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dea et canis

~*~Göttin und Hund~*~
von

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Kapitel 3 - Children Case

Kapitel 3 - Children Case
 

Ein stechendes Gefühl zwang Shigure widerwillig dazu die Augen zu öffnen. Die Sonne hatte bereits ihre Strahlen soweit ins Zimmer geworfen, das sie liebevoll den unteren Teil des Futons streichelten und erwärmten. Zwar war Winter, doch dies änderte nichts an der wundervollen Wärme einiger Sonnenstrahlen. Eine Hand hatte Shigure auf seine Stirn platziert und blickte geblendet von dem grellen Sonnenlicht hoch an die Decke seines Zimmers. Sie hatte immer noch die gleiche Farbe wie Tage zuvor, sehr beruhigend. Scheinbar war es gestern doch zu viel von dem inländischen Sake gewesen, denn schon lange nicht mehr fühlte sich der Hundeträger dermaßen mies nach einem Abend in der Stammkneipe.
 

Wahrscheinlich hatte er in der Phase, als ihm klar wurde, warum er eigentlich so traurig war, weitaus mehr getrunken, als er eigentlich vorgehabt hatte. Vielleicht sollte er den Alkohol einfach weglassen und stattdessen seine Gefühle in einem der neuen Bücher unterbringen – nein, das war definitiv eine schlechte Idee. Aus dem Untergeschoss waren schon deutlich Stimmen zu hören, scheinbar waren die Anderen bereits früher wach als er. Sollte dies nicht eigentlich anders sein? Sollte er nicht als Herr dieses Hauses vor den Anderen wach sein, normalerweise ja, doch heute würde diese Ausnahme die Regel bestätigen. Denn immerhin war gestern nicht unbedingt ein leichter Tag gewesen. Im Gegenteil. Ein lang gezogenes Seufzen verließ schließlich die Lippen von Shigure, bevor er sich vorsichtig in dem Futon hochrappelte und schmerzhaft feststellte, dass er nicht nur Kopfschmerzen von dem gestrigen Abend weggetragen hatte. Seine Gliedmaßen fühlten sich an als hätten sie sich im Schlaf mit Blei gefühlt und wollten nun verhindern, dass der Schriftsteller aus dem Bett kommen konnte. „Verstehe, du willst mich dafür bestrafen das das letzte Sake Schälchen gestern zu viel war richtig?“, mit diesen Worten hatte sich Shigure schließlich vollständig aufgerichtet, die Decke zurück geworfen und quälend langsam seine Beine aus dem Klammergriff dieser befreit. Sein Magen rebellierte schon deutlich dem Frühstück entgegen, obwohl Shigure einen Geschmack in seinem Mund verspürte, der ihn nicht unbedingt dazu verleitete etwas zu essen. Dennoch wusste er, das Tohru es nicht zulassen würde, das er ohne ein ordentliches Frühstück aus dem Haus ging und dieses wollte er heute auf alle Fälle noch verlassen. Warum? Diese Frage würde sich wohl ganz alleine beantworten und brauchte keine Erklärung …
 

Nach einigen Minuten stand Shigure schließlich aufrecht in seinem Zimmer, blickte etwas durch den Wind zu dem Fenster, welches die Sonnenstrahlen in den Raum warf. Vielleicht sollte er es öffnen, um den Geruch des Alkohols schnell zu beseitigen? Es folgten einige unsichere Schritte, bevor er an dem Fenster angekommen war, und dieses mit einem Ruck öffnete. Sofort schleuderte ihn der Winter eine kühle Brise ins Gesicht, die jedoch nur mehr als gut tat. Erst jetzt bemerkte der Hundeträger, dass seine Wange ein schmerzhaftes Gefühl durchzog. Sachte platzierte er nun seine Finger an dem Pflaster seiner Wange, welches zum Glück noch an der richtigen Stelle saß. Akito musste ziemlich stark ausgeholt haben, denn immer noch schmerzte die Stelle ein wenig. Aber im Grunde war es wohl Shigures eigene Schuld gewesen, immerhin hatte er das Familienoberhaupt mit irgendeiner Geste, mit Worten oder der Gleichen wütend gemacht, ansonsten hätte sie nie so reagiert, nicht sie. Ein lang gezogenes Seufzen verließ die Lippen des Schriftstellers, bevor er dem Fenster den Rücken zukehrte und langsam aus dem Zimmer schritt. Bereits im kleinen Treppengang konnte man den wundervollen Duft des erwartenden Frühstückes riechen, der sich wie eine schleichende Schlange durch das Haus bewegte. Ein süßer Duft, der auf frischgebackene Brötchen hinwies. Vielleicht war es doch besser ein wenig zu frühstücken bevor er sich auf den Weg zurück in Haupthaus begeben würde, vielleicht sollte er auch vorher Hatori anrufen, ob ein Besuch auch angemessen wäre. Aber zuerst musste das Frühstück überwältigt werden, ohne das jemand Verdacht schöpfen würde. Erneut lies Shigure ein leises Seufzen über seine Lippen wandern, bevor sich auf diesen ein Lächeln bildete, und er genau mit diesem die Tür zu dem Wohnzimmer aufschob …
 

„Guten Morgen Shigure-san! Gut geschlafen?“, die fröhliche Stimme von Tohru vermittelte sofort die umliegende gute Laune, die in dem Zimmer herrschte. Sie saß zusammen mit Yuki und Kyo an dem Kotatsu, der geschmückt war mit einigen Kerzen von der Feier gestern und natürlich dem köstlichen Frühstück. „Guten Morgen Tohru-kun“, mit diesen Worten und immer noch das strahlende Lächeln auf dem Gesicht, platzierte sich der Schriftsteller neben dem jungen Mädchen an den Tisch. Sofort bemerkte Shigure den wachsamen Blick seines Cousins auf ihn ruhen, der anscheinend immer noch über den Anblick von gestern Nacht nachdachte. Wieso hatte er sich auch erwischen lassen?

„Hast du dich etwa verletzt?“, etwas verwirrt drehte der Schriftsteller seinen Kopf zur Seite, blickte in das besorgte Gesicht von Tohru, die das Pflaster an seiner Wange genau unter die Lupe nahm.

„Er hatte eine wilde Nacht mit Alkohol und einer bestialischen Liebschaft..“, sofort hatte Shigure seinen Blick nun zu Yuki gewandt, der diesen monoton erwiderte. Für einen Moment herrschte eine drückende Stille zwischen den beiden Verfluchten, eine Stille die sich, wie ein tiefer Schleier in den Raum legte und jegliche gute Laune in den Keller warf. Jedenfalls für einen Moment..

Das Lächeln auf Shigures Gesicht wandelte sich mit einem Mal zu einem Grinsen um, gefolgt von einem lauten Lachen, in das der Schriftsteller ausgebrochen war. „Wer weiß, vielleicht hat Yuki ja recht. Obwohl ich eine wunderschöne Rose nicht unbedingt als bestialische Liebschaft bezeichnen würde..“, mit diesen Worten war das Thema für Shigure an jenem Punkt beendet. Lächeln blickte er nun wieder zu Tohru, die ihn zwar zuerst ein wenig überrascht musterte, dann jedoch den liebevollen Blick erwiderte und ihm lächelnd einen Teller entgegen hielt. Damit konnten sie nun endlich alle zusammen in Ruhe frühstücken, ohne einen Gedanken oder Worte an die vergangene Nacht zu verschwenden. Aus Shigures Sicht jedenfalls.

„Die Weihnachtsfeier gestern Abend war ein Traum Shigure-san, du hast einiges verpasst! Kisa und Hiro haben sich so sehr über ihre Geschenke gefreut, man hat sich wirklich wie in einer glücklichen Familie gefühlt.“, das Strahlen in den Augen von Tohru wandelte die gedrückte Laune sofort wieder in Festtagsstimmung um, nur Shigure war es dieses Mal, der zuerst das Zimmer wieder verließ mit den Worten, er müsse noch etwas Dringendes erledigen.
 

Das laute Klingeln des Telefons erzeugte schließlich den Effekt, das Akito langsam ihre Augen öffnete und gedämpft die Stimme von Hatori wahrnahm, der nebenan scheinbar mit jemanden telefonierte. Sie hatte schon lange nicht mehr so einen ausgiebigen Schlaf, doch fühlte sich ihr Körper deutlich gekräftigt durch den ausgiebigen Schlaf an. Ob wohl ER es war, der gerade mit dem Hausarzt der Sohmas telefonierte? Es war bestimmt nichts Falsches daran, sich darüber in Kenntnis zu setzen. Und vielleicht würde sie dadurch auch erfahren ob Shigure heute noch die Zeit hatte, ihr erneut einen Besuch abzustatten, oder besser gesagt, ob dieser überhaupt noch einmal Interesse daran hatte sie zu sehen. Lautlos erhob sich Akito aus dem Futon, wandte sich an die Tür des Zimmers und verließ dieses, wohl bedacht darauf, keine Geräusche zu erzeugen. Zuvor hatte sie sich noch eine leichte Decke umgelegt, sodass sie nicht nur in dem Schlafyukata durch die Gegend lief, dies würde dann doch ein wenig zu freizügig wirken. Sie würde nicht auf sich aufmerksam machen, sondern leise von ihrem Zimmer sich in das von Hatori begeben.

Ein kurzer Blick nach links und rechts bestätigte dem Familienoberhaupt, das sie niemand gesehen hatte, bevor sie sachte die Tür zu dem Zimmer des Arztes aufschob und in dieses einschritt. Mittlerweile kam sie sich vor, wie ein Einbrecher der verhindern musste, dass man ihn wahrnahm, dieser Gedanke lies Akito ein sachtes Lächeln auf ihre Lippen zaubern. Hatori stand an dem einzigen Fenster des Zimmers, blickte aus diesen zu dem mittlerweile wieder eingetretenen fallenden Schnee, während seine Stimme deutlich warnend klang.

„Akito schläft noch und ich werde garantiert nicht auf die dumme Idee kommen, diesen Schlaf zu unterbrechen, es ist lange her, seitdem sie so tief und ruhig geschlafen hat.“, auf diese Worte hin horchte Akito neugierig auf, scheinbar schien Hatori mit jemandem zu telefonieren, den er sehr gut kannte. Auch der warnende Ton lies daraus schließen, dass es jemand aus der Familie war. Da gab es nicht viele Möglichkeiten.
 

„Vielleicht solltest du nochmals ganz genau über deine Worte von gestern nachdenken, du bist doch nicht mehr ganz bei Sinnen!“, erschrocken zuckte Akito zusammen, als sie die laute, mahnende Stimme von Hatori erneut vernahm. Mit wem genau sprach der Arzt gerade? Sachte platzierte Akito einen Fuß vor den anderen um näher an Hatori heran zutreten um eventuell auch einige Worte von der Person auf der anderen Leitung aufschnappen zu können. Seid wann war sie so verdammt neugierig und belauschte Hatori bei einem vielleicht privaten Gespräch? „Shigure nun hör mir mal genau zu.. ist dir überhaupt klar, was du gerade von mir verlangst?“, genau in diesem Moment hatte sich Hatori zur Seite gedreht und erblickte aus den Augenwinkeln heraus Akito, die ihn mit einem undefinierbaren Blick musterte. Für einen Moment herrschte vollkommende Stille in dem großen Raum, die Stimme des Hundeträgers war nun deutlich aus dem Hörer des Telefons zu hören.

„Akito?“, die Stimme des Arztes klang überrascht, diese Tatsache kommentierte Akito jedoch nur mit einem ausdrucklosen Gesicht. Sie wollte wissen, was gestern noch geschehen war, warum man sie belogen hatte.

Wieso hatte Hatori nicht erwähnt das gestern Abend noch etwas vorgefallen war?
 

„Richte Shigure aus, das er sich sofort auf dem Weg hierher machen soll, ich werde nicht lange warten..“, mit diesen Worten, die ausdruckslos und kalt geflüstert worden waren, hatte Akito das Zimmer schließlich wieder verlassen und war zurück in ihr eigenes gegangen. Sie wusste genau das Shigure kommen würde, denn er konnte sich ihren Worten nicht widersetzen, und sie würde herausfinden, was gestern noch vorgefallen war. Akito würde es schaffen zu erfahren, was genau Hatori mit ‚den Worten von gestern’ gemeint hatte..
 

„Du sollst sofort herkommen, und beeil dich, es scheint wirklich ernst zu sein..“, mit diesen Worten hatte Hatori das Gespräch beendet und blickte besorgt aus dem Fenster zu dem herabfallenden Schnee, Akito hatte mehr als nur wütend ausgesehen, auch wenn sie ihren Blick ausdruckslos gehalten hatte..
 

Was wohl vorgefallen war, dass sie ihn so schnell sehen wollte? Bereits jetzt spürte Shigure deutlich, das er sich auf ein ziemlich lautes Wortgefecht einstellen musste, denn auch der Stimmton von Hatori hatte verraten, das es kein Treffen war, um in Erinnerungen an die gemeinsame Zeit zu schwelgen. Sofort hatte sich der Hundeträger von den anderen verabschiedet und war auf schnellsten Weg, dieses Mal sogar in einem seiner Yukatas, zu dem Haupthaus gegangen. Den kalten Schnee versuchte er dabei so gut es ging zu ignorieren, auch wenn dieser dafür sorgte, dass seine Haare nass und wirr wurden. Die Straßen waren wie leer gefegt, und somit dauere es nur einige Minuten bis Shigure schließlich außer Atem vor dem großen Tor des Haupthauses stand. Sein Herz schlug in unregelmäßigen Abständen, viel zu schnell für seine Verhältnisse. Was hatte ihn dazu verleitet so schnell zu laufen? Nur die Tatsache, dass sie ihn sehen wollte und dies zwar so schnell wie möglich? Oder die Angst, dass sie erneut so wie gestern reagieren würde, wenn er sich Zeit gelassen hätte? Die Antwort darauf konnte man aus vielen Blickwinkeln betrachten, doch eine wirkliche Lösung dafür gab es nicht. Unbewusst öffnete Shigure sachte die große Tür, trat durch diese ein und durchquerte stillschweigend den Garten. Dieser war deutlich belebter als gestern Abend, denn schon jetzt tummelten sich die Angestellten des Hauses durch die kleinen Wege und jeder von ihnen warf einen vielsagenden Blick auf Shigure. Sie wussten das Akito scheinbar nicht gut gelaunt war. Ein leises Seufzen verließ die Lippen des Schriftstellers, als er schließlich auch die Tür zu de Hauptgebäude öffnete und stumm in dieses eintrat …
 

Der Gang war wie leer gefegt, das Einzige, was zu erkennen war, war die halb offen stehende Tür, die zu Akitos Zimmer führte. Sie schien bereits zu warten, und dies anscheinend mehr als nur ungeduldig, ansonsten würde die Tür nicht offenstehen, nicht ihre. Es folgte ein leises Seufzen von Shigure, bevor er sachte näher an den Eingang des Zimmers trat und durch diesen hindurch blickte zu dem Familienoberhaupt, welches halb über den Tisch gelehnt dasaß und mit ihren dunkeln Augen darauf wartete, dass er eintreten würde.

„Du hast dir ziemlich viel Zeit gelassen, komm sofort rein und schließ die Tür hinter dir..“, entgegnete Akito mit einem scharfen, schneidenden Ton, als sie erkannte, das Shigure nun endlich hier eingetroffen war. Dieser jedoch zuckte innerlich unvermeidlich zusammen, er hatte schlechte Laune erwartet, doch das Akito ihre Laune so tief in den Keller hat sinken lassen, überraschte den Schriftsteller ein wenig. Wortlos trat er schließlich in das Zimmer ein, schob die Tür hinter sich zu und verschloss somit seine momentan einzige Fluchtmöglichkeit..
 

Schweigend blickte Akito aus ihren dunkeln Augen heraus in das Gesicht von Shigure, der mittlerweile ihr gegenübersaß und sie nachdenklich musterte. Es waren schon einige Minuten vergangen, in denen keiner der Beiden auch nur ein Wort gesprochen hatte und mittlerweile wurde die drückende Stille, mehr als nur schwer über ihren Köpfen.

„Du stinkst nach Alkohol..“, mit diesen Worten beendete das Familienoberhaupt schließlich die drückende Stille, verzog etwas angewidert das Gesicht, woraufhin Shigure verwirrt aufblinzelte. Tatsächlich, er hatte zu Hause nicht einmal die Zeit dazu gefunden sich zu Duschen um den Geruch der Kneipe von gestern los zu werden. Sofort schlich sich ein zynisches Lächeln auf die Lippen von Shigure.

„Ich hatte auch keine Zeit mich zu duschen, da ich sofort wieder aus dem Haus gejagt wurde..“, konterte der Hundeträger leise, drehte den Kopf zur Seite, welchen er auf seinem Arm aufgestützt hatte, und blickte nachdenklich durch das Zimmer. Er war sicher nicht hier her bestellt worden, um ein wenig Small Talk mit Akito auszuüben, definitiv, hier war etwas faul.

„Wieso betrinkst du dich überhaupt? Hattest du Grund dazu? Immerhin scheinst du gestern noch sehr lange hier auf dem Anwesen herumgegeistert zu sein.“, der durchdringende Blick von Akito verstärkte ihre strafenden Worte noch mehr, brachte Shigure dazu sein Lächeln für einen Moment wieder verschwinden zu lassen.

„Ich hatte meine Gründe..“, langsam hörte man auch deutlich an Shigures Stimme, das ihn die ganze Situation deutlich über den Kopf stieg. Sofort war ein dumpfer Schlag zu hören, Akitos Blick verfinsterte sich augenblicklich und sie beugte sich noch eine Spur weiter über den Tisch hinweg um den Hundeträger näher sein zu können.

„Diese wären?“, sie musste es einfach wissen, sie wollte erfahren, wieso er sich dazu entschieden hatte, doch noch einige Zeit auf dem Gelände des Haupthauses zu verweilen obwohl sie ihn deutlich nach Hause geschickt hatte, außerdem hatte es danach noch sehr lange geschneit, war er die ganze Zeit über im Schnee alleine gewesen? „Es sind meine Gründe und nicht deine..“, Shigures Stimme hatte mittlerweile einen kalten, tiefen Ton angenommen, der nur dann zum Vorschein kam, wenn ihm ein Thema mehr nur als nur gegen den Strich ging in der Form seiner Entwicklung.
 

Mit einem gewaltigen Ruck hatte sich Akito von ihrem momentanen Sitzplatz erhoben, stand nun in voller Größe vor dem Kotatsu und blickte wütend in das Gesicht von Shigure. Ihre Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, und auch der weiße Yukata den sie trug war von Falten nur so übersehen. Sie hatte es nicht für wichtig empfunden sich nach dem Wachwerden umzuziehen, wieso auch, es gab keinen Grund dazu? Es standen keine Feierlichkeiten, nichts in naher Zukunft fest.

„Ich warne dich, treib keine Spielchen mit mir! Ich weiß, wann du mich anlügst und wann nicht. Nun sag mir sofort was deine Beweggründe dafür waren, gestern Abend nicht sofort nach Hause zu gehen! Wo warst du, wieso stinkt dein kompletter Körper so stark nach Alkohol! Ich will klare Antworten und keine lächerlichen Ausweichversuche!“, mit jedem Wort, das die zitternden Lippen von Akito verlassen hatte, wurde sie lauter und lauter, die Stimme jedoch verwandelte sich mit jeder Sekunde in einem Befehlston, der keine Spur von Freundschaft in sich aufwies. Für einen Moment wandelte sich das Zimmer wieder in einen von Schweigen gehüllten Raum, der nicht zuließ, dass auch nur ein Wort gesprochen wurde. Eine Stille, die bedrückend und schwer war.
 

„Kannst du dir die Gründe dafür nicht denken?“, mit diesen Worten blickte Shigure sachte zu Akito hoch, fing mit seinen Augen die dunklen des Familienoberhaupts ein und dachte nicht erneut darin, den Blick abzuwenden. Und diese Worte waren es auch gewesen, die Akito völlig aus der Bahn warfen. „Hör auf dich über mich lustig zu machen, ich würde nicht fragen, wenn ich deine Beweggründe für solch sinnlose Aktionen wüsste!“, mittlerweile hatte sich die starke, wütende Stimme wieder eine Spur gesenkt, wirkte schon beinahe ein wenig ängstlich. Vielleicht wusste Akito den Grund für sein Verhalten schon längst und wollte es nur nicht wahr haben? Vielleicht war auch einfach nur etwas vorgefallen das Shigure erschüttert hatte.

„Du weißt es doch schon längst..,“ und erneut sprach Shigure jene Worte aus, die in Akito eine Art Kettenreaktion der Gefühle hervorriefen. Genau die Worte, die dafür sorgten, dass das Familienoberhaupt nun wütend über den Tisch griff, somit mit ihren Fingern den Halsansatz des Yukatas von Shigure umgriff und somit versuchte ihn ein wenig höher zu ziehen.
 

„Ich sagte, du sollst dich verdammt noch mal nicht über mich lustig machen!“, mittlerweile war Akitos Stimme so laut geworden, dass sie eher einem Schreien, als einem normalen Gesprächston glich. „Wie oft soll ich es dir noch sagen, du..“, doch weiter konnte Shigure seine Worte nicht über seine Lippen wandern lassen, denn sofort durchfuhr ein zuckender Schmerz seine Wange. Ein Schmerz, der begleitet wurde von einem dumpfen Klatschen. Für den Bruchteil einer Sekunde trat erneut diese drückende Stille ein, gefolgt von einem leisen, gequälten Seufzen. „Mittlerweile sollte dir bewusst sein, dass mir deine Schläge nicht mehr wehtun können, oder siehst du das anders?“, mit diesen Worten drehte der Hundeträger seinen Kopf sachte ein Stück zur Seite um Akito wieder anblicken zu können. Sie hatte doch ziemlich kräftig zugeschlagen, allerdings nicht fest genug, um ihn einen ernsthaften Abdruck zu hinterlassen. Es dauerte einige Momente, bis sich Akito wieder von ihrem kleinen Wutausbruch erholt hatte, doch ihre Stimme behielt weiterhin diesen kalten, tiefen Ton. „Wieso sagst du so etwas zu mir?“ Und erneut wurde der Raum durch ein tiefes Schweigen durchflutet, woraufhin Shigure sich sachte aus seiner knienden Position erhob, sich vor Akito stellte und ihre Handgelenke mir seinen Armen umschloss, diese somit von seinem Kragen hinweg zog. „Weil es die Wahrheit ist, Akito, das solltest du inzwischen gelernt haben..“, mit genau diesen Worten hatte Shigure ein sachtes Lächeln auf seinen Lippen entstehen lassen, bevor er sich eine Spur zu dem Familienoberhaupt beugte, näher und näher.
 

Ob Akito sich gewehrt hätte, wenn sie gewusst hätte was passieren würde, stand außer Frage und wohl nur sie alleine wusste die Antwort auf diese rein rhetorische und nutzlose Frage. Und als sie schließlich auch die warmen Lippen des Hundeträgers auf ihrer Stirn spürte, nahmen ihre halbherzigen Versuche ein Ende, sich aus dem Griff von Shigure zu befreien. Die dunklen Augen des Familienoberhauptes weiteten sich sofort eine Spur, und sie blickte irritiert in das Gesicht von Shigure, als sich dieser wieder von ihr löste, und sie kurz musterte, ehe er sich umdrehte und ihr die Rücken zuwandte. „Ich werde dich morgen noch einmal besuchen kommen, es wird Zeit für mich, meinen Verpflichtungen nachzugehen..“, ohne ein weiteres Wort über das eben Geschehene noch verlieren, öffnete der Schriftsteller sachte die Tür und verließ durch diese das Zimmer von Akito. Diese stand nur wie zu Stein erstarrt dar, blickte starr gerade aus und versuchte das eben Gefühlte zu verarbeiten und vor allem, zu verstehen…
 

Shigure war sich dessen nicht ganz bewusst, hatte er den eben erzeugten Kuss wegen seinen Gefühlen gemacht, oder einfach nur um Akito dazu zu bringen, endlich still zu sein? Vielleicht hatte er einfach nur gewollt, das sie die Sache, über die sie eigentlich sprechen wollten, vergessen sollte. Anscheinend hatte er dies auch perfekt geschafft. Schweigsam ging der Hundeträger vorbei an den Bediensteten, vorbei an seinem besten Freund, den er nur mit einem leichten Kopfschütteln dazu brachte, nichts zu sagen. Er wollte nun keine Worte hören, von Niemanden außer vielleicht noch einmal von ihr. Jedoch nur solche Worte, die sein geschundenes Herz heilen würden. Als er schließlich das Haupthaus verließ, war der Schneefall noch stärker geworden, der Himmel war unter einem grauen Wolkenmeer untergegangen.

Ein Wetter das für die Traurigen und Verletzten, wie geschaffen war. Shigures Schuhe knirschten laut unter dem auf dem Boden liegenden Schnee, gerade platzierte er seine Hand auf dem Türknauf des Anwesens, um dieses zu verlassen, als ihn eine Stimme zurück in die Realität rief.

„Warte.. bitte warte..“, jene Worte hallten wie ein lautes Bergecho in seinen Ohren wieder, woraufhin sich Shigure sachte umdrehte und zurück zu dem Haus blickte. Und jener Anblick, der ihm geboten wurde, lies ihn für einen Moment komplett die Sprache vergessen. Akito hatte sich durch den kleinen Garten von ihrem Zimmer aus durch den kalten Schnee geschlagen, ohne Schuhe, ohne Jacke, nur in dem leichten Yukata, der noch dazu zur Hälfte offen stand. Vor ihrem Mund bildeten sich kleine Dampfwölkchen, die die Kälte zu dieser Stunde perfekt offenbarten. „Es..“, mit diesem leise Ansatz war sie vor Shigure zum Stillstand gekommen, blickte ihn aus den dunklen Augen heraus erwartungsvoll an. Ob sie darauf wartete das Shigure selbst zu sprechen begann, das wusste der Hundeträger nicht, wichtig war für ihn nur erstmals wieder vernünftig denen zu können. Und seiner Vernunft schrie ihn gerade verdammt laut ins Ohr, das SIE, gerade SIE nicht hier sein durfte. „Bist du noch bei Sinnen?! Du kannst doch nicht barfuß im Schnee herumstolzieren?!“, seufzend platzierte er seine Hand auf seiner Stirn, wischte sich einmal komplett über das Gesicht in der Hoffnung, dieses Bild vor ihm würde verschwinden, doch im Gegenteil, es kam noch näher. „Ich wollte aber..!“, begann Akito leise, versuchte ihre Stimme gesenkt zu halten, nicht laut zu werden, was ihr unter den kalten Umständen auch gelang. „Ist okay.. ich versteh dich ..“, mit diesen Worten hatte Shigure sie sachte hochgehoben, ihre Beine von dem kalten Schnee befreit und sie fest an seinen eigenen, warmen Körper gepresst. „Ich bring dich noch eben zurück..“, nachdem auch diese eher belanglose Erklärung gefallen war, und auch Akito sachte ihre Arme um den Hals des Älteren gelegt hatte, ging dieser langsam zurück zu dem großen Familienhaus. „Danke..“, mit diesen Worten hatte Akito schließlich ihre Augen geschlossen, nahm jegliche Wärme des Körpers des Schriftstellers auf, um nicht in der Kälte des Winters zu versinken.
 

Es war genau wie damals.. dieselbe Jahreszeit, dieselbe Situation, der gleiche Schnee..

Die gleiche, kindische Geste wie damals …
 

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und wieder einmal ist ein neues Kapi beendet. Gott ich bin verliebt in diese Charas. Ich muss sagen, FB hat wirklich etwas einzigartiges das mich verzaubert hat. Vor allem Akito und Shigure sind ein Traum.

Naja viel Spaß beim lesen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Caro-kun
2009-07-09T11:53:10+00:00 09.07.2009 13:53
Das Gespräch zwischen Akito und Shigure hast du wahnsinnig realistisch geschrieben. Natsuki Takaya sollte deine Geschichte wirklich zeichnen, sie ist in dem gleichen Stil gehalten wie der Manga, finde ich.

Ich hatte ja zuerst gedacht, Shigure würde Akito auf die Lippen küssen, aber so wie du es geschrieben hast, finde ich es auch okay. Die Handlung rollt dadurch nicht so schnell davon.

Ich hätte auch nicht erwartet, dass Akito Gure-San vom Gehen abhält. Dass sie ihm wirklich nachläuft. War eine schöne Überraschung.

Und dieses Bild war so süß ^^
Shigure trägt Akito auf seinen Armen zum Haus zurück X3

Von:  Shini_Holmes
2009-05-16T16:57:52+00:00 16.05.2009 18:57
Das Kapi war so schön... *_*
Vor allem der Schluss war echt schön!
Wieder mal sehr schön geschrieben... das Pairing passt einfach perfekt zusammen! Echt schön, wie du die Beziehung zwischen den beiden beschreibst...
Die letzte Stelle hat's mir halt am meisten angetan, weil du die so gut ausgearbeitet hast^^
Shigure ist einfach nur toll geschrieben und bei Akito hast du dich selber übertroffen...
Übrigens die letzten Sätze mit 'der selbe Schnee' (ich weiß nicht mehr genau, wie sie lauten), aber die hatten irgendwas an sich, dass ich sie zwei Mal lesen musste :D
Ich freu mich schon darauf, zu erfahren, wie es weitergeht... weiter so^^


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