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Kibobannin

von

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III. Auf der Flucht

III. Auf der Flucht
 

561 n.A. im zweiten Monat Akat, Jelanar, nördlich der Hauptstadt
 

Die See war stürmisch an diesem Morgen. Das kleine Bot neigte sich gefährlich zur Seite und drohte des öfterem, einfach in den Wellen zu versinken. Dunkle Wolken verdeckten den Himmel. Es sah gefährlich nach einem Gewitter aus. Seitdem die beiden Flüchtlinge Jelus verlassen hatten war das Wetter halbwegs annehmbar gewesen. Vor allem der Seegang war sonst ruhig gewesen, wodurch sie recht zügig voran gekommen waren. Der Fürst konnte die Hafenstadt schon in einiger Entfernung sehen. Vermutlich brauchten sie nur noch knapp eine Stunde. Seine Begleiterin merkte von all dem jedoch nichts. Prinzessin Nikajana schlief tief und fest. die Anstrengung durch das permanente Rudern und die Erlebnisse in der Hauptstadt waren zu viel für sie gewesen. Der junge Mann gönnte ihr die Ruhe. Sie hatte sie sich verdient. Leider würde sie in den nächsten Tagen noch sehr viel Kraft brauchen. Dessen war er sich sicher. Selbst wenn sie nun vor ihren Widersachern, unbemerkt, in der Hafenstadt eintreffen sollten, so waren sie doch noch nicht sicher. Erst mussten sie Jelanar hinter sich lassen und Verbündete suchen. Vor allem aber mussten sie erfahren warum sie Angegriffen wurden... und der Fürst wollte unbedingt wissen wer der Angreifer war. Er hatte während ihrer Flucht durch den Palast, genauso wie die Prinzessin aus dem Fenster gesehen. Dabei war ihm aufgefallen, dass die feindlichen Soldaten die Rüstung Aganons trugen. Aber warum sollte das Kaiserreich einen Überfall auf Jelanar wagen. Ihre Reiche waren Verbündete, ihre Herrscher Freunde. Es ergab keinen Sinn. Der Rotschopf erwachte aus seinem Grübeln als sich Nika gemütlich rekelte.

"Was ist los Luko? Du siehst so nachdenklich aus."

"Hmmm... es sieht nach einem Gewitter aus. Das macht mir ein wenig Sorgen."

Er wollte sie nicht unnötig beunruhigen. Es lag noch viel vor ihnen. Sie mussten beide einen kühlen Kopf bewahren, ansonsten würden sie unweigerlich scheitern.

"Dann helfe ich dir beim rudern. So kommen wir schneller vorwärts."

"Ihr solltet lieber eure Kräfte schonen Prinzessin."

Das pinkhaarige Mädchen winkte ab.

"Ich bin ausgeruht genug Luko, mach dir keine Sorgen. Und sag ruhig Nika zu mir. Prinzessin klingt so förmlich. Wir sind doch fast im gleichen alter oder?"

"Ähmmm... ja... Nika. Also ich bin 18."

Der Fürst konnte seine Verlegenheit nicht verbergen. Er war es nicht gewohnt hohe Personen einfach so mit ihrem Namen anzusprechen. Er war von klein auf zum Staatsmann ausgebildet worden und legte als solcher viel Wert auf die Etikette.

"Also bist du 2 Jahre älter als ich."

Die junge Frau lächelte Luko an. Sie war glücklich wenigstens einen Freund an ihrer Seite zu haben. Zwar kannte sie den Sohn des Stadthalters von Jelus nicht besonders gut aber das würde sich in den nächsten Wochen bestimmt noch ändern. Wenigstens schien er ein netter Kerl zu sein. Das beruhigte sie ungemein. Nikajana lockerte noch kurz ihre Arme und machte sich dann an das gleichmäßige rudern. Ihre gemeinsame Anstrengung schob sie allmählich, Meter für Meter, ihrem Ziel entgegen.
 

Nur wenig später, an den Docks von Sanur
 

"Ihr Kinder seid wohl Lebensmüde hä? Sich bei solchen Wetter auf den See hinaus zu machen?"

Der Fischer, der gerade ihr kleines Bot an einem der Stege vertäute musterte die beiden Flüchtlinge skeptisch.

"Ihr kommt net von hier wa?"

Skeptisch musterte der Mann die teure Kleidung der beiden und zuckte schließlich mit den schmächtigen Schultern.

"Na mir solls egal sein. Kommt. Ich bring euch in unsre Kneipe. Das ganze Dorf ist dort versammelt. Unser Bürgermeister will irgendwas verkünden."

Der Fischer schritt voraus und die beiden folgten nach kurzem Zögern. Luko blickte noch einmal in den mittlerweile pechschwarzen Himmel. Die ersten Blitze zuckten in einiger Entfernung über das Wasser und die Wolken gaben den üblichen, donnernden Laut von sich. Zu ihrem Glück hatten sie Sanur noch rechtzeitig erreicht. Ansonsten wären sie einfach ertrunken. Kein sehr wünschenswerter Tod. Neugierig bahnten sich die drei ihren Weg durch die engen Gassen der Hafenstadt. Die Häuser waren sehr einfach und zweckmäßig. Quadrate und Rechtecke aus massivem Stein. Hier an der Ostküste, wo es oft schwere Gewitter gab, waren Lehmhütten mit Holz- und Strohdächern, wie sie im Landesinneren teilweise vorkamen, nicht sehr sinnvoll. Die Straßen waren ebenfalls mit Steinen gepflastert, während es an den Seiten Rinnen gab, durch welche das Wasser abfließen konnte. Generell war die Stadt sehr gut an das Unfreundliche Wetter angepasst. Wetter, das man im nur wenige Tagesreisen entfernten Jelus merkwürdigerweise kaum kannte. Nach einigen Minuten erreichten sie einen großen Platz, auf dem eine kleine Statue des Stadtgründers stand. Die anliegenden Häuser hatten alle kleine Verkaufsstände vor ihren Türen, die nun jedoch leer waren. Auch in der Nähe des steinernen Riesen waren einige Holzgerippe der eigentlichen Marktstände zu sehen. Aufgrund der Witterung war allerdings schon alles sicher verstaut. Der Fischer hielt zielstrebig auf ein etwas größeres Gebäude zu, über dessen Tür ein Holzschild hin und her wackelte. "Zur Seeschlange" war in großen Lettern in das Holz geritzt. Leichtfüßig erklomm der ältere Man die zwei Stufen und öffnete die Tür.

"Immer herein, nur kene falsche Scheu."

Luko sah der Prinzessin besorgt nach, die sich sofort in die Taverne begab. Für ihn roch das Ganze stark nach einem Hinterhalt. Er konnte nur beten dass ihre Feinde noch nicht eingetroffen waren, oder dass ihnen zumindest nichts geschah. Mit ernster Miene folgte er seiner Schutzbefohlenen in das, von Kerzen hell erleuchtete Haus.

"Ho! Wir haben Besuch!"

Lukos linke Hand flog förmlich an den Griff seines Rapiers. Schnell sah er sich im Raum nach möglichen Feinden um. Die Versammlung drehte sich indes zu den drei Personen um. Lediglich zwei vermummte Gestalten hockten, jeder für sich, an den beiden hintersten Tischen. Der junge Fürst betrachtete zwar nun die Menschenmenge, die sich ihnen zugewandt hatte, blickte jedoch auch immer wieder zu den beiden, die ihm mehr als Verdächtig erschienen. Ein Mann, Mitte 30, mit einem langen, schwarzen Bart und schulterlangen Haaren näherte sich ihnen mit einem freundlich Lächeln.

"Mein Name ist Okasi. Ich bin der Bürgermeister dieses Dorfes."

Okasi verneigte sich leicht vor den Neuankömmlingen.

"Was verschafft uns die Ehre so hohen Besuch empfangen zu dürfen? Denn eurer Kleidung nach zu Urteilen seid ihr Adlige unseres Landes."

"Ihr seid ein guter Beobachter."

Entgegnete der Rotschopf.

"Wer wir sind kann euch egal sein. Wir wollen nur eine Überfahrt nach Tunan, mehr braucht ihr nicht Wissen."

Der Bürgermeister machte ein leicht zorniges Gesicht. Die, eindeutig, abweisenden Worte, welche der junge Mann, nach wie vor, in einem sehr freundlichen Tonfall hervorgebracht hatte wollte er nicht einfach so akzeptieren.

"Seid ihr etwa Flüchtlinge aus dem Niedergebrannten Jelus?"

Luko zeigte keinerlei Reaktion um sich nicht zu verraten. Er hatte aber nicht an die Prinzessin gedacht, die bei diesen Worten merklich zusammenzuckte. Es war nur ein kurzer Moment. Eine winzige Chance eine Information über die beiden jungen Leute zu erhalten. Die Versammlung hatte sie jedoch nicht bemerkt. Der rechte der beiden Vermummten hingegen schon. Wie eine Raubkatze schoss er nach vorne. In der rechten Hand funkelte die todbringende Dolchklinge. Der Fürst stellte sich hastig vor Nikajana. Die Waffe vor sich haltend suchte er den Gegner, der die Versammlung als Sichtschutz nutzte.

"Verdammter Feigling! Zeig dich endlich."

Nur einen Wimpernschlag später tat ihm diese Äußerung bereits Leid. Der Vermummte sprang unvermittelt, links neben ihm aus der Menschenmenge hervor. Der Dolch durchschnitt die Luft und Luko wollte nicht herausfinden was diese Waffe noch alles durchtrennen konnte. Er zog sein rechtes Bein wenige Millimeter nach hinten um einen festeren Stand zu haben und platzierte die dünne Rapierklinge, um den Dolch zu blocken. Er hatte noch nicht einmal seine Stellung richtig eingenommen, als Blut seine Kleidung besudelte. Lukos Augen weiteten sich als der Attentäter vor ihm zuckend zusammenbrach. Ein Wurfmesser hatte sich von hinten in seinen Hals gebohrt und seinem Leben ein kurzes und schmerzloses Ende bereitet. Der zweite Vermummte saß immer noch auf seinem Platz. Die Beine lässig auf dem Tisch übereinander geschlagen. Seine Hand ruhte noch immer in der Luft. Die dunklen Augen starrten auf die beiden Flüchtlinge und jagten ihnen einen kalten Schauer über den Rücken.

"Wer auch immer ihr seid."

Sprach die rauchige Stimme.

"Ihr solltet besser auf die Prinzessin aufpassen, wenn ihr sie schon nicht tarnt."

Aufgeregtes Gemurmel war nun überall zu hören. Einige verbeugten sich sogar oder ließen sich sogar auf die Knie fallen. Nun trat auch ein Mann hervor, der die Uniform der jelanarischen Armee trug. Demütig ließ er sich vor der Prinzessin auf ein Knie herab.

"Bitte verzeiht dass ich euch nicht erkannt habe. Meine Unaufmerksamkeit hätte euch soeben das Leben kosten können. Wenn ihr mich bestrafen wollt könnt ihr das gerne tun eure Hoheit. Aber bitte verschont meine Männer, ich werde dafür sorgen dass von nun an alle genau kontrolliert werden, die die Stadt betreten wollen."

Nikajana stammelte vor sich hin. Sie wusste überhaupt nicht was sie zu dem Mann sagen sollte der da vor ihr kniete.

"Ihr seid der Kommandant der örtlichen Miliz?"

"Ähmm... ja, Hauptmann Lajakan. Zu euren Diensten."

"Gut Hauptmann. Mein Name ist Luko, Sohn des Ehemaligen Stadthalters von Jelanar. Ich vermute dass diese Stadt noch vollständig eurer Kontrolle unterliegt?"

"Selbstverständlich. Bisher haben uns die Truppen von Aion II noch nicht erreicht."

"Was!?"

Die Prinzessin starrte den Hauptmann fassungslos an. Der Rotschopf nickte traurig.

"Also doch das Kaiserreich... Kennt ihr den Grund für diese feige Tat."

"Nein. Leider nicht. Wir wissen auch erst seit kurzem dass es sich um die Truppen Aganons handelt. Auf jeden Fall müssen sie die ganze Aktion von langer Hand vorbereitet haben. Ansonsten hätten sie es niemals geschafft unbemerkt an unseren Kriegsschiffen und den Patrouillen vorbei zu kommen."

"Aber warum??? Das ergibt doch gar keinen Sinn!"

Mischte sich die Prinzessin in das Gespräch ein.

"Das werden wir in Tunan schon noch erfahren Nikajana... Verzeihung... Nika. Und nun zu euch."

Der Fürst ignorierte die vielen Menschen, die ihn und seine Begleiterin angafften und verbeugte sich leicht vor dem Vermummten, der immer noch regungslos dasaß.

"Ihr habt unserem Reich einen großen Dienst erwiesen und ich würde mich gern erkenntlich zeigen."

"Euer Dank ist mir im Moment genug, Hochwürden. Aber wir werden uns ohnehin wieder sehen. Vielleicht weiß ich dann, was ihr mir als Ausgleich für meinen Dienst geben könnt."

Luko nickte. Der fremde war ihm nach wie vor nicht geheuer. Aber sie würden Jelanar ohnehin bald verlassen und es war unwahrscheinlich dass er die Spur der beiden Adligen verfolgen konnte.

"Wann kann uns ein Schiff nach Tunan übersetzen?"

"Sofort Fürst Luko. Im Osthafen liegt unser Schiff vor Anker. Es ist für ein Kriegsschiff zwar recht klein aber dafür sehr schnell und wendig und für eine Stadtmiliz vollkommen ausreichend."

"Und der Sturm?"

"Macht euch darüber keine Sorgen. Die Schiffe Jelanars sind an die raue See angepasst. Ein kleines Unwetter wird die Ignatzie nicht zum Kentern bringen."

"Gut, wir sind einverstanden. Trefft alle Vorbereitungen und informiert uns sobald wir aufbrechen können. Solange würden wir uns gerne Stärken. Wir haben schon seit einigen Tagen nichts mehr gegessen. Ach... sorgt bitte dafür das die Leiche verschwindet und unser Retter seine Waffe zurückerhält."

Der Kommandant der Miliz salutierte knapp und verschwand aus dem Gebäude. Der Wirt wies indes die Köchin an, alles zuzubereiten was in kürzerer Zeit möglich war. Okasi verscheuchte nacheinander die einzelnen Bürger und erklärte die Versammlung für vertagt. Stille kehrte in die Taverne ein. Nika konnte es immer noch nicht fassen das "Onkel Aion" für den Angriff auf ihr Reich und den Tod ihres Vaters verantwortlich war. Sie musste unbedingt wissen, was ihn dazu veranlasst hatte. Erst als der Eintopf vor ihr Stand erwachte sie aus ihren Gedanken. Die beiden hatten während ihrer Botsreise nur Trinkwasser dabei gehabt und machten sich nun, ausgehungert wie sie waren, über die warme Mahlzeit her. Die Köchin hatte in die zähflüssige Brühe neben einer ordentlichen Portion Fleisch noch Kartoffeln, Möhren und anderes Gemüse gemengt. Obwohl das Gericht nicht danach aussah, war es selbst für ihre verwöhnten Gaumen sehr gut und es füllte vor allem den viel zu leeren Magen. Nach sechs vollen Schalen kapitulierte die Prinzessin und ließ zufrieden den Holzlöffel sinken. Erst jetzt bemerkte sie, das ihre Waffe nicht da war. Seit ihrer Flucht war sie so abgelenkt gewesen, dass sie gar nicht darauf geachtet hatte. Doch sie kam nicht mehr dazu nach dem Speer zu suchen. Lajakan riss die Tür der Taverne fast aus den Angeln, als er hineinpolterte.

"Fürst Luko. Die Ignatzie ist bereit sofort Segel zu setzen."

Der junge Mann versenkte den Löffel im Eintopf und sprang auf. Hastig nestelte er ein paar Münzen aus einem Lederbeutel hervor und legte sie auf den Tressen.

"Ich danke euch für das Essen. Das Geld dürfte ausreichen um eure Kosten zu decken. Nika. Wir sollten jetzt gehen."

Die Prinzessin hatte bereits begriffen das irgendetwas geschehen sein musste und der Hauptmann deshalb so gehetzt war. Mit einem kurzem nicken signalisierte sie ihre Zustimmung. Die drei hasteten durch die Straßen der Stadt während ihnen der Anführer der Miliz erklärte, dass ihre Späher gemeldet haben, dass das aganische Heer nur noch eine halbe Tagesreise von Sanur entfernt war. Es war höchste Zeit diesem Land den Rücken zu zuwenden. Die Bürger verschanzten sich so gut wie es ihnen möglich war in ihren Häusern, während sich die Soldaten kampfbereit machten. Der Angriff des übermächtigen Feindes würde in der Nacht erfolgen. Sanur würde Fallen. Hoffentlich blieb der Hafenstadt das Schicksal von Jelus erspart. Ihre kleine Gruppe hatte den Hafen noch lange nicht erreicht, als sie auch schon die gehisste Fahne Jelanars sahen. Noch fünf weitere Gassen und sie hatten ihr Ziel erreicht. Der Zweimaster sah durchaus beeindruckend aus, auch wenn er im Vergleich zu den "richtigen" Kriegsschiffen ihres Reiches lächerlich ausgesehen hätte. Die Wellen schlugen gegen den Bug des Schiffes und Gischt spritzte. Die Meerestropfen vermengten sich mit dem Nieselregen der mittlerweile eingesetzt hatte. Die Kleidung saugte sich innerhalb von Sekunden mit dem Nass voll und blieb unangenehm an der Haut kleben.

"Ihr werdet ohne mich auf das Schiff gehen müssen."

Sagte der Hauptmann, der sich gerade seinen Helm über den Kopf stülpte. An seiner Kampfmontur lief das Wasser in kleinen Perlen hinunter und suchte nach Ritzen durch die es dringen konnte.

"Einige meiner Männer werden euch zusammen mit der Schiffsbesatzung nach Antos bringen. Von dort aus sind es dann nur noch zwei Tage bis zur Hauptstadt Tunans. Dort solltet ihr unbedingt König Iroikhan aufsuchen. Ich bin mir sicher das er bereit ist euch zu helfen."

"Wollt ihr uns wirklich nicht begleiten Hauptmann Lajakan?"

"Nein Prinzessin. Ich muss hier bei meinen Leuten bleiben und dafür sorgen das Sanur halbwegs heil bleibt. Fürst Luko. Passt gut auf unsere Hoheit auf."

"Selbstverständlich. Mögen die acht Götter mit euch sein."

"Mögen die acht Götter mit euch sein."

Erwiderte der Soldat und salutierte knapp. Ohne ein weiteres Wort wand er sich um und verschwand zwischen den Häusern des Ortes.

"Seid ihr bereit Nika?"

"Ja. Natürlich. Lasst uns aufbrechen."

Mit einem äußerst dicken Kloß im Hals betraten die beiden das Schiff. Sofort fing der Kapitän an Befehle zu erteilen, woraufhin die erfahrenen Matrosen loseilten. Der Anker wurde gelichtet und die Segel weit ausgebreitet. Sofern der starke Wind ihnen die Segel nicht zerfetzte würden sie sehr schnell vorwärts kommen. Luko nahm das alles aber nicht sonderlich bewusst war. Er hatte seinen Stammplatz auf dem Schiff in dem Moment gefunden, als sie den Anker gelichtet hatten. So bleich wie ein toter hing er über der Rehling und fütterte die Fische mit dem leckeren Eintopf, den er vor gar nicht all zu langer Zeit so gierig verschlungen hatte.

Nika unterhielt sich leise mit dem Kapitän des Schiffes, den das Wetter überhaupt nicht beunruhigte. Auch der Steuermann schien von den meterhohen Wellen unbeeindruckt zu sein. Die pinkhaarige Frau verdrängte, so gut es ihr möglich war, ihre Ängste und vertraute ihr Leben der Schiffsbesatzung an. Sie konnte, schon wieder, überhaupt nichts tun. Außer warten.
 

Am Abend des selben Tages, Hafenstadt Sanur
 

"Hauptmann. Was sollen wir tun? Es sind mehr Feinde als unsere Späher gemeldet haben."

Der Soldat sprang von einem Bein aufs andere, während er auf eine Antwort wartete.

"Ihr solltet euch ergeben. Sonst werden sie euch gnadenlos abschlachten."

"Wer... ach. Ihr habt doch den Attentäter erledigt."

Lautlos hatte sich die vermummte Gestalt genähert. Nun verharrte der Unbekannt im Halbdunkel. Die dunklen Augen musterten den Milizführer. Lajakan wusste zwar nichts über diese Person aber auf jeden Fall war der Vermummte gefährlich. Und er hatte Recht mit dem was er sagte. Mit einem Seufzer nickte er.

"Die Stadttore sollen geöffnet werden und die Soldaten sollen keinen Widerstand leisten. Vielleicht verschonen sie wenigstens das einfache Volk."

Er verfluchte sich dafür, dass er die Bewohner nicht schon längst hatte evakuieren lassen. Jetzt musste er sehen dass er das Beste aus der Situation machte.

"Sind die Schiffe und Bote fertig."

"Ja Kommandant. Wir haben fast unser gesamtes Petroleum verwendet."

"Sehr gut. Veranlasst dass sie sofort in Brand gesetzt werden. Wir müssen zumindest dafür sorgen dass ihnen eine Verfolgung der Prinzessin unmöglich ist. Ich bin mir sicher dass sie hinter ihr her sind."

Der Soldat nickte nur und verschwand dann sofort. Lajakan wandte sich langsam in Richtung des Stadttores. Er hasste sich dafür dass er keinen Widerstand leisten wollte. Aber es war die einzige Möglichkeit die Leben seiner Soldaten und die der Zivilisten zu retten. Als er ankam sah er die Truppen des Kaisers bereits die Stadttore passieren. Seine Leute hatten die Waffen bereits niedergelegt, so wie er es angeordnet hatte. Er wusste das es auch für sie ein harter schlag war. In den letzten Stunden hatten sie extra Pläne zur Verteidigung Sanurs entworfen. Sie alle waren nun hinfällig. Ohne auch nur einen Mann verloren zu haben marschierte Aganon in die Stadt ein. An der Spitze des Heeres ritten fünf schwer gerüstete Männer. Eindeutig hohe Ritter des Kaiserreichs. Und der Reiter in der Mitte machte keinen Hehl daraus wer der Anführer der Streitkraft war und von nun an hier das Sagen hatte.

Ohne ein Zeichen von Angst stellte sich der Kommandeur in den Weg der Reiter. Die Reiter verlangsamten ihr Tempo und ließen schließlich sogar ganz anhalten. Amüsiert blickte der Aganische Ritter auf Lajakan herab.

"Ihr müsst der Anführer dieses armseligen Haufens sein. Ich bin Kommandant Hakin. Scheinbar seid ihr halbwegs intelligent und habt euch deswegen entschlossen keinen Widerstand zu leisten."

Die Reiter lachten verächtlich. Der Milizanführer kochte vor Zorn. Dennoch musste er diese Demütigungen schlucken.

"Ich bin Hauptmann Lajakan. Anführer der örtlichen Miliz. Wir haben uns entschlossen uns kampflos dem Kaiserreich zu ergeben und vertrauen auf eure Weisheit und bitten demütigst um Gnade."

"Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Vielleicht sollten ihr noch auf die Knie fallen und betteln. Die Rolle eines Bittstellers scheint euch ja zu gefallen."

"Es ist genug Hakin."

Wie ein Gespenst schob sich der Vermummte aus den Schatten hervor. Die Augen sprühten vor Hass.

"Was wollt ihr? Und wie redet ihr überhaupt mit mir? Bringt mir gefälligst den Respekt entgegen der mir gebührt oder..."

"Oder was?"

Wortlos öffneten und senkten sich die Kiefer des Kommandanten das vor Wut gerötete Gesicht fixierte den verhüllten Mann.

"Ihr solltet euch nicht zu viel herausnehmen. Außerdem habt ihr wichtigeres zu tun. Ihr solltet eurem General melden dass die Prinzessin mit einem Schiff nach Antos unterwegs ist."

Sprachlos starrte Lajakan den unbekannten an. Er war ein Spitzel des Kaiserreichs? Aber warum hatte er dann die Prinzessin beschützt.

"Und warum habt ihr dieses Miststück nicht umgebracht? General Ikes hat doch..."

"Euer dämlicher Ikes hat mir ebenso wenig zu befehlen wie ihr. Ich nehme nur Befehle vom verborgenen Rat entgegen und von sonst niemandem. Außerdem hat euer dämlicher Attentäter die ganze Miliz mit seinem unüberlegten Handeln in Alarmbereitschaft versetzt. Aber keine Sorge. Ich habe ihn für seinen Fehler schon bestraft. Sein Leichnam schwimmt bestimmt schon mit den Fischen im Hafenbecken."

"Ihr Assasine glaubt wohl ihr könnt euch alles Erlauben. Ich werde dafür sorgen das ihr für eure Taten zur Rechenschaft gezogen werdet."

Noch ehe der aufgebrachte Hakin reagieren konnte stand der Assasin neben ihm. Der Dolch schwebte gefährlich über den Weichteilen des Kommandanten.

"Ihr solltet dankbar sein das wir den Kaiser überhaupt unterstützen... Kommandant."

"Ja... ja ja natürlich bin ich dankbar."

"Gut. Da wir das nun geklärt haben kann ich ja wohl dann gehen."

Mit einem Ruck wandte sich der Mann ab und verschwand wieder in den Schatten. So lautlos wie er aufgetaucht war. Die Reiter waren mucks Mäuschen still. Auf den Straßen hallte jedoch lautes lachen. Die Soldaten Jelanars konnten sich nicht mehr beherrschen und auch der Hauptmann musste sehr mit sich kämpfen.

"Ruhe!"

Brüllte der erboste Kommandant schließlich.

"Du! Lajakan. Morgen wirst du als Warnung an alle Hingerichtet. Deine Soldaten werden als Sklaven nach Aganon gesandt und diese Stadt wird in das Kaiserreich eingegliedert. Falls jemand Einwende hat, so wird sich der Schafrichter bestimmt über mehr arbeit sehr freuen." Aber niemand sagte ein Wort. Schweigend fand die Festnahme der Miliztruppen statt. Fluchend wurden die brennenden Wracks der Schiffe und Bote von den Aganiern zu Kenntnis genommen und anstatt einer jubelnden Menge, verfolgten am folgenden Tag die hilflosen Menschen die Enthauptung Lajakans.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  uron
2009-05-26T12:15:58+00:00 26.05.2009 14:15
der arme kommandant ;-; aber musste ja so passieren bei den bösen menschen :(
aber wie immer sehr spannend, bin mal gespannt, wass es so noch mit dem assasinen auf sich hat. ^^ werd mich dann gleich mal ans nächste kapitel machen. :P


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