhe die Tische, die Federn seiner Flügel elegant gespreizt. Einen Augenblick lang schien es, als würde er mitten in der Luft anhalten, ehe er zum Sturzflug ansetzte, um dem Empfänger seinen Brief zu überbringen. Ershrocken zuckte Severus zurück, als der Uhu vor ihm landete und ihm sein Bein entgegenstreckte. Er brauchte einige Sekunden, um sich aus seiner Starre zu lösen; langsam hob er die Hand und nahm die Rolle Pergament an sich. Schuhuend pickte der Uhu nach einem Stück Toast, breitete seine Schwingen aus und hob wieder ab.

Ein blutrotes Siegel prangte auf der Rolle, doch er kannte es nicht. Vorsichtig brach er es auf und begann zu lesen.
 

Professor Snape!

Schon seit langem bewundere ich Sie aus der Ferne,

Ihre Strenge im Umgang mit den Schülern, Ihr

Durchsetzungsvermögen - Ach, was rede ich da,

schlichtundergreifend Ihr gesamtes Auftreten hat

meine Neugierde geweckt und fesselt mich noch immer!

Eine dunkle, geheimnisvolle Aura umgibt Sie,

eine Aura, die mich fasziniert, mit jedem Moment

der vergeht immer mehr. Ich sehe mich nicht mehr

imstande, mich Ihrem Bann noch länger zu entziehen!

Deshalb habe ich nun endlich den Entschluß gefasst,

mich Ihnen zu offenbahren. Allerdings ist mir - ebensogut

wie ich meine Gefühle für Sie kenne - auch bewusst,

dass Sie niemals das selbe für mich empfinden werden.

Ich möchte Sie deshalb um ein Treffen bitten, ein

heimliches Rendezvous quasi, ohne jegliche Verpflichtungen,

um nur einmal in den Genuß zu kommen, Sie in mir spüren

zu dürfen. Ich versichere Ihnen, dass dies eine Sache

zwischen uns bleiben wird, eine einmalige Angelegenheit,

von der niemand etwas erfahren wird.

Sollten Sie sich dazu entschließen wollen, meine

Einladung anzunehmen, so bitte ich Sie darum, heute

Abend gegen 20 Uhr im verlassenen Astronomieklassenzimmer

im siebenten Stockwerk zu erscheinen; sollten Sie

allerdings nicht kommen, so würde ich dies aber auch

verstehen. Abschließend möchte ich noch einmal betonen,

dass der Sinn dieses Treffens nur in ein bisschen Spaß

für uns beide bestünde und keineswegs irgendwelche

Verpflichtungen nach sich ziehen würde - es wäre mir

lediglich eine große Freude, Sie in mir empfangen zu dürfen...
 

Eine glühende Verehrerin
 

Unruhig tigerte Severus in seinen Räumen umher, auf und ab, immer wieder. Er leckte sich die trockenen Lippen. Konnte das wirklich wahr sein?! Er glaubte es nicht; es konnte sich bei diesem Brief um nichts weiter als einen schlechten Scherz handeln... Oder?! Zweifelnd stackste er zu seinem Schreibtisch zurück und riss das Pergament vor seine Augen, um es nochmals zu lesen, wie er es in der letzten Stunde schon mindestens zweidutzend Mal getan hatte. Er ließ sich in dem bequemen Sessel vor seinem Kamin nieder und tastete nach seinem randvoll gefüllten Weinglas, griff aber daran vorbei; er bemerkte nicht einmal, wie es zu Boden fiel und seinen Inhalt auf dem weißen Teppich vergoß. Zu sehr war er damit beschäftigt, sich dieses Angebot wieder und wieder durch den Kopf gehen zu lassen.

Verlockend war es tatsächlich, sehr sogar, war es doch schon einige Zeit her, dass er in solch einen Genuß gekommen war. Aber was, wenn es sich um eine Schülerin handelte - dessen war er sich inzwischen fast sicher-, konnte er soetwas dann mit seinem Gewissen vereinbaren? War es moralisch für ihn vertretbar, eine Schülerin zu verführen (was er ja faktisch gesehen nicht wirklich getan hatte) und mit ihr zu schlafen (was immer verführerischer für ihn wurde)?

Er lachte leise auf. Nun, mit seiner Moral war es sowieso nicht mehr sonderlich gut bestellt, seitdem er Todesser geworden war, warum sollte er sich also nicht noch eine moralisch verwerfliche Tat auf das eh schon hochbelastete Gewissen laden?! Es war also beschloßen.
 

Den ganzen Abend über hatte Severus nichts mit sich anzufangen gewusst. Er hatte sogar das Abendessen ausfallen lassen, um nicht Gefahr zu laufen, sich in Gegenwart eines Kollegen durch seine Nervosität zu verraten. Stattdessen saß er nun schon seit Stunden unruhig vor dem Kamin, immer wieder Blicke in Richtung Uhr werfend, doch die Zeit schien heute gegen ihn zu sein: Sie zerfloß zähflüßiger als ein Karamelltoffee. Zu Anfang hatte er noch versucht, sich mit einem Buch abzulenken, doch selbst seine sonst so heißgeliebten Zaubertränke vermochten ihn heute nicht zu fesseln.

Als es endlich soweit war, konnte er es kaum noch erwarten: Er sprang so eilig auf, dass er sich dabei den Fuß am klobigen Tischbein seines Beistelltischchens stieß. Laut fluchend humpelte er ins Badezimmer und betastete seinen Fuß - es schien zumindest nichts gebrochen zu sein -, während er sich im Spiegel prüfend von allen Seiten betrachtete. Ja, so war er durchaus annehmbar. Das Treffen konnte kommen!
 

Seine Schritte wurden immer langsamer, als er sich seinem Ziel näherte. Mit einem Mal war er ganz gelassen, sein Atem ging ruhig und bedächtig. Er wusste nicht, woher diese plötzliche Ruhe kam; vermutlich hatte sein Verstand sich wieder zum Dienst gemeldet. Einen Augenblick innehaltend, lauschte er in die für Hogwarts so ungewöhnliche abendliche Stille hinein. Tatsächlich war ihm auf dem gesamten Weg aus den Kerkern hier hinauf keine einzige Menschenseele begegnet, doch er ignorierte dieses Faktum.

Schließlich stand er vor der Tür zum Astronomieklassenzimmer. Jetzt erst zögerte er, brauchte einige Augenblicke, um die aufkeimenden Gewissensbiße wieder tief in sich zu verschließen. Er legte das Ohr an die dicke Holztür, doch innen war es still. Langsam hob er die Hand und legte sie auf den Türgriff; er öffnete die Türe und betrat den Raum, in Erwartung, sich einer hübschen Schülerin gegenüber zu sehen - doch stattdessen sah er sich mit dem gesamten Lehrerkollegium konfrontiert. Schallendes Gelächter drang unisono aus zwei Dutzend Kehlen.

"APRIL APRIL!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CanisSullivan
2010-06-18T20:42:27+00:00 18.06.2010 22:42
Oh nein v.v
Der arme Sev v.v
*sev pat*
Nimm mich xD (oder harry <.<)
Von: abgemeldet
2009-04-24T09:26:41+00:00 24.04.2009 11:26
Oh, WIE FIES XDDDD
Eigentlich hätte Sev es sich denken müssen, denn ich glaube Dumbledore ist einfach nicht der Typ um an solch einem Tag Däumchen zu drehen XDDD
Wobei ich es einfach nur genial finde wie du die anfänglichen Gewissensbisse in den letztendlichen Zuspruch zur 'Einladung' umgesetzt hast. :)

Gefällt mir wirklich gut!

alles Liebe,

dat Aníce
Von:  Damsell
2009-04-18T23:34:30+00:00 19.04.2009 01:34
*wusel*

Also, was ich hier als ersten Eindruck lassen möchte: Man bemerkt den HP-Stil. Find ich. Also es wirkt schon ziemlich JKR-like, auch, was die Ausführlichkeit angeht. DIE wiederum ist stark ausgeprägt, sowohl im ersten als auch im zweiten Kapitel, vielleicht auch bisserle zu sehr.

Im Allgemeinen gefällt mir die FF sehr gut, aber vor allem das erste Kapitel hier: BOAH, wie BÖÖÖÖSE... Der arme Sev... Der versinkt im BODEN!

Und die zweite: Ich kenn die Idee irgendwoher? :P
Ist sehr schön geworden, schöner als ich es mir in der Ideen-Phase vorgestellt hatte.

Hut ab, trotz großer Schreibpause kann ich sagen: Rundum gelungen!!


Zurück