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Frühlingserwachen

von

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Frühlingsgefühle

Frühlingsgefühle
 

Es war ein milder Frühlingsmorgen: Die Sonne hatte die Schäfchenwolken durchbrochen und wärmte die Erde, die Vögel zwitscherten im Chor, und überhaupt schien jedermann, der zu so früher Morgenstunde bereits auf den Beinen war, froh und ausgelassen zu sein. Jedermann? Nein. Es gab da eine Person, eine einzige nur, der ganz und gar nicht nach Frohsinn zumute war und die sich stattdessen tief unter ihrer Bettdecke verkrochen hatte. Selbst im Schlaf lag ein bitterer Zug um Severus Lippen. Sein schwarzes Haar war ihm wirr ins Gesicht gefallen, doch er hatte es nicht einmal bemerkt. Die dicken Steinwände des Kerkers schluckten jegliches Geräusch, sodass er nicht einmal das fröhliche Lachen der Schüler mitbekamt, die diesen Samstagmorgen nutzten, um draußen herumzutollen. Stattdessen herrschte in seinem Schlafzimmer eine merkwürdige Stille. Lediglich das stete Ticken der alten Standuhr aus seinem Wohnzimmer drang langsam auch zu seinem Unterbewusstsein vor und gab schließlich den Ausschlag dafür, dass er die Augen öffnete. Einige Augenblicke lang starrte er regungslos hinauf an die Zimmerdecke, ehe er sich langsam aufrichtete. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper, als er die dunkelgrüne Bettdecke aufschlug und ein kalter Luftzug seinen nackten Oberkörper streifte Er strich sich verschlafen durch das Haar und überlegte, was er mit der freien Zeit anstellen sollte. "Vielleicht habe ich genug Zeit, um an meinen Forschungen weiterzuarbeiten - falls Dumbledore nicht schon wieder eine seiner grandiosen Ideen hat...", murmelte er und griff nach seinem Gehrock, den er am Abend zuvor über den Stuhl gehängt hatte.
 

Als er sich schließlich einige Stunden später von seinem Trank losreißen konnte, verspürte er ein ungutes Gefühl in der Magengegend, das stetig wuchs, je näher er der großen Halle kam. Fast wollte er beim Anblick der fröhlichen Schüler schon auf dem Absatz kehrt machen und das Frühstück einfach ausfallen lassen, doch da hatte Dumbledore ihn bereits in Beschlag genommen und sprach munter auf ihn ein. Na klasse. Der Tag fing ja gut an. Und dass er mit Sicherheit nicht besser werden würde, ließ Severus Laune auf einen absoluten Tiefpunkt sinken.

Nur unbewusst nahm sein Gehirn wahr, dass viele der Schüler Masken trugen, groteske Masken in bunten Farben, die, obwohl sie Teufel und Dämonen darstellen sollten, so gar nicht furchteinflößend wirkten. Er eilte förmlich am Gryffindortisch vorbei. Einige Reihen weiter vorne brachte George Weasley gerade seinen jüngeren Bruder Ron zu Fall; der Rotschopf fiel geradewegs in eine große Schale Wackelpudding. Doch anstatt sich wie sonst auch wütend auf seinen Bruder zu stürzen, fiel er, das Gesicht noch voller Pudding, in das Lachen der anderen Gryffindors mit ein.

Severus runzelte irritiert die Stirn. Jetzt erst bemerkte er die Masken. Warum spielten denn heute alle so verrückt?! In einer fließenden Bewegung ließ er sich auf seinen Platz am Lehrertisch sinken, Dumbledore ignorierend, der noch immer weitersprach. Verständnislos beobachtete er die lärmenden Schüler. Ihr fröhliches Treiben wurde durch die Ankunft der Posteulen unterbrochen. Der Flügelschlag tausender Flügel hallte an den Wänden wieder, so sehr verstärkt, dass er selbst den Lärm der jungen Leute übertönte. Ein majestätischer Uhu umkreiste in weiter Höhe die Tische, die Federn seiner Flügel elegant gespreizt. Einen Augenblick lang schien es, als würde er mitten in der Luft anhalten, ehe er zum Sturzflug ansetzte, um dem Empfänger seinen Brief zu überbringen. Ershrocken zuckte Severus zurück, als der Uhu vor ihm landete und ihm sein Bein entgegenstreckte. Er brauchte einige Sekunden, um sich aus seiner Starre zu lösen; langsam hob er die Hand und nahm die Rolle Pergament an sich. Schuhuend pickte der Uhu nach einem Stück Toast, breitete seine Schwingen aus und hob wieder ab.

Ein blutrotes Siegel prangte auf der Rolle, doch er kannte es nicht. Vorsichtig brach er es auf und begann zu lesen.
 

Professor Snape!

Schon seit langem bewundere ich Sie aus der Ferne,

Ihre Strenge im Umgang mit den Schülern, Ihr

Durchsetzungsvermögen - Ach, was rede ich da,

schlichtundergreifend Ihr gesamtes Auftreten hat

meine Neugierde geweckt und fesselt mich noch immer!

Eine dunkle, geheimnisvolle Aura umgibt Sie,

eine Aura, die mich fasziniert, mit jedem Moment

der vergeht immer mehr. Ich sehe mich nicht mehr

imstande, mich Ihrem Bann noch länger zu entziehen!

Deshalb habe ich nun endlich den Entschluß gefasst,

mich Ihnen zu offenbahren. Allerdings ist mir - ebensogut

wie ich meine Gefühle für Sie kenne - auch bewusst,

dass Sie niemals das selbe für mich empfinden werden.

Ich möchte Sie deshalb um ein Treffen bitten, ein

heimliches Rendezvous quasi, ohne jegliche Verpflichtungen,

um nur einmal in den Genuß zu kommen, Sie in mir spüren

zu dürfen. Ich versichere Ihnen, dass dies eine Sache

zwischen uns bleiben wird, eine einmalige Angelegenheit,

von der niemand etwas erfahren wird.

Sollten Sie sich dazu entschließen wollen, meine

Einladung anzunehmen, so bitte ich Sie darum, heute

Abend gegen 20 Uhr im verlassenen Astronomieklassenzimmer

im siebenten Stockwerk zu erscheinen; sollten Sie

allerdings nicht kommen, so würde ich dies aber auch

verstehen. Abschließend möchte ich noch einmal betonen,

dass der Sinn dieses Treffens nur in ein bisschen Spaß

für uns beide bestünde und keineswegs irgendwelche

Verpflichtungen nach sich ziehen würde - es wäre mir

lediglich eine große Freude, Sie in mir empfangen zu dürfen...
 

Eine glühende Verehrerin
 

Unruhig tigerte Severus in seinen Räumen umher, auf und ab, immer wieder. Er leckte sich die trockenen Lippen. Konnte das wirklich wahr sein?! Er glaubte es nicht; es konnte sich bei diesem Brief um nichts weiter als einen schlechten Scherz handeln... Oder?! Zweifelnd stackste er zu seinem Schreibtisch zurück und riss das Pergament vor seine Augen, um es nochmals zu lesen, wie er es in der letzten Stunde schon mindestens zweidutzend Mal getan hatte. Er ließ sich in dem bequemen Sessel vor seinem Kamin nieder und tastete nach seinem randvoll gefüllten Weinglas, griff aber daran vorbei; er bemerkte nicht einmal, wie es zu Boden fiel und seinen Inhalt auf dem weißen Teppich vergoß. Zu sehr war er damit beschäftigt, sich dieses Angebot wieder und wieder durch den Kopf gehen zu lassen.

Verlockend war es tatsächlich, sehr sogar, war es doch schon einige Zeit her, dass er in solch einen Genuß gekommen war. Aber was, wenn es sich um eine Schülerin handelte - dessen war er sich inzwischen fast sicher-, konnte er soetwas dann mit seinem Gewissen vereinbaren? War es moralisch für ihn vertretbar, eine Schülerin zu verführen (was er ja faktisch gesehen nicht wirklich getan hatte) und mit ihr zu schlafen (was immer verführerischer für ihn wurde)?

Er lachte leise auf. Nun, mit seiner Moral war es sowieso nicht mehr sonderlich gut bestellt, seitdem er Todesser geworden war, warum sollte er sich also nicht noch eine moralisch verwerfliche Tat auf das eh schon hochbelastete Gewissen laden?! Es war also beschloßen.
 

Den ganzen Abend über hatte Severus nichts mit sich anzufangen gewusst. Er hatte sogar das Abendessen ausfallen lassen, um nicht Gefahr zu laufen, sich in Gegenwart eines Kollegen durch seine Nervosität zu verraten. Stattdessen saß er nun schon seit Stunden unruhig vor dem Kamin, immer wieder Blicke in Richtung Uhr werfend, doch die Zeit schien heute gegen ihn zu sein: Sie zerfloß zähflüßiger als ein Karamelltoffee. Zu Anfang hatte er noch versucht, sich mit einem Buch abzulenken, doch selbst seine sonst so heißgeliebten Zaubertränke vermochten ihn heute nicht zu fesseln.

Als es endlich soweit war, konnte er es kaum noch erwarten: Er sprang so eilig auf, dass er sich dabei den Fuß am klobigen Tischbein seines Beistelltischchens stieß. Laut fluchend humpelte er ins Badezimmer und betastete seinen Fuß - es schien zumindest nichts gebrochen zu sein -, während er sich im Spiegel prüfend von allen Seiten betrachtete. Ja, so war er durchaus annehmbar. Das Treffen konnte kommen!
 

Seine Schritte wurden immer langsamer, als er sich seinem Ziel näherte. Mit einem Mal war er ganz gelassen, sein Atem ging ruhig und bedächtig. Er wusste nicht, woher diese plötzliche Ruhe kam; vermutlich hatte sein Verstand sich wieder zum Dienst gemeldet. Einen Augenblick innehaltend, lauschte er in die für Hogwarts so ungewöhnliche abendliche Stille hinein. Tatsächlich war ihm auf dem gesamten Weg aus den Kerkern hier hinauf keine einzige Menschenseele begegnet, doch er ignorierte dieses Faktum.

Schließlich stand er vor der Tür zum Astronomieklassenzimmer. Jetzt erst zögerte er, brauchte einige Augenblicke, um die aufkeimenden Gewissensbiße wieder tief in sich zu verschließen. Er legte das Ohr an die dicke Holztür, doch innen war es still. Langsam hob er die Hand und legte sie auf den Türgriff; er öffnete die Türe und betrat den Raum, in Erwartung, sich einer hübschen Schülerin gegenüber zu sehen - doch stattdessen sah er sich mit dem gesamten Lehrerkollegium konfrontiert. Schallendes Gelächter drang unisono aus zwei Dutzend Kehlen.

"APRIL APRIL!"

Der perfekte Plan

Der perfekte Plan
 

Langsam schlug er die Augen auf und sah sich desorientiert um. Vermutlich war er irgendwann in der Nacht über seinen Papieren eingeschlafen; ein Fehler, der ihm nicht hätte unterlaufen dürfen: Immerhin lief ihm die Zeit langsam davon und er war seinem Ziel noch keinen Einzigen Schritt näher gekommen!

Er knurrte genervt auf und strich sich verschlafen durch das schwarze Haar. Sein Blick wanderte zu dem Stapel Papier, auf dem er bis eben noch gelegen hatte. Das oberste Blatt zierten wilde Tintenkleckse, die die enge, geschwungene Schrift kaum noch lesbar machten. Noch einmal las er sich durch, was er am Abend zuvor geschrieben hatte. Nein, so konnte es nicht gehen, das war zu einfach, viel zu einfach - viel zu schlecht! Mit einem Laut der Frustration fegte er die Papiere vom Tisch. Sie gesellten sich zu den unzähligen Plänen, die er bereits erdacht und ebenso schnell wieder verworfen hatte. Sein Zimmer glich inzwischen einem Schlachtfeld, der gesamte Boden war bedeckt mit engbeschriebenen Pergamenten. Knietief sank er darin ein, als er aufstand, um sich neues Papier zu besorgen. "Verdammter Potter!", grummelte er wütend und öffnete seinen Sekretär, "Diesmal werd' ich ihn büssen lasen...". Auf seinen Lippen erschien ein amüsiertes Grinsen. Ja, endlich bot sich ihm eine Möglichkeit, den Bengel ganz offiziell büssen zu lassen, ohne dafür selbst bestraft werden zu können; nur dass er nicht vorher schon auf diese Idee gekommen war, ärgerte ihn sehr.

Mit einem neuen Stapel Papier bewaffnet, watete er zu seinem Schreibtisch zurück. Seufzend tauchte er die Feder in das Tintenfass und begann wieder zu schreiben. In Windeseile floß eine neue Idee auf das Papier, ein neuer Plan, akribisch ausformuliert, um ja nichts dem Zufall zu überlassen. Fast schien es so, als wolle er gar nicht mehr aufhören, Seite um Seite füllte sich. Als er den letzten Punkt gesetzt hatte, legte er ehrfurchtsvoll schweigend die Feder beiseite und starrte hinab auf das Geschriebene. Ein Funkeln lag in seinen Augen. Ja, das war er, der perfekte Plan! Endlich konnte es also beginnen...
 

Wie hypnotisiert starrte er auf den Becher mit Kürbissaft, der vor dem jungen Gryffindor stand. Er leckte sich die spröden Lippen und lehnte sich angespannt vor, die lärmenden Schüler in der große Halle nicht einmal bemerkend, die sich lachend gegenseitig Streiche spielten. In seiner Robentasche hielt er die nun leere Phiole umklammert; es war so einfach gewesen, fast schon kinderleicht, ihm den Trank unterzujubeln - jetzt musste Potter nur endlich trinken!

Je mehr Minuten verstrichen, in denen er seinen Kürbissaft nicht eines einzigen Blickes würdigte, desto unruhiger wurde Severus. Er biss such auf die Unterlippe, um nicht laut zu fluchen. Schweißperlen traten auf seine Stirn. Seine Hände umkrampften die Tischkante, seine Schultern begannen zu beben.

Da! Endlich griff Potter nach dem Glas, noch immer in ein munteres Gespräch mit seinen Freunden vertieft. Er führte es an seine Lippen, hielt jedoch mitten in der Luft inne, lautstark lachend; das Wiesel schien gerade einen Witz erzählt zu haben. Verdammt! Nun mach endlich!, dachte Severus und biss die Zähne zusammen. Er war so kurz vor dem Ziel - und dann hielt der Bengel doch noch alles auf, nur weil er sic nicht von dem Gespräch mit seinen Freunden losreißen konnte. Das war doch einfach nicht auszuhalten! Am liebsten hätte Severus sich die Haare gerauft vor Frustration! Auf einmal fühlte sich seine Kehle staubtrocken an. Er stürzte seinen Kaffee in einem Zug herunter, doch das half nichts gegen seine trockenen Lippen. Sich räuspernd richtete er seinen Blick wieder auf den Gryffindortisch. Ha! Jetzt war es wirklich soweit, jetzt würde Potter endlich den Kürbissaft trinken - und Severus Plan würde aufgehen!

Er hob wieder das Glas - doch Sekunden bevor der Saft seine Lippen auch nur berührte, griff Ron danach, auf einmal schrecklich durstig geworden, und trank das Glas leer. Die Wirkung des Trankes setzte fast automatisch ein: Wo vorher noch ein Lachen im Gesicht des Rothaarigen gelegen hatte, erschien jetzt ein merkwürdig leerer Gesichtsausdruck. Er verzog das Gesicht, als ein plötzlicher Kopfschmerz seine Schädeldecke bersten zu lassen schien. Bebend sprang er auf, krümmte sich gleich darauf am Boden zusammen. Dann drang ein spitzer Schrei über seine Lippen.

In der großen Halle war es inzwischen still geworden. Die Augen aller hatten sich auf den Gryffindortisch gerichtet. Ein erschrockenes Raunen ging durch die Halle, als Ron langsam wieder aufstand: Anstelle seiner Ohren ragten nun lange Hasenohren über seinen Kopf hinaus, seine Schneidezähne ragten merkwürdig verlängert über seine Unterlippe; das Bild wurde abgerundet von einem Puschelschwänzerl.

In der darauf folgenden Totenstille hallte Severus Aufspringen seltsam laut nach. Zwischen seinen zusammengekrampften Fingern zerbrach ein Wasserglas; er bemerkte das Blut nicht einmal, das u Boden tropfte. An seiner Schläfe pochte eine Ader. Hätten Blicke töten können, wären jetzt mit einem Schlag ausnahmslos alle Bewohner Hogwarts tot umgefallen; so schraken nun lediglich die Schüler vor seinem mörderischen Blick zurück, als er aus der großen Halle stürzte, in dem Versuch, noch das letzte Bisschen seiner Selbstbeherrschung zu retten.

Das konnte - nein, das DURFTE einfach nicht wahr sein! Wie konnte dieser elende Bengel nur so viel Glück haben? Wie zum Teufel konnte es passieren, dass er es in einer halben Stunde nicht schaffte, seinen Kürbissaft zu trinken - um damit Severus schönen Plan ruinierte, für dessen Planung er sich so viele Nächte um die Ohren geschlagen hatte?!

Ein Bild löste sich aus seiner Haltung an der Wand und fiel zu Boden, als er krachend seine Bürotür hinter sich ins Schloß fallen ließ. Noch immer war der Zimmerboden bedeckt mit Pergamenten, aber er stieg einfach über sie hinweg. Mit einer unwirschen Bewegung fegte er seinen Schreibtisch leer. Er hatte den Drang, etwas zu zerstören, seine Wut an irgendetwas auszulassen. Dunkel Flecken breiteten sich auf den Holzdielen aus, als er das Tintenfass fallen liess. Die Tinte vermischte sich mit seinem dunkelroten Blut, das munter weiter gen Boden tropfte. Erst jetzt bemerkte er den pochenden Schmerz in seiner Hand. Er blinzelte einige Male, irritiert, ehe er ins Badezimmer ging und seine Hand unter den Wasserhahn hielt. Sein Ärger floß mit seinem Blut aus seinem Körper und den Abfluß hinab. Er wurde wieder ruhiger. Während er sich die Hand verband, konnte er so langsam wieder klar denken. Er atmete tief ein und aus. Na gut. Sein Plan war gescheitert. Fein. Aber der Tag war noch lange nicht vorbei, und er hatte immer noch die Möglichkeit, Potter den Trank irgendwie unterzujubeln!
 

Er hatte den Ahnungslosen gespielt, als Dumbledore ihn nach einem Gegenmittel für das Wiesel gebeten hatte; er müsse erst einmal herausfinden, worum es sich handle und so weiter... Während Dumbledore - gutgläubig darauf vertrauend, dass Severus sich um diese Angelegenheit kümmern würde, ohne dabei jedoch seine Lehreraufgaben zu vernachlässigen - wieder in sein Büro zurückgekehrt war, hatte Severus sich einen Plan zurechtgelegt, mit dem er seinen Trank dem Bengel auch im Unterricht unterjubeln konnte. Er betrachtete die leeren Plätze vor sich; der Unterricht hatte bereits vor zehn Minuten begonnen, und Potter mitsamt Goldenem Trio hatten ich - im Gegensatz zu den anderen Schülern - noch immer nicht herbequemt. Ein Grinsen schlich flüchtig über seine Lippen. Oh ja, das würde ein Nachspiel haben - und der Punktestand der Gryffindors würde danach nicht mehr ganz so rosig aussehen...

"Sie können jetzt beginnen!", erklärte er den anwesenden Schülern und deutete an die Tafel, "Sicherlich dürften Sie dazu in der Lage sein, diesen Anweisungen zu folgen...". Während die Schüler sich um das Vorratsregal drängten, um sich die nötigen Zutaten zu holen, öffnete sich die Türe und Harry und Hermine betraten leise den Raum; sie hatten Ron in den Krankenflügel begleitet, da er sich in seinem Zustand nicht unter Menschen traute. "Ah, wen haben wir denn da?! Mr.Potter und Miss Granger! Beehren Sie uns also auch mal wieder mit Ihrer Anwesenheit? Oder sind Sie noch immer nicht imstande, eine Uhr zu lesen und kommen deshalb zu spät?", schnarrte Severus und blickte die beiden kalt an. Harry versuchte, sich zu erklären, scheiterte jedoch kläglich; der Tränkemeister schnitt ihm unwirsch das Wort ab. "Sparen Sie sich Ihre Ausreden, Mr. Potter, ich bin es leid! Das macht dann 50 Punkte Abzug - für jeden von Ihnen!". Entsetzen breitete sich auf den Gesichtern der beiden aus. "Aber...das kann doch nur ein schlechter Scherz sein?!", stammelte Harry hilflos und tauschte einen kurzen Blick mit Hermine. Severus lachte leise auf. "Nein, Mr. Potter, Sie irren sich: Das ist keineswegs ein Aprilscherz!". Er wandte sich von den beiden ab und kehrte zu seinem Pult zurück.

Stille breitete sich im Klassenzimmer aus, während die Schüler ihre Tränke brauten, nur dann und wann unterbrochen von einem leisen Blubbern aus den Kesseln. Severus ging durch die Schülerreihen, wachsam darauf achtend, dass niemand eine Katastrophe anrichtete. Die meisten Schüler stellten sich noch erstaunlich gut an, aber das würde sich sicher bald ändern; die Gryffindors schafften es selbst ohne sein Zutun nie, ein auch nur annähernd akzeptables Ergebnis abzuliefern.

Der Rest der Stunde verlief fast schon zu ruhig, selbst die Schüler stellten keine Dummheiten an, aber Severus wollte sich nicht beklagen; er hatte Gryffindor auf einen Schlag 100 Punkte abgezogen, da schmerzte es ihn nicht allzusehr, dass er nicht auch den anderen Schülern einen reinwürgen konnte. Er warf einen Blick auf die alte Standuhr in der Ecke des Raumes. "Die Zeit ist um! Füllen Sie jetzt bitte eine Probe Ihres Trankes in ein Fläschchen und bringen es zu mir nach vorne", wies er die Schüler an und verschränkte die Arme vor der Brust. Einer nach dem anderen ging hinüber zum Lehrerpult, gab seinen Trank ab und kehrte an seinen Platz zurück. Severus stellte sich mit dem Rücken zur Klasse, als schließlich jeder sein Fläschchen abgegeben hatte. Er tat so, als würde er jedes einzelne kontrollieren; in Wahrheit entkorkte er in aller Seelenruhe Potters Probe und kippte unbemerkt den Trank hinein, der auch schon den Weasley-Bengel zum Hasenjungen gemacht hatte. Nach getaner Arbeit wandte er sich wieder zur Klasse um. "Ich werde Ihnen nun demonstrieren, welche schwerwiegenden Folgen es haben kann, unkonzentriert einen Trank zu brauen". Er warf einen kurzen Blick zu Neville, der betreten zu Boden starrte. "Sie werden sich jetzt Ihre Proben holen und sie selbst trinken, um die Nebenwirkungen eines falsch gebrauten Trankes am eigenen Leib zu spüren...". Er trat beiseite, lächelnd. Miteinander tuschelnd näherten sich die Schüler dem Lehrerpult. Draco Malfoy war einer der ersten; er wusste, dass ihm nichts passieren würde, war er sich doch sicher, dass sein Trank absolut perfekt war. Er drängte einen Schüler beiseite, der gegen das Pult stieß. Einige Fläschchen fielen vom Tisch, kullerten jedoch unversehrt ber den Steinboden, darunter auch Malfoys. Leise fluchend langte er danach. Auch Harry hatte sich gebückt und griff nach seinem danebenliegenden Fläschchen. Er kehrte zu seinem Platz zurück und starrte zweifelnd seinen Trank an. Gut, die Farbe war in Ordnung, stimmte sogar halbwegs mit der Farbe überein, die dieser Trank tatsächlich haben sollte, doch er glaubte nicht daran, dass er heute wirklich so gut gewesen sein sollte. Aber was sein musste, musste eben sein! Er entkorkte das Fläschchen und führte es an seine Lippen.

Angespannt beobachtete Severus ihn, vergass dabei sogar zu atmen. Jetzt würde es gleich soweit sein, gleich würde sein Plan in Erfüllung gehen. Er sah, wie der Bengel die Probe an seine Lippen führte, sie in einem Zu leerte und - nichts geschah. Severus erstarrte. Er blinzelte einige Male, fassungslos. Das konnte doch gar nicht wahr sein?! Er hatte doch eben noch den Hasentrank in Potters Probe gekippt!...oder etwa doch nicht?!

Ein spitzer Schrei ließ seinen Kopf in Richtung Slytherinseite herumfahren. Seine Augen weiteten sich. Alle verbliebene Farbe wich aus seinem Gesicht. Nein, zum Teufel! Er war nicht dabei, verrückt zu werden, im Gegenteil, er hatte den Trank in das Fläschchen des Gryffindors gekippt - doch der Bengel musste es auf dem Boden vertauscht haben. Und nun war es nicht Potter, der sich in einen Hasenjungen verwandelt hatte, sondern - Draco Malfoy.
 

Severus Laune besserte sich auch im Laufe des Tages nicht: Egal was er versuchte, jeder Plan lief schief, immer kam etwas dazwischen, das Potters 'Verhasung' im letzten Moment gekonnt vereitelte. Als er dem Wasser von Potters Stammdusche seinen Trank beimengte, war es nicht Harry, der nach dem Quidditchtraining daruntertrat, sondern George Weasley. Als er dem Gryffindor durch eine 'geheime Verehrerin' eine Schachtel Pralinen zukommen ließ, die den Trank beinhalteten, waren es Crabbe und Goyle, die, gefräßig wie sie waren, eine nach der anderen in sich reinstopften. Und so weiter und so fort. Am Abend war die halbe Schule verkarnickelt - nur Harry trottete noch treudoof herum, ohne zu bemerken, dass Severus versuchte, ihm einen Streich zu spielen.

Da beschloß Severus, es auf dem direkten Wege zu versuchen und zitierte den Jungen zu sich. Das war die perfekte Gelegenheit: Er und Potter, in seinem Büro, allein; niemand da, der ihn stören konnte, niemand, der seinen Plan vereiteln konnte. Ein Grinsen legte sich auf Severus Lippen. Ja, das war es, endlich würde es klappen, klappen müssen! Er fragte sich, warum er nicht früher auf diese Idee gekommen war, konnte den Gedankengang aber nicht zuende führen, da in diesem Moment die Türe aufgestoßen wurde und Potter hineingeschlurft kam. "Sie wollten mich sprechen, Professor?", fragte dieser und zog eine Augenbraue hoch, als der Lehrer ihm bedeutete, sich zu setzen; er ließ sich in den erstaunlich bequemen Sessel sinken. "Ich habe gerade frischen Tee aufgebrüht. Kann ich Ihnen eine Tasse anbieten?", fragte Severus und ging in seine Küche hinüber. Der junge Gryffindor bejahte; Severus frohlockte innerlich. Während er mit den Tassen hantierte, holte er in aller Seelenruhe eine weitere Phiole des Trankes hervor und kippte ihren Inhalt in Harrys Teetasse. Dann stellte er alles mitsamt Kanne auf ein silbernes Tablett und kehrte zu seinem 'Gast' zurück. Er wollte sich gerade setzen, da hielt Harry ihn zurück: "Hätten Sie vielleicht etwas Zucker für mich?". Innerlich murrend kehrte der Tränkemeister in die Küche zurück. Währenddessen neigte Harry sich blitzschnell über das Tablett und vertauschte die beiden Tassen miteinander, sodass nun Snapes Tasse vor ihm stand. Als dieser mit dem Zucker zurückkam, hatte Harry sich schon wieder seelenruhig zurückgelehnt und tat, als könne er kein Wässerchen trüben.

"Bitte sehr", murmelte Severus und setzte sich. Er hob seine Tasse an 8nd führte sie zu seinen Lippen, angespannt beobachtend, wie Harry langsam Zucker in seinen Tee kippte, ehe auch er zu trinken begann. Der Lehrer nippte an seinem Tee, um seine plötzlich trockene Kehle zu befeuchten, während Harry seine Tasse in einem Zuge leerte. Er wartete - doch nichts geschah. Harry stellte seine Tasse ab und schenkte sich nach. Verwirrt hob Snape beide Augenbrauen, nahm noch einen Schluck. Da bemerkte er das amüsierte Grinsen auf den Lippen des Löwen. Als er endlich verstand, war es bereits zu spät: Er sprang auf, seine Tasse fallen lassend, und wollte davonstürzen, doch da breitete sich der Schmerz bereis in seinem Kopf aus; er sackte zu Boden und betastete die langen Hasenohren, die seinen Schädel zierten…
 

Und die Moral von der Geschicht'?

Einen Potter ärgert man nicht...



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  darkchaoslight
2017-06-07T10:09:41+00:00 07.06.2017 12:09
Hi,

Ich hätte gerne gewusst woher harry wusste, dass die sachen alle mit einem trank vermengt waren. Aber sonst finde ich die story sehr gut.

Lg,
Darkchaoslight
Von:  CanisSullivan
2010-06-18T20:42:27+00:00 18.06.2010 22:42
Oh nein v.v
Der arme Sev v.v
*sev pat*
Nimm mich xD (oder harry <.<)
Von: abgemeldet
2009-04-24T09:28:54+00:00 24.04.2009 11:28
Kapitel 2:
Eigentlich kann einem Severus echt leid tun XD Da unternimmt er alles, um Potter eins aus zu wischen und letztendlich ist er selbst der gelackmeierte XDD
Wobei ich mich wirklich frage wieso Potter die Tassen ausgetauscht hat. Immerhin, den ganzen Tag über hatte er einfach immer nur Glück, wieso also sollte er die Tassen austauschen? Immerhin konnte er ja nicht wissen, dass da etwas drin ist.
Für mich der einzige Punkt, der mich ein wenig irritiert hat, denn ansonsten war es einfach nur Fun sich vorzustellen wie einer nach dem anderen diesem Trank zum Opfer fällt XD

alles Liebe,

dat Aníce
Von: abgemeldet
2009-04-24T09:26:41+00:00 24.04.2009 11:26
Oh, WIE FIES XDDDD
Eigentlich hätte Sev es sich denken müssen, denn ich glaube Dumbledore ist einfach nicht der Typ um an solch einem Tag Däumchen zu drehen XDDD
Wobei ich es einfach nur genial finde wie du die anfänglichen Gewissensbisse in den letztendlichen Zuspruch zur 'Einladung' umgesetzt hast. :)

Gefällt mir wirklich gut!

alles Liebe,

dat Aníce
Von:  Damsell
2009-04-18T23:34:30+00:00 19.04.2009 01:34
*wusel*

Also, was ich hier als ersten Eindruck lassen möchte: Man bemerkt den HP-Stil. Find ich. Also es wirkt schon ziemlich JKR-like, auch, was die Ausführlichkeit angeht. DIE wiederum ist stark ausgeprägt, sowohl im ersten als auch im zweiten Kapitel, vielleicht auch bisserle zu sehr.

Im Allgemeinen gefällt mir die FF sehr gut, aber vor allem das erste Kapitel hier: BOAH, wie BÖÖÖÖSE... Der arme Sev... Der versinkt im BODEN!

Und die zweite: Ich kenn die Idee irgendwoher? :P
Ist sehr schön geworden, schöner als ich es mir in der Ideen-Phase vorgestellt hatte.

Hut ab, trotz großer Schreibpause kann ich sagen: Rundum gelungen!!


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