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Es war ein Sommer

von

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Zwischen Wahrheit und Lüge

Kyoko konnte diese Nacht nicht schlafen. Immer wieder ging sie im Kopf durch, was sie Ren sagen wollte. Doch kaum hatte sie eine Idee, verwarf sie diese wieder. Schließlich nahm sie einen Zettel und einen Stift zur Hand und schrieb alles auf. Doch keine der Worte schienen das auszudrücken, was sie empfand.

Es dämmerte bereits als sie von Müdigkeit übermannt wurde und einschlief.

Der Wecker riss sie unsanft aus dem traumlosen Schlaf. Grummelnd schaltete sie ihn aus und warf einen Blick auf Kanae und Maria. Keiner von beide rührte sich. Kyoko schwang die Beine aus dem Bett und streckte sich. 'Haben die beiden es gut!', dachte sie dabei. 'Jetzt aber los!'
 

Die Sonne hatte sich gerade über den Horizont geschoben als sich Ren zu dem verabredeten Treffpunkt aufmachte. Kyoko hatte ihm noch mitten in der Nacht eine SMS geschrieben, in der sie ihm mitteilte, dass sie ihn gern kurz nach Sonnenaufgang am Strand bei der kleinen Bank treffen wolle.

Die Morgenluft war noch kühl. Er erreichte die Bank, aber Kyoko war nirgendwo zu sehen. Er setzte sich und beschloss zu warten. Nach einer Weile hörte er Schritte hinter sich. Langsam drehte er sich um.

„Ren? Wartest du schon lang?“ „Kyoko, guten Morgen! Nein, ich habe nur die morgendliche Stille genoßen.“ Sie setzte sich neben ihn. „Ja, es ist schön hier... Ren, ich.... ich wollte dir sagen, wie ich mich entschieden habe.“ Sie holte tief Luft. „Also... ich... wie soll ich sagen?“ Er lächelte sie an. „Wollen wir nicht einige Schritte gehen? Dann ist unser Treffen hier nicht mehr so steif.“ Er stand auf und hielt ihr seine Hand auffordernd hin. Sie nickte, ergriff die Hand und ging mit ihm.

„Es ist angenehm am Morgen etwas zu laufen. Die Luft ist noch frisch. Der Tag noch ganz unbeschmutzt. Alles liegt noch vor einem“, sagte er ruhig. Immer noch ihre Hand halten, spürte er, wie sie sich langsam entkrampfte. „Man hat noch alle Zeit der Welt!“, sprach er weiter. „Hast du auch alle Zeit der Welt?“, fragte sie plötzlich. „Ja, ich denke schon. Kommt darauf an, wie du es meinst.“ „Kannst du Geduld haben? Kannst du Schwierigkeiten und Probleme stillschweigend ertragen? Kannst du dir Zeit nehmen?“ „Zeit für was? Geduld mit wem?“ Sie blieb stehen und blickte in seine Augen. „Für mich und mit mir.“ Er lächelte sie etwas erleichtert an. „Ren, ich... ich mag dich wirklich sehr und... und ich möchte mit dir zusammen sein. Aber ich weiß nicht, ob ich deine Vorstellung von Liebe erfüllen kann. Ich möchte, dass du glücklich wirst. Ich möchte dir zu keiner Last werden. Ich...“, doch er legte ihr einen Finger auf den Mund. „Nein, Kyoko! Du wirst mir nicht zur Last werden. Ich wusste schon immer, mit wem und auf was ich mich einlasse, wenn ich es zu lasse, dass ich dich liebe. Du brauchst keine Superfrau zu sein, die mir jeden Wunsch von den Augen abliest und diesen dann im Handumdrehen erfüllt. Nein, dass brauchst du nicht zu sein. Ich möchte nur eines von dir.“ „Und das wäre?“ „Ich möchte, dass du die Kyoko bleibst, die ich schon seit langer Zeit liebe. Ich wünsche mir, dass du du selbst bleibst. Mit allen deinen Macken und Liebeswürdigkeiten. Mehr verlange ich nicht.“ Durch Tränen hindurch sah sie ihn an. „Dann wäre ich der glücklichste Mann in ganz Japan!“ „Ren... meinst du das wirklich?“ „Ja, vertraue mir. Unsere Liebe wird keine kurze Lichterscheinung am Nachthimmel sein.“ Zärtlich drückte er ihre Hand. „Aber Ren, was...was werden deine Fans sagen, besonders die Weiblichen, wenn sie erfahren, dass du mit mir zusammen bist. Mit einem Mauerblümchen?“ „Was sollte denn gesagt werden?“, lachte er. „Vielleicht so – 'seht nur, dass ist die Frau von Ren Tsuruga! Hat der ein Schwein gehabt!' Ich werde der beneideste Mann in Japan sein. Und du vielleicht die Beneideste.“ Kyoko konnte nicht anders als ihn vergnügt anzulachen. „Du kannst dich nie zufrieden geben, was? Der begehrteste, der glücklichste und der beneideste Mann in ganz Japan!“ „Ich habe schon immer nach den Sternen gegriffen“, scherzte er. „Ja, ja... schon klar!“ „Aber der schönste Stern, den ich je haben wollte, steht vor mir. Neben dir verblassen alle andern, egal wie sie heißen mögen – Erfolg, Reichtum oder Macht.... Wenn ich nur mit dir bis zu meines Lebensende zusammen sein dürfte, würde ich alles andere vergessen und dir in die Wüste folgen.“ „Dann kannst du froh sein, dass ich kein Kamel bin!“, lachte Kyoko.

Plötzlich war es so einfach! Plötzlich war alles geklärt. Plötzlich hatte der Gedanke in ihr Platz gefunden, mit ihm durch Dick und Dünn zu gehen. Plötzlich verlor alles andere an Bedeutung.

Es war ihr egal, was Laura ihr erzählte von Liebesschmerzen. Es war ihr egal, ob die anderen sie als zu gering erachten würden oder nicht.

Sie konnte es glauben. Sie konnte glauben, dass er – der berühmteste Schauspieler in Japan sie liebt und sie an seiner Seite haben wollte. Sie konnte es glauben, dass sie die richtige für ihn sein könnte.

Blinzelnd blickte sie in sein Gesicht. „Ren, ich möchte mit dir zusammen sein. Mit dir in die Zukunft reisen, egal was passiert. Egal, was kommen wird.“ Er zog sie etwas zu sich heran und küsste ihr die Stirn. „Ja, ich werde mit dir gehen. Ich werde für dich alle Zeit der Welt haben.“ Er schloss sie vorsichtig in seine Arme und lehnte seinen Kopf an den ihrigen.
 

„Ren! Komm nun! Sonst macht der Flieger sich ohne uns auf den Weg nach Japan!“, rief Yashiro. Es war gegen Mittag und Kanae, Maria und Kyoko verabschiedeten den Schauspieler und seinen Betreuer an der Taxihaltestelle. „Nun denn die Damen“, begann Ren grinsend, „Es war uns eine Freude Euch hier getroffen zu haben. Ich hoffe, wir sehen uns bald in unserer Heimat wieder!“ Galant verbeugte er sich, nahm Kyokos Hand und gab ihr einen Handkuss. Er blinzelte zu ihr hinauf. „Ich hoffe, wir sehen uns schon sehr bald wieder“, zwinkerte er. Maria drückte er noch kurz und verabschiedete Kanae. „Pass mir gut auf die beiden Hühner auf!“ 'Hühner?', ging es Kyoko durch den Kopf. 'Ich bin doch kein Huhn!' „Ja, mache ich!“, versicherte Kotonami. „Kyoko ist wohl eines der verrücktesten Hühnchen, die es gibt!“ Diese warf ihrer Freundin einen scharfen Blick zu. Doch diese gab sich unberührt. 'Wie kann Miss Menno nur so etwas sagen? Ich und ein Hu...?' Plötzlich ging ihr auf, was Kanae damit sagen wollte. Bou! Sollte etwa Ren von ihrer Rolle als Huhn Bescheid wissen? Wusste er etwa, dass sie in diesem Kostüm steckt? Kalter Angstschweiß lief ihr über den Rücken. Aber jetzt war sie doch seine Freundin.... da bräuchte sie doch keine Angst mehr vor ihm zu haben.... Und wenn doch? Ren sah sie besorgt an. „Kyoko, hast du irgendwas?“ Diese schreckte hoch und meinte schnell: „Ach, es ist nichts.... Ich hatte nur gerade an etwas unangenehmes gedacht!“ „Wenn dem so ist, dann bin ich froh, dass du wieder aufgetaucht bist!“ Sein Gentleman-Lächeln erstrahlte in lang nicht gesehener Schönheit. Kyoko erstarrte fast. 'Es gibt wohl noch so einiges zu klären!', sagte sie sich.

„So, nun müssen wir aber los!“, erinnerte Yashiro. „Wir sehen uns in einigen Tagen ja wieder! Also dann – macht's gut! Kanae, Maria, Kyoko? Es war schön unsere Freizeit mit euch zu verbringen. Das hat den Aufenthalt in Frankreich um einiges angenehmer gemacht.“ Der Betreuer stieg in das wartende Taxi. „Bis bald“, lächelte Ren und folgte ihm.

Als das Taxi fort fuhr, winkten die Mädchen noch etwas hinterher.
 

„Und jetzt?“, fragte Kanae. „Was machen wir jetzt?“ „Ich habe Hunger!“, verkündete Kyoko. „Ich habe noch nicht mal ein Frühstück gehabt!“ Maria nickte stumm. „Gut, gehen wir etwas essen...“

Bei Spaghetti und Limonade berieten die Urlauber, was sie noch in den letzten zwei Tagen zu tun hätten. „Ich müsste mich noch einmal nach Mitbringsel umschauen!“, meinte Kanae. „Und du, Maria“, fragte Kyoko, „was möchtest du noch machen?“ Die Kleine schwieg, sah sie ausdruckslos an und antwortete schließlich: „Ich würde heute Abend gern mit dir allein etwas spazieren gehen. Wenn es Kotonami es nichts ausmacht, dass sie dann allein ist.“ „Nein, es macht mir nichts aus! Ich wollte eh noch einen Reisebericht anfertigen. Da kann ich die Ruhe gut gebrauchen.“ Kyoko nickte. „Gut, Maria-chan! Dann gehen wir heute Abend spazieren. Wo würdest du langlaufen wollen?“ „Ich würde noch einmal das Schloß von außen sehen wollen.“
 

Der Nachmittag verging im üblichen Trubel. Kyoko und Maria halfen Kanae beim Einkaufen. Sie machten noch einige Fotos von der Umgebung.

Nach dem Abendbrot ließ Kanae ihre beiden Freundinnen allein. Diese trotteten langsam auf den Weg zum Schloß zu. Durch die Bäume rauschte der Wind. Maria ging schweigend neben ihrer O-nee-sama her. „Nun, Maria-chan? Was willst du mit mir besprechen?“, fragte Kyoko gut gelaunt. „O-nee-sama? … Hast du mich angelogen?“ „Was? Wie kommst du denn darauf?“ Erstaunt blieb sie stehen. „Na ja... Ich meine, die Geschichte mit den Frauenherzen und Catherina... Es gibt sie nicht, oder?“ Kyoko holte tief Luft. „Ja, es stimmt. Es gibt keine Fernsehsendung 'Tsunami – Frauenherzen in Gefahr'“ „Aber warum hast du mir dann das erzählt?“, bohrte die Kleine weiter. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst...“ „Sorgen? Worüber? Über Ren-sama?“ Sie stemmte die Hände an die Hüfte. „Ja, weißt du, Laura wollte ihn benutzen und warf sich ihm um den Hals...“ „Und das sollte ich nicht wissen?“, unterbrach sie. „Ja, weil wir dachten, dass wenigstens du einen schönen, sorgenfreien Urlaub haben solltest.“ „Und deshalb lügst du mich an? Weil eine Tussi sich an Ren-sama macht?! Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viele Anwärter auf sein Herz ich schon vertrieben habe? Wenn es um so etwas geht, bin ich nicht zu bremsen!“ „Außerdem wollte ich....“, begann Kyoko. „Du wolltest dich selbst an ihn werfen, oder?“ Marias harter Blick und abfällige Art verletzte Kyoko. „Nein, Maria. So war das nicht!“ „Wie war es denn dann?“ Die Größere seufzte, ging ein paar Schritte und setzte an: „Ich beobachtete, wie Laura sich an Ren schmiegte. Ich habe einmal gehört, dass Ren in ein junges Mädchen verliebt sei. Ich wollte herausfinden, ob sie es sei. Aber das erwies sich als Trugschluss. Eher kam ich noch in einem Streit mit ihm. Und da gestand er mir, dass er in mich verliebt sei.... Ich war total verzweifelt, weil ich dachte, dass ich nicht gut genug für ihn sei... Aber mit eurer Hilfe, habe ich begriffen, dass ich ihm einfach vertrauen muss. Er wird sich nicht irren! Es ist ihm überlassen, wem er sein Herz schenkt.“ „Und deshalb habt ihr mich angelogen?“ Marias Stimme klang ganz schwach. „Deswegen?“

„Maria... Ich.... wir wussten nicht, wie wir damit umgehen sollten... Denn ich weiß ja, wie sehr du an Ren hängst. Ich wollte dich nicht verletzen...“ „Behandelt mich doch nicht ständig wie ein kleines Kind!“, schrie sie nun. Dicke Tränen überfluteten das Gesicht. „Ich dachte, du wärst meine große Schwester! Eine Schwester, mit der ich über alles reden könnte und die keine Geheimnisse vor mir hat! Anstatt mit mir zu reden, belügst du mich auf hinterhältige Weise! Dass du mir Ren-sama wegnimmst hätte ich dir vielleicht noch verziehen! Aber das du mich belügst....verleugnest....“, sie schluchzte. „Das hätte ich nicht von dir gedacht! Nicht von dir! Nicht von meiner Schwester!“ „Maria...“ „Nein! Ich will nichts mehr hören! Ich habe genug gehört! Ich weiß jetzt, was ich wissen wollte! Nur deshalb habt ihr mich damals am Strand etwas zu Trinken kaufen geschickt... nur deshalb habt ihr manchmal noch leise abends geflüstert!“ Maria blickte noch einmal Kyoko mit ihren großen, naßen Augen an und verschwand rennend im Gebüsch. Kyoko versuchte ihr hinterher zu rennen, aber zwischen den Büschen und Bäumen konnte die Kleine viel einfacher hindurch laufen.
 

Kyoko suchte noch einige Zeit, dann beschloss sie Kanae zu holen. Sie sollte ihr helfen.

Als sie im Hotel ankam, wartete Miss Menno schon auf sie. „Da bist du ja! Du hast dein Handy vergessen...“ „Maria... Maria... sie... sie...“, Kyoko war ganz aus der Puste. „Maria ist oben und weint sich gerade in den Schlaf“, antwortete Kotonami. „Sei beruhigt. Es geht ihr gut. Wir sollten sie erst einmal in Ruhe lassen...“ Die andere nickte und folgte zum Fahrstuhl.

„Als sie hier ankam, beschimpfte sie mich mit 'Lügner' und 'Ich will euch nie wiedersehen!' Ich nehme an, sie hat dein kleines Versteckspiel mitbekommen?“ „Ja, sie hat schon lange einen Verdacht gehabt... Aber ich wollte sie wirklich nicht verletzen... Ich wollte sie schützen! Ich wollte, dass sie unbeschwerte Tage verleben kann... Und nun sieht es aus als hätten wir die Reise zu dritt bekommen und beenden sie zu zweit... Wenn Maria nichts mehr mit uns zu tun haben will... Es zerreißt mir fast das Herz“, gestand Kyoko. „Warum muss Glück und Verderben nur so nah beieinander liegen?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DarkEye
2009-08-16T20:01:42+00:00 16.08.2009 22:01
total klasse :D
dark
Von:  Kyoko-Hizuri
2009-08-16T18:49:31+00:00 16.08.2009 20:49
arme Maria, das muss schwer für sie sein,...*seufz*
ich hoffe Kyoko und Maria vertragen sich wieder
das Ren und Kyoko jetzt ein Paar sind ist super, aber wenigstens ein kleiner, kurzer Kuss auf die Lippen hätte schon drin sein können^^
na denn, bis zum nächsten Kap
Kyo-Hizu
Von: abgemeldet
2009-08-16T13:06:24+00:00 16.08.2009 15:06
ach herje...
die kleine is aba auch auf zack...
ich hoffe sie versteht kyoko und verzeiht ihr trotzdem...
oda ren könnte doch was drehen...
ihm hört sie sicher zu...
ich laß mich von dir übaraschen...^^
bis demnächst...
gruß Angel ^^


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